Segelsport

Interessante Konstellation um 16:00 Uhr: Die Hauptflotte ist so stark nach Westen abgebogen, dass sie sich sogar leicht vom Ziel entfernt, während Jan Le Cam, der älteste Teilnehmer (seine 5. Teilnahme) sich sehr weit östlich noch in gutem Wind schneller als die anderen quasi auf dem Idealkurs nach vorne arbeitet. Es wird interessant sein zu sehen, ob er sich vom aktuell 16. Platz noch weiter nach vorne schieben kann. Das wird auch davon abhängen, wann die Flotte ihren Kurs wieder ändert.
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Maxim Sorel (F) mit V and B Monbana Mayenne hat das Rennen aufgeben müssen. Er hatte eine seichte, geschützte Zone bei Madeira aufgesucht, um seinen Schaden am Hauptsegel zu reparieren, konnte das aber wohl nicht bewerkstelligen. Fremde Hilfe darf nicht angenommen werden.
Somit ist einer der hoch gehandelten Favoriten bereits ausgefallen.
 
Jan Le Cam führt. Aber sein bislang so vorteilhafter weit östlicher Kurs könnte sich als Bumerang erweisen. Aber zunächst mal haben die Winderverhältnisse und der Kurs nach Westen, dem die Mehrheit der Flotte wie die Lemminge gefolgt sind, dafür gesorgt, dass die Flotte viel dichter zusammengerückt ist. Hinterbänkler drängten nach vorne, und so ist das Classement auf den Kopf gestellt. Boris ist dabei auf Platz 14 zurückgefallen.

Aber nun ist man sich überhaupt nicht mehr einig über den weiteren Kurs. Charlie Dalin (vorher ganz vorne) & Co. segeln weiter westwärts nach dem Motto "West is best". Dort wartet auch mehr Wind, aber der Kurs ist auch ein großer Umweg. Andere richten sich nach Südosten, der Weg ist kürzer, aber dort wartet eine Hochdruckzone mit wenig Wind. Jan Le Cam, der Fuchs, wird sich bald an Deck sonnen können, aber nicht mehr so richtig vorwärts kommen.

Kurz: alles ist offen und interessant, wo sich die Flotte allmählich auf den Äquator und die Konvergenzzone zubewegt. Hier die Situation um 11:00 Uhr:
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Schwierige Windverhältnisse machen der Flotte die Kurswahl schwer. Bei Betrachtung des Bildes unten muss man aber auch wissen, dass die Entfernung zwischen östlichsten und westlichsten Skipper 785 Nm beträgt, das sind rund 1.450 km. Also völlig unterschiedliche Wetterbedingungen, und so sieht das im Tracker auch aus. Die ehemalige Spitzengruppe mit Boris Herrmann befindet sich weit westlich und ist im Ranking weit zurückgefallen (Boris derzeit auf 29). Diese Gruppe hofft, auf der westlichen Seite Wind zu finden in Richtung der Konvergenzzone am Äquator, der sie schneller antreiben kann. Die östliche Gruppe büßt jetzt enorm an Geschwindigkeit ein, weil sie in ein ausgedehntes Flautengebiet geraten ist. Hier die Situation um 16:00 Uhr:
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Allmählich ordnet sich die Flotte wieder. Man hat einen Gateway durch die Flautenzone südlich ausgemacht. Das Bild unten zeigt die Windprognose für in 11 Stunden. Derzeit sind die 3 Führenden aber noch im richtigen Schwachwindbereich sehr langsam mit rund 5-6 Knoten unterwegs, während die dahinter folgenden Yachten schneller sind und aufholen, auch Boris Herrmann auf nunmehr Platz 26. Jean le Cam, auf seiner cleveren Ostroute und dadurch zeitweilig in Führung (Platz 5), segelt weiter an der afrikanischen Küste lang und wird die Kapverden steuerbords liegen lassen. Danach erwartet ihn ein kräftiger Wind aus Nord, der ihn antreiben wird. Dabei wird er allerdings auch keine Höchstgeschwindigkeiten realisieren können. Aber vielleicht ist er ja trotzdem schneller als die westliche Flotte. Hier die Situation um 11:00 Uhr:
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Kenn mich nicht den Winden am Äquator aus; die hier schrieben es am 15.11. so:
"Die Flaute in den Doldrums ist dagegen reines Glückspiel. Denn dort greifen vor allem die tropischen Schauer- und Gewitterwolken massiv in den Wind ein. Die Vendée-Globisten werden dann neben Wetterdaten verstärkt auf Satellitendaten setzen. Damit können sie tagesaktuell sehen, wo sich Wolkentürme emporheben und sich ein Wolkencluster bildet, mit dessen Hilfe man durchs Wettersystem kommt."

