Schach Reloaded

Schröder

Problembär
Also um Schach "für den Hausgebrauch" zu lernen, ist es eigentlich nie zu spät. Ein Spitzenspieler wird man mit zunehmenden Alter aber eher nicht mehr. Für den Anfang zum Lernen empfehle ich eher Bücher, wo Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel erklärt werden und dann einige Profispiele mit Kommentaren zu den Spielen, je mehr desto besser. Für den Anfang sollte es reichen, die Hauptpartien nachzuspielen und auf die Kommentare dazu, warum welcher Zug ein Fehler oder besonders gut war, zu achten. Für die Abwandlungen, die meist in ( ) dabei sind, empfehle ich ein 2. Brett, sonst findet man schlecht in die ursprüngliche Stellung zurück.

Schach setzt ein gewisses Maß an analytischem Denken voraus. Ich sag immer: Ein guter Spieler sieht die Fehler im Aufbau des Gegners, ein sehr guter kann sie auch ausnutzen. ;)
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
Also um Schach "für den Hausgebrauch" zu lernen, ist es eigentlich nie zu spät. Ein Spitzenspieler wird man mit zunehmenden Alter aber eher nicht mehr. Für den Anfang zum Lernen empfehle ich eher Bücher, wo Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel erklärt werden und dann einige Profispiele mit Kommentaren zu den Spielen, je mehr desto besser. Für den Anfang sollte es reichen, die Hauptpartien nachzuspielen und auf die Kommentare dazu, warum welcher Zug ein Fehler oder besonders gut war, zu achten. Für die Abwandlungen, die meist in ( ) dabei sind, empfehle ich ein 2. Brett, sonst findet man schlecht in die ursprüngliche Stellung zurück.

Schach setzt ein gewisses Maß an analytischem Denken voraus. Ich sag immer: Ein guter Spieler sieht die Fehler im Aufbau des Gegners, ein sehr guter kann sie auch ausnutzen. ;)

Wobei ein guter Schach-Youtuber heutzutage wohl konsumfreundlicher ist als Schachbücher. Habe meine Sammlung letztens mal wieder aufgeschlagen...nope, sind mir mittlerweile zu klobig.
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
OK, mal ein paar Einsichten, wie es mittlerweile mit meinem Eröffnungsrepertoire aussieht, insbesondere, wenn man nur wenig büffeln will. Immer bedenken, dass ich hier generelle Ansätze zeige. Im Detail gibt es dann wieder Unmengen an Abwandlungen:

Eröffnungen Generell (Weiss/Schwarz):

Wenn man wenig büffeln will oder kann, folgender, genereller Rat:

Suche Dir Systeme, die Du gegen möglichst viele, veschiedene Eröffnungen/Verteidigungen einsetzen bzw. erzwingen kannst. Kosten/Nutzenmässig holst Du damit das meiste für Deine investierte Zeit raus. Es muss natürlich ein System sein, dass Dir spieltechnisch liegt. Wenn Dir z.B. geschlossene Stellungen liegen, suche nach dementsprechenden Systemen.

In diesem Sinne: Vermeide z.B. als Weiss e4-Systeme. Du must da eine irre Nummer an Verteidigungssystemen lernen, um ein vernünftiges Spektrum abzudecken. Mit Damenbauerneröffnungen hast Du bestimmte Systeme, wo Du mit ähnlichem Aufbau ca 80% der Verteidigungen vernünftig begegnen kannst. Mehr Erfolg für weniger Kopfsschmerz.

Wenn Du ca 70-80% der möglichen Reaktionssysteme auf Deine Eröffnungen so abgedeckt kriegst, kannste mehr als happy sein. Zumindest für unser Niveau.

In diesem Sinne, mal eine Übersicht der Systeme, die ich heutzutage spiele (nach meinem Wiedereinstieg Mitte 2022):
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
Ich eröffne als Weiss: d4


Hier habe ich meine ehemals geliebt Katalanische beerdigt (d4, ca, Sf3, g3, Lg2, 0-0) -> mittlerweile zuviele Varianten, die sich ähnlich sind, die man aber kennen muss, um positionell einen Vorteil rauszuhauen. Pack ich nimmer. Die Eröffnung gilt als sehr komplex und meine Resultate nach Wiedereinstieg waren, ehrlich gesagt, mau.

Ich bin daher auf das Londoner System umgestiegen. Dies ist unter Topspielern anscheinend als “simplistische Anfängereröffnung” verpönt, weil das System – korrekt gespielt – eher langweilig/vorhersehbar verläuft…aber wer auf meinem Niveau spielt schon korrekt.

Der Vorteil: Das System lässt sich gegen 80% der Verteidigungen mit wenig Abwandlungen gut einsetzen (man muss nur wenige Varianten studieren), ist extrem solide, und je nachdem, wie man drauf ist, kann man das Spiel extrem kontrolliert/langweilig verlaufen (man tauscht ne Menge Geraffel ab und hat was endspielartiges) oder man zettelt eine wilde Prügelei auf dem Königsflügel an.

