(on Tour) Gladbach - Bayern

Dilbert

Pils-Legende
32. Spieltag 2006 - 2007.

Mahlzeit!

Mal ehrlich, mir fällt es angesichts der Lage immer schwerer noch halbwegs brauchbare Texte für diese Schundsaison zusammenzubasteln. Deshalb bitte ich zu entschuldigen, wenn die letzten Exemplare etwas an Witz verloren haben sollten... Je näher der Abstieg rückt, desto mehr haut es einem doch auf´s Gemüt.

An diesem Samstag wollte ich nun also zum ersten mal den ehemaligen Schlager Gladbach - Bayern live im Stadion verfolgen. Dazu muss man aber erstmal aufstehen, was nach den üblichen "Hurra - freies Wochenende"-Bierchen mit Schröder bis irgendwann weit nach Mitternacht aber nicht immer einfach ist. Da ist es wirklich praktisch, in einem Job zu arbeiten wo es eine Nachtwache gibt, die einen morgens anrufen kann, falls man den Wecker (wie auch diesmal) ausschaltet um gleich weiterzuschnarchen bevor man an´s Aufstehen denken konnte. Chrr... püüh.... DÜDELIDÜT! "Hallo Silvia, vielen Dank!"

Duschen, Restpizza, Rucksack ist gepackt, in fünf Minuten muss man zum Bahnhof... Ich sag´s mal mit ´nem Zitat von Meister Röhrich: "Ach so... ich hatte doch noch was vor..."

FARZ! Uff... abwisch... spül...

...

Verdammt, Klo verstopft! Das fängt ja gut an.

Ich hoffe wirklich, dass eine Klobürste keine Gefühle hat. Immer mit dem Kopp inne Morsmarmelade getunkt zu werden ist wahrscheinlich der wortwörtlich beschissenste Job der Welt. Immerhin konnte damit eine übelriechende Dauersosse im Scheisshaus verhindert werden. Gerade noch geschafft.

Auf´m Rendsburger Bahnsteig stand eine Horde Schalker Fans herum, die sich beim Kick gegen die Nürnberger einen lustigen Tag machen wollten. Weil ich danebenstand hielt mich einer, der etwas später kam trotz meiner schwarz-grünen Klamotten wohl für ´nen Königsblauen, und stellte ich erstmal freundlich vor. "Hi, ich bin (Name vergessen), ich bin der den (auch vergessen) mitgeschleppt hat." Ja, ist schön, den kenn ich zwar nicht, aber trotzdem viel Spass.

Im Zug nach Hamburg hatte ich ein Abteil für mich allein, deshalb war auch nix los. Amüsant höchstens die Szene, in der der Schaffner bei der Fahrkartenkontrolle fragte "Hat Bremen heute ein Heimspiel?", und ich mit "Wer ist denn Bremen?" antwortete. Einmal Schalker, jetzt Bremer... welche Vereine würde man mir heute denn noch an die Backe nageln?

Im Dammtor-Bahnhof traf ich nach dem MC-Doof Besuch (jetzt weiss ich wieder, warum ich keinen Kaffee trinke... ich hab mir ´nen Becher von dem Zeug gekauft um richtig munter zu werden, und er schmeckte furchtbar) ein Schalker Päärchen, mit dem man die Zeit bis zur Abfahrt des Intercity nach Duisburg plaudernd vertreiben konnte. Auf Olaf und die Twistinger Borussen hoffte ich allerdings vergebens.

Wat ist denn das da für´n Zettel? Ab 8. Mai kilometerlange Gleisarbeiten zwischen Hamburg und Hannover? Nur eine Spur verfügbar? Eventuelle Zugausfälle? Ich will doch noch zum Bochum-Spiel... Oh oh...

Na ja, seit Montag kenne ich die Nebenwirkungen. So wird der Kick gegen Bochum mal wieder eine ziemliche Horror-Tour. Da meine übliche ICE-Verbindung vorerst inne Grütze geht, muss ich ab Duisburg mit dem Nachtzug rumgondeln. Also: Samstags 6.49 Uhr Abfahrt, Sonntag gegen 8.00 Uhr Ankunft, inklusive eines drei Stunden Aufenthalts in der "Weltstadt" Neumünster. Klasse...

