"Kann er einen nicht verknusen, schickt er ihn nach Leverkusen. Dort an diesem End der Welt, ist man ewig kaltgestellt".
So reimte man damls.
Die Stadt gibt es erst offiziell seit 1930. Doch wie ist sie entstanden?
Es fing blau an. Genauer gesagt mit Ultramarinblau. Diese Farbe konnte man bis ins 19. Jahrhundert nur aus Lapislazuli gewinnen. Daher gab es Anfang des 19. Jahrhunderts eine Art Wettbewerb, mit dem ein anderes Herstellungsverfahren gesucht wurde. Ein Deutscher aus Wermelskirchen tüftelte und gründete 1834 die erste deutsche Ultramarin-Fabrik, verlegte diese aber etwas später an den Rhein. Sein Name war
Carl Leverkus.
Seine Farbenfabrik wurde dann 1895 von einer anderen Farbenfabrik aus Wuppertal übernommen: vom Chemiekonzern Bayer, der im engen Tal der Wupper nicht mehr wachsen konnte. Also hat der dann die Fabrik von Carl Leverkus übernommen, und schon war Bayer Leverkusen geboren. Aber noch nicht die Stadt. Die Mitarbeiter, die mit umziehen mussten, waren damals nicht so begeistert: siehe den Spruch am Anfag dieses Posts.
1930 dann schlossen sich die Gemeinden Wiesdorf, Schlebusch, Steinbüchel und Rheindorf zusammen und wählten für die Gemeinde den Namen des Gründers als Grundlage: Leverkusen. Der zentrale Bahnhof der Stadt liegt im früheren Wiesdorf. Einen Hauptbahnhof gibt es nicht. Aber eben Bayer 04, den Fußballklub, der Fußballmeister. Und baldiger Triple Sieger?
Fragt einer: "Was ist der Unterschied zwischen einer Straßenbahn und Bayer 04 Leverkusen?" Antwortet der Kölner: "Die Straßenbahn hat mehr Anhänger."
Na ja, alte Rivalität eben. Aber immerhin hat der Klub einen Zuschauerschnitt von 29.000 in der BayArena, die 30.200 Leute faßt. 165.000 Einwohner hat die Stadt. Von den west-, ost- und gesamtdeutschen Meisterstädten waren nur 5 kleiner als Leverkusen: Wolfsburg, Kaiserslautern, Fürth, Jena und Zwickau. Und biertechnisch ist die Stadt Kölsch-Gebiet. Will man etwas vom alten Leverkusen sehen inmitten der Nachkriegs-Betonbauten der City, dann geht man am besten auf die andere Seite des Bahnhofs. Dort liegt die Arbeitersiedlung Johanna, die 1912 erbaut wurde und komplett erhalten ist. Oder in die noch prächtiger wirkende Siedlung Anna etwas weiter nördlich. Sonst gibt's da nix zu sehen.
So ist der Chemiekonzern identitätsstiftend, und dafür tat und tut er auch viel. Er baute und fördert Sport- und Kultureinrichtungen wie das Erholungshaus, das bis heute für Konzerte genutzt wird, die parallel zu den städtischen Veranstaltungen von der Bayer-Kulturabteilung organisiert werden.
Bayer-04 wird ja von vielen Fans mißtrauisch beäugt, weil es ein Werksklub ist und daher gewisse Wettbewerbsvorteile. Aber es ist eben auch ein Traditionsverein, der neben dem Profi-Fußball auch viele andere Sportarten auf hohem Niveau betreibt. In jedem Fall aber ist er die Identifikations-Institution, verdeutlicht durch die weltgrößte Leuchtreklame: Das Bayer-Kreuz mit 1.700 Glühlampen.
Dieser Beitrag wurde inspiriert durch einen Artikel in der
TAZ