Dilbert
Pils-Legende
18. Spieltag 2008 - 2009
Mahlzeit!
Verdammt, ist schon wieder ´ne Dauerkarte halb aufgebracht...?
Bevor ich zum turbulenten Freitag, dem 30. komme, muss ich etwas in die Vergangenhet ausholen. Wahrscheinlch haben sich einige gefragt: "Warum schreibt der Idiot denn keinen Frankfurt-Bericht?" Nun ja, den Abend nach dem Frankfurt-Spiel (welches ja nun nicht so aufregend war) verbrachte ich zum Grossteil in der Notaufnahme des St.Albertinen-Krankenhauses in Hamburg. Als wir aus dem Stadion rauskamen, konnte mein Dad auf einmal nicht mehr gerade stehen und er schaffte dann auch nur den halben Weg bis zur S-Bahn, ehe es mir schlimmer vorkam als nur "Rücken verrenkt". Und weil er schon desöfteren mit Gefässerkrankungen zu tun hatte, bin ich da vorsichtig. MIt Schlaganfällen spasst man halt nicht rum.
Es war dann zum Glück nichts dergeichen (Die Anzeichen waren auch nicht ganz mit "Schlaganfall"-kompatibel), wahrscheinlich hat er einfach zu lange annem Stahlgeländer im Block gelehnt und sich ´nen Nerv eingeklemmt oder sowas. Genau weiss das keiner, und konnte uns auch im Krankenhaus niemand sagen. Denn, wie das nunmal so ist: Kaum waren wir da angekommen, sagte jemand zu ihm "gehen sie mal da rüber", und er stand auf und ging... Danach hiess es noch drei Stunden ohne irgendeine Art von Untersuchung oder Behandlung im Flur rumsitzen, bis dann ene Ärztin in zwokommafünf Sekunden-Diagnose meinte, wir könnten dann mal nach Hause. Da war der geplante Herenabend mit meinen Kumpels natürlich schon lange ad acta geegt. Also noch 22 Euro für´n Taxi hingeblättert und auf den allerletzten Drücker in Dammtor angekommen, wo der Zug nach Neumünster netterweise Verspätung hatte. In dem konnten wir uns dann für ´nen Zehner bei zwei hackedichten HSV-Fans in die Gruppenkarte einkaufen, die sich ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wahrscheinlich nur zwei Minuten später gefragt haben, wo denn auf einmal die zehn Euro herkamen. Ausserdem war nur noch in der ersten Klasse was frei, und gerade als der Schaffner zum Protest ansetzte, hielt ich ihm den Umschlag mit dem Arztbrief unter die Nase, und sagte "Wir würden uns ja sonst nie anmassen in die erste Klasse zu gehen, aber mein Dad hatte nach dem Spiel einen Anfall im Rücken und muss sitzen." Dann isser wieder abgezogen... ich sollte ab jetzt immer irgendeinen hundert Jahre alten Arztbrief mit mir rumschleppen.
Jedenfalls kamen wir ganz knapp zum Klitschko-Kampf wieder zuhause an, und inzwschen ist alles wieder in Ordnung. Aber das Fussballspiel oder ein Spielbericht waren mir nach dem ganzen Tohuwabohu erstmal schnurz, ich hoffe, das versteht ihr.
So, Freitag, 30. Januar. Ich hatte am Tag zuvor bei meiner Chefin soweit rumgejammert, dass ich am Samstag nur Küchendienst machen musste (ab 16.00 Uhr), deshalb konnte ich den Nachmittag dann ganz entspannt angehen... na ja, soweit man sich mit ´nem mittelschweren Magengewitter, hervorgerufen durch zuvel Kulmbacher Kellerbier, entspannen kann. Jedenfalls hatte ich tatsächlich um halb vier alles soweit zusamengekramt und angezogen (drei Paar Socken sollten reichen), dass ich mich auf die drei Paar Socken machen konnte. Auf halbem Weg fiel mir dann natürlich ein, dass ich in meinem Restbrand mein Handy zu Hause liegengelassen hatte. Am Bahnhof wartete schon Daniel herum, und nach kurzen "Moin" und einem Besuch bei der Sparkasse sah man schon Günter am Fahrkartenautomaten rumpfriemeln, weil dieser seinen Zwanziger erst nicht haben wollte. Mehr als drei wurden wir dann auch nicht.
Irgendwie war an diesem Fretag Honktag. Erst düddelte vor mir am Sparkassenautomaten eine Frau um die fünfzig herum, die das Ding wohl zum ersten mal bediente und deshalb von einem Begleiter angeleitet wurde, und dann sass im Zug nach Neumünster zwei Reihen weiter vor uns ein Typ, der entweder einen anner Waffel oder ein grosses Ungezieferproblem auf der filzgen Rübe hatte, so wie der ständg hektsch mit der Birne schüttelte. Und nein, das war nicht musikalisch bedingt, da keine Kopphörer.
