Fußball Business

Holgy

Kommischer Foggel!
Teammitglied
Die ist ein Diskussionstrang, der sich im Pokalfinalthread entwickelt hat. Wer ein bessere Überschrift hat kann gerne bescheid sagen.
 
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Kaiserslauterns letzte Meisterschaft liegt keine 30 Jahre zurueck. Wenn nur "die Aeltesten unter den noch Lebenden" sich daran erinnern koennen, dann hat Deutschlands Ü40-Generation aber massive Erinnerungsprobleme und gehoert komplett ins Demenzheim.

Wenn man sich so durch Schlaaands Foren liest, dann kann das passen.

Und diese Vereine wurden nicht von der "Fussballgeschichte" überrollt, sondern von der eigenen Inkompetenz.
 
Nein, der Niedergang dieser Vereine ist nicht ausschliesslich auf Inkompetenz zurueckzufuehren, denn dafuer gibt es die Faelle einfach zu oft. Stattdessen laesst die Haeufung solcher Faelle vermuten, dass im deutschen Profifussball etwas systematisch falsch laeuft. Und das ist tatsaechlich so, denn im deutschen Profifussball (also der DFL) herrscht ein System, in welchem Ambition bestraft wird und Mitlaeufertum belohnt. Anders ausgedrueckt: Im deutschen Fussball wird finanzielles Risiko eher bestraft als belohnt.

Zum Vergleich: Haeuslebauer vs Mieter. Auf lange Sicht (also >20 Jahre oder so) rechnet es sich, ein Haus zu bauen und dafuer einen Hausbaukredit aufzunehmen. In den Jahren, in welchen der Haeuslebauer seinen Kredit abstottert, hat er durch die Abzahlung seines Kredits aber eine groesseser finanzielle Belastung als der Mieter, der jedes Jahr nur eine Miete zahlen muss. Erst nach vollstaendiger Abzahlung ist der Haeuslebauer fein raus und die ganze Chose faengt an, sich so richtig fuer ihn zu rechnen.

Stellen wir uns vor, dass Haeuslebauer und Mieter Kollegen sind und denselben gutbezahlten Job haben. Drei Jahre nach Beginn des Hausbaus verlieren beide ihre Jobs, weil ihre Art von Job durch KI wegrationalisiert wurde. Die Jobs, in denen sie gut waren, gibt es nirgends mehr, und stattdessen gibt es fuer sie nur noch Jobs, in denen man die Haelfte verdient. Diese Einkommenskrise belastet den Mieter dann weniger als den Haeuslebauer, weil die Kosten der Abzahlung des Kredits die Mietkosten ueberschreiten. Der Haeuslebauer wird also quasi dafuer "bestraft", dass er ein finanzielles Risiko eingegangen ist. Richtig bitter wird es, wenn diese Einkommenskrise lange anhaelt, denn dann frisst die Abzahlung des Kredits das Eigentum des Haeuslebauers auf. Im Extremfall verliert er sogar das Haus selbst, d.h. er haelt also gar nicht den Zeitrahmen ("auf lange Sicht") durch, in welchem sich der Hausbau erst rechnet. Er wird also durch den Hausbau ruiniert, ohne je die "fein raus"-Zeit zu erreichen.

Im deutschen Fussball sieht es eben ganz aehnlich aus: Wenn man da in die 2. Liga absteigt, dann halbiert sich von einem Tag auf den naechsten das Einkommen, ohne dass der Verein irgendeine Chance haette, das zu verhindern (oder den Verlust durch externe Geldgeber, d.h. Eigentuemer, aufzufangen). Steigen gleichzeitig ein Haeuslebauer (=Verein mit eigenem Stadion und laufendem Stadionkredit) und ein Mieter ab, dann ist der Mieter in einer besseren Situation, diese Krise zu ueberstehen. Bleibt diese Einkommenskrise beim Haeuslebauer lang genug bestehen, dann ist auch irgendwann das Stadion weg (s. Aachen und Kaiserslautern). In Summe hat also ein Verein, der immer nur brav mitschwimmt und Miete zahlt, auf Dauer bessere Ueberlebenschancen als ein Verein, der Risiko eingeht. Und das ist genau das, was wir in der Buli in den letzten 30 Jahren oder so beobachtet haben: Waehrend dieses Zeitraums (=auf Dauer) gingen risikobereite Vereine den Bach runter, waehrend sich die Liga mit Mitschwimmern (und Vereinen, die das System umgehen) fuellt.
 
