Warum die deutschen Schiedsrichter so schlecht sind

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Die Elfmeterszene von Bremen, die ein ausgeglichenes Halbfinale entschied und ein spannendes Duell killte, zeigte erneut: Auf den Videobeweis wird viel geschimpft. Doch das Problem ist nicht der Videobeweis. Das Problem ist die Qualität der deutschen Schiedsrichter.

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Manuel Gräfe hat vor zwei Jahren die entscheidende Ursache in einem Interview mit dem Tagesspiegel erklärt. Darin warf er den ehemaligen Schiedsrichterbossen Hellmut Krug und Herbert Fandel jahrelange Günstlingswirtschaft, Mobbing und Manipulation vor. Kritische Geister würden kleingehalten oder aussortiert, Jasager stattdessen befördert.

Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe: "Es ging zu oft nach Gusto, nicht nach Leistung" - Sport - Tagesspiegel

Krug und Fandel waren auch in Regelauslegungen umstritten. Mit immer neuen Anweisungen zur Handregel etwa verwirrten sie Spieler, Trainer, Zuschauende und auch Schiedsrichter, vor allem die erfahrenen. Auch hielten sie ihre Leute in Foulfragen zu mehr Kleinlichkeit an. Trainer und Spieler wünschen sich jedoch meist das Gegenteil und der internationale Standard sieht eine großzügige Leitung vor. Bei der Uefa und Fifa darf Fußball auch Kontaktsport sein.

DFB-Pokal: Der falsche Elfmeter von Bremen

Irgendwann hat es der DFB zwar gemerkt und Krug und Fandel abgesägt, aber leider machen das die Folgen nicht so schnell wett. Bis die deutschen Schiedsrichter wieder auf internationalem sind wird es dauern. Vielleicht sollte die Buli auf Schieris aus Spanien, England, Italien usw. zurückgreifen. Oder wir müssen noch ein paar Jahre damit Leben, das regelmäßig Spiele aus Unfähigkeit verpfiffen werden.
 
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HoratioTroche

Zuwanderer
Wieviel Spiele guckst du denn so im Ausland?

Ich frage nur wegen der Datenbasis deiner These.
Denn: die Schiris im Ausland sind nicht unumstritten, und bei internationalen Spielen sind die deutschen Schiris nicht mehr in Frage als andere.
 
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Torell

FCB-Fan
Im Gegenteil! Das Ausland ist nicht besser. In England hat es angeblich hauptberufliche Schiris. Deren Fehler sind trotzdem haarestreubend wenn nicht sogar schlimmer als bei uns.
 

Fussel

Matt Eagle
Ich bin mir auch nicht so sicher, dass die Schiris im Ausland wirklich mehr taugen.
Fakt ist, die Schiedsrichter haben ein riesiges Rekrutierungsproblem. Schiedsrichter sein ist ungefähr so beliebt wie Klo putzen, vielleicht sogar weniger, noch nie war diese Tätigkeit so unbeliebt wie heute. Woran liegt das?
  • Die sozialen Netzwerke haben da sicherlich stark dazu beigetragen. Nach jedem Patzer werden Schiris direkt an den Pranger gestellt. Beim ersten Poster ist noch gesittet von einer Fehlentscheidung die Rede, das schaukelt sich dann allmählich hoch, am Ende gehört der Schiri geteert und gefedert.
  • Die Meckerkultur der Spieler und Trainer drängt die Schiris auch direkt in die Rolle des Sündenbocks und hetzt auch die Fans zusätzlich gegen die Schiris auf. Das ließe sich ganz einfach abstellen, indem immer direkt beim kleinsten meckern konsequent Karten gezückt werden. Warum das nicht schon längst so gehandhabt wird, ist mir ein Rätsel. In anderen Sportarten funktioniert das doch auch und die Schiris werden dort auch bei Fehlentscheidungen mit Respekt behandelt.
  • Der VAR war meines Erachtens ein Bärendienst an den Schiedsrichtern. Dadurch wurde direkt eine Instanz geschaffen, die bei Eingreifen direkt öffentlich den Finger in die Wunde des Schiedsrichterkollegen legt. "Du hast falsch entschieden Kollege!" Wird eine Fehlentscheidung nicht vom VAR korrigiert, wird es für die Schiris gleich noch unangenehmer, denn dann werden nicht nur einer sondern gleich zwei Schiris an den Pranger gestellt.
Die Profischiedsrichter haben es da noch gut, die bekommen immerhin noch "Schmerzensgeld" und die öffentliche Übertragung verringert das Risiko, dass gegen sie sogar körperliche Gewalt angewendet wird. Im Amateurbereich sieht das da viel schlimmer aus, da riskieren die für eine ehrenamtliche Tätigkeit teilweise Leib und Leben. Vielleicht habt Ihr schonmal etwas von "Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls" gehört, das kommt nicht ohne Grund immer häufiger vor.
Die schlimmsten Hetzer wären zudem oft selbst viel schlechtere Schiedsrichter.

Ja, es ist ärgerlich, wenn der Lieblingsverein durch eine Schiedsrichterentscheidung wichtige Spiele verliert.
Aber keiner von uns wäre in der Lage jedes Spiel fehlerfrei zu pfeifen. Von daher würde ich mir wieder einen respektvolleren Umgang mit Schiris wünschen, dann gibt es langfristig auch wieder bessere Schiedsrichterleistungen.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Das les ich schon nach dem ersten Absatz nicht weiter: warum sollte das unbeliebt sein?
Schwachsinn. Sag ich dir als Schiri. Ich pfeife Wasserball, Nationalliga in der Schweiz, früher Bundesliga in Schland.
 

Detti04

The Count
Ich denke schon, dass die deutschen Schiedsrichter in der Buli kleinlicher pfeifen, als es die Schiris z.B. in der Premier League tun. Ich kann zwar keine kompakten Uebersichten finden, aber fuer mich sieht es so aus, als gaebe es in der PL pro Spiel weniger Elfmeter als in der Buli. In der Saison 15/16 gab es in der Buli (wenn ich richtig addiert habe) 86 Elfmeter und in der PL 91; weil aber die PL viel mehr Spiele absolviert, war der Schnitt pro Spiel in der Buli (86/304 = 0,28) klar groesser als in der PL (91/380 = 0,24).

Man kann die Kleinlichkeit in der Buli auch daran erkennen, dass in CL- und EL-Spielen ganz anders gepfiffen wird (und zwar auch von deutschen Schiris!) und dass die deutschen Mannschaften international ganz anders spielen. Wo sich Spieler einer deutschen Mannschaft in der Buli fallen lassen und simulieren, damit sie den Freistoss bekommen, da spielen sie international einfach weiter, weil sie wissen, dass es eh keinen Freistoss gibt.

Zusammengefasst: Zum Teil machen sich die Schiris in der Buli das Leben selber schwer, weil sie dem Fallenlassen und Simulieren viel zu sehr nachgeben. Ausserdem ist nicht jede Beruehrung ein Foul, selbst wenn ein Spieler zu Fall kommt. (Diese Anmerkung gilt uebrigens auch allen Fans, die noch den zweifelhaftesten Elfmeter mit "er beruehrt ihn da" rechtfertigen wollen.)

Abgesehen davon ist ein Schiri natuerlich selbst Schuld, wenn er sich von den Profis im Spiel belagern und unter Druck setzten laesst, denn er hat ja buchstaeblich die Karten in der Hand. Einfach mal nach der Devise "quatscht mich jemand anderes als der Kapitaen an, dann gibts Gelb" verfahren, und das Belagern des Schiris hat ein Ende. Genau nach dieser Devise laeuft es uebrigens im Rugby.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Was das selber schwer machen angeht, gebe ich Detti Recht. Allerdings fehlt da die Rückendeckung der Verbände und zwar von ganz oben. Also wie es FINA, FIBA, IIHF eben machen. Und da geht’s ja nicht um weniger Geld und schon gar nicht Emotionen. Nicht weil ich die gelten ließe, aber sie werden ja immer angeführt.
 

bolz_platz_kind

Werder Bremen
Ist es wirklich die Qualität der deutschen Schiedsrichter - so wie Du es sagst - oder liegt es eher an anderen Fakturen.
Tatsache ist, nach Einführung des VAR wurden die Schiris doch zwangsweise regelrecht "enteiert".
Die Betonung liegt auf Eier, denn diese hat er - dank technischer Unterstützung aus dem Kölner Darkroom - auf dem Platz nicht mehr. Wer unterstützt mich? Soll ich pfeifen? Soll ich warten? Was sagt mein Assistent an der Außenlinie? Was sagt der VAR? Was sagt der Funk?

Das ist doch alles nur noch lächerlich, wie hier mit richtig guten Schiedsrichtern umgegangen wird die das Regelwerk befolgen müssen. Und damit meine ich nicht das teilweise, asoziale Verhalten der Spieler auf dem Platz.

Um das Thema abzurunden, hier ein kleiner Einblick in die Seele eines Schiris:


Ich, die PFEIFE

Alle wissen es besser. Alle können es besser. Aber keiner pfeift das Spiel. Nur ich. Und ich habe nicht meinen besten Tag.
Harte 90 Minuten: Ein Fußballspiel wird zur Ewigkeit für einen Schiedsrichter in Schwierigkeiten

Die Stimmen vor der Kabine wollen nicht verstummen. Schimpftiraden wie „Der Vollidiot war die reinste Zumutung“ sind die harmlosesten, die zu hören sind. In der Umkleide sitze - ich. 24 Jahre alt. Meine Prüfung habe ich vor knapp fünf Jahren gemacht und ich behaupte, dass ich ein ganz passabler Kreisklassen-Schiedsrichter bin. Der Großteil meiner Spiele verläuft ruhig - auch wenn es selten Spiele gibt, in denen jede meiner Entscheidungen diskussionslos hingenommen wird. Das ist eine Utopie in der Kreisklasse. In jener Klasse, in der Zuschauer und Schiedsrichter oft nur eine hüfthohe Stange trennt. Heute war es nicht mein Tag. Es war ein Spiel, das mir gezeigt hat, dass „das Pfeifen“ auch mal keinen Spaß macht. Das Handtuch über den Kopf gestülpt, sitze ich in meiner Umkleide, möchte im Erdboden versinken, schnellstmöglich verschwinden.

