Dilbert
Pils-Legende
29. Spieltag 2006 - 2007
Mahlzeit!
Das war wirklich Freitag, der 13. ...
Am Donnerstag hatten Schröder und ich die halbe Nacht am Tischkicker verbracht, wobei nach Siegen das Ergebnis 4:4 und nach Bieren wohl ca. 10:10 rauskam. Da unser Zug am Freitag erst um 11.00 Uhr fahren sollte, war das aber halb so schlimm.
Freitag, so kurz nach neun... Gääääähn! Ach ja, bestes Mützenwetter, eine lustige 22 Stunden-Tour inklusive einem eventuell guten Fussballspiel und einem Treffen mit guten Kumpels vor Augen, keine dicke Rübe und ´n paar kühle Biere im Kühlschrank... es war also ein Tag, an dem man die Meinung haben konnte dass es gar keine schlechte Idee ist am Leben zu sein.
Nach einer Dusche und ´ner Pizza latschte Schröder erstmal zu Edeka, da er am Vorabned seine Bierreserven in eher unzumutbar geringe Mengen heruntergesoffen hatte, und ich guckte erstmal im Netz nach wer denn eigentlich Schiedsrichter sein sollte. Und ich sach noch zu ihm: "So lange es nur nicht Merk ist, ist es eigentlich Wurscht." Drei Minuten später... ach du Scheisse....
Nachdem Schröder zurück war dackelten wir erstmal ganz gemütlich zum Bahnhof. Eurocity nach Prag: Zehn Minuten Verspätung. Das fängt ja gut an... Gab mir immerhin die Zeit noch was zum Lesen zu besorgen.
Also, wenn ich den Eurocity aus Tschechien mit dem IC vergleiche, in dem wir dann von Hamburg nach Duisburg gurkten: Da hockt man im Intercity eher in der 3. Klasse. Der EC war aber sowas von urgemütlich und leise, den konnte man selbst auf unserer Eisenbahnhochbrücke kaum hören.... Und die haben da besseres Bier drin! Als der Typ mit seinem Karren angejuckelt kam und ich ihn fragte, was er denn für Bier auf Lager hätte, verstand er zwar erstmal kein Wort, aber als er dann irgendwann "Schwarzbier" sagte, hiess es nur noch "her damit!" Okay, 3,30 Euro war nicht gerade billig, aber das Kozel schmeckte dafür mal so richtig lecker. Note: 2+
Hamburg Dammtor, ich hab da so´n Bedürfnis... Na toll, ich lande im einzigen Mc Doof-Scheisshaus, in dem einer alles mögliche ausser der Schüssel getroffen hat. Egal, die Wurst muss raus, und die Cheeseburger müssen anschliessend rein.
Auf´m Bahnsteig war erstmal rätseln angesagt, weil irgendwie zwei Züge vom selben Gleis zur selben Zeit in dieselbe Richtung fahren sollten. HÄÄÄÄ?! Na jut, welche Nummer hat denn unsere Kiste... da isser ja.
Auf dem Bahnsteig tummelten sich nach einer Weile doch etliche Fussballfans, nur den guten Häuptling Olaf mit seiner Twistinger Truppe konnte ich nicht entdecken. Schade. Als der Zug eintraf lümmelten Schröder und ich uns in´s nächstbeste Abteil, da dort keine Reservierungsschildchen angebracht waren.
Zwei Minuten später: "Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund eines technischen Problems war es uns leider nicht möglich die Reservierungen ab Hamburg einzustecken. Wir bitten sie sich auf ihre reservierten Plätze zu begeben und die Fahrgäste ohne Reservierungen um Rücksichtnahme." Was für Schröder und mich bedeutete, dass wir unseren "Palast" schon am Hauptbahnhof wieder räumen durften. Na Klasse. Allerdings mussten wir gar nicht lange suchen, sondern fanden schnell eine Sitzreihe im nächsten Grossraumabteil, die uns dann auch keiner mehr streitig machen wollte. So, Alter: Prost!
"Sehr geehrte Fahrgäste, unser nächster Halt ist Hamburg Harburg bla bla... ich korrigiere, unser nächster Halt ist Bremen Hauptbahnhof..." Ja wie, wenn nichtmal der Zugchef weiss wo wir langfahren, wo bitte soll das denn enden?!
"Sehr geehrte Fahrgäste, laut unserem Plan haben wir hier in diesem Zugverband kein Boardbistro."
Später: "Sehr geehrte Fahrgäste, wir planen in Osnabrück drei Kisten Warsteiner aufzunehmen." Geile Idee, im Zug ´ne Horde Fussballfans, und dann drei Kisten Warsteiner. Bis zu unserem Waggon ist die Tussi mit der Tüte ger nicht erst gekommen. Hilfe, wat ´ne Chaoskiste! Da fehlte eigentlich nur noch der gute Faulix an Board. Auf meinem Sitzplatz hielt ich es irgendwie nicht wirklich lange aus, da einem die Sonne doch ziemlich auf den Pelz brannte. Dann lieber auf den Gang stellen, Fenster etwas auf und Prost! Da wir uns zufällig im Raucherwaggon einquartiert hatten kamen so nach und nach immer mal wieder ein paar Fans vorbeigelatscht mit denen man klönen konnte, wobei ich mit dem einen jetzt für´s Mainz-Spiel eine Verabredung bei Knappi habe.
Da die Karre unterwegs schon irgendwie Zeit verdüddelt hatte, war der Zugchef sichtlich stolz darauf, dass wir bis Bremen aus zehn nur noch drei Minuten Verspätung gemacht hatten. Dafür durften wir dann in Bremen...
"Sehr geehrte Fahrgäste, wegen eines technischen Defekts musste der Triebwagen ausgetauscht werden, deshalb stehen wir hier seit 13 Minuten, wir hoffen jedoch unsere Fahrt bald fortsetzen zu können." Freitag der 13., so langsam wurd´s unheimlich.