Sorry, Alter, ich werde das jetzt nicht auseinanderpfriemeln.
Dass Deutschland prinzipiell ausserordentlich risikoavers ist, ist kein Geheimnis.
Wie sich das jetzt auf individuelle Profivereinsschicksale ausschlägt, sei dahin gestellt, aber wenn Vereine nach dem Mama+Papa Häuslebauprinzip risikogemanaged werden, dann kann es schnell düster werden.
 
Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Risikobereit und Größenwahn.

Ich erinnere mich noch sehr gut an Atze Friedrich, der damals erklärte, man wolle in Zukunft zu den ganz großen Vereinen im europäischen Spitzenfussball gehören. Da gehörte dann zB dazu, dass man Bruttogehälter Netto auszahlte, und dabei mal kurzerhand etliche Millionen Steuer hinterzogen hat.

Auch Hertha oder Schalke waren eher Grössenwahnsinnig denn Risikobereit, man wollte schlicht und ergreifend im Konzert der ganz Großen mitspielen.

Natürlich muss man dann andere dafür verantwortlich machen, wenn man selbst die Karre an die Wand gefahren hat, und seien es die "Kleckerklubs", die solide und vernünftig haushalten
 
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Wie sich das jetzt auf individuelle Profivereinsschicksale ausschlägt, sei dahin gestellt, aber wenn Vereine nach dem Mama+Papa Häuslebauprinzip risikogemanaged werden, dann kann es schnell düster werden.
Das ist kein Mama+Papa Haeuslebauprinzip, sondern schlichtweg die Natur von Investment durch Finanzierung: Man gibt heute viel Geld aus, um in der Zukunft auf lange Sicht mehr Geld einzufahren. Das viele Geld, welches man fuer das heutige Investment braucht, hat man in der Regel aber nicht einfach so rumliegen, sondern das leiht man sich meist per Kredit. So funktioniert die Wirtschaft.

Als Beispiel: Mal angenommen, eine Pharmafirma hat ein bahnbrechendes und gewinnversprechendes neues Produkt entwickelt - z.B. Diaetpillen. Jetzt will man diese Pillen in grossem Massstab herstellen, um damit ordentlich Reibach zu machen, aber saemtliche Produktionsanlagen sind mit dem bisherigen Produktkatalog voll ausgelastet. Also entscheidet man sich, eine neue Anlage zu bauen. Das ist aber natuerlich arschteuer, und das dafuer noetige Geld hat auch eine Pharmafirma nicht einfach so rumliegen. Also nimmt die Firma einen Kredit auf, welchen sie dann ueber einen langen Zeitraum wieder abtraegt. Alles also wie beim Haeuslebauer und beim stadionbauenden Fussballklub.

Wie gesagt, das ist ganz normal. Du wuerdest Dich womoeglich wundern, wieviel Kredite auch die groessten und erfolgreichsten Firmen jaehrlich bedienen. Nur als Beispiel: Mercedes-Benz ist ein gesunder Konzern, der im Geschaeftsbericht 2022 (s.u.) ein Konzernergebnis (=Gewinn) von 14,8 Mrd Euro auswies. Selbst dieser gesunde Konzern weist im selben Geschaeftsbericht aber auch langfristige Finanzierungsverbindlichkeiten (=Kreditschulden) von 62 Mrd Euro aus. In dem Jahr alleine hat Mercedes-Benz knapp 52 Mrd langfristige Finanzierungsverbindlichkeiten getilgt, aber auch 38 Mrd neue langfristige Finanzierungsverbindlichkeiten aufgenommen. Kreditschulden sind bei einer Firma eben total normal.

 
Das ist mal wieder fdp-Bullerbü.

Im deutschen Fussball sieht es eben ganz aehnlich aus: Wenn man da in die 2. Liga absteigt, dann halbiert sich von einem Tag auf den naechsten das Einkommen, ohne dass der Verein irgendeine Chance haette, das zu verhindern (oder den Verlust durch externe Geldgeber, d.h. Eigentuemer, aufzufangen).

