Dilbert
Pils-Legende
Mahlzeit!
Ich muss diesen ganzen Kram einfach mal loswerden, auch weil ich wissen möchte, ob andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Eine bessere Überschrift fiel mir dazu einfach nicht ein, aber im Gegensatz zur Fernsehsendung kann ich euch nur versichern, dass wirklich jedes Wort was ihr hier gleich lest der Wahrheit entspricht. Auch wenn ihr mich danach vielleicht für komplett verrückt erklärt.
Vorweg: Ich glaube nicht an Wahrsager oder Horoskope. Ersteres hab ich noch nie aufgesucht, und letzteres dient mir eigentlich nur zur Tagesbelustigung bzw. dazu, mir die Worte so zurechtzudrehen dass ich meinen Arbeitskollegen erzählen kann warum ich an dem Tag eigentlich gleich wieder nach hause möchte.
Meine Geschichte (die irgendwie schon ein bisschen gruselig ist) beginnt so späte Mitte der 90er Jahre, irgendwann in meiner Arbeitslosigkeit nach der Lehre. Ich durchstöbere den Kleinanzeigenteil im Metal-Hammer und finde eine ziemlich fantasievolle Annonce einer "gelangweilten Fledermaus", die doch gern jemanden zum Schreiben hätte. Der Dilbert ist nach etlichen vergeblichen Versuchen in der Damenwelt eh solo, in einer sehr frustrierten Phase und hat auch sonst nicht allzuviel zu tun, also krickelt er mit seiner ungelenken Handschrift einen Brief zuammen, auf den dann sogar ´ne Antwort folgt. Irgendwie ist es (obwohl sie in einer Beziehung ist) dann, als hätten sich da zwei gesucht und gefunden, die Chemie stimmt, die Interessen und der Musikgeschmack sind ähnlich. Die Postboten dürfen Überstunden machen, eine Woche ohne Brief (meist segeln die im drei-Tages-Rythmus hin und her) ist für den anderen schon ´ne mittlere Katastrophe. Und diese wird durch die Post teilweise ausgelöst, weil zwei oder drei Briefe einfach unterwegs verschwinden. Nach einiger Zeit (muss so irgendwann im zweiten Jahr gewesen sein) hat sie mich dann auch mal angerufen, und ich sag euch, mir rutschte das Herz inne Hose, auch weil ich mit dem Stift viel besser umgehen kann als mit dem Mundwerk.
Jetzt fragen sich vielleicht ein paar von euch, warum wir uns - wenn das alles so gut war - nicht getroffen haben... einmal hatte sie ja den Kerl, und zweitens lagen zwischen uns gut und gerne 600 Kilometer.
So, nach dem Telefongespräch tingeln weiter fleissig Briefe quer durch die Republik. Und dann fangen die Träume an...
Ich träume eines Nachts, dass sie sich von ihrem Kerl trennt. Drei Tage später klimpert es im Postkasten... und drin steht, dass sie jetzt solo ist. Okay, wenn sowas einmal passiert, dann kann man das als puren Zufall abhaken. Aber dem ist nicht so. Es kommt immer wieder vor, dass ich Sachen träume, Post bekomme und ein Deja vu erlebe. Ihr geht es ähnlich. Die Briefe werden zwar seltener (ich bin inzwischen im Zivildienst im Seniorenheim und bekomme dadurch dann ein halbes Jahr später meinen jetzigen Job, während sie ihre Lehre beginnt... als Altenpflegerin...), aber diese komischen Erlebnisse hören nicht auf. Im Sommer 2000 hab ich die Schnauze voll, dieses komische Mädchen muss ich sehen! Da ich weiss, wo sie ihre Sommerferien verbringt, und auch, dass sie genau dort auch ihren 18. Geburtstag erleben wird, und das auch noch zufällig ein Ort anner Ostsee ist in dem ich vor einigen Jahren mit ein paar Kumpels schonmal war, bummele ich einige meiner inzwischen zahlreichen Überstunden ab, setze mich mit Zelt, Schlafsack und Geburtstagsgeschenk in meinen damals noch nicht rostigen Ford, und gurke einfach los, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Schliesslich hab ich ihr vorher nichts davon gesagt, und wer weiss, ob dese seltsame Magie, die zwischen uns herrscht, auch so ein Treffen überleben würde.
Komischerweise sagt sie zu ihrem Opa bevor ich ankomme: "Ich glaube, ich bekomme ein Geschenk von (Dilbert)... und er selbst ist der Postbote."
