Segelsport

Ossisailor

Well-known member
Moin Gemeinde, ich bin neu hier im Forum.
Da meine Sportinteressen neben dem Fußball u.a. auch das Segeln umfassen, werde ich bei gegebenem Anlass hier über internationale Regatten berichten. Aber natürlich kann in diesem Fred jeder auf das Thema zurückkommen. Dafür ist er da.
Ich selbst bin nicht mehr aktiver Segler, war auch nie Regattasegler, sondern Hobbysegler und charterte früher mal hier und da mit Freunden eine Yacht. Ich selbst hatte nun jahrelang noch ein Motorboot, mit dem ich auch in D und NL gefahren bin, z.B. von Emden nach Berlin und wieder zurück.
Also, wer möchte ist herzlich eingeladen, hier mitzumachen.
 
Hallo @Ossisailor herzlich Willkommen hier.
Bin wirklich gespannt auf das Thema. Als Eifeler Hochgebirgseinwohner 😁, ist das Segeln hier eher kein Thema.

Da wir aber oft an der Nordsee sind, habe ich da auch zumindest schon mal als Besucher am Bierstand, an einer Regatta teilgenommen. 😁

Eine weitere Erfahrung war ein Segeltörn auf dem IJsselmeer, während meiner Ausbildung. Da mussten wir damals selbst mit anpacken, und das hat wirklich Spass gemacht, ist aber inzwischen schon 28 Jahre her. (Oh Gott bin ich alt 🙈)

Also auch wenn ich wohl wenig bis gar nichts hier beitragen kann, freue ich mich trotzdem hier indem Thema zu lesen. 👍
 
[QUOTE="]



Eine weitere Erfahrung war ein Segeltörn auf dem IJsselmeer, während meiner Ausbildung. Da mussten wir damals selbst mit anpacken, und das hat wirklich Spass gemacht, ist aber inzwischen schon 28 Jahre her. (Oh Gott bin ich alt 🙈)


[/QUOTE]

Warst du damals auch dabei das hatte ja nicht wirklich viel mit Segeln zu tun war eher ein Sauftourn.😁
 
Wer segelt, kennt auch den Manöverschluck.
Meine Aufmerksamkeit bei diesem Sport gilt hauptsächlich dem Hochsee-Segeln, hier besonders den IMOCA-Wettbewerben. Das ist der Typ Segelyacht, auf dem Boris Herrmann unterwegs ist. Sehr bekannt geworden ist er durch seine Teilnahme an der letzten Vendee-Globe, einer Einhand-Regatta rund um den Globus ohne Zwischenstopp, und zwar im Winterhalbjahr 2020/2021. Hier lag er kurz vor Ende noch an 3. Stelle mit Aussichten sogar auf den Sieg, als er nachts in der Biskaya - kurz vor dem Zielhafen - mit einem Kutter kollidierte und dabei Glück hatte, dass er die ziemlich defekte Yacht in langsamer Fahrt noch ins Ziel führen konnte, wo er dann achtenswerter 5. wurde.
Die nächste Vendee-Globe startet Ende 2024 und geht bis Juni 2025.
IMOCA steht für International Monohull Open Class Association, die 1991 gegründet wurde. Sie bestimmt die Regeln für Hochsee-Einrumpfboote mit einer Länge von 60 Fuß (18,3 m). Das Besondere an der aktuellen Ausrüstung der Boote sind sogenannte Foils, seitlich herausragende, gebogene Tragflächen, die den größten Teil des Bootes ab einer höheren Geschwindigkeit aus dem Wasser heben, so den Widerstand drastisch reduzieren und damit ernorme Geschwindigkeiten ermöglichen, die deutlich schneller als die jeweilig herrschende Windgeschwindigkeit sind.
Den aktuellen Geschwindigkeitsrekord für eine IMOCA 60 für einen Zeitraum von 24 Stunden hält seit dem 27.05.2023 Boris Herrmann, aufgestellt während einer Etappe nach Norwegen beim Ocean-Race mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,71 Knoten (= 49,4 km/h).

Die Teilnehmerzahl für die nächste Vendee-Globe ist auf 40 IMOCAS limitiert. Die Teilnehmer müssen sich für die Teilnahme aber qualifizieren durch die Teilnahme an vorherigen Atlantic- bzw. Hochsee-Regatten. Boris Herrmann ist qualifiziert inzwischen. Davon aber beim nächsten Post.
 