Deswegen heißt es auch Risiko, das unternehmerische. Man hat den Eindruck, Dir ist nicht klar, was das bedeutet: mit einem Vorhaben o. Ä. verbundenes Wagnis, möglicher negativer Ausgang bei einer Unternehmung, Möglichkeit des Verlustes, Misserfolges.

Die Rahmenbedingungen sind allen Fußballfirmen bekannt. Man kann das Wagnis eingehen, muss dann aber auch mit dem negativen Ausgang leben oder entsprechend planen. Das ist übrigens auch in anderen Wirtschaftsbranchen so und völlig normal.

Du würdest Dich vermutlich wundern, wie viele Firmen jedes Jahr pleite gehen: Insolvenzen nach Jahren Ganz normal, denn die Marktwirtschaft beruht auf Wettbewerb zwischen Konkurrenten und da bleiben immer welche auf der Strecke. Daran sind nicht irgendwelche unfairen Umstände schuld, sondern auf diesem Prinzip beruht die Marktwirtschaft.
 
Das ist mal wieder fdp-Bullerbü.
[...]
Ja sicher, Wirtschaft und Finanzen sind fdp-Bullerbue. Jessas. Da spricht mal wieder der Wirtschaftsexperte.

Von den Unternehmen in Deutschland geht jedes Jahr etwa ein halbes Prozent Pleite. Siehe z.B. hier:


So gab es im Jahr 2022 14.600 Unternehmensinsolvenzen. Aus der Tatsache, dass das 0,48 Pozent aller Firmen darstellt, koennen wir schliessen, dass es ingesamt um die 3 Mio Firmen in Deutschland gibt. Nun heisst "Unternehmen" ja viel, denn das kann sowohl den Volkswagenkonzern als auch Malermeister Krause bezeichnen, und die Statistik schliesst tatsaechlich alle Unternehmen ein, beginnend mit Ein-Mann-Unternehmen. Und jetzt die Schaetzfrage:

Wieviele von den 14.6000 Unternehmensinsolvenzen des Jahres 2022 betrafen Firmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Mio?

Ich frage nach dieser Umsatzgroesse, weil vermutlich alle Erst- und die meisten Zweitligisten in diese Umsatzkategorie fallen, welche uebrigens die hoechste Kategorie in dieser Statistik ist.

90

Das entspricht uebrigens ebenfalls in etwa 0,5% aller Unternehmen mit diesem Umsatzvolumen. Dazu kommt, dass die Haelfte aller Insolvenzen junge Firmen betrifft, also Firmen, die weniger als 8 Jahre alt sind. In der entsprechenden Statistik von obiger Seite ist die aelteste Kategorie leider nur "8 Jahre und aelter". Die Firmen von Fussballvereinen haben aber Vereine mit einer oft mehr als 100-jaehrigen Vereinshistorie im Ruecken. Es passiert wirklich sehr, sehr selten, dass Firmen insolvent gehen, wenn sie vorher fuer eine so lange Zeit erfolgreich existiert haben. Das alles mal ganz davon abgesehen, dass "normale" grosse Firmen meist deshalb Pleite gehen, weil sie nicht rechtzeitig in neue Wirtschaftszweige investieren oder weil sie einen technologischen Fortschritt verpassen bzw. durch einen solchen obsolet gemacht werden. All das trifft auf Fussballvereine nicht zu, denn diese sind so oder so nur in ihrer Nische "Fussball" alktiv.
 
Mercedes ist ein Beispiel, wie man dem Staat Geld anknüpft, obwohl man genug davon hat. Während des ersten Jahr der Pandemie ließ sich Mercedes 700 Millionen Euro Kurzarbeitergeld auszahlen, um wenig später den Aktionären über 3 Milliarden an Dividende auszuschütten.


Die Schutzbehauptung, man habe ja jahrelang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt, zieht überhaupt nicht, denn faktisch gibt es gar keinen Arbeitgeberanteil.
 