Die Hauptkonstellation vom Londoner System:

D4, Sf3, Lf4, e3, c3, Ld3 Sbd2

Ab dann:

Ruhig: 0-0, Se5, Tc1, c4 oder e4, etc.

Wild: h4, Se5, Df3, 0-0-0, h5 und voll auf Fresse.

Eine Abwandlung davon nennt man Jobava London:

d4, Lf4, Sc3, e4, Dd2, 0-0-0, …

Ich spiele diese Abwandlung nur, wenn mein Gegner seinen Königsläufer auf g7 setzt und mit d6 aufbaut (Königsindisch: Sf6, d6, g7, Lg7, 0-0).

Ich hasse Königsindisch; wenn man da nicht resolut gegenhält, wird man unangenehm eingeschnürt.

Mit der Jobava-London (und asymmetrischer Rochade) reisse ich nach ca. 7-8 Zügen sofort eine heftige Prügelei vom Zaun. Resultate bisher sind ausgeglichen, aber die Spiele sind alle durchweg wild.
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
Verteidigung gegen Königsbauern (1.e4)


Bin bei meinem Neubeginn auf Caro-Kann umgestiegen (1.e4 c6 2.d4 d5). In den 80ern war die Theorie dazu ziemlich mau; hauptsächlich die klassische Variante, die mich ziemlich kalt liess. Mittlerweile hat dieses System durch INet eine kolossale Überarbeitung durchgemacht.

(i) Klassisch: 1. e4 c6 2. D4 d5 3. Sc3 de4: 4. Se4: Lf5 5. Sg3 Lg6 ...

Vor 35 Jahren wurde diese Variante zu 90% gespielt und hat mir nie gefallen, ergo von mir verworfen. Mittlerweile ist dies nicht mehr die Hauptvariante, es ist eine irre Menge Basiswissen dazugekommen und hat mir dieses System schmackhaft gemacht.

In dieser Variante spiele ich mittlerweile 1. e4 c6 2. D4 d5 3. Sc3 de4: 4. Se4: Sf6 5. Sf6: ef6: 6...

Ist ein bisschen komisch, lässt sich aber ganz gut verteidigen. Das Hauptgeschehen findet auf dem Königsflügel ab, wo beide angreifen können. Endspiele sollte man aufgrund der Bauernstruktur vermeiden.

(ii) Abtauschvariante: 1. e4 c6 2. D4 d5 3. Ed5: cd5: 4...

Dies ist bei weitem die populärste Variante heutzutage. Wird oftmals via 1. E4 c6 2. Sf3 d5 3. ed5: cd5: 4. D4 Sc6 erreicht. Eine der häufigsten Stellungen ist dann 5. Lb5 (oder Le2) Lg4 7. C3 Sf6 8. Lg5 Le7 9. 0-0 e6 10. H3 Lf3: 11. Df3: (oder Lf3:) 0-0 und ab da wird Weiss auf dem Königsflügel aktiv, während Schwarz auf dem Damenflügel kontert. Die Position ist solide, aber Schwarz muss vor dem eigenen König höllisch aufpassen, wenn Weiss aggressiv spielt.

(iii) Geschlossene Variante: 1. E4 c6 2. D4 d5 3. E5...

Hauptvariante ist hier Lf5, gefolgt von e6 und c5, aber ich spiele gewöhnlich direkt 3…-c5.

Darauf folgt normalerweise 4. C3 Sc6 5. Sf3 cd4: 6. Cd4: Lg4 und es entwickelt sich ein ähnlicher Kampf wie unter (ii), nur ist der weisse d4 Bauer extrem schwach und wird in vielen Spielen zum Hauptbrennpunkt.

Es gibt noch andere Varianten, aber dies deckt Dir 70% des Sortiments ab, auf das Du Dich mit Schwarz gegen 1. E4 vorbereiten must. Hilft!
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
Verteidigung gegen Damenbauern (1.d4)

Bin in letzter auf Slawische Systeme umgestiegen, da meine vorherige Verteidigungen, die in den 80ern gut funktionierten, mittlerweile ziemlich haken.

Kann geschlossen oder halboffen sein, lässt sich aber mit kleinen Abwandlungen gegen die meisten d4-Systeme einsetzen.

Generell strebst Du in den ersten Zügen eine Struktur an, die ungefähr so aussieht:

d5, c6, Sf6, Le7, 0-0, e6, Sbd7 -> Bauerndurchbruch auf c5 oder e5, da der Damenläufer irgendwann befreit werden muss (geschlossen).

Alternative: d5, c6, Sf6, Lf5, e6, Le7, Sbd7, Db6 -> etwas luftiger, aber mit Schwachpunkt b7. (halb geschlossen).

Ist nicht sonderlich abenteuerlich, aber extrem solide. Man muss allerdings ziemlich schnell auf Bauerndurchbrüche im Zentrum spielen, sonst wird man raummässig erstickt.

Taktische Feuerwerke sind hier selten.
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
Verteidigung gegen 1. Sf3, 1.Sc3 und 1. c4


Diese Spiele sind oftmals Abwandlungen von d4-Systemen. Prinzipiell spiele ich hier denselben Aufbau, den ich gegen d4 verwende und generell funktioniert es gleich gut (oder schlecht).


