Zweite Liga bald mit 22 Klubs?

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André

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MSV-Trainer Meier kann sich freuen: Es bleibt beim Sieg



Frankfurt/München - Alles bleibt, wie es ist: Im Zuge des Wett- und Manipulationsskandals hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das vorerst letzte Urteil gefällt.

Die Affäre um den geständigen Ex-Referee Robert Hoyzer ist damit rechzeitig vor dem DFB-Bundestag am 28. April in erster Instanz beendet.

Marks in U-Haft

Unter Vorsitz von Richter Rainer Koch entschied das Sportgericht am Dienstag in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main, dass die vom seit rund drei Wochen inhaftierten Ex-Schiedsrichter Dominik Marks geleitete Zweitliga-Partie zwischen dem Karlsruher SC und Tabellenführer MSV Duisburg nach dem derzeitigen Erkenntnisstand der ermittelnden Behörden nicht neu angesetzt werden muss.



Der 29-jährige Marks, der seit dem 9. März in U-Haft sitzt, hat bislang jegliche Beteiligung am Skandal bestritten.

Schwierigste Entscheidung

"Das war sicherlich die insgesamt schwierigste sportgerichtliche Entscheidung. Dieser 16. Fall hat die Frage aufgeworfen: Ist dieses Spiel wirklich manipuliert worden? Es besteht auch für uns kein Zweifel, dass eine Manipulationsabrede stattgefunden hat. Eine konkrete Spielmanipulation konnte letztlich aber nicht beweisen werden", sagte Koch, der dem zehnminütigen Plädoyer des Kontrollausschussvorsitzenden Horst Hilpert folgte.

Allerdings will sich nicht nur der akut abstiegsbedrohte KSC, der am Dienstag im Gegensatz zu Einspruchsgegner Duisburg den Hoyzer-Aussagen vom Hörensagen Glauben schenkte und deshalb bereits Berufung vor dem DFB-Bundesgericht angekündigt hat, gegen das Urteil des Sportgerichts auflehnen.

"Auf dünnem Eis"

Weitere Zweitligisten wollen sich offensichtlich nach Ende der laufenden Saison Ende Mai nicht mit den sich teilweise "auf dünnem Eis" (KSC-Anwalt Christoph Schickhardt) bewegenden Urteilen abfinden.

Nach Informationen des DSF wollen die Anwälte verschiedener Zweitligisten bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) und beim DFB den Antrag stellen, dass die Abstiegsregelung auf Grund der noch nicht gesicherten Ausmaße des Wettskandals in der laufenden Saison außer Kraft gesetzt wird und in der kommenden Saison 22 Klubs im Fußball-Unterhaus spielen.

Videoaufzeichnung ohne Aufschluss

Beim zweiten Teil der am 23. März vertagten Verhandlung hatten sich die beiden Parteien zunächst die erste Halbzeit der Begegnung angeschaut, da Einspruchsführer KSC anhand verschiedener Szenen nachzuweisen versuchte, dass eine direkte Manipulationen seitens Marks stattgefunden habe.

Allerdings gab auch die Videoaufzeichnung keinen Aufschluss darüber, ob Marks tatsächlich manipulativ hatte eingreifen müssen oder der MSV einfach nur aus "sportlichen Gründen" den Erfolg erringen konnte. "Eine konkrete Manipulation aus dem Spielverlauf heraus ist nicht zu erkennen. Deshalb durfte das Spiel nicht neu angesetzt werden", sagte Kontrollausschuss-Boss Hilpert.

30.000 Euro für den Duisburger Sieg?

Der 29 Jahre alte Marks soll laut Aussage von Hoyzer vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten 30.000 Euro von der kroatischen Wettmafia für den Duisburger Sieg erhalten haben.

Davon 20.000 vor der Partie, 10.000 danach, weil es sich um eine Handicap-Wette handelte, bei der ein Sieg mit zwei Toren Unterschied vorliegen musste.

Schickhardt sauer

"Die Verbrecherwelt lacht sich doch kaputt über die Diskussionen, die wir hier führen. Gezahlt wird da nur gegen harte Leistung. Und Hoyzer hat sich ja mit einem Anruf um 0.37 Uhr nach der Partie ja auch noch mal persönlich bei Marks vergewissert, ob beim Spiel im Sinne der verabredeten Manipulation alles richtig gelaufen war. Nur deshalb hat er ja die 10.000 Euro extra bekommen", echauffierte sich KSC-Anwalt Schickhardt nach dem Urteil.

Nach einem Bericht des Wettanbieters Oddset hatte die kroatische Wett-Mafia vor dem 3. Dezember alleine beim staatlichen Unternehmen insgesamt 279.000 Euro eingesetzt und einen Erlös von 1.042.166 Euro erzielt.

Anbieter reagieren

In 265 von 274 Gewinn-Kombinationen war die Begegnung Karlsruhe - Duisburg vertreten, die sich die weiter inhaftierten Brüder Ante und Milan S. von der kroatischen Wettmafia vor Ort anschauten.

Auf dem internationalen Wettmarkt hatten einige Anbieter die Quoten der Partie auf Auswärtssieg bis kurz vor Spielbeginn auf ein Minimum verkleinert.



16 Einsprüche behandelt

Seit dem Bekanntwerden des größten Skandals im deutschen Fußball seit 34 Jahren am 22. Januar musste DFB-Richter Koch insgesamt 16 Einsprüche behandeln.

Zehn wurden wegen mangelnder Aussicht auf Erfolg vorzeitig zurückgezogen, drei vom Sportgericht abgewiesen.

Zwei Mal ordnete das DFB-Sportgericht als erste Instanz Neuansetzungen an. Das DFB-Bundesgericht wird sich als zweite Instanz in den kommenden Wochen noch mit den Berufungsverhandlungen der Partien Duisburg - Fürth (1:0), Kaiserslautern - Freiburg (3:0) und eben Karlsruhe-Duisburg (0:3) beschäftigen.

www.sport1.de
 

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