Wir haben zwei wunderschöne Tage, die Magie überlebt, und als ich wieder losfahre fühle ich mich so leer als hätte man mir sämtliche Innereien ohne Narkose entfernt. Zwei Tage später liegt eine Karte im Postkasten, auf der steht, dass es ihr genauso geht.
Ein halbes Jahr später kommt sie mich für eine Woche besuchen, und danach hat mein jahrelanges Singledasein (vorerst) ein Ende. Ich bin so ungefähr der 27st glücklichste Mensch des Planeten (die anderen haben alle im Lotto gewonnen), obwohl ihre Abreise natürlich furchtbar ist, weil wir uns jetzt eine Weile nicht mehr sehen werden. Sie steckt mitten in der Ausbildung, ich habe meinen Job mit der 12-Tage-Woche, wir beide müssen ständig irgendwelche Wochenenddienste schieben, und "mal eben nach Feierabend hinfahren" ist bei 600 Kilometern schlichtweg unmöglich.
Ich kann damit erstmal leben... sie nicht. Bei meinen nächsten Besuch (zwei Monate später) bei ihr merke ich nach vier schönen Tagen, dass etwas in ihr zerbricht. Ich komme nicht mehr an sie ran (es ist nicht das gemeint, was einige Ferkel hier jetzt vielleicht denken), und als ich nach Hause fahre weiss ich aus mir selbst raus zu gut wie sicher, dass alles im Eimer ist, auch wenn sie selbst es nicht sagt. Den Mut bringt sie erst sechs wirklich übel quälende Wochen später auf... Der Kontakt bricht komplett ab.
Kurz darauf versuche ich auffer Arbeit eine Portion Kartoffelpürree zu essen und bekomme dabei schlagartig Schmerzen im Gesicht, die mir das Leben die nächsten fünf Jahre mit wenigen Pausen durchweg zur Hölle machen werden.
Herbst 2003, die Schmerzen dauern an, ich habe den ganzen anderen Kram irgendwie inzwischen verarbeitet (denke ich), nach ellenlanger Suche (letztlich mal wieder über eine Kontatanzeige im Metal-Hammer) eine neue Frau kennengelernt, mit der sich etwas zu entwickeln scheint... da fangen die Träume wieder an. Alles was nach Monaten, ja Jahren endlich abgehakt schien, kommt wieder in mir hoch. Ich träume, dass sie bei mir vor der Tür steht, wache auf und fühle mich einfach nur hundeelend und leer.
Kurz darauf liegt eine Karte im Briefkasten, mit der sie mir mitteilt wie Leid ihr alles tut, was damals gelaufen ist, und wie sie mich grob gesagt abserviert hat. Ihr hat das nie Ruhe gelassen, und sie kann verstehen, wenn ich sie hasse und nicht antworte. Aber ihr ist es seit unserem Kontaktabbruch einfach nur hundeelend gegangen (woher kenne ich das nur...?), und wenn sie diese Karte nicht abschickt wie die ganzen, die sie mir vorher geschrieben hat bevor sie dann der Mut verliess, dann macht ihr Vater Terz, der ihr ganzes Gequake einfach nicht mehr hören kann. Ich sitze zuhause und heule.
Weil ich nicht in der Lage bin für sie sowas wie Hass aufzubringen (ich hätte mir das einreden können, aber damit hätte ich mich nur selbst belogen) schreibe ich zurück... und erfahre, dass sie just zu dem Zeitpunkt, als ich träumte dass sie bei mir vor der Tür steht, auf dem Weg zu mir war, aber an der Autobahnabfahrt Rendsburg die Angst vor der Zurückweisung gewann und sie wieder umgedreht ist.
De Kacke ist am Dampfen. Ich bin inzwischen in einer neuen Beziehung, die sich aber wegen des Temperaments meiner neuen Freundin und meiner Krankheit mehr und mehr zum Bumerang entwickelt. Die neue Freundin ist aber schwanger (nicht von mir) und hat durchaus auch ihre guten Seiten, und dass eine Frau inner Schwangerschaft gnatzig und reizbar ist soll ja irgendwo auch normal sein, oder? Auserdem bin ich keiner, der eine Beziehung mal eben in den Müll wirft, sobald es Probleme gibt, und sie im Stich lassen in ihrer schwierigen Lage (sollte ich das jetzt aufzählen wäre ich Donnerstag noch nicht fertig) kommt für mich schon gar nicht in die Tüte. Abgesehen davon bin ich wegen der Schmerzen eh oft nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, ich kann teilweise tagelang nicht sprechen, essen, trinken oder schlafen.