Die beiden Schalker wollten dann im Zug doch eher allein sein, weshalb es mir kurz nach Bremen schlichtweg zu langweilig wurde und ich das Zugbistro aufsuchte. Dort tummelte sich eine bunte Runde aus Paulianern (viel Glück beim Unternehmen Aufstieg, gibt immer ´n lustiges Auswärtsspiel) auf dem Weg nach Osnabrück, Bayern, (wo die wohl hinwollten...) und Schalkern, und zu meinem Vergnügen kann ich berichten, dass inklusive der üblichen kleinen Sticheleien alles in sehr kumpelhafter Athmosphäre abging. Überhaupt kann man über die Bazis sagen was man will, die haben sich trotz der alten Rivalität mit irgendwelcher Schadenfreude über unseren Abstieg sehr nett zurückgehalten. Vielleicht lag´s auch daran, dass die ganze Fahrt und auch das drumrum am und im Stadion komplett stressfrei abging. Wenn sie nicht gerade auffer Autobahn aus ´nem Bus springen und irgendwelche Nürnberger zusammenhauen, sind die grösstenteils wirklich in Ordnung. Überhaupt schienen alle, die ich an dem Tag getroffen habe, wirklich zu bedauern, dass Gladbach absteigt. Lasst uns zwei Jahre Zeit, dann kommen wir wieder.

So landete man also nach ein paar feuchtfröhlichen Runden in Duisburg, wo ich hoffte, meine ganzen Bierdosen noch gewinnbringend abgeben zu können. Doch - Verrat! Im ganzen Duisburger Bahnhof gibt es keinen verdammten Laden mehr, der noch Dosenbier verhökert (sieht man von Fünf-Liter Dosen mal ab). So wanderten mal eben ein Euro fuffzich in die Altblechtonne, Mist!

In Duisburg traf ich auch einen Bayern-Anhänger, der nun fast gar nicht wusste wo er lang soll, und den ich dann für diesen Tag kurzerhand in meine Obhut nahm. Ich weiss zwar natürlich nicht mehr wie der hiess, aber er war voll in Ordnung. Nach der üblichen "Wir halten an jeder Gehwegplatte"-Schnarchfahrt nach Gladbach hiess es erstmal ´n Bier besorgen, und dann ab zum Bahnhofsklo... Ja, aber, wo iss´n hier das Scheisshaus? Hmm.. mal die uniformierten Kollegen da fragen.

Ich weiss nicht, sah ich so wild aus? Jedenfalls sprach ich die beiden Polizisten ganz freundlich an, die gaben mir auch eine freundliche Antwort, und trotzdem sah sich ein Kollege von denen genötigt zur "Verstärkung" anzurücken um zu gucken, ob auch alles in Ordnung sei. Dilbert, der üble Randalierer...

Des Rätsels Lösung zur Klogeschichte: Es gibt im Gladbacher Hauptbahnhof keins! Da kann ich ja lange suchen. Die Scheisshäuser waren draussen am Busbahnhof. Super, zwei Pissbecken und eine Köttelbude für 2000 Leute. Aber bis zum Stadion mit Pieselbusch hätte ich wirklich Probleme bekommen, also hiess es dann wohl lieber anstehen.

Nach der Busfahrt trafen wir einen Kartenverkäufer, der ein Ticket für´n Gästesitzplatz zum Einkaufspreis weiterverkaufte. Wenn ich das meinen Bazi-Kollegen auffer Arbeit erzähle beisst der sich in ´n Hintern. Der war nicht mitgekommen, weil ihm die Karten bei Ebay zu teuer waren. Schöner Mist.

Ich wünschte dann meinen roten Reisebegleiter viel Spass und Null Punkte, und bog ab in Richtung Nordtribüne. Dort ist die Fanartikelbude vom Fanprojekt, und dort wurde ich mal wieder zwanzig Piepen für ´n Shirt und ´nen Schal los. Danach begab ich mich zum Treppenaufgang, um Ausschau nach Manni zu halten. Der war weit und breit aber nicht in Sicht.

Na ja, welch Wunder, wenn man auf dem Vorplatz sucht, und er schon im Block steht. Dort fand ich ihn nämlich kurze Zeit später. Mahlzeit! Da muss man ja eigentlich erstmal ´n Bier holen...

