"Unser Fussball"

faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
"Der Fußball gehört allen und es ist sehr wichtig, dass die Ultras begreifen, dass sie auch ein wichtiges Element sind, aber nicht alles alleine bestimmen dürfen", sagte Hoeneß (68) in "Der Sonntags-Stammtisch" im Bayerischen Rundfunk. "Ich bin immer für Kooperation, aber auch die Ultras müssen wissen, dass der Fußball auch ohne Ultras möglich ist."
Uli Hoeneß: "Fußball auch ohne Ultras möglich"

„Wir sind jetzt leider angekommen an einem Punkt, an dem ich von den Ultras immer nur lese: Wir fordern dies, wir fordern das. Jetzt wollten sie Mitsprache bei der Debatte um die Verteilung der TV-Gelder“, sagte Rummenigge der „Sport Bild“. „Aber wenn ich immer nur fordere, aber nie bereit bin, Pflichten und auch Verantwortung zu übernehmen, endet das in einer Einbahnstraße.“
Fans kontern Bayern-Boss: „Rummenigge hat nichts verstanden“

In diesem Zuge habe ich mir die im Text erwähnte Inititative mal versucht näher anzuschauen. "Unser Fussball" meint dazu,
Unser Fußball zeichnet sich durch eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays und die eindeutige Begrenzung von Investoreneinflüssen aus.
https://unserfussball.jetzt/#erkl

Worte die Ultrakonform klingen, nur wie schauen diese Worte denn in der möglichen Praxisumsetzung aus? Eine nationale gerechtere Verteilung ist natürlich wünschenswert, nur das fördert früher oder später natürlich die Forderung finanzstarker Vereine, dass Solidarprinzip aufzukündigen. Die Lobbyarbeit dürfte dahingehend verlagert werden, dass eine Selbstvermarktung irgendwann die logische Folge wäre. Irgendwie beißt sich in dieser Fordung die Katze in den Schwanz. Das grundlegende Problem darin heisst einfach Kapitalismus. Innerhalb dieses Systems sehe ich kurz und mittelfristig keine Möglichkeit dieser Umsetzung, ohne noch drastischer Folgen heraufzubeschwören.

Die Einführung eines nationalen Financial Fair Plays ist eine Forderung, die spätestens seit dem CAS-Urteil gegen ManCity ad absurdum geführt wurde. Was international nicht klappt, klappt national gleich gar nicht. Selbst wenn man das hier irgendwie rechtlich durchdrücken würde, wäre die Benachteilgung und demzufolge der Schaden im internationalen Vergleich riesengroß. Davon mal abgesehen, sind gerade Vereine wie Bayern oder der BVB, die einzig international irgendwie was zu melden haben, gerade die Vereine, die einem Financial Fair Play auch standhalten. Man würde diese Vereine international schwächen.

Die eindeutige Begrenzung von Investoreneinflüssen gibt es ja durch die 50+1-Regelung. Nur ist hier natürlich auch logisch, dass Vereine vorhandene rechtliche Möglichkeiten nutzen, um Investoren den Zutritt zu gewähren. Ohne Investoren ist man früher oder später auch hier international nicht mehr konkurrenzfähig. Wie schwer sich die Bundesliga international tut muss man ja nicht immer aufs neue belegen. Mit Ausnahme der Bayern ist man da bereits zweitklassig und das ist positiv dargestellt.

Weiterhin sind unter den Headlines "Unser Fußball – ein gesellschaftliches Vorbild",
"Unser Fußball – demokratisch & wirtschaftlich nachhaltig" und "Unser Fußball – lebt durch seine Fans" weitere schwammige Forderungen dargestellt, deren Folgen bei Umsetzung katastrophale Auswirkungen auf das bestehende System haben dürfte. Mir ist schon klar, dass das System dabei angegriffen werden soll. Nur sind doch die nationalen Vertrer auch nur Bestandteil des großen Systems, welche, wie bereits erwähnt, auf den Regeln des Kapitalismus, der Marktwirtschaft, beruht.


