wupperbayer
*Meister 20xx*
Ich hatte es eigentlich schon für letzte (oder vorletzte?
) Woche versprochen, dass ich mal etwas über eine der weniger beachteten europäischen Ligen schreibe, aber bis dato bin ich nicht dazu gekommen. Ich weiß ja nicht, wen das interessiert, ob überhaupt :zwinker: Aber ich finde es schön, auch mal über den Tellerrand in ein zumal so schönes Land zu blicken.
Die, die mich aus DI-Zeiten noch kennen, kennen vielleicht noch den alten Threads und damit den Rahmen der norwegischen Spitzenliga. Da ich das aber nicht voraussetzen kann, vor dem Blick auf die gerade beendete Saison, den Pokal und die jüngere Vergangenheit (ja, der Beitrag könnte was länger werden) erst einmal die Grundlagen der Liga:
Die norwegische Spitzenliga heißt „Tippeligaen“, was, wie unschwer zu erraten ist, ein Sponsorname ist – ausgerechnet von einem Wettanbieter
:zwinker:
In der Liga spielen 14 Teams, und damit in einem nur 4,5 Millionen Einwohner zählenden Land mehr als beispielsweise in Österreich.
Unter diesen 14 Teams befinden sich zwei bis drei Aufsteiger – Zwei Zweitligisten steigen sofort auf, einer muss gegen den 12. der Tippeligaen in der Relegation antreten.
Zu erreichen gibt's für diese Aufsteiger (und natürlich die anderen Mannschaften) zunächst natürlich mal den Titel und damit die CL-Quali. Allerdings ist der Zweite nicht der erste Verlierer, sondern er bekommt Silbermedallien samt UEFA-Cup-Quali. Auch der Dritte geht nicht leer aus, hier folgen sinnvollerweise Bronzemedallie und ebenfalls die UEFA-Cup-Quali. Der Vierte erhält Blech, darf aber mit den ersten drei in der Royal League, der kleinen Champions League von Dänemark, Norwegen und Schweden mitspielen.
Die Verteilung der 14 Plätze auf ganz Norwegen zeigt – wie eigentlich auch zu erwarten – ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Allein die Hälfte der Clubs in der 2006er-Saison verteilt sich im Dunstkreis des Oslofjords, zwei direkt aus der Hauptstadt, weitere zwei in direkter Nachbarschaft. Mehr hier.
Tromsø ist deutlich die nördlichste Mannschaft – übrigens auch die nördlichste, die je im europäischen Wettbewerb spielte (und dabei unter anderem Galatasaray rauswarf, nicht wahr, ASSO? :zwinker: )
Zur aktuell abgelaufenen Saison: Rosenborg aus Trondheim (übrigens nicht Rosenborg Trondheim, das wäre so ähnlich wie Schalke Gelsenkirchen) ist zum 150., äh, 20. Mal Meister geworden. Damit konnten seit 1991(!) nur Viking (in denselbem Jahr) und Vålerenga (2005) außer Rosenborg Meister werden – was auch heißt, dass Rosenborg 13-mal hintereinander Meister wurde. Allerdings ist die Liga nicht so langweilig, wie es vielleicht erscheinen könnte: Zum einen hat Norwegen mehr unterschiedliche Meister als Deutschland seit 1963, zum anderen sind die Zeiten der Rosenborger Dominanz der Liga schon lange vorbei, mehr dazu auch im Rückblick.
Einen eher negativen Rekord dürfte die Liga auch aufgstelllt haben: Neun(!) Trainerwechsel, bei 14 Teams. Die englische Ausgabe von Aftenposten.no sprach daher auch schon von einer „soap opera“. Unter den neun Trainerwechseln ist auch ein Trainertausch schon nach Ablauf der eigentlichen Saison, wobei von den beiden der Trainer des Tabellenvierten Lillestrøm zuerst gefeuert wurde und dann der Trainer von Fredrikstad (8.) abgeworben wurde.
Im Abstiegskampf erinnerte der letzte Spieltag an die gute alte Bundeligazeit, ihr wisst schon, welche Saison ich meine :zwinker: Am vorletzten Spieltag waren alle Mannschaften bis Platz 8 in den Abstiegskampf involviert, der Platz des Relegationisten wechselte recht häufig. Hauptsächlich das Eigentor eines Odd-Grenland-Spielers in den letzten zehn Minuten beim Spiel bei Start Kristiansand sorgte dafür, dass dieselben auf dem Relegationsplatz standen... keine gute Siuation für den Spieler, könnte man meinen.
Da aber Odd Grenland gegen den Dritten der Zweiten Liga, Bryne, insgesamt mit 10:1 (3:0 zuhause, 7:1 auswärts) gewann und damit einen Rekord aufstellte, lässt sich das wohl mehr oder minder verschmerzen.
Der größte Konkurrent von Rosenborg, der SK Brann aus Bergen (wie Rosenborg: Nicht Brann Bergen), machte sich seine Chancen selbst zunichte, als sie im „Saisonfinale“ gegen Rosenborg zuhause mit 1:3 verloren.
Wichtig zu erwähnen ist noch, dass beide Aufsteiger in der Liga blieben, Stabæk wurde sogar Fünfter.
Noch kurz was zum Zuschauerzuspruch: Der ist nicht so gering, wie man bei dem Land mit einer Einwohnerzahl der weiteren Umgebung Berlins vermuten könnte: Spitzenreiter ist natürlich Rosenborg (wie beim FC Bayern, alles Modefans
) mit knapp 20.000 Zuschauer/Spiel, danach folgt Brann mit gut 18.000. So geht es dann runter bis zum Letzten, aber auch da sind es noch mehr als 4.000/Spiel. Insgesamt kommt man auf ein Ligamittel von ~8.000-9.000. Wie gesagt, das ist für so wenige Einwohner verdammt gut.
Wie gesagt, Rosenborg wurde Meister, damit in der CL-Quali. Brann dahinter Zweiter, Vålerenga Dritter und damit in der UEFA-Cup-Quali nächste Saison. Lillestrøm begleitet als Vierter die drei vorgenannten in die Royal League. In der Relegation war und gerettet hat sich Odd Grenland, nichts mehr zu retten gab es für HamKam und Molde.
Da es ein wirklich langer Beitrag würde, wenn ich jetzt jedes Detail jedes Spieltags der abgelaufenen Saison beschreiben würde, strecke ich diese Aufgabe auf die Zeit bis zum Wiederanpfiff der Liga, ich glaube im März nächsten Jahres. Dann habt ihr nicht so einen Mammutbeitrag zu lesen und bleibt vielleicht auch bei der Stange :zwinker:.
Jetzt zum Pokal, nur kurz wegen eines Weltrekords (ja, wirklich): Die Fans des späteren Pokalsiegers Fredrikstad FK schafften es ins Guinnes-Buch der Rekorde, da sie zum Spiel in Norwegens Nationalstadion Ullevaal 101(!!) Fanbusse organisierten
Wie angedeutet, konnten nur zwei Vereine bisher außer Rosenborg Meister werden. Nach 1991 war die Dominanz Rosenborgs zu Anfang recht groß, es wurden auch schon mal nur zwei Spiele verloren. Doch mit den Jahren läpperte sich das, und 2004 war Vålerenga schon kurz davor, Meister zu werden. Am Ende siegte Rosenborg – weil sie mehr Tore geschossen hatten als Vålerenga, Punkte und Tordifferenz waren gleich.
2005 dann war alles anders: Rosenborg geriet öfters in die Nähe oder auf einen Abstiegsplatz und konnte sich nur durch einen Endspurt (kommt mir irgendwie bekannt vor, das Verhalten) zu Saisonende auf Platz sieben retten. Wann passiert sowas schon mal in Deutschland? Dass Vålerenga nach 13 Jahren Rosenborgscher Titel Meister wurde, war etwas Besonderes, klar. Dass Rosenborg nur 7. wurde, auch. Aber wirklich sensationös geworden wäre es, hätte der Aufsteiger(!) Start Kristiansand nicht am letzten Spieltag verloren, während Vålerenga remis spielte – Start wäre als Aufsteiger Meister geworden.
Zum Schluss ein kurzer Ausblick auf die 2007er-Saison, ausführlich dann nochmal nächstes Jahr: Aufgestiegen sind Aalesund aus der direkten Nachbarschaft von Molde – da wird es die Aalesunder umso mehr freuen, dass der Rivale abgestiegen ist. Außerdem noch Strømsgodset, natürlich möchte man sagen, vom Oslofjord.
