Schundfilm-Special: On Tour zu "SchleFaZ 100"

Dilbert

Pils-Legende
SchleFaZ Fest.jpg

Es war einmal...

ein Scheißfilmfreund. Und dann noch einer. Dazu noch ein querdenkender Senderchef, der mangels großem Budget den ganzen Keller voller Billigstreifen hatte. Der kam mit dem ersten Scheißfilmfreund auf den Gedanken, dass man da ja mal nach den übelsten Schundfilmperlen suchen, und die dann irgendwie filetieren und kommentieren könnte. Dazu brauchte es aber noch einen zusätzlichen Moderator, und weil der zweite Scheißfilmfreund die Idee ganz dufte fand, hatte man sich gesucht und gefunden. "SchleFaZ - Die schlechtesten Filme aller Zeiten" war geboren.

Aus dieser Schnapsidee entwickelte sich dann lustigerweise eine Kultveranstaltung, die wohl zu den größten Erfolgsgeschichten des Senders gehören dürfte. Die Moderationen wurden immer mehr ausgebaut, Kostüme wurden entworfen, man schaffte es sogar die beiden Moderatoren in zwei der beklopptesten Gammelstreifen schlechthin mit reinzuschmuggeln. Im Internet bildete sich nach und nach eine riesige Fangemeinde, die die Filme kommentierte und sich dabei über hunderte Kilometer Entfernung trotzdem irgendwie zusammen einen auf die Lampe goss, und gemeinsam den Spaß am Schund abfeierte.

Was also eigentlich als pure Juxveranstaltung für ein paar Folgen geplant war, nahm ungeahnte Ausmaße an. Und irgendwann hatte man plötzlich 100 Filme zusammen, und kam auf die Idee, das was einst in einer etwas skurril tapezierten Videothekenecke begann, auf die großen Bühne zu bringen.

Und so geschah es also, dass ein anderer Liebhaber herrlich vergeigter Filmkunstkatastrophen sich am Freitag, dem 27. September um 17.00 Uhr im Zug nach Hamburg die erste Bierdose aufmachte, um bei dem Spektakel in Berlin dabei zu sein.

In Hamburg Dammtor war dann erstmal warten angesagt, weil in Altona zwar der gewünschte Zug am Start war, aber dusseligerweise kein Lokführer. Der hockte in einem anderen Zug, und der hatte Verspätung. Als die Kiste dann endlich einfuhr, fand ich relativ schnell einen nicht reservierten Sitzplatz mit Tisch, besser ging es ja fast gar nicht. Bis ich einen meiner Sitznachbarn sah, der gegenüber reserviert hatte und erst im Hauptbahnhof zustieg. Der kam da in kompletter Luxusklamotte mit Designeranzug, Schlips, Kragen und Schleife am Kragen angestiefelt, verstaute seine gefühlten 26 Big-Businessman-Gepäckstücke und hielt damit dann erstmal den ganzen Laden auf.

Nun gut, was andere von mir halten ist mir in solchen Fällen relativ wurscht. Ich sass da mit meinem Billigrucksack in einem selbst gestalteten SchleFaZ-South-Park-Shirt und machte mir als Kontrastprogramm erstmal ´ne Dose gutes 29-Cent Billigbier aus´m Penny auf...

Bis Berlin Spandau war es dann alles entspannt. Ich tauschte mich mit ein paar anderen SchleFaZianern aus, die mit dem Bus unterwegs waren, und im Gegensatz zu mir für ihre Fahrt von Hamburg in die Hauptstadt nur gammelige acht Euro bezahlt hatten. In Spandau holten mich dann Renesen und sein Sohn Arik ab, und es ging nach Velten, wo ich netterweise bei ein paar Freunden zwei Tage nächtigen durfte. Rene ist nebenbei ein großer Kalkofe-Fan und wollte ebenfalls hin, das passte also wie A... auf Eimer. Der Abend wurde dann ziemlich feuchtfröhlich, wobei der SchleFaZ "Hausfrauen-Report 3" wohl mit zu den schlimmsten Filmverbrechen zählen dürfte, die Olli und Päter je ausgebuddelt haben. Er ist einfach nur absolut stinklangweilig. Wenn mir irgendwann einer gesagt hätte, dass es möglich ist eine noch beschissenere Softsexklamotte als "Pudelnackt in Oberbayern" zu verzapfen, ich hätte ihn ausgelacht. Leider ist es doch möglich...