Das Stadion war zwar ausverkauft, aber ein paar Leute wollten sich die drohende Megaklatsche anscheinend ersparen. Deshalb konnte ich während des Spiels von meinem Platz inner zweiten Reihe wieder fast auf meinen "Stammplatz" (den ich gegen Bochum dank Mannis zweiter Dauerkarte wieder haben werde) ganz vorn wechseln. In der zweiten Liga wird es mit den Traumplätzen leider vorbei sein, da es für Manni wegen der blöden Anstosszeiten keinen Sinn macht, sich ´ne Dauerkarte zu holen. Schade, aber wenn er die Hälfte oder mehr der Spiele nicht sehen kann, wäre es wirklich totaler Unsinn.

Bei "Die Elf vom Niederrhein" war dann zum letzten mal für eine Weile ganz gute Stimmung bei uns, denn danach fing ja leider die erste Halbzeit an.

So Anpfiff.

Wir befinden uns im Jahre 2007 nach Chhristus. Gegen die Bayern ist ganz Deutschland hochmotiviert, einsatzfreudig und mit Vollgas dabei. Ganz Deutschland? Nein, ein kleiner Haufen tief im Westen hört nicht auf, der guten Laune der Fans erbitterten Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht, für die Fans auf der Nord-, Süd-, Ost- und Westtribüne im Borussia-Park...

Oder wie ist es zu erklären, dass nach zwölf Minuten Karimi (der bei den Bazis wegen Unfähigkeit ja eigentlich schon ausgemustert ist) einen billigen Steilpass auf Makaay spielen kann, wonach dieser unbedrängt den armen Heimeroth ausgucken und den Ball in die Bude schieben darf? Das war sowas von peinlich... Wie auch der Rest der ersten Hälfte. Die Bayern konnten wirklich tun und lassen, was sie wollten. Zum Auftritt der Gladbacher (Ausnahme der "Held des Tages" Heimeroth, der uns im weiteren Kick vor einer Halbdutzendklatsche bewahrte) fallen mir nur ein paar Zeilen aus dem Song "Fairytale gone bad" von Sunrise Avenue ein.

"Out of my life,
out of my mind..."

Überhaupt passt dieser Song ganz gut zu dem, was man als Gladbacher in der ersten Halbzeit bzw. nach dem ganzen Saisonverlauf empfinden muss. Die Mannschaft hat nach und nach wirklich alles an "Liebe" verspielt, was sie sich in den ersten Heimspielen so zusammengebolzt hat. Und nach der Saison haut bitte fast alle ab und kommt nie wieder! Das Märchen ist zuende, leider ohne Happy End.

Heimeroth darf aber gern bleiben. Was der das ganze Spiel über geboten hat war erste Sahne, den guten Keller dürfte da kaum einer vermisst haben. Dafür versagte der Rest in der ersten Halbzeit gänzlich. Warum die Bayern uns da nicht mit 0:3 in die Pause geschickt haben ist mir völlig unverständlich, bei uns kam wirklich kein Pass an. Liegt vielleicht an der derzeitigen Stimmung in der Mannschaft der Bazis, die nach dieser Saison des eigenen Versagens auch nicht unbedingt zum besten stehen dürfte.

Pause, Pullern, Bier holen.

Zweite Halbzeit. Also, wenn man den Berichten nach dem Spiel glauben darf, muss Luhukay ja fast die Bänke umgebrüllt haben vor Wut. Egal, was er denen an den Kopf geschmissen hat, es war bestimmt noch zu nett für diese lustlose Scheisse aus der ersten Hälfte. Ausserdem gab er El Fakiri den Gutschein für ´ne vorzeitige Gratis-Dusche (brauchte der ´ne Dusche?) und liess lieber Marin für ihn auf den Platz.

Was er auch gemacht hat, aus "Fairytale gone bad" wurde plötzlich "Steh auf, wenn du am Boden bist". Die Typen können ja doch Fussball spielen! Allen voran erstmal Peer Kluge. Wie Rensing seinen ersten Schuss gehalten hat weiss ich nicht, der lag doch gerade eben noch in der anderen Ecke des Fünfmeterraums. So ´n Mist!

Zwei Minuten später war es dann soweit: Das Wunder war geschehen: Ein Tor für Gladbach! Kluge hatte beherzt abgezogen und den Ball genau in die untere Torecke gejagt. Das war alles so rührend, man wollte fast heulen.