Quelle und Fortsetzung: Alltag eines Amateurschiris: Ich, Pfeife!

Nur mal so ....


MfG
b_p_k

edit: ich habe das mal gekürzt und verlinkt wegen Urheberrecht usw.
 
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Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Das lange schlechte walten von Fandel und Krug hat nun mal Folgen. Wenn man nicht Besten fördert, sondern nur die unwürfigsten, dann geht das halt klar auf die Qualität. Und man sieht doch seit Jahren, wie schlecht die deutschen Schiedsrichter pfeiffen besonders hinsichtlich a) Handspielen und b) Foulspielen. Wenn dann mal EM oder WM ist, ist allein schon deswegen schön zuzusehen, weil die Schieris da wissen, dass Körperkontakt nicht gleich Foul ist.

Im Ammateurbereich gibt es natürlich ganz andere Probleme, die haben damit aber gar nix zu tun.

Da können die BuLi-Schiedsrichter selbst auch gar nix für, das geht auf die Kappe von Krufg und Fandel. Das war ein sytematisches Problem, weil die allein nach Gutdüncken schalten und walten konnten. Ich kann nur hoffen, dass der DFB das inzwischen in den Griff bekommen hat und es sich daher langsam und über Jahre wieder bessern wird. Allein mir fehlt ein wenig die Hoffnung, denn ich weiß ja, der DFB nicht gerade als Verband bekannt ist, der vernünftige und sachgerechte Entscheidung trifft...
 
Aber die Regeln werden ja nicht vom DFB alleine festgesetzt. die Quelle der schlechten Schiris in D muß noch woanders liegen. International spielen deutsche Schiris ja auch keine große Rolle mehr. Ohne den DFB im Hntergrrund würden die gar nix mehr international pfeifen.
 

Crossroads

Grün-Weiß ... was auch sonst?!
:idee:Ich empfehle dir zu diesem Thema mal den Collinas Erben Podcast von Klaas Reese und Alex Feuerherd (beide selber Schiris)!
Das beste, was es zu diesem Thema gibt.

Besonders die Folgen CE98 und CE99, wo sie unter anderem davon berichten, wie das im Kölner Keller so funktioniert (sie waren an Spieltagen selbst dort). Unter anderem wird auch aufgezeigt, wie es mit der Funkkommunikation funktioniert oder eben manchmal auch nicht.

Folge 98 ist mit ca. 2h45m noch relativ kurz und kann man gut an einem Stück durchhören:

Da geht es hauptsächlich um die sog. "Eingriffsschwelle".


Folge 99 mit 6h20m ist allerdings der Hammer, eine Mega XXL-Folge! Angeraten in Etappen zu hören.

Ich würde mir das auch nicht über die Webseite reinziehen sondern, da ich mal davon ausgehe, daß du ein Smartphone hast, über eine Podcatcher-App, wie z.B. AntennaPod, mit der ich beste Erfahrungen habe. Kannste dann überall und fast immer hören. In den ÖR, auf'm Rad oder anderweitig ... beim Fensterputzen z.B. oder was weiß ich, wo du nutzbare Gelegenheiten findest.
:)
 

Itchy

Vertrauter
Als erstes gehört dieser seltsame Keller entmachtet. Was da kommt oder nicht, erweckt den Eindruck von Manipulation, nicht nur Versagen. Ist ja nicht so, als dass es eine bessere Lösung nicht gäbe.
Der Schiri nimmt den VAR, wenn er sich nicht sicher ist. Jede Mannschaft hat pro Hälfte eine Option, den VAR anzufordern, ist es erfolgreich, dann gibt es eine weitere.
Da würde sich unter den Schiris schnell Spreu von Weizen trennen. Aber der Keller bleibt stumm, wenn ihn keiner fragt.
 
Ich schaue mir die Spiele ja nur regelmäßig an. Wieviele Schiedsrichter von meinem Verein gestellt werden, kann ich dir hier nicht in Zahlen nennen, geschweige denn sagen, ob sie gut sind.
 

powerhead

Pfälzer
Bundesliga Schiedsrichter bekommen ein Grundgehalt von 40.000 bis 60.000 €. Pro Spiel gibt es - je nach dem ob Schiedsrichter oder Assistent - 5.000 oder 2.500 €. Dafür sollte man eigentlich eine gute oder sehr gute Leistung erwarten können.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Sollte man eigentlich dann auch um das Vielfache gesteigert bei den Angestellten mit befristeten Arbeitsvertrag, die 1.000.000 € und mehr im Monat verdienen.
 
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