Orte wo man zum Essen und Trinken hingeht: München

Rupert

Friends call me Loretta
Ich musste gerade mit Entsetzen feststellen, dass Ihr da im Norden echt keinen Plan habt, was man im schönen Bayern anstellen kann und da speziell in der Weißwurschthauptstadt viele wahrscheinlich an Flecken enden, wo echt kaum jemand hin will, es aber dennoch viel Geld kostet, mach' ich jetzt einen Thread auf, den ich sporadisch pflegen werde um Euch wenigstens halbwegs nette Orte mitzuteilen an denen Ihr Euer Geld lassen könnt.

Fangen wir mal gleich mit einem Biergarten an, denn jetzt wo die Sonne wieder kräftiger strahlt, gibt's nix besseres als sich ein, zwei Bier unter Kastanien schmecken zu lassen.

Zu allererst:
Ein Biergarten, der diesen Namen auch verdient, ist dadurch gekennzeichnet, dass es einen bedienten Bereich gibt und einen Unbedienten. In den Unbedienten, in dem nur schlichte Bierbänke und Biertische stehen, ohne Tischdecken drüber und ohne Besteck und Servietten drauf, kann man sein eigenes Essen mitbringen, egal was und egal wieviel, man muss, Achtung, da passen die aber auch auf, nur die Getränke im Biergarten kaufen und die kauft und holt man sich selbst an den Schänken ab.

Ich beschränke mich jetzt ausschließlich auf den unbedienten Bereich, denn Speisekarten lesen im Bedienten bedarf ja keiner Erklärung.

Da sind wir gleich mal beim wichtigsten Punkt: Dem Bier.
Es gibt in Biergärten normalerweise nur zwei Arten von Bier: Helles und Weißbier und das erste so gut wie immer nur in der Größe 1 Liter, der sog. "Maß"; es ist DIE Maß, nicht das Maß und das a ist kurz auszusprechen!
Bei den Schänken schaut es meistens so aus, dass es zwei oder drei Bereiche gibt: Einen Bereich, wo es ausschließlich das Helle gibt, einen Bereich, wo Weißbier plus andere alkoholhaltige Getränke, wie z.B. Wein, ausgeschenkt werden und einen, wo es das alkoholfreie Nass gibt.
Warum ich das sage? Weil ich es Euch ersparen will, dass Ihr Euch beim Hellen anstellt, dort dann nach einem Wasser fragt und Ihr dann mit einem "Haben wir nicht" auf bayrisch "Hamma ned." abgebügelt werdet ; also zuerst schauen.
Neben den Schänken gibt's dann auch die gesamte Palette der typischen Biergartenessensverköstigung zu kaufen: Wurstsalat, Brezn, Hendl, Obazda, Steckerlfisch, Schweinsbraten, Bratwürstl mit Kraut, etc. pp.
Gezahlt wird meistens dann am Ende dieser Buden an der Kasse und jetzt Achtung:
Es kann schweineteuer werden. In einem Biergarten in der Münchner Innenstadt, seid ihr zwischen 8 und 9 Euro für die Maß los, manchmal kommen noch 2 Euro Pfand für den Krug drauf und so ein halbes Hendl ohne alles ist auch mal schnell bei 7 Euro. Knapp 20 Euro also für 1 Liter Bier plus ein windiges halbes Hühnchen. Vielleicht versteht Ihr jetzt, warum es bei einem ausgedehnten Biergartenbesuch durchaus Sinn macht sein Essen selbst mitzubringen :D
Zu den Öffnungszeiten ist zu sagen: Je nach Lage, bekommt man zwischen 22:00 und 23:30 das letzte Bier, 23:30 ist aber echt selten, das geht nur, wenn a) der Biergarten nicht in einer Gegend mit Anwohnern liegt und er b) auch noch um die Uhrzeit gut gefüllt ist; normalerweise ist gegen 22:30 oder 23:00 Zapfenstreich beim Ausschank und um 0:00 sollte man spätestens den Biergarten verlassen haben.
Nun zu den Gepflogenheiten im Biergarten:
Man glaubt es kaum aber im Biergarten, im unbedienten Bereich, zählen Stand und Geld des Einzelnen wenig und es ist gaaaaaar nicht gerne gesehen, wenn 3 Hansel an einem Tisch sitzen und jedem sagen "Sorry, ist schon besetzt." am besten noch mit dem Verweis darauf, dass gerade 5 Leute beim Pissen sind oder "später kommen". Wenn man tatsächlich auf andere wartet, dann kann man das schon sagen aber wenn die nicht binnen 10, 15 Minuten da sind, dann rutscht man zusammen, aus, fertig.
Der Witz des Biergartens ist, dass er für alle da ist und dass sich die Menschen da durchmischen, man sich zueinander setzt, mal anprostet und jeden leben lässt. Wer es nicht abkann, dass eben auch mal ein eher ärmlich gekleideter Mensch sich an den Tisch setzt, der hat in einem Biergarten nichts verloren. Solange der andere nicht nervt, weil er vor lauter Suff rumpöbelt, stinkt wie Sau oder einfach ein unverträgliches Arschloch ist, sitzt der halt da.

