Dilbert
Pils-Legende
UEFA-Cup Viertelfinale 2008 - 2009
Mahlzeit!
Ich werde jetzt vesuchen weit über 50 Stunden Tourleben in einem Bericht unterzubringen, ohne das Ding so lang zu machen, dass es unter einer halben Stunde nicht zu lesen ist. Etwaige Ungenauigkeiten, Verwechselungen und Zeitdreher bitte ich zu entschuldigen, diese sind dem Alkoholkonsum und akuten Schlafmangel geschuldet.
Nun war also der Tag für meine erste internationale Auswärtstour gekommen, die Schnapsidee vom Hoffenheim-Kick wurde Realität. Das hatte zur Folge, dass ich schon die Tage und erst recht die Nächte zuvor dermassen hibbelig und aufgedreht war, dass ich eigentlich nie mehr als drei Stunden geschlafen hab. Die zwei Nächte vor der Abfahrt sogar nur jeweils eineinhalb bis zwei Stunden, weil immer, wenn ich dann endlich mal die Augen dichtbekommen habe, der Wecker losging. Hurra, Frühdienst.
So auch am Mittwoch, für denn dann auch noch ´ne Fortbldung angesetzt war, weshalb früh klar war dass mein Plan, um 13.30 Uhr zu flitzen und dann die restlichen Reisevorberteitungen zu machen, absehbar in die Hose gehen würde. Was tun? Klar, man regelt den ganzen Kram einfach während der Arbeit, stopft eine Dame in den Rollstuhl zur Spazierfahrt, und kommt dabei ganz zufällig (hüstel) am Penny-Markt vorbei (ich sollte für meinen Arbeitgeber eh ein paar Besorgungen machen), wo dann auch flugs der Reiseproviant mit in die Einkaufstüte wandert. Erwähnte ich eigentlich schonmal, dass meine Bude fast direkt auf dem Rückweg von Penny zur Arbeit liegt? Dann kann man den Kram ja gleich zu Hause innen Kühlschrank packen, der meiner Begleitung noch etwas zu trinken spendieren und dann gemütlich zurück zum Heim latschen.
Das wäre ohne die Unterstützung / Erlaubnis meiner Kollegen nie gegangen, aber die hatten wahrscheinlich eh gemerkt, dass an diesem Tag mit mir kaum etwas anzufangen sein würde, und meine Waschjobs hatte ich ja erledigt.
Um 14.00 Uhr war die Fortbldung zwar noch nicht beendet, aber ich hatte da die Genehmigung meiner Chefin (irgendwann muss ich der mal ´nen riesigen Strauss Blumen besorgen, so wie die mich bei meinem Irrsinn rund um den Ball mit freien Tagen und verkürzten Arbeitszeiten immer unterstützt...) zur Flucht. Jetzt aber nix wie nach Hause, schliesslich fuhr der Zug in 50 Minuten.
Nachdem ich meinen Kram innen Rucksack gestopft hatte, ging es zum Bahnhof. Leider war dort diesmal keine Reisegruppe nach Hamburg anzutreffen, so blieb nur der Kauf eines Einzelfahrscheins. Im Zug hockte dann tatsächlich auch einer von der trinkfreudigen Nübbel-Gang, mit dem ich zusammen in Dammtor ausstieg. Nach Pullern bei Burger-King zog sich der Nübbler ´nen Döner, der später noch in die Geschichte dieser Fahrt eingehen wird.
Auf dem Bahnsteig der S-Bahn standen noch zwei HSV-Fans herum, die mal eben ´nen Kasten Bier (na ja, sowas ähnliches, Becks Gold) als Reiseproviant mitgenommen hatten. Dummerweise kamen die aus dem Harz, und vom kompletten Kasten waren deshalb nur noch vier Pullen übrig, und die Jungs dementsprechend beleiert. Öhm... na dann: Prost!
Gute Vorsätze, Teil 365: Ich trinke auf der Hinfahrt nicht so viel....
Seid ihr mit dem lachen fertig?
Die Umsetzung: Stellingen, kein Bus in Sicht, 20 Grad, ein Haufen Saufnasen um mich rum, beste Stimmung. Na, gut, ein Bier mehr oder weniger wird nicht schaden...
Eine Stunde später, der Typ am Kiosk macht mit meiner Getränkerechnung die Anzahlung für seinen neuen Opel Astra klar. Ich hab inzwischen sieben Halbe oder so inner Rübe (also meinen kompletten eingeplanten Reisevorrat) und bin breit wie´n zerlatschter Hundehaufen. Kein Bus in Sicht, aber dafür hat ein guter Teil der Anwesenden auch schon ziemlich die Lampen an. Stanley (ein ca. 50 Zentimeter langer Gummipimmel mit HSV-Schal, den der Typ mitgeschleppt hat der sonst mit dem kultigen HSV-Trabi unterwegs ist) hängt am Brückenpfeiler. Der Bus, der eigentlich schon bei uns sein sollte, ist noch nicht einmal in Norderstedt aufgetaucht, wo die ersten einsteigen sollten. Zudem kommt die Nachricht durch, dass die Fähren bestreikt werden. Das fängt ja gut an... Prost!
Jetzt betrachtet war dieses Besäufnis vor der Abfahrt eigentlich eine sehr gute Idee. Einmal konnte ich später im Bus zum letzten mal an diesen zwei turbulenten Tagen tatsächlich etwas pennen, und zweitens war ich so bis wir zur Fähre kamen wieder halbwegs geradeaus inner Rübe.
Mit fast einer Stunde Verspätung traf dann der Bus ein. Also Sachen rein, irgendwie so verteilt dass alles zusammenhockt was zusammengehört, und ab dafür!
So zwei bis drei Bier später mache ich mein erstes und letztes verhältnismässig langes (keine Ahnung, so zwei oder drei Stunden) Nickerchen dieser Tour, während es vorn ein besonderer Spezialist schafft eine scheinbar (versehentlich) ziemlich durchgeschüttelte Bierflasche so zu öffnen, dass sich ihr gesamter Inhalt bis auf den letzten Tropfen fontänenartig in die Luft und zum guten Teil auch über den einen Fahrer ergiesst, der darüber gar nicht so begeistert ist. Der Kollege aus Nübbel packt seinen Döner inzwischen in sein T-Shirt, seine Hose und eine Plastiktüte, nur dass er den ja vorher schon gegessen hatte. Würg! Überhaupt reisen als ich wieder aufwache divese Kotztüten durch den vorderen Teil (ich hockte zum Glück ziemlich weit hinten), und irgendein Superheld schafft es tatsächlich noch in die Kühltasche von unserem Reiseorganisator Borni zu göbeln, ohne dass dieser es merkt. Na ja, gemerkt hat er es schon, aber leider zu spät. Matsch... Doppelwürg!
Abgesehen von den anfänglichen Brecheinlagen verläuft die ganze Hinfahrt bis zur Fähre relativ gesittet. Nur einem armen Kerl vom Fanclub "Auswärtstrolleys" geht es mit zunehmender Dauer ziemlich übel, und das liegt nicht am Gesaufe. Der hat sich irgendeine Krankheit zwischen Nebenhöhlenentzündung und Grippe eingefangen, und durch sein langsam anschwellendes Gesicht und ein stark verquollenes Auge hat er am Ende eine gewisse Ähnlichkeit mit der ollen Witzgurke Karl Dall.
Irgendwann weit nach Mitternacht (könnte halb vier gewesen sein) hatten wir Deutschland, Belgien und den grössten Teil von Frankreich hinter uns gelassen, und steuerten auf Calais zu. Dort hiess es ja eigentlich "kein Alk mit auf die Fähre", aber irgendwie sahen die das nicht so eng. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ´ne ganze Palette Holsten mitgenommen, und nicht nur sechs Dosen für unterwegs. Vor der Passkontrolle musste Borni seine Bierbuddel bei der Grenztante abgeben, aber als er aus dem Kabuff wieder rauskam drückte sie ihm die Pulle einfach wieder in die Hand. Prost!
So, Willkommen an Bord. Wo ist denn hier die Bar...?
Stiftung Sufftest international: Dilbert bestellt ein "Bass", und bekommt irgendeine gezapfte Brühe zwischen Spülwasser und abgelassenem Katheterbeutel einer Person mit Niereninsuffizienz serviert. Blärg! Trüb und vom Geschmack her widerlich, Note 6. Das schwarze "Murphys" danach war zwar relativ geschmacksneutral, aber verglichen mit dem "Bass" die reinste Wohltat. Note 3. Ein grosser Teil von uns versammelte sich dann auf dem Oberdeck, und weil die Überfahrt ja nur ca. 90 Minuten dauerte kamen wir mit Sonnenaufgang in Dover an. Die Kalksteinküste da sieht irgendwie aus wie ´ne Winterlandschaft, es ist jedenfalls eine für mich Plattlandindianer ziemlich skurrile Szenerie.
