Segelsport

Kollision von Boris Herrmann. Er ist heute mit einem nicht identifizierten Gegenstand oder Tier zusammengestoßen (OANI). Dabei wurde sein Backbord-Foil zerstört. Boris ist o.k., das Schiff weiter seetüchtig. Der Unfall passierte etwa 900 nm östlich der brasilianischen Küste und bei einer Geschwindigkeit von 13,7 Knoten (rund 25 km/h). Der Schaden ist imens und nicht reparabel. Er eruiert mit seinem Land-Team, ob das Foil eingezogen und gesichert werden kann oder ob er es abtrennen muss, was sehr arbeitsintensiv und zeitraubend ist. Er will auf jeden Fall das Rennen fortsetzen.
 
Der 3. ist nun auch durchs Ziel: Sebastien Simon auf Group Dubreuil ist nach 67 Tagen, 12 Stunden und 25 Minuten über die Ziellinie gesegelt. Er war einer von den Schnellsten, musste dann aber zurückstecken wegen seines gebrochenen Steuerbord-Foils.
Diesen Schaden - allerdings auf Backbord - verzeichnete gestern auch Boris Herrmann, als er mit einem nicht identifizierten Gegenstand zusammenstieß. Er ist - wie berichtet - o.k., sein Schiff soweit auch. Allerdings verbrachte er einige Zeit zunächst mit der Sicherung des Foils und dann mit dem Zerschneiden des Teils. Da nun für fast die gesamt Reststecke Ostwinde vorherrschen, wo man dieses Foil bräuchte, ist er nun gehandicapt. Es ist unschwer vorherzusagen, dass er auch von den beiden Damen - Clarisse Cremer und Sam Davies - und Benjamin Dutreux ein- und überholt werden wird. Den wahrscheinlichen Platz 13 am Ende wird er sicher vor dem derzeit auf 14 geführten Romain Attanasio verteidigen können, da sein Vorsprung auf ihn rund 1.100 nm beträgt. Noch ist er aber auf Platz 10, der Boris.
 
Während vorne bei Jeremy Bejou und Sam Goodchild (4 und 5) wieder die Post abgeht, haben sich Paul Meilhat auf 6 und Nicolas Lunven auf 7 und - mit weiterem Abstand - Justine Mettraux gerade aus dem Hoch herausgearbeitet und jagen ziemlich flott den Führenden hinterher. Thomas Ruyant auf 9 bereitet sich auf besseren Wind vor. Mitten in der Flaute stecken Benjamin Dutreux und Clarisse Cremer (10 und 11), und tatsächlich ist Boris Herrmann weiter westlich mit etwas besserem Wind schneller als die beiden und verkürzt den Abstand auf nun etwa 120 nm. Sam Davies ist aber nur noch weniger als 30 nm hinter ihm und spekuliert natürlich auf seine Position 12. Wird er sie halten können? Ausgeschlossen ist das m.E. nicht, weil er relativ schneller aus der Flaute kommen wird als die vor ihm. Wenn dies geschieht, kann er eine Wende nach Nordost machen und liegt dann auf Steuerbord-Bug mit dem intakten Foil. Ich denke, dass es dann auch mit ihm etwas schneller vorwärts gehen wird. Allerdings achtet er sehr auf die Backbordseite mit dem wackeligen - wenn auch gesicherten - Foil.
 
Sam Goodchild meldet, dass er 14 Tuben Klebstoff hatte, die nun alle verbraucht sind für die Reparatur seines Groß-Segels. Inzwischen ist auf auf Platz 7 zurückgefallen und läuft Gefahr, noch bis auf 9 durchgereicht zu werden. Diese Position wird er aber mindestens halten können, weil der 10. - Benjamin Dutreux - rund 500 nm zurückliegt.
Boris Herrmann hat inzwischen wohl wieder seinen Rhytmus gefunden und segelt ganz flott mit auf seiner Position 13 momentan mit rund 16 Knoten. Wenn er durchkommt, wird das wohl auch seine Endplatzierung sein. Er hat sich mehr erhofft wie alle seine Fans, aber die Liste seiner Ereignisse, die ihn verlangsamten, ist ziemlich lang. So ist die Vendee-Globe halt.