Kann mir mal jemand diese verdammte Nebenhöhlenentzundung rausbasteln? Das Scheisszeug löst teilweise heftige Hustenanfälle aus, von denen der eine mich dazu nötigte das Zugscheisshaus oral unschön umzudekorieren. Normalerweise muss ich jedenfalls nach fünf Bier nicht kotzen, aber ich denke, ich hab ganz gut getroffen und die Schweinerei auch vernünftig beseitigt. Blärgs!
So langsam wurde es dann mal Zeit den Turtur anzufunken, wegen des geplanten Treffs am Duisburger Hauptbahnhof. Da wir drei eigentlich den gleichen Zug nach Gladbach nehmen wollten schien das kein Problem zu sein. Tja, wenn sich einmal unsere Kiste nicht schon wieder verspätet hätte, der Regionalexpress nach Mönchengladbach noch mehr Verspätung gehabt und auf dem Bahnsteig nebenan auch noch ein anderer Zug in die geheiligte Stadt gestanden hätte. In den stiegen Schröder und ich dann ein, weshalb Turtur und wir irgendwie ziemlich dämlich aneinander vorbeifuhren.
Die Regionalbahn nach Aachen war dann die absolute Krönung der eingebauten Lahmarschigkeit. An jedem Aussenabort von irgendwelchen Bauernhöfen hielt das Mistding an. Oh, da steht ´ne Kuh, vielleicht will die ja noch einsteigen... Fragt mich nicht, wie viele Stopps die Kiste auf den paar Kilometern eingelegt hat, aber eine Hamburger S-Bahn hält auch nicht öfter an. Allein in Krefeld bleib die Gurke mal eben viermal stehen. Deshalb kamen wir nach Mönchengladbach mit einiger Verspätung gegenüber unseren Zeitplan (zumal die Mühle auch noch mit fünf Minuten Verzug losgeschippert war). Als die Karre endlich anhielt und ihre Türen öffnete, sprang ich so erleichtert raus dass ich erstmal meine Fahne da drin stehen liess. Mit einer berherzten "Ach du Scheisse"-Aktion konnte ich das gute Stück aber noch retten, bevor die Krücke weiterfuhr. Bei der nächsten Tour gegen die Bazis bleibt sie zu Hause, wenn man etwas knülle ist gehen die Winketeile viel zu schnell verloren, wenn man sonst nie eine mitschleppt. Schröder ergatterte geistesgegenwärtig dann das wirklich allerletzte Schliessfach, ich besorgte ein paar Pils, und fertig war die Laube. Nach grob geschätzten 280 Telefonaten gabelten wir dann auch noch die Kollegen Aulataler und Turtur samt ´nem Kumpel (der Name ist gerade futsch) auf, Aulataler und ich tauschten Schals, und die Party vor´m Spiel konnte beginnen.
Nachdem man sich zwischendurch wegen "ich muss ma pissen", "ich muss nochma telefonieren", "ich kauf mir nochma schnell ´nen Schal" (wer war das bloss schon wieder....?) und "hat mal einer ´n Bier" desöften wieder verloren hatte, wurde gemeinsam der Bus zum Stadion geentert. Nach einer anscheinend mal wieder endlosen Fahrt und einem noch endloseren Fussmarsch erreichten wir das Fanhaus, an dem sich seit meinem letzten Besuch dort 2005 doch einiges verändert hat. Damals war´s eher eine improvisierte Renovierungsruine, jetzt haben sie da eine wirklich gemütliche Butze draus gebastelt, mit Bierttresen, Fanshop, Kickertisch und allem drum und dran. Dort fand Turtur nach sehr kurzer Suche auch noch den André, unseren Soccer-Fans Foren-Cheffe. Darauf musste selbstverständlch kräftigst angestossen werden. Wir waren gerade schön am quasseln, da bimmelte mein Handy los. Moin Manni, ich trink schnell mein Bierchen aus, dann komm ich!
André, wir sehen und vor´m Bayern-Kick wieder.
Etwa eine Stunde vor dem Anpfiff war ich also auf der Suche nach Manni, der aber netterweise mit seinem kleinen Fähnchen inner Luft rumwedelte und deshalb nicht gerade schwer zu finden war. Nu nix wie rein in´s Stadion, Bierchen holen und dann erstmal: Sitzen den ganzen Tag am Zugfenster stehen, doof durch die Gegend rennen, saufen und eine Platte in´s Zugklo bölken strengt irgendwann halt doch etwas an, weshalb ich auf Mannis Frage "Du bist ganz schön müde, oder?" mit "total kaputt" oder etwas ähnlichem antwortete. Um vor´m Spiel "Die Elf vom Niederrhein" zu gröhlen hat´s aber trotzdem noch locker gereicht. Da die Gladbach-Fans den Tag zum "Flag-Day" erklärt hatten war die Action vor´m Spiel diesmal sehr farbenfroh. Nur den Schal von Aulataler sah man nicht, weil der Ordner am Block der Meinung war, dass dieser eine blaue Fitzel inmitten meiner zahlreichen schwarz-weiss-grünen Klamottur ein provokantes Sicherheitsrisiko darstellen würde. Zum Glück hatte ich keine blaue Jeans an, sonst hätte ich da nachher in Unterhosen rumlaufen dürfen. Dank der BW-Hose war es aber kein Problem den Schal in einer der Seitentaschen am Bein zu verstauen.
Schiedsrichter war... genau. Und um mal die allgemeine Hasskappe, die ich sonst gegen den hege, etwas zu mildern: Der hat ein gutes Spiel gemacht. Eigentlich war Merk im Gegensatz zu den Mannschaften sogar qualitativ sehr hochwertig.