Am Sonntag, 28.04.2024, geht es wieder los: Die TRANSAT CIC ruft. Das ist eine Einhand-Regatta von Lorient/Frankreich nach New York, die seit 1960 alle 4 Jahre ausgesegelt wird. Und Boris Herrmann ist dabei
Die ersten Sieger benötigten rund 40 Tage für die Strecke, heute sind die Yachten schneller: man rechnet mit rund 8 Tagen.
Die Regatta hat einige besondere Herausforderungen, speziell zu dieser Jahreszeit. Da sind:
- Mindestens rund über 60 % der Regatta wird gegen den Westwind gesegelt. Das spielt Boris mit seiner Seaexplorer allerdings nicht in die Karten, weil seine Yacht auf die Bedingungen der Weltumsegelung (z.B. Vendee-Globe) hin konzipiert wurde, wo meistens vor dem Wind gesegelt wird. Allerdings gibt sich Boris optimistisch, weil er neu konzipierte Foils am Boot hat. Das sind die seitlich auskragenden Tragflächen welche das Boot ab einer gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser heben und schnell machen.
- Eis und Nebel sind die größten Herausforderungen neben dem Schiffsverkehr auf der Route.
- Man kann eine eher südliche als auch eine eher nördliche Route wählen. Die letztere bringt die Segler an den Nordrand der weiter südlichen Tiefs und die Chance, vor dem Wind segeln zu können, birgt allerdings besondere Herausforderungen, wie driftendes Eis, gefrierender Nebel etc. Der südlichere Kurs wiederum ist länger, und dort besteht auch die Gefahr, in Leichtwinden hängen zu bleiben.

Boris Herrmann hält die Charal für den Favoriten, gesegelt von Jeremie Bejou. Überhaupt trifft man hier wieder alle alten Bekannten aus der IMOCA-Klasse, z.B.
Justine Mettraux, Yannick Besthaven (Sieger Vendee-Globe), Clarisse Cremer, Isabelle Joschke (D/F), Maxime Sorel, Giancarlo Pedote, Charlie Dalin, Paul Meilhat, Damien Seguin, Samantha (Sam) Davis, Louis Burton u.v.a.
Insgesamt sind 33 IMOCA-Segler am Start, dazu 13 der Class 40 und 2 historische Segler.
Ich werde berichten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Falls Du am America's Cup interessiert bist: Das neue Boot von Tem New Zealand fuer den diesjaehrigen America's Cup ist letztens bei staerkeren Winden vor Auckland gesegelt. Das sah dann so aus:


Zitat aus dem Text zum Video: "'Fresh to frightening' was how the recon team described Monday’s session [,,,]"
 
Ja, ich habe den zwar jetzt nicht mehr weiter verfolgt nach den Ausscheidungsrennen, aber die sind höllisch schnell. Aber über den Ocean kommst du damit nicht. Die Regartten sind aber echt spannend.
Die Imoca-Yachten haben auch zwei foils, die aus beiden seiten rausschauen und stark gebogen sind, damit sie auch bei Lagen optimal tragen. Das Boot hebt sich dann auch aus dem Wasser und fliegt quasi über die Wellenkämme. Boris Herrmann hat sein Boot speziell für die Etappen zwischen Kapstadt und Kap Horn, vorbei am antarktischen Eismeer, konzipiert. Dort herrschen teils extreme Winde, meist achterlich für die Boote. Beim Ocean-Race letztes Jahr hatte er kurz nach dem Start in Kapstadt eine Riss im Mast und fiel wg. Reparatur rund 600 sm hinter die Führenden zurück. Was soll ich sagen: mit einem Höllenritt hat er die Etappe noch gewonnen.
Ich freue mich schon auf die nächste Vendee-Globe, die im Dezember starten wird.
 
Die Transat CIC ist gestartet und die Yachten haben die ersten Wendemanöver hinter sich. Auf der Karte unten sieht man, dass es erst auf einem vorgeschriebenen Kurs nach Süden ging bis zu einer Wendeboje, ab der dann der Kurs frei gewählt werden konnte. Die üblichen Verdächtigen sind wieder vorne dabei, auch Boris Herrmann, der irgendwo bislang zwischen Platz 7 und 14 rangiert. Die Abstände zueinander und die Platzierungen sind jetzt noch ohne Belang. Aber man sieht. dass 4 Yachten früher auf einen südwestlichen Kurs eingeschwenkt sind, wobei sie in der theoretischen Entfernung zum Ziel noch keinen Vorteil daraus ziehen konnten. Die nächsten 24 Stunden werden schon mal spannend, weil sich die Windverhältnisse in den nächsten 4-7 Stunden radikal ändern werden.
1714326360206.png
 