Von daher stellt sich mir die Frage, ob es einfach nur modern und cool ist einfach traditionelle Forderungen in den Raum zu werfen ohne die Folgen, national, wie international, dabei zu beachten. Die Initiative wird, so ich dieser Quelle Glauben schenken darf, 400.000 Anhänger.
Fans kontern Bayern-Boss: „Rummenigge hat nichts verstanden“
Unterzeichner der Forderungen auf der Homepage von "Unser Fussball" sind hingegen aktuell gerade mal knapp 13000 Personen. Mag sein, dass das noch mehr werden. Aber diese Differenz wirft ebenfalls kein gutes Bild auf die Initiative.

Die Rummenigge-Statement Eingangs wird überigens von der Initiative folgendermaßen gekontert.
„Fußballfans geben sehr viel – vor allem Zeit und Leidenschaft, alles das, was den Fußball zu mehr macht als nur zu einem Sport“, sagte Sprecher Jan-Henrik Gruszecki. „Wer das macht, der darf auch durchaus mal auf Dinge aufmerksam machen.“
Nur ist "fordern" und "auf etwa saufmerksam machen" halt auch zweierlei Paar Schuhe.

In der Summe, nein, ich werde kein Unterzeichner sein. Nicht weil ich diese Forderungen inhaltlich nicht befürworte, sondern weil ich das derzeitige Fussballsystem im Gesamtsystem Kapitalismus nur logisch finde. Änderungen im Sinne der Forderungen würden aus meinem Blickwinkel nachhaltig weitaus größere Schäden anrichten. Eure Meinungen sind gefragt. Danke.
 
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Rupert

Friends call me Loretta
Der FC Bayern macht es doch gerade vor, dass zumindest der Laden gar keine Fans braucht, die anwesend sind oder am Fußball teilhaben; geht für die Säbenerstr. wunderbar ohne.
Das große Stadion braucht's mehr aus Prestige- und Werbegründen noch aber ob da nun noch Leute drin sind und einem Kick beiwohnen, ist völlig unerheblich.
 

Oldschool

Spielgestalter
Moderator
Der FC Bayern macht es doch gerade vor, dass zumindest der Laden gar keine Fans braucht, die anwesend sind oder am Fußball teilhaben; geht für die Säbenerstr. wunderbar ohne.
...
Gilt leider nicht für die Grünwalder Straße. Das Konzept Allianz Arena abwechselnd in rot und blau je nach Heimspiel hat sich nicht bewährt.
-> Bis zum Saisonende 2016/17 war die Allianz Arena auch Spielstätte des TSV 1860 München
Ich denke, dass die 60ger sich nie richtig zu Hause gefühlt haben im "Schlauchboot" :weißnich:
 

Rupert

Friends call me Loretta
Natürlich war das Kaiserklo niemals der richtige Spielort für 1860; das ist zu groß und viel zu teuer für 1860 Belange. Da hat sich eben der leicht zum Größenwahn tendierende Präsident damals, Karlheinz Wildmoser, schön vom Franz Beckenbauer und der Stadt einseifen lassen und hat diese desaströsen Arena-Verträge unterzeichnet.

In der AA kann sich, meines Erachtens, gar niemand wirklich wohlfühlen, dazu muss man sich ja nur anschauen wo das Stadion liegt und was für eine Infrastruktur darum herum ist: Ödnis.
 

Rupert

Friends call me Loretta
(...) Änderungen im Sinne der Forderungen würden aus meinem Blickwinkel nachhaltig weitaus größere Schäden anrichten. Eure Meinungen sind gefragt. Danke.

Sehe ich anders.
Große Teile des Profifußballs, zumindest diejenigen, die die großen Clubs ausmachen, haben sich aus der uns umgebenden Gesellschaft so gut wie verabschiedet. Sie existieren in einer von ihnen selbst geschaffenen und sich selbst am Leben erhaltenden Parallelwelt. Das wird am deutlichsten, wenn man die horrenden Gehälter, Ablösesummen und die gepimpte Werbemaschinerie anschaut.

Mir persönlich ist es allerdings gar nicht wert mich da in irgendeiner Form für eine Änderung zu engagieren bzw. auf eine Wende hinzuarbeiten, denn dazu hat der ganze Spaß viel zu wenig Bedeutung für mich und auch seine Bedeutung für die Gesellschaft ist viel zu gering, was ja ganz deutlich aktuell zu sehen ist bzw. die letzten Monate schon zu sehen war. Die FC Bayerns dieser Welt nehmen sich viel zu wichtig und versuchen eben das anderen auch einzureden wie arg wichtig ihre Fußballspiele und ihre Existenz ist; das ist sie halt nur überhaupt nicht und schon gar nicht in dieser Form wie sie über die letzten Jahre und Jahrzehnte entwickelt wurde.