In der ersten Halbzeit waren die Borussen das eindeutig bessere Team. Nach sehr schleppender Anfangsphase mit allenfalls ein paar (nicht gut gezielten) Fernschüssen kamen die Gladbacher zur Mitte hin immer besser in Fahrt, und hätten beim Pausenpfiff eigentlich mit 2:0 führen müssen. Einmal schaffte es Rafael auf wirklich dummdreiste Weise knapp vor´m Tor über eine gute Hereingabe einfach drüberzulatschen, und ganz kurz vor der Pause zimmerte Insua erst den Ball volley an die Latte, und Kluge haute den Abpraller aus sechs Metern völlig frei zwei Meter über die Kiste. Oh Mann...
Versteht mich nciht falsch, die Gladbacher haben in Halbzeit eins nicht wirklich gut gespielt, aber verglichen mit dem was der HSV bot konnte man das schon fast als Sturmlauf bezeichnen. Die Hamburger bolzten in 45 Minuten genau einmal drauf, und den Ball konnte Keller locker halten. Die Gladbacher boten Einsatz und Willen, aber leider auch die krankhafte Unfähigkeit den Ball in´s Ziel zu knüppeln und Insua hatte dazu schlichtweg Pech. Also eigentlich war alles wie immer.
In der Pause gab´s irgendein dusseliges Halbzeitspiel, aber ich hab vergessen, was das war.
Die zweite Halbzeit kann man von der Qualität her kaum in Worte fassen. Die einen (HSV) wollten erstmal eigentlich gar nicht, die anderen rannten rum als würden sie durchgehend mit Wadenkrämpfen spielen. Das war ja alles so.. hilflos. So unglaublich ungefährlich. So verzweifelt bemüht und einfach grauenhaft unkreativ.
So eierte eine der miesesten zweiten Spielhälften der Bundesligagschichte ihem Ende entgegen, und eigentlich passierte fast nüscht, bis bei den Hamburgern ein wenig das Red Bull aus der Pause zu wirken begann. Das lag auch daran, dass die Gladbacher ausser einem Kopfball des inzwischen eingewechselten Neuville (dafür Insua rauszunehmen fanden die Gladbacher Fans aber teilweise nicht gerade prickelnd) wirklich nichts mehr auf die Reihe bekamen, und den hielt Rost. Ab ca. zehn Minuten vor dem Ende nahmen die Hamburger erstmals wirklich am Geschehen auf dem Platz teil, eine Minute vor Schluss wechselte Stevens die eigentliche Oberblinse Guerrero ein, und eine Minute in der Nachspielzeit bekam der HSV seinen ersten wirklich guten Spielzug gebacken, der dann auch reichte. Die Gladbacher waren seehr weit aufgerückt, Guerrero und Mahdavikia dübelten sich ´nen Doppelpass zusammen, die Überreste der Borussen-Hintermannschaft grätschte in´s Leere, und Keller (ob der da schon angeknockt war weiss ich nicht, wenn ja, dann käme wirklich alles zusammmen was man so als Tabellenletzter nicht braucht) kam auch nicht mehr ran.
Manni konnte das dann einfach nicht mehr ertragen und machte noch vor dem Abpfiff die Biege. Verstehen kann ich ihn ja, dieses völlig unverdiente Scheisstor war die ungalubliche Krönung auf eine bisherige Seuchensaison voller Dummheit, Pech und spielerischer Armut. Irgendwann hält man das dann einfach nicht mehr aus. Genauso ging es einem Grossteil der beim Schlusspfiff noch anwesenden Gladbacher Fangemeinde, die diese traurige Ansammlung hilfloser Spieler dermassen zur Sau machte dass mir fast die Tränen kamen. Das war zu dem Zeitpunkt teilweise purer Hass. Es half nix, ich musste da schnell weg. Solche Sachen tun irgendwann einfach nur noch weh. Selbst heute noch.
Vor´m Stadion parkte ich mich erstmal in der Nähe einer Bierbude, um dort auf Schröder zu warten. Den fand ich dann trotz der Dunkelheit ziemlich schnell, und wir konnten uns nach einer kurzen Analyse ("Was für´n gottverdammtes Scheissspiel!!!") auf den Weg zum Bus machen.
Also, ich weiss nicht, was da anner Haltestelle los war, aber einer vom Ordnungsdienst sah sich dazu genötigt einem Typen in den Bus hinterherzuspringen, den dort zusammenzuhauen und ihn anschliessend aus der Karre zu ziehen. Ich hab ehrlich gesagt nicht den geringsten Grund dafür gesehen, dem da ein paar vor die Glocke zu geben. Als Schröder und ich im Bus waren lag der Knabe immer noch am Absperrgitter und wurde vonner Polente vernommen. Ehrlich gesagt stank das ziemlich nach Körperverletzung seitens des Ordners, der sich ernsthaft Gedanken um seinen Job und eine Therapie machen sollte, falls Schröders und mein Eindruck des grundlosen Draufhauens zustreffend sein sollte.
Am Bahnhof hatten wir noch ´ne Menge Zeit, deshalb holten wir unsere Klamotten aus dem Schliessfach und gingen dann abwechselnd Bier holen. Früh-Kölsch 1,10 Euro? Gibma fünf Buddeln rüber... Anschliessend parkte ich Schröder anner Fanartikelbude und machte mich auf den Weg zur Sparkasse, um die ich dann einmal aussenrum laufen durfte weil der Geldautomat irgendwo am Arsch der Welt versteckt war. In Nachhinein hätte ich die Patte zwar nicht gebraucht, aber bevor ich plötzlich pleite bin... So, und nun zurück zum Bahnhof.
