Neuseeeland hat gewaehlt

Detti04

The Count
Hi,

Neuseeland hat heute ein neues Parlament gewaehlt. Um genau zu sein, war heute der offizielle Wahltag, aber wegen Corona waren die Wahllokale schon seit 2 Wochen offen. Ich denke, dass man erwartet hat, dass diese Wahl im Wesentlichen eine Abstimmung darueber ist, wie zufrieden die Buerger mit der Labour-Regierung in der Coronavirus-Krise sind.

Bevor ich zum heutigen Ergebnis komme, erst noch ein kleiner Rueckblick. Die beiden grossen Parteien hier sind National (konservativ, aehnlich wie CDU) und Labour (sozialdemokratisch, aehnlich SPD). (Daneben gibt es noch Gruene, Liberale und andere Parteien, die uns hier aber nicht interessieren sollen.) Bei den vergangenen Wahlen sahen die Stimmamnteile und Sitze dieser beiden Parteien wie folgt aus (man waehlt hier alle 3 Jahre):

2014: National 47,0% (60 Sitze), Labour 25,1% (32)
2017: National 44,5% (56), Labour 36,9% (46)

2017 kam es nur deshalb zu einer Labour-gefuehrten Regierung, weil National keinen Koalitionspartner finden konnte; stattdessen gingen Labour, Greens und NZ First (so eine Art national-populistische Partei, aber eigentlich ein Vehikel von Winston Peters, einem politischen Urgestein) eine Dreierkoalition zur Regierungsbildung ein.

Jetzt dann zum heutigen Ergebnis: Nachdem ueber 80% er Stimmen ausgezaehlt sind, sieht es so aus:

2020: National 27% (35), Labour 49% (64 Sitze)

Labour hat demnach etwa 12% hinzugewonnen, waehrend National 17% verloren hat. Erdrutsch ist also gar kein Ausdruck fuer dieses Ergebnis. Labour kann somit alleine regieren, wenn es will.

Zurueck zum Aspekt "Corona-Wahl": Ja, ich denke, dass die Wahl tatsaechlich eine Abstimmung darueber war, wie zufrieden die Buerger mit der Arbeit der Regierung bezueglich Covid-19 sind. Fuer mich sieht das so aus, als waere vielen Leuten klar, dass man in Neuseeland Dank des Handelns der aktuellen Regierung in Bezug auf die Epidemie deutlich besser dasteht als der Grossteil der (westlichen) Welt.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Ist ja überhaupt nicht überraschend, dass Jacinda Ardern gewonnen hat; denn das ist meine Vermutung: Es ging da vielen nicht um Labour, National oder ich weiss nicht was; die Menschen haben sozusagen nur sie gewählt.
 
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Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
51% sind also unzufrieden mit der Covid19-Politik? :gruebel: Kommt mir ein bischen viel vor.
 

Detti04

The Count
Ist ja überhaupt nicht überraschend, dass Jacinda Ardern gewonnen hat; denn das ist meine Vermutung: Es ging da vielen nicht um Labour, National oder ich weiss nicht was; die Menschen haben sozusagen nur sie gewählt.
Die Person Jacinda Ardern selber hat sicherlich dazu beigetragen, aber sie war auch bei der letzten Wahl schon Labour-Spitzenkandidatin, und da gab es eben nur 36,9%.

Auch die Greens als Mitglied der Regierungskoalition haben ihren Stimmanteil erhoeht, naemlich von 6,3% auf 7,6%. Das ist extrem ungewoehnlich, denn seit Einfuehrung des Wahlsystems nach deutschem Vorbild war es bisher wohl immer so, dass ein Juniorpartner einer Regierung es bei der naechsten Wahl nicht ueber die 5%-Huerde schaffte. Dieses Schicksal hat uebrigens NZ First ereilt, welche nur 2,7% einfuhr und somit raus aus dem Parlament ist.

Insgesamt ist das also ein deutlicher Schwenk nach links, also weg von einer konservativen Mehrheit wie beim letzten Mal zu einer sehr deutlichen rot-gruenen Mehrheit im Parlament.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Und mir kommt dein Beitrag ein bisschen doof vor. Aber das ist ja vermutlich Absicht.

