Dilbert
Pils-Legende
8. Spieltag 2008 - 2009
Mahlzeit!
Ich bin etwas später dran, Erklärung folgt am Ende der Tourberichts.
Ich mag keine Sonntagsspiele an freien Wochenenden. Irgendwie hat man immer das Grauen des Montags schon im Hinterkopf, was ja bei mir normalerweise immer "verdammt, wieder zwölf Tage durchbuckeln" bedeutet. Und da wir diesmal keine UEFA-Cup-Woche hatten, weiss ich auch beim besten Willen nicht, warum man ausgerechnet den Kick HSV - Schalke auf einen Sonntag gelegt hat, Sonntagsspiele haben beide Teams schliesslich noch genug im Rest der Hinrunde.
Wie auch immer, bei trübem Himmel und ausbaufähigen Temperaturen, machte ich mich um halb eins auf zum Bahnhof. Dort warteten Günter, Daniel und Werner schon auf mich. Der Zug kam pünktlich, und natürlich gab es wieder nur Stehplätze (oder zumindest keine vier halbwegs zusammenhängenden Sitzplätze mehr). Also nahmen wir unseren (wegetechnisch äusserst praktischen) Stammplatz direkt neben der Toilette ein. Die Hinfahrt wäre eigentlich völlig ereignislos verlaufen, wenn nicht... ja wenn es nicht einen handfesten Skandal gegeben hätte. Na ja, oder zumindest einen groben Fall von Verletzung der Fürsorgepflicht.
Denn unser allseits beliebter Mitropa-Mann kam auf einmal ohne seinen Karren anmarschiert, und erzählte uns, er müsse erstmal die Bahnhofsmission in Hamburg anrufen. Denn weiter vorn hatte irgendein Schwachkopp ein vielleicht sechsjähriges Mädchen einfach mit ´ner Fahrkarte nach Hannover in den Zug gesetzt und dann ohne jegliche Begleitung auf die Reise geschickt. Ein hilfsbreiter HSV-Fan hatte sich zwar inzwischen dem verlassenen Zwerg angenommen, aber das kann doch nicht der Sinn der Sache sein. Ich hoffe nur, dass jemand in Hamburg die Polente verständigt hat, damit diese Rabeneltern ihre gerechte Strafe bekommen.
Ach ja, und noch ein Fahrgast sorgte für verwunderte Blicke: Ich selbst, als ich statt der üblichen Bierdosen eine 1,5-Liter Selterflasche aus dem Rucksack zog. Im Rahmen meiner "Verdammt, ich bin zu dick geworden"-Wochen hab ich mir nämlich vorgenommen, den Bierkonsum erstmal stark zu reduzieren, zumindest bis es am 29. November zum Kick gegen Cottbus nach Mönchengladbach geht (das erträgt man ja nicht nüchtern). Deshalb gilt erstmal: Kein Bier auf der Hinfahrt, bis wir im Zapfhahn sind.
Dort kamen wir dann auch pünktlich an, und ich hatte mir voller Vorfreude gerade ein Staropramen Dark bestellt, als die Bedienung sagte: "Geht nicht, die Leitung ist kaputt." Was?! Nööö! "Ich hab aber dunkles Weizen." Bäh, ich bin doch kein Bayer! Na gut, geben sie mir mal die Karte...
Becks´ ? - Also das kommt allein schon wegen der Herkunft gar nicht infrage!
Hasseröder? - Auch nicht sehr schmackhaft
Diebels? - Lecker, verursacht bei mir aber am nächsten Tag desöfteren mal unangenehme Nebenwirkungen
Becks´ Gold? - Geschmackskastriertes Weserwasser
Hmmm...
Staropramen Granat? - Kenn ich nicht, aber die Staropramen-Brauerei steht eigentlich für Qualität. Also: Her damit!
Leute, ich hätte nie gedacht, dass diese normalerweise so gute Biermarke ein so widerliches Gebräu auf die Menschheit loslassen könnte. Das goldbräunliche Bier schmeckt schon eher wie ´ne lasche Sternmarke-Mischung, und Sternmarke trinke ich seit grob geschätzt 12 Jahren nicht mehr (und ich weiss auch, warum das so ist). BÄH! Wäre ich nicht eine halbwegs ehrliche Haut, hätte ich die Zeche geprellt für den flüssigen Magenverderber, denn die Bedienung hatte meine Rechnung wegen des grossen Andrangs schon lange vergessen. Die zwei Euro fuffzich waren jedenfalls in den Sand gesetzt, und ausserdem musste ich zum Kiosk, um mir ´ne kleine Pulle Cola-light zu kaufen, damit ich den ekelhaften Nachgeschmack wieder loswerde. Nachdem die anderen ihr Bier ausgetrunken (und anner Pissrinne wieder abgeladen) hatten, machten wir uns relativ frühzeitig auf den Weg zur S-Bahn.
Früh dran sein hat Vorteile. Einmal war die S-Bahn nicht so voll, und dann erwischt man sogar noch die Bacardi-Bande bei Knappi. Vorher ärgerte ich mich aber mal wieder über unsere Herren Gesetzeshüter, die der (Verzeihung) "Türken-Mafia" in Stellingen seelenruhig beim Verkauf von Schwarzmarktkarten im grossen Rahmen (und ich glaub nicht, dass die ihre Gewinne versteuern) zuguckte, und wie immer nicht einen Finger krumm machte, um den blöden (zensiert) endlich das Handwerk zu legen. Stattdessen warteten die anscheinend lieber auf die Schlägerei, die sich weit und breit nirgendwo andeutete.