Mercedes ist ein Beispiel, wie man dem Staat Geld anknüpft, obwohl man genug davon hat. Während des ersten Jahr der Pandemie ließ sich Mercedes 700 Millionen Euro Kurzarbeitergeld auszahlen, um wenig später den Aktionären über 3 Milliarden an Dividende auszuschütten.
[...]
Tja, und jetzt mal Dir mal aus, wie das in einem Unternehmen aussieht, wenn es von einem Tag auf den naechsten nur noch halb so viel einnimmt wie zuvor und auch keinerlei Moeglichkeit zum Ausgleich der Mindereinnahmen hat. Genau das passiert naemlich, wenn ein Verein in die 2. Liga absteigt.

Um mal Christian Heidel zu zitieren:

"[...] Wir wissen alle, dass wir etwas verändern müssen, um die Fernsehgelder zu akquirieren, die für Mainz 05 wichtig sind. Wir hängen zu über 50 Prozent am TV-Geld.
[...]
So lange mir keiner erklärt, wie wir sonst investieren sollen, bin ich dafür (für den Investoreneinstieg, Anm. d. Red.). Wenn wir im Sommer sieben, acht Millionen Euro von den Medieneinnahmen abtreten, um die Binnenfinanzierung der Investitionen zu realisieren, dann wird es hier nicht nur eng, dann wird es mega eng. [...]"



Mit 7, 8 Mio weniger wird es fuer Mainz laut Heidel also "mega eng". Auch wenn er hier meiner Meinung nach ueberdramatisiert, um den Schritt hin zu einem Buli-Investor als alternativlos darzustellen: Wie sieht es dann erst bei einem Verein wie Mainz aus, wenn es bei Abstieg statt 50 Mio Fernsehgeld nur noch 20 Mio gibt, also 30 Mio weniger? Und genau das ist es, was Vereine kaputt macht, und zwar insbesondere diejenigen, die vorher investiert haben.
 
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Ja sicher, Wirtschaft und Finanzen sind fdp-Bullerbue.

Ah, der typische Detti-Move: Eine Falschbehauptung. 🥱 Bullerbü ist die Metapher für eine idyllisierende, realitätsferne Darstellung. Niemand hat behauptet Wirtschaft und Finanzen seien fdp-Bullerbü. Richtig ist: Behauptet wurde, dass Deine naiv-idyllische Darstellung von Wirtschaft und Finanzen fdp-Bullerbü ist.

Und unternehmerisches Risiko ohne Risiko ist keins.

In der Fußball-Branche ist das Risiko übrigens überschaubar, da träumen andere Branchen und Firmen von. Die Haupteinnahme ist mittelfristig, streng genommen sogar langfristig sicher kalkulierbar, selbst die Höhe. Es ist auch kein Geheimwissen, dass man bei einem Abstieg viel weniger Fernsehgelder bekommt. Entsprechend kommt das auch nicht überraschend und ist einkalkulierbar.

Verein A: Brauch 350 Mio für ein neues Stadion. 25 Jahre Laufzeit für einen Kredit.

Dafür müsste Verein A in den 25 Jahren immer CL spielen, sonst kann er den Kredit nicht finanzieren.
Welcher Verein sollte dieses Risiko eingehen?
A) FC Bayern
B) Schalke 04
C) Mainz 05


Verein B: Brauch 150 Mio für ein neues Stadion. 20 Jahre Laufzeit für einen Kredit.

Dafür müsste Verein A in den 20 Jahren immer 1. Buli spielen, sonst kann er den Kredit nicht finanzieren.
Welcher Verein sollte dieses Risiko eingehen?
A) FC Bayern
B) Schalke 04
C) Mainz 05

Bonus-Frage 1: Sollten Verein A und B trotzdem einem Plan B ausarbeiten, falls das Risikoereignis doch eintritt?
Bonus Frage 2: Wenn der Plan B nicht realsierbar ist, sollten Verein A oder B das Risiko trotzdem eingehen?
 
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[...]
In der Fußball-Branche ist das Risiko übrigens überschaubar, da träumen andere Branchen und Firmen von. Die Haupteinnahme ist mittelfristig, streng genommen sogar langfristig sicher kalkulierbar, selbst die Höhe. [...] Entsprechend kommt das auch nicht überraschend und ist einkalkulierbar.
[...]
Nur der erste Satz ist teilweise richtig, aber aus anderen Gruenden, als Du glaubst. Der Rest ist falsch.