Unterdessen zieht der beste Freund meiner Ex in rein zufällig meinem Haus ein, weil er vorrübergehend hier vom Bund aus stationiert wird. Mein Haus hat ganze vier Wohnungen, Rendsburg so um die 32000 Einwohner, und ausgerechnet hier zieht er ohne die Zusammenhänge zu kennen ein. Ich fange an mir Gedanken über Sachen wie Schicksal zu machen.
Das Kind kommt mit ADHS zur Welt, schreit oft nächtelang durch. Meine Freundin (die 50 Kilometer weg wohnt) ist mit den Nerven am Ende, ich kann sie nicht adäquat unterstützen, weil ich froh bin wenn ich einen Arbeitstag überstehe und teilweise selbst kurz davor bin mir die Lichter für immer auszupusten. Ich brauche einfach nur Ruhe. Die Träume von meiner Ex gehen weiter und machen mich immer unglücklicher, wenn sie vorbei sind. Ich stehe inzwischen unter heftigem Medikamenteneinfluss und die schmerzfreien Phasen werden immer kürzer. Die Konstellation ist denkbar unglücklich.
Im Januar 2005 trenne ich mich nach wochenlangem Kampf mit mir selbst in Freundschaft von meiner Freundin (wer mir das mit der Freundschaft nicht glaubt: Ich fahre nächste Woche Dienstag wieder hin). Mein Herz ist abgewandert, das muss ich mir einfach selber eingestehen, und ich möchte nicht in einer Lüge leben und sie auch nicht in einer leben lassen.
Ich erfahre zwischenzeitlich von meiner Ex, dass sie selbst oft Schmerzen im Gesicht hat, und in einer unglücklichen Beziehung lebt.
Zu meinem 31. Geburtstag, also im Herbst 2005, kommt sie für eine Woche her. Wir haben eine schöne Zeit, und ich habe eine ganze Woche keine Schmerzen... die kommen dafür zwanzig Minuten, nachdem sie in den Zug gestiegen ist doppelt und dreifach zurück.
Im Sommer 2006 hat sie einen neuen Freund, und ich nach einer Operation ein neues Leben. Die Schmerzen sind fast weg... es sei denn, es geht ihr schlecht. Sie sind dann nicht ansatzweise so grauenhaft wie in den fünf Jahren zuvor, aber ich merke es halt noch. Sie wohnt inzwischen in Bremen. Wir haben nicht mehr viel Kontakt zueinander, auch wenn meine Gefühle für sie keineswegs erloschen sind. Hinfahren kann ich nicht, sie ich könnte den Anblick von ihr bei einem anderen im Arm nicht ertragen. Briefe gibt es kaum noch, dazu habe ich wegen meiner Arbeit und den Spielberichten kaum noch Zeit. Und wenn ich mal denke, ich bin endlich drüberweg, schleicht sie sich in meine Träume und das Gefühl der totalen Leere kehrt zurück. Oftmals kommt dann kurz darauf tatsächlich wieder ein Lebenszeichen von ihr.
In diesem Frühjahr geht es mir beschissen. Ich habe erhebliche Magenprobleme, ein ganz mieses Gefühl, das ich mir nicht erklären kann, nur eine dumme Vorahnung, dass etwas bei ihr nicht in Ordnung ist. Ich erhalte eine SMS, in der steht dass sie eine Fehlgeburt hatte und ihr Opa gestorben ist.
Im Sommer kommt das Gefühl wieder. Ich frage nach, ob alles in Ordnung ist. Sie ist wieder schwanger.
An diesem Wochenende hab ich Magenprobleme. Ich schiebe das auf die Brechdurchfallwelle auffer Arbeit, und hoffe einfach nur, dass ich das Wochenende soweit überstehe, dass ich das Doro-Konzert am Freitag und die Gladbach-Tour am Samstag ohne zu kotzen mitmachen kann. Im Gegensatz zu unseren Senioren bekomme ich kein Fieber, keinen Dünnpfiff und kotzen muss ich trotz Bier auch nicht. Puuh.
Ich bekomme am Montagvormittag eine SMS, und wünsche mir, ich hätte diese Seuche gehabt.
Meinen Magen macht nichts ohne Grund.
Ihr Kind ist tot.
Und wenn mir jetzt noch jemand erzähen will, dass man alles auf diesen komischen Planeten rational bzw. medizinisch erklären kann, dann kann ich ihm nur noch den Vogel zeigen.