Hier sehen wir, wie sich die Flotte durch das Flautenzentrum des östlich drehenden Tiefs gewurschtel haben. Boris steckt noch mitten drin, man sieht an seiner Spur, wie er versucht hat, Wind zu finden, während die Spitze bereits davonrauschen kann. Das war die Situation heute früh gegen 6:00 Uhr. Boris Herrmann war auf Platz 17 zurückgefallen. Gegen 11:00 Uhr hatte er sich aber als einer der schnellsten wieder auf Rang 10 vorgearbeitet und ist weiter auf dem Vormarsch.
1714469963515.png
 
Das Bild zeigt eine Übersicht über die Strecke bis New-York und vor allem die Windverhältnisse, die in ca. 17 h eintreten. Zu diesem Zeitpunkt etwa wird die Flotte den Rand der Schwachwindzone (blau) erreichen. Solche Einflüsse wirbeln die Reihenfolge in aller Regel noch einmal durcheinander. Ansonsten tut sich in der Rangfolge im Moment nicht viel.
1714483788898.png
 
Boris Herrmann ist als 5. vorne mit dabei, während gleichzeitig die Führung gewechselt hat: Yoann Richomme ist derzeit am nächsten zum Ziel und führt mit einem Vorsprung von rund 11 nm auf den bisherigen Spitzenreiter Charlie Dalin. Die Positionen 3 bis 8 sind hart umkämpft, die Abstände relativ gering. Alle fahren südwestlichen Kurs bei Winden von rund 14 Knoten, wobei Richomme mit rund 16 Knoten einen leichten Vorteil hat. In rund 5-7 Stunden allerdings werden vielleicht alle eine Halse machen müssen in Richtung Nordwest, weil der Wind dann von Osten kommen könnte. Hier die aktuelle Situation 16:00 Uhr MEZ:
1714660323285.png
 
Dass Boris Herrmann vor zwei Tagen zurückgefallen war, lag an einer Reparatur am Großsegel, die ihn bis auf Platz 14 zurückwarf. Nun aber ist er wieder mit vorne, aktuell auf Platz 4 und dabei, den 3. Platz zu erobern, denn er ist mit 22,1 kn (ca. 40 km/h) äußerst schnell unterwegs, schneller jedenfalls als die 2. und 3.-Platzierten. Noch hat er aber über 1.300 sm vor sich, und daher kann noch viel passieren.
Für andere ist schon einiges passiert: 5 Skipper haben das Rennen schon aufgegeben. Die Charal mit Jeremie Beyou, einer der Favoriten, liegt wieder in Lorient, ist aber noch in der Wertung.

An dieser Stelle der HInweis: die Regatta gilt als eine Qualifikation für die Vendee Globe, die Ende des Jahres startet. Dabei gilt nicht die Rangfolge bei der Ankunft, sondern lediglich die Ankunft selbst, egal wann. Daher kann er noch in der Wertung bleiben, wenn er denn vorhat, den Kurs wieder aufzunehmen. Auch noch dabei ist Clarisse Cremer, die das Rennen unterbrochen hat und auf südlichem Kurs in Richtung Azoren ist, um dort mit ihrem technischen Team eine Reparatur auszuführen.
Auch im Rennen und auf Kurs ist Kojiro Shiraishi, der bekannt ist für seine Seekrankheit, der auch diesmal stark darunter litt. Inzwischen hat er sich davon ein wenig erholt, zum ersten Mal seit Tagen wieder was Richtiges gegessen und liegt auf Platz 16.
 
Boris liegt nun an Position 3, hat Samantha Davis überholt und wird nun versuchen, die Position 2 anzugreifen. Dazwischen liegen nur noch knapp 13 sm. Samantha Davis gibt sich natürlich noch nicht geschlagen, ist fast gleich schnell.

Hinter den ersten 4 ist mittlerweile eine größere Lücke von über 60 sm entstanden auf die Pos. 5, so dass hier erstmal nichts passieren wird. Passieren kann aber noch allerhand, da die Spitze noch über 1.100 sm zu segeln hat.
 
Heute passieren die ersten Segler die Stelle, wo weiland die Titanic gesunken war. Vorne weg Yoann Richomme mit einem Vorsprung von 50 nm auf Charlie Dalin, der rund 25 nm auf Boris Herrmann führt. Boris hat sich ein wenig absetzen können von Samantha Davies, die offenbar einige Probleme hatte, jetzt aber wieder höllisch schnell unterwegs ist. Platz 3 ist noch längst nicht gesichert für Boris, aber das gilt für alle Positionen bis hin zum aktuellen Platz 8, der derzeit von Justine Mettraux behauptet wird. Die Schweizerin war vor ein paar Tagen von der Jury mit einer Zeitstrafe von 70 Minuten belegt worden wegen eines Verstoßes gegen die Verblombung des Motors am 1. Tag der Regatta. Danach war sie bis auf Platz 12 zurückgefallen, kümpft sich aber seitdem weiter nach vorne.

Vorne herrschen zwar raume Winde aus nordöstlicher Richtung mit rund 18-20 kn, aber die Winkel müssen von den Skippern ständig angepasst werden, um Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 25 Knoten halten zu können. Spitzenreiter hierbei ist derzeit Maxime Sorel auf Platz 5, der mit 25,8 Kn aktuell die Lücke zu den vorderen Plätzen kontinuierlich verkleinert und sicher auch noch in den Spitzenkampf einsteigen wird. In 24 Stunden hat er eine Strecke von 506 nm (rund 930 km) zurückgelegt. Zu Vergleich: Boris schaffte 478 nm (884 km). Es wird spannend.

Das liegt auch daran, dass sie den aktuellen Kurs nicht werden beihalten können, weil sie auf die Sperrzone von Neufundland zusteuern. Yoann Richomme wird der erste für die nötige Halse nach Süden sein. Aber wohl eher werden sie versuchen, mit einer leichten Richtungsänderung auf 250 ° auszukommen, um einen zeitraubenden Abstecher nach Süden zu vermeiden.
1714817291939.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht auf die letzten 700 sm, und es haben sich Gruppen gebildet, wobei sich die Gruppen von teilweise ein regelrechtes Matchrace liefern. Die Reihenfolge:
1. Yoan Richomme liegt ca. 70 nm vor der Gruppe 2
2. Gruppe 2-4: Charlie Dalin + 70 nm hinter Pos. 1, Boris Herrmann + 80 nm, Samantha Davis + 88 nm
3. Gruppe 5-6: Maxime Sorel + 135 nm, Yannick Besthaven + 155 nm
4. Gruppe 7-9: Louis Burton + 176 nm, Justine Mettraux + 185 nm, Damien Seguin + 188 nm
Auf Platz 14 liegt übrigens Isabelle Joschke (D/F) + 396 nm
So sieht das aus:
1714843933174.png
 
Übernacht hat Boris den vor ihm liegenden Charlie Dalin überholt und liegt jetzt auf Platz 2 (Stand 13:00 Uhr). Wie der führende Yoann Richomme hat er eine Halse nach Süden und dann wieder eine zurück gen Westen gemacht, um nicht in die Sperrzone zu segeln. Es verändern sich in den nächsten Stunden die Windverhältnisse dramatisch, was taktisches Geschick und Glück fordert. Der Wind bleibt vorerst noch aus nordöstlicher Richtung, wird aber schwächer. Das bedeutet, dass zumindest Boris, wohl aber auch mehrere andere, noch einige Male vor dem Wind werden kreuzen müssen. Das Bild unten zeigt die Windstärken und -richtungen in etwa 10 Stunden von jetzt (je blauer desto lauer der Wind). Noch sind 370 nm zu segeln, und die werden noch hochinteressant.
1714908428351.png
 
Ist heute der Tag der Entscheidung? Das Fragezeichen ist berechtigt, alldieweil sich die Spitze im Bummeltempo dem Ziel nähert. Stundenlang dümpelten die Konkurrenten mit 2-3 kn im stillen Ocean. Inzwischen haben Yoann Richomme und nur noch 14 nm dahinter Boris Herrmann wieder etwas an Fahrt gewonnen und segeln gemütlich mit rund 8 Knoten gen Westen. Noch 136 bzw. 150 nm haben sie vor sich. Dabei werden sie keine Wende- oder Halse-Manöver mehr brauchen, weil der Wind mit leicht zunehmender Tendenz stetig aus südlicher bis süd-süd-westlicher Richtung bläst. Das bedeutet: hart am Wind werden sie fahren. Richtig schnell wird das nicht. Aber ich als Kaffeesegler fand ja 8 Knoten schon ganz schön. Nach den letzten Meldungen ist Boris Herrmann immer einen Tick schneller als Richomme. Ob das reicht für einen Sieg? Wir werden sehen. So sieht es aus um 11:00 Uhr unserer Zeit:
 
Vor ein paar Tagen ist das US-amerikanische Team beim Sail GP gekentert:


Zum Glueck verletzte sich niemand bei dem Unfall. Allerdings wurde das Segel so stark beschaedigt, dass die Amerikaner nicht am Rest des Segelwochenendes teilnehmen konnten. Die Ursache des Unfalls ist inzwischen auch klar: Einer der Segler hatte auf den falschen Knopf gedrueckt.
 
Zurück
Oben