Nun zu einem Biergarten, den ich persönlich sehr schätze, weil er mitten in München, ganz Nähe Hbf ist, gutes Bier ausschenkt, genauso ausschaut wie ein Biergarten ausschauen soll, nämlich mit großen Kiesflächen und vielen hohen Kastanien drauf und er tatsächlich auch bis 0:00 je nach Wetter- und Besucherlage ausschenkt: Der Augustiner Keller in der Arnulfstraße 52.
Die Homepage ist furchtbar kitschig, der Biergarten aber gut.
Wer einen Kurztrip nach München im Sommer macht, sollte dahin gehen, denn der Augustiner ist super einfach zu erreichen und bietet genau das, was einen Münchner Biergarten ausmacht: Unkompliziertes Beisammensein mit einigen Maß Bier :)
Der Biergarten ist an warmen Sommernachmittagen und -abenden, trotz seiner Größe von 5.000 Plätzen allerdings recht schnell voll, gerade an Freitagen und Samstagen ist oft gegen 18:00 fast alles voll, und leert sich dann erst wieder so gegen 21:30, 22:00 etwas.

Das war's jetzt erstmal.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Ja, wie Fass und nass; wahrscheinlich deswegen jetzt auch nach der Rechtschreibreform "Mass".
 

Oldschool

Spielgestalter
Moderator
Ich bin überrascht :jaja: Soviel informativen Text in einem einzigen Beitrag habe ich noch nie von Dir gelesen. Das meiste wusste ich, zB Mass kurz gesprochen oder die Speisen, bis auf Obazda und Steckerlfisch. ( ? ) Das hatte ich eigentlich nach Ösiland verortet. Werden das jetzt "Geschichten aus dem Paulaner Garten" mit Jürgen Tonkel ? ;)
 

Rupert

Friends call me Loretta
Der Paulaner Garten ist der Biergarten am Nockherberg in der Au, also da, wo auch immer im gleichnamigen Festsaal der Starkbieranstich gefeiert wird :aetsch2:
Auch ein netter Biergarten, nicht so gross und die Bäume sind auch nicht so hoch.
 

Litti

Krawallbruder
Ich musste gerade mit Entsetzen feststellen, dass Ihr da im Norden echt keinen Plan habt, was man im schönen Bayern anstellen kann und da speziell in der Weißwurschthauptstadt viele wahrscheinlich an Flecken enden, wo echt kaum jemand hin will, es aber dennoch viel Geld kostet, mach' ich jetzt einen Thread auf, den ich sporadisch pflegen werde um Euch wenigstens halbwegs nette Orte mitzuteilen an denen Ihr Euer Geld lassen könnt.

Fangen wir mal gleich mit einem Biergarten an, denn jetzt wo die Sonne wieder kräftiger strahlt, gibt's nix besseres als sich ein, zwei Bier unter Kastanien schmecken zu lassen.

Zu allererst:
Ein Biergarten, der diesen Namen auch verdient, ist dadurch gekennzeichnet, dass es einen bedienten Bereich gibt und einen Unbedienten. In den Unbedienten, in dem nur schlichte Bierbänke und Biertische stehen, ohne Tischdecken drüber und ohne Besteck und Servietten drauf, kann man sein eigenes Essen mitbringen, egal was und egal wieviel, man muss, Achtung, da passen die aber auch auf, nur die Getränke im Biergarten kaufen und die kauft und holt man sich selbst an den Schänken ab.