1737557966489.png
 
Die Flotte mit den Positionrn 4 bis 13 kreuzt fleißig gegen den Wind, während sich von Nordwesten ein gewaltiges Sturmtief nähert mit Boen bis 70 Knoten und 9-10 m Wellen. Das wird vor allem die vorderen Yachten mit Jeremy Bejou mit Charal (4), Paul Meilhat mit Biotherm (5) und Nicolas Lunven mit Holcim-PRB (6) treffen. Thomas Ruyant (7), Justine Mettraux (8) und der gehandicapte Sam Goodchild (9) liefern sich ein Match-Race, das Sam Goodchild nicht wird gewinnen können mit seinem notdürftig geflickten Groß.

Die Gruppe mit Boris Herrmann auf 13 wird wohl mit dem Sturmtief nicht in Kontakt kommen, aber dafür werden sie sich wieder durch einen Hochdruckkeil mit schwachem Wind aus nördlichen und später nordwestlichen Richtungen arbeiten müssen. Hier die Situation um 15:00 Uhr:

1737649554224.png
 
Jeremy Bejou mit Charal ist eingelaufen am 24.01.25 und 1:58 Uhr. Er benötigte 74 Tage, 12 Stunden und 56 Minuten. Auch im Ziel ist Paul Meilhat mit Biotherm nach 74 Tagen, 22 Stunden und 38 Minuten. Nicolas Lunven mit Holcim-PRB hat noch rund 90 nm vor sich und wird als 6. vielleicht noch im Laufe dieses Tages einlaufen. Auf der offiziellen Ankunfts-Vorhersage erwartet man ihn aber erst morgen Vormittag.
Am Cap Finistere und am Sturmtief vorbeigeschmuggelt haben sich derweil Thomas Ruyant (7), Justine Mettraux (8) und Sam Goodchild (9), der trotz seines geflickte Großsegels noch munter mitmischen kann. Diese Gruppe hat noch 190 bis 250 nm vor sich und wird wahrscheinich im morgen das Ziel erreichen.
Frustrierend ist die Situation offenbar für Sam Davies (12), die meldet, dass sie zwar über die Ziellinie segeln könnte, aber danach wären die Wetterbedingungen mit 40 bis 50 Knoten so übel, dass sie nicht in den Kanal von Les Sables d'Olonne reinfahren könnte. Daher wartet sie jetzt ab, bis sich die Wetterprognosen ändern und Bedingungen vorhersagen, die eine sichere Einfahrt möglich machen. Sie hat aber noch über 1.200 nm vor sich. Derzeit ist sie auf einem Süd-West-Kurs, also weg vom Ziel. Offenbar eine Warteschleife. Boris Herrmann auf 13 hat noch 57 nm mehr zu machen, ist noch auf Zielkurs. Man darf gespannt sein, wie er sich entscheiden wird.
 
Die nächsten sind über die Ziellinie gesegelt:

  • Nicolas Lunven mit Holcim-PRB wurde 6. nach 75 Tagen, 7 Stunden und 49 Minunten
  • Thomas Ruyant mit Vulnerable auf 7 nach 75 Tagen, 16 Stunden und 47 Minuten
  • Justine Mettraux mit Teamwork - SNEF nach 76 Tagen, 1 Stunde und 36 Minuten. 1. Internationale Teilnehmer:in und 1. der weiblichen Skipperinnen
Derweil werden sich die freiwilligen Verzögerungen von Sam Davies und Boris Herrmann als klug erweisen. Das Bild unten zeigt die Wetterprognose für in 18 Stunden: ein gewaltiges Sturmtief mit Wind bis 65-70 Knoten wird über die Biskaya und Spanien ziehen. Benjamin Dutreux und Clarisse Cremer (10 und 11) werden sich irgendwie Schutz suchen müssen und den Sturm abwettern. Sam und Boris hingegen werden wohl abwarten, bis sich die Lage soweit gebessert hat. Die die Situation mit der Windprognose für in 18 Stunden:
1737821093805.png
 
Benjamin Dutreux mit Guyot Environment - Water Fanily hat Stand 15:00 Uhr noch 25 nm vor sich. Er wird unter schwierigsten Bedingungen einlaufen. 95 nm dahinter pirscht sich Clarisse Cremer mit L'Occitan En Provence ans Ziel ran, stets auf der Hut vor den gefährlichen Boen bis zu 45 Knoten. Das Zentrum des Monster-Tiefs mit Sturmböen bis zu 50 Knoten hat die Küste am Ziel noch nicht erreicht, und so werden beide wohl noch wohlbehalten im Ziel ankommen.
Für die beiden weit dahinter, Boris Herrmann (12) und Samantha Davies (13) sieht es leider so aus, dass sie, wenn sie sich dem Ziel nähern, noch schlimmere Bedingungen vorfinden. Sie haben daher auf Wartemodus geschaltet, um die Wetterentwicklung abzuwarten. Sam Davies erwartet eher eine Ankunftszeit am Donnerstag, während Boris noch damit spekuliert, vielleicht am Dienstag schon das Ziel durchfahren zu können. Morgen werden in der Biskaya Wellen von 10 m erwartet, was eine Passage lebensgefährlich machte. Daher werden beide wohl freiwillig noch 1-2 Tage zusätzlich abwarten.
 