Ich muss diesen ganzen Kram einfach mal loswerden, auch weil ich wissen möchte, ob andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Eine bessere Überschrift fiel mir dazu einfach nicht ein, aber im Gegensatz zur Fernsehsendung kann ich euch nur versichern, dass wirklich jedes Wort was ihr hier gleich lest der Wahrheit entspricht. Auch wenn ihr mich danach vielleicht für komplett verrückt erklärt.
Vorweg: Ich glaube nicht an Wahrsager oder Horoskope. Ersteres hab ich noch nie aufgesucht, und letzteres dient mir eigentlich nur zur Tagesbelustigung bzw. dazu, mir die Worte so zurechtzudrehen dass ich meinen Arbeitskollegen erzählen kann warum ich an dem Tag eigentlich gleich wieder nach hause möchte.
Meine Geschichte (die irgendwie schon ein bisschen gruselig ist) beginnt so späte Mitte der 90er Jahre, irgendwann in meiner Arbeitslosigkeit nach der Lehre. Ich durchstöbere den Kleinanzeigenteil im Metal-Hammer und finde eine ziemlich fantasievolle Annonce einer "gelangweilten Fledermaus", die doch gern jemanden zum Schreiben hätte. Der Dilbert ist nach etlichen vergeblichen Versuchen in der Damenwelt eh solo, in einer sehr frustrierten Phase und hat auch sonst nicht allzuviel zu tun, also krickelt er mit seiner ungelenken Handschrift einen Brief zuammen, auf den dann sogar ´ne Antwort folgt. Irgendwie ist es (obwohl sie in einer Beziehung ist) dann, als hätten sich da zwei gesucht und gefunden, die Chemie stimmt, die Interessen und der Musikgeschmack sind ähnlich. Die Postboten dürfen Überstunden machen, eine Woche ohne Brief (meist segeln die im drei-Tages-Rythmus hin und her) ist für den anderen schon ´ne mittlere Katastrophe. Und diese wird durch die Post teilweise ausgelöst, weil zwei oder drei Briefe einfach unterwegs verschwinden. Nach einiger Zeit (muss so irgendwann im zweiten Jahr gewesen sein) hat sie mich dann auch mal angerufen, und ich sag euch, mir rutschte das Herz inne Hose, auch weil ich mit dem Stift viel besser umgehen kann als mit dem Mundwerk.
Jetzt fragen sich vielleicht ein paar von euch, warum wir uns - wenn das alles so gut war - nicht getroffen haben... einmal hatte sie ja den Kerl, und zweitens lagen zwischen uns gut und gerne 600 Kilometer.
So, nach dem Telefongespräch tingeln weiter fleissig Briefe quer durch die Republik. Und dann fangen die Träume an...
Ich träume eines Nachts, dass sie sich von ihrem Kerl trennt. Drei Tage später klimpert es im Postkasten... und drin steht, dass sie jetzt solo ist. Okay, wenn sowas einmal passiert, dann kann man das als puren Zufall abhaken. Aber dem ist nicht so. Es kommt immer wieder vor, dass ich Sachen träume, Post bekomme und ein Deja vu erlebe. Ihr geht es ähnlich. Die Briefe werden zwar seltener (ich bin inzwischen im Zivildienst im Seniorenheim und bekomme dadurch dann ein halbes Jahr später meinen jetzigen Job, während sie ihre Lehre beginnt... als Altenpflegerin...), aber diese komischen Erlebnisse hören nicht auf. Im Sommer 2000 hab ich die Schnauze voll, dieses komische Mädchen muss ich sehen! Da ich weiss, wo sie ihre Sommerferien verbringt, und auch, dass sie genau dort auch ihren 18. Geburtstag erleben wird, und das auch noch zufällig ein Ort anner Ostsee ist in dem ich vor einigen Jahren mit ein paar Kumpels schonmal war, bummele ich einige meiner inzwischen zahlreichen Überstunden ab, setze mich mit Zelt, Schlafsack und Geburtstagsgeschenk in meinen damals noch nicht rostigen Ford, und gurke einfach los, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Schliesslich hab ich ihr vorher nichts davon gesagt, und wer weiss, ob dese seltsame Magie, die zwischen uns herrscht, auch so ein Treffen überleben würde.
Komischerweise sagt sie zu ihrem Opa bevor ich ankomme: "Ich glaube, ich bekomme ein Geschenk von (Dilbert)... und er selbst ist der Postbote."