Damit spielen in der nächsten Saison Aalesund, Brann, Fredrikstad, Lillestrøm, Lyn Oslo, Odd Grenland, Rosenborg, Sandefjord, Stabæk, Start, Strømsgodset, Tromsø, Viking und Vålerenga.
Viel Spaß beim Lesen,
wupperbayer

Die, die mich aus DI-Zeiten noch kennen, kennen vielleicht noch den alten Threads und damit den Rahmen der norwegischen Spitzenliga. Da ich das aber nicht voraussetzen kann, vor dem Blick auf die gerade beendete Saison, den Pokal und die jüngere Vergangenheit (ja, der Beitrag könnte was länger werden) erst einmal die Grundlagen der Liga:
Die norwegische Spitzenliga heißt „Tippeligaen“, was, wie unschwer zu erraten ist, ein Sponsorname ist – ausgerechnet von einem Wettanbieter

In der Liga spielen 14 Teams, und damit in einem nur 4,5 Millionen Einwohner zählenden Land mehr als beispielsweise in Österreich.
Unter diesen 14 Teams befinden sich zwei bis drei Aufsteiger – Zwei Zweitligisten steigen sofort auf, einer muss gegen den 12. der Tippeligaen in der Relegation antreten.
Zu erreichen gibt's für diese Aufsteiger (und natürlich die anderen Mannschaften) zunächst natürlich mal den Titel und damit die CL-Quali. Allerdings ist der Zweite nicht der erste Verlierer, sondern er bekommt Silbermedallien samt UEFA-Cup-Quali. Auch der Dritte geht nicht leer aus, hier folgen sinnvollerweise Bronzemedallie und ebenfalls die UEFA-Cup-Quali. Der Vierte erhält Blech, darf aber mit den ersten drei in der Royal League, der kleinen Champions League von Dänemark, Norwegen und Schweden mitspielen.
Die Verteilung der 14 Plätze auf ganz Norwegen zeigt – wie eigentlich auch zu erwarten – ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Allein die Hälfte der Clubs in der 2006er-Saison verteilt sich im Dunstkreis des Oslofjords, zwei direkt aus der Hauptstadt, weitere zwei in direkter Nachbarschaft. Mehr hier.
Tromsø ist deutlich die nördlichste Mannschaft – übrigens auch die nördlichste, die je im europäischen Wettbewerb spielte (und dabei unter anderem Galatasaray rauswarf, nicht wahr, ASSO? :zwinker: )
Zur aktuell abgelaufenen Saison: Rosenborg aus Trondheim (übrigens nicht Rosenborg Trondheim, das wäre so ähnlich wie Schalke Gelsenkirchen) ist zum 150., äh, 20. Mal Meister geworden. Damit konnten seit 1991(!) nur Viking (in denselbem Jahr) und Vålerenga (2005) außer Rosenborg Meister werden – was auch heißt, dass Rosenborg 13-mal hintereinander Meister wurde. Allerdings ist die Liga nicht so langweilig, wie es vielleicht erscheinen könnte: Zum einen hat Norwegen mehr unterschiedliche Meister als Deutschland seit 1963, zum anderen sind die Zeiten der Rosenborger Dominanz der Liga schon lange vorbei, mehr dazu auch im Rückblick.
Einen eher negativen Rekord dürfte die Liga auch aufgstelllt haben: Neun(!) Trainerwechsel, bei 14 Teams. Die englische Ausgabe von Aftenposten.no sprach daher auch schon von einer „soap opera“. Unter den neun Trainerwechseln ist auch ein Trainertausch schon nach Ablauf der eigentlichen Saison, wobei von den beiden der Trainer des Tabellenvierten Lillestrøm zuerst gefeuert wurde und dann der Trainer von Fredrikstad (8.) abgeworben wurde.

Im Abstiegskampf erinnerte der letzte Spieltag an die gute alte Bundeligazeit, ihr wisst schon, welche Saison ich meine :zwinker: Am vorletzten Spieltag waren alle Mannschaften bis Platz 8 in den Abstiegskampf involviert, der Platz des Relegationisten wechselte recht häufig. Hauptsächlich das Eigentor eines Odd-Grenland-Spielers in den letzten zehn Minuten beim Spiel bei Start Kristiansand sorgte dafür, dass dieselben auf dem Relegationsplatz standen... keine gute Siuation für den Spieler, könnte man meinen.