Ich würde mir nur wünschen, dass diese Entertainmentfirmen endlich auch mal so behandelt werden was sie sind: Firmen und nichts weiter. Firmen, die ein pures Unterhaltungsgut produzieren, das man sich halt mal kauft oder auch nicht. Sozusagen ein Netflix für Fußballspiele.
 
Ohne Investoren ist man früher oder später auch hier international nicht mehr konkurrenzfähig. Wie schwer sich die Bundesliga international tut muss man ja nicht immer aufs neue belegen. Mit Ausnahme der Bayern ist man da bereits zweitklassig und das ist positiv dargestellt.

Es ist doch schon national der Fall, dass fast nur die Bayern oben an der Spitze stehen. Der Rest der Bundesliga kann da schon gar nicht mithalten. Auch die Dortmunder haben da ihre Probleme. Viele der Bundesligisten spielen gegen die Bayern wie das Kaninchen vor der Schlange. Zumindest gedanklich scheinen sie schon vor dem Spiel regelrecht abgeschenkt zu haben. Sie scheinen schon beim nächsten Spieltag zu sein.

International/EL/CL, können nur die Bayern mithalten. Und, vielleicht, die Dortmunder.
Aber auch die Bayern haben international Probleme. Für ganz oben, will sagen, für den CL-Titel, reichts nicht ganz.
Der Rest der Bundesliga ist Kanonenfutter.

Bekanntlich sind die Bayern schon längst dafür, dass die 50+1 fällt.
Die Bayern und Martin Kind können gut ohne die 50+1 leben.

Ich denke, dass die Bundesliga/die Bundesligisten die große Schere, den Abstand, national und erst recht international, nicht mehr schliessen kann. Die 50 +1 wird fallen. Vielleicht in ein paar Jahren........
Und den Investoren wird Tür und Tor geöffnet.
Anders wird die Bundesliga nicht mithalten können.

Das der ULi seine Probleme mit den Fans/den Ultras hat, ist nicht neu. :D

Natürlich gibt es unter den Ultra auch krasse und gewaltbereite Gruppierungen.
Ich sags mal kurz und knapp; für mich gehören die Ultras einfach dazu.
 

faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
Sehe ich anders.
Große Teile des Profifußballs, zumindest diejenigen, die die großen Clubs ausmachen, haben sich aus der uns umgebenden Gesellschaft so gut wie verabschiedet. Sie existieren in einer von ihnen selbst geschaffenen und sich selbst am Leben erhaltenden Parallelwelt. Das wird am deutlichsten, wenn man die horrenden Gehälter, Ablösesummen und die gepimpte Werbemaschinerie anschaut.

Damit gebe ich Dir grundsätzlich ja Recht, nur fehlt mir die Vorstellung, wie die "großen Klubs" wieder in die Gesellschaft geholt werden sollten. Reden wir da von national? Wenn ja, ist man dann halt auf europäischer Bühne abgemeldet. Das alleine ist ja schon nicht im Interesse von Veranstaltern, Klubs und auch weiten Teilen der Fans. Das Premiumprodukt würde massiv Schaden nehmen. International gesehen hat man eben kaum eine Möglichkeit signifikante Veränderungen herbeizuführen. Dafür ist die Übermacht anderer Verbände, bzw. die Fussballstruktur von Fifa über die UEFA bis zu den nationalen Verbänden, einfach zu groß. Von daher mal bitte konkreter, an welcher Stelle siehst Du die Möglichkeit einzugreifen und gleichzeitig konkurrenzfähig zu bleiben?

Ich würde mir nur wünschen, dass diese Entertainmentfirmen endlich auch mal so behandelt werden was sie sind: Firmen und nichts weiter. Firmen, die ein pures Unterhaltungsgut produzieren, das man sich halt mal kauft oder auch nicht. Sozusagen ein Netflix für Fußballspiele.

Das ist Deine Meinung und ich bin da gar nicht so weit weg von, wenn ich jedoch die Zuschauermassen sehe, die da Woche für Woche das Geld hineinstecken, meine ich, dass das eben weite Teile der "Kundschaft" (ja, auch Ultras sind Kundschaft) anders sehen.
 