Wir haben zwei wunderschöne Tage, die Magie überlebt, und als ich wieder losfahre fühle ich mich so leer als hätte man mir sämtliche Innereien ohne Narkose entfernt. Zwei Tage später liegt eine Karte im Postkasten, auf der steht, dass es ihr genauso geht.
Ein halbes Jahr später kommt sie mich für eine Woche besuchen, und danach hat mein jahrelanges Singledasein (vorerst) ein Ende. Ich bin so ungefähr der 27st glücklichste Mensch des Planeten (die anderen haben alle im Lotto gewonnen), obwohl ihre Abreise natürlich furchtbar ist, weil wir uns jetzt eine Weile nicht mehr sehen werden. Sie steckt mitten in der Ausbildung, ich habe meinen Job mit der 12-Tage-Woche, wir beide müssen ständig irgendwelche Wochenenddienste schieben, und "mal eben nach Feierabend hinfahren" ist bei 600 Kilometern schlichtweg unmöglich.
Ich kann damit erstmal leben... sie nicht. Bei meinen nächsten Besuch (zwei Monate später) bei ihr merke ich nach vier schönen Tagen, dass etwas in ihr zerbricht. Ich komme nicht mehr an sie ran (es ist nicht das gemeint, was einige Ferkel hier jetzt vielleicht denken), und als ich nach Hause fahre weiss ich aus mir selbst raus zu gut wie sicher, dass alles im Eimer ist, auch wenn sie selbst es nicht sagt. Den Mut bringt sie erst sechs wirklich übel quälende Wochen später auf... Der Kontakt bricht komplett ab.
Kurz darauf versuche ich auffer Arbeit eine Portion Kartoffelpürree zu essen und bekomme dabei schlagartig Schmerzen im Gesicht, die mir das Leben die nächsten fünf Jahre mit wenigen Pausen durchweg zur Hölle machen werden.
Herbst 2003, die Schmerzen dauern an, ich habe den ganzen anderen Kram irgendwie inzwischen verarbeitet (denke ich), nach ellenlanger Suche (letztlich mal wieder über eine Kontatanzeige im Metal-Hammer) eine neue Frau kennengelernt, mit der sich etwas zu entwickeln scheint... da fangen die Träume wieder an. Alles was nach Monaten, ja Jahren endlich abgehakt schien, kommt wieder in mir hoch. Ich träume, dass sie bei mir vor der Tür steht, wache auf und fühle mich einfach nur hundeelend und leer.
Kurz darauf liegt eine Karte im Briefkasten, mit der sie mir mitteilt wie Leid ihr alles tut, was damals gelaufen ist, und wie sie mich grob gesagt abserviert hat. Ihr hat das nie Ruhe gelassen, und sie kann verstehen, wenn ich sie hasse und nicht antworte. Aber ihr ist es seit unserem Kontaktabbruch einfach nur hundeelend gegangen (woher kenne ich das nur...?), und wenn sie diese Karte nicht abschickt wie die ganzen, die sie mir vorher geschrieben hat bevor sie dann der Mut verliess, dann macht ihr Vater Terz, der ihr ganzes Gequake einfach nicht mehr hören kann. Ich sitze zuhause und heule.
Weil ich nicht in der Lage bin für sie sowas wie Hass aufzubringen (ich hätte mir das einreden können, aber damit hätte ich mich nur selbst belogen) schreibe ich zurück... und erfahre, dass sie just zu dem Zeitpunkt, als ich träumte dass sie bei mir vor der Tür steht, auf dem Weg zu mir war, aber an der Autobahnabfahrt Rendsburg die Angst vor der Zurückweisung gewann und sie wieder umgedreht ist.
De Kacke ist am Dampfen. Ich bin inzwischen in einer neuen Beziehung, die sich aber wegen des Temperaments meiner neuen Freundin und meiner Krankheit mehr und mehr zum Bumerang entwickelt. Die neue Freundin ist aber schwanger (nicht von mir) und hat durchaus auch ihre guten Seiten, und dass eine Frau inner Schwangerschaft gnatzig und reizbar ist soll ja irgendwo auch normal sein, oder? Auserdem bin ich keiner, der eine Beziehung mal eben in den Müll wirft, sobald es Probleme gibt, und sie im Stich lassen in ihrer schwierigen Lage (sollte ich das jetzt aufzählen wäre ich Donnerstag noch nicht fertig) kommt für mich schon gar nicht in die Tüte. Abgesehen davon bin ich wegen der Schmerzen eh oft nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, ich kann teilweise tagelang nicht sprechen, essen, trinken oder schlafen.