Der Zug von Neumünster nach Hamburg brachte in der Hinsicht auch nicht viel Erbauliches. Ganz im Gegenteil: Warum scheinen einige junge Leute der Meinung zu sein, dass eine Unterhaltung unter 90 Dezibel nicht verstanden wird, und dass man ohne das Wort "ey" mindestens zwölfmal pro Minute zu benutzen irgendwie uncool ist?
Hamburg Hauptbahmhof, ab innen Zapfhahn. Wirt sieht mich, hebt ´nen Dunkelbierhumpen hoch, ich heb den Daumen, und es wird losgezapft. Das kann man dann entweder stummes Verständnis oder einen Ruf weghaben nennen, ist auch egal. Hauptsache das Bier ist lecker. Aber ich muss dem Wirt mal ´ne neue HSV-Party-CD brennen, die alte, die er da hat, springt bei jedem Song drölfzigmal.
Inner U-Bahn Station sahen wir dann einen der wenigen Bayern-Fans an diesem Freitag. Das mit dem "wenig" ist dabei verhältnismässig zu sehen. Das Stadion war nacher bis unter´s Dach gefüllt, inklusve Gästeblock, aber wenn man sich die roten Massen ansieht, die in den Vorjahren unsere Bude eingerannt haben, dann war es verhältnismässig wenig. Entweder lag das a Fretagstermin, oder die HSV-Fans haben diesmal so schnell alle Karten weggekauft, dass für die Bazis einfach kaum noch was da war. Na ja, dieser eine Bayern-Fan war nun auch nur ein Dreikäsehoch. Da ist man ja hilfsbereit und gibt der Mutter ein paar Erziehungstipps. Nur, dass das gar nicht die Mutter war, sondern die Patentante. Die sah allerding für ihr Alter eigentlch ganz gut aus und hatte auch eine nette Art, aber unser oller Zausel Günter kümmerte sich natürlich lieber um die Bekehrung ungläubiger Gartenzwerge als um hübsche Damen.
Dösbaddel.
Die S-Bahn war dann gerappelt voll, und nachdem ich "Für einen Dicken ist noch Platz" gesagt und mich irgendwie reingepresst hatte, war dann auch Schicht im Schacht. Da ich ja noch nicht genug Gerümpel in meiner Bude habe, wollten wir uns nach dem Pflichtbesuch bei Knappi noch im Fan-Bus mit dem Kick Off-Angebot den Rucksack füllen (Kissen und Fleecedecke für neun Euro), aber das war schon weit mehr als eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff ausverkauft. Möchte nicht wissen, wie viele von diesen Sets jetzt im "Sonderangebot" bei ebay herumschwirren.
Na gut, dann nicht, ab ins Stadion. Dort war das Kick-Off-Zeugs dann auch schon komplett weg jedenfalls in den Fanshopbuden hinter der Nord. Und grosse Lust sich im Hauptfanshop noch für ´ne Stunde in die Kassenschlange zu stellen, hatte dann doch keiner.
Blockkontrolle 23A? Nö. Nix wie runter... und wieder rauf, weil ich strullen musste und ´n Bier kaufen wollte, solange noch Happy Hour war. Leider hatten den Gedanken ausser mir noch hunderte andere, und so verwarf ich den Plan nach einem Blick auffe Uhr wieder.
Ich spul den Abend jetzt mal ein bisschen vor zu den Mannschaftsaufstellungen. Och, van Buyten nur auffer Bank? Aaaaaarmer Daniel... aber er musste ja ganz dringend weg, damals.
Beim HSV sass zu meiner Überraschung Alex Silva draussen. Na ja , der hatte seine Blessuren vielleicht noch nicht ganz auskuriert, aber eigentlch hatte ich fest mit dem im defensven Mittelfeld gerechnet, nachdem Nigel uns ja in der Winterpause zu diesem englischen Durchschnittsverein verlassen hat, um das Erbe von Didi Hamann anzutreten. Auch auf der Bank fand sich mein Aufstiegsheld Ndjeng wieder. Moin Marcel! Insgesamt hatte Jol eine ziemlich mutge Takik angeordnet, mit Pitroipa (der inner Hinrunde nicht unbedingt überzeugen konnte), Petric, Trochowski, Jarolim und Guerrero. Wobei Pitroipa im Spiel die ungewohnte Aufgabe "Ribery auf den Füssen stehen" erhalten hatte, welche er in unglaublcher Art und Weise für einen eigentlichen Halbstürmer auch erledgte. Lotto schmetterte dann noch de "München"-Version von "Hamburg meine Perle", in der alle Städtenamen ausser Hamburg durch München ersetzt werden, und dann konnte es auch mal losgehen... vielleicht... eventuell... Die Spieler stehen sich im Gang die Füsse platt, aber keiner führt sie aufs Feld. Hat der Schiedsrchter (Kircher) seinen Zug verpasst? Nö, der hatte sich doch warmgelaufen... Haaaaallooooo! Wir haben nach de Spiel eh nicht mehr viel Zeit, um zur S-Bahn zu kommen!
Mit sieben Minuten Verspätung trabten die Teams dann doch mal auf´n Platz.
Erinnert sich noch einer an das öde Frankfurt-Spiel? Ja? Vergesst es! Das hier war genau das gegenteil. Die Hamburger machten schnell klar, wohin sich die Bayern ihr Selstbewusstsein nach dem zugegebenermassen toll herausgespielten 5:1-Pokalsieg in Stuttart schieben konnten. Hier stand denen kein Kanonenfutter gegenüber, und deshalb sahen wir dann eins der besten und spannensten Bundesligaspele dieser Saison. Nachdem Pitroipa und Schweinsteger je einen Warnschuss in den ersten Minuten losgelassen hatte, wollte Trocho dem in nichts nachstehen, und de Bayern hatten zum ersten mal Dusel als der Ball an den Pfosten klatschte. Der Dusel glich sich kurz danach aus, als Kircher ein Tor von Toni nicht gab. Allerdings hatte er auch lange vor dessen Torschuss auf Foul entschieden, so dass Rost nur halbherzig zum Ball hechtete. Uns ging trotzdem ziemlich der Kackstift. Der HSV war in der ersten Halbzet insgesamt überlegen, auch wenn sich vor den Toren dann eine Weile nicht mehr so viel tat. Pitroipa klaute Ribery die Bälle, und damit war der Bayern-Motor mit Getriebeschaden ziemlich am rumstottern.
Man hatte sich schon fast mit einem 0:0 zur Pause abgefunden. da zog Jarolim ab. Der Ball wurde abgefälscht und konnte von Rensing nur noch mit einer komischen Verrenkung vom Tor weggeklatscht werden. Diese Bogenlampe landete allerdings bei Petric, bzw. auf seiner nicht vorhandenen Frisur, und flog von dort aus ins Netz. Im Stadion brach die Hölle los, und irgendwelche Dummköppe gaben nach de Spiel dann Rensing die Schuld daran. Ich sage, allein das abgefälschte Jaro-Ei hätten viele gar nicht erst gehalten, und denen hätte man keine Schuld gegeben. Also lasst den Bengel doch einfach mal in Ruhe, und hört nicht immer darauf, was die verquollene Schnapsnase im "Doppelpass" so von sich gbt.
Im Gegenzug war dann Toni bei uns im Strafraum viel zu frei, aber das war eindeutig nicht der Abend des schmierhaarigen Sturzflug-Italieners. Gut so, hätte der Widerling ´ne Bude gemacht, hätte ich warscheinlich auf die Tribüne gekotzt. Dabei war ich nichtmal besoffen.
Pause... so Schieri, jetzt kannste etwas Zeit aufholen und die Mannschaften velleicht nach zwölf Minuten... nein, der geht leber noch ´ne Minute drüber.
So ziemlich die komplette zweite Halbzeit durch stand die Hütte dann vollkommen Kopf, ob des Spektakels auf dem Rasen. Schon kurz nach dem Anpfiff eierte der Ball mal wieder an den Bayern-Pfosten, und von da an gng es scheinbar pausenlos hin und her. Unser Zivi sagte mir am Montag, er hätte bei dem Krach inner Bude den Kommenator inner Glotze kaum noch verstanden. Und Vaddi Hermann ist noch vor dem Ende ins Bett gegangen, weil ihm das alles zu sehr an den Nerven zehrte. Der Kick hatte von der Stimmung her etwas vom 4:4 gegen Juve. Die Bayern gingen weitaus giftiger zur Sache als noch in der ersten Halbzet, und brachten uns mehr als einmal ins schwtzen. Die Höhepunkte dürften das beinahe-Tor von Klose und das Ei von Toni gewesen sein, welches er nur Zentimeter neben den Pfosten setzte. Zwischendurch musste leider Reinhardt mit Mittelfussbruch raus.
Lieber Beiersdorfer, gib dem Kerl einen Vertrag über zwei Jahre, und gut ist. Reinhardt ist sicher nicht der absolut begnadete Kicker, aber man kann sich einfach auf ihn verlassen, und da bei uns immer irgendeiner inner Abwehr ausfällt oder sonstwo aushelfen muss, braucht man so einen Typen einfach. Ist doch immer dassslebe. Wir holen irgendein Megatalent für die Innenverteidgung, keiner hat ihn auf dem Zettel, und am Ende kommt Bastian trotzdem auf mindestens 25 Einsätze von Beginn an. Nun ja, in dieser Saison leider nicht mehr.