The Day after... Nach Frühstück und Dusche war Nachschubanschaffung angesagt, getreu der Werbung "Dann geh doch zu Netto". Die Netto-Märkte sind in Brandenburg erstaunlicherweise genauso abgeranzt wie bei uns, aber der Schuppen ist quasi bei Rene und Heike vor der Haustür. Außerdem gab es Holsten im Angebot. Nach einem Pils zum Aufwärmen (und nachdem mich ein Zehnjähriger zweimal bei FIFA 20 plattgemacht hatte) gondelten wir dann eine gefühlte Ewigkeit mit Bus und Bahn in Richtung Tempodrom, wo wir kurz nach halb drei ankamen. Dort liefen wir dann dem #SchleFaZ-Facebookgruppengründer George in die Arme. Bis zum Einlass war noch knapp eine Stunde, der Bierstand vor der Halle hatte noch dicht, aber Rene kennt Berlin wie seine Westentasche, und wusste deshalb auch, dass da in zwei Minuten Fußweg ein Lidl umme Ecke steht. Da sollte es mich an dem Tag noch öfter hin verschlagen...

So nach und nach trudelten dann noch andere Gruppenmitglieder an, Renesen machte ein Gruppenfoto, und man spekulierte, was einen an diesem Abend wohl erwarten würde. Einer hatte den Verdacht, dass man uns mit dem angekündigten "Drei Engel auf der Todesinsel" in die Irre führen, und stattdessen "Mr. Boogie" mit Big-Brother-"Genie" Zlatko in der Hauptrolle auf die Menschheit loslassen würde. Wir wurden verschont (ich hatte mein Shirt ja auch passend zum "Drei Engel..."-Streifen gestaltet, also gut so.) Nach dem einen oder anderen gepflegten Wolkenbruch (musste ja, nachdem der Wetterdienst am Vortag Sonne und 18 Grad angekündigt hatte...) war dann auch schon wieder das Bier alle, und weil die Dame am Bierstand vor der Halle für ´nen Becher Schütte 5 Euro haben wollte, latschte ich also nochmal zu Lidl (auch nicht zum letzten mal...). Nachdem das Bier verhaftet war, durfte man auch schon rein.

Irgendwann hatte ich mal gelesen, dass es im Tempodrom Krombacher zu trinken gäbe und ein Bier 4,50 Piepen kosten würde. Stattdessen gab es Becks (blörk!) für ´nen Fünfer. Na gut, eins... Da es leider keine Autogrammstunde geben würde, und Rene und ich wegen der längeren Rückfahrt nach dem Film auch sehr zügig die Biege machen mussten (der letzte Bus fuhr kurz vor Mitternacht), mussten wir mit Fotos mit beinahe lebensgroßen Pappaufstellern von Kalkofe und Rütten vorlieb nehmen. Nach der Erkundungstour ging es erstmal wieder raus, die erste Musikgruppe sollte ja erst in über einer Stunde spielen. Die Becks-Plörre war dann auch schnell alle... Hmmm... Fünf Euro für ein Becks oder 59 Cent für ein Holsten vom Lidl...? Lidl! Die Pfandbecher wurden dann draußen aus der Dose nachgefüllt, ehrlich gesagt hätte ich da aber auch die Bierbüchsen in meiner Cargo-Hose locker reinschmuggeln können. Kontrolliert wurde man wenn man so eine Wiedereinlass-Karte hatte nämlich nicht mehr.

Als erste Gruppe (wie alles an dem Abend angekündigt vom ehemaligen HSV-Stadionsprecher und "Der letzte Lude"-Scheißfilmverzapfer Lotto King Karl) spielte Suchtpotenzial, zwei hübsche Mädels mit humoristischen Texten. Die Musik war nicht ganz so meins, aber man konnte sie sich anhören (und angucken). Danach kamen dann die Hip-Hop-Kasper von Fünf Sterne Deluxe. Während Rene sich als Fan der Typen outete, ergriff ich die Flucht. Ab zu Lidl... (wahrscheinlich bauen die da gerade eine Drehtür für mich ein, und nun komme ich so schnell aber nicht wieder...). Irgendwann kam dann auch Rene raus, weil soviel Bier und wenig im Magen nicht gerade förderlich für den Rest des Abends war. ´ne mickrige Portion Fritten mit Currywurst kosteten am Imbiss vor der Halle mal eben schlappe sieben Euro, aber gut, wat mut, dat mut. Während wir da Schlange standen spielte in der Halle Christian Steiffen. Irgendwie doch schade, dass wir den verpasst haben. Aber gut, es war laut genug um ihn auch noch draußen zu hören.