Unterdessen zieht der beste Freund meiner Ex in rein zufällig meinem Haus ein, weil er vorrübergehend hier vom Bund aus stationiert wird. Mein Haus hat ganze vier Wohnungen, Rendsburg so um die 32000 Einwohner, und ausgerechnet hier zieht er ohne die Zusammenhänge zu kennen ein. Ich fange an mir Gedanken über Sachen wie Schicksal zu machen.
Das Kind kommt mit ADHS zur Welt, schreit oft nächtelang durch. Meine Freundin (die 50 Kilometer weg wohnt) ist mit den Nerven am Ende, ich kann sie nicht adäquat unterstützen, weil ich froh bin wenn ich einen Arbeitstag überstehe und teilweise selbst kurz davor bin mir die Lichter für immer auszupusten. Ich brauche einfach nur Ruhe. Die Träume von meiner Ex gehen weiter und machen mich immer unglücklicher, wenn sie vorbei sind. Ich stehe inzwischen unter heftigem Medikamenteneinfluss und die schmerzfreien Phasen werden immer kürzer. Die Konstellation ist denkbar unglücklich.
Im Januar 2005 trenne ich mich nach wochenlangem Kampf mit mir selbst in Freundschaft von meiner Freundin (wer mir das mit der Freundschaft nicht glaubt: Ich fahre nächste Woche Dienstag wieder hin). Mein Herz ist abgewandert, das muss ich mir einfach selber eingestehen, und ich möchte nicht in einer Lüge leben und sie auch nicht in einer leben lassen.
Ich erfahre zwischenzeitlich von meiner Ex, dass sie selbst oft Schmerzen im Gesicht hat, und in einer unglücklichen Beziehung lebt.
Zu meinem 31. Geburtstag, also im Herbst 2005, kommt sie für eine Woche her. Wir haben eine schöne Zeit, und ich habe eine ganze Woche keine Schmerzen... die kommen dafür zwanzig Minuten, nachdem sie in den Zug gestiegen ist doppelt und dreifach zurück.
Im Sommer 2006 hat sie einen neuen Freund, und ich nach einer Operation ein neues Leben. Die Schmerzen sind fast weg... es sei denn, es geht ihr schlecht. Sie sind dann nicht ansatzweise so grauenhaft wie in den fünf Jahren zuvor, aber ich merke es halt noch. Sie wohnt inzwischen in Bremen. Wir haben nicht mehr viel Kontakt zueinander, auch wenn meine Gefühle für sie keineswegs erloschen sind. Hinfahren kann ich nicht, sie ich könnte den Anblick von ihr bei einem anderen im Arm nicht ertragen. Briefe gibt es kaum noch, dazu habe ich wegen meiner Arbeit und den Spielberichten kaum noch Zeit. Und wenn ich mal denke, ich bin endlich drüberweg, schleicht sie sich in meine Träume und das Gefühl der totalen Leere kehrt zurück. Oftmals kommt dann kurz darauf tatsächlich wieder ein Lebenszeichen von ihr.
In diesem Frühjahr geht es mir beschissen. Ich habe erhebliche Magenprobleme, ein ganz mieses Gefühl, das ich mir nicht erklären kann, nur eine dumme Vorahnung, dass etwas bei ihr nicht in Ordnung ist. Ich erhalte eine SMS, in der steht dass sie eine Fehlgeburt hatte und ihr Opa gestorben ist.
Im Sommer kommt das Gefühl wieder. Ich frage nach, ob alles in Ordnung ist. Sie ist wieder schwanger.
An diesem Wochenende hab ich Magenprobleme. Ich schiebe das auf die Brechdurchfallwelle auffer Arbeit, und hoffe einfach nur, dass ich das Wochenende soweit überstehe, dass ich das Doro-Konzert am Freitag und die Gladbach-Tour am Samstag ohne zu kotzen mitmachen kann. Im Gegensatz zu unseren Senioren bekomme ich kein Fieber, keinen Dünnpfiff und kotzen muss ich trotz Bier auch nicht. Puuh.
Ich bekomme am Montagvormittag eine SMS, und wünsche mir, ich hätte diese Seuche gehabt.
Meinen Magen macht nichts ohne Grund.
Ihr Kind ist tot.
Und wenn mir jetzt noch jemand erzähen will, dass man alles auf diesen komischen Planeten rational bzw. medizinisch erklären kann, dann kann ich ihm nur noch den Vogel zeigen.
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