Je länger das Spiel dauerte, desto verzweifelter rannten die Bayern an, während sich wirklich alle Hamburger in der Defensivarbeit mit Einsatzfreude in die Bällen warfen. Jol verzichtete selbst in der Nachspielzeit auf irgendwelche taktischen Wechsel, der wollte wohl wie wir alle einfach nur noch den Abpifff. Als der endlich ertönte zitterten mene Beine ungelogen noch fünf Minuten weiter, und das nicht vor Kälte.
Meine Fresse, wat ´ne Schlacht! Mir kribbelts selbst jetzt, fünf Tage später, noch, da ich gerade diese Zeilen tippe. Zum Glück haben wir pro Saison nur ein Heimspiel gegen die Bazis. Mehr würde meine Pumpe kaum mitmachen.
Leider konnten wir nicht bis zum Ende der Ehrenrunde mit unserem Abgang warten. Es musste noch Bier bei Knappi besorgt und eie S-Bahn erwischt werden, sonst hätten wir bis viertel vor vier in Kiel auf´m Bahnhof abgammeln dürfen. Ausserdem musste Günter pullern. Ich eigentlch seit der Halbzetpause auch, aber das musste dann einfach mal verschoben werden. Bier ranschaffen war jetzt eindeutig wichtiger, und da wurden wir dann auch bei Knappi gut wie immer versorgt.
Schnellen Schrittes ging es zur S-Bahn nach Eidelstedt, wo ich den Südschweden Martn traf, der nicht weniger begeistert vom Verlauf dieses Abends war. Und dieselben Sorgen hatte wie wir: Kriegt man den Zug in Pinneberg noch?
Ja, aber wirklich auf´m letzten Drücker. Als wir gerade aus der S-Bahn gehüpft waren, fuhr die Kiste Richtung Kiel schon in den Bahnhof ein. Also Beine in de Hand, und nix wie rüber.
Bis Neumünster fuhren wir dann in einem wirklich urgemütlichen Doppelstockkarren, wie ich ihn in eigentlich nur von der Regonalbahn in Nordrhein-Westfalen kannte. Jedenfalls war das Ding selbst in der zweiten Klasse purer Luxus, verglichen mit den Klapperkisten von der Hinfahrt. In unserem Waggon versuchte sich noch ein Mambo-Kurt für Arme mit seinem MP3-"Ghettoblaster" (falls man das mickrige Dingens so nennen kann) in der Massenanimation, aber so richtig wollte keiner auf seine Hampel- und Gesangseinlagen einsteigen. Auf Malle wäre er aber ganz gut angekomen, glaube ich.
In Neumünster gab es dann einen ganz schweren Fall von Kriminalität. Und wer hat die Schuld? Natürlich Günter! Im Bahnhofsladen von Neumünster kann man neben Bier und Süssigkeiten nämlich rund um die Uhr auch Brötchen und heisse Bochwürste zu für so einen Laden höchst zivilen Preisen kaufen, und der Typ vor uns war der Meinung, er bräuchte davon nachts um halb eins dann mal je sechs Stück. Na Mahlzeit! Als der Verkäufer gerade mit dem Einpacken der Würste beschäftigt war, sagte Günter aus Jux zu dem hungrigen Hans Wurst: "Wenn du hier sechs Würstchen kaufst, dann darfste auch die Senfbuddel mitnehmen." Wer rechnet auch damit, dass der Heini das wirklich macht... jedenfalls wanderte neben sechs Würstchen und sechs Brötchen zu unserer amüsierten Verwunderung auch die komplette 800 Milliliter Senfflasche in der Jackentasche aus dem Laden. Normalerweise muss man sowas ja petzen, aber einmal waren eh kaum noch Würstchen da, und ausserdem hatten wir starke Probleme bei der Bezahlung unserer Holsten-Dosen nicht vor lachen das ganze Kleingeld fallen zu lassen.
Im Zug nach Rendsburg unterhielt ich mich dann noch mit ´nem Metal-Fan über diverse Musik und das Wacken Open-Air, ehe auch dieser Fussballabend seinen Abschluss fand. Günter zog es noch ins Charleston, Daniel dackelte zu seiner Verlobten, und meine Rundlichkeit begab sich dann doch ziemlich platt in de heimischen vier Wände.
Geiler Abend!
Gruss
Dilbert
P.S.: Eventuelle Tippfehler bitte ich zu entschuldigen. Ich habe eine neue Tastatur, und die ist etwas anders aufgeteilt als meine alte, weshalb ich damit noch nicht so gut zurechtkomme.
