Pleiten, Insolvenzen, Investoren im sog. Amateurfußball

Rupert

Well-known member

Besonders toll recherchiert ist der Artikel nicht, er führt aber ein paar Beispiele von Regional- und Oberligaclubs auf, die mit irgendwelchen Investoren oder "Gönnern" hoch hinaus wollten und dann aber doch auf einmal auf der Nase lagen, mal schon nach 1, 2 Jahren, mal auch erst nach 10 Jahren.

Der Ablauf ist oft sehr ähnlich:
Irgendjemand kommt, schmeisst zuerstmal mit viel Geld um sich, weckt so Begehrlichkeiten, es kommen teure Spieler, man steigt dann ggf. sehr rasch ziemlich hoch auf, bis sogar in die Regionalliga, aber sowohl die Einnahmen wie auch das ganze Umfeld und die Infrastruktur können dem gar nicht folgen und dann ist es wieder aus, wenn der Geldgeber kein Geld mehr reinsteckt. Umso mehr, wenn der Investor ja auch gerne mal recht fadenscheinige bis illegale Geschäfte betreibt.
Blöd halt, dass dann oft die alten Strukturen zerstört sind und die alten Vereinsmitglieder, -unterstützer und -sponsoren aus den Kreis- und Bezirksligazeiten sich sowieso schon längst verprellt abgewendet haben.

Es wird sich mir nie erschließen warum irgendwelche FC Gumpershausens meinen sie wären diejenigen, die in die 3. Liga gehören.
 
Mhm, deswegen meint der FC Gumpershausen, dass er dann mit Karl Schönfelder als Investor an seiner Seite wie RB Leipzig in die CL durchmarschiert?
 
Zuletzt bearbeitet:
Manchmal gelingen solche Projekte (leider) auch. Dosenklub und Hoppenheim.....
Nicht nur die, sondern beispielsweise auch Wehen-Wiesbaden und Elversberg. Manche Leute finden diese Klubs sogar sympathisch und meinen, dass diese Klubs sich alles selber erarbeitet haben. Dabei sieht z.B. die Geschichte Wehens eher so aus:

"[...] 1971 stieg der SV Wehen in die A-Klasse Wiesbaden ab. Mit dem Einstieg von Heinz Hankammer 1979 als Hauptsponsor und Präsident begann der Aufstieg des SV Wehen. 1983 stieg der Verein erneut in die Bezirksliga auf, diesmal hielt er sich mit einer kurzen Unterbrechung 1985 bis ins Jahr 1987, in dem er in die Landesliga aufstieg. [...]"

Die Eigentumsverhaeltnisse in Wehen sind heute so:

"[...] An der [Profifussball-]GmbH sind zu 90 Prozent eine Tochtergesellschaft der Hanvest Holding (Familie Hankammer) und zu 10 Prozent der e. V. beteiligt, der gemäß der 50+1-Regel die Stimmenmehrheit innehat. [...]"

Beide Zitate stammen aus dem wikipedia-Artikel zu Wehen-Wiesbaden. SV Wehen Wiesbaden – Wikipedia

In Elversberg laeuft die Sache so:

"[...] Gefördert wird der Verein durch den ehemaligen Trainer sowie zwischenzeitlichen Präsidenten Frank Holzer (jetzt Aufsichtsratsvorsitzender) und der finanziellen Unterstützung seines Unternehmens Ursapharm als Sponsor. [...]"


Frank Holzer ist ein ehemaliger Bundesligaspieler, der in der Jugend in Elversberg mit dem Fussball begonnen hat. Er war von 1990 bis 2008 Praesident Elversbergs, inzwischen bekeleidet sein Sohn das Amt.



Wenn ein unbedeutender (Dorf-)Klub durch die Ligen aufsteigt, dann steckt da fast immer ein Sponsorenpraesident dahinter.
 