Ich beschränke mich jetzt ausschließlich auf den unbedienten Bereich, denn Speisekarten lesen im Bedienten bedarf ja keiner Erklärung.

Da sind wir gleich mal beim wichtigsten Punkt: Dem Bier.
Es gibt in Biergärten normalerweise nur zwei Arten von Bier: Helles und Weißbier und das erste so gut wie immer nur in der Größe 1 Liter, der sog. "Maß"; es ist DIE Maß, nicht das Maß und das a ist kurz auszusprechen!
Bei den Schänken schaut es meistens so aus, dass es zwei oder drei Bereiche gibt: Einen Bereich, wo es ausschließlich das Helle gibt, einen Bereich, wo Weißbier plus andere alkoholhaltige Getränke, wie z.B. Wein, ausgeschenkt werden und einen, wo es das alkoholfreie Nass gibt.
Warum ich das sage? Weil ich es Euch ersparen will, dass Ihr Euch beim Hellen anstellt, dort dann nach einem Wasser fragt und Ihr dann mit einem "Haben wir nicht" auf bayrisch "Hamma ned." abgebügelt werdet ; also zuerst schauen.
Neben den Schänken gibt's dann auch die gesamte Palette der typischen Biergartenessensverköstigung zu kaufen: Wurstsalat, Brezn, Hendl, Obazda, Steckerlfisch, Schweinsbraten, Bratwürstl mit Kraut, etc. pp.
Gezahlt wird meistens dann am Ende dieser Buden an der Kasse und jetzt Achtung:
Es kann schweineteuer werden. In einem Biergarten in der Münchner Innenstadt, seid ihr zwischen 8 und 9 Euro für die Maß los, manchmal kommen noch 2 Euro Pfand für den Krug drauf und so ein halbes Hendl ohne alles ist auch mal schnell bei 7 Euro. Knapp 20 Euro also für 1 Liter Bier plus ein windiges halbes Hühnchen. Vielleicht versteht Ihr jetzt, warum es bei einem ausgedehnten Biergartenbesuch durchaus Sinn macht sein Essen selbst mitzubringen :D
Zu den Öffnungszeiten ist zu sagen: Je nach Lage, bekommt man zwischen 22:00 und 23:30 das letzte Bier, 23:30 ist aber echt selten, das geht nur, wenn a) der Biergarten nicht in einer Gegend mit Anwohnern liegt und er b) auch noch um die Uhrzeit gut gefüllt ist; normalerweise ist gegen 22:30 oder 23:00 Zapfenstreich beim Ausschank und um 0:00 sollte man spätestens den Biergarten verlassen haben.
Nun zu den Gepflogenheiten im Biergarten:
Man glaubt es kaum aber im Biergarten, im unbedienten Bereich, zählen Stand und Geld des Einzelnen wenig und es ist gaaaaaar nicht gerne gesehen, wenn 3 Hansel an einem Tisch sitzen und jedem sagen "Sorry, ist schon besetzt." am besten noch mit dem Verweis darauf, dass gerade 5 Leute beim Pissen sind oder "später kommen". Wenn man tatsächlich auf andere wartet, dann kann man das schon sagen aber wenn die nicht binnen 10, 15 Minuten da sind, dann rutscht man zusammen, aus, fertig.
Der Witz des Biergartens ist, dass er für alle da ist und dass sich die Menschen da durchmischen, man sich zueinander setzt, mal anprostet und jeden leben lässt. Wer es nicht abkann, dass eben auch mal ein eher ärmlich gekleideter Mensch sich an den Tisch setzt, der hat in einem Biergarten nichts verloren. Solange der andere nicht nervt, weil er vor lauter Suff rumpöbelt, stinkt wie Sau oder einfach ein unverträgliches Arschloch ist, sitzt der halt da.

Nun zu einem Biergarten, den ich persönlich sehr schätze, weil er mitten in München, ganz Nähe Hbf ist, gutes Bier ausschenkt, genauso ausschaut wie ein Biergarten ausschauen soll, nämlich mit großen Kiesflächen und vielen hohen Kastanien drauf und er tatsächlich auch bis 0:00 je nach Wetter- und Besucherlage ausschenkt: Der Augustiner Keller in der Arnulfstraße 52.
Die Homepage ist furchtbar kitschig, der Biergarten aber gut.
Wer einen Kurztrip nach München im Sommer macht, sollte dahin gehen, denn der Augustiner ist super einfach zu erreichen und bietet genau das, was einen Münchner Biergarten ausmacht: Unkompliziertes Beisammensein mit einigen Maß Bier :)
Der Biergarten ist an warmen Sommernachmittagen und -abenden, trotz seiner Größe von 5.000 Plätzen allerdings recht schnell voll, gerade an Freitagen und Samstagen ist oft gegen 18:00 fast alles voll, und leert sich dann erst wieder so gegen 21:30, 22:00 etwas.