So, genug gefressen und gebechert, der Auftritt von Bela B. nahte. Der war für mich irgendwie viel zu kurz, wenn man bedenkt wie lange die Fünf Sterne-Heinis vorher spielen durften. Danach ging es dann auf den eigentlichen Höhepunkt des Abend zu, nach einer kurzen Ansprache von Olli und Peter. Die geplante Gruppenaktion da den "Der schöne SchleFaZ"-Song als Ständchen für unsere beiden Helden anzustimmen ging leider inne Grütze (oder ich hab den Einsatz verpasst, zu hören war davon bei uns oben jedenfalls nichts). Danach ging der Film bzw. die Moderation los. Und wie immer wenn man es nicht braucht fing meine Blase an zu kneifen... Deshalb hab ich vom ersten Filmteil dann einige Minuten leider verpasst.
Der Film selber... egal. Den nehme ich auseinander, wenn die Aufzeichnung der Show am 11. Oktober inner Glotze gelaufen ist. Er war jedenfalls ein dem Anlass würdiger Vertreter der Mumpitzkategorie A.
Was mich am meisten gefreut hat, war (neben der Möglichkeit den einen oder anderen aus der Gruppe mal live zu treffen, und nach Ewigkeiten mal wieder mit meinen Freunden aus Velten einen draufzumachen) dass man gesehen hat, wie viel Spaß die ganze Crew auf der Bühne an der Sache hatte. Während es Kalkofe tatsächlich schaffte, seine Texte unfallfrei rauszuhauen, hatte Peter zwei oder drei kleinere Schnitzer drin, über die sich da alle gemeinschaftlich kaputtgelacht haben. Natürlich sind das alles Profis, aber die Freude an ihrem eigenen Blödsinn quoll denen quasi aus allen Knopflöchern. Und genau deshalb macht SchleFaZ ja auch so verdammt viel Spaß.

Weniger spaßig war im letzten Filmteil die Luft auf dem Oberrang im Tempodrom. Das ist eine wirklich schöne Location, aber die Belüftung war sehr grenzwertig. Dazu hatte man ja auch schon ein paar Bier mehr drin, und ist mein Schlafrhythmus durch meine wöchentlichen Wechsel von Nachtschicht zu Tagschicht sowieso ein einziges Chaos, weshalb ich gegen Ende dann auch ziemlich alle war und von Rene ab und zu angestupst werden musste, um nicht wegzuschnarchen.

Leider geht auch die schönste Party irgendwann zuende, weshalb wir als auf der Bühne die letzten Dankesreden verklangen ´nen Abgang machten, um nicht die letzten Kilometer vom Bahnhof nach Velten mit dem Taxi fahren zu müssen. Auf dem Weg zur S-Bahn fand ich noch eine arme, verwaiste Hai-Mütze, die jetzt ein neues Zuhause hat.

In der S-Bahn juckte dann 10 Minuten lang meine Ohrfeigenhand... Eine Gruppe "obercooler" Jugendlicher "Isch"-Köppe setzte sich mit ihrer beschissenen Rap-Musik leider ausgerechnet neben uns hin, und laberten Scheiße der Marke "Ey Alter, Isch bin der Checker ey..." Die Wurstlappen versuchten sich gegenseitig dabei zu überbieten zwei Mädels anzubaggern, und posten da ihre idiotischen Moves in den Gang. Wahrscheinlich sind ihre Eltern heimlich umgezogen, während die da nachts unterwegs waren. Verstehen könnte ich sie.
Nachdem das überstanden war, war dann auch die Zugfahrt fast vorbei. Anschließend ging es noch eine Weile mit dem Bus weiter, der irgendwie bis zum Anschlag gefüllt war mit partyfreudigen Besuchern der örtlichen Kinderdisco. Die waren aber nicht im Ansatz so nervig wie die Pappköppe vorher. Bei Rene und Heike angekommen gab es dann noch zwei Bier, und dann ging es in die Falle. Der Tag war absolut genial. Punkt!

Sonntag... Man wacht auf, und hat einen Hund im Gesicht. Der zum knutschen drollige Familienmischling hatte wohl beschlossen, dass ich mich jetzt gefälligst mit ihm zu beschäftigen hätte. Duschen, Frühstück... tja, und dann ging es auch schon wieder auf den Abschied zu. Schnief...

Velten, Bahnhof... Rene sagte zu mir "Du brauchst bis Spandau ein B-Ticket." Und da stand ich dann nun vor dem unübersichtlichsten Fahrkartenautomaten aus der Hölle. Vor mir ein völlig planloser älterer Herr mit deutlichen Anzeichen von Demenz, hinter mir eine Asiatin, die noch weniger Ahnung hatte als ich. Um überhaupt irgendwas in der Hand zu haben, zog ich mir eine Fahrkarte auf der "Kurzstrecke Berlin" drauf stand, und darunter B0. War immerhin ein B... und natürlich völlig verkehrt. Zum Glück schien die nette Kontroletta verzweifelte Menschen gewohnt zu sein, und machte keinen großen Aufstand deswegen. Die Frau mir gegenüber hatte dann praktischerweise irgendeine Spezialfahrkarte, die ihr wohl erlaubt einen Begleiter mitzunehmen, womit mein Fahrkartenproblem sich dann ohne nachlösen zu müssen erledigt hatte. Ab und zu hat man einfach mal Glück.

Der ICE nach Hamburg war genauso pünktlich wie der Regionalzug in die Heimat, und so konnte ich dann die Fahrt mit ein paar Hülsen gemütlich ausklingen lassen.

Es waren zwei geniale Tage. Vielen Dank an alle, die dabei waren! Nächsten Sommer soll es wieder eine SchleFaZ-Tour geben. Wenn die nach Hamburg kommen sollten, werd ich auf jeden Fall versuchen da zu sein.
 
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