@ BU: Klar kann man dann auch die USA und andere Länder wg. ihres Vorgehens mit Demonstranten kritisieren. Allerdings wird dort nicht einfach in die Menge geschossen. Und "Verhaftung" ist auch nicht gleich Verhaftung. Nachdem in China schon von "Volkskrieg" die Rede ist, kann man sich ausmalen, was mit den Tibetern nach den Spielen passiert.
Hast ja irgendwie recht, aber das ist gar nicht mein Thema. Mein Thema ist, dass in allen Staaten dieser Welt Bestrebuengen nach territorialer Autonomie und Unabhängigkeit mehr oder weniger, meistens eher mehr, massiv kriminalisiert und verfolgt werden.
Ich kann ir nicht vorstellen, dass die USA glücklich wären, wenn der eine oder andere Indianerstamm eine eigene Republik wollten. Ähnlich ist es mit Sorben, Basken, Iren, Kurden, Aboriginals und anderen Volksstämmen und auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern.
Und somit auch in China. Das die Chinesen die tibetanischen Bestrebungen aufs Ärgste bekämpfen, liegt für mich auf der Hand und entspricht auch deutscher Staatsrechtsdogmatik. Würde der deutsche Staat auch so machen. Schliesslich würden sich - wenn Tibet in Deutschland liegen würde - die Tibeter mit ihrer Forderung nach Autonomie bzw. Unabhängigkeit gegen die Verfassung stellen und müssten als Bewegung verboten und verfolgt werden.
Streng genommen - und wenn man gleiche Maßstäbe ansetzt, müsste man die Haltung Chinas zu Tibet und/oder Taiwan (je nachdem was in der Verfassung steht) akzeptieren oder sogar gutheissen. Schliesslich schützen sie nur das, was wir in gleicher Situation auch schützen würden, und das natürich mit aller Legitimation.
Die Wahl der Mittel ist ein anderes Thema. Aber auch hier sind die Staatsorgane nicht gerade zimperlich, wenn die Unruhe besonders groß ist. In den 68ern gab es auch Tote, es gab Krawalle, massive Denunziation, Beobachtung, Rufmord, lancierte Nachrichten und Berichte - die ganze Palette. Das einizige, was es nicht gab, waren willkürliche Schüsse in die Menschenmenge und Todesurteile.
Naja, wenn ich mir jetzt mit dieser - meinigen - Analyse die Berichterstattung so anschaue, dann kan man mit entsprechender kritischer Haltung zu den politischen Zielen gegenüber China auch getrost eine Kampangne darin sehen, die das Ziel hat, China unter Druck zu setzen und westliche Denkmodelle und Moralvorstellungen dort zu etablieren, etwas, was immer wieder gern getan wird und uns besser aussehen lässt als andere Länder. Schliesslich wird die andere Seite, nämlich die der Chinesen, überhaupt nicht gehört bzw. deren Meldungen überhaupt nicht ernst genommen bzw. sogleich als falsch abgestempelt.
Ich habe das Glück, zwei Systeme kennengelernt zu haben und habe auch erfahren, dass sich die gleichen Sachverhalte von beiden Seiten aus betrachtet immer sehr schlüssig anhören und die Wahrheit meistens irgendwo dazwischen leigt. Die Berichterstattung ist in solchen Fällen meistens eben nicht neutral und objektiv, sondern geprägt durch die eigenen politischen Ziele und der Grundmeinung des entsprechenden Landes.
Mir fällt es daher bei solcher Art Berichterstattung immer sehr schwer, den heutigen Meldungen so richtig Glauben zu schenken und ich weiss ganz genau, wie andersrum man die Ereignisse, Bilder und Filme auch interpretieren kann, und das schon zu Zeiten, wo die Gegendarstellung noch gar nicht als Lüge oder Propaganda um die Welt ging.
Ich bin mal gespannt, ob die chinesischen Angriffe auf die westlichen Medien Wirkung haben, dergestalt, dass in den einzelnen benannten Redaktionen tatsächlich Fakereien ans Tageslicht kommen. Ich halte das zum einen für gar nicht so abwegig, zum anderen würde dies die gesamte Berichterstattung über Tibet der letzten Wochen mit einem Schlag ad absurdum führen. Das wäre eine nicht wieder gutzumachende Blamage für die freie Presselandschaft und würde die Position des Westens gegenüber China ganz deutlich schwächen.