Wenn eine "normale" Firma in diesem Jahr einen Umsatz von 100 Mio macht, wieviel macht sie dann im naechsten Jahr? Richtig, vermutlich irgendwas um die 100 Mio. Wenn es gut laeuft, dann sind es (durch Expansion und Inflation) vielleicht 10% mehr, wenn es wirklich schlecht laeuft 5% weniger. Aber man bleibt im Wesentlichen bei aehnlichen Zahlen. Es kommt nicht vor, dass eine Firma auf einmal 50% weniger einnimmt, weil sich urploetzlich von einem Jahr auf das andere ihre Kundschaft halbiert. Sowas wuerde eine Firma auch nicht vertragen, schon gar nicht fuer laengere Zeit. Das glaubst Du nicht? Wie praktisch, dass es dazu letztens ein grossangelegtes Experiment gab.

Dieses Experiment hiess Coronavirus. Durch die Lockdowns und Kontaktbeschareankungen wurde ein Wirtschaftszweig ganz besonders betroffen, naemlich die Gastronomie. Weil das so war, gab es staatliche Hilfen fuer die Betriebe, Mehrwertsteuern wurden gesenkt und und und. Die Politik griff also massiv ein, weil die Betriebe angesichts der Einnahmeverluste ohne Hilfe reihenweise eingegangen waeren. Wie sahen denn diese Einnahmeverluste nun aus?

"[...]
- Umsatz im Gastgewerbe lag im Zeitraum von März 2020 bis Januar 2021 real (preisbereinigt) um 47,1 % unter dem des Vorjahreszeitraums
- Hotels, Gasthöfe und Pensionen verzeichneten im selben Zeitraum ein Minus von real 57,0 %
[...]"



Das Gastgewerbe hat also mal ein Jahr lang (nur ein Jahr lang!) einen Umsatzeinbruch von 50%, und sofort ist da komplett Land unter. Und da soll dann bei einem Fussballverein ein Umsatzeinbruch von 50% nichts ausmachen? Beim Fussball soll das sogar planbar sein? Wie denn? Soll eine Mannschaft, die in dieser Saison Platz 4 in der Buli belegt hat, fuer die naechste Siason so planen, dass man auch bei einem Abstieg die Mannschaft zusammenhalten kann? Dann verkauft Leipzig wohl besser zur Sicherheit mal ein paar seiner teuren Spieler, oder? Und die Mannschaften auf den Plaetzen 5 und 16 tun das ebenfalls, aber natuerlich je mehr, je weiter unten sie landeten. Am besten treten saemtliche Buli-Mannschaften gleich mit Zweitligakadern an, denn dann kann man bei einem Abstieg mit demselben Kader weitermachen wie vorher. Nee, warte mal, dann spielt man ja in der 2. Liga, und da braucht man natuerlich einen Drittligakader, weil man ja in die 3. Liga absteigen koennte...

Das Risiko im Profifussball ist also nicht gering, sondern im Gegenteil sehr hoch. Corona hat gezeigt, dass "normale" Unternehmen nicht ueberlebensfaehig sind, wenn sie derartigen Einnahmeschwankungen wie die Profifussballfirmen ausgesetzt sind. Daher stellt sich die Frage: Wieso gehen die Fussballfirmen nicht reihenweise bei Abstieg Pleite?

Die Antwort ist, dass sie auf solche extremen Einnahmeschwankungen besser reagieren koennen als normale Firmen. Sie koennen leichter ausserordentliche Einnahmen in hilfreichen Groessenordnungen erzielen (durch Spielerverkaeufe in einem Markt, in welchem jeder Verkauefer alle potentiellen Kaeufer direkt "kennt"), sie koennen leichter Kosten reduzieren (durch Einsparung von Spielergehaeltern). Bei einem "normalen" Unternehmen ist beides viel schwieriger.