Auf dem Weg zu Knappi wurden diverse Bäume "begossen" (wobei Günter immer behauptet, sein "Stammbaum" wäre vor zwei Jahren noch ´nen gerade mal fünfzig Zentimeter gross gewesen, während sich das Gewächs jetzt zwanzig Meter über unsere Köppe erhebt), und dann konnte man die vertraute Kultimbissbude schon sehen, was mich dazu brachte, dann doch mal ´nen Schritt zuzulegen. Schliesslich wollte ich nach dem Reinfall mit dem Staropramen Granat zumindest ein anständiges Bier vor´m Spiel im Rachen haben.
Hätte ich ´ne Uhr dabeigehabt, hätte ich mich nicht so beeilt. Nach einem kurzen Plausch bei Knappi machten wir uns auf den Weg zum Stadion, weil Daniel sich noch ´nen Autogrammkartensatz im Fanartikelbus besorgen wollte. Ausserdem musste Günter schon wieder pullern (hoffentlich wächst jetzt nicht auch die Kartenbude Nordost, sonst kommen die Verkäuferinnen nachher nicht mehr ohne Leiter rein). Daniels Plan mit den Autogrammkarten ging im Gegensatz zu Günters "Geschäft" dann in die Hose, weil (wie die Tante im Bus meinte) "die Spieler wohl ziemlich schreibfaul sind".
Als wir nach ungewohnt kurzer Wartezeit im Stadion ankamen, schien mir die Hütte irgendwie zu leer. "Sacht mal, wie spät ist das denn eigentlich?" - "Viertel vor vier." Ui, dann war ja noch "Happy Hour"... zwei Bier zum Preis von einem... Hmm... Okay, trink ich eben eins weniger auf der Rückfahrt.
Prost!
Nach einiger Wartezeit liefen sich so langsam mal die Mannschaften warm, und in mir reifte so langsam die Idee, mal einen Autogrammkartenwunsch an Claus Reitmaier zu schicken. Okay, als Torwart war er nicht gerade das achte Weltwunder, aber ein Typ, der sich vor einiger Zeit (noch vor seinem kurzfristigen Engagement bei Borussia) mal als Gladbachfan geoutet hat und jetzt Torwarttrainer beim HSV ist - Diese Konstellation hat aus meiner Sicht natürlich was.
(Verdammt, ich habe gerade geruchstechnisch feststellen dürfen, dass ich Dösbaddel den Herd nicht ausgemacht hab, und nu ist der Pfannenwender mit der Bratpfanne verschmolzen. Die schöne Pfanne... Na ja, zum Glück hab ich keinen Schnupfen, sonst wäre womöglich noch die Bude abgefackelt.)
Als Schiedsrichter lief sich nebenbei Babak Rafati warm, was nicht gerade zu allgemeinen Begeisterungsstürmen führte.
Irgendwie haben wir (sieht man von Petric ab) mit unseren Neuzugängen bisher nicht das ganz grosse Los gezogen. Jansen erst nicht bei 100% und jetzt auch noch verletzt, Neves auch verletzt, Alex Silva fehlt noch die Bindung (was aber kein Wunder ist), Aogo allenfalls Notfallergänzung, und Pitroipa von der Stammelf ein ganzes Stück entfernt. Da Petric aber die Tage vor´m Spiel damit zugebracht hatte, sein Essen rückwärts wieder von sich zu geben, bekam Jonathan gegen Schalke die Chance sich von Beginn an zu beweisen, welche er ganz akzeptabel nutzte. Zudem durfte Benjamin den kaputten de Jong im defensiven Mittelfeld ersetzen.
Vor´m Anpfiff hielten die Kicker unter allgemeiner Zustimmung von den Rängen die symbolischen "Roten Karten" gegen den Rassismus hoch. Komischerweise hatte das ein Typ ein paar Reihen hinter mir ratzfatz wieder vergessen, was uns von ihm ein dämliches "Kanacke" bei jedem Ballkontakt von Altintop einbrachte, bis jemand ihm ein "Halt doch mal die Schnauze!" entgegenbölkte. Danach war Ruhe, was das anging. Endlich hört mal einer auf mich...
Wo ich gerade bei Ruhe bin, die herrschte auch im Block der Chosen Few-Heinis im Oberrang. Laut einem in der Pause verteilten Flugblatt wurden kurz vor dem Spiel grundlos 25 Leute von denen mal eben vonner Polente festgenommen, weshalb sie aus Protest dagegen die erste Halbzeit (abgesehen von einer kurzen "Fussballfans sind keine Verbrecher"-Einlage) schweigend verbrachten. Nun gut, ich weiss nicht, was da genau vorgefallen ist, aber die ersten zwanzig Minuten nach dem Anpfiff zeigten mir ziemlich deutlich auf, worin die Gefahr für eine Fankurve besteht, wenn sich was den Gesang angeht alles nur auf eine bestimmte Gruppe verlässt. Wenn die nämlich nüscht macht, dann macht der Rest auch nüscht. Im Laufe der ersten Halbzeit kam dann zum Glück etwas von Block 25 / 26 A, und so gingen zumindest noch ein paar akzeptable Wechselgesänge über die Bühne. aber komisch war es schon, dass gerade in der Zeit, in der unsere Mannschaft die beste Startphase der Saison ablieferte, auf den Rängen fast komplett tote Hose herrschte.
Die Jungs auf dem Rasen legten nämlich gleich los wie die Feuerwehr, und übertölpelten ein ums andere mal die äusserst schnarchnasige Schalker Hintermannschaft. Vor allem Engelaar schien vor dem Spiel den Sandmann konsultiert zu haben, und verursachte gegen unsere giftige Sturm und Drang-Abteilung einen Ballverlust nach dem anderen. Aber während wir in anderen Spielen gleich aus der ersten Chance ´ne Bude machten, schien das Schalker Tor vorerst wie vernagelt. Trocho, Olic, Guerrero... nach zwanzig Minuten hätten wir eigentlich mindestens eine Bude zu verzeichnen haben müssen. Da die Schalker zwar in der Abwehr nix taugten, aber immerhin nach vorn auch den einen oder anderen Schuss abgaben, konnte man das Spiel mit Fug und Recht als höchst unterhaltsam bezeichnen.
Es war gut eine halbe Stunde rum, die Schalker schienen besser organisiert und unsere Kicker legten eine kleine Tempopause ein. Ich schaute mich gerade nach dem unkompliziertesten Weg zur Pinkelrinne um, da nahm Engelaar im hinteren Mittelfeld einen Ball so beweglich wie eine Litfassäule an, weshalb ihm Jarolim die versprungene Pille relativ problemlos abluchsen konnte. Trocho lief sich frei, bekam den Ball, zog ab, und Neuer war endlich geschlagen. 1:0, hochverdient. Da wurde der Klogang doch gleich mal um ein paar Minuten verschoben, um erstmal mit den Kumpels zu feiern.
Da sich nach dem 1:0 erstmal nicht mehr viel auf dem Rasen tat, hatte ich auf dem Weg zum Klo noch kurz Zeit mit dem "Südschweden" Maddin zu plaudern. Irgendwie sind das zwar Stehplätze ohne Platzreservierungen, aber so ungefähr hat man trotzdem immer die gleichen Nasen um sich herum.
Halbzeit - Torwandschiessen. Seit wann es gilt, einen Ball unter der aufgehängten Torwand hindurch (was sicher auch eine Kunst ist) ins Netz zu befördern, weiss ich nicht, aber es hat dem einen Schützen ein Wochenende mit ´nem Mercedes verschafft. Nebenbei keifte hinter mir ein Mädel ihrem Macker oben im Eckblock der Chosen Few-Heinis diverse Drohungen bezüglich seines Schlafplatzes für die Nacht in die Ohren, sollte er die Typen da nicht endlich dazu bewegen mal wieder Stimmung zu machen. Gute Frau, bei allem Respekt, aber wenn du im Schlafzimmer genauso "redest" wie im Stadion, hätte ich an seiner Stelle wirklich alles dafür getan, auf dem Sofa im Wohnzimmer pennen zu dürfen.
Es gibt einfach Wechsel, die kann sich ein höflicher Gästetrainer dann auch mal sparen. So auch den Höwedes für Krstajic zu bringen, Herr Rutten! Ist doch ´ne Frechheit, da müssen sich unsere Kicker noch von der anstrengenden Halbzeitpause erholen, und schon köpft der Jungspund ohne Vorwarnung das 1:1. Na so´n Scheiss! Pitroipa wollte diesen Paukenschlag zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff nicht auf sich sitzen lassen, und zimmerte einen Ball im direkten Gegenzug auf Neuers Kiste. Und während um mich rum alles das 2:1 bejubelte, sagte ich nur "Aussennetz".
Ab und zu hasse ich es, wenn ich recht habe.
Nach einem Schuss von Jones mit dazugehöriger Rost-Parade, brachte erstmal nur Rafati mit ein paar Karten Farbe ins Spiel. Zwischendrin brachte Jol für Guerrero schliesslich doch noch Petric. Und das hätte beinahe auch prima funktioniert, aber leider konnte er die scharfe, flache Hereingabe von Olic ein paar Minuten später nur an den Pfosten befördern (Merke: Brechdurchfall = Torautomatik kaputt). Nachdem Trocho in der ersten Halbzeit schon die Latte getroffen hatte, konnte man wohl behaupten, dass der Aluminiumgott es an diesem Sonntag sehr gut mit den Schalkern meinte. Das war dann aber auch die letzte Torgelegenheit für über zwanzig Minuten. Danach versuchten beide Mannschaften irgendwie keinen groben Schnitzer hinten zu machen, vergassen dabei aber völlig, dass das richtige Tor auf der anderen Seite des Spielfelds zu finden ist. Und wenn mal sowas wie ein halbwegs flüssiger Spielaufbau stattfand, fand Rafati irgendeinen teilweise nur lächerlichen Grund, das Spiel zu unterbrechen, z.B. weil ein Schalker in der Hamburger Hälfte einfach ausgerutscht war, und er einen Schiedsrichterball für angebracht hielt. Mit seiner in der zweiten Halbzeit ziemlich gruseligen Vorstellung (kleinlich ohne Ende, es sei denn, das Foul bedurfte eigentlich einer roten Karte) brachte Babak schliesslich Rost dermassen zum Kochen, dass dieser sich genötigt sah mit hochroter Birne über den halben Platz zu rennen und seinem Ärger lauthals Luft zu machen. Ich hoffe nur, der wusste nicht, wo Rafatis Auto stand, sonst hätte sich der Schiedsrichter nach dem Kick wohl über vier platte Reifen, ´ne Delle inner Tür und ´ne Kartoffel im Auspuff gewundert.
So quälte sich das in der ersten Stunde eigentlich so rasante Spiel durch die letzten 26 Minuten (trotz seiner ganzen Unterbrechungen sah sich Babak nicht genötigt mehr als eine Minute nachspielen zu lassen), bis kurz vor Schluss Trochowski die Schnauze voll hatte, mit dem Ball einmal quer durch die Schalker Hälfte schlich und dann beherzt vor dem Strafraum abzog. Leider war Neuer noch nicht vor Beschäftigungslosigkeit eingenickt, sondern kratzte das Ding gerade noch unten aus dem Eck heraus. Schade, ein HSV-Sieg wäre insgesamt doch verdient gewesen, und sei es nur wegen der klar besseren ersten Halbzeit.
Ach ja, und dann war da ja noch 66 Minuten lang ein gewisser Kevin Kuranyi auf dem Platz herumgelatscht. Der bekam bei jedem Ballkontakt die Quittung für seine Flucht vor Jogi Löw serviert, hatte insgesamt einen Kopfball in Richtung Tor zu verzeichnen und gab mit seiner Leistung ansonsten jedem recht, der ihn nicht im DFB-Kader nominiert hatte. Nach etlichen verlorenen Zweikämpfen und Spottgesängen der Marke "Nie meeehr Nationalelf..." aus dem Hamburger Block wurde er schliesslich unter Pfiffen ausgewechselt, aber das kennt er ja eh schon von den Heimspielen. Vielleicht vestummen die ja zumindest da jetzt für eine Weile. Ich mag den Kerl nicht besonders, aber ich finde es auch unnötig, jemanden systematisch kaputtzumachen, der eigentlich nix schlimmes verbrochen hat. Okay, sein Abgang aus der DFB-Elf war von der Art und Weise her ziemlich dämlich, aber er hat schliesslich keinen umgebracht (oder hat sich dabei zumindest nicht erwischen lassen).
Nach dem Spiel wurden die Spieler, die sich nicht gleich inne Kabine verzogen hatten, noch schnell beklatscht, und dann gingen wir selbst. Während der zweiten Halbzeit hatten wir uns nämlich weniger Sorgen um das Spiel als vielmehr um Daniel gemacht, der eh schon ziemlich kränklich die Reise angetreten und nach dem Wiederanpfiff gut eine halbe Stunde lang mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte, die sich nach ´ner Cola zum Glück halbwegs gaben. Trotzdem war er denke ich nicht unglücklich darüber, aus dem Gedränge herauszukommen.
Dementsprechend war es auch nicht so schlimm, dass ich wegen des grossen Andrangs diesmal etwas länger bei Knappi stand um Bier und Mineralwasser zu besorgen, obwohl sich das Imbisspersonal scheinbar noch Zusatzarme abgeschraubt hatte um die hungrige / durstige Meute flott zu versorgen. Denn einerseits waren es vom Abpfiff bis zur Abfahrt unseres Zuges eh zwei Stunden, und ausserdem war so die S-Bahn zum Hauptbahnhof nicht so voll, weshalb wir sogar Sitzplätze bekamen.
Im Hauptbahnhof hatten immer noch ´ne Stunde Zeit bis zur Abfahrt. Wat nu? Zapfahn. Eigentlich wollte ich ja nicht, aber wenn man soviel Zeit rumkriegen muss, und das Bier billiger als Mineralwasser ist (kein Scherz), dann greift man eben doch noch zum Humpen. Nach der üblen Erfahrung mit dem Staropramen Granat entschied ich mich diesmal dann für ein Hasseröder, wobei sich mir angesichts der penetrant dämlichen Fernsehwerbung die Frage stellt, ob das "gute Harzwasser" nicht vielleicht zu 20 % aus Waldjoggerpisse besteht. Bäh! Da Daniel und Werner sich eh schon zum Zug begeben hatten, tranken Günni und ich gemütlich unser Bier aus und gingen den beiden dann hinterher, wobei sie schnell genug gewesen waren uns ein eigenes Sitzplatzabteil zu sichern.
(Holla, der Fluchtkevin hat gerade das Tor gegen Paris fast zu Schrott geschossen. 2:0, Respekt, Herr Kuranyi.)
Auf der Rückfahrt war dann nicht mehr viel los, sieht man davon ab, dass der Weg zum Klo durch das Gepäck der Mitreisenden zu einer sportlichen Herausforderung wurde. Und während Daniel darüber lamentierte am Montag wieder um halb sieben zur Arbeit zu müssen, lehnte ich mich mit dem sechsten (zwei mehr als geplant) und letzten Bier des Tages und der Aussicht auf die Spätschicht um 13.30 Uhr noch gemütlich zurück. Nicht wissend, dass inzwschen auffer Arbeit die Brechdurchfallseuche ausgebrochen war, und mich deshalb in wenigen Stunden das Telefon mit einem verzweifelt nach magenkrampffreien Mitarbeitern suchenden Kollegen daran aus meinen Träumen reissen würde.
Tja, und weil die Seuche mich am Dienstag dann auch erwischt hat, kommt dieser Tourbericht eben so spät. Tippt sich halt schlecht mit dem Kopp im Klo...
Gruss
Dilbert
P.S.: Verdammt, meine Bude stinkt immer noch fürchterlich nach dem verknöselten Pfannenwender.
Mahlzeit!
Ich bin etwas später dran, Erklärung folgt am Ende der Tourberichts.
Ich mag keine Sonntagsspiele an freien Wochenenden. Irgendwie hat man immer das Grauen des Montags schon im Hinterkopf, was ja bei mir normalerweise immer "verdammt, wieder zwölf Tage durchbuckeln" bedeutet. Und da wir diesmal keine UEFA-Cup-Woche hatten, weiss ich auch beim besten Willen nicht, warum man ausgerechnet den Kick HSV - Schalke auf einen Sonntag gelegt hat, Sonntagsspiele haben beide Teams schliesslich noch genug im Rest der Hinrunde.
Wie auch immer, bei trübem Himmel und ausbaufähigen Temperaturen, machte ich mich um halb eins auf zum Bahnhof. Dort warteten Günter, Daniel und Werner schon auf mich. Der Zug kam pünktlich, und natürlich gab es wieder nur Stehplätze (oder zumindest keine vier halbwegs zusammenhängenden Sitzplätze mehr). Also nahmen wir unseren (wegetechnisch äusserst praktischen) Stammplatz direkt neben der Toilette ein. Die Hinfahrt wäre eigentlich völlig ereignislos verlaufen, wenn nicht... ja wenn es nicht einen handfesten Skandal gegeben hätte. Na ja, oder zumindest einen groben Fall von Verletzung der Fürsorgepflicht.
Denn unser allseits beliebter Mitropa-Mann kam auf einmal ohne seinen Karren anmarschiert, und erzählte uns, er müsse erstmal die Bahnhofsmission in Hamburg anrufen. Denn weiter vorn hatte irgendein Schwachkopp ein vielleicht sechsjähriges Mädchen einfach mit ´ner Fahrkarte nach Hannover in den Zug gesetzt und dann ohne jegliche Begleitung auf die Reise geschickt. Ein hilfsbreiter HSV-Fan hatte sich zwar inzwischen dem verlassenen Zwerg angenommen, aber das kann doch nicht der Sinn der Sache sein. Ich hoffe nur, dass jemand in Hamburg die Polente verständigt hat, damit diese Rabeneltern ihre gerechte Strafe bekommen.
Ach ja, und noch ein Fahrgast sorgte für verwunderte Blicke: Ich selbst, als ich statt der üblichen Bierdosen eine 1,5-Liter Selterflasche aus dem Rucksack zog. Im Rahmen meiner "Verdammt, ich bin zu dick geworden"-Wochen hab ich mir nämlich vorgenommen, den Bierkonsum erstmal stark zu reduzieren, zumindest bis es am 29. November zum Kick gegen Cottbus nach Mönchengladbach geht (das erträgt man ja nicht nüchtern). Deshalb gilt erstmal: Kein Bier auf der Hinfahrt, bis wir im Zapfhahn sind.
Dort kamen wir dann auch pünktlich an, und ich hatte mir voller Vorfreude gerade ein Staropramen Dark bestellt, als die Bedienung sagte: "Geht nicht, die Leitung ist kaputt." Was?! Nööö! "Ich hab aber dunkles Weizen." Bäh, ich bin doch kein Bayer! Na gut, geben sie mir mal die Karte...
Becks´ ? - Also das kommt allein schon wegen der Herkunft gar nicht infrage!
Hasseröder? - Auch nicht sehr schmackhaft
Diebels? - Lecker, verursacht bei mir aber am nächsten Tag desöfteren mal unangenehme Nebenwirkungen
Becks´ Gold? - Geschmackskastriertes Weserwasser
Hmmm...
Staropramen Granat? - Kenn ich nicht, aber die Staropramen-Brauerei steht eigentlich für Qualität. Also: Her damit!
Leute, ich hätte nie gedacht, dass diese normalerweise so gute Biermarke ein so widerliches Gebräu auf die Menschheit loslassen könnte. Das goldbräunliche Bier schmeckt schon eher wie ´ne lasche Sternmarke-Mischung, und Sternmarke trinke ich seit grob geschätzt 12 Jahren nicht mehr (und ich weiss auch, warum das so ist). BÄH! Wäre ich nicht eine halbwegs ehrliche Haut, hätte ich die Zeche geprellt für den flüssigen Magenverderber, denn die Bedienung hatte meine Rechnung wegen des grossen Andrangs schon lange vergessen. Die zwei Euro fuffzich waren jedenfalls in den Sand gesetzt, und ausserdem musste ich zum Kiosk, um mir ´ne kleine Pulle Cola-light zu kaufen, damit ich den ekelhaften Nachgeschmack wieder loswerde. Nachdem die anderen ihr Bier ausgetrunken (und anner Pissrinne wieder abgeladen) hatten, machten wir uns relativ frühzeitig auf den Weg zur S-Bahn.
Früh dran sein hat Vorteile. Einmal war die S-Bahn nicht so voll, und dann erwischt man sogar noch die Bacardi-Bande bei Knappi. Vorher ärgerte ich mich aber mal wieder über unsere Herren Gesetzeshüter, die der (Verzeihung) "Türken-Mafia" in Stellingen seelenruhig beim Verkauf von Schwarzmarktkarten im grossen Rahmen (und ich glaub nicht, dass die ihre Gewinne versteuern) zuguckte, und wie immer nicht einen Finger krumm machte, um den blöden (zensiert) endlich das Handwerk zu legen. Stattdessen warteten die anscheinend lieber auf die Schlägerei, die sich weit und breit nirgendwo andeutete.
Auf dem Weg zu Knappi wurden diverse Bäume "begossen" (wobei Günter immer behauptet, sein "Stammbaum" wäre vor zwei Jahren noch ´nen gerade mal fünfzig Zentimeter gross gewesen, während sich das Gewächs jetzt zwanzig Meter über unsere Köppe erhebt), und dann konnte man die vertraute Kultimbissbude schon sehen, was mich dazu brachte, dann doch mal ´nen Schritt zuzulegen. Schliesslich wollte ich nach dem Reinfall mit dem Staropramen Granat zumindest ein anständiges Bier vor´m Spiel im Rachen haben.
Hätte ich ´ne Uhr dabeigehabt, hätte ich mich nicht so beeilt. Nach einem kurzen Plausch bei Knappi machten wir uns auf den Weg zum Stadion, weil Daniel sich noch ´nen Autogrammkartensatz im Fanartikelbus besorgen wollte. Ausserdem musste Günter schon wieder pullern (hoffentlich wächst jetzt nicht auch die Kartenbude Nordost, sonst kommen die Verkäuferinnen nachher nicht mehr ohne Leiter rein). Daniels Plan mit den Autogrammkarten ging im Gegensatz zu Günters "Geschäft" dann in die Hose, weil (wie die Tante im Bus meinte) "die Spieler wohl ziemlich schreibfaul sind".
Als wir nach ungewohnt kurzer Wartezeit im Stadion ankamen, schien mir die Hütte irgendwie zu leer. "Sacht mal, wie spät ist das denn eigentlich?" - "Viertel vor vier." Ui, dann war ja noch "Happy Hour"... zwei Bier zum Preis von einem... Hmm... Okay, trink ich eben eins weniger auf der Rückfahrt.
Prost!
Nach einiger Wartezeit liefen sich so langsam mal die Mannschaften warm, und in mir reifte so langsam die Idee, mal einen Autogrammkartenwunsch an Claus Reitmaier zu schicken. Okay, als Torwart war er nicht gerade das achte Weltwunder, aber ein Typ, der sich vor einiger Zeit (noch vor seinem kurzfristigen Engagement bei Borussia) mal als Gladbachfan geoutet hat und jetzt Torwarttrainer beim HSV ist - Diese Konstellation hat aus meiner Sicht natürlich was.
(Verdammt, ich habe gerade geruchstechnisch feststellen dürfen, dass ich Dösbaddel den Herd nicht ausgemacht hab, und nu ist der Pfannenwender mit der Bratpfanne verschmolzen. Die schöne Pfanne... Na ja, zum Glück hab ich keinen Schnupfen, sonst wäre womöglich noch die Bude abgefackelt.)
Als Schiedsrichter lief sich nebenbei Babak Rafati warm, was nicht gerade zu allgemeinen Begeisterungsstürmen führte.
Irgendwie haben wir (sieht man von Petric ab) mit unseren Neuzugängen bisher nicht das ganz grosse Los gezogen. Jansen erst nicht bei 100% und jetzt auch noch verletzt, Neves auch verletzt, Alex Silva fehlt noch die Bindung (was aber kein Wunder ist), Aogo allenfalls Notfallergänzung, und Pitroipa von der Stammelf ein ganzes Stück entfernt. Da Petric aber die Tage vor´m Spiel damit zugebracht hatte, sein Essen rückwärts wieder von sich zu geben, bekam Jonathan gegen Schalke die Chance sich von Beginn an zu beweisen, welche er ganz akzeptabel nutzte. Zudem durfte Benjamin den kaputten de Jong im defensiven Mittelfeld ersetzen.
Vor´m Anpfiff hielten die Kicker unter allgemeiner Zustimmung von den Rängen die symbolischen "Roten Karten" gegen den Rassismus hoch. Komischerweise hatte das ein Typ ein paar Reihen hinter mir ratzfatz wieder vergessen, was uns von ihm ein dämliches "Kanacke" bei jedem Ballkontakt von Altintop einbrachte, bis jemand ihm ein "Halt doch mal die Schnauze!" entgegenbölkte. Danach war Ruhe, was das anging. Endlich hört mal einer auf mich...
Wo ich gerade bei Ruhe bin, die herrschte auch im Block der Chosen Few-Heinis im Oberrang. Laut einem in der Pause verteilten Flugblatt wurden kurz vor dem Spiel grundlos 25 Leute von denen mal eben vonner Polente festgenommen, weshalb sie aus Protest dagegen die erste Halbzeit (abgesehen von einer kurzen "Fussballfans sind keine Verbrecher"-Einlage) schweigend verbrachten. Nun gut, ich weiss nicht, was da genau vorgefallen ist, aber die ersten zwanzig Minuten nach dem Anpfiff zeigten mir ziemlich deutlich auf, worin die Gefahr für eine Fankurve besteht, wenn sich was den Gesang angeht alles nur auf eine bestimmte Gruppe verlässt. Wenn die nämlich nüscht macht, dann macht der Rest auch nüscht. Im Laufe der ersten Halbzeit kam dann zum Glück etwas von Block 25 / 26 A, und so gingen zumindest noch ein paar akzeptable Wechselgesänge über die Bühne. aber komisch war es schon, dass gerade in der Zeit, in der unsere Mannschaft die beste Startphase der Saison ablieferte, auf den Rängen fast komplett tote Hose herrschte.