Da aber Odd Grenland gegen den Dritten der Zweiten Liga, Bryne, insgesamt mit 10:1 (3:0 zuhause, 7:1 auswärts) gewann und damit einen Rekord aufstellte, lässt sich das wohl mehr oder minder verschmerzen.
Der größte Konkurrent von Rosenborg, der SK Brann aus Bergen (wie Rosenborg: Nicht Brann Bergen), machte sich seine Chancen selbst zunichte, als sie im „Saisonfinale“ gegen Rosenborg zuhause mit 1:3 verloren.
Wichtig zu erwähnen ist noch, dass beide Aufsteiger in der Liga blieben, Stabæk wurde sogar Fünfter.
Noch kurz was zum Zuschauerzuspruch: Der ist nicht so gering, wie man bei dem Land mit einer Einwohnerzahl der weiteren Umgebung Berlins vermuten könnte: Spitzenreiter ist natürlich Rosenborg (wie beim FC Bayern, alles Modefans

Wie gesagt, Rosenborg wurde Meister, damit in der CL-Quali. Brann dahinter Zweiter, Vålerenga Dritter und damit in der UEFA-Cup-Quali nächste Saison. Lillestrøm begleitet als Vierter die drei vorgenannten in die Royal League. In der Relegation war und gerettet hat sich Odd Grenland, nichts mehr zu retten gab es für HamKam und Molde.
Da es ein wirklich langer Beitrag würde, wenn ich jetzt jedes Detail jedes Spieltags der abgelaufenen Saison beschreiben würde, strecke ich diese Aufgabe auf die Zeit bis zum Wiederanpfiff der Liga, ich glaube im März nächsten Jahres. Dann habt ihr nicht so einen Mammutbeitrag zu lesen und bleibt vielleicht auch bei der Stange :zwinker:.
Jetzt zum Pokal, nur kurz wegen eines Weltrekords (ja, wirklich): Die Fans des späteren Pokalsiegers Fredrikstad FK schafften es ins Guinnes-Buch der Rekorde, da sie zum Spiel in Norwegens Nationalstadion Ullevaal 101(!!) Fanbusse organisierten

Wie angedeutet, konnten nur zwei Vereine bisher außer Rosenborg Meister werden. Nach 1991 war die Dominanz Rosenborgs zu Anfang recht groß, es wurden auch schon mal nur zwei Spiele verloren. Doch mit den Jahren läpperte sich das, und 2004 war Vålerenga schon kurz davor, Meister zu werden. Am Ende siegte Rosenborg – weil sie mehr Tore geschossen hatten als Vålerenga, Punkte und Tordifferenz waren gleich.
2005 dann war alles anders: Rosenborg geriet öfters in die Nähe oder auf einen Abstiegsplatz und konnte sich nur durch einen Endspurt (kommt mir irgendwie bekannt vor, das Verhalten) zu Saisonende auf Platz sieben retten. Wann passiert sowas schon mal in Deutschland? Dass Vålerenga nach 13 Jahren Rosenborgscher Titel Meister wurde, war etwas Besonderes, klar. Dass Rosenborg nur 7. wurde, auch. Aber wirklich sensationös geworden wäre es, hätte der Aufsteiger(!) Start Kristiansand nicht am letzten Spieltag verloren, während Vålerenga remis spielte – Start wäre als Aufsteiger Meister geworden.
Zum Schluss ein kurzer Ausblick auf die 2007er-Saison, ausführlich dann nochmal nächstes Jahr: Aufgestiegen sind Aalesund aus der direkten Nachbarschaft von Molde – da wird es die Aalesunder umso mehr freuen, dass der Rivale abgestiegen ist. Außerdem noch Strømsgodset, natürlich möchte man sagen, vom Oslofjord.
Damit spielen in der nächsten Saison Aalesund, Brann, Fredrikstad, Lillestrøm, Lyn Oslo, Odd Grenland, Rosenborg, Sandefjord, Stabæk, Start, Strømsgodset, Tromsø, Viking und Vålerenga.
Viel Spaß beim Lesen,
wupperbayer
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