Verteidigung gegen exotische Eröffnungen (1. g4, 1.b4, 1.h4, 1. so ähnlichen Scheiss, etc.)


Prinzipiell verwende ich hier die Abort-Verteidigung: Ich drücke auf “Abort” und suche mir den nächsten Gegner. Keinen Bock auf solche Kacke.
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
Gambits:

Generell mag ich Gambits nicht. Die meisten sind flashige Überrumpelungsmanöver, die mit präzisem Spiel hinreichend entschärft werden. Ich habe für mich selbst aber zwei Ausnahmen:

Staunton Gambit: Hatte ich schonmal erwähnt -> Bei 1d4 f5 (Holländische Verteidigung) spiele ich prinzipiell 2. e4. Anstatt einer nervigen, geschlossenen Stellung, die ich SO nicht mag, gibt es sofort ein Feuerwerk, a la 1. D4 f5 2. E4 fe4: 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 d5 5 Lf6: ef6: 6. Dh5+ und der Busch brennt. Lässt sich recht oft ein gutes Endspiel mit raushaun, anstatt dieses typische Rumgewürge mit f5-Systemen.


Caro Kann – Fantasy Variante: Eine unangenehme Variante für Schwarz in diesem System ist 1. e4 c6 2. d4 d5 3. f3… -> Wenn Schwarz jetzt auf e4 nimmt, kriegt Weiss ein fettes Zentrum und scharfen Angriff mit offener F-linie für den Turm. Wenn man diese Verwicklungen vermeiden will, zusehen, dass der weisse Bauer auf f3 bleibt und man Abtausch auf e4 vermeidet. Das führt allerdings zu verkrampften Stellungen für Schwarz; auch nicht einfach zu spielen.

Habe diesbzg letztens ein interessantes Gambit entdeckt – nicht 100% solide, aber auf meinem Level gut spielbar, und eine Menge Leute sind nicht darauf vorbereitet, wie folgt: 1. e4 c6 2.d4 d5 3. f3 e5 (?!) und lass die Party beginnen.

Variante 1: 4. de5: Db6 5.de4: Lc5 und es wird heikel.

Variante 2: 4. ed5: Dh4+ 5.g3 Dd4: mit Damentausch und halbwegs ausgeglichener, aber höchst instabiler Position.

Ziemlich gut spielbar, gute Punkteausbeute.


SONDERERWÄHNUNG:

Englund Gambit
: Spiele ich nicht, aber muss ich als d-4 Spieler kennen. Aus irgendeinem Grund ist dieses Krüppelsystem derzeit sehr popular, insbesondere bei den Inet Kiddies. Das System hat so 1-2 Bauernfängerfallen, auf die eine Menge Leute reinfallen und dies ist ein Fall, wo man wirklich genaue Zugabfolgen kennen muss:

Geht so: 1. D4 e5 (yup, genau…ächz) 2. De5: Sc6 3. Sf3 De7...und jetzt tappt man absichtlich in die Falle: 4. Lf4 -… (Bauern schützen) 4. …- Db4+ (haha! Ertappt! Schach, Läufer hängt, b2 hängt!) 5. Ld2 Db2: 6 Sc3…- (muss Turm retten).

Schwarz setzt hier entweder mit 6 …- Lb4 oder 6. …-Sb4 fort. In beiden Varianten plättet Weiss Schwarz ab Zug 7, wenn eine ziemlich genaue Zugsequenz befolgt wird.

Bevor ich diese Sequenzen kannte, verlor ich 80-90% dieser Spiele. Mittlerweile gewinne ich 80-90%% davon (auch weil ich diese Sequenzen periodisch auffrischen muss, das sind so 10-11 Züge).

Erwähne ich alles jetzt nur, weil ich dieses Teil ca 50 Mal in den letzten 2 Monaten vorgesetzt gekriegt habe. Bläh!
 
Ich glaube ich bin beim Schach eher immer der Verlierer. So 30 Züge im Vorraus denken ist nicht meines ;) . Ich bin eher der Spieler der aus den Bauch raus entscheidet und das ist dann meist falsch :D . Meist habe ich dann zwei oder 3 Figuren noch auf den Schachbrett ;D
 

GaviaoDaFiel

Hinkelhool
Ich glaube ich bin beim Schach eher immer der Verlierer. So 30 Züge im Vorraus denken ist nicht meines ;) . Ich bin eher der Spieler der aus den Bauch raus entscheidet und das ist dann meist falsch :D . Meist habe ich dann zwei oder 3 Figuren noch auf den Schachbrett ;D

Wobei das mit dem Vorrausrechnen auch ein ziemlicher Mythos ist. Im Schnitt rechnen Grossmeister nicht so superviel weiter als z.B. solide Klubspieler; sie sind in der Lage, vorab die Varianten zu identifizieren, die erfolgsversprechender sind. D. h. als Amateur und/oder Anfänger verballerst Du eine Menge Zeit mit "Müll". Was nicht weiter ins Gewicht schlägt, wenn Dein Gegner auf halbwegs ähnlichem Niveau spielt und genausoviel "Müll" analysiert.
 
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