Der Tus Bövinghausen aus der Oberliga Westfalen ist seit gestern Geschichte. Denke in Westfalen wird man froh sein das dieses Kapitel nun vorbei ist. Ist zwar immer traurig wenn ein Amateurverein verschwindet, hier hat es den richtigen getroffen. Bin gespannt wie es sich auf die Oberliga und den Ligen darunter auswirkt. Übrigens hat dort auch der Großkreutz mal gekickt.
 
Andererseits muss man sich auch mal ehrlich machen. Fans regen sich immer über Kommerz auf. Klubs wie der Dosenklub etc. werden kritisiert... Wenn man mal ehrlich ist, ist Fußball doch nur noch Kommerz. Die Spiele im TV kann man kaum mehr anschauen, weil ständig Werbung kommt. Sportwetten Werbung auf dem Trikot und auf der Bande. Im Stadion ständig irgendwelche blöden Werbespots etc. Fußball ist durch Kommerz durchzogen.... Ob da nun ein Investor XY Geld reinpumt, macht leider keinen großen Unterschied mehr.....
 
Deswegen ist es ja so zum Piepen, dass es so viele Clubs im Amateuerbereich, und deswegen schrieb ich ja auch "sog." davor, gibt, die auf Teufel komm raus Riesenproficlubs werden wollen, obwohl schon so klar ist, dass es in den allermeisten Fällen dazu niemals kommen wird.
 
Das zieht sich doch im Prinzip durch bis in die Kreisklassen. Hier bei uns gab es auch Jahre, wo plötzlich irgendwelche Dorfvereine bis in die Bezirks- und Landesliga aufgestiegen sind, zwischen zeitlich sogar eine II und III Mannschaft gemeldet hatten und dann in kürzester Zeit wieder in die Kreisklasse A bzw. B abgestürzt sind. Da hatten sich dann auch irgendwelche Gönner gefunden, die alle halbwegs guten Spieler von den anderen Vereinen der Region abgeworben haben, um "ihren" Verein nach oben zu führen.

Ich bin da auch zwiegespalten. Einerseits bin ich ein großer Gegner von Projekten von RB und Hoffenheim, andererseits kannst du die finanzielle Unterstützung in Ober- und Regionalligen auch nicht unterbinden. Gerade im Halbprofi-Bereich braucht es eben auch deutlich weniger Geld, um seinen Verein nach oben zu führen. Wenn es dabei um einen nachhaltigen Prozess geht (wie z.B. bei den hier genannten Teams aus Wehen und Elversberg), dann gehe ich da noch einigermaßen d'accord. Die würden ohne Sponsor bzw. Investor zwar auch nicht dort stehen, wo sie gerade sind, aber sie haben es zumindest über Jahrzehnte aufgebaut. Brauche ich die beiden Clubs? Eher nicht.

So Fälle wie damals mit Uerdingen oder Türkgücü München sind da natürlich die extremeren Fälle. Da ging es wirklich nur massiv mit Kohle bergauf, ohne sich um das Drumherum zu kümmern und dementsprechend schnell auch wieder runter, als sich die zweifelhaften Investoren verabschiedet haben. Das ist für den Verein und die Leute, die ihn vorher aufgebaut haben, natürlich Scheiße und deckt sich mit dem Kicker-Bericht.

Am Ende geht's ohne das nötige Kapital nicht und es benötige Jahrzehnte, um einen kleinen Verein wirklich in die Nähe des Profibereichs zu führen. Zudem natürlich viele gute sportliche Entscheidungen.
 
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Am Ende geht's ohne das nötige Kapital nicht und es benötige Jahrzehnte, um einen kleinen Verein wirklich in die Nähe des Profibereichs zu führen. Zudem natürlich viele gute sportliche Entscheidungen.
Das stimmt.
Mir erschließt es sich dennoch nicht, warum man als Fußballverein eines 5.000 Seelenortes oder noch kleiner, so scharf darauf ist in der Regionalliga, oder noch besser in der 3. oder 2. Liga spielen zu müssen.
Wozu? Das wird nie ein Erlebnis wie in Nürnberg, Stuttgart, München, Hamburg, Berlin, etc. etc. und die Chance, dass es gar nicht klappt und ggf. noch Verwüstung hinterlässt, übersteigt die Chance, dass es klappt, um ein Vielfaches.
 
Vielleicht passt das ja hier rein:

Die negativen Schlagzeilen rund um Türkgücü München reißen nicht ab. Nach vergessenen Zahlungen an den BLSV, die zum vorübergehenden Ausschluss aus dem Spielbetrieb geführt hatten, droht dem ehemaligen Drittligisten nach einer Klage der Stadt München nun das endgültige Aus.

Nur fünf Jahre ist es her, als Türkgücü München als erster Verein im deutschen Profifußball mit einem Migrationshintergrund landesweit für Schlagzeilen sorgte. Unter dem damaligen Präsidenten Hasan Kivran wurde groß geträumt, der Aufstieg in die 2. Bundesliga wurde ebenso anvisiert wie die Verschiebung der seit Jahrzehnten im Münchner Fußball manifestierten Rangfolge.

So sollte dem TSV 1860 mittelfristig der Status als Nummer 2 der Stadt abgelaufen werden. Nach drei Aufstiegen in Serie war der 1975 von türkischen Migranten gegründete Verein 2020 erstmals in seiner Vereinsgeschichte im Profifußball angekommen. Auch der Start in die Drittliga-Saison 2020/21 verlief vielversprechend, in den ersten vier Partien blieben die Münchner ungeschlagen, am Ende stand der souveräne Klassenerhalt.

In der Saison darauf sollte der nächste Schritt folgen. Was allerdings tatsächlich folgte, war ein beispielloser Absturz. Nachdem sich seine sportliche Vision vom schnellen Erfolg nicht nach seinen Vorstellungen realisieren ließ, verlor Kivran über die Winterpause die Lust. Daraufhin stellte er sämtliche Zahlungen ein, die zuvor vom Hauptverein ausgegliederte Türkgücü GmbH musste Insolvenz anmelden und den Spielbetrieb einstellen.

.....

Laut einem seriösen Bericht der Süddeutschen Zeitung hat nun auch die Stadt München Klage gegen den Verein eingereicht. Und die Forderungen lassen wenig Gutes für Türkgücü erahnen. Über 100.000 Euro, insbesondere für Stadionmieten für das Grünwalder Stadion aus der Saison 2022/23, schuldet Türkgücü der Stadt demnach. Mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren möchte sich derzeit niemand aus der Vereinsspitze zur aktuellen Situation äußern. Was ebenfalls als besorgniserregendes Zeichen zu werten ist.

Hatte Präsident Taskin Akkay doch in den vergangenen Jahren stets leidenschaftlich um eine positive Darstellung seines Vereins gerungen. Anfang dieser Woche sollen die Zahlungen fällig sein. Wo Türkgücü auf einmal über 100.000 Euro hernehmen will und wie der Verein dieses Dilemma zu lösen gedenkt, bleibt das Geheimnis der Verantwortlichen. Am Ende scheint sich damit nur der seit Vereinsgründung stetig wiederkehrende Zyklus fortzusetzen: Auf Höhenflüge mit ambitionierten Visionen folgte immer ein krachender Absturz. Der aktuelle droht gar der bislang krachendste zu werden.

Sollte Türkgücü in den nächsten Tagen keine Lösung präsentieren können, droht der endgültige Ausschluss vom Spielbetrieb. Und ein Neuanfang in der C-Klasse. Der Weg zurück, zumindest wieder an die Grenze zwischen Amateur- und Profifußball, wäre ein weiter und steiniger. Vielleicht aber sollte sich Türkgücü auch endgültig von derart übersteigerten Träumereien verabschieden, sich wieder auf seine Wurzeln besinnen und als Münchner Verein auf bestenfalls gehobenem Amateurniveau definieren.

Türkgücü steht, mal wieder, vor dem Aus
 
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