Die negativen Schlagzeilen rund um Türkgücü München reißen nicht ab. Nach vergessenen Zahlungen an den BLSV, die zum vorübergehenden Ausschluss aus dem Spielbetrieb geführt hatten, droht dem ehemaligen Drittligisten nach einer Klage der Stadt München nun das endgültige Aus.
Nur fünf Jahre ist es her, als Türkgücü München als erster Verein im deutschen Profifußball mit einem Migrationshintergrund landesweit für Schlagzeilen sorgte. Unter dem damaligen Präsidenten Hasan Kivran wurde groß geträumt, der Aufstieg in die 2. Bundesliga wurde ebenso anvisiert wie die Verschiebung der seit Jahrzehnten im Münchner Fußball manifestierten Rangfolge.
So sollte dem TSV 1860 mittelfristig der Status als Nummer 2 der Stadt abgelaufen werden. Nach drei Aufstiegen in Serie war der 1975 von türkischen Migranten gegründete Verein 2020 erstmals in seiner Vereinsgeschichte im Profifußball angekommen. Auch der Start in die Drittliga-Saison 2020/21 verlief vielversprechend, in den ersten vier Partien blieben die Münchner ungeschlagen, am Ende stand der souveräne Klassenerhalt.
In der Saison darauf sollte der nächste Schritt folgen. Was allerdings tatsächlich folgte, war ein beispielloser Absturz. Nachdem sich seine sportliche Vision vom schnellen Erfolg nicht nach seinen Vorstellungen realisieren ließ, verlor Kivran über die Winterpause die Lust. Daraufhin stellte er sämtliche Zahlungen ein, die zuvor vom Hauptverein ausgegliederte Türkgücü GmbH musste Insolvenz anmelden und den Spielbetrieb einstellen.
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Laut einem seriösen Bericht der Süddeutschen Zeitung hat nun auch die Stadt München Klage gegen den Verein eingereicht. Und die Forderungen lassen wenig Gutes für Türkgücü erahnen. Über 100.000 Euro, insbesondere für Stadionmieten für das Grünwalder Stadion aus der Saison 2022/23, schuldet Türkgücü der Stadt demnach. Mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren möchte sich derzeit niemand aus der Vereinsspitze zur aktuellen Situation äußern. Was ebenfalls als besorgniserregendes Zeichen zu werten ist.
Hatte Präsident Taskin Akkay doch in den vergangenen Jahren stets leidenschaftlich um eine positive Darstellung seines Vereins gerungen. Anfang dieser Woche sollen die Zahlungen fällig sein. Wo Türkgücü auf einmal über 100.000 Euro hernehmen will und wie der Verein dieses Dilemma zu lösen gedenkt, bleibt das Geheimnis der Verantwortlichen. Am Ende scheint sich damit nur der seit Vereinsgründung stetig wiederkehrende Zyklus fortzusetzen: Auf Höhenflüge mit ambitionierten Visionen folgte immer ein krachender Absturz. Der aktuelle droht gar der bislang krachendste zu werden.
Sollte Türkgücü in den nächsten Tagen keine Lösung präsentieren können, droht der endgültige Ausschluss vom Spielbetrieb. Und ein Neuanfang in der C-Klasse. Der Weg zurück, zumindest wieder an die Grenze zwischen Amateur- und Profifußball, wäre ein weiter und steiniger. Vielleicht aber sollte sich Türkgücü auch endgültig von derart übersteigerten Träumereien verabschieden, sich wieder auf seine Wurzeln besinnen und als Münchner Verein auf bestenfalls gehobenem Amateurniveau definieren.