Um DVD-Nachfolger droht Formatkrieg

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Duffman

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Die Einigungsversuche zwischen Sony und Toshiba über das Nachfolgeformat der DVD gelten als gescheitert. Sony kündigte an, an Blu-ray festhalten zu wollen. Die Konsumenten müssen sich auf zwei inkompatible Formate einstellen.

Schlechter hätte die Sache kaum ausgehen können: Die IT- und Unterhaltungselektronikbranche hat es nicht geschafft, sich auf einen gemeinsamen Standard für den Nachfolger der DVD zu einigen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg sind die Bemühungen um einen Kompromiss zwischen den beiden Lagern Blu-ray und HD-DVD gescheitert. Sowohl Sony als auch Toshiba wollten jetzt die Entwicklung ihrer eigenen Formate Blu-ray und HD-DVD vorantreiben, berichtete Bloomberg. "Ein einheitlicher Standard ist das beste für den Konsumenten, aber wir werden natürlich weiterhin für Blu-ray werben", sagte Sony-Präsident Ryoji Chubachi.

Die beiden Lager standen sich lange Zeit unversöhnlich gegenüber. Jede Seite behauptete, ihr Format sei das bessere. Die HD-DVD, die neben Toshiba auch von NEC, Intel, IBM und Warner propagiert wird, speichert 30 Gigabyte und kann, wie Anfang Juni gezeigt, in den bisherigen DVD-Fabriken produziert werden.

Das von Sony, Panasonic, Pioneer, LG und Philips favorisierte Blu-ray-Format erfordert neue Produktionsstrecken - die Scheiben fassen jedoch bis zu 50 Gigabyte. Beide Formate benötigen wegen der höheren Datendichte blaue Laser zum Auslesen der auf ihnen gespeicherten Daten und können deshalb in aktuellen DVD- oder CD-Laufwerken nicht verwendet werden. Blu-ray und HD-DVD sind nicht miteinander kompatibel.

Mitte April hatten sich Sony und Toshiba überraschend zu Gesprächen zusammengefunden, um einen Weg zu einem gemeinsamen Format zu finden. Damals hieß es, dass Sony und Toshiba den Format-Krieg beenden und einen Hybrid-Standard entwickeln wollten. Kurz vor der erwarteten Einigung waren die Unternehmen allerdings wieder getrennte Wege gegangen, nun gelten die Gespräche als endgültig gescheitert.

Der drohende Formatkrieg dürfte auch der Einführung von High-Definition-Videos schaden. Welcher Konsument will sich schon einen neuen Videoplayer kaufen, wenn noch nicht einmal feststeht, ob es in einigen Jahren überhaupt noch Filme im dafür passenden Format zu kaufen gibt. Die ersten Scheiben mit HD-Filmen sollen noch vor Weihnachten auf den Markt kommen.

Bei Sony glaubt man offenbar fest an einen Erfolg von Blu-ray, auch wenn große Firmen bislang die HD-DVD präferieren. So soll die neue Playstation 3, die ab 2006 ausgeliefert wird, mit einen Blu-ray-Laufwerk ausgestattet werden. Sony ist für seine Alleingänge bei Formaten bekannt: Ob Mini-Disc (Musik), Mini-DV (Video), Memory-Stick (Flash) oder zuletzt die Playstation-Portable-Scheiben namens UMD - oft kochte und kocht der japanische Konzern sein eigenes Süppchen, nicht immer mit Erfolg.

In den achtziger Jahren hatte die Branche bereits einen ähnlichen Formatkampf erlebt. Damals wetteiferten die Videokassettenformate VHS, Video 2000 und Betamax miteinander. Durchsetzen konnte sich schließlich VHS, obwohl es qualitativ die schlechteste Lösung darstellte.

Quelle: www.spiegel.de
 
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