Zigeunersauce und andere diskriminierende Lebensmittel

HoratioTroche

Zuwanderer
"Der Begriff werde durchweg positiv aufgenommen."

Na wie schön. Da frage ich mich, woher das kommen soll. Warum ist die Zigeunersoße positiv besetzt, wenn die Mehrzahl der Befragten, wenn die Umfrage repräsentativ ist, keine Zigeuner als Nachbarn haben will?
 

André

Admin
Mohr im Hemd

wikipedia dazu:

Der Mohr im Hemd ist eine österreichische Süßspeise. Sie besteht hauptsächlich aus Schokolade, Brotbröseln, Zucker, Eidotter, Mandeln und Rotwein und hat die Form eines kleinen Gugelhupfs ....

Der Begriff Mohr wird nur noch selten gebraucht und heute – wegen seiner kolonialen und teilweise rassistischen Verwendung – häufig als negativ empfunden.[1] Der Ausdruck im Hemd bezieht sich auf das (weiße) Schlagobers, das den Schokokuchen umhüllt, wird aber auch der vermeintlichen Nacktheit von Afrikanern zugeschrieben. Deswegen werden seit einiger Zeit Bezeichnungen, die nicht diskriminierend wirken, wie etwa Schokohupf oder Kakaohupf vorgeschlagen.

Leiter der FPÖ-Pressestelle Martin Glier dazu via twitter:

"In meinem Land erklärt mir niemand, wie ich Süßspeisen nennen muss"
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Missionarskopf im Brötchen
Wer unsere Sprache nicht hinterfragt, will sich nicht mit Rassismus beschäftigen. Wir müssen endlich aus der Euphemismus-Tretmühle ausbrechen.

(...)

Erstaunlich daran ist weniger, dass bestimmte Begriffe, in denen sich der tradierte Alltagsrassismus spiegelt, heute in Frage gestellt werden. Erstaunlich ist, dass das erst jetzt geschieht. Und erstaunlich ist, auf was für eine erregte Abwehr das oft stößt – auch bei Menschen, die sich gemeinhin für links, fortschrittlich und aufgeklärt halten. Die reagieren oft auch nicht anders als der dumpfe Stammtischbruder: mit einem empörten „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!“ Außerdem habe man das immer schon so gemacht, was sei also dabei?

Dabei ist die Bezeichnung „Zigeunerschnitzel“ zum Beispiel jüngeren Datums. Wie der Linguist Anatol Stefanowitsch herausgefunden hat und im sehr lesenswerten „Bremer Sprachblog“ erläutert, taucht der Begriff erst seit den Fünfzigerjahren in deutschen Kochbüchern auf – wahrscheinlich, um dem herkömmlichen Paprikaschnitzel, wie es davor genannt wurde, einen zusätzlichen exotischen Anstrich zu geben. (...)

http://www.taz.de/!125359/
 

Ichsachma

Loretta-Spezerl
Missionarskopf im Brötchen
Wer unsere Sprache nicht hinterfragt, will sich nicht mit Rassismus beschäftigen. Wir müssen endlich aus der Euphemismus-Tretmühle ausbrechen.

(...)

Erstaunlich daran ist weniger, dass bestimmte Begriffe, in denen sich der tradierte Alltagsrassismus spiegelt, heute in Frage gestellt werden. Erstaunlich ist, dass das erst jetzt geschieht. Und erstaunlich ist, auf was für eine erregte Abwehr das oft stößt – auch bei Menschen, die sich gemeinhin für links, fortschrittlich und aufgeklärt halten. Die reagieren oft auch nicht anders als der dumpfe Stammtischbruder: mit einem empörten „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!“ Außerdem habe man das immer schon so gemacht, was sei also dabei?

Dabei ist die Bezeichnung „Zigeunerschnitzel“ zum Beispiel jüngeren Datums. Wie der Linguist Anatol Stefanowitsch herausgefunden hat und im sehr lesenswerten „Bremer Sprachblog“ erläutert, taucht der Begriff erst seit den Fünfzigerjahren in deutschen Kochbüchern auf – wahrscheinlich, um dem herkömmlichen Paprikaschnitzel, wie es davor genannt wurde, einen zusätzlichen exotischen Anstrich zu geben. (...)

http://www.taz.de/!125359/

Und weiter:

"Den Völkermord an den Sinti und Roma hatte man bis dahin offenbar erfolgreich verdrängt und durch romantische Assoziationen ersetzt."

Das trifft es doch ganz gut, bis auf die Behauptung, dass Völkermord verdrängt wurde. "Romantische Assoziationen" haben rein gar nichts mit Rassismus zu tun oder ist irgendjemand der Meinung, es sei rassistisch, wenn die französische Hauptstadt als "Stadt der Liebe" bezeichnet wird?

Dass es ggf. mit heutiger Sichtweise ein Fehler ist, dafür kann ich mich ein Stück weit erwärmen und ich bräuchte diese Bezeichnung nicht. Aber die Beweggründe, die seinerzeit zur Benennung geführt haben mögen, waren nach meiner Auffassung nicht bedenklich.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Missionarskopf im Brötchen
Wer unsere Sprache nicht hinterfragt, will sich nicht mit Rassismus beschäftigen. Wir müssen endlich aus der Euphemismus-Tretmühle ausbrechen.

(...)

Erstaunlich daran ist weniger, dass bestimmte Begriffe, in denen sich der tradierte Alltagsrassismus spiegelt, heute in Frage gestellt werden. Erstaunlich ist, dass das erst jetzt geschieht. Und erstaunlich ist, auf was für eine erregte Abwehr das oft stößt – auch bei Menschen, die sich gemeinhin für links, fortschrittlich und aufgeklärt halten. Die reagieren oft auch nicht anders als der dumpfe Stammtischbruder: mit einem empörten „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!“ Außerdem habe man das immer schon so gemacht, was sei also dabei?

Dabei ist die Bezeichnung „Zigeunerschnitzel“ zum Beispiel jüngeren Datums. Wie der Linguist Anatol Stefanowitsch herausgefunden hat und im sehr lesenswerten „Bremer Sprachblog“ erläutert, taucht der Begriff erst seit den Fünfzigerjahren in deutschen Kochbüchern auf – wahrscheinlich, um dem herkömmlichen Paprikaschnitzel, wie es davor genannt wurde, einen zusätzlichen exotischen Anstrich zu geben. (...)

http://www.taz.de/!125359/


@Holgy

sorry Rassismus macht vor keiner Partei halt ... und was mich störrt sind witze über Juden die kann man immer noch hören auch zur unsere zeit!
aber was kann man änderen ... siehe denn NSU - Prozess .. mir fehlen einfach nur die worte bei denn .... und bei der Allgemeinheit fehlt das bewusstsein ...genauso schlimm siehe hier ...:vogel:
und wem haben wie es zu verdanken unseren ersten Bundeskanzler .... um es mal ganz einfach zu sagen ...
denn wer damals die Leute ernsthaft verfolgt gäbe es vielleicht heute weniger Rassismus ...


gruß
 
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Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Und weiter:

"Den Völkermord an den Sinti und Roma hatte man bis dahin offenbar erfolgreich verdrängt und durch romantische Assoziationen ersetzt."

Das trifft es doch ganz gut, bis auf die Behauptung, dass Völkermord verdrängt wurde. "Romantische Assoziationen" haben rein gar nichts mit Rassismus zu tun oder ist irgendjemand der Meinung, es sei rassistisch, wenn die französische Hauptstadt als "Stadt der Liebe" bezeichnet wird?

zu verdrängung siehe zum beispiel: www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin1_00/Pdfs/Beitrag6.pdf‎

Das in den 50er und 60er Jahre die Deutschen die Vergangenheit verdrängt haben und erst in den späten 60ern mit der Verarbeitung oder Aufarbeitung begonnen wurde, daran besteht ja keinerlei Zweifel. Und dass das noch nicht abgeschlossen ist wohl auch nicht, sieht man ja genau an solchen Diskussion (wie es der oben gepostete Artikel ja auch beschreibt). Es fragt sich sogar, ob es in den letzten Jahren nicht sogar einen Rückschritt gegeben hat.
 
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