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Rupert

Friends call me Loretta
(...)Von daher mal bitte konkreter, an welcher Stelle siehst Du die Möglichkeit einzugreifen und gleichzeitig konkurrenzfähig zu bleiben?
(...)

Hab ich mich gar nie damit beschäftigt mit der Frage, bzw. ich habe mir noch nie einen Kopf darüber gemacht "Netflix for football" gesellschaftlich besser zu integrieren :).
In dem Kontext stellt sie sich, denke ich, auch gar nicht:
Wenn das übergeordnete Ziel dasjenige ist in einem wirtschaftlichen Konkurrenzkampf möglichst weit die Nase vorne zu haben und seinen Konkurrenten hier Anteile abzunehmen bzw. schneller zu wachsen als die, dann ist es ja klar, wie zu handeln ist.
 

faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
Sehe ich eben auch so, nur die Initiative sieht das augenscheinlich anders. Von daher stellt sich mir halt die Frage, welche Ziele sie meinen zu erreichen, wenn denn ihre Forderungen durchgesetzt werden würden.
 

faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
Ich denke, dass die Bundesliga/die Bundesligisten die große Schere, den Abstand, national und erst recht international, nicht mehr schliessen kann. Die 50 +1 wird fallen. Vielleicht in ein paar Jahren........
Und den Investoren wird Tür und Tor geöffnet.
Anders wird die Bundesliga nicht mithalten können.

Die große Schere kann geschlossen werden, aber eben nur, wenn man mit den internationalen Entwicklungen Schritt hält. Heisst im Klartext, lässt man Investoren zu, dann kann der Abstand durchaus kleiner werden. Behält man jedoch den Status Quo oder schränkt man diesen gemäß der Forderungen weiter ein, dann wird der Abstand Jahr für Jahr größer werden.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Ohne Investoren ist man früher oder später auch hier international nicht mehr konkurrenzfähig.

Ich würde ergänzen: National auch nicht.

50+1 ist die Regel, die dafür sorgt, dass der FCB immer Meister wird und auch die Plätze dahinter mehr oder weniger an immer dieselben vergeben sind.

Wenn man es schafft es, 50+1 zu umgehen, dann kann man oben mitspielen. Aber das ist ja nun auch nicht gerade fair.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Man kann auch prima mit 50+1 an die Börse gehen und seinen ganzen Laden bis auf ein paar Prozent veräussern.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Haha, ja sicher, für die Altersicherung am besten in Fußballaktien investieren! :D
 

Rupert

Friends call me Loretta
Das ist doch wurscht, wer aus welchen Gründen das Zeug kauft; ist ja bereits im Jahre 2000 durchgezogen worden, dass so ein Börsengang ordentlich Asche in die Kassen spült.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Ich bin ja auch für die Abschaffung.

Ich fände es übrigens noch toller, wenn sich diese 400.000 Fans auch außerhalb des Fußball so gegen die Marktwirtschaft engagieren würden (sicher ist sicher: das ist nicht ironisch gemeint).
 

Rupert

Friends call me Loretta
Nur damit wir nicht aneinander vorbeireden (wegen Deines "auch"): Ich bin NICHT für das Fallenlassen von 50+1; zumindest nicht, wenn das nun die Maßnahme sein soll um größere Chancengleichheit auf Spielgewinne und sog. Gerechtigkeit zu erzeugen.
 
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faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
Ich bin ja auch für die Abschaffung.

Ich fände es übrigens noch toller, wenn sich diese 400.000 Fans auch außerhalb des Fußball so gegen die Marktwirtschaft engagieren würden (sicher ist sicher: das ist nicht ironisch gemeint).

Wenn es denn die 400000 wären. Wie sie auf diese Zahl kommen, ist zumindest erstmal nicht dargelegt. Bei einem Zuschauerschnitt von 40000/Spiel machen die Unterzeichner (Stand heute: 13191) derzeit gerade mal ca. 4% der Zuschauer aus. Klar, Forderungen kann man auch als Einzelpersonen stellen, aber dass 4% auch von Verantwortlichen so in den Fokus gerückt werden ... Bei diesen Zahlen drängt sich der Verdacht auf, dass ausgerechnet ein Hoeness damit auch noch Recht hat, dass sich diese Fans wichtiger nehmen, als sie sind.
 
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