Heißt also nach meiner Interpretation: Da rund um den Äquator kann alles passieren. Windstille, Sturmböen, alles im Wechsel,...
 
Jan Le Cam, der alte Fuchs, hat sich wieder an die Spitze gesetzt und segelt mit rund 14 Kn an der Küste entlag und läßt dabei die KapVerden steuerbord liegen. Da die große Meute deutlich langsamer ist im Moment, wird er wohl seinen Vorsprung noch etwas ausbauen können. Allerdings wird ihn dann wieder eine Schwachwindzone stoppen in den Doldrums am Äquator. Das Bild unten zeigt diese Zone, wie sie sich in 24 Stunden einstellen soll. Le Cam wird wohl schon vorher, nachdem er die KapVerden passiert hat, auf einen südwestlich Kurs begeben, was ihn dann wiederum die Führung kosten kann.

Boris Herrmann hat inzwischen wieder 2 Plätze gut gemacht und liegt auf 21, wobei die direkten Skipper vor ihm langsamer sind, weiter östlich, so dass er sich wohl noch weiter vorarbeiten kann. Dabei hat er den Abstand zum Führenden schon deutlich verkürzen können. Es sind aber immer noch rund 150 Nm.
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Die ausgedehnte Zone von Schwachwinden, plötzlichen Winddrehungen und die damit verbundene Suche nach dem richtigen Kurs hat Boris Herrmann aus der Spitzengruppe geworfen, die wesentlich besser damit fertig geworden zu sein scheint. Letzte Nacht wurde er auf 23 notiert, inzwischen hat er bei besseren Bedingungen wieder Fahrt aufgenommen und liegt auf 20. Aber während 240 Nm weiter vor ihm Sam Goodchild und Kollegen mit 23 Kn durch das Wasser pflügen, wird er bei schwächerem Wind um 14:30 Uhr mit 18,3 Kn gemessen. Zwar wird er sich noch weiter nach vorne arbeiten, aber zu den anderen Favoriten aufzuschließe kann sich noch lange hinziehen. Jean Le Cam indessen hat die Führung - wie vorausgesagt - abgeben müssen und liegt auf 2 und ist längst nicht so schnell wie die rund 439 Nm weiter westlich segelnde Flotte. Hier der Stand um 14:30 Uhr:
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Boris konnte sich weiter nach vorne arbeiten und liegt jetzt auf 16, ist jetzt sehr schnell, aber immer 195 Nm hinter dem führenden Sam Goodchild, der - wie schon die Spitzengruppe - an Tempo verloren hat und nun schon in der Konvergenzzone am Äquator ist, wo die Windströmungen der nördlichen und südlichen Halbkugel zusammenströmen. Weiter südlich geht es dann erstmal mit einem Am-Wind-Kurs, der die Flotte in Richtung Südamerikanischer Küste führen wird.

Jean Le Cam, der alte Haudegen, der entlang der afrikanischen Küste segelte und zeitweise deutlich führte, während die Flotte sich im Westen verirrte, ist nun schon - wie vorhergesagt - zurückgefallen auf 13, und er ist mäßig schnell.

Bemerkenswert gut im Rennen liegen 3 Damen auf den Plätzen 9, 10 und 11, nämlich Clarisse Cremer, Justine Mettraux und Sam Davies (siehe Bild):
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In der Nacht hat sich das Feld wieder sortiert und mehrheitlich einen einheitlichen Kurs nach Süd-Süd-West Richtung brasilianische Küste gewählt am westlichen Rande des ausgedehnten Hochdruckgebiets. Vorne weg segelt nun Thomas Ryant, der den besten Kurs aus dem Durcheinander gefunden hat und schon wieder ordentlich Dampf macht. Boris (herausgehoben im Bild mit weißer Spur) liegt auf Platz 15 und hat auf Platz 1 einen Rückstand von 124 Nm. Da er weniger Wind hat und daher auch langsamer ist als Ryant, wird der Abstand zunächst noch zunehmen, nicht aber der zu den vor ihm liegenden Konkurrenten. Hier die Situation um 11:00 Uhr:
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Bei Ostwind von 9-12 Knoten nähert sich die Spitze der Flotte der Küste Brasiliens, während sich die Flotte praktisch in 3 Gruppe aufgeteilt hat. Die Spitze bilden 10 Yachten mit Charlie Dalin, dem Titelverteidiger, an der Spitze, dann zwei Yachten mit dem gleichen Namen "Vulnerable" mit Thomas Ruyant und Sam Goodchild. An 10. Stelle liegt Justine Mettraux als Letzte dieser Gruppe und die einzige von den 3 Frauen, die am Mittwoch noch auf gleicher Höhe waren.