Nach einer Weile kamen Aulataler und später Turtur hinzu, mit denen erstmal das eine oder andere Fläschchen verhaftet, Würstchen gefuttert und Foto geknipst wurde. Zwischedurch entluden irgendwelche Deppen ihren Frust im Bierpullenwerfen (um es nicht zu dramatisieren: die Dinger flogen so, dass keiner verletzt werden konnte, sondern landeten etliche Meter weiter vorn) und zettelten deshalb fast ´ne Keilerei zwischen zwei Fangruppen an, die damit eigentlich gar nichts zu tun hatten. Zum Glück war die Sache nach ein bisschen Gepöbel aber schnell geklärt, ehe Blut fliessen konnte.
Da Aulataler die Nacht im Hotel verbringen wollte hiess es um ca. viertel vor eins dann Abschied nehmen, da Turtur, Schröder und ich langsam zum Zug mussten. Danke für den Schal und den (wenn man das Spiel ausklammert) lustigen Abend! Ich hoffe mal, wir sehen uns bald wieder!
Im Zug nach Düsseldorf war dann erstmal nur noch doof rumsitzen angesagt... na gut, und das eine oder andere Bier verhaften (da das Kölsch schon vorher fast vernichtet war hatte ich dem Bahnhofskiosk vorsorglich noch ein paar Hansa-Pils abgeknöpft). In Düsseldorf selbst machten dann auch Turtur und sein Kumpel die Biege (haut rein!), während Schröder und ich eine Stunde Zeit zum Abhängen hatten. Groll... Hunger! Na ja, der McDoof war ja nicht weit.
Auf dem Bahnsteig... Intercity nach Hamburg - zwanzig Minuten später. Hallo, Bahn, geht´s noch?! Fast hätte ich die Karre sogar verpennt, weil ich auf dem Bahnsteig leicht weggenuckelt bin während der Wartezeit. Als wir endlich in der Mühle sassen gab´s wirklich nur noch eins: Den Rucksack als Kopfkissen nehmen und versuchen irgendwie ein paar Stunden abzuratzen. Das klappte bei mir bis ca. Bremen, danach guckte ich halbwegs wie paralysiert stumpf inne Landschaft, in der die Sonne langsam aufging.
Hamburg Hauptbahnhof... Kniiiirsch! Das waren einmal die Zugbremsen, und dann unsere Knochen. So total verdreht im Zug pennen ist für die Wirbelsäule wirklich keine Wohltat. Zitat von mir selbst zu Schröder: "Mann, bin ich im Arsch!" Der Zug nach Neumünster stand schon auf´m Gleis parat, deshalb liess ich es sein mir eine dringend benötigte Limo oder Selter zu kaufen. Hätte ich lieber noch machen sollen, denn kaum war die Kiste losgefahren, da hätte ich schon ein Königreich für ´ne Pulle Cola oder Mineralwasser gegeben. Weiter vorn im Waggon stand ein Snackautomat. Als ich versuchte aus dem Ding schlau zu werden kam irgendso ´ne Type an und laberte mich voll von wegen "1:0 verloren, bla bla bla, wie peinlich, sülz..." - "Wenn du nichts besseres auf Lager hast, dann lass mich in Ruhe." Zur Erleichterung meiner Ohren tat er das dann vorerst auch mal.
Die von der Bahn spinnen komplett. 1,80 Euro für ´ne kleine Pulle Cola, ich bin doch nicht Krösus! Aber ich müsste doch noch...(Rucksackgebuddel) Aaaah!
Wenn das Zeugs schon Früh-Kölsch heisst, dann kann man es doch auch zum Frühstück saufen, oder? Dieser aufgewärmte Brand löste in mir dann eine fast euphorisch gute Laune aus, so dass ich am liebsten gleich zum nächsten Fussballspiel gefahren wäre. Allerdings hatte ich irgendwie keinen Bock meinen Rucksack mit dem ganzen Gerümpel drin und die Borussen-Flagge in irgendein anderes Stadion zu schleppen, deshalb musste ich wohl erstmal nach Hause.
Als wir in Neumünster ausgestiegen waren und der Zug weiter in richtung Kiel fuhr, fing de blöde Laberbacke wieder an mich aus dem Fenster völlzupöbeln, und diesmal auch auf´s übelste dumm anzumachen. "Du bist Gladbacher, du bist der letzte Scheiss. Tabellenletzter, Scheissdreck, blöde Wichser bla bla bla..." Mann, da platzte mir vielleicht die Hutschnur. Konnte der Typ nicht einfach die Fresse halten? Jedenfalls flogen dem Deppen einige ziemlich unflätige Bemerkungen (ihn betreffend, nicht den HSV) hinterher, als er an mir vorbeifuhr. am liebsten hätte ich ihm einen Sonnenschirm in´s Maul gestopft und aufgespannt. Nichts gegen ein paar Witze oder Sticheleien, aber was der Typ trieb war nun wirklich nicht mehr auf der komischen Seite anzusiedeln. Grummel...
Im Bahnhofsladen war die Cola dann erschwinglicher, und, man soll es kaum glauben: Der Zug nach Rendsburg war pünktlich! So kamen wir dann um kurz nach 9.00 Uhr wieder inner Heimat an.
Zu Hause zog ich zum ersten mal nach 23 Stunden meine Schuhe aus, und damit war es dann um meine vorherige Energie geschehen. Statt zum Bahnhof zu latschen plumpste ich dann doch auf mein Bett, das so verführerisch neben dem PC-Tisch stand. Noch eine Fahrt zu irgendeinem Kick hätte ich wohl auch nicht ohne grössere Probleme durchgehalten, das wäre die reinste Katastrophe geworden. Ich werd halt langsam alt.
Tja, war eigentlich ´ne schöne Fahrt, nette Leute kennengelernt, gut Party gehabt. Auch noch ein Danke an Schröder, der zwischendurch meine Fahne gerettet hat als ich das Ding mal wieder irgendwo hatte stehenlassen. Störend war nur dieses beschissene Fussballspiel zwischendrin...
Schade, aber mit den Dilbert-Derbys isset wohl erstmal für mindestens ein Jahr vorbei.
Gruss
Dilbert
Mahlzeit!
Das war wirklich Freitag, der 13. ...
Am Donnerstag hatten Schröder und ich die halbe Nacht am Tischkicker verbracht, wobei nach Siegen das Ergebnis 4:4 und nach Bieren wohl ca. 10:10 rauskam. Da unser Zug am Freitag erst um 11.00 Uhr fahren sollte, war das aber halb so schlimm.
Freitag, so kurz nach neun... Gääääähn! Ach ja, bestes Mützenwetter, eine lustige 22 Stunden-Tour inklusive einem eventuell guten Fussballspiel und einem Treffen mit guten Kumpels vor Augen, keine dicke Rübe und ´n paar kühle Biere im Kühlschrank... es war also ein Tag, an dem man die Meinung haben konnte dass es gar keine schlechte Idee ist am Leben zu sein.
Nach einer Dusche und ´ner Pizza latschte Schröder erstmal zu Edeka, da er am Vorabned seine Bierreserven in eher unzumutbar geringe Mengen heruntergesoffen hatte, und ich guckte erstmal im Netz nach wer denn eigentlich Schiedsrichter sein sollte. Und ich sach noch zu ihm: "So lange es nur nicht Merk ist, ist es eigentlich Wurscht." Drei Minuten später... ach du Scheisse....
Nachdem Schröder zurück war dackelten wir erstmal ganz gemütlich zum Bahnhof. Eurocity nach Prag: Zehn Minuten Verspätung. Das fängt ja gut an... Gab mir immerhin die Zeit noch was zum Lesen zu besorgen.
Also, wenn ich den Eurocity aus Tschechien mit dem IC vergleiche, in dem wir dann von Hamburg nach Duisburg gurkten: Da hockt man im Intercity eher in der 3. Klasse. Der EC war aber sowas von urgemütlich und leise, den konnte man selbst auf unserer Eisenbahnhochbrücke kaum hören.... Und die haben da besseres Bier drin! Als der Typ mit seinem Karren angejuckelt kam und ich ihn fragte, was er denn für Bier auf Lager hätte, verstand er zwar erstmal kein Wort, aber als er dann irgendwann "Schwarzbier" sagte, hiess es nur noch "her damit!" Okay, 3,30 Euro war nicht gerade billig, aber das Kozel schmeckte dafür mal so richtig lecker. Note: 2+
Hamburg Dammtor, ich hab da so´n Bedürfnis... Na toll, ich lande im einzigen Mc Doof-Scheisshaus, in dem einer alles mögliche ausser der Schüssel getroffen hat. Egal, die Wurst muss raus, und die Cheeseburger müssen anschliessend rein.
Auf´m Bahnsteig war erstmal rätseln angesagt, weil irgendwie zwei Züge vom selben Gleis zur selben Zeit in dieselbe Richtung fahren sollten. HÄÄÄÄ?! Na jut, welche Nummer hat denn unsere Kiste... da isser ja.
Auf dem Bahnsteig tummelten sich nach einer Weile doch etliche Fussballfans, nur den guten Häuptling Olaf mit seiner Twistinger Truppe konnte ich nicht entdecken. Schade. Als der Zug eintraf lümmelten Schröder und ich uns in´s nächstbeste Abteil, da dort keine Reservierungsschildchen angebracht waren.
Zwei Minuten später: "Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund eines technischen Problems war es uns leider nicht möglich die Reservierungen ab Hamburg einzustecken. Wir bitten sie sich auf ihre reservierten Plätze zu begeben und die Fahrgäste ohne Reservierungen um Rücksichtnahme." Was für Schröder und mich bedeutete, dass wir unseren "Palast" schon am Hauptbahnhof wieder räumen durften. Na Klasse. Allerdings mussten wir gar nicht lange suchen, sondern fanden schnell eine Sitzreihe im nächsten Grossraumabteil, die uns dann auch keiner mehr streitig machen wollte. So, Alter: Prost!
"Sehr geehrte Fahrgäste, unser nächster Halt ist Hamburg Harburg bla bla... ich korrigiere, unser nächster Halt ist Bremen Hauptbahnhof..." Ja wie, wenn nichtmal der Zugchef weiss wo wir langfahren, wo bitte soll das denn enden?!
"Sehr geehrte Fahrgäste, laut unserem Plan haben wir hier in diesem Zugverband kein Boardbistro."
Später: "Sehr geehrte Fahrgäste, wir planen in Osnabrück drei Kisten Warsteiner aufzunehmen." Geile Idee, im Zug ´ne Horde Fussballfans, und dann drei Kisten Warsteiner. Bis zu unserem Waggon ist die Tussi mit der Tüte ger nicht erst gekommen. Hilfe, wat ´ne Chaoskiste! Da fehlte eigentlich nur noch der gute Faulix an Board. Auf meinem Sitzplatz hielt ich es irgendwie nicht wirklich lange aus, da einem die Sonne doch ziemlich auf den Pelz brannte. Dann lieber auf den Gang stellen, Fenster etwas auf und Prost! Da wir uns zufällig im Raucherwaggon einquartiert hatten kamen so nach und nach immer mal wieder ein paar Fans vorbeigelatscht mit denen man klönen konnte, wobei ich mit dem einen jetzt für´s Mainz-Spiel eine Verabredung bei Knappi habe.
Da die Karre unterwegs schon irgendwie Zeit verdüddelt hatte, war der Zugchef sichtlich stolz darauf, dass wir bis Bremen aus zehn nur noch drei Minuten Verspätung gemacht hatten. Dafür durften wir dann in Bremen...
"Sehr geehrte Fahrgäste, wegen eines technischen Defekts musste der Triebwagen ausgetauscht werden, deshalb stehen wir hier seit 13 Minuten, wir hoffen jedoch unsere Fahrt bald fortsetzen zu können." Freitag der 13., so langsam wurd´s unheimlich.
Kann mir mal jemand diese verdammte Nebenhöhlenentzundung rausbasteln? Das Scheisszeug löst teilweise heftige Hustenanfälle aus, von denen der eine mich dazu nötigte das Zugscheisshaus oral unschön umzudekorieren. Normalerweise muss ich jedenfalls nach fünf Bier nicht kotzen, aber ich denke, ich hab ganz gut getroffen und die Schweinerei auch vernünftig beseitigt. Blärgs!
So langsam wurde es dann mal Zeit den Turtur anzufunken, wegen des geplanten Treffs am Duisburger Hauptbahnhof. Da wir drei eigentlich den gleichen Zug nach Gladbach nehmen wollten schien das kein Problem zu sein. Tja, wenn sich einmal unsere Kiste nicht schon wieder verspätet hätte, der Regionalexpress nach Mönchengladbach noch mehr Verspätung gehabt und auf dem Bahnsteig nebenan auch noch ein anderer Zug in die geheiligte Stadt gestanden hätte. In den stiegen Schröder und ich dann ein, weshalb Turtur und wir irgendwie ziemlich dämlich aneinander vorbeifuhren.
Die Regionalbahn nach Aachen war dann die absolute Krönung der eingebauten Lahmarschigkeit. An jedem Aussenabort von irgendwelchen Bauernhöfen hielt das Mistding an. Oh, da steht ´ne Kuh, vielleicht will die ja noch einsteigen... Fragt mich nicht, wie viele Stopps die Kiste auf den paar Kilometern eingelegt hat, aber eine Hamburger S-Bahn hält auch nicht öfter an. Allein in Krefeld bleib die Gurke mal eben viermal stehen. Deshalb kamen wir nach Mönchengladbach mit einiger Verspätung gegenüber unseren Zeitplan (zumal die Mühle auch noch mit fünf Minuten Verzug losgeschippert war). Als die Karre endlich anhielt und ihre Türen öffnete, sprang ich so erleichtert raus dass ich erstmal meine Fahne da drin stehen liess. Mit einer berherzten "Ach du Scheisse"-Aktion konnte ich das gute Stück aber noch retten, bevor die Krücke weiterfuhr. Bei der nächsten Tour gegen die Bazis bleibt sie zu Hause, wenn man etwas knülle ist gehen die Winketeile viel zu schnell verloren, wenn man sonst nie eine mitschleppt. Schröder ergatterte geistesgegenwärtig dann das wirklich allerletzte Schliessfach, ich besorgte ein paar Pils, und fertig war die Laube. Nach grob geschätzten 280 Telefonaten gabelten wir dann auch noch die Kollegen Aulataler und Turtur samt ´nem Kumpel (der Name ist gerade futsch) auf, Aulataler und ich tauschten Schals, und die Party vor´m Spiel konnte beginnen.
Nachdem man sich zwischendurch wegen "ich muss ma pissen", "ich muss nochma telefonieren", "ich kauf mir nochma schnell ´nen Schal" (wer war das bloss schon wieder....?) und "hat mal einer ´n Bier" desöften wieder verloren hatte, wurde gemeinsam der Bus zum Stadion geentert. Nach einer anscheinend mal wieder endlosen Fahrt und einem noch endloseren Fussmarsch erreichten wir das Fanhaus, an dem sich seit meinem letzten Besuch dort 2005 doch einiges verändert hat. Damals war´s eher eine improvisierte Renovierungsruine, jetzt haben sie da eine wirklich gemütliche Butze draus gebastelt, mit Bierttresen, Fanshop, Kickertisch und allem drum und dran. Dort fand Turtur nach sehr kurzer Suche auch noch den André, unseren Soccer-Fans Foren-Cheffe. Darauf musste selbstverständlch kräftigst angestossen werden. Wir waren gerade schön am quasseln, da bimmelte mein Handy los. Moin Manni, ich trink schnell mein Bierchen aus, dann komm ich!
André, wir sehen und vor´m Bayern-Kick wieder.
Etwa eine Stunde vor dem Anpfiff war ich also auf der Suche nach Manni, der aber netterweise mit seinem kleinen Fähnchen inner Luft rumwedelte und deshalb nicht gerade schwer zu finden war. Nu nix wie rein in´s Stadion, Bierchen holen und dann erstmal: Sitzen den ganzen Tag am Zugfenster stehen, doof durch die Gegend rennen, saufen und eine Platte in´s Zugklo bölken strengt irgendwann halt doch etwas an, weshalb ich auf Mannis Frage "Du bist ganz schön müde, oder?" mit "total kaputt" oder etwas ähnlichem antwortete. Um vor´m Spiel "Die Elf vom Niederrhein" zu gröhlen hat´s aber trotzdem noch locker gereicht. Da die Gladbach-Fans den Tag zum "Flag-Day" erklärt hatten war die Action vor´m Spiel diesmal sehr farbenfroh. Nur den Schal von Aulataler sah man nicht, weil der Ordner am Block der Meinung war, dass dieser eine blaue Fitzel inmitten meiner zahlreichen schwarz-weiss-grünen Klamottur ein provokantes Sicherheitsrisiko darstellen würde. Zum Glück hatte ich keine blaue Jeans an, sonst hätte ich da nachher in Unterhosen rumlaufen dürfen. Dank der BW-Hose war es aber kein Problem den Schal in einer der Seitentaschen am Bein zu verstauen.
Schiedsrichter war... genau. Und um mal die allgemeine Hasskappe, die ich sonst gegen den hege, etwas zu mildern: Der hat ein gutes Spiel gemacht. Eigentlich war Merk im Gegensatz zu den Mannschaften sogar qualitativ sehr hochwertig.
In der ersten Halbzeit waren die Borussen das eindeutig bessere Team. Nach sehr schleppender Anfangsphase mit allenfalls ein paar (nicht gut gezielten) Fernschüssen kamen die Gladbacher zur Mitte hin immer besser in Fahrt, und hätten beim Pausenpfiff eigentlich mit 2:0 führen müssen. Einmal schaffte es Rafael auf wirklich dummdreiste Weise knapp vor´m Tor über eine gute Hereingabe einfach drüberzulatschen, und ganz kurz vor der Pause zimmerte Insua erst den Ball volley an die Latte, und Kluge haute den Abpraller aus sechs Metern völlig frei zwei Meter über die Kiste. Oh Mann...
Versteht mich nciht falsch, die Gladbacher haben in Halbzeit eins nicht wirklich gut gespielt, aber verglichen mit dem was der HSV bot konnte man das schon fast als Sturmlauf bezeichnen. Die Hamburger bolzten in 45 Minuten genau einmal drauf, und den Ball konnte Keller locker halten. Die Gladbacher boten Einsatz und Willen, aber leider auch die krankhafte Unfähigkeit den Ball in´s Ziel zu knüppeln und Insua hatte dazu schlichtweg Pech. Also eigentlich war alles wie immer.
In der Pause gab´s irgendein dusseliges Halbzeitspiel, aber ich hab vergessen, was das war.
Die zweite Halbzeit kann man von der Qualität her kaum in Worte fassen. Die einen (HSV) wollten erstmal eigentlich gar nicht, die anderen rannten rum als würden sie durchgehend mit Wadenkrämpfen spielen. Das war ja alles so.. hilflos. So unglaublich ungefährlich. So verzweifelt bemüht und einfach grauenhaft unkreativ.
So eierte eine der miesesten zweiten Spielhälften der Bundesligagschichte ihem Ende entgegen, und eigentlich passierte fast nüscht, bis bei den Hamburgern ein wenig das Red Bull aus der Pause zu wirken begann. Das lag auch daran, dass die Gladbacher ausser einem Kopfball des inzwischen eingewechselten Neuville (dafür Insua rauszunehmen fanden die Gladbacher Fans aber teilweise nicht gerade prickelnd) wirklich nichts mehr auf die Reihe bekamen, und den hielt Rost. Ab ca. zehn Minuten vor dem Ende nahmen die Hamburger erstmals wirklich am Geschehen auf dem Platz teil, eine Minute vor Schluss wechselte Stevens die eigentliche Oberblinse Guerrero ein, und eine Minute in der Nachspielzeit bekam der HSV seinen ersten wirklich guten Spielzug gebacken, der dann auch reichte. Die Gladbacher waren seehr weit aufgerückt, Guerrero und Mahdavikia dübelten sich ´nen Doppelpass zusammen, die Überreste der Borussen-Hintermannschaft grätschte in´s Leere, und Keller (ob der da schon angeknockt war weiss ich nicht, wenn ja, dann käme wirklich alles zusammmen was man so als Tabellenletzter nicht braucht) kam auch nicht mehr ran.
Manni konnte das dann einfach nicht mehr ertragen und machte noch vor dem Abpfiff die Biege. Verstehen kann ich ihn ja, dieses völlig unverdiente Scheisstor war die ungalubliche Krönung auf eine bisherige Seuchensaison voller Dummheit, Pech und spielerischer Armut. Irgendwann hält man das dann einfach nicht mehr aus. Genauso ging es einem Grossteil der beim Schlusspfiff noch anwesenden Gladbacher Fangemeinde, die diese traurige Ansammlung hilfloser Spieler dermassen zur Sau machte dass mir fast die Tränen kamen. Das war zu dem Zeitpunkt teilweise purer Hass. Es half nix, ich musste da schnell weg. Solche Sachen tun irgendwann einfach nur noch weh. Selbst heute noch.
Vor´m Stadion parkte ich mich erstmal in der Nähe einer Bierbude, um dort auf Schröder zu warten. Den fand ich dann trotz der Dunkelheit ziemlich schnell, und wir konnten uns nach einer kurzen Analyse ("Was für´n gottverdammtes Scheissspiel!!!") auf den Weg zum Bus machen.
Also, ich weiss nicht, was da anner Haltestelle los war, aber einer vom Ordnungsdienst sah sich dazu genötigt einem Typen in den Bus hinterherzuspringen, den dort zusammenzuhauen und ihn anschliessend aus der Karre zu ziehen. Ich hab ehrlich gesagt nicht den geringsten Grund dafür gesehen, dem da ein paar vor die Glocke zu geben. Als Schröder und ich im Bus waren lag der Knabe immer noch am Absperrgitter und wurde vonner Polente vernommen. Ehrlich gesagt stank das ziemlich nach Körperverletzung seitens des Ordners, der sich ernsthaft Gedanken um seinen Job und eine Therapie machen sollte, falls Schröders und mein Eindruck des grundlosen Draufhauens zustreffend sein sollte.
Am Bahnhof hatten wir noch ´ne Menge Zeit, deshalb holten wir unsere Klamotten aus dem Schliessfach und gingen dann abwechselnd Bier holen. Früh-Kölsch 1,10 Euro? Gibma fünf Buddeln rüber... Anschliessend parkte ich Schröder anner Fanartikelbude und machte mich auf den Weg zur Sparkasse, um die ich dann einmal aussenrum laufen durfte weil der Geldautomat irgendwo am Arsch der Welt versteckt war. In Nachhinein hätte ich die Patte zwar nicht gebraucht, aber bevor ich plötzlich pleite bin... So, und nun zurück zum Bahnhof.
Nach einer Weile kamen Aulataler und später Turtur hinzu, mit denen erstmal das eine oder andere Fläschchen verhaftet, Würstchen gefuttert und Foto geknipst wurde. Zwischedurch entluden irgendwelche Deppen ihren Frust im Bierpullenwerfen (um es nicht zu dramatisieren: die Dinger flogen so, dass keiner verletzt werden konnte, sondern landeten etliche Meter weiter vorn) und zettelten deshalb fast ´ne Keilerei zwischen zwei Fangruppen an, die damit eigentlich gar nichts zu tun hatten. Zum Glück war die Sache nach ein bisschen Gepöbel aber schnell geklärt, ehe Blut fliessen konnte.
Da Aulataler die Nacht im Hotel verbringen wollte hiess es um ca. viertel vor eins dann Abschied nehmen, da Turtur, Schröder und ich langsam zum Zug mussten. Danke für den Schal und den (wenn man das Spiel ausklammert) lustigen Abend! Ich hoffe mal, wir sehen uns bald wieder!
Im Zug nach Düsseldorf war dann erstmal nur noch doof rumsitzen angesagt... na gut, und das eine oder andere Bier verhaften (da das Kölsch schon vorher fast vernichtet war hatte ich dem Bahnhofskiosk vorsorglich noch ein paar Hansa-Pils abgeknöpft). In Düsseldorf selbst machten dann auch Turtur und sein Kumpel die Biege (haut rein!), während Schröder und ich eine Stunde Zeit zum Abhängen hatten. Groll... Hunger! Na ja, der McDoof war ja nicht weit.
Auf dem Bahnsteig... Intercity nach Hamburg - zwanzig Minuten später. Hallo, Bahn, geht´s noch?! Fast hätte ich die Karre sogar verpennt, weil ich auf dem Bahnsteig leicht weggenuckelt bin während der Wartezeit. Als wir endlich in der Mühle sassen gab´s wirklich nur noch eins: Den Rucksack als Kopfkissen nehmen und versuchen irgendwie ein paar Stunden abzuratzen. Das klappte bei mir bis ca. Bremen, danach guckte ich halbwegs wie paralysiert stumpf inne Landschaft, in der die Sonne langsam aufging.
Hamburg Hauptbahnhof... Kniiiirsch! Das waren einmal die Zugbremsen, und dann unsere Knochen. So total verdreht im Zug pennen ist für die Wirbelsäule wirklich keine Wohltat. Zitat von mir selbst zu Schröder: "Mann, bin ich im Arsch!" Der Zug nach Neumünster stand schon auf´m Gleis parat, deshalb liess ich es sein mir eine dringend benötigte Limo oder Selter zu kaufen. Hätte ich lieber noch machen sollen, denn kaum war die Kiste losgefahren, da hätte ich schon ein Königreich für ´ne Pulle Cola oder Mineralwasser gegeben. Weiter vorn im Waggon stand ein Snackautomat. Als ich versuchte aus dem Ding schlau zu werden kam irgendso ´ne Type an und laberte mich voll von wegen "1:0 verloren, bla bla bla, wie peinlich, sülz..." - "Wenn du nichts besseres auf Lager hast, dann lass mich in Ruhe." Zur Erleichterung meiner Ohren tat er das dann vorerst auch mal.
Die von der Bahn spinnen komplett. 1,80 Euro für ´ne kleine Pulle Cola, ich bin doch nicht Krösus! Aber ich müsste doch noch...(Rucksackgebuddel) Aaaah!
Wenn das Zeugs schon Früh-Kölsch heisst, dann kann man es doch auch zum Frühstück saufen, oder? Dieser aufgewärmte Brand löste in mir dann eine fast euphorisch gute Laune aus, so dass ich am liebsten gleich zum nächsten Fussballspiel gefahren wäre. Allerdings hatte ich irgendwie keinen Bock meinen Rucksack mit dem ganzen Gerümpel drin und die Borussen-Flagge in irgendein anderes Stadion zu schleppen, deshalb musste ich wohl erstmal nach Hause.
Als wir in Neumünster ausgestiegen waren und der Zug weiter in richtung Kiel fuhr, fing de blöde Laberbacke wieder an mich aus dem Fenster völlzupöbeln, und diesmal auch auf´s übelste dumm anzumachen. "Du bist Gladbacher, du bist der letzte Scheiss. Tabellenletzter, Scheissdreck, blöde Wichser bla bla bla..." Mann, da platzte mir vielleicht die Hutschnur. Konnte der Typ nicht einfach die Fresse halten? Jedenfalls flogen dem Deppen einige ziemlich unflätige Bemerkungen (ihn betreffend, nicht den HSV) hinterher, als er an mir vorbeifuhr. am liebsten hätte ich ihm einen Sonnenschirm in´s Maul gestopft und aufgespannt. Nichts gegen ein paar Witze oder Sticheleien, aber was der Typ trieb war nun wirklich nicht mehr auf der komischen Seite anzusiedeln. Grummel...
Im Bahnhofsladen war die Cola dann erschwinglicher, und, man soll es kaum glauben: Der Zug nach Rendsburg war pünktlich! So kamen wir dann um kurz nach 9.00 Uhr wieder inner Heimat an.
Zu Hause zog ich zum ersten mal nach 23 Stunden meine Schuhe aus, und damit war es dann um meine vorherige Energie geschehen. Statt zum Bahnhof zu latschen plumpste ich dann doch auf mein Bett, das so verführerisch neben dem PC-Tisch stand. Noch eine Fahrt zu irgendeinem Kick hätte ich wohl auch nicht ohne grössere Probleme durchgehalten, das wäre die reinste Katastrophe geworden. Ich werd halt langsam alt.
Tja, war eigentlich ´ne schöne Fahrt, nette Leute kennengelernt, gut Party gehabt. Auch noch ein Danke an Schröder, der zwischendurch meine Fahne gerettet hat als ich das Ding mal wieder irgendwo hatte stehenlassen. Störend war nur dieses beschissene Fussballspiel zwischendrin...
Schade, aber mit den Dilbert-Derbys isset wohl erstmal für mindestens ein Jahr vorbei.
Gruss
Dilbert