Das heisst also: Das Risiko in dem Markt, in welchem Fussballfirmen aktiv sind, ist irrsinnig hoch, aber sie koennen es durch extreme Flexibilitaet besser handhaben als Firmen in anderen Branchen. Aber auch diese Flexibilitaet hat eben Grenzen, und zusaetzlich steht das hohe Risiko langfristigem Handeln im Weg. Flexibilitaet ist naemlich praktisch das Gegenteil von langfristigem Handeln. Weil ausserdem dieses irrsinnige Risiko zu einem grossen Teil durch die DFL und deren Verteilungsschluessel kuenstlich erzeugt wird, muss sich da etwas aendern.
 
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Jetzt muss der einmalige Fall einer Corona-Pandemie herhalten? Jesus Christus, Ave Maria, Ding-Dong und Helleluja! Du Finanzexperte vergleichst jetzt wieder Äpfel mit Autoreifen. Um Deine falsche These von der besonders risikoreichen Branche Fußball zu untermauern, wäre der Vergleich von Fußballfirmen und Impfherstellen noch besser gewesen: Während die Fußballfirmaen deutliche Einbußen hinnehmen mussten, haben die Impf-Herrsteller deutlich mehr Gewinn gemacht, da sieht man mal, wie viel risikoreicher die Fußballbranche ist! Wie? Der Vergleich hinkt? Ja genau, anders sind falsche Annahmen ja nicht zu "beweisen".

In diesem Fall hinkt aber nicht nur der Vergleich, sondern da stimmt mal wieder so einiges nicht. Umsatzeinbruch im Fußball von 50%? Schauen wir uns doch einfach mal die Umsatzzahlen an:

Umsatz der 1. und 2. Fußball-Bundesliga von der Saison 2004/2005 bis zur Saison 2022/2023
(in Millionen Euro)


Screenshot 2024-05-22 064917.png
Blau: 1. Liga; Schwarz: 2. Liga

Umsatzeinbruch von 50%? Alles klar!

Und hier noch ein Buchtipp: Autor ist der emeritierte Mathematikprofessor Peter Gritzmann: Plausibel, logisch, falsch. Verlag: C.H. Beck, München 2024, 216 S., 22 Euro.

Um in der Fußballbranche ein "unkalkulierbares" Risiko zu haben, muss schon so ein seltenes Ereignis wie eine Corona-Pandemie auftreten und selbst da kommt es in der Fußballbranche nur zu geringen Umsatzeinbußen. Unter ansonsten so gut wie immer bestehenden Umständen: Die Fernsehgelder stehen fest, die Zuschauereinnahmen stehen fest, auch der Merchabsatz schwankt nicht unkalkulierbar von Saison zu Saison. Das heißt der Hauptteil des Umsatz ist gesichert und damit kann man langfristig planen und kann entsprechende unternehmerische Risiken eingehen. Deswegen gehen so wenig Fußballfirmen insolvent.
Ein Verein, der immer gegen den Abstieg spielt, muss die Umsatzeinbußen im Abstiegsfall miteinkalkulieren. Wenn dann ein Verein kommt und sagt: "Oh Mist, wir sind abgestiegen, und da gibt es ja auf einmal viel weniger Fernsehgelder! Das ist ja unfair, damit haben wir jetzt gar nicht gerechnet!" (im doppelten Wortsinn) Dann kann man das nicht ernst nehmen.

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Die Frage war: A, B oder C?
 
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Jetzt muss der einmalige Fall einer Corona-Pandemie herhalten? Jesus Christus und Ave Maria! [...]
Weiter muss ich nicht lesen, weil klar ist, dass Du meinen vorigen Beitrag nicht verstanden hast. Deshalb schreibe ich es nochmal ganz langsam:

Der wirtschaftliche Einbruch, den eine Fussballfirmen bei einem Buli-Abstieg erleidet, ist in etwa so gross wie der, den normale Unternehmen waehrend des absolut-aussergewoehnlichen-einmal-in-100-Jahren-Ereignisses Covid-19 Pandemie erlitten haben.

Jetzt verstanden? Soll heissen:

Koeln steigt diese Saison ab -> Wirtschaftliche Schaeden wie andere Unternehmen bei COVID.
Koeln steigt naechste Saison wieder auf -> Zum Glueck, damit kann Koeln sich in der naechsten Saison wenigstens etwas erholen.
Koeln steigt im Jahr darauf wieder ab -> Yay, und schon wieder wirtschaftliche Schaeden wie andere Unternhemen bei COVID!
usw. usf.
 