Zitat detti: Ja, ich denke, dass die Wahl tatsaechlich eine Abstimmung darueber war, wie zufrieden die Buerger mit der Arbeit der Regierung bezueglich Covid-19 sind.

100 - 49 (Labour) = 51.

+++*+++​

 
Zuletzt bearbeitet:

Rupert

Friends call me Loretta
Neuseelands Premierministerin Ardern: Die Anti-Mackerin

Das trifft's für mich ganz gut und zeigt was ich meine, wenn ich schreibe, dass der starke Zuwachs wohl v.a. auf Jacinda Ardern selbst beruht.
Die hat in den letzten Jahren eben gezeigt, dass sie eine klare Vorstellung von sozialer, ökologischer und nachhaltiger Politik hat (Stichwort und Beispiel hierzu "Wellbeing Budget); ist wohl auch ein empathischer Mensch (siehe beispielsweise ihre Reaktion in Richtung der Angehörigen der Opfer des Terroranschlags in Christchurch); tritt weltoffen und souverän auf und handelt dementsprechend und nimmt die Menschen mit durch klare Kommunikation, Argumente und auch einen Ausblick bzw. Perspektive (siehe beispielsweise ihr Handeln bzgl. Covid-19).

Sie ist alles andere als ein Plärrer und Schreier, wirkt aber, zumindest auf mich - ich verfolge allerdings die neuseeländische Politik so gut wie gar nicht - stärker als die Lautsprecher und Hauruck-Typies.
 

Detti04

The Count
Natuerlich beruht der Zuwachs an Stimmen teilweise auf ihrer Person, aber eben nur teilweise. Aber wenn die Leute mit der Coronavirus-Politik nicht zufrieden waeren, dann koennte sie noch so sympathisch und wuerde doch niemals in die Naehe von 50% kommen.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Der These bzgl. Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit der Wähler zur eingeschlagenen Coronapolitik in Neuseeland, schliesse ich mich auch sicher nicht an. :)
 
Sie ist alles andere als ein Plärrer und Schreier, wirkt aber, zumindest auf mich - ich verfolge allerdings die neuseeländische Politik so gut wie gar nicht - stärker als die Lautsprecher und Hauruck-Typies.
Das trifft meine Sicht zu 100%, besonders auch der Teil mit der Einschränkung. Ich bekomme leider viel zu wenig von Politik mit. Das gilt ja schon für Deutschland und leider erst recht für andere Länder. Von Ardern hatte ich daher bislang den Namen schon mal gehört/gelesen, aber das war's dann halt. Nach ein bisschen Recherche hat sich bei mir allerdings ein erster Eindruck gefestigt und der geht schon ein wenig in die Richtung Bedauern, dass die Frau nicht bei uns aktiv ist. Oder noch besser: Wir auch so eine hätten.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Mal wieder eine vorbliche Aktion von Miss Neuseeland (ich hab den namen gerade nicht parat) und zur Nachahmung empfohlen.
 
Mal wieder eine vorbliche Aktion von Miss Neuseeland (ich hab den namen gerade nicht parat) und zur Nachahmung empfohlen.
Ardern heißt die Gute, aber ich sehe es komplett anders rum. Ich hasse diese Bevormundung von mündigen Bürgern. Der Staat hat sich nicht in Dinge einzumischen, bei denen das Individuum andere nicht einschränkt oder gefährdet. Rauchverbot an öffentlichen Orten ist okay. In elterlichen Wohnungen oder meinetwegen auch WGs völlig in Ordnung. Aber wenn einer so blöd ist und meint, er müsse sich die Lunge zuteeren, dann ist das seine persönliche Entscheidung, in die die Allgemeinheit nicht einzugreifen hat. Es muss jeder ein Recht auf seinen Rausch haben. Wozu weiß ich zwar nicht, aber es geht mich nun mal einen feuchten Kehricht an, solange er mich und andere damit nicht belästigt/einschränkt/schädigt/etc. Alles was du da provozierst ist eine illegale Szene und viel Kosten für Strafverfolgung.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Es muss jeder ein Recht auf seinen Rausch haben.

Du bist Nichtraucher, oder? Beim Tabakrauchen gibt es keinