Wird das Ticketing der Bundesligavereine undurchsichtiger?

wupperbayer

*Meister 20xx*
Hallo zusammen,

nachdem es die Seite mit der wunderbaren Übersicht über Tages- und Dauerkartenpreise ja leider offensichtlich nicht mehr gibt (sie war mal unter dieser Adresse zu erreichen), wollte ich eigentlich zunächst eine eigene Übersicht erstellen – vielleicht nicht ganz so umfangreich, aber doch etwas in die Richtung.
Dabei ist mir allerdings aufgefallen, dass das Ticketing der Vereine meiner Meinung nach „unverschämter“ wird. Wie das?

Ich meine gar nicht so sehr die Preise, auch, wenn sich da so mancher Verein fragen sollte, ob er noch ganz dicht ist (hallo, HSV). Darüber kann man ja auch lang und breit debattieren, und auch, ob Topspielzuschläge etwas sinnvolles sind oder nicht – meiner Meinung nach nicht, weil es eben meist nur genau das ist, ein Zuschlag auf schon hohe Preise.

Aber wie gesagt, darum geht es mir gar nicht so sehr. Es geht mehr um die Auskunftsfreudigkeit der Vereine zu Ticketpreisen. Man sollte ja doch eigentlich erwarten können, dass ein Verein mir eine schnelle und einfache Möglichkeit gibt, mich über Ticketpreise zu informieren, schließlich wollen sie ja, dass ich das Stadion besuche. Bei einigen Vereinen ist das aber nicht der Fall. Es ist mMn teilweise kurios, was sich oder was sich gerade nicht an Information auf den Webseiten der Vereinen finden lässt. Normalerweise interessiere ich mich ja wenig für die Ticketseiten anderer Vereine, und da „mein“ Verein offenbar noch einer der „freundlichen“ ist (auch, was die Preise angeht), bin ich jetzt schon einigermaßen erstaunt... hier mal eine Übersicht:

Von 18 Bundesligavereinen nehmen ganze vier keine(!) Topspielzuschläge. Ich hätte eher eine Verteilung halbe/halbe vermutet, aber dem ist ganz offensichtlich nicht so. Bei zweien steht zu vermuten, dass es Kategorien gibt – warum ich das nur vermuten kann, siehe weiter unten.
Die vier Vereine mit stets gleichen Preisen sind Mainz, Leverkusen, Wolfsburg und Freiburg.

Die richtig witzigen Dinge kommen aber erst noch. Die Mehrzahl der Vereine mit Zuschlägen hat die „klassischen“ zwei Kategorien, wie es eben bei diesen Zuschlägen auch normalerweise der Fall ist. Die Handhabung ist aber schon hier unterschiedlich: Beim FC Augsburg, Kaiserslautern, Hannover, Borussia Dortmund und dem FC Schalke ist bereits jetzt die Einteilung aller Gastvereine in eine der beiden Kategorien bekannt – wie es meiner Meinung nach auch sein sollte. Schalke hat dabei nur zweimal einen Zuschlag (gegen Dortmund und Bayern, die sind aber saftig), wie es meiner Auffassung eines „Topspiels“ auch entspricht, Dortmund und Hannover haben interessanterweise gleich sechs „Topspiele“ (also mehr als ein Drittel der Heimspiele), darunter auch Vereine, die ausschließlich wegen der hohen Anzahl ausnehmbarer Gästefans „Topspiele“ sind. In Dortmund traut man sich zudem offenbar nicht, die Topspielpreise einzeln auszuweisen, sondern gibt nur an, einen Zuschlag von 20% auf jedes Ticket zu erheben.
Der FC Bayern treibt es schon etwas bunter, so weiß man an der Säbener Straße aktuell offenbar nur, wer in der Hinrunde ein Topspielgegner sein wird – das sind immerhin schon ganze drei Vereine. Nach Durchsicht der Rückrundengegner dürften am Ende auch hier wohl sechs Vereine Topspielgegner sein.
Nicht ganz so geheimniskrämerisch ist da Mönchengladbach, hier weiß man immerhin, dass es vier Topspiele geben wird – nur eben noch nicht, gegen wen.

Bremen, Hertha, Hamburg und Hoffenheim haben mehr als zwei Kategorien, Hertha und Hamburg gleich deren vier. Ausschließlich bei Hoffenheim ist die Kategoriezuteilung jedes Vereins jetzt schon klar – zweimal höchste Kategorie (Bayern und Stuttgart), viermal zweithöchste und der Rest ohne Zuschlag.
Bei Bremen, Hertha und Hamburg ist dagegen völlig unklar, welcher Verein welche Kategorie erhält und wieviele Vereine in jeder Kategorie landen werden. Auf Werders Seite gab es noch überhaupt keine Preisinformationen zu dieser Saison, wenn sie da ist, ist aber davon auszugehen, dass zumindest die Kategorie jedes Hinrundengegners bekannt sein wird. Ähnliches gilt für die Hertha, wo bisher ebenfalls ausschließlich die Preise der Kategorien bekannt sind –*Kategorie 1, die teuerste, nicht inbegriffen(!). Hier heißt es lapidar, die Blockzuteilung wäre anders und die Preise bewegten sich zwischen 19 und 89 (WTF) Euro.
In Hamburg darf sich der Fan dagegen offenbar beim jeweiligen Vorverkaufsstart überraschen lassen, wieviel er denn nun für die Karte bezahlen muss. Die Informationen zur Kategorieeinteilung sind nicht etwa übersichtlich auf einer Seite zu finden, sondern müssen auf einer Unterseite zum jeweiligen Gegner nachgeschlagen werden. Selbstverständlich sind bisher erst drei Zuweisungen bekannt, und das ist gleich dreimal die zweithöchste Stufe bei so illustren Gästen wie Hertha, Gladbach und Köln (bei den letzten beiden konnte man der Versuchung, die Gästefans auszunehmen, offenbar nicht widerstehen). Welcher Verein hier wohl eine Einstufung in die niedrigste oder zweitniedrigste Kategorie bekommt? Augsburg und Hoffenheim? Immerhin scheut man sich hier nicht, die Preise auch der höchsten Kategorie einzeln auszuweisen.

Kommen wir nun noch zu meinen drei Lieblingen, Nürnberg, Stuttgart und Köln. Auf keiner der Webseiten habe ich eine Übersicht über die Ticketpreise gefunden. Weder ist klar, was eine Karte wo und gegen wen überhaupt kosten soll, noch ist klar, wieviele Kategorien es gibt und welcher Verein in welcher Kategorie landet. Tatsächlich findet man noch nicht einmal die Bestätigung, dass es überhaupt Kategorien gibt – es könnten auch für jeden Gegner eigene Preise gelten. Vielleicht habe ich bei Nürnberg und Stuttgart ja etwas übersehen, bei Köln scheint es definitiv nur Preise pro Gegner zu geben. So wird ein Vergleich natürlich noch wesentlich mehr erschwert – zumal ebenfalls nicht klar ist, wie hoch die Aufschläge sein werden. Undurchsichtiger kann man ein Ticketing wohl nicht gestalten, ohne, dass es unrechtmäßig wird.

Besonders die letzten drei Fälle finde ich reichlich dreist. Man kann ja über die Preise und Topspielzuschläge gerne diskutieren, aber zumindest sollte die Preisgestaltung transparent sein. Es mutet schon sehr seltsam an, dass Vereine keine Auskunft zu generellen Ticketpreisen geben – traut man sich nicht, dies offenzulegen, oder möchte man sich vorbehalten, bei entsprechend laufender Saison die halbe Rückrunde zum Topspiel zu erklären? Bei den ganzen Lobpreisungen über die Ach-so-niedrigen Ticketpreise hier zu lande sollte man, meiner Meinung nach, aber auch solche Vorgehensweisen nicht unter den Tisch kehren. Ticketpreise und eventuelle Topzuschläge sollen klar erkennbar sein. Ansonsten wirkt so etwas immer etwas anrüchig auf mich.
 
Wow, interessante Geschichte zu einem interessanten Thema. Generell halte ich Topspielzuschläge durchaus für angemessen, aber nur in dem Fall wenn die Nachfrage deutlich höher ist als das vorhandene Angebot. Bei einem Derby Dortmund-Schalke also macht das Sinn, Topspielzuschläge bei Stuttgart Köln (gab es vor einigen Jahren mal) kann ich dagegen nicht nachvollziehen.

Was mir in dem Zusammenhang in den letzten Jahren auch immer stärker auffällt: es wird zunehmend schwerer, überhaupt an Tageskarten zu kommen. Meist steigen kontinuierlich die Dauerkartenzahlen, dann wird erstmal den Mitgliedern ein Vorkaufsrecht eingeräumt, bevor dann das was übrig geblieben ist ab einem bestimmten Termin X dem Rest der Welt zur Verfügung gestellt wird - wer da nicht am Ball bleibt um zu erfahren wann dieser Termin X ist schaut in die Röhre. Spontan ins Stadion zu gehen wird immer schwieriger.

Letztendlich ist das aber ein Zustand, der ja durch einen positiven Nebeneffekt entstanden ist - gegen steigende Zuschauerzahlen ist ja nichts einzuwenden.
 

Schröder

Problembär
Also beim HSV sind die "Top-Spiele" der höchten Kategorie eigentlich immer dieselben: Bremen, Bayern, Schalke und Dortmund. Für das, was da inzwischen an Preisen verlangt wird, bekommt man bei den meisten Drittligisten wohl Halbjahreskarten. Ich würd´s unter Wucher einstufen, aber solange Fans bereit sind, derartige Preise zu zahlen (und auf´m "Schwarzmarkt" Ebay oder div. Ticketagenturen geht´s dann noch höher), wird sich daran nix ändern.

