Der letzte Spieltag der norwegischen Eliteserie ist vorbei. Damit ist die Saison zwar noch nicht ganz abgeschlossen (es gibt noch zwei Relegationsspiele), aber natürlich sind fast alle wichtigen Entscheidungen gefallen. Darum auch zuerst ein Blick auf die Abschlusstabelle 2008:
Code:
1. Stabæk 26 16 6 4 58:24 +34 54
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2. Fredrikstad 26 14 6 6 38:28 +10 48
3. Tromsø 26 12 8 6 36:23 +13 44
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4. Bodø/Glimt (N) 26 12 6 8 37:38 - 1 42
5. Rosenborg 26 11 6 9 40:34 + 6 39
6. Viking 26 11 6 9 38:32 + 6 39
7. Lyn 26 11 5 10 38:34 + 4 38
8. Brann 26 8 9 9 36:36 ± 0 33
9. Molde (N) 26 7 10 9 39:43 - 4 31
10. Vålerenga 26 8 6 12 31:37 - 6 30
11. Strømsgodset 26 8 5 13 33:44 -11 29
12. Lillestrøm 26 7 7 12 30:40 -10 28
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13. Aalesund 26 7 4 15 29:42 -13 25
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14. Ham-Kam (N) 26 5 6 15 22:50 -28 21
Tromsø - Stabæk 1:0
Aalesund - Lillestrøm 3:0
Fredrikstad - Lyn 0:2
Strømsgodset - Viking 3:2
Vålerenga - Brann 0:1
Ham-Kam - Molde 0:1
Rosenborg - Bodø/Glimt 1:3
Zu den Spielen:
Tromsø ist die einzige Mannschaft, die beide Spiele gegen Stabæk gewinnen konnte. Stabæk spielte dabei durchaus gut mit, aber Tromsø merkte man an, dass sie unbedingt gewinnen wollten – und das taten sie.
Aalesund war ebenfalls voller Siegeswillen, und so gelang ein beeindruckender 3:0-Sieg gegen Lillestrøm. In der Form sollte man keine Probleme in den Relegationsspielen haben. Dazu war das 3:0 ein sehenswerter Treffer vom Mittelkreis aus.
Fredrikstad wurde die Silber-Feier von Lyn vermiest. Vermutlich hat man dort zu lange gefeiert – ein tolles Spiel war das nicht.
Viking wollte noch die Chance auf Platz 3 nutzen, doch Strømsgodset vermiest den Stavangern den Saisonabschluss. Interessant, dass die Mannschaft, die nichts zu gewinnen hat, druckvoller spielte.
Brann gewann das Spiel der enttäuschten mit 1:0. Vålerenga war das gesamte Spiel besser, doch letztendlich blieb es dabei.
HamKam schafft das nicht, was Aalesund geschafft hat. Ein erniedrigender Abstieg, weil es kein Auflehnen dagegen gab.
Bodø schafft den Sensationssieg in Trondheim, durch drei perfekt ausgeführte Konter. Ansonsten war hauptsächlich Rosenborg im Spiel.
Damit stehen folgende Entscheidungen fest:
Stabæk gewinnt zum ersten Mal in seiner Geschichte überhaupt die Meisterschaft. Bisher reichte es zu einem zweiten Platz 2007 und zwei dritten 1998 und 2003. Diese Meisterschaft ist absolut verdient, da lügt auch die Tabelle nicht: Mit Abstand die meisten Tore geschossen, die zweitwenigsten kassiert, gerade mal vier Niederlagen – Stabæk war das Maß aller Dinge in Norwegen 2008.
Übrigens war der Verein 1990 noch ein Viertligist und schaffte danach den Sprung durch mehrere Ligen innerhalb weniger Jahre…

So hat man genau pünktlich zur Einweihung des neuen Stadions den größten Vereinstriumph zu feiern, der noch durch den Pokalgewinn vervollständigt werden könnte.
Auch Fredrikstad hat Historisches geschafft. Es war zwar nicht Fredrikstads erstes Silber, aber immerhin gab es das an der Ostseite des Oslofjords seit 1972 nicht mehr. In den vergangegen Jahren war man eher auf den 8. Platz abonniert, nachdem man 2002 und 2003 den Sprung von der dritten in die zweite und dann in die erste Liga schaffte. Nun kann man sich auch in Fredristadt auf den UEFA-Cup freuen.
Auch Tromsø hat man lange nicht mehr so weit oben gesehen, genauer gesagt nicht seit 1990. Danach reichten auch schlechtere Plätze, um international dabei zu sein – mittlerweile aber ist Norwegen nicht mehr so weit oben in der Fünfjahreswertung. Doch nun ist es wieder so weit, Tromsø ist international dabei – und wer erinnert sich nicht gerne, wie man Chelsea zu Hause 3:2 im Schneetreiben schlug oder Galatasaray aus der ersten Runde des UEFA-Cups warf? Das kann nun wieder erfolgen, und sollte man auf eine deutsche Mannschaft treffen, wünsche ich der schon mal viel Spaß bei -5°C und Schneetreiben.
Bodø ist der Sensationsaufsteiger. Alle tippten sie Glimt höchstens auf den Relegationsplatz, alle lagen kolossal daneben – dazu passt der krönende Saisonabschluss mit einem Auswärtssieg in Trondheim. Natürlich hätte man gerne Tromsø den dritten Platz weggeschnappt, aber das wäre auch etwas zu viel des Guten gewesen. Das Ziel vor Saisonbeginn hieß Klassenerhalt, und das hat man bei Weitem übertroffen.
Bei Rosenborg dagegen passt die Niederlage gegen Bodø am letzten Spieltag auch gut auf die Saison: Man ist längst nicht mehr der Abonnementsmeister, erstmals seit den späten 1980ern(!) ist Rosenborg zwei Jahre hintereinander meisterlos. (Hach, wäre das schön, das auch mal hier erleben zu dürfen… aber ich schweife ab.) Dieses Jahr muss man wohl sogar damit leben, nicht europäisch mitwirken zu dürfen – die Zukunft wird zeigen, ob Rosenborg sich davon erholen wird, oder ob eine Wachablösung in Norwegen stattfindet.
Auch Viking dürfte nicht gerade zufrieden mit der Saison sein – war man doch als Mitfavorit auf die Meisterschaft gestartet. Nun versinkt die Mannschaft im Mittelmaß, und damit ist auch Uwe Rösler als Trainer nicht mehr sicher. Schon letzte Saison wollte man angreifen, schon letzte Saison hat es nicht funktioniert. Die Ausgaben für den Kader stehen in keinem guten Verhältnis zum Ergebnis. Und auch hier steht der letzte Spieltag sinnbildlich für die Saison: Beim kleinen Verein Strømsgodset setzte es in der Nachspielzeit eine Niederlage, und das, wo man zwei Mal in Front lag und theoretisch Chancen auf Platz 3 gehabt hätte. Es sollte nicht sein.
Bei Lyn hat man wohl andere Probleme als die aktuelle Tabellensituation. Vielmehr gibt es Streit mit dem Ex-Besitzer des Vereins, mit Chelsea und mit dem Norwegischen Fußballverband. Jedes Mal geht es ums Geld, und teilweise nicht wenig. Vor dem Hintergrund dieser Querelen wundert es dann auch nicht, wenn kein so guter Tabellenplatz herausspringt – wobei man immer noch meilenweit vor Stadtkonkurrent Vålerenga steht, und das ist zumindest ein kleiner Trost.
Absolut unzufrieden muss auch Vorjahresmeister Brann sein – Platz 8 kann einfach kein Ziel sein. Immerhin sind sie nicht abgestiegen, üben sich einige Brann-Fans in Sarkasmus. Das war nämlich nach der letzten Meisterschaft der Fall. Die ist allerdings auch schon über 40 Jahre her. Allerdings gibt kaum ein Brann-Fan dem Trainer Mjelde die Schuld – unter ihm wurde man schließlich Meister, und damit hat er sich einen riesigen Kredit erspielt. Nachdem allerdings vonseiten der Medien und der Spieler die Kritik an Mjelde größer wurde, zog er die Konsequenzen und trat zum Saisonende zurück.
Moldes Ziele waren mal höher – Richtung Europa, um genauer zu sein. Doch jetzt war als Aufsteiger das oberste Ziel, nicht abzusteigen, und das hat man mit Bravour gelöst – und schließlich bekommt man nicht jedes Jahr die Gelegenheit, den Meister in drei Spielen mit insgesamt 15:5 Toren zu schlagen. Dass jetzt nicht jedes Jahr das Ziel sein kann, nicht abzusteigen, ist klar – aber dennoch muss man sich erst mal stabilisieren, das ist nach den letzten Seuchenjahren das Wichtigste.
Extrem unzufrieden dürfte man auch bei Vålerenga sein. Der einzige Trost bleibt das Pokalfinale, und dass man dadurch schon sicher nächstes Jahr Europa bereisen darf. Das war es aber auch schon an positiven Eindrücken dieser Saison. Das Übergangsjahr ist schlechter verlaufen als erwartet, und das Experiment mit einem Spielertrainer ist schief gelaufen. Nun muss man das Jahr abhaken und wieder versuchen, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Und die liegen in Europa, aber ohne den Umweg über den Pokal.
Die Enttäuschung der Saison ist jedoch ohne Zweifel Lillestrøm. Seit 1977 dabei, als einzige Mannschaft nie abgestiegen und in den letzten Jahren immer oben dabei, wenn auch gerne mit Blech (Platz 4) bedacht – und dann eine Saison, wo man bis zum vorletzten Spieltag um den Status des Nieabsteigers zittern muss. Wo die Klubführung fast panisch versucht, den Verein irgendwie zu retten (was letztlich gelang). Nein, unter die Saison gehört ganz schnell ein Strich. Und Freude darüber, dass man mit einem blauen Auge davon gekommen ist.
Noch nicht ganz einen Strich unter die Saison kann man in Ålesund machen. Schließlich muss man noch in zwei Relegationsspiele gegen Sogndal, die seit August in der zweiten Liga ungeschlagen sind. Erst dann kann man sehen, ob die Saison noch ein Erfolg war – denn Erfolg heißt in Ålesund fast alles, was den Klassenerhalt bedeutet. Schließlich war diese Saison eine Premiere – das erste Mal, dass man zwei Saisons hintereinander in der ersten Liga spielen durfte. Das verflixte zweite Jahr gab es also auch in Ålesund. Mal sehen, ob es noch schlimmer wird.
Nicht viel schlimmer kann es für HamKam werden. Vor der Saison waren sie mit Abstiegsfavorit, und so könnte man sagen, dass man die Erwartungen voll erfüllt hat. Dennoch: wer nicht mal am letzten Spieltag gegen den zwar wahrscheinlichen, aber nicht sicheren Abstieg kämpft, hat auch nichts besseres verdient. Während man sich in Ålesund mit allen erlaubten Mitteln gegen eine Niederlage stemmte, nahm man sie in Hamar hin – und irgendwie passt dazu, dass sich gerade mal 5100 Zuschauer ins Stadion verliefen. Man hatte resigniert.
Die Frage bleibt, ob man es nach dem Umbau des Stadions schafft, bessere Voraussetzungen zu schaffen, um vielleicht doch langfristig in Liga eins zu bleiben. Bisher, so scheint es, hat man dazu einfach nicht genügend Mittel.
Damit euch nicht langweilig wird, werde ich natürlich noch weitere Berichte während der Winterpause in der Liga schreiben… unter anderem über die drei oder vier Aufsteiger, damit natürlich auch über die beiden Relegationsspiele, über das Pokalfinale, darüber, wie gut die „Experten“ die Liga vor der Saison getippt haben und was sich während der Pause und vor der neuen Saison in der Liga tut.