Die Jungs auf dem Rasen legten nämlich gleich los wie die Feuerwehr, und übertölpelten ein ums andere mal die äusserst schnarchnasige Schalker Hintermannschaft. Vor allem Engelaar schien vor dem Spiel den Sandmann konsultiert zu haben, und verursachte gegen unsere giftige Sturm und Drang-Abteilung einen Ballverlust nach dem anderen. Aber während wir in anderen Spielen gleich aus der ersten Chance ´ne Bude machten, schien das Schalker Tor vorerst wie vernagelt. Trocho, Olic, Guerrero... nach zwanzig Minuten hätten wir eigentlich mindestens eine Bude zu verzeichnen haben müssen. Da die Schalker zwar in der Abwehr nix taugten, aber immerhin nach vorn auch den einen oder anderen Schuss abgaben, konnte man das Spiel mit Fug und Recht als höchst unterhaltsam bezeichnen.
Es war gut eine halbe Stunde rum, die Schalker schienen besser organisiert und unsere Kicker legten eine kleine Tempopause ein. Ich schaute mich gerade nach dem unkompliziertesten Weg zur Pinkelrinne um, da nahm Engelaar im hinteren Mittelfeld einen Ball so beweglich wie eine Litfassäule an, weshalb ihm Jarolim die versprungene Pille relativ problemlos abluchsen konnte. Trocho lief sich frei, bekam den Ball, zog ab, und Neuer war endlich geschlagen. 1:0, hochverdient. Da wurde der Klogang doch gleich mal um ein paar Minuten verschoben, um erstmal mit den Kumpels zu feiern.
Da sich nach dem 1:0 erstmal nicht mehr viel auf dem Rasen tat, hatte ich auf dem Weg zum Klo noch kurz Zeit mit dem "Südschweden" Maddin zu plaudern. Irgendwie sind das zwar Stehplätze ohne Platzreservierungen, aber so ungefähr hat man trotzdem immer die gleichen Nasen um sich herum.
Halbzeit - Torwandschiessen. Seit wann es gilt, einen Ball unter der aufgehängten Torwand hindurch (was sicher auch eine Kunst ist) ins Netz zu befördern, weiss ich nicht, aber es hat dem einen Schützen ein Wochenende mit ´nem Mercedes verschafft. Nebenbei keifte hinter mir ein Mädel ihrem Macker oben im Eckblock der Chosen Few-Heinis diverse Drohungen bezüglich seines Schlafplatzes für die Nacht in die Ohren, sollte er die Typen da nicht endlich dazu bewegen mal wieder Stimmung zu machen. Gute Frau, bei allem Respekt, aber wenn du im Schlafzimmer genauso "redest" wie im Stadion, hätte ich an seiner Stelle wirklich alles dafür getan, auf dem Sofa im Wohnzimmer pennen zu dürfen.
Es gibt einfach Wechsel, die kann sich ein höflicher Gästetrainer dann auch mal sparen. So auch den Höwedes für Krstajic zu bringen, Herr Rutten! Ist doch ´ne Frechheit, da müssen sich unsere Kicker noch von der anstrengenden Halbzeitpause erholen, und schon köpft der Jungspund ohne Vorwarnung das 1:1. Na so´n Scheiss! Pitroipa wollte diesen Paukenschlag zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff nicht auf sich sitzen lassen, und zimmerte einen Ball im direkten Gegenzug auf Neuers Kiste. Und während um mich rum alles das 2:1 bejubelte, sagte ich nur "Aussennetz".
Ab und zu hasse ich es, wenn ich recht habe.
Nach einem Schuss von Jones mit dazugehöriger Rost-Parade, brachte erstmal nur Rafati mit ein paar Karten Farbe ins Spiel. Zwischendrin brachte Jol für Guerrero schliesslich doch noch Petric. Und das hätte beinahe auch prima funktioniert, aber leider konnte er die scharfe, flache Hereingabe von Olic ein paar Minuten später nur an den Pfosten befördern (Merke: Brechdurchfall = Torautomatik kaputt). Nachdem Trocho in der ersten Halbzeit schon die Latte getroffen hatte, konnte man wohl behaupten, dass der Aluminiumgott es an diesem Sonntag sehr gut mit den Schalkern meinte. Das war dann aber auch die letzte Torgelegenheit für über zwanzig Minuten. Danach versuchten beide Mannschaften irgendwie keinen groben Schnitzer hinten zu machen, vergassen dabei aber völlig, dass das richtige Tor auf der anderen Seite des Spielfelds zu finden ist. Und wenn mal sowas wie ein halbwegs flüssiger Spielaufbau stattfand, fand Rafati irgendeinen teilweise nur lächerlichen Grund, das Spiel zu unterbrechen, z.B. weil ein Schalker in der Hamburger Hälfte einfach ausgerutscht war, und er einen Schiedsrichterball für angebracht hielt. Mit seiner in der zweiten Halbzeit ziemlich gruseligen Vorstellung (kleinlich ohne Ende, es sei denn, das Foul bedurfte eigentlich einer roten Karte) brachte Babak schliesslich Rost dermassen zum Kochen, dass dieser sich genötigt sah mit hochroter Birne über den halben Platz zu rennen und seinem Ärger lauthals Luft zu machen. Ich hoffe nur, der wusste nicht, wo Rafatis Auto stand, sonst hätte sich der Schiedsrichter nach dem Kick wohl über vier platte Reifen, ´ne Delle inner Tür und ´ne Kartoffel im Auspuff gewundert.
