Fußball Business

Du willst es einfach nicht verstehen: die Stadt hat die Finanzierung und die Kredite übernommen, da die 05er selbst die Finanzierung nicht stemmen konnten. Die Pacht wird ausschließlich zur Rückzahlung der Kredite verwendet, wenn das geschehen ist, ist das Stadion bezahlt, und wird von der Stadt dem Verein übergeben. Die Stadt selbst hat dabei als Vermittler der Kredite gehandelt, um den Bau zu ermöglichen.

Mainz 05 zahlt als Pächter jährlich über 3 Millionen Euro um den Kredit abzubezahlen, was spätestens 2025 der Fall sein soll.

Die Bild hat vorschnell vor einiger Zeit gemeldet:
Von: VON PETER DÖRR
22.11.2022 - 14:25 Uhr
Stadion schon bezahlt! Das plant Mainz 05 mit der frei werdenden Kohle.
In nur elf Jahren hat Mainz 05 die 55 Millionen Euro an kommunalen Krediten für sein neues Stadion zurückbezahlt: Jetzt plant der Bundesligist seine Zukunft!
Stadion schon bezahlt! Das plant Mainz 05 mit der frei werdenden Kohle (hinter Bezahlschranke)

Es müssen aber noch Kosten der Infrastruktur abbezahlt werden, ua für die Photovoltaikanlage.

Derzeit investiert der Verein in den Um- und Ausbau des Bruchwegs, der schon länger den 05ern gehört.
Aha, danke fuer die Erklaerung. Der FSV hat also das Kreditrisiko auf die Stadt abgewaelzt, weil der Verein, wie Du schreibst "die Finanzierung nicht selbst stemmen konnte". Das widerlegt aber nicht meinen Punkt, dass die Fussballvereine extremen finanziellen Risiken ausgesetzt sind, welche langfristiges Planen unmoeglich machen bzw. langfristige Investitionen bestrafen, sondern das unterstreicht genau meinen Punkt. Der FSV Mainz konnte das Risiko der langfristigen Investition nicht selber tragen und lagerte es stattdessen an die Stadt aus. Uebrigens praktisch, wenn man sowas tun kann, d.h. wenn die Stadt das Kreditrisiko uebernimmt (und man ausserdem nur einen zinsguenstigen Kommunalkredit statt eines normalen Firmenkredits mit hoeheren Zinssaetzen bedienen muss). Fuer Schreinermeister Mueller tut die Stadt das vermutlich nicht, wenn dieser einen Neubau fuer seine Schreinerei erstellen will, und vermutlich ebensowenig fuer Schott.

Aber zurueck zum Stadion. Die Stadt Mainz hat also:
- Statt des FSV das Risiko fuer den langfristigen Kredit getragen
- 7,5 Mio in die Schaffung einer adaequaten Infrastruktur investiert
- Den Grund erworben (was aber Teil der 7,5 Mio sein koennte)

Welchen Gegenwert hat die Stadt Mainz dafuer erhalten?
 
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Aha, danke fuer die Erklaerung. Der FSV hat also das Kreditrisiko auf die Stadt abgewaelzt...

Da kann ja nun der FSV Mainz nix dafür. Denen ist das Risiko zu hoch - völlig normale unternehmerische Entscheidung. Das sind eben keine Hasadeure. Und die beschweren sich auch nicht, wie mancher hier, dass ein unternehmerisches Risiko tatsächlich ein Risiko ist und kein Null-Risiko. Der Stadt ist das Risiko dagegen nicht zu hoch. So what? Business as usual. "Abgewälzt" wurde also gar nix, das ist lediglich die negative Bezeichunung durch Dich für etwas, was Dir nicht gefällt.
 
Da kann ja nun der FSV Mainz nix dafür. Denen ist das Risiko zu hoch - völlig normale unternehmerische Entscheidung. Das sind eben keine Hasadeure. Und die beschweren sich auch nicht, wie mancher hier, dass ein unternehmerisches Risiko tatsächlich ein Risiko ist und kein Null-Risiko. Der Stadt ist das Risiko dagegen nicht zu hoch. So what? Business as usual. "Abgewälzt" wurde also gar nix, das ist lediglich die negative Bezeichunung durch Dich für etwas, was Dir nicht gefällt.
Es ist alles andere als normal, dass die oeffentliche Hand fuer eine Privatfirma deren Kreditrisiko uebernimmt. Kannst ja mal beim Unternehmer Deines Vertrauens nachfragen.
 
Es ist alles andere als normal, dass die oeffentliche Hand fuer eine Privatfirma deren Kreditrisiko uebernimmt. Kannst ja mal beim Unternehmer Deines Vertrauens nachfragen.

In Sache Wirtschaft scheinst Du Dich wirklich nicht besonders auszukennen. Das ist völlig normal.

 
In Sache Wirtschaft scheinst Du Dich wirklich nicht besonders auszukennen. Das ist völlig normal.