Mahlzeit!
Verdammt, ist schon wieder ´ne Dauerkarte halb aufgebracht...?
Bevor ich zum turbulenten Freitag, dem 30. komme, muss ich etwas in die Vergangenhet ausholen. Wahrscheinlch haben sich einige gefragt: "Warum schreibt der Idiot denn keinen Frankfurt-Bericht?" Nun ja, den Abend nach dem Frankfurt-Spiel (welches ja nun nicht so aufregend war) verbrachte ich zum Grossteil in der Notaufnahme des St.Albertinen-Krankenhauses in Hamburg. Als wir aus dem Stadion rauskamen, konnte mein Dad auf einmal nicht mehr gerade stehen und er schaffte dann auch nur den halben Weg bis zur S-Bahn, ehe es mir schlimmer vorkam als nur "Rücken verrenkt". Und weil er schon desöfteren mit Gefässerkrankungen zu tun hatte, bin ich da vorsichtig. MIt Schlaganfällen spasst man halt nicht rum.
Es war dann zum Glück nichts dergeichen (Die Anzeichen waren auch nicht ganz mit "Schlaganfall"-kompatibel), wahrscheinlich hat er einfach zu lange annem Stahlgeländer im Block gelehnt und sich ´nen Nerv eingeklemmt oder sowas. Genau weiss das keiner, und konnte uns auch im Krankenhaus niemand sagen. Denn, wie das nunmal so ist: Kaum waren wir da angekommen, sagte jemand zu ihm "gehen sie mal da rüber", und er stand auf und ging... Danach hiess es noch drei Stunden ohne irgendeine Art von Untersuchung oder Behandlung im Flur rumsitzen, bis dann ene Ärztin in zwokommafünf Sekunden-Diagnose meinte, wir könnten dann mal nach Hause. Da war der geplante Herenabend mit meinen Kumpels natürlich schon lange ad acta geegt. Also noch 22 Euro für´n Taxi hingeblättert und auf den allerletzten Drücker in Dammtor angekommen, wo der Zug nach Neumünster netterweise Verspätung hatte. In dem konnten wir uns dann für ´nen Zehner bei zwei hackedichten HSV-Fans in die Gruppenkarte einkaufen, die sich ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wahrscheinlich nur zwei Minuten später gefragt haben, wo denn auf einmal die zehn Euro herkamen. Ausserdem war nur noch in der ersten Klasse was frei, und gerade als der Schaffner zum Protest ansetzte, hielt ich ihm den Umschlag mit dem Arztbrief unter die Nase, und sagte "Wir würden uns ja sonst nie anmassen in die erste Klasse zu gehen, aber mein Dad hatte nach dem Spiel einen Anfall im Rücken und muss sitzen." Dann isser wieder abgezogen... ich sollte ab jetzt immer irgendeinen hundert Jahre alten Arztbrief mit mir rumschleppen.
Jedenfalls kamen wir ganz knapp zum Klitschko-Kampf wieder zuhause an, und inzwschen ist alles wieder in Ordnung. Aber das Fussballspiel oder ein Spielbericht waren mir nach dem ganzen Tohuwabohu erstmal schnurz, ich hoffe, das versteht ihr.
So, Freitag, 30. Januar. Ich hatte am Tag zuvor bei meiner Chefin soweit rumgejammert, dass ich am Samstag nur Küchendienst machen musste (ab 16.00 Uhr), deshalb konnte ich den Nachmittag dann ganz entspannt angehen... na ja, soweit man sich mit ´nem mittelschweren Magengewitter, hervorgerufen durch zuvel Kulmbacher Kellerbier, entspannen kann. Jedenfalls hatte ich tatsächlich um halb vier alles soweit zusamengekramt und angezogen (drei Paar Socken sollten reichen), dass ich mich auf die drei Paar Socken machen konnte. Auf halbem Weg fiel mir dann natürlich ein, dass ich in meinem Restbrand mein Handy zu Hause liegengelassen hatte. Am Bahnhof wartete schon Daniel herum, und nach kurzen "Moin" und einem Besuch bei der Sparkasse sah man schon Günter am Fahrkartenautomaten rumpfriemeln, weil dieser seinen Zwanziger erst nicht haben wollte. Mehr als drei wurden wir dann auch nicht.
Irgendwie war an diesem Fretag Honktag. Erst düddelte vor mir am Sparkassenautomaten eine Frau um die fünfzig herum, die das Ding wohl zum ersten mal bediente und deshalb von einem Begleiter angeleitet wurde, und dann sass im Zug nach Neumünster zwei Reihen weiter vor uns ein Typ, der entweder einen anner Waffel oder ein grosses Ungezieferproblem auf der filzgen Rübe hatte, so wie der ständg hektsch mit der Birne schüttelte. Und nein, das war nicht musikalisch bedingt, da keine Kopphörer.