Ich erwarte dann demnächst auch bei den Dauerkarten eine Abstufung: Die "normale DK" für die Kathegorien 2-4 (natürlich zum Preis einer jetzigen DK) und eine "Dauerkarte Premium", 50-60 € teurer (Stehplatz), dafür incl. der Spiele der höchsten Kat.
 
Zuletzt bearbeitet:
servus wuppi,

da warste ja fleißig. respekt.

bei dem hier konnte ich nur schmunzeln:

Die vier Vereine mit stets gleichen Preisen sind Mainz, Leverkusen, Wolfsburg und Freiburg.
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zwei mal bodenständigkeit und der eigenen anhängerschaft verpflichtet (und von der denke eher "zweitliga-clubs") und zwei werksclubs, denen es eh scheissegal ist, wieviele kommen.

zum thema: ich war schon krass überrascht, als ich am beispiel S04 mitbekommen habe, wie unterschiedlich die vereine das ticketing betreiben.
was uns angeht, hast du in beiden punkten recht: preise werden erst mit ankündigung des vorverkaufstarts mitgeteilt. man ist allerdings geringfügig sensibler geworden mit den zuschlägen, da wir nun im zweiten jahr nen gesunkenen schnitt zu verkraften hatten und man beobachten konnte, dass dies nicht immer an den gästefans lag (die ausrede des vorjahres).
vom feeling her hätte ich das "ausnehmen des fc-gast-anhangs" bei mehr vereinen als nur dem hsv vermutet. da bin ich jetzt auf grund deiner zusammenstellung schlauer.

so long.
 

andon

Glubbsau
Als Heim-Fan mit Dauerkarte betrifft einen das ja eher weniger, ich hatte mich aber auch schon gewundert, ob der FCN das nicht veröffentlicht, oder ich es nur nicht mitbekomme. Vor ein paar Jahren - grob nach dem vorletzten Aufstieg - hatte ich mal eine Aufteilung in der Hand: Es waren damals insgesamt vier Kategorien, wobei der FC Bayern die Vierte für sich alleine hatte. Das Gros der Gegner war in Kategorie 2 und dann gabs noch drei (oder vier Mannschaften) in Kategorie 1, also sozusagen "reduziert zum Normalpreis" ;) und vier (oder fünf; Schalke, Dortmund, Stuttgart waren auf jeden Fall dabei) in Kategorie 3.

Wie groß die Unterschiede waren, weiß ich leider nicht mehr.
 

wupperbayer

*Meister 20xx*
vom feeling her hätte ich das "ausnehmen des fc-gast-anhangs" bei mehr vereinen als nur dem hsv vermutet. da bin ich jetzt auf grund deiner zusammenstellung schlauer.
Es sind mehr. Sorry, wenn ich mich da unklar ausgedrückt habe; ich habe nicht immer die Vereine genannt, die in die Topspielkategorie fallen – bei vielen Vereinen ist die ja noch gar nicht verfügbar. Ich weiß aber, dass ihr in Dortmund auf jeden Fall auch in der Topkategorie seid. In München nicht (klar, denen ist es egal, das Stadion ist immer voll), in Mönchengladbach dürftet ihr da wohl landen, auch, wenn das noch nicht bekanntgegeben wurde. In Hoffenheim seid ihr sogar im günstigsten Topf ;) Also sind's wohl doch nur der BVB, Gladbach und der HSV – plus vielleicht noch welche von denen, die die Kategorisierung jetzt noch nicht bekanntgeben.

Bei deiner Bemerkung zu Mainz musste ich jetzt übrigens schmunzeln, schließlich hab ich kein Wort über die Ticketpreise an sich verloren – und die sind bei Mainz nicht gerade niedrig. Insbesondere bei Dauerkarten dürfte man in Mainz wohl den geringsten Rabatt überhaupt bekommen – ohne Mitgliedsausweis landet man im Mittel bei einem Rabatt von nem halben(!) Spiel und kann neben den wohl höchsten Preisen für ne Stehplatz-DK (die ermäßigt als Nichtmitglied sogar mehr(!!) kostet als die Einzelkarten) für Dauerkarten außen auf der Haupttribüne mal eben über 650 € loswerden. So ganz stimmt deine Vermutung also nicht ;)
 
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GilbertBrown

Green Bay Packers Owner
komm zu sechzig, wuppi. bei uns werden pro spiel rund 5000 freikarten verteilt, die keine sau haben will. kriegst also alle 17 spiele für umme :D
 

wupperbayer

*Meister 20xx*
Süß, gibt es diesen Mythos in Köln immer noch? :zahnluec:

Bald müsste die DFL eigentlich die offiziellen Zuschauerzahlen veröffentlichen, bei denen dann auch u. a. Freikarten rausgerechnet werden. Dann können wir ja sehen, wer wieviel Freikarten verteilt ;)
 
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