Der Plan: Wir fahren anner nächsten Raststätte ran und holen was zu saufen!
Die Ausführung... Mann, hab ich ´nen Durst! Und das gute dreieinhalb Stunden lang, denn so lange gab es auf dieser verdammten Autobahn weit und breit keine Tanke! Aber wieder typisch: Kaum wird ´ne Frau wach und fängt an zu quengeln, weil sie strullen muss: Nächster Rastplatz 3 Meilen. Boah, sogar mit Supermarkt! Bier Bier Bier... Bier? Biiiier?
An englischen Autobahnraststätten gibt es schlichtweg kein Bier! Nix, Nothing, Nyet, Nada! Verdammt, wie überleben denn da die Fans in den Bussen auf ihren Auswärtstouren? Okay, die Saufpause und die Pulle Wasser taten mir wohl auch ganz gut... zum Glück hatten später noch ein paar Jungs ´ne Buddel Pils für einen am Rande der Nüchternheit wandelnden Dilbert übrig. Prost!
Je näher wir Manchester kamen, desto mehr erwachten auch wieder die Lebensgeister. Jemand schmiss Musik an, und so wurden den Fahrern auch noch den einen oder anderen sehr schrägen Chorgesang von "Hamburg meine Perle", "Bayern hat verloren" und "Trotzdem HSV" um die Ohren gegröhlt.
Es gibt Jobs, die würde ich NIE machen (und das schreibt einer, dessen Hauptarbeitsgeräte Klopapier, Waschlappen, Fäkalienspüle und Gummihandschuhe sind). Einer davon ist Busfahrer. Jedenfalls nicht für irgendwelche Rainbow-Tours-Sauftouristen nach Spanien oder Fussballfans. Die Jungs brauchen schon ein verdammt dickes Fell, und wenn man bedenkt, dass die beiden ja eigentlich nur Vertretung für die eingeplanten Kollegen gemacht haben, so haben sie diese Tour insgesamt höchst würdevoll hinter sich gebracht.
Nach einer scheinbar endlosen Tingeltour durch irgendwelche Kleinstädte kam dann um die Mittagszeit tatsächlich Manchester in Sicht, zumindest schonmal auf diversen Strassenschildern. Wann wir da dann genau ankamen weiss ich nicht, aber ich schätze mal auf ca. 14.00 Uhr unserer Zeit (bei den Engländern gibt es ja keine Sommerzeit). Das hiess, dass wir bis zum Spiel noch einige Stunden hatten, um die Innenstadt unsicher zu machen. Aber erstmal kam, kaum dass wir ausgestiegen waren, ein Typ mit einer Reisetasche angerannt, und zog da ´nen grossen Packen Spiel-Schals raus, die er für fünf Pfund bzw. sechs Euro verscheuerte, und bei denen dann auch etliche Leute zugriffen (ich natürlich auch).
So, da waren wir, ab in die City. Wenn man nur erstmal gewusst hätte, wo man da überhaupt langlatschen musste... na ja, immer der Masse nach wird schon stimmen. Unterwegs wurden diverse Strassenschilder, Bushaltestellen und Mülleimer mit den Aufklebern der mitgereisten Fanclubs dekoriert. An einer Hauptstrasse flog plötzlich die Tür vonnem Linienbus auf, und der Fahrer brüllte irgendwas raus von dem ich nur "Shit" verstand, ehe die Tür wieder zuging und er weiterfuhr. Komischerweise war da gar keine Haltestelle... Ausserdem muss man sich an den Linksverkehr erstmal gewöhnen. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der fast inne Karre gerannt wäre.
Nach einigen Rumgeirre und einem Kurzbesuch im "Hard Rock Cafe" (zum scheissen) fand sich der Haufen dann in einer Einkaufspassage in einem Laden Namens "Norwegian Blue" zusammen, der neben höchst gutaussehenden Bardamen auch eine gepflegte Bierauswahl zu bieten hatte, und von dem Tagesumsatz wahrscheinlich die komplette Jahresmiete für den Schuppen bezahlen wird. Der war nämlich komplett mit Hamburgern besetzt, die da drin und aussen vor eine riesige Party mit entsprechendem Bierkonsum veranstalteten und die Mädels an den Zapfhähnen ganz gut auf Trab hielten. Bis auf das üblche Gesinge und Gegröhle lief aber alles komplett friedlich ab, Aggro-Potential gleich Null, ganz im Gegenteil. Die paar anwesenden Engländer amüsierten sich köstlich mit / über unseren bunten Haufen, und diverse United-Anhänger kamen vorbei um uns zu sagen, dass sie uns am Abend ganz fest die Daumen drücken würden. Nett.
Wie klein ist doch die Welt. Da hat man sich elf Jahre nicht gesehen, und in Manchester vor´m Kneipenscheisshaus findet mich ein Klassenkamerad aus der Fachoberschule wieder. Dessen Gesicht konnte ich allerdings erstmal gar nicht einordnen, und so liess er mich ´ne Weile darüber im Dunkeln, wer denn da gerade mit mir sabbelt, aber der Name Tams liess dann doch einige Leuchten angehen, obwohl ich mir mit diversen Pints (die sicherheitshalber aus Plastik waren) zwischendurch wieder ein paar Lampen ausgepustet hatte. Schöne Grüsse an dieser Stelle, wenn / falls du das liest, und sorry, dass ich so planlos war.
Ach ja, Sufftest international, Teil 2: John Smith - Siehe Bass. Sieht genauso aus (trübe Suppe) und schmeckt auch zum kotzen. Note 6. Amstel - Schon weitaus besser, einfach nur Bier. Note 2. Und dann gab´s da noch eines, dass von allen am besten schmeckte, dessen Namen ich allerdings vergessen habe. Klang irgendwie leicht skandinavisch, irgendwas mit Nor... und hatte ´n blaues Etikett am Zapfhahn.
Unterdessen versuchte unser Trabi-Fahrer einen "Bobby" zu besabbeln, dass er seinen Helm (die Dinger sehen irgendwie aus wie umgedrehte Friedhofsvasen) gegen ´ne alte Deutsche Polizemütze eintauscht, aber der wollte dann nicht. Ausserdem kam ein zweiter Schalmann vorbei und machte im Gegensatz zu unserem Trabantpiloten ein ganz gutes Geschäft (natürlich auch bei mir).
Saufen macht nicht nur müde, sondern auch hungrig. Das Chicken-Sandwich für drei Pfund vonner Snackbar umme Ecke machte dabei eine ziemlich gute Figur, um zumindest im Ansatz den Magen mit fester Nahrung auszurüsten. Anschliessend machten sich die ersten von uns auf den Rückweg zum Stadion, da es "nur" noch ungefähr zweieinhalb Stunden bis zum Anpfiff waren. Dummerweise hatte ich ein Sandwich mit Curry-Chicken gewählt, und so bekam ich unterwegs wieder Durst. Ein Teufelskreis... Nachdem man irgendwie den halben Rückweg abgegrast hatte, sagte dann einer, dass es genau gegenüber vom Stadion ´nen kleinen Laden geben würde, in dem ich dann zu einer Dose Red Stripe kam, welches auch sehr gut trinkbar war. Das war dann auch mein letztes Bier für etliche Stunden.
Vor´m Stadion blieb alles friedlich, abgesehen von meinem schon wieder knurrenden Magen. Da kam die Imbisskarre doch gerade recht... Hmm... sacht mal... gehören auf Fritten nicht zumindest ein paar Salzkrümel? Na ja... England.
Ab ins Stadion, vorbei an freundlichen Ordnern, ab zum Fanshop... Hallo, Fanshop? Faaaaaaanshooooop?!?!?! Gibbet nich im Gästeblock. Was man kaufen konnte war ein Programmheft, aber 3,30 Pfund für so´n bisschen Papier, das schien mir dann den finanziellen Aufwand nicht wert. Im Sinne von Faulix machte ich mich lieber an den Futtertest, helfen sollte dabei ein sogenanntes Burger-Menü.
Boah, Leute! Dieses Stadion hat eine vier Sterne-Bewertung, am Catering (und den Scheisshäusern mit den schief angeschraubten Brillen) kann das beim besten Willen nicht liegen. Der Burger war nicht nur kalt, das "Brötchen", schien dazu auch zu 70% aus getrockenetem Badeschwamm vonner Heizung und 30% Mehl zu bestehen, es staubte wirklich inner Schnauze (oder hätte ich die Pappschachtel essen sollen und war nur zu blöd, das zu begreifen?). Dazu gab es nochmal Fritten ohne Salz... Also, wenn irgendjemand unseren Knappi zwingen wollte so einen Frass zu verkaufen, würde der allein aus seiner Berufsehre wahrscheinlich eher seinen Imbisswagen inner Elbe versenken, als seinen Kunden das anzutun. Vor dem nächsten Kick in England werd ich den beknien, dass er mit seiner Karre rüberkommt, auch wenn es wahrscheinlich nichts nützen wird. Immerhin weiss man durch diese Tour jetzt wieder unser gutes Futter hier viel besser zu schätzen.
Mit diesem kulinarischen Attentat ausgerüstet machte ich mich auf den Weg in den Block... und bekam den höchstwahrscheinlich beschissensten Platz im ganzen Stadion. Unterrang, letzte Reihe. Die Anzeigetafel konnte ich nicht sehen, wenn ich nicht in "Glöckner von Notre Dame"-Stellung ging, von unserer Choreo und dem Rabatz vom Oberrang bekam ich optisch / akustisch rein gar nichts mit. Schade.
45 Minuten vor dem Spiel dachte ich noch "Was sind die Citizens denn für´n lahmarschiger Haufen?" Das Stadion war nicht einmal zu einem Fünftel gefüllt. In Hamburg isset um die Uhrzeit auch noch nicht proppevoll, aber etwas mehr ist dann doch los. Zu meiner Überraschung änderte sich an dem Schnarchzustand schlagartig einiges. Wie Kai aus der Kiste wurden in den Minuten vor dem Anpfiff plötzlich die Tribünen gefüllt, als wenn die alle unter ihren Sitzen gewartet hätten um dann als Springteufel rauszuhüpfen. Von einem Moment auf den anderen (und nein, ich bin nicht eingepennt, auch wenn ich ehrlich teilweise kurz davor war) flogen da hunderte von Wasserbällen durch die Gegend, wurden genausoviele aufblasbare Riesenbananen geschwenkt (ich glaub, Verdandi hat mir mal den Sinn erklärt, aber ich hab den wieder vergessen), und wurde auch ansonsten alles was man aufpusten kann durch die Gegend gepfeffert, inklusive einigen Planschbecken (!) und einem Riesenpimmel mit dem aufgeklebten Gesicht von Sir Alex Ferguson (der landete irgendwann bei uns im Block). Wenn man diese komische Strandparty nicht selber gesehen hat, kann man sie kaum glauben, aber dieser durchgeknallte Quatsch ging wirklich das ganze Spiel über so weiter.
Eigentlich kann ich da ja auch gleich beim Spiel weitermachen.
Beim Einlauf der Mannschaften brach dann irgendwie die Hölle los. Laut späteren Berichten hatte City die restlichen Eintrittskarten für gammelige fünf Pfund pro Stück verscheuert um die Bude vollzukriegen, und das hatte bestens funktioniert. Allerdings hielt unser Haufen (unterstützt von einem Bus voller Rangers-Supporter) mehr als akzeptabel dagegen, so dass das ganze Spiel über ein ziemlicher Krach inner Hütte vorhanden war. Aber der Einlauf an sich war schon Gänsehaut pur. Geil!
Schiedsrichter war ein Italiener namens Rizzoli, und ich hoffe doch sehr, dass wir von dem Knaben in unserem weiteren Vereinsdasein verschont bleiben.
Zu Beginn war das Spiel ausgeglichen, der HSV spielte sogar etwas gefährlicher nach vorn als die Gastgeber. Deshalb war das 1:0 für uns nach zwölf Minuten durch Guerrero auch alles andere als unverdient. Leider hielt der Vorsprung nicht allzu lange, weil das Trillermännchen die Schulter von Trocho bei angelegtem Arm für ein Handspiel hielt und so City zurück ins Spiel brachte. Rost hätte den Elfer von Elano sogar fast gehalten, aber irgendwie waren seine Arme drei Zentimiter zu kurz.
Danach begann bei uns der Schwimmunterricht. Von ihren Fans nach vorn gegröhlt berannten die Citizens anschliessend fast pausenlos unser Tor, aber Rost und eine gewisse Dusseligkeit vor dem Tor bewahrten uns bis zum Halbzeitpfiff vor einem Rückstand. Puuuh! Dieses City-Team hatte mit dem Schnarchnasen aus dem Hinspiel absolut nichts zu tun.
In der zweiten Halbzeit ging es leider nicht lange gut. Das Azzuro-Trillermännchen übersah eine Abseitsstellung, Gravgaard schlidderte weg und Boateng konnte den Torschuss von Caicedo nicht mehr verhindern. 2:1, Publikum auf Vollgas, das wird knapp... Und wie knapp. Zweimal klatschte der Ball noch ans Aluminium, und einmal sogar noch ins Tor, aber das wurde wegen Abseits nicht gegeben, weshalb uns doch der eine oder andere Stein vonner Pumpe purzelte. City machte eigentich genau das, was wir im Hinspiel so vorzüglich fabrizierten: Sie versiebten Torchancen am Fliessband. Um für Entlastung zu sorgen wechselte Jol Petric für Trochowski ein, und damit rettete er mehr oder weniger das Spiel. Denn nur zwei Minuten später provozierte selbiger ein Foul von dem schon verwarnten Dunne, der daraufhin vom Acker durfte. Das gab uns eine gewisse Auszeit von dem Dauerdruck und sogar einige Gegenangriffe, die aber leider meist nicht vernünftig abgeschlossen wurden. Nach zehn Minuten hatte sich City vom dem Platzverweis erholt und berannte nochmal unser Tor. Das Pfeifengespann ordnete zu allem Überfluss auch noch vier Minuten Nachspielzeit an (ich frag mich nur wofür), und malträtierte unsere Nerven so noch einige Zeit länger als nötig, bis der Krimi beendet und der HSV glücklich im Halbfinale war.
Europapokaaaaaal, Europapokaaaaaal.....
Die "UFFTA" durfte diesmal Rost anstimmen, wobei der sich in der Rolle nicht unbedingt wohlzufühlen schien. Jedenfalls kamen seine Ansagen über das Megafon doch wenig euphorisch rüber, vielleicht war der arme Kerl aber auch einfach nur platt von diesem nervenaufreibenden Spiel.
Weil wir unsere Fähre bekommen mussten, hiess es nach der "UFFTA" wieder ab zum Bus. Dabei hätten wir uns die Hetzerei eigentlich sparen können, denn die Polente hatte beschlossen sämtliche HSV-Busse im Konvoi aus der Stadt zu leiten, und bis alle da waren und sich die Bobbys einig waren wann und wohin und ob überhaupt vergingen vom Abpfiff gut über 60 Minuten. Bier holen war in der Zeit leider nicht drin, und das blieb dann auch bis Dover so. Denn, merke: In englischen Autobahnraststätten und Tankstellen gibt es kein Bier. Und es wurde eine verdammt lange, halbwegs nüchterne Nacht... denn im Gegensatz zu den meisten anderen kann ich im Bus nicht schlafen, wenn ich nicht einen gewissen Pegel im Kopp habe. So schluften die Minuten auffer Busuhr langsam vor sich hin, wobei einem zehn Minuten fast wie ´ne Stunde vorkamen und immer wieder dieselbe CD inner Endlosschleife im Player rotierte bis ich beim nächsten "Steht auf für den HSV" wahrscheinlich in die Box gebissen hätte (ausserdem hatte ich schon wieder Kohldampf).
Im Morgengrauen (eigentlich schon viel zu spät) kamen wir in Dover an. Dort machten die englischen Grenzer erstmal Terz, obwohl wir denen schon ´ne Fahrgastliste gegeben hatten (laut den Mädels auf der französischen Seite hätten wir denen nur die Kopie von der Hinfahrt geben müssen, aber die wollten unbedingt ´ne neue Liste mit Angabe von Alter und Geschlecht.. und mit Namenszeichen abgekürzelt, wat´n Quatsch!). Da unser Kahn eigentlich in einigen Minuten ablegen sollte wuchsen Borni erstmal Schweissperlen auf der Stirn, weil einige Witzbolde lieber herumalbern als die blöde Liste einfach ausfüllen wollten, und sich alles deshalb verzögerte.
Tja, als der Mist dann endlich fertig war, gurkten wir vor die Verladerampe... und da standen wir dann erstmal 50 Minuten ziemlich blöde rum. Die Luft im Bus war vorn grässlich und hinten völlig unerträglich, weshalb die Jungs auf den hinteren Plätzen bald Alarm machten, doch bitte mal die Türen zu öffnen. Dann kam von vorn vonnem Mädel, das genau neben der Tür sass, allerdings der Protest, dass sie sich dann den Hintern abfrieren würde (zudem sass ja neben ihr auch noch unser Krankheitsfall). Übersetzt: Wenn man 45 Leute, teilweise ziemlich angedengelt, in einen Bus klemmt, dann kann man es nie allen recht machen. Und ich muss sagen: Die Luft war schon in meiner Reihe wirklich widerlich, wie grässlich muss es dann ganz hinten gewesen sein? Durch die Verspätung der Fähre wurde die Lage natürlich nicht besser, und irgendwann hatte Borni selbst die Schnauze voll und ordnete fünf Minuten Pinkel- und Raucherpause an. Die kam auch mir sehr gelegen, denn durch die lange Fahrt in der beengten Kiste war mein linkes Knie total im Eimer, und es wurde wirklich höchste Zeit, dass ich das höllisch schmerzende Gelenk mal ordentlich durchbewegen konnte. Die Frischluft war dazu natürlich auch nicht schlecht.
Mit etlicher Verspätung kamen wir dann endlich auf die Fähre. Durst! Aber vorher: KLO! Und Zähne putzen (zur nächsten Tour dieser Art nehme ich mehr Sanitärartikel mit als nur ´ne Zahnburste... und ein Ersatzshirt...). Nachdem das erledigt war lief ich erstmal zehn Minuten planlos herum auf der Suche nach der Bar, um dann festzustellen dass ich eigentlich vom Scheisshaus aus nur zehn Meter danebengestanden hatte. Erstmal gabs ein Murphys vom Fass, und in der Hoffnung auf ein bisschen Schlaf später im Bus (und um meine letzten Pfundmünzen loszuwerden) zog ich mir anschliessend im Laden noch drei Buddeln Grolsch. Boah, wie lange hab ich kein Grolsch mehr getrunken, und es schmeckt immer noch so köstlich wie früher. Ist und bleibt eines meiner absoluten Lieblingsbiere, nur leider bekommt man das hier oben nicht mehr.
Jetzt zitiere ich mal aus "Asterix bei den Briten":
-"Habt ihr in Britannien oft solchen Nebel?"
-"Oh, no no no, wenn es regnet, dann nicht..."
PLATSCH!
Da war es dann im Bistrobereich doch angenehmer.
So landeten wir schliesslich gegen 9.00 Uhr in Frankreich. Die Franzosen zeigten sich wettertechnisch mit den Briten solidarisch...
Passend zu den Wassermassen von oben wurde dann nach einigen technischen Verwirrungen der zweite Teil von "Fluch der Karibik" in den DVD-Player geschmissen. Hätte ich gewusst, dass wir so ein Ding an Bord haben, hätte ich meine Aufnahme vom 1:0 gegen die Bazis mitgenommen. Aber zumindest schien mein Schnarchplan hinzuhauen, denn nach einer Weile nuckelte ich tatsächlich etwas weg... um zehn Minuten später wieder geweckt zu werden, weil natürlich wenn ich endlich mal eingepennt bin ´ne Pause ansteht. Grummel...
Okay, das Wetter war Mist, aber zumindest konnte man wieder mit dem Euro bezahlen, das Essen war besser (auch wenn sich mein Baguette statt als knuspriger Snack als wabbeliges Luftbrot entpuppte) und es gab anner Tanke auch endlich wieder Bier! Nur an schlafen war nach der Pause nicht mehr zu denken, was nach inzwischen wohl über 32 Stunden seit dem letzten halbwegs vernünftigen Geratze doch ziemlich überdreht machte. Na ja, so weiss ich wenigstens, wie der Film ausgeht.
Nach einer kleinen Irrfahrt durch Belgien (die Fahrer nahmen eine Ausweichstrecke wegen eines Staus) wurde so langsam aber sicher Aachen auf den Schildern angekündigt. Und dann hatte uns endlich auch Deutschland wieder, begrüsste uns allerdings mit ´nem Haufen Wasser von oben, dafür aber auch anner Raststätte mit Holsten aus der Dose. Es gibt doch einen Gott!
So langsam ging den Fahrern allerdings die Düse. Stichwort: Lenk- und Ruhezeiten. Durch die Fährverspätung waren wir damit nämlich ziemlich hart an der Grenze, und wenn es ganz dumm laufen würde, müssten wir noch zwei Stunden auf irgendeinem Parkplatz herumstehen. Und es schien wirklich dumm zu laufen, denn wir gerieten in einige Staus und machten noch ´nen Umweg über Bochum, wo sich die ersten aus unserer Gruppe verabschieden wollten. Das machten sie dankenswerterweise bei einem Burger-King mit benachbarter Tanke, weshalb man Magen wie Blase leeren und anschliessend wieder füllen konnte. Anschliessend wollten wir eigentlich so gut es geht durchbrettern, aber wer viel trinkt muss auch viel pullern, und das Klo vom Bus war schon seit der Hinfahrt bis zum Geruchsverschluss gefüllt. Einige behalfen sich dann mit diversen leeren Getränkepullen, von denen ich hoffe, dass sie keiner mehr als Leergut irgendwo abgegeben hat. Dank meiner gut trainierten Blase konnte ich zum Glück auf derartige Pinkelakrobatik verzichten (ich halte es im Sitzen etliche Stunden aus, egal wieviel ich saufe), mein Problem lag eher beim in Bochum vertilgten Chili-Chicken-Burger, der sich gleich auf den Weg zum Hinterausgang gemacht hatte und nun für einiges Gerumpel im Gedärm sorgte.
Deshalb war ich auch nicht böse, als Borni (zum Unmut der Fahrer) ca. 150 Kilometer vor Hamburg nochmal eine letzte längere Pause anordnete. Wenig begeistert war allerdings auch der Typ anner Tanken-Snackbar, weil ich die lächerlichen 1,30 Euro mangels Moneten (meine letzten 50 Cent waren gerade für´s Scheisshaus draufgegangen) mit der EC-Karte bezahlen wollte. "Eigentlich machen wir das ja erst ab zehn Euro."- "Tut mir leid, ich bin total blank." - "Na gut..."
Schön ist´s wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann. So hatte ich mir bei meinem Kumpel Habicht einen Taxidienst von Hamburg nach Hause organisiert. Den hatte ich auch bitter nötig, als wir abends gegen 21.00 Uhr endlich wieder in der heiligen Hansestadt waren. Einmal konnte man meinen Gestank kaum einem anderen Zugfahrgast zumuten, zum anderen war ich inzwischen 54 Stunden auf Achse (und da ist der Frühdienst nicht eingerechnet), und allein der Gedanke daran jetzt noch zwei Stunden oder mehr mit S-Bahn und Bummelzug durch die Rabatten zu gurken war schon ziemlich gruselig. Da ging es mit dem Habichtmobil doch um einiges schneller, was ihm zum Dank einen meiner beiden Spielschals und bei mir ein paar Buddeln Flens einbrachte. So gegen halb elf konnte ich endlich meine Haustür aufschliessen, und fünfzehn Minuten später lief eine der schönsten Duschen meines Lebens.
Und weil ich ja schlaftechnisch eh total überdreht war haben wir dann bei mir noch bis nachts um eins weitergefeiert.
So, Endfazit: Wirklich jeder sollte so einen Blödsinn mal mitgemacht haben! Diese Tour war trotz aller Busgurkerei, den schmerzenden Gelenken, der Schlaflosigkeit, des miesen Stadionfrasses und dem Alkoholentzug, den ich Montag und Dienstag mitgemacht hab (remember: Samstag lief Gladbach inner Glotze und Sonntag gings schon wieder gegen Hannover) einfach nur weltklasse! Danke Borni für die Organisation (für ihn und die Fahrer ging auf der Rückfahrt der Klingelbeutel rum, und alle drei haben sich ihr Trink- / Schmerzensgeld wirklich verdient), Danke Chefin für die freien Tage, Danke Jungs und Mädels für die geile Party, Danke Manchester für die vergebenen Chancen, die geile Stimmung und die wirklich nette Gastgeberrolle, Danke Mannschaft, dass ihr das Scheissding über die Runden gebracht habt, Danke Habicht für die rettende Heimfahrt, Danke Holsten-Brauerei, und Danke an alle, die diesen Text bis zum Ende durchgehalten haben (glaubt mir, ich hab hier nur die Hälfte von dem geschrieben, was ich wahrscheinlich hätte schreiben können).
Ich liebe diesen Irrsinn!
Gruss
Dilbert
Mahlzeit!
Ich werde jetzt vesuchen weit über 50 Stunden Tourleben in einem Bericht unterzubringen, ohne das Ding so lang zu machen, dass es unter einer halben Stunde nicht zu lesen ist. Etwaige Ungenauigkeiten, Verwechselungen und Zeitdreher bitte ich zu entschuldigen, diese sind dem Alkoholkonsum und akuten Schlafmangel geschuldet.
Nun war also der Tag für meine erste internationale Auswärtstour gekommen, die Schnapsidee vom Hoffenheim-Kick wurde Realität. Das hatte zur Folge, dass ich schon die Tage und erst recht die Nächte zuvor dermassen hibbelig und aufgedreht war, dass ich eigentlich nie mehr als drei Stunden geschlafen hab. Die zwei Nächte vor der Abfahrt sogar nur jeweils eineinhalb bis zwei Stunden, weil immer, wenn ich dann endlich mal die Augen dichtbekommen habe, der Wecker losging. Hurra, Frühdienst.
So auch am Mittwoch, für denn dann auch noch ´ne Fortbldung angesetzt war, weshalb früh klar war dass mein Plan, um 13.30 Uhr zu flitzen und dann die restlichen Reisevorberteitungen zu machen, absehbar in die Hose gehen würde. Was tun? Klar, man regelt den ganzen Kram einfach während der Arbeit, stopft eine Dame in den Rollstuhl zur Spazierfahrt, und kommt dabei ganz zufällig (hüstel) am Penny-Markt vorbei (ich sollte für meinen Arbeitgeber eh ein paar Besorgungen machen), wo dann auch flugs der Reiseproviant mit in die Einkaufstüte wandert. Erwähnte ich eigentlich schonmal, dass meine Bude fast direkt auf dem Rückweg von Penny zur Arbeit liegt? Dann kann man den Kram ja gleich zu Hause innen Kühlschrank packen, der meiner Begleitung noch etwas zu trinken spendieren und dann gemütlich zurück zum Heim latschen.
Das wäre ohne die Unterstützung / Erlaubnis meiner Kollegen nie gegangen, aber die hatten wahrscheinlich eh gemerkt, dass an diesem Tag mit mir kaum etwas anzufangen sein würde, und meine Waschjobs hatte ich ja erledigt.
Um 14.00 Uhr war die Fortbldung zwar noch nicht beendet, aber ich hatte da die Genehmigung meiner Chefin (irgendwann muss ich der mal ´nen riesigen Strauss Blumen besorgen, so wie die mich bei meinem Irrsinn rund um den Ball mit freien Tagen und verkürzten Arbeitszeiten immer unterstützt...) zur Flucht. Jetzt aber nix wie nach Hause, schliesslich fuhr der Zug in 50 Minuten.
Nachdem ich meinen Kram innen Rucksack gestopft hatte, ging es zum Bahnhof. Leider war dort diesmal keine Reisegruppe nach Hamburg anzutreffen, so blieb nur der Kauf eines Einzelfahrscheins. Im Zug hockte dann tatsächlich auch einer von der trinkfreudigen Nübbel-Gang, mit dem ich zusammen in Dammtor ausstieg. Nach Pullern bei Burger-King zog sich der Nübbler ´nen Döner, der später noch in die Geschichte dieser Fahrt eingehen wird.
Auf dem Bahnsteig der S-Bahn standen noch zwei HSV-Fans herum, die mal eben ´nen Kasten Bier (na ja, sowas ähnliches, Becks Gold) als Reiseproviant mitgenommen hatten. Dummerweise kamen die aus dem Harz, und vom kompletten Kasten waren deshalb nur noch vier Pullen übrig, und die Jungs dementsprechend beleiert. Öhm... na dann: Prost!
Gute Vorsätze, Teil 365: Ich trinke auf der Hinfahrt nicht so viel....
Seid ihr mit dem lachen fertig?
Die Umsetzung: Stellingen, kein Bus in Sicht, 20 Grad, ein Haufen Saufnasen um mich rum, beste Stimmung. Na, gut, ein Bier mehr oder weniger wird nicht schaden...
Eine Stunde später, der Typ am Kiosk macht mit meiner Getränkerechnung die Anzahlung für seinen neuen Opel Astra klar. Ich hab inzwischen sieben Halbe oder so inner Rübe (also meinen kompletten eingeplanten Reisevorrat) und bin breit wie´n zerlatschter Hundehaufen. Kein Bus in Sicht, aber dafür hat ein guter Teil der Anwesenden auch schon ziemlich die Lampen an. Stanley (ein ca. 50 Zentimeter langer Gummipimmel mit HSV-Schal, den der Typ mitgeschleppt hat der sonst mit dem kultigen HSV-Trabi unterwegs ist) hängt am Brückenpfeiler. Der Bus, der eigentlich schon bei uns sein sollte, ist noch nicht einmal in Norderstedt aufgetaucht, wo die ersten einsteigen sollten. Zudem kommt die Nachricht durch, dass die Fähren bestreikt werden. Das fängt ja gut an... Prost!
Jetzt betrachtet war dieses Besäufnis vor der Abfahrt eigentlich eine sehr gute Idee. Einmal konnte ich später im Bus zum letzten mal an diesen zwei turbulenten Tagen tatsächlich etwas pennen, und zweitens war ich so bis wir zur Fähre kamen wieder halbwegs geradeaus inner Rübe.
Mit fast einer Stunde Verspätung traf dann der Bus ein. Also Sachen rein, irgendwie so verteilt dass alles zusammenhockt was zusammengehört, und ab dafür!
So zwei bis drei Bier später mache ich mein erstes und letztes verhältnismässig langes (keine Ahnung, so zwei oder drei Stunden) Nickerchen dieser Tour, während es vorn ein besonderer Spezialist schafft eine scheinbar (versehentlich) ziemlich durchgeschüttelte Bierflasche so zu öffnen, dass sich ihr gesamter Inhalt bis auf den letzten Tropfen fontänenartig in die Luft und zum guten Teil auch über den einen Fahrer ergiesst, der darüber gar nicht so begeistert ist. Der Kollege aus Nübbel packt seinen Döner inzwischen in sein T-Shirt, seine Hose und eine Plastiktüte, nur dass er den ja vorher schon gegessen hatte. Würg! Überhaupt reisen als ich wieder aufwache divese Kotztüten durch den vorderen Teil (ich hockte zum Glück ziemlich weit hinten), und irgendein Superheld schafft es tatsächlich noch in die Kühltasche von unserem Reiseorganisator Borni zu göbeln, ohne dass dieser es merkt. Na ja, gemerkt hat er es schon, aber leider zu spät. Matsch... Doppelwürg!
Abgesehen von den anfänglichen Brecheinlagen verläuft die ganze Hinfahrt bis zur Fähre relativ gesittet. Nur einem armen Kerl vom Fanclub "Auswärtstrolleys" geht es mit zunehmender Dauer ziemlich übel, und das liegt nicht am Gesaufe. Der hat sich irgendeine Krankheit zwischen Nebenhöhlenentzündung und Grippe eingefangen, und durch sein langsam anschwellendes Gesicht und ein stark verquollenes Auge hat er am Ende eine gewisse Ähnlichkeit mit der ollen Witzgurke Karl Dall.
Irgendwann weit nach Mitternacht (könnte halb vier gewesen sein) hatten wir Deutschland, Belgien und den grössten Teil von Frankreich hinter uns gelassen, und steuerten auf Calais zu. Dort hiess es ja eigentlich "kein Alk mit auf die Fähre", aber irgendwie sahen die das nicht so eng. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ´ne ganze Palette Holsten mitgenommen, und nicht nur sechs Dosen für unterwegs. Vor der Passkontrolle musste Borni seine Bierbuddel bei der Grenztante abgeben, aber als er aus dem Kabuff wieder rauskam drückte sie ihm die Pulle einfach wieder in die Hand. Prost!
So, Willkommen an Bord. Wo ist denn hier die Bar...?
Stiftung Sufftest international: Dilbert bestellt ein "Bass", und bekommt irgendeine gezapfte Brühe zwischen Spülwasser und abgelassenem Katheterbeutel einer Person mit Niereninsuffizienz serviert. Blärg! Trüb und vom Geschmack her widerlich, Note 6. Das schwarze "Murphys" danach war zwar relativ geschmacksneutral, aber verglichen mit dem "Bass" die reinste Wohltat. Note 3. Ein grosser Teil von uns versammelte sich dann auf dem Oberdeck, und weil die Überfahrt ja nur ca. 90 Minuten dauerte kamen wir mit Sonnenaufgang in Dover an. Die Kalksteinküste da sieht irgendwie aus wie ´ne Winterlandschaft, es ist jedenfalls eine für mich Plattlandindianer ziemlich skurrile Szenerie.
Der Plan: Wir fahren anner nächsten Raststätte ran und holen was zu saufen!
Die Ausführung... Mann, hab ich ´nen Durst! Und das gute dreieinhalb Stunden lang, denn so lange gab es auf dieser verdammten Autobahn weit und breit keine Tanke! Aber wieder typisch: Kaum wird ´ne Frau wach und fängt an zu quengeln, weil sie strullen muss: Nächster Rastplatz 3 Meilen. Boah, sogar mit Supermarkt! Bier Bier Bier... Bier? Biiiier?
An englischen Autobahnraststätten gibt es schlichtweg kein Bier! Nix, Nothing, Nyet, Nada! Verdammt, wie überleben denn da die Fans in den Bussen auf ihren Auswärtstouren? Okay, die Saufpause und die Pulle Wasser taten mir wohl auch ganz gut... zum Glück hatten später noch ein paar Jungs ´ne Buddel Pils für einen am Rande der Nüchternheit wandelnden Dilbert übrig. Prost!
Je näher wir Manchester kamen, desto mehr erwachten auch wieder die Lebensgeister. Jemand schmiss Musik an, und so wurden den Fahrern auch noch den einen oder anderen sehr schrägen Chorgesang von "Hamburg meine Perle", "Bayern hat verloren" und "Trotzdem HSV" um die Ohren gegröhlt.
Es gibt Jobs, die würde ich NIE machen (und das schreibt einer, dessen Hauptarbeitsgeräte Klopapier, Waschlappen, Fäkalienspüle und Gummihandschuhe sind). Einer davon ist Busfahrer. Jedenfalls nicht für irgendwelche Rainbow-Tours-Sauftouristen nach Spanien oder Fussballfans. Die Jungs brauchen schon ein verdammt dickes Fell, und wenn man bedenkt, dass die beiden ja eigentlich nur Vertretung für die eingeplanten Kollegen gemacht haben, so haben sie diese Tour insgesamt höchst würdevoll hinter sich gebracht.
Nach einer scheinbar endlosen Tingeltour durch irgendwelche Kleinstädte kam dann um die Mittagszeit tatsächlich Manchester in Sicht, zumindest schonmal auf diversen Strassenschildern. Wann wir da dann genau ankamen weiss ich nicht, aber ich schätze mal auf ca. 14.00 Uhr unserer Zeit (bei den Engländern gibt es ja keine Sommerzeit). Das hiess, dass wir bis zum Spiel noch einige Stunden hatten, um die Innenstadt unsicher zu machen. Aber erstmal kam, kaum dass wir ausgestiegen waren, ein Typ mit einer Reisetasche angerannt, und zog da ´nen grossen Packen Spiel-Schals raus, die er für fünf Pfund bzw. sechs Euro verscheuerte, und bei denen dann auch etliche Leute zugriffen (ich natürlich auch).
So, da waren wir, ab in die City. Wenn man nur erstmal gewusst hätte, wo man da überhaupt langlatschen musste... na ja, immer der Masse nach wird schon stimmen. Unterwegs wurden diverse Strassenschilder, Bushaltestellen und Mülleimer mit den Aufklebern der mitgereisten Fanclubs dekoriert. An einer Hauptstrasse flog plötzlich die Tür vonnem Linienbus auf, und der Fahrer brüllte irgendwas raus von dem ich nur "Shit" verstand, ehe die Tür wieder zuging und er weiterfuhr. Komischerweise war da gar keine Haltestelle... Ausserdem muss man sich an den Linksverkehr erstmal gewöhnen. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der fast inne Karre gerannt wäre.
Nach einigen Rumgeirre und einem Kurzbesuch im "Hard Rock Cafe" (zum scheissen) fand sich der Haufen dann in einer Einkaufspassage in einem Laden Namens "Norwegian Blue" zusammen, der neben höchst gutaussehenden Bardamen auch eine gepflegte Bierauswahl zu bieten hatte, und von dem Tagesumsatz wahrscheinlich die komplette Jahresmiete für den Schuppen bezahlen wird. Der war nämlich komplett mit Hamburgern besetzt, die da drin und aussen vor eine riesige Party mit entsprechendem Bierkonsum veranstalteten und die Mädels an den Zapfhähnen ganz gut auf Trab hielten. Bis auf das üblche Gesinge und Gegröhle lief aber alles komplett friedlich ab, Aggro-Potential gleich Null, ganz im Gegenteil. Die paar anwesenden Engländer amüsierten sich köstlich mit / über unseren bunten Haufen, und diverse United-Anhänger kamen vorbei um uns zu sagen, dass sie uns am Abend ganz fest die Daumen drücken würden. Nett.
Wie klein ist doch die Welt. Da hat man sich elf Jahre nicht gesehen, und in Manchester vor´m Kneipenscheisshaus findet mich ein Klassenkamerad aus der Fachoberschule wieder. Dessen Gesicht konnte ich allerdings erstmal gar nicht einordnen, und so liess er mich ´ne Weile darüber im Dunkeln, wer denn da gerade mit mir sabbelt, aber der Name Tams liess dann doch einige Leuchten angehen, obwohl ich mir mit diversen Pints (die sicherheitshalber aus Plastik waren) zwischendurch wieder ein paar Lampen ausgepustet hatte. Schöne Grüsse an dieser Stelle, wenn / falls du das liest, und sorry, dass ich so planlos war.
Ach ja, Sufftest international, Teil 2: John Smith - Siehe Bass. Sieht genauso aus (trübe Suppe) und schmeckt auch zum kotzen. Note 6. Amstel - Schon weitaus besser, einfach nur Bier. Note 2. Und dann gab´s da noch eines, dass von allen am besten schmeckte, dessen Namen ich allerdings vergessen habe. Klang irgendwie leicht skandinavisch, irgendwas mit Nor... und hatte ´n blaues Etikett am Zapfhahn.
Unterdessen versuchte unser Trabi-Fahrer einen "Bobby" zu besabbeln, dass er seinen Helm (die Dinger sehen irgendwie aus wie umgedrehte Friedhofsvasen) gegen ´ne alte Deutsche Polizemütze eintauscht, aber der wollte dann nicht. Ausserdem kam ein zweiter Schalmann vorbei und machte im Gegensatz zu unserem Trabantpiloten ein ganz gutes Geschäft (natürlich auch bei mir).
Saufen macht nicht nur müde, sondern auch hungrig. Das Chicken-Sandwich für drei Pfund vonner Snackbar umme Ecke machte dabei eine ziemlich gute Figur, um zumindest im Ansatz den Magen mit fester Nahrung auszurüsten. Anschliessend machten sich die ersten von uns auf den Rückweg zum Stadion, da es "nur" noch ungefähr zweieinhalb Stunden bis zum Anpfiff waren. Dummerweise hatte ich ein Sandwich mit Curry-Chicken gewählt, und so bekam ich unterwegs wieder Durst. Ein Teufelskreis... Nachdem man irgendwie den halben Rückweg abgegrast hatte, sagte dann einer, dass es genau gegenüber vom Stadion ´nen kleinen Laden geben würde, in dem ich dann zu einer Dose Red Stripe kam, welches auch sehr gut trinkbar war. Das war dann auch mein letztes Bier für etliche Stunden.
Vor´m Stadion blieb alles friedlich, abgesehen von meinem schon wieder knurrenden Magen. Da kam die Imbisskarre doch gerade recht... Hmm... sacht mal... gehören auf Fritten nicht zumindest ein paar Salzkrümel? Na ja... England.
Ab ins Stadion, vorbei an freundlichen Ordnern, ab zum Fanshop... Hallo, Fanshop? Faaaaaaanshooooop?!?!?! Gibbet nich im Gästeblock. Was man kaufen konnte war ein Programmheft, aber 3,30 Pfund für so´n bisschen Papier, das schien mir dann den finanziellen Aufwand nicht wert. Im Sinne von Faulix machte ich mich lieber an den Futtertest, helfen sollte dabei ein sogenanntes Burger-Menü.