Der Zug von Neumünster nach Hamburg brachte in der Hinsicht auch nicht viel Erbauliches. Ganz im Gegenteil: Warum scheinen einige junge Leute der Meinung zu sein, dass eine Unterhaltung unter 90 Dezibel nicht verstanden wird, und dass man ohne das Wort "ey" mindestens zwölfmal pro Minute zu benutzen irgendwie uncool ist?
Hamburg Hauptbahmhof, ab innen Zapfhahn. Wirt sieht mich, hebt ´nen Dunkelbierhumpen hoch, ich heb den Daumen, und es wird losgezapft. Das kann man dann entweder stummes Verständnis oder einen Ruf weghaben nennen, ist auch egal. Hauptsache das Bier ist lecker. Aber ich muss dem Wirt mal ´ne neue HSV-Party-CD brennen, die alte, die er da hat, springt bei jedem Song drölfzigmal.
Inner U-Bahn Station sahen wir dann einen der wenigen Bayern-Fans an diesem Freitag. Das mit dem "wenig" ist dabei verhältnismässig zu sehen. Das Stadion war nacher bis unter´s Dach gefüllt, inklusve Gästeblock, aber wenn man sich die roten Massen ansieht, die in den Vorjahren unsere Bude eingerannt haben, dann war es verhältnismässig wenig. Entweder lag das a Fretagstermin, oder die HSV-Fans haben diesmal so schnell alle Karten weggekauft, dass für die Bazis einfach kaum noch was da war. Na ja, dieser eine Bayern-Fan war nun auch nur ein Dreikäsehoch. Da ist man ja hilfsbereit und gibt der Mutter ein paar Erziehungstipps. Nur, dass das gar nicht die Mutter war, sondern die Patentante. Die sah allerding für ihr Alter eigentlch ganz gut aus und hatte auch eine nette Art, aber unser oller Zausel Günter kümmerte sich natürlich lieber um die Bekehrung ungläubiger Gartenzwerge als um hübsche Damen.
Dösbaddel.
Die S-Bahn war dann gerappelt voll, und nachdem ich "Für einen Dicken ist noch Platz" gesagt und mich irgendwie reingepresst hatte, war dann auch Schicht im Schacht. Da ich ja noch nicht genug Gerümpel in meiner Bude habe, wollten wir uns nach dem Pflichtbesuch bei Knappi noch im Fan-Bus mit dem Kick Off-Angebot den Rucksack füllen (Kissen und Fleecedecke für neun Euro), aber das war schon weit mehr als eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff ausverkauft. Möchte nicht wissen, wie viele von diesen Sets jetzt im "Sonderangebot" bei ebay herumschwirren.
Na gut, dann nicht, ab ins Stadion. Dort war das Kick-Off-Zeugs dann auch schon komplett weg jedenfalls in den Fanshopbuden hinter der Nord. Und grosse Lust sich im Hauptfanshop noch für ´ne Stunde in die Kassenschlange zu stellen, hatte dann doch keiner.
Blockkontrolle 23A? Nö. Nix wie runter... und wieder rauf, weil ich strullen musste und ´n Bier kaufen wollte, solange noch Happy Hour war. Leider hatten den Gedanken ausser mir noch hunderte andere, und so verwarf ich den Plan nach einem Blick auffe Uhr wieder.
Ich spul den Abend jetzt mal ein bisschen vor zu den Mannschaftsaufstellungen. Och, van Buyten nur auffer Bank? Aaaaaarmer Daniel... aber er musste ja ganz dringend weg, damals.
Beim HSV sass zu meiner Überraschung Alex Silva draussen. Na ja , der hatte seine Blessuren vielleicht noch nicht ganz auskuriert, aber eigentlch hatte ich fest mit dem im defensven Mittelfeld gerechnet, nachdem Nigel uns ja in der Winterpause zu diesem englischen Durchschnittsverein verlassen hat, um das Erbe von Didi Hamann anzutreten. Auch auf der Bank fand sich mein Aufstiegsheld Ndjeng wieder. Moin Marcel! Insgesamt hatte Jol eine ziemlich mutge Takik angeordnet, mit Pitroipa (der inner Hinrunde nicht unbedingt überzeugen konnte), Petric, Trochowski, Jarolim und Guerrero. Wobei Pitroipa im Spiel die ungewohnte Aufgabe "Ribery auf den Füssen stehen" erhalten hatte, welche er in unglaublcher Art und Weise für einen eigentlichen Halbstürmer auch erledgte. Lotto schmetterte dann noch de "München"-Version von "Hamburg meine Perle", in der alle Städtenamen ausser Hamburg durch München ersetzt werden, und dann konnte es auch mal losgehen... vielleicht... eventuell... Die Spieler stehen sich im Gang die Füsse platt, aber keiner führt sie aufs Feld. Hat der Schiedsrchter (Kircher) seinen Zug verpasst? Nö, der hatte sich doch warmgelaufen... Haaaaallooooo! Wir haben nach de Spiel eh nicht mehr viel Zeit, um zur S-Bahn zu kommen!
Mit sieben Minuten Verspätung trabten die Teams dann doch mal auf´n Platz.
Erinnert sich noch einer an das öde Frankfurt-Spiel? Ja? Vergesst es! Das hier war genau das gegenteil. Die Hamburger machten schnell klar, wohin sich die Bayern ihr Selstbewusstsein nach dem zugegebenermassen toll herausgespielten 5:1-Pokalsieg in Stuttart schieben konnten. Hier stand denen kein Kanonenfutter gegenüber, und deshalb sahen wir dann eins der besten und spannensten Bundesligaspele dieser Saison. Nachdem Pitroipa und Schweinsteger je einen Warnschuss in den ersten Minuten losgelassen hatte, wollte Trocho dem in nichts nachstehen, und de Bayern hatten zum ersten mal Dusel als der Ball an den Pfosten klatschte. Der Dusel glich sich kurz danach aus, als Kircher ein Tor von Toni nicht gab. Allerdings hatte er auch lange vor dessen Torschuss auf Foul entschieden, so dass Rost nur halbherzig zum Ball hechtete. Uns ging trotzdem ziemlich der Kackstift. Der HSV war in der ersten Halbzet insgesamt überlegen, auch wenn sich vor den Toren dann eine Weile nicht mehr so viel tat. Pitroipa klaute Ribery die Bälle, und damit war der Bayern-Motor mit Getriebeschaden ziemlich am rumstottern.
Man hatte sich schon fast mit einem 0:0 zur Pause abgefunden. da zog Jarolim ab. Der Ball wurde abgefälscht und konnte von Rensing nur noch mit einer komischen Verrenkung vom Tor weggeklatscht werden. Diese Bogenlampe landete allerdings bei Petric, bzw. auf seiner nicht vorhandenen Frisur, und flog von dort aus ins Netz. Im Stadion brach die Hölle los, und irgendwelche Dummköppe gaben nach de Spiel dann Rensing die Schuld daran. Ich sage, allein das abgefälschte Jaro-Ei hätten viele gar nicht erst gehalten, und denen hätte man keine Schuld gegeben. Also lasst den Bengel doch einfach mal in Ruhe, und hört nicht immer darauf, was die verquollene Schnapsnase im "Doppelpass" so von sich gbt.
Im Gegenzug war dann Toni bei uns im Strafraum viel zu frei, aber das war eindeutig nicht der Abend des schmierhaarigen Sturzflug-Italieners. Gut so, hätte der Widerling ´ne Bude gemacht, hätte ich warscheinlich auf die Tribüne gekotzt. Dabei war ich nichtmal besoffen.
Pause... so Schieri, jetzt kannste etwas Zeit aufholen und die Mannschaften velleicht nach zwölf Minuten... nein, der geht leber noch ´ne Minute drüber.
So ziemlich die komplette zweite Halbzeit durch stand die Hütte dann vollkommen Kopf, ob des Spektakels auf dem Rasen. Schon kurz nach dem Anpfiff eierte der Ball mal wieder an den Bayern-Pfosten, und von da an gng es scheinbar pausenlos hin und her. Unser Zivi sagte mir am Montag, er hätte bei dem Krach inner Bude den Kommenator inner Glotze kaum noch verstanden. Und Vaddi Hermann ist noch vor dem Ende ins Bett gegangen, weil ihm das alles zu sehr an den Nerven zehrte. Der Kick hatte von der Stimmung her etwas vom 4:4 gegen Juve. Die Bayern gingen weitaus giftiger zur Sache als noch in der ersten Halbzet, und brachten uns mehr als einmal ins schwtzen. Die Höhepunkte dürften das beinahe-Tor von Klose und das Ei von Toni gewesen sein, welches er nur Zentimeter neben den Pfosten setzte. Zwischendurch musste leider Reinhardt mit Mittelfussbruch raus.
Lieber Beiersdorfer, gib dem Kerl einen Vertrag über zwei Jahre, und gut ist. Reinhardt ist sicher nicht der absolut begnadete Kicker, aber man kann sich einfach auf ihn verlassen, und da bei uns immer irgendeiner inner Abwehr ausfällt oder sonstwo aushelfen muss, braucht man so einen Typen einfach. Ist doch immer dassslebe. Wir holen irgendein Megatalent für die Innenverteidgung, keiner hat ihn auf dem Zettel, und am Ende kommt Bastian trotzdem auf mindestens 25 Einsätze von Beginn an. Nun ja, in dieser Saison leider nicht mehr.
Je länger das Spiel dauerte, desto verzweifelter rannten die Bayern an, während sich wirklich alle Hamburger in der Defensivarbeit mit Einsatzfreude in die Bällen warfen. Jol verzichtete selbst in der Nachspielzeit auf irgendwelche taktischen Wechsel, der wollte wohl wie wir alle einfach nur noch den Abpifff. Als der endlich ertönte zitterten mene Beine ungelogen noch fünf Minuten weiter, und das nicht vor Kälte.
Meine Fresse, wat ´ne Schlacht! Mir kribbelts selbst jetzt, fünf Tage später, noch, da ich gerade diese Zeilen tippe. Zum Glück haben wir pro Saison nur ein Heimspiel gegen die Bazis. Mehr würde meine Pumpe kaum mitmachen.
Leider konnten wir nicht bis zum Ende der Ehrenrunde mit unserem Abgang warten. Es musste noch Bier bei Knappi besorgt und eie S-Bahn erwischt werden, sonst hätten wir bis viertel vor vier in Kiel auf´m Bahnhof abgammeln dürfen. Ausserdem musste Günter pullern. Ich eigentlch seit der Halbzetpause auch, aber das musste dann einfach mal verschoben werden. Bier ranschaffen war jetzt eindeutig wichtiger, und da wurden wir dann auch bei Knappi gut wie immer versorgt.
Schnellen Schrittes ging es zur S-Bahn nach Eidelstedt, wo ich den Südschweden Martn traf, der nicht weniger begeistert vom Verlauf dieses Abends war. Und dieselben Sorgen hatte wie wir: Kriegt man den Zug in Pinneberg noch?
Ja, aber wirklich auf´m letzten Drücker. Als wir gerade aus der S-Bahn gehüpft waren, fuhr die Kiste Richtung Kiel schon in den Bahnhof ein. Also Beine in de Hand, und nix wie rüber.
Bis Neumünster fuhren wir dann in einem wirklich urgemütlichen Doppelstockkarren, wie ich ihn in eigentlich nur von der Regonalbahn in Nordrhein-Westfalen kannte. Jedenfalls war das Ding selbst in der zweiten Klasse purer Luxus, verglichen mit den Klapperkisten von der Hinfahrt. In unserem Waggon versuchte sich noch ein Mambo-Kurt für Arme mit seinem MP3-"Ghettoblaster" (falls man das mickrige Dingens so nennen kann) in der Massenanimation, aber so richtig wollte keiner auf seine Hampel- und Gesangseinlagen einsteigen. Auf Malle wäre er aber ganz gut angekomen, glaube ich.
In Neumünster gab es dann einen ganz schweren Fall von Kriminalität. Und wer hat die Schuld? Natürlich Günter! Im Bahnhofsladen von Neumünster kann man neben Bier und Süssigkeiten nämlich rund um die Uhr auch Brötchen und heisse Bochwürste zu für so einen Laden höchst zivilen Preisen kaufen, und der Typ vor uns war der Meinung, er bräuchte davon nachts um halb eins dann mal je sechs Stück. Na Mahlzeit! Als der Verkäufer gerade mit dem Einpacken der Würste beschäftigt war, sagte Günter aus Jux zu dem hungrigen Hans Wurst: "Wenn du hier sechs Würstchen kaufst, dann darfste auch die Senfbuddel mitnehmen." Wer rechnet auch damit, dass der Heini das wirklich macht... jedenfalls wanderte neben sechs Würstchen und sechs Brötchen zu unserer amüsierten Verwunderung auch die komplette 800 Milliliter Senfflasche in der Jackentasche aus dem Laden. Normalerweise muss man sowas ja petzen, aber einmal waren eh kaum noch Würstchen da, und ausserdem hatten wir starke Probleme bei der Bezahlung unserer Holsten-Dosen nicht vor lachen das ganze Kleingeld fallen zu lassen.
Im Zug nach Rendsburg unterhielt ich mich dann noch mit ´nem Metal-Fan über diverse Musik und das Wacken Open-Air, ehe auch dieser Fussballabend seinen Abschluss fand. Günter zog es noch ins Charleston, Daniel dackelte zu seiner Verlobten, und meine Rundlichkeit begab sich dann doch ziemlich platt in de heimischen vier Wände.
Geiler Abend!
Gruss
Dilbert
P.S.: Eventuelle Tippfehler bitte ich zu entschuldigen. Ich habe eine neue Tastatur, und die ist etwas anders aufgeteilt als meine alte, weshalb ich damit noch nicht so gut zurechtkomme.
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