Benjamin Dutreux mit Guyot Environment - Water Family ist am 26.01.2025 nach 77 Tagen, 3 Stunden und 39 Minuten auf Platz 10 durch die Offshore-Ziellinie gefahren. Wegen des extremen Sturms war eine Einfahrt in den Hafenkanal von Les Sables d'Olonne nicht möglich. Das gleiche galt für Clariss Cremer mit L'Occitane en Provence, die nach 77 Tagen, 15 Stunden und 34 Minuten das Ziel erreichte, aber benfalls nicht in den Hafenkanal fahren konnte. Beide wichen auf Anraten der Teams und der Regattaleitung auf La Rochelle aus.

Boris Herrmann und Samantha Davies als die nächsten, die das Ziel erreichen wollen, sind im Moment voll im Sturm und Richtung Ziel unterwegs. Die freiwilligen Verzögerungen der beiden machen Sinn, denn der Sturm zieht weiter ostwärts, und so werden sie, wenn alles klappt, danach in einem relative kurzen Zeitfenster mit ruhigerem Wetter das Ziel erreichen. Das wird u.U. am Mittwoch Abend/Donnerstag früh geschehen, hoffentlich rechtzeitig vor dem nächsten Sturm, der bereits im Anmarsch ist.
1738003872336.png
 
Boris Herrmann hat es geschafft: Heute Abend um 23:18 Uhr ist er durch das Ziel als 12. der Regatta nach 80 Tagen, 10 Stunden und 16 Minuten und somit15 Tage und 14 Stunden nach dem Sieger.
Samantha Davies hat noch 100 nm, um dann auf Platz 13 einzulaufen.
 
Ich bleibe weiterhin am Ball, denn wer bei dieser Regatta das Ziel erreicht, ist eine Heldin oder ein Held. Heute um 11:50 Uhr ist Romain Attanasio mit Fortinet-Best Western auf Rang 14 eingelaufen nach 83 Tagen, 22 Stunden und 48 Minuten.
Der nächste sein wird Damien Seguin mit Groupe Apicil. Er hat noch rund 155 nm vor sich. Das kann noch dauern, weil er und seine unmittelbaren Nachfolger in eine ausgedehnte Schwachwindzone vor dem Hafen gleiten.
 
Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben, dass Boris Herrmann den theoretisch ja möglichen Sieg bereits in der ersten Tour durch den Atlantik nach Süden verloren hat. Dabei war Pech (Kentern), aber auch ein navigatorischer Fehler nordwestlich der Kapverden, wo er zu lange auf Westkurs blieb, während seine direkten Konkurrenten schon nach Süden abgedreht hatten. So vergrößerte sich sein Abstand zur Spitze von 125 nm auf 265 nm und er fiel auf Platz 33 zurück. Das hätte jetzt kein Beinbruch sein müssen, das Problem war aber, dass er dann nicht mehr mit der Spitze immer im gleichen Wettersystem unterwegs war. Zwar konnte er noch zunächst seine Position verbessern auf 13, aber als dann der Wind die Spitze Richtung Kap der guten Hoffnung trieb, war sein Abstand mit über 200 nm zu groß, um dann diesen Zug voll nutzen zu können. Als dann die führenden Boote Kap Horn erreichten und dabei Geschwindigkeitsrekorde aufstellten, war sein Rückstand dadurch auf über 800 nm angewachsen. Eine schwere Hypothek für den weiteren Verlauf. In der Südsee dann, vom Kap zu Kap, hat er angegriffen, wie man es erwartet hatte. Wie die Ranglisten der einzelnen Abschnitte in den Tabellen unten zeigt, war er dort mit der Schnellste. Rauf nach Norden dann kamen dann die technischen und die wetterbedingten Schäden dazu, so dass er dort eine mögliche gute Platzierung verlor. Hier die Tabellen:
1738693946154.png
 
Zurück
Oben