Boah, Leute! Dieses Stadion hat eine vier Sterne-Bewertung, am Catering (und den Scheisshäusern mit den schief angeschraubten Brillen) kann das beim besten Willen nicht liegen. Der Burger war nicht nur kalt, das "Brötchen", schien dazu auch zu 70% aus getrockenetem Badeschwamm vonner Heizung und 30% Mehl zu bestehen, es staubte wirklich inner Schnauze (oder hätte ich die Pappschachtel essen sollen und war nur zu blöd, das zu begreifen?). Dazu gab es nochmal Fritten ohne Salz... Also, wenn irgendjemand unseren Knappi zwingen wollte so einen Frass zu verkaufen, würde der allein aus seiner Berufsehre wahrscheinlich eher seinen Imbisswagen inner Elbe versenken, als seinen Kunden das anzutun. Vor dem nächsten Kick in England werd ich den beknien, dass er mit seiner Karre rüberkommt, auch wenn es wahrscheinlich nichts nützen wird. Immerhin weiss man durch diese Tour jetzt wieder unser gutes Futter hier viel besser zu schätzen.
Mit diesem kulinarischen Attentat ausgerüstet machte ich mich auf den Weg in den Block... und bekam den höchstwahrscheinlich beschissensten Platz im ganzen Stadion. Unterrang, letzte Reihe. Die Anzeigetafel konnte ich nicht sehen, wenn ich nicht in "Glöckner von Notre Dame"-Stellung ging, von unserer Choreo und dem Rabatz vom Oberrang bekam ich optisch / akustisch rein gar nichts mit. Schade.
45 Minuten vor dem Spiel dachte ich noch "Was sind die Citizens denn für´n lahmarschiger Haufen?" Das Stadion war nicht einmal zu einem Fünftel gefüllt. In Hamburg isset um die Uhrzeit auch noch nicht proppevoll, aber etwas mehr ist dann doch los. Zu meiner Überraschung änderte sich an dem Schnarchzustand schlagartig einiges. Wie Kai aus der Kiste wurden in den Minuten vor dem Anpfiff plötzlich die Tribünen gefüllt, als wenn die alle unter ihren Sitzen gewartet hätten um dann als Springteufel rauszuhüpfen. Von einem Moment auf den anderen (und nein, ich bin nicht eingepennt, auch wenn ich ehrlich teilweise kurz davor war) flogen da hunderte von Wasserbällen durch die Gegend, wurden genausoviele aufblasbare Riesenbananen geschwenkt (ich glaub, Verdandi hat mir mal den Sinn erklärt, aber ich hab den wieder vergessen), und wurde auch ansonsten alles was man aufpusten kann durch die Gegend gepfeffert, inklusive einigen Planschbecken (!) und einem Riesenpimmel mit dem aufgeklebten Gesicht von Sir Alex Ferguson (der landete irgendwann bei uns im Block). Wenn man diese komische Strandparty nicht selber gesehen hat, kann man sie kaum glauben, aber dieser durchgeknallte Quatsch ging wirklich das ganze Spiel über so weiter.
Eigentlich kann ich da ja auch gleich beim Spiel weitermachen.
Beim Einlauf der Mannschaften brach dann irgendwie die Hölle los. Laut späteren Berichten hatte City die restlichen Eintrittskarten für gammelige fünf Pfund pro Stück verscheuert um die Bude vollzukriegen, und das hatte bestens funktioniert. Allerdings hielt unser Haufen (unterstützt von einem Bus voller Rangers-Supporter) mehr als akzeptabel dagegen, so dass das ganze Spiel über ein ziemlicher Krach inner Hütte vorhanden war. Aber der Einlauf an sich war schon Gänsehaut pur. Geil!
Schiedsrichter war ein Italiener namens Rizzoli, und ich hoffe doch sehr, dass wir von dem Knaben in unserem weiteren Vereinsdasein verschont bleiben.
Zu Beginn war das Spiel ausgeglichen, der HSV spielte sogar etwas gefährlicher nach vorn als die Gastgeber. Deshalb war das 1:0 für uns nach zwölf Minuten durch Guerrero auch alles andere als unverdient. Leider hielt der Vorsprung nicht allzu lange, weil das Trillermännchen die Schulter von Trocho bei angelegtem Arm für ein Handspiel hielt und so City zurück ins Spiel brachte. Rost hätte den Elfer von Elano sogar fast gehalten, aber irgendwie waren seine Arme drei Zentimiter zu kurz.
Danach begann bei uns der Schwimmunterricht. Von ihren Fans nach vorn gegröhlt berannten die Citizens anschliessend fast pausenlos unser Tor, aber Rost und eine gewisse Dusseligkeit vor dem Tor bewahrten uns bis zum Halbzeitpfiff vor einem Rückstand. Puuuh! Dieses City-Team hatte mit dem Schnarchnasen aus dem Hinspiel absolut nichts zu tun.
In der zweiten Halbzeit ging es leider nicht lange gut. Das Azzuro-Trillermännchen übersah eine Abseitsstellung, Gravgaard schlidderte weg und Boateng konnte den Torschuss von Caicedo nicht mehr verhindern. 2:1, Publikum auf Vollgas, das wird knapp... Und wie knapp. Zweimal klatschte der Ball noch ans Aluminium, und einmal sogar noch ins Tor, aber das wurde wegen Abseits nicht gegeben, weshalb uns doch der eine oder andere Stein vonner Pumpe purzelte. City machte eigentich genau das, was wir im Hinspiel so vorzüglich fabrizierten: Sie versiebten Torchancen am Fliessband. Um für Entlastung zu sorgen wechselte Jol Petric für Trochowski ein, und damit rettete er mehr oder weniger das Spiel. Denn nur zwei Minuten später provozierte selbiger ein Foul von dem schon verwarnten Dunne, der daraufhin vom Acker durfte. Das gab uns eine gewisse Auszeit von dem Dauerdruck und sogar einige Gegenangriffe, die aber leider meist nicht vernünftig abgeschlossen wurden. Nach zehn Minuten hatte sich City vom dem Platzverweis erholt und berannte nochmal unser Tor. Das Pfeifengespann ordnete zu allem Überfluss auch noch vier Minuten Nachspielzeit an (ich frag mich nur wofür), und malträtierte unsere Nerven so noch einige Zeit länger als nötig, bis der Krimi beendet und der HSV glücklich im Halbfinale war.
Europapokaaaaaal, Europapokaaaaaal.....
Die "UFFTA" durfte diesmal Rost anstimmen, wobei der sich in der Rolle nicht unbedingt wohlzufühlen schien. Jedenfalls kamen seine Ansagen über das Megafon doch wenig euphorisch rüber, vielleicht war der arme Kerl aber auch einfach nur platt von diesem nervenaufreibenden Spiel.
Weil wir unsere Fähre bekommen mussten, hiess es nach der "UFFTA" wieder ab zum Bus. Dabei hätten wir uns die Hetzerei eigentlich sparen können, denn die Polente hatte beschlossen sämtliche HSV-Busse im Konvoi aus der Stadt zu leiten, und bis alle da waren und sich die Bobbys einig waren wann und wohin und ob überhaupt vergingen vom Abpfiff gut über 60 Minuten. Bier holen war in der Zeit leider nicht drin, und das blieb dann auch bis Dover so. Denn, merke: In englischen Autobahnraststätten und Tankstellen gibt es kein Bier. Und es wurde eine verdammt lange, halbwegs nüchterne Nacht... denn im Gegensatz zu den meisten anderen kann ich im Bus nicht schlafen, wenn ich nicht einen gewissen Pegel im Kopp habe. So schluften die Minuten auffer Busuhr langsam vor sich hin, wobei einem zehn Minuten fast wie ´ne Stunde vorkamen und immer wieder dieselbe CD inner Endlosschleife im Player rotierte bis ich beim nächsten "Steht auf für den HSV" wahrscheinlich in die Box gebissen hätte (ausserdem hatte ich schon wieder Kohldampf).
Im Morgengrauen (eigentlich schon viel zu spät) kamen wir in Dover an. Dort machten die englischen Grenzer erstmal Terz, obwohl wir denen schon ´ne Fahrgastliste gegeben hatten (laut den Mädels auf der französischen Seite hätten wir denen nur die Kopie von der Hinfahrt geben müssen, aber die wollten unbedingt ´ne neue Liste mit Angabe von Alter und Geschlecht.. und mit Namenszeichen abgekürzelt, wat´n Quatsch!). Da unser Kahn eigentlich in einigen Minuten ablegen sollte wuchsen Borni erstmal Schweissperlen auf der Stirn, weil einige Witzbolde lieber herumalbern als die blöde Liste einfach ausfüllen wollten, und sich alles deshalb verzögerte.