So quälte sich das in der ersten Stunde eigentlich so rasante Spiel durch die letzten 26 Minuten (trotz seiner ganzen Unterbrechungen sah sich Babak nicht genötigt mehr als eine Minute nachspielen zu lassen), bis kurz vor Schluss Trochowski die Schnauze voll hatte, mit dem Ball einmal quer durch die Schalker Hälfte schlich und dann beherzt vor dem Strafraum abzog. Leider war Neuer noch nicht vor Beschäftigungslosigkeit eingenickt, sondern kratzte das Ding gerade noch unten aus dem Eck heraus. Schade, ein HSV-Sieg wäre insgesamt doch verdient gewesen, und sei es nur wegen der klar besseren ersten Halbzeit.
Ach ja, und dann war da ja noch 66 Minuten lang ein gewisser Kevin Kuranyi auf dem Platz herumgelatscht. Der bekam bei jedem Ballkontakt die Quittung für seine Flucht vor Jogi Löw serviert, hatte insgesamt einen Kopfball in Richtung Tor zu verzeichnen und gab mit seiner Leistung ansonsten jedem recht, der ihn nicht im DFB-Kader nominiert hatte. Nach etlichen verlorenen Zweikämpfen und Spottgesängen der Marke "Nie meeehr Nationalelf..." aus dem Hamburger Block wurde er schliesslich unter Pfiffen ausgewechselt, aber das kennt er ja eh schon von den Heimspielen. Vielleicht vestummen die ja zumindest da jetzt für eine Weile. Ich mag den Kerl nicht besonders, aber ich finde es auch unnötig, jemanden systematisch kaputtzumachen, der eigentlich nix schlimmes verbrochen hat. Okay, sein Abgang aus der DFB-Elf war von der Art und Weise her ziemlich dämlich, aber er hat schliesslich keinen umgebracht (oder hat sich dabei zumindest nicht erwischen lassen).
Nach dem Spiel wurden die Spieler, die sich nicht gleich inne Kabine verzogen hatten, noch schnell beklatscht, und dann gingen wir selbst. Während der zweiten Halbzeit hatten wir uns nämlich weniger Sorgen um das Spiel als vielmehr um Daniel gemacht, der eh schon ziemlich kränklich die Reise angetreten und nach dem Wiederanpfiff gut eine halbe Stunde lang mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte, die sich nach ´ner Cola zum Glück halbwegs gaben. Trotzdem war er denke ich nicht unglücklich darüber, aus dem Gedränge herauszukommen.
Dementsprechend war es auch nicht so schlimm, dass ich wegen des grossen Andrangs diesmal etwas länger bei Knappi stand um Bier und Mineralwasser zu besorgen, obwohl sich das Imbisspersonal scheinbar noch Zusatzarme abgeschraubt hatte um die hungrige / durstige Meute flott zu versorgen. Denn einerseits waren es vom Abpfiff bis zur Abfahrt unseres Zuges eh zwei Stunden, und ausserdem war so die S-Bahn zum Hauptbahnhof nicht so voll, weshalb wir sogar Sitzplätze bekamen.
Im Hauptbahnhof hatten immer noch ´ne Stunde Zeit bis zur Abfahrt. Wat nu? Zapfahn. Eigentlich wollte ich ja nicht, aber wenn man soviel Zeit rumkriegen muss, und das Bier billiger als Mineralwasser ist (kein Scherz), dann greift man eben doch noch zum Humpen. Nach der üblen Erfahrung mit dem Staropramen Granat entschied ich mich diesmal dann für ein Hasseröder, wobei sich mir angesichts der penetrant dämlichen Fernsehwerbung die Frage stellt, ob das "gute Harzwasser" nicht vielleicht zu 20 % aus Waldjoggerpisse besteht. Bäh! Da Daniel und Werner sich eh schon zum Zug begeben hatten, tranken Günni und ich gemütlich unser Bier aus und gingen den beiden dann hinterher, wobei sie schnell genug gewesen waren uns ein eigenes Sitzplatzabteil zu sichern.
(Holla, der Fluchtkevin hat gerade das Tor gegen Paris fast zu Schrott geschossen. 2:0, Respekt, Herr Kuranyi.)
Auf der Rückfahrt war dann nicht mehr viel los, sieht man davon ab, dass der Weg zum Klo durch das Gepäck der Mitreisenden zu einer sportlichen Herausforderung wurde. Und während Daniel darüber lamentierte am Montag wieder um halb sieben zur Arbeit zu müssen, lehnte ich mich mit dem sechsten (zwei mehr als geplant) und letzten Bier des Tages und der Aussicht auf die Spätschicht um 13.30 Uhr noch gemütlich zurück. Nicht wissend, dass inzwschen auffer Arbeit die Brechdurchfallseuche ausgebrochen war, und mich deshalb in wenigen Stunden das Telefon mit einem verzweifelt nach magenkrampffreien Mitarbeitern suchenden Kollegen daran aus meinen Träumen reissen würde.
Tja, und weil die Seuche mich am Dienstag dann auch erwischt hat, kommt dieser Tourbericht eben so spät. Tippt sich halt schlecht mit dem Kopp im Klo...
Gruss
Dilbert
P.S.: Verdammt, meine Bude stinkt immer noch fürchterlich nach dem verknöselten Pfannenwender.
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