(on Tour) HSV - Bochum

Dilbert

Pils-Legende
32. Spieltag 2008 - 2009

Meine Fresse, schon wieder ´ne Saison fast rum. Was HSV-Livespiele angeht ist sie es nach dem Bochum-Kick schon, denn statt dabei zu helfen die insgesamt eher miese Kölner Rückrunde noch beschissener zu machen, werde ich den Fusballnachmittag ja in Düsseldorf verbringen.

Vor Bochum stand allerdings die Arbeit, was hiess: Mal wieder kaum Schlaf. Aber wenn ich nicht pennen darf, dann sollte en Kollege das auch nicht dürfen, deshalb rief ich ihn zu geradezu unverschämter Zeit (halb zehn) an, und klingelte den armen Kerl damit aus der Poofe. Immerhin war er mit den Seifenblasen im Kopp genau im richtigen Zustand ihm seinen Spätdienst am Donnerstag abzuschwatzen, was für mich hiess: Zug statt Auto fahren. Nach dem Dienst ab nach hause, frischmachen, futtern, Rucksack-packen, Stadionklamotten an und los. Am Bahnhof lief mir neben Günter auch Volker in die Arme, der seine Bandscheiben-OP glücklicherweise bestens auskuriert hat und nun bereit zu neuen Schandtaten war. Welcome back! Da wir auf unserem Gruppenticket noch zwei Plätze frei hatten, nahmen wir für ein paar Euro noch zwei Fans einer anderen Gruppe mit.

Die Hinfahrt wurde richtig gemütlich, verglichen mit den beiden letzten. Sitzplätze ohne Ende, ´ne kühle Dose Bier... es ist irgendwie leicht, Menschen glücklich zu machen. Nach dem Umstiegsstopp in Neumünster schipperten wir mit einem dieser schönen, neuen Doppelstockwaggons bis Pinneberg, und von da dann mit ´ner S-Bahn in Richtung Eidelstedt.

Irgendwie war das alles ja mal wieder viel zu früh. Knappi, Bier! Zu meiner Freude war auch wieder eine grosse Delegation vom Manchester-Bus anwesend, die mir dann von ihren mehr oder weniger unrühmlichen Abenteuern in Bremen berichtete. Besonders friedlich scheint es da nicht abgegangen zu sein... na ja, wen wundert es. Zwei Bier später ging es dann langsam mal ins Stadion.

Das war dann wohl das letzte mal, dass ich die Hütte in ihrer derzeitigen Form von innen gesehen habe. In der Sommerpause werden wohl die Bauarbeiten losgehen, um die Logen auf der Süd zu installieren. Ich weiss nicht, seit sie den Kasten vor zehn Jahren runderneuert haben, wird da ständig nur dran rumgebastelt. Zwei Stufen mehr hier, Restaurantverlegung da, Logen auffer Westseite, Fanshop dahin wo einst das Restaurant war... ich glaube, wenn die irgendwann mal fertig sind mit den ganzen Umbauten, reissen sie die Bude zwei Jahre später wieder komplett ab und zimmern gleich ´ne neue hoch, weil die alte zu sehr verbaut ist

Unterdessen hatte ich ein Erlebnis der höchst peinlichen Art. Ich weiss nicht, ob ich es an dieser Stelle schonmal erwähnt hab (glaub schon), aber ich kann mir einfach keine Gesichter merken. Das konnte ich noch nie, und wenn ein flüchtiger Bekannter von mir irgendwie seine Frisur radikal ändert oder sich ´nen Bart wachsen lässt, bin ich in der Hinsicht völlig aufgeschmissen. Es war irgendwie mal wieder an der Zeit für einen richtigen "Autsch!"-Moment.

Nachdem wir in Rendsburg unsere beiden Fahrkartengäste aufgegabelt hatten sind, wir mit denen schon über zwei Stunden zusammen unterwegs gewesen (die hatten Karten für denselben Block, in dem wir auch immer stehen). Nunja, wir stehen da so zwischen Fanshop und Bierstand rum, und einer von denen sacht dann: "Du kennst mich doch." - "Hä?" - "Na, vonner Arbeit, ich bin doch der Sohn von ..." Und dann nimmt der Knabe seine Mütze ab, ich seh seine Halbglatze, und wünsche mir einfach nur ein ganz tiefes Loch, in das ich reinkriechen kann. Autsch!