Tja, als der Mist dann endlich fertig war, gurkten wir vor die Verladerampe... und da standen wir dann erstmal 50 Minuten ziemlich blöde rum. Die Luft im Bus war vorn grässlich und hinten völlig unerträglich, weshalb die Jungs auf den hinteren Plätzen bald Alarm machten, doch bitte mal die Türen zu öffnen. Dann kam von vorn vonnem Mädel, das genau neben der Tür sass, allerdings der Protest, dass sie sich dann den Hintern abfrieren würde (zudem sass ja neben ihr auch noch unser Krankheitsfall). Übersetzt: Wenn man 45 Leute, teilweise ziemlich angedengelt, in einen Bus klemmt, dann kann man es nie allen recht machen. Und ich muss sagen: Die Luft war schon in meiner Reihe wirklich widerlich, wie grässlich muss es dann ganz hinten gewesen sein? Durch die Verspätung der Fähre wurde die Lage natürlich nicht besser, und irgendwann hatte Borni selbst die Schnauze voll und ordnete fünf Minuten Pinkel- und Raucherpause an. Die kam auch mir sehr gelegen, denn durch die lange Fahrt in der beengten Kiste war mein linkes Knie total im Eimer, und es wurde wirklich höchste Zeit, dass ich das höllisch schmerzende Gelenk mal ordentlich durchbewegen konnte. Die Frischluft war dazu natürlich auch nicht schlecht.
Mit etlicher Verspätung kamen wir dann endlich auf die Fähre. Durst! Aber vorher: KLO! Und Zähne putzen (zur nächsten Tour dieser Art nehme ich mehr Sanitärartikel mit als nur ´ne Zahnburste... und ein Ersatzshirt...). Nachdem das erledigt war lief ich erstmal zehn Minuten planlos herum auf der Suche nach der Bar, um dann festzustellen dass ich eigentlich vom Scheisshaus aus nur zehn Meter danebengestanden hatte. Erstmal gabs ein Murphys vom Fass, und in der Hoffnung auf ein bisschen Schlaf später im Bus (und um meine letzten Pfundmünzen loszuwerden) zog ich mir anschliessend im Laden noch drei Buddeln Grolsch. Boah, wie lange hab ich kein Grolsch mehr getrunken, und es schmeckt immer noch so köstlich wie früher. Ist und bleibt eines meiner absoluten Lieblingsbiere, nur leider bekommt man das hier oben nicht mehr.
Jetzt zitiere ich mal aus "Asterix bei den Briten":
-"Habt ihr in Britannien oft solchen Nebel?"
-"Oh, no no no, wenn es regnet, dann nicht..."
PLATSCH!
Da war es dann im Bistrobereich doch angenehmer.
So landeten wir schliesslich gegen 9.00 Uhr in Frankreich. Die Franzosen zeigten sich wettertechnisch mit den Briten solidarisch...
Passend zu den Wassermassen von oben wurde dann nach einigen technischen Verwirrungen der zweite Teil von "Fluch der Karibik" in den DVD-Player geschmissen. Hätte ich gewusst, dass wir so ein Ding an Bord haben, hätte ich meine Aufnahme vom 1:0 gegen die Bazis mitgenommen. Aber zumindest schien mein Schnarchplan hinzuhauen, denn nach einer Weile nuckelte ich tatsächlich etwas weg... um zehn Minuten später wieder geweckt zu werden, weil natürlich wenn ich endlich mal eingepennt bin ´ne Pause ansteht. Grummel...
Okay, das Wetter war Mist, aber zumindest konnte man wieder mit dem Euro bezahlen, das Essen war besser (auch wenn sich mein Baguette statt als knuspriger Snack als wabbeliges Luftbrot entpuppte) und es gab anner Tanke auch endlich wieder Bier! Nur an schlafen war nach der Pause nicht mehr zu denken, was nach inzwischen wohl über 32 Stunden seit dem letzten halbwegs vernünftigen Geratze doch ziemlich überdreht machte. Na ja, so weiss ich wenigstens, wie der Film ausgeht.
Nach einer kleinen Irrfahrt durch Belgien (die Fahrer nahmen eine Ausweichstrecke wegen eines Staus) wurde so langsam aber sicher Aachen auf den Schildern angekündigt. Und dann hatte uns endlich auch Deutschland wieder, begrüsste uns allerdings mit ´nem Haufen Wasser von oben, dafür aber auch anner Raststätte mit Holsten aus der Dose. Es gibt doch einen Gott!
So langsam ging den Fahrern allerdings die Düse. Stichwort: Lenk- und Ruhezeiten. Durch die Fährverspätung waren wir damit nämlich ziemlich hart an der Grenze, und wenn es ganz dumm laufen würde, müssten wir noch zwei Stunden auf irgendeinem Parkplatz herumstehen. Und es schien wirklich dumm zu laufen, denn wir gerieten in einige Staus und machten noch ´nen Umweg über Bochum, wo sich die ersten aus unserer Gruppe verabschieden wollten. Das machten sie dankenswerterweise bei einem Burger-King mit benachbarter Tanke, weshalb man Magen wie Blase leeren und anschliessend wieder füllen konnte. Anschliessend wollten wir eigentlich so gut es geht durchbrettern, aber wer viel trinkt muss auch viel pullern, und das Klo vom Bus war schon seit der Hinfahrt bis zum Geruchsverschluss gefüllt. Einige behalfen sich dann mit diversen leeren Getränkepullen, von denen ich hoffe, dass sie keiner mehr als Leergut irgendwo abgegeben hat. Dank meiner gut trainierten Blase konnte ich zum Glück auf derartige Pinkelakrobatik verzichten (ich halte es im Sitzen etliche Stunden aus, egal wieviel ich saufe), mein Problem lag eher beim in Bochum vertilgten Chili-Chicken-Burger, der sich gleich auf den Weg zum Hinterausgang gemacht hatte und nun für einiges Gerumpel im Gedärm sorgte.
Deshalb war ich auch nicht böse, als Borni (zum Unmut der Fahrer) ca. 150 Kilometer vor Hamburg nochmal eine letzte längere Pause anordnete. Wenig begeistert war allerdings auch der Typ anner Tanken-Snackbar, weil ich die lächerlichen 1,30 Euro mangels Moneten (meine letzten 50 Cent waren gerade für´s Scheisshaus draufgegangen) mit der EC-Karte bezahlen wollte. "Eigentlich machen wir das ja erst ab zehn Euro."- "Tut mir leid, ich bin total blank." - "Na gut..."
Schön ist´s wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann. So hatte ich mir bei meinem Kumpel Habicht einen Taxidienst von Hamburg nach Hause organisiert. Den hatte ich auch bitter nötig, als wir abends gegen 21.00 Uhr endlich wieder in der heiligen Hansestadt waren. Einmal konnte man meinen Gestank kaum einem anderen Zugfahrgast zumuten, zum anderen war ich inzwischen 54 Stunden auf Achse (und da ist der Frühdienst nicht eingerechnet), und allein der Gedanke daran jetzt noch zwei Stunden oder mehr mit S-Bahn und Bummelzug durch die Rabatten zu gurken war schon ziemlich gruselig. Da ging es mit dem Habichtmobil doch um einiges schneller, was ihm zum Dank einen meiner beiden Spielschals und bei mir ein paar Buddeln Flens einbrachte. So gegen halb elf konnte ich endlich meine Haustür aufschliessen, und fünfzehn Minuten später lief eine der schönsten Duschen meines Lebens.
Und weil ich ja schlaftechnisch eh total überdreht war haben wir dann bei mir noch bis nachts um eins weitergefeiert.
So, Endfazit: Wirklich jeder sollte so einen Blödsinn mal mitgemacht haben! Diese Tour war trotz aller Busgurkerei, den schmerzenden Gelenken, der Schlaflosigkeit, des miesen Stadionfrasses und dem Alkoholentzug, den ich Montag und Dienstag mitgemacht hab (remember: Samstag lief Gladbach inner Glotze und Sonntag gings schon wieder gegen Hannover) einfach nur weltklasse! Danke Borni für die Organisation (für ihn und die Fahrer ging auf der Rückfahrt der Klingelbeutel rum, und alle drei haben sich ihr Trink- / Schmerzensgeld wirklich verdient), Danke Chefin für die freien Tage, Danke Jungs und Mädels für die geile Party, Danke Manchester für die vergebenen Chancen, die geile Stimmung und die wirklich nette Gastgeberrolle, Danke Mannschaft, dass ihr das Scheissding über die Runden gebracht habt, Danke Habicht für die rettende Heimfahrt, Danke Holsten-Brauerei, und Danke an alle, die diesen Text bis zum Ende durchgehalten haben (glaubt mir, ich hab hier nur die Hälfte von dem geschrieben, was ich wahrscheinlich hätte schreiben können).
Ich liebe diesen Irrsinn!
Gruss
Dilbert
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