Danach wurde tatsächlich ein halbwegs vernünftiges Fussballspiel draus. Was einmal zeigt, dass die Borussen es doch besser können als sie es oft gezeigt haben, und andererseits auch das Armutszeugnis dieser Bayern-Truppe in dieser Saison komplettiert. Sich von dieser Gladbacher Gurkenmannschaft so peinlich hinten reindrängen zu lassen ist ein weiterer Anlass für Ottmar und Co., einem Teil von dem Sauhaufen am Saisonende den Gnadenschuss zu verpassen.

Warum erst jetzt, Borussia? Es war verdammt nochmal noch nie so einfach, gegen die Bazis zu gewinnen! Was uns am Ende daran hinderte? Ein bisschen Pech, und die unglaubliche Fähigkeit von Freddy Insua, den Ball genau zehn Zentimeter über die Latte zu lupfen. Das schaffte er in der zweiten Halbzeit immerhin in dreifacher Ausführung, auch ´ne Kunst. Aber auch grässlich für die Fans, die da schon immer den Torschrei auf den Lippen haben um sich anschliessend entsetzt die Hände über´m Kopp zusammenzuhauen. Schon wieder nicht drin?! Oh Mann...

So endete ein Spiel mit zwei völlig verschiedenen Halbzeiten mit 1:1. Aus einem Pfeifkonzert zur Pause wurde anerkennender Beifall für die Moral der zweiten Halbzeit. Insgesamt geht das Ergebnis wohl in Ordnung. Die Bayern hätten in der ersten Hälfte mindestens drei Buden machen müssen, wir in der zweiten. Ärgerlich war es trotzdem, eine Riesenchance vertan zu haben sich mit einem Sieg gegen die alten Rivalen in dieser schlimmen Saison in die Geschichtsbücher einzutragen.

Im Gegensatz zum Hamburg-Spiel gab´s diesmal keinen Zwischenfall anner Shuttlebusstation. Am Bahnhof traf ich meinen Bayern-Spezi vonner Hinfahrt wieder. Erstmal musste ich aber Bier für die Rückfahrt besorgen, wobei ich mich auf dem Weg zum Kölsch-Kiosk aber ziemlich verlief und einmal um den halben Bahnhof rumdackeln durfte bis ich endlich einen Laden mit halbwegs akzeptablen Preisen gefunden hatte.

Die Rückfahrt... Na ja, sieht man mal davon ab, dass ich in Hannover wegen der üblichen Verspätung ziemlich rennen musste, lief sie bis Neumünster eigentlich locker flockig ab. Bis Hannover hatte ich einen Vater mit seinem ca. acht bis zehnjäjrigen Sohnemann zum schnacken, die noch ganz bis nach Erfurt weiter wollten und deshalb auch die halbe Nacht noch durch die Gegend gondeln mussten. Dass der Lüdde sowas schon mitmacht: Respekt!

Im Zug von Hannover nach Hamburg feierte ich mit ein paar Fans im Zugbistro durch, in Hamburg stellte ich fest, dass der McDoof am Hauptbahnhof auch um 23.00 Uhr noch sehr gut besucht ist, weshalb ich mir lieber beim Bäckerladen ´ne Art Hawaii-Kringel und am Stammkiosk, den man sonst nach HSV-Spielen aufsucht, zwei Astra besorgte.

Der Zug nach Neumünster war total gähn... Tja, und dann kam die Busfahrt von Neumünster nach Rendsburg.

Die Karre enterten nämlich auch ein paar HSV-Fans, die trotz der peinlichen schlappe gegen Bochum irgendwie einen guten Grund zum Feiern gefunden hatten. Deren Vorkonsum an alkoholischen Getränken muss man glaube ich lieber in Hektolitern berechnen, damit es keine sechsstellige Zahl wird. Jedenfalls vollführten sie während der ganzen Fahrt nach Nortorf, wo sie schliesslich ausstiegen, eine lautstarke Mischung aus Ententanz, Parkinson-Polka und Kriechtier-Karaoke.

Irgendwann zwischen viertel nach eins und halb zwei war ich dann auch wieder in meiner Bude angekommen. Bis zum Bett hab ich´s allerdings nicht mehr geschafft, das Sofa war Endstation.

Die Fahrt war grösstenteils ganz lustig, das Spiel irgendwo zwischen Depressionsssuizid und "Na bitte, geht doch". Mal gucken, was gegen Bochum abgeht... und wie es sich in einem sogenannten "Nachtzug" fährt.

Gruss
Dilbert
 
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