(on Tour) Gladbach - Hertha

Dilbert

Pils-Legende
5. Spieltag 2008 - 2009

Mahlzeit!

Ich wollte den Bericht schon gestern Abend tippen, aber da mir das Pokalspiel kräftig die Laune verhagelt.

Na ja, am Samstag wusste ich von dem Greuel von Cottbus aber noch nichts, und krabbelte frohen Mutes um viertel vor sechs aus dem Bett. Wobei, so ganz frohen Mutes war´s dann doch nicht, weil ich meine Glückssocken (die mit den grössten Löchern im Sockenuniversum) seit einer Woche verzweifelt gesucht und nicht gefunden hatte. Die tauchten natürlich am Montag wieder auf, als es zu spät war.

Egal, man erinnerte sich an das 3:1 gegen Hertha vor eineinhalb Jahren, und machte sich ein gesundes Herrenfrühstück (zwei Bockwurst mit Senf), schmierte ein paar Stullen, schwang sich inne Klamotten und den Rucksack auf´n Rücken, und machte sich um kurz nach halb sieben auf den Weg zum Bahnhof.

Die Hinfahrt war so ziemlich das langweiligste, was ich je auf meinen Touren erlebt habe. Im Zug nach Hamburg herrschte komplett tote Hose (immerhin hat der Mitropa-Mann auch schon morgens um halb acht Bierdosen in seinem Wägelchen). In Dammtor hab ich mir dann in weiser Vorraussicht ´nen "Metal Hammer" gekauft und auf den Häuptling und seine Twistringer Bande gehofft, die aber leider nicht aus dem Zug aus Kiel sprang. Gähn!

Dementsprechend öde dann auch die Fahrt von Hamburg nach Duisburg. Man hatte wirklich nichts anderes zu tun, als rumsitzen, lesen und trinken. Selbst meine Hoffnung auf ein paar spassige Wochenendalkoholiker im Zugbistro wurde nicht erfüllt. Zudem hat die Schrottbiermarke Becks´ es jetzt geschafft, die Bahn zu infiltrieren, weshalb man da jetzt diese elende Pissbrühe serviert bekommt. Früher war es wenigstens das zwar überteuerte, aber noch halbwegs erträgliche Warsteiner. Zudem liess Kumpel ERFC verlauten, dass er wegen eines familiären Notfalls nicht zum Spiel kommen könnte. So langsam bekam man da doch ein dummes Gefühl, was die weitere Qualität dieses Tages anging.

Mit einer viertel Stunde Verspätung kam die Kiste in Duisburg an, was aber nicht weiter störte. schliesslich hatte ich trotzdem noch über zehn Minuten Zeit um in die Regionalbahn in Richtung Aachen zu hüpfen, und dort meine letzte Literkanne Faxe zu leeren. Es gibt besseres Tourbier, aber ich wollte halt Pfandgeld sparen. Das nächste mal nehm ich aber wieder andere Dosenschütte mit, beim Faxe sind die letzten Schlucke wirklich eine Quälerei.

In Gladbach lief ich natürlich erstmal dem "Schal fünf Euro"-Heini vor den Stand, der dann auch gleich ´nen Heiermann von mir einsacken durfte. Anschliessend ging es mit dem Bus zum Stadion, und dort, weil ich ja auf keinen mehr warten musste, gleich rein. Dort galt es am Fanprojekt-Stand einen Schal zu ersetzen, den ich nach dem Abstieg einem sammelwütigen Kumpel vermacht hatte. Ausserdem kamen mir die Fünf-Euro-T-Shirts in auch grossen Grössen gerade recht. So, und nu? Saufen erzeugt HUNGÄ! Bratwurst her, und natürlich die Klamotten schön mit Senf ruiniert.

Mein Platz im Stadion war glaube ich einer von denen, die Manni und ich uns in früheren Tagen oft geteilt haben (doch nicht, Zahlendreher, 32 statt 23). Zu schade, dass der nicht mehr so oft dabei ist, aber wenn man Familie hat, sind die Prioritäten natürlich anders gesetzt. Auf dem Rasen fertigte eine Kindermannschaft von Borussia ihren Gegner gerade mit 23:0 ab, und was man da vom Gegner sah, sollte einen drei Tage später fatal in Erinnerung kommen. Die haben nämlich nichtmal versucht, einen eigenen Angriff zu starten. Nach jedem Tor gab´s ja einen Anstoss für die, und jedes mal spielten die den Ball einmal nach vorn, während sich die anderen neun schon wieder in den eigenen Strafraum verkrümelten.Die Borussen-Kids hätten gut und gern den Torwart auswechseln können, die anderen kamen wirklich nicht ein einziges mal weiter als fünf Meter über die Mittellinie, sondern spielten die Pille dem Gegner gleich nach dem Anpfiff bereitwillig in die Beine.

Die Gladbacher Steppketruppe hätte mal zumindest ein Tor für die Profimannschaft übriglassen sollen.

Die Aufstellung: Endlich mal zwei Stürmer.

Das Spiel (Die Halbzeit lass ich einfach mal weg, weil ich da ein Nickerchen gemacht habe...): Oh weh! In der elften Minute hatten die Berliner vor unserem Strafraum mal eben zwanzig Meter Raum, um sich in Ruhe den freistehenden Kacar als Torschützen auszusuchen. Heimeroth konnte einem wirklich nur Leid tun. Der Knabe kriegt ja von alles Seiten nun oft genug was auf die Glocke (meiner Ansicht nach oft völlig überzogen), und dann lässt das Team den so im Stich. Immerhin hat er uns im weiteren Spielverlauf vor einer höhren Pleite bewahrt.

Es stand also mal wieder 0:1, und was unsere Kicker danach zeigten, war zwar bemüht, aber oftmals nicht zwingend genug um den Rückstand = Niederlage-Fluch zu brechen. Einzig Neuville vermochte für Torgefahr zu sorgen, aber wenn´s mal nicht läuft, dann wirklich gar nicht. So hatten wir zweimal ziemliches Pech, als Olli den Pfosten traf, und einmal zudem, als der vom Pfosten abgeprallte Ball von Friend nicht in´s leere Tor geschoben werden konnte, weil er in der wirklich dämlichsten und unkontrollierbarsten Höhe bei ihm ankam (irgendwo zwischen Bauchnabel und Leiste). Die Pille wollte einfach nicht rein. Und in den letzten zwanzig Minuten war der Ofen komplett aus. Angst essen Seele auf, Verkrampfung pur. Was für die Herthaner leichtes Spiel gegen nun hilflose Borussen bedeutete, und für unsereinen einen höchst frustrierenden Anblick. Normalerweise, warte ich nach dem Abpfiff immer, bis die Mannschaft noch inne Kurve kommt, aber an diesem Tag wollte ich einfach nur noch weg.

Tja, der Bus für die Rückfahrt zum Bahnhof kam, und es ging zügig voran. Zum letzten mal an diesem Abend.

Vor der Rückfahrt musste inner Innenstadt erstmal Bier besorgt werden. Danach hatte die Polente den Bahnhof bzw. den Zugang zum Bahnsteig abgesperrt, damit es zu keinen Hauereien mit den Berlinern kommen konnte. Was mich betrifft, so wollte ich einfach nur nach hause, und das letzte was ich im Sinn hatte, war eine Boxerei mit irgendeinem Hauptstädter. Viel lieber hätte ich Arschtritte an unsere Mannschaft verteilt.

Der Zug nach Duisburg kam, öffnete die Türen, und war keine zwei Minuten später rappelvoll, was auch daran lag, dass die Gesetzeshüter ordentlich Platz für sich beanspruchten. Dabei war die Stimmung trotz des dämlichen Spiels eher ausgelassen als aggro. der Zug führ mit einiger Verspätung ab, holte die Zeit aber unterwegs irgendwie noch soweit auf, dass ich beim Umstieg später nicht gross hetzen musste. Einen Gruss schick ich mal an dieser Stelle an Jochen, der mit mir die Zeit bis Duisburg auf der Treppe sitzend durchgequatscht und so die Zeit angenehm verkürzt hat.