Kommunalbuergschaften muessen von der EU-Kommission genehmigt werden, so "normal" sind die. Eine solche Buergschaft ist schliesslich eine Wirtschaftsbeihilfe.

Im Falle des FSV Mainz war das aber keine Buergschaft, sondern mehr. Bei einer oeffentlichen Buergschaft ist die oeffentliche Hand nur Buerge, d.h. sie wird nur dann aktiv, wenn der von einer Firma aufgenommene Kredit platzt. Das heisst: Im Normalfall fliesst da von der oeffentlichen Hand ueberhaupt kein Geld, aber in den wenigen Faellen, in denen die Firma ihren Kredit nicht mehr bedienen kann, uebernimmt die oeffentliche Hand den noch ausstehenden Kredit gegenueber dem Kreditgeber.

Im Fall des FSV nahm die Stadt Mainz den Kredit aber gleich selbst auf. Soll heissen: Da floss von Anfang an das Geld der Stadt an den Kreditgeber, und der FSV hat anschliesend dieses Geld peu a peu an die Stadt zurueckgezahlt. Wenn der Verein seinen Kredit aber nicht mehr haette bedienen koennen, dann waere die oeffentliche Hand genauso auf dem noch ausstehenden Kredit sitzengeblieben wie bei einer Buergschaft.
 
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Das Stadion vom SC Freiburg hat mehr als doppelt soviel gekostet, und wurde genauso von der Stadt finanziert.

>Eigentümer des Stadions ist die Stadion Freiburg Objektträger GmbH & Co. KG, deren Anteile vollständig von der Stadt Freiburg gehalten werden.<

Skandal! Auch Freiburg hilft dem Fussballklub bei der Finanzierung.
 
Kommunalbuergschaften muessen von der EU-Kommission genehmigt werden, so "normal" sind die. Eine solche Buergschaft ist schliesslich eine Wirtschaftsbeihilfe.

Die sind nicht "normal", sondern normal. So normal, dass die rechtlich geregelt sind, national und international. So normal wie Wirtschaftshilfen. Und Subventionen. Und Steuern. Und und und.

So normal, dass sogar Schalke das schon in Anspruch genommen hat.


Das Ministerium bestätigte auf Anfrage am Dienstag die Erteilung der Landesbürgschaft und teilte zum Verfahren mit: "Die Übernahme von Bürgschaften erfolgt seit Jahrzehnten regelmäßig im Rahmen der durch den Haushalts- und Finanzausschuss des Landtages gebilligten Bürgschaftsrichtlinien." Wie sonst üblich habe auch der Antrag vom FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. "das erprobte und bewährte mehrstufige Prüfungsverfahren durchlaufen". Er sei behandelt worden "wie alle anderen Anträge von Wirtschaftsunternehmen auch".

Business as usual.
 
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Auch in Karlsruhe wurde der 166 Millionen teure Neubau von der Stadt finanziert.

>Es ist Eigentum der Stadt Karlsruhe und wird an dessen Nutzer verpachtet. Von November 2018 bis Juli 2023 wurde das Wildparkstadion im laufenden Spielbetrieb in ein reines Fußballstadion umgebaut.<


Aber der KSC und der SC Freiburg sind keine solche Feindbilder für Detti wie die 05er, schließlich ist in Mainz ja Heidel Manager...
 
Das Stadion vom SC Freiburg hat mehr als doppelt soviel gekostet, und wurde genauso von der Stadt finanziert.

>Eigentümer des Stadions ist die Stadion Freiburg Objektträger GmbH & Co. KG, deren Anteile vollständig von der Stadt Freiburg gehalten werden.<

Skandal! Auch Freiburg hilft dem Fussballklub bei der Finanzierung.
Um Skandal oder nicht ging es nicht. Das Vorgehen bei der Mainzer Stadionfinanzierung wurde von Whelly (nicht von mir) als vorgeblicher Beleg dafuer eingebracht, dass Fussballvereine sehr wohl langfristige Investitionen vornehmen koennen. Wie gezeigt, lag er damit aber falsch, denn Mainz schaffte den Stadionbau und die dafuer notwendigen langfristigen Investitionen nur mit tatkraeftiger Unterstuetzung der oeffentlichen Hand; der FSV konnte die Investition also gerade nicht alleine und selbst schultern (was Du uebrigens selbst so gesagt hast). Um das noch mal klar zu sagen: Wenn der FSV in den letzten Jahren in die 2. Liga abgestiegen und womoeglich sogar in der 3. Liga versumpft waere, dann waere die Stadt Mainz ebenso auf den durch den Stadionbau des FSV entstandenen Schulden sitzengeblieben, wie es das Land Rheinland-Pfalz auf den durch den Stadionbau des FCK entstandenen Schulden tat.

Der Ursprung dieses Threads lag darin, dass ich gesagt habe, dass Fussballvereine deshalb finanziell zu Bruch gehen, weil im mit extremen finanziellen Risiken behafteten Fussballbusiness langfristige Investitionen eher bestraft als belohnt werden. Meine Behauptungen erhielten Widerspruch von diversen Usern, die (im Wesentlichen) meinen, dass Fussball ein Business wie jedes andere sei. Dabei belegt ihr eigenes Beispiel, d.h. die Stadionfinanzierung beim FSV Mainz, dass das eben nicht so ist.
 
Whelly (nicht von mir) als vorgeblicher Beleg dafuer eingebracht, dass Fussballvereine sehr wohl langfristige Investitionen vornehmen koennen
Einfach nein. 😆

1. Mainz hast du mit den Aussagen von Heidel ins Spiel gebracht

2. War deine Behauptung, durch das absolut unkalkulierbare Risiko kann ein Verein nicht seriös ein Stadion bauen, ohne direkt seine Existenz zu gefährden. Mainz zeigt, unter anderem, das dies sehr wohl geht. Im Übrigen am ehesten entspricht das Konstrukt einem Pachtkauf.
 
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btw. ist die Investion ist ein riesieges Gebäude, das so gut wie nie benutzt wird, grundsätzlich keine gute Idee und eben auch keine lohnende Investition. Und aus Nachhaltigkeitsgründen dürfte es sowas gar nicht geben.

Wer würde denn zum Beispiel einen Kredit aufnehmen, um ein riesiges zu Haus bauen, nur um sich da ab und zu mit seinen Verwandten zu treffen? Richtig: Niemand. Da mietet man stattdessen und vernünftigerweise einen passend großen Saal, wenn man ihn braucht.
 
Natürlich ist ein großes Gebäude wie das Stadion der 05er eine lohnende Investition, im Bruchweg wären sie auf Dauer nicht Konkurrenzfähig gewesen, weder mit den Zuschauereinnahmen, noch mit der Vermarktung im Allgemeinen. Ab nächstem, spätestens nach dem übernächstem Jahr zahlen die 05er keine Pacht mehr, dass bedeutet, es werden mindestens 3,3 Millionen pro Jahr zur anderweitigen Verwendung frei, zB zum Ausbau des Bruchweg und dem Wolfgang Frank Campus für den Nachwuchsbeteich.
Ausserdem wird das Stadion in etlichen Bereichen regelmäßig genutzt, zB finden Tagungen, Schulungen und andere Veranstaltungen statt. Eine weitergehende Nutzung war Teil des Konzepts bei der Planung.
 
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2. War deine Behauptung, durch das absolut unkalkulierbare Risiko kann ein Verein nicht seriös ein Stadion bauen, ohne direkt seine Existenz zu gefährden. Mainz zeigt, unter anderem, das dies sehr wohl geht. Im Übrigen am ehesten entspricht das Konstrukt einem Pachtkauf.
Es geht, wenn die oeffentliche Hand bereitwillig mitspielt. Ohne geht es grundsaetzlich auch (Schalke hat seine Arena beispielsweise komplett privat finanziert), aber das Risiko, dass diese langfristige Investition bestraft anstatt belohnt wird, ist eben sehr hoch. Das war genau meine urspruengliche Aussage. Mainz hat sich dadurch gegen das Bestrafungsszenario (=schleichender Bankrott durch Kreditforderungen, die nicht bedient werden koennen, s. z.B. Aachen und Duisburg) "versichert", dass es seine Schulden auf die oeffentliche Hand abgewaelzt haette, wenn es die Zahlungen nicht mehr haette bedienen koennen.
 
Natürlich ist ein großes Gebäude wie das Stadion der 05er eine lohnende Investition, ...

Wenn es sich lohnen würde, könnte das dann ja der Verein dann locker finanziell stemmen. Zudem gehört es ja nicht zum Kerngeschäft einer Fußballfirma eine Gebäude zu betreiben und für Tagungen u.ä. zu vermieten und zu organisieren. Das sollte doch lieber eine Betreibenfirma machen. Und so läuft es ja auch in der Regel. Manchmal gehört die Betreiberfirma auch dem Verein oder zum Teil. Und eben auch gerne der öffentlichen Hand. Die dann wieder das Geld reinkriegt, das sie für das Stadion ausgegeben hat. Daher ist es auch grundsätzlich gar kein Skandal oder Problem, wenn die öffentliche Hand Stadien (mit)finanziert. Sondern business as usual.

Grundsätzlich problematisch ist aber, dass die Dinger die überwiegende Zeit leer stehen.
 
Grundsätzlich problematisch ist aber, dass die Dinger die überwiegende Zeit leer ststehen.
Gleiches gilt für unzählige Gebäude, die zB der Kultur dienen wie Konzerthallen, Theater, Turnhallen etc., oder auch Messehallen, und - die ersten ihrer Art - Kirchen.

Edit : Turnhallen scheiden grösstenteils aus, die werden ja mittlerweile für die Unterbringung von Flüchtlingen gebraucht.
 
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