Das Endspiel im Niedersachsenpokal ist verloren gegangen wie ihr bestimmt wisst. Ich war nicht vor Ort und das was gezeigt wurde genügt nicht um einen wie sonst gewohnten Bericht zu schreiben. Stattdessen bekommt ihr einen Zeitungsbericht geliefert:
" Tränen und Erschöpfung nach der Finalpleite
SV Atlas verliert Endspiel im Niedersachsenpokal
Die Fußballer des SV Atlas wissen durchaus, was sich gehört- sie mussten am Samstag aber mehrfach daran erinnert werden. nach dem völlig verdienten 0:2 (0:1) im Endspiels des Niedersachsenpokals beim VfV Hildesheim standen, lagen und kauerten die Delmenhorster fix und fertig auf dem Rasen, als der Stadionsprecher sie wiederholt zur Siegerehrung bat- fast schon mit schlechtem Gewissen. Schließlich war es der Sportchef Bastian Fuhrken, der die Mannschaft dazu bewegte, sich an das Protokoll zu halten. "Das gehört sich so", sagte er.
Und so schlichen die Spieler zur Übergabe ihrer Silbermedaillen und standen danach den Siegern Spalier. Dass sie im Finale zuvor Ähnliches hatten, wäre sicher übertrieben gesagt; dass sie weit unter Wert geschlagen wurden, stellte aber nicht nur Trainer Dominik Schmidt fest. "Es hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die die mehr investiert hat" sagte der Coach, dem die Niederlage nicht als einzigem sichtlich nahe ging.
Im Mannschaftskreis waren zuvor Tränen geflossen. Eine Woche vorher hatte das Oberliga-Team den Wiederaufstieg in regionalliga entgültig verpasst. "Wir haben unsere Ziele verfehlt" sagte Schmidt knallhart. "Jeder muss sich fragen ob er genug dafür getan hat, um sie zu erreichen. Ich kenne die Antwort."
So blieb den Delmenhorstern nur die Rolle der höflichen Partygäste, während der Ligarivale eine Fußballfete für die Geschichtsbücher veranstaltete. Lange nach dem Spiel waren die meisten der 3690 Zuschauer immer nochim Stadion und feierten mit den Hildesheimern, die wie kleine Kinder über den Rasen hüpften und nicht genug diesem Moment bekamen. Für den VfV war es der dritte Niedersachsenpokalsieg nach 1956, und 1976. "Wir haben von Minute eins gezeigt, das wir es mehr wollten", sagte Hildesheims Trainer Marcel Hartmann. Zur Belohnung gibt es nun die erste DFB-Pokal Teilnahme nach 47 Jahren.
Atlas war 2019 und 2023 dabei gwesen, das Endspiel 2024 war zweifellos das mit Abstand schwächste aus Delmenhorster Sicht. Es begann mit einer Chance von Justin Dähnenkamp in der zweiten Minute und nahm nach dem 0:1 in der siebten Minute seinen Lauf. Kerem Sari traf den Ball bei einem Rückpass zu Keeper Damian Schobert nicht richtig und legte dem herausragenden Hildesheimer Can Gökdemir die Führung auf. "Das kann passieren, war aber sinnbildlich" fand Schmidt.
Weitere Großchancen kamen für Atlas bis zum Schluss nicht hinzu, trotz zwischenzeitlich fünf Stürmern auf dem Feld. Mehr Ballbesitz hatten die Gäste zwar. Das zweite VfV-Tor in der 55. Minute zog ihnen aber den Stecker. Gökdemir dribbelte unbehelligt in den Strafraum, wieder raus, adnn wieder rein, eher er auf Fred Mensah querlegte, der mit Hilfe des Innenpfostens auch acht Metern einschob. Hinter ihm lauerten zwei weitere Hildesheimer. "Das hat mit Verteidigen nicht viel zu tun", klagte Schmidt. "Die Gegner werfen sich in jeden Ball und wir kriegen so ein Tor."
Ein wenig trost gab es von den knapp 500 eigenen Fans, die zu Beginn mit einer aufwändigen Choreo auffielen, bei der unter anderem der komplette Block die Delmenhorster Stadtflagge nachstellte. Zwischendurch erinnerten sie mit einem "Danke Basti"- Banner daran, dass es Fuhrken letztes Spiel als Sportlicher Leiter war. Der Gründervater ist fortan Sportvorstand. "Mit einem verlorenen Finale aufzuhören ist scheiße" sagte er. "Da fährst du heute im Bus nach Hause und hast den Pokal nicht dabei."
Er wirkte- wie alle anderen im Atlas-Tross- vollkommen erschöpft nach 39 Pflichtspielen (23 Siege), der eindrucksvollen aber vergeblichen Aufholjagd in der Oberliga und nun dem verlorenen Endspiel. "Ich erwarte eigentlich von einem Fußballer, das er Dinge abhaken kann", sagte Fuhrken, "gerade vor einem Finale". Offensichtlich waren aber nicht alle dazu in der Lage. "Es fehlte der Funke" bekannte Mittelfeldspieler Tom Trebin. Ousman Touray, offensiv noch der auffälligste, stellte fest: "Es war eine lange Saison. Uns ist am Ende die Luft ausgegangen."
Ob er bei Atlas bleibt, ist eine von vielen Fragen, die zumindest öffentlich noch nicht beantwortet sind. Sein Vertrag läuft ebenso aus wie etliche andere. In den vergangenen Wochen hatte Coach Schmidt sich mehrfach darüber beklagt, das sich seine Spieler zu viel auf Verhandlungen und Wechselgedanken konzentriert hätten. Wer bleibt und wer nicht, wird Atlas in den kommenden Tagen und Wochen bekannt geben.
Anders als in den Vorjahren gab es kein Abschiedsevent dr Mannschaft, trainiert wird auch nicht mehr- einige im Team haben sich also zum vorerst letzten Mal gesehen. Ein Besuch der Delmenhorster Sommerwiese am Samstagabend fand nicht statt. "Ich kann mich selbst nicht dazu aufraffen", sagte Fuhrken. "Wie soll ich dann die anderen motivieren?" Atlas ist damit offiziell in der Sommerause. Schmidt kündigte an:" Wir werden jetzt alles aufarbeiten und im Sommer dann in der Liga und im Pokal wieder angreifen um nächstes Mal vorne zu landen".
VfV Hildesheim - Atlas Delmenhorst 2:0 (1:0)
NFV- Pokalfinale
Hildesheim: Dahncke-Rauch, Mensah (73. Christel), Yilmaz
(85. Owusu), Elfert (85. Pourfard), Hady El Saleh (79. Dorski),
Hassan El Saleh, Gökdemir (61. Kiszka), Pläschke, Schulze,
Baghdadi
Atlas: Schobert- Fenski (58. Mansaray), Cisse, Sari, Temin-
Eggersglüß (88. Azazdzoy), Schallschmidt (73. Hefele)-
Touray, Trebin (65. Basha), Dähnenkamp- Rohwedder
78. Siech)
Tore: 1:0 Gökdemir (7.), 2:0 Mensah (55.)
Zuschauer: 3690 "
Quelle: Delmenhorster Kreisblatt vom 27.5.2024, Daniel Niebuhr