Dann die Gruppe von Platz 11 (Samantha Davis) bis 20 (Isabelle Joschke), auch mit Boris Herrmann auf 13. Diese Gruppe ist aber nicht kompakt, sondern zwischen 11 und 20 liegen rund 350 Nm.

Dann eine große Zahl von Nachzüglern von 21 bis 38, wobei Platz 21 schon 540 Nm Rückstand auf Pos. 1 hat. Auf dem letzten Platz liegt der unglückliche Ungar Szabolcs Weöres, der in den Kanaren unter Schutz sein Großsegel hat reparieren müssen und nun dem ganzen Feld hinterherhinkt. Hier die aktuelle Situation:

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Die Flotte hat sich im Prinzip in 4 Gruppen aufgeteilt. Die Gruppe 1 (Spitzengruppe Platz 1-9), die Gruppe (10-13) sind im Zug nach Südosten, während die hinteren Gruppen 3 und 4 mit großem Abstand und schwächerem Wind folgen. Überhaupt sind die Abstände inzwischen enorm, das zeigt die untere Grafik. In Gruppe 2 hat Boris inzwischen die beiden Damen Clarisse Cremer (F) und Justine Mettraux (CH) etwas abhängen können und macht sich an die Verfolgung von Samantha Davis (GB) auf 10. Ob er noch weiter nach vorne kommen kann, ist derzeit ungewiss. Noch ist die Spitzengruppe deutlich schneller.
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Die Verhältnisse werden etwas komplizierter. Der Zug nach Südosten in Richtung Kap verliert an Kraft, wird schmaler und benachateiligt alle, die deutlich hinter Charlie Dalin auf Platz 1 segeln. Boris und die ihn begleitenden Damen mussten eine Halse nach Süden machen für etwa 40-50 Nm, um in besseren Wind zu kommen. Dabei konnten sie natürlich keine Höhe machen und haben damit einen noch größeren Abstand zur Spitzengruppe hinnehmen müssen. Für Boris beträgt er nun 707 Nm, das sind rund 1.300 km. Allerdings werden die Windverhältnisse auch für die Spitzengruppe eher schlechter, sie werden auch Kursänderungen vornehmen müssen. Für die riesenlange Tour durch das Südmeer entlang der Eis-Ausschlusszone wird es darauf ankommen, das richtige Wettersystem zu schnappen, das einen voranbringt. Insofern ist es auch nicht unbedngt vorteilhaft, ganz vorne zu sein. Das Bild zeigt die Schwachwindzonen in blau. Boris' Kurs ist weiß herausgehoben.
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Jetzt hat den Boris Herrmann voll die Fast-Flaute erwischt.
Während die an der Spitze mit 15 - 18 Knoten die letzten 24h segeln konnten, muss er mit 4 Knoten rumgurken; damit kriegt er natürlich sauber Abstand zur Spitze, mittlerweile mehr als 1.000 Seemeilen.
Die ersten neun Boote sind mittlerweile ums Kap der guten Hoffnung rum und auf dem Weg in den südlichen indischen Ozean.

Krass, wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse:
In drei Wochen haben die ca. 12.500 km zurückgelegt, im Durchschnitt also ca. 625 km/Tag, was 26 km/h entspricht.
 