Das war's jetzt erstmal.
Hat nur siebeneinhalb Jahre gedauert bist ich deinen Fred entdeckt habe. Sehr schön ausgearbeitet, Rupert! Hab Dank! :prost:
:top:
 

Litti

Krawallbruder
Ihr werdet lachen, aber das mit den unbedienten Bereichen in den Münchner Biergärten, und das man sich da sein Essen selber mitbringen darf, hab ich tatsächlich nicht gewusst. Ziemlich coole Sache. Hier in Kölle ja völlig undenkbar.

Ich wollte im nächsten Sommer noch mal nach München und dann auch mal den Biergärten einen Besuch abstatten. War letztes Jahr im November bei meinem Besuch eher ungünstig. :D Allerdings werde ich dann mein Futter trotzdem bestellen und nicht mitbringen, glaub ich...
 

Rupert

Friends call me Loretta
Biergarten = Es gibt einen unbedienten Bereich, wo man Essen mitbringen kann.
Wirtsgarten = Es gibt das nicht (meistens in "kleineren" Gaststätten der Fall); nennen sich aber auch mal gerne Biergarten um Leute anzulocken, was aber halt nicht stimmt.

Das Essen kannst Du Dir auch im unbedienten Bereich bei den Essensständen selbst holen; wenn Du Dich in den bedienten Bereich setzt, dann bekommst Du (zusätzlich) das Essen auf der Karte, ist sozusagen wie in der Gaststätte sitzen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Rupert

Friends call me Loretta
Ist das eigentlich in ganz Bayern so mit den Biergärten oder eine regional eher begrenzte Geschichte?
In München isses so und auch Richtung Süden von Oberbayern.
Wie gesagt: Es ist abhängig von der Wirtschaftsgröße; ein Biergarten wurde früher nur von den Brauerein betrieben und war dementsprechend größer. Eine kleinere Wirtschaft kann es sich natürlich nicht leisten auf's Essen zu verzichten.
 

fabsi1977

Theoretiker
Ich frag deswegen, weil es da so eben bei uns gar nicht gibt. Und im Fränkischen gibt es überall diese Keller. Ok, da ist es dann aber so günstig zu essen, da lohnt es sich gar nicht irgendwas mitzunehmen, Und ja, ist nicht Bayern.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Angeblich haben sich die Biergärten hier so entwickelt:
Die Brauereien waren eher am Stadtrand, wo das Bier, bevor es Kühlmaschinen gab, mit Eis in den Bierkellern gekühlt gehalten werden konnte (Isarhochufer bzw. größerere mit Bäumen bepflanze Orte).
Da fuhren dann mit der Zeit die Menschen aus der Stadt raus um sich Bier zu kaufen und die Brauereien machten dann gleich auf diesen Flächen Wirtschaften auf. Das stank dann den Wirtschaften in der Stadt, weil die gerade bei schönem Wetter kaum mehr Gäste hatten, so dass es zu einer Verordnung führte, dass da draussen keine warmen Mahlzeiten verkauft werden durften und Essen mitbringbar sein musste.

Was da dran ist: Don't know.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator

Rupert

Friends call me Loretta
Das ist ja seit Jahren der Geheim"hype": Schwarzer Lauch; damit nerven die diversen Starköche schon seit einiger Zeit und auch die Supergriller.
 

fabsi1977

Theoretiker
Sterneküche hat ja teilweise wenig mit "richtigem" Essen zu tun. Im wesentlichen ist es das Spiel mit den Zutaten und die Erforschung dessen, was man aus diesen alles machen kann und welche Aromen man da rauskitzeln kann. Ein Experimentierfeld der Küche quasi.

Wer sich da drauf einlassen will (und kann) wird tatsächlich ganz neue Geschmackserlebnisse am Gaumen entdecken können.

Nix für so Kretins wie euch halt:fress:
 
Oben