Ich hoffe mal, dass das Heim-Trikot, welches ich mir am Montag bei real gekauft habe, einen üblen Fluch bricht: Wirklich alle HSV-Spieler, von denen ich mir den Namen und die Nummer auf die Klamotte flocken lassen hab, sind am Ende derselben Saison abgehauen. Butt, Ernst, Heinz... Also, mach mir keine Schande, Jansen! Meine Verehrung für alte Borussen im HSV-Dress hat mich immerhin nochmal ´nen Zehner gekostet, und ich würde das Ding jetzt auch gern ein paar Jahre tragen, bevor och von irgendeinem Fanatiker verprügelt werde, weil der Typ hinten auffer Klamotte irgendein mieses Ding abgezogen hat um zu ´nem Murksverein wie Bayer Leverkusen zu gehen oder bei uns unerklärlicherweise einfach nur so schlecht spielt, dass man ihn für zwanzig Mark und ´n Mettwurstbrötchen sonstwohin verscheuert.

(Kurzer Einwurf an dieser Stelle: Wenn Marin wirklich nach Bremen geht, muss ich wahrscheinlich kotzen... Didi, tu was! Wenn er schon von Gladbach weg muss, dann doch bitte zum HSV. Lass ihn von Jansen belabern, schenk ihm ´ne Jahreskarte für´n Puff, aber lass den armen Kerl nicht nach Bremen! Er ist noch so jung, er weiss nicht, was er tut!)

So, auf zum Spiel.

Nee, erstmal zum Warmmachen: Den langen Schlacks mit der 3 auffer Hose, verdammt, den kennen wir doch! Wie Kai aus der Kiste stand auf einmal bei uns Atouba in der Startelf. Angeblich will er ja bleiben, ich hoffe nur, er hat inzwischen auch mal gepeilt, dass sein Verhalten abseits des Platzes in den letzten Jahren nicht zum besten Bewerbungsgespräch gezählt werden kann. Der Typ ist ein genialer Fussballer, aber durch seine Birne steht er sich oftmals selber im Weg.

Trotzdem schön, dass er wieder da ist.

Der Schiedsrichter war ein angenehm unauffällig leitender Wolfgang Stark, der Gegner ein angenehm unauffällig daherkommender VfL Bochum, der in der ersten Halbzeit so gut wie nichts gebacken bekam. Nachdem Streit (den ich wohl nie wieder im HSV-Trikot sehen, und ihn auch nicht vermissen werde) einen Freistoss in die siebte Etage gebolzt hatte, machte es Guerrero nach einer viertel Stunde besser. Wir hatten ziemlich viel Platz im Mittelfeld, da kann man ja auch einfach mal draufhauen. Der Ball wurde glaue ich noch von einem Bochumer lecht abgefälscht und streifte zudem die Torwarthandschuhe von Fernandez, war aber viel zu wuchtig geschossen als dass dessen Fingerspitzen ihn entscheident ablenken konnten. So krachte das Ding genau in den Winkel, und an konnte geradezu spüren, wie ein kleiner Teil des Werder-Frusts sich aus dem Stadion verzog.

Die nächsten fünf Minuten spielten dann tatsächlich auch die Bochumer mit, und es entwickelte sich kurzfristig ein offener Schlagabtausch. Na ja, sehr kurzfristig, denn nach fünf Minuten war der Zauber schon wieder dahin.

Halbe Stunde rum: Auftritt des Mannes des Tages. Den hab ich, wie Streit, auch zum letzten mal im HSV-Trikot gesehen, aber hier tut der Verlust mal so richtig weh. Bayern München... verdammt, Ivica, wie konntest du nur?! Na ja, erstmal holte er eine Ecke heraus (die ab und zu sogar was taugen wenn sie nicht vom derzeit formschwachen und zum Bankdrücker degradierten Trochowski geschossen werden), diese trat Aogo hinein, Olic entledigte sich seines Gegenspielers (wobei wir da Dusel hatten dass Stark den leichten Schubser nicht ahndete), und köpfte den Ball zu unserem Vergnügen ins Netz.

Den Rest der ersten Halbzeit spielten die Bochumer in einer Form herunter, die mit dem Wort "AbstiegsKAMPF" fast nichts zu tun hatte. das erinnerte bitter an den Auftritt von Gladbach in Frankfurt. Der HSV musste wirklich nicht viel machen, um den VfL fast nach belieben zu dominieren. Leider vergassen sie dabei, dass man auch bei Stand von 2:0 noch ein paar Buden nachlegen könnte, und daddelten den Kick bis zur Pause ohne grossen Offensivdrang herunter.

Koller brachte dann den uns nicht unbekannten Vahid Hashemian, der seine Karriere einst bei den Bazis zu Grabe trug. Hub- Hub- Hubschraubereinsatz... ich lach mich tot. Na ja, immerhin versuchten die Gäste jetzt etwas nach vorn zu machen. Es blieb zunächst allerdings bei den Versuchen. Auf´s Tor schossen erstmal die Hamburger, allerdings ist Aogo nun nicht der Torjäger schlechthin.

(Pause wegen Besuch vonnem Kumpel...)

(...weiter fünf Tage später)

Was die Bochumer nach ungefähr einer Stunde boten spottete jeder Beschreibung. Zweimal verloren sie den Ball am eigenen Strafraum an unseren nimmermüden Kroaten, wobei Concha den Vogel abschoss, sich dem Ball im Rückwärtsgang selbst zu weit vorlegte, und diesen dann von Olic in den Torwinkel kloppen liess. Man hatte irgendwie gar keine Luft zum Jubeln. Wat hepp wi lacht.

Man muss den Bochumern zugute halten, dass sie immerhin nach vorn spielten als das Spiel schon verloren war. Das wurde mit dem 3:1 von Freier, allerdings gegen eine inzwischen nicht mehr 100%ig konzentrierte Hamburger Mannschaft. Danach passierte nicht mehr viel, letztendlich waren die Gäste aber mit dem 3:1 noch sehr gut bedient.

Nach den Standing Ovations für die Mannschaft machten wir uns auf den Rückweg... "Und hier die Endresultate aus den anderen Stadien..." Mit zittrigen Knien schlich ich mich nochmal zur Tribüne zurück. Während der 90 Minuten war aus Cottbus nichts gemeldet worde, hoffentlich hatten meine Borussen kurz vor Schluss nicht noch einen reingewürgt bekommen... "Energie Cottbus - Borussia Mönchengladbach 0:1" Wat?! JAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!! (Hüpf, rumspring, zappel...) Mir fiel da nicht nur ein Stein vom Herzen, das war schon ´ne komplette Felswand. Nun am Samstag noch ein Punkt in Düsseldorf... Ähm, dazu komme ich im nächsten Bericht. Nur soviel. Das Spiel dort war der Hauptgrund, warum ich den hier erst jetzt fertigmache, obwohl ich Freitag schon damit angefangen habe.

Aber erstmal ging man optimistisch zu Knappi. Dortmund hatte am Vortag verloren, der HSV sich für die Klatschen gegen die Wald- und Wiesenköppe erholt gezeigt, da sollte doch im Heimspiel gegen zuletzt eher bocklose (Wortspiel) Kölner ein weiterer Schritt in Richtung UEFA-Liga zu machen sein. Und Borussia hatte unerwarteterweise sechs Punkte gesammelt und ein zusätzliches Heimspiel gegen Leverkusen vor der Nase. Was sollte da noch schiefgehen?

Öhm...

So, Bier haben. An dieser Stelle wünsche ich Knappi, seiner Familie, seiner Tresentruppe, den Jungs vom Bacardi-Stammtisch und natürlich der Manchester-Gang eine schöne Sommerpause, egal was am letzten Spieltag noch passiert. Wir sehen uns zur Saisoneröffnung wieder, und die nächste Dauerkarte kommt bestimmt. Ob ich dann angesichts des hirnlosen Anstosszeiten-Irrsinns der nächsten Spielzeit noch so oft dabeisein kann, weiss ich allerdings nicht. Danke, DFL! F*** off!

Pinneberg, noch fast eine Stunde, bis der Zug kommt. Toll, wat nu? Die Döner- und Frittenhütte am Bahnhof schien die einzige Alternative zu sein, immerhin konnte man da noch ´nen Teil der Sportschau gucken, und ´n kühles Holsten gab es auch noch. Die Fritten, bei denen ich Günter helfen sollte, waren allerdings dermassen versalzen, dass ich den Laden nur sehr bedingt weiterempfehlen kann. Die könnten da ruhig die Hälfte von dem Salz nach Manchester schicken (die hauen da ja gar keins rauf), dann sind beide genau richtig gewürzt.

Der Rest der Rückfahrt verlief ereignislos, und als ich um ca. halb zwei in meiner Butze ankam, war einfach nur schnarchen angesagt. Ein Glück, Donnerstag war Spätdienst...

Gruss
Dilbert
 
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