Ich erkläre es Dir noch einmal ganz einfach, vielleicht verstehst Du es dann: Ein Abstieg ist kein unvorhersehbares Ereignis wie die Corona-Pandemie. Köln muss damit kalkulieren und rechnen. Wenn sie das nicht tun, sind sie ein unternehmerisches Risiko eingegangen. Risiko bedeutet: mit einem Vorhaben o. Ä. verbundenes Wagnis, möglicher negativer Ausgang bei einer Unternehmung, Möglichkeit des Verlustes, Misserfolges.

Die Frage war: A, B oder C?
 
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[...] Die Fernsehgelder stehen fest, die Zuschauereinnahmen stehen fest, auch der Merchabsatz schwankt nicht unkalkulierbar von Saison zu Saison. [...]
Nur das noch. Die Fernsehgelder stehen fest, ja? Und die Einnehamen aus den Fernsehgeldern sind damit planbar, ja? Dann sag mir doch mal, mit wieviel Fernsehgeld Bochum in 2 Jahren, also der Saison 25/26, rechnen kann. Ich frage das fuer meinen Freund, denn der ist Manager beim VfL und wuerde gerne einen Dreijahresplan erstellen.

Hier ist ein Hilfe zum Nachgucken:


Bekommt Bochum dann in etwa soviel Fernsehgeld wie der FC in dieser Saison (Platz 12 in der Buli, 52 Mio) oder etwa soviel wie Fortuna Duesseldorf in dieser Saison (Platz 4 in der 2. Liga, 15 Mio)? Welche Summe darf mein Freund nun einplanen?
 
Nur das noch. Die Fernsehgelder stehen fest, ja?

Ja, die sind über 5 jahre ausgehandelt und der Verteilungsschlüssel ist allen bekannt. Jeder Verein kann sich ausrechnen in welcher Tabellenregion er wohl landet und entsprechend kalkulieren. Bochum sollte zum Beispiel nicht damit kalkulieren am Saison auf Platz 1 der ersten Bundesliga zu stehen und mit den damit verbundenen Fernsehgelder kalkulieren. Sondern eher mit denen in der Abstiegszone und denen der zweiten Liga.
 
Apropos: Aktuell, also vor den Relegationsspielen, weiss Bochum nicht mal, ob es in der naechsten Saison 42 Mio an Fernsehgeld bekommt oder (vermutlich) knapp ueber 20 Mio. Wie sollte Bochum da bisher fuer die neue Saison planen, wenn man nicht weiss, ob man 20 Mio mehr oder weniger zur Verfuegung hat?
 
Ja, die sind über 5 jahre ausgehandelt und der Verteilungsschlüssel ist allen bekannt. Jeder Verein kann sich ausrechnen in welcher Tabellenregion er wohl landet und entsprechend kalkulieren. Bochum sollte zum Beispiel nicht damit kalkulieren am Saison auf Platz 1 der ersten Bundesliga zu stehen und mit den damit verbundenen Fernsehgelder kalkulieren. Sondern eher mit denen in der Abstiegszone und denen der zweiten Liga.
Und? Sind es denn in 2 Jahren eher die 52 Mio oder die 15 Mio? Dazwischen liegt ein Faktor von mehr als 3.
 
Man schaut dann mal den best case (52 Mio) an und den worst case (15 Mio). Dann kalkuliert man die Risiken durch. Hasadeure gegen all in! Die Clubs, die Du so gerne als Kleckerclubs bezeichnest, kalkulieren auf Nummer sicher und gehen eher vom worst case aus. Da jammert keiner: "Das ist aber unfair, dass ich in der zweiten Liga weniger Geld kriege! Das ist aber fies, dass ich das unternehmerische Risiko wirklich tragen muss!"

Daily business in der Fußballbranche. Um Bochum brauchste Dir da keine Sorgen machen, die kennen das schon und haben Erfahrung damit.

Fast vergessen! Die Frage war: A, B oder C?
 
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