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Boris und seine 3 Begleiterinnen (Justine Mettraux auf 10, Samantha Davis auf 11, Boris auf 12 und Clariss Cremer auf 13 hatten guten Wind, aber das Tief war schneller und hat sie überholt. Boris hat das befürchtet, und nun müssen sie sich von der Flaute überholen lassen. Derweil ist die Spitze auf und davon, der Rückstand beträgt bereits wieder rund 1.200 Nm. Hier die Situation um 15:00 Uhr. Boris ist in der Mitte in der blauen Leichtwindzone.
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Justine Mettraux (10), Boris Hermann (11) und Clariss Cremer (13) haben sich südostwärts orientiert, um das nächste Hoch südlich zu umfahren, und tatsächlich haben sie jetzt guten Wind. Sam Davis hatte sich weiter nördlich orientiert, hat aber nun auch nach südosten gewendet, dabei allerdings ihren 10. Platz verloren und ist 11. Bewundernswert die beiden Spitzenreiter, die es geschafft haben, einer wilden Sturmfront mit Windgeschwindigkeiten von rund 50 Knoten auszuweichen. Sie haben bereits die Kerguelen-Inselgruppe passiert, auf der lt. Wikipedia im Sommer 120. sonst 60 Menschen leben. Der Abstand zu allen Verfolgern wächst kontinuierlich. Boris liegt jetzt rund 1.365 Nm dahinter. Obwohl Prognosen noch sehr verfrüht sind, wird das sehr schwer aufzuholen sein, dafür sind die Skipper zu gut. Aber was alles passieren kann, sieht man Louis Burton auf Bureau Valée, dem 3. der letzten Vendee-Globe: nach schweren mechanischen Schäden am Rigg seines Bootes hat er letzte Nacht das Rennen aufgeben müssen. Er macht sich auf den Rückweg nach Kapstadt. Hier die Situation von heute um 15:00 Uhr. Boris mit der weißen Spurmarkierung.
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Das ist die hoch interessante Konstellation heute um 15:00 Uhr mit folgenden Gruppierungen:

Pos. 1 und 2: Charlie Dalin und Sebastien Simon (- 207 Nm). Nicht zu fassen, wie die beiden den kürzesten Weg suchen und den Stürmen trotzen. Wobei sie sich da nicht ganz rausmanövrieren können, weil sie immer wieder überholt werden. Ungemütliche Zeiten für die beiden, aber schnell sind sie. Sie bewegen sich beide fast am Rande der Eis-Ausschlusszone. Hut ab!

Pos. 3 und 4: Yoanne Richomme (- 526 Nm) und Thomas Ryant (- 602 Nm). Die haben es nördlich versucht, wurden aber von einer Schwachwindzone gestoppt. Die wird ihnen folgen, aber sie werden Glück haben, an ihrem südlichen Rand raumen Wind zu bekommen.

Pos. 5 und 6: Jeremy Bejou (- 871 Nm) und Nicolas Lunven (- 914). Die beiden suchen Wind und dümpeln vor sich hin.

Pos. 7, 8 und 9: Sam Goodchild (- 989 Nm), Paul Meilhat (- 1.082 Nm) und Yannick Besthaven (Titelverteidiger, - 1.115 Nm). Mit 16-18 Kn kommen sie zwar voran, sind aber auf Umwegen.

Pos. 10, 11, 12, 13: Justine Mettraux (-1.375 Nm, Boris Herrmann (- 1.451 Nm), Clarisse Cremer (- 1.495 Nm) und Sam Davis (- 1.498 Nm). Diese Gruppe hat den Abstand auf Pos. 7-9 weiter verkürzen können.
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Die rauhen Bedingungen im Südatlantik haben am Sonntag ein weiteres Opfer gefordert: Pip Hare (GB), auf Platz 16 liegend, hat ihren Mast eingebüßt. In einem emotionalen Video berichtet sie davon und zeigt Bilder des heruntergekommenen Mastes und des Notsegels, das sie gesetzt hat. Sie befindet sich auf Platz 16 südlich von Australien und wird vermutlich versuchen, dort einen Hafen anzulaufen.
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Rang 9 nun für Boris. In der Nacht ist er an Sam Goodchild vorbeigezogen. Die Gruppe von Platz 4 bis 10 hat sich nun auch aufgeteilt, weil sich 3 Skipper auf den Plätzen 4-6 vorne haben etwas absetzen können. Das sind Nicolas Lunven auf 4, Thomas Ryant auf 5 und Jeremy Bejou auf 6. Dann folgt die Gruppe mit Herrmann, angeführt von Yannick Besthaven auf 7. Zu Jeremy Bejou beträgt der Abstand aber schon rund 120 nm. Alle diese Yachten haben den Abstand zur Spitze, gebildet nun von Yoann Richomme, Charlie Dalin und Sebastien Simon, weiter verkürzen können. Boris z.B. liegt "nur" noch 860 nm zurück. Hört sich viel an, ist es auch, aber das war schon mal das Doppelte. Die Spitze bewegt sich aber in einem anderen Wettersystem mit schwächerem Wind. Daher werden sich die Abstände noch weiter reduzieren. Bleibt interessant, das zu beobachten. Die Situation heute um 11:00 Uhr:

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