Die ICE-Verbindung Duisburg - Hannover ist wahrscheinlich die grösste Pannenkarre der Bahngeschichte. Keine Ahnung warum, aber die Kiste schafft es in 60% meiner Gladbach-Touren, sich zu verspäten. Während im Zug selber eine eigentlich ganz angenehme Party langsam in Gang kam, schlingerte der Superschnellzug mit unangenehmer Langsamkeit durch die Landschaft. Am Ende waren es vierzehn Minuten Verspätung, was ziemlich fatal ist, wenn man nur acht Minuten zum Umsteigen gehabt hätte. Kurz vor der Ankuft kam eine Durchsage von einem ICE nach Hamburg Altona, den man noch erreichen würde, wobei ich leider wegen des allgemeinen Gewusels nicht die Gleisangabe verstanden hab.

In Hannover sprang ich aus der Kiste und nahm mir die nächste Infotafel vor, auf der aber absolut nichts von einem ICE nach Hamburg stand. Als ich das richtige Gleis dann gefunden hatte und die Treppe heraufgekeucht kam, kam mir ein Typ entgegen der nur "Vergiss es, gerade weg" sagte. Na toll. Also zum Service-Point rennen und feststellen, dass man nicht der einzige ist, der wegen der Verspätung verzweifelt auf dem Bahnhof herumirrt. Praktischerweise stand genau vor mir eine Dame mittleren Alters, die nach Kiel wollte, weshalb die Bahn beschloss uns zusammenzuwürfeln und mit dem Versprechen "Taxi" in einen ICE zu setzen, der eine Stunde später abfahren sollte. Da wir noch ´ne Weile Zeit hatten, beschäftigte ich mich erstmal wissenschaftlich mit den bahnhofsansässigen Fast-Food-Schuppen (die Würger-King-Cheeseburger sind besser als die von McDoof).

Im Zug nach Hamburg war dann nicht mehr viel los, jedenfalls bis die Durchsage kam, dass man wegen Streckenbauarbeiten nicht direkt zum Hauptbahnhof fahren könne, sondern erstmal über einen Güterbahnhof umgeleitet werden müsse. Das führte dan natürlich wieder zu einer Verspätung von fast zwanzig Minuten, weshalb mein Vorhaben "Cola kaufen" zeitmässig voll in die Grütze ging. Dabei hätte ich für ´ne Pulle Koffeinbrause inzwischen ´nen Mord begehen können, nachdem ich mich ja seit zwölf Stunden was den Flüssigkeitshaushalt anging nur von Bier ernährt hatte. Ebenso vergessen konnten wir auch die Vorsprache am Hamburger Service-Point, denn der Zug nach Kiel würde bestimmt nicht warten, bis die Mädels da oben irgendwie durch die Gegend telefoniert hätten.

Ich hatte dann tatsächlich noch Glück. Der Schaffner im Zug Richtung Kiel war bereit mir einen Taxischein ab Neumünster auszustellen (bei früheren Abenteuern hatte man mich fast immer noch bis nach Kiel gurken lassen). Meiner Begleiterin ging es da weitaus schlechter, denn: "Sehr geehrte Fahrgäste, wegen Streckenbauarbeiten fährt dieser Zug nur bis Bordesholm. Ab Bordesholm steht dann ein Schienenersatzverkehr bereit..." Ich wünschte der guten Frau in Neumünster noch viel Glück und gab ihr zwecks ihrer geplanten Beschwerde den Bestätigungsschein für unsere Verspätung, den wir in Hannover bekommen hatten. Ich hoffe, die hat dem Saftladen richtig Feuer unter´m Hintern gemacht, schliesslich war ihr geplanter Fahrdienst in Kiel durch die Verspätung auch geplatzt, weshalb sie keine Ahnung hatte wie sie von da aus noch weiterkommen sollte.

Ich sprang ins erstbeste Taxi, gab dem Fahrer meinen Schein und sagte nur "Moin, bring mich nach Hause". Da der Fahrer wegen einer Erkältung nicht gerade topfit und ich nach den Strapazen auch nicht in der Stimmung für ein grossartiges Gelaber war, verlief die Tour sehr ruhig, bis er mich ca. 300 Meter von meiner Bude entfernt anner Strassenecke rausliess. Da war es dann aber auch schon zwischen 2.30 und 3.00 Uhr, und dementsprechend gerädert klatschte ich schliesslich auf mein Sofa, um dort sofort einzuschnarchen.

Samstag können sie eigentlich nur besser spielen... obwohl... Cottbus... HILFE!

Immerhin sind in Hamburg bei meinem Auswärtsheimspiel meine Glückssocken wieder mit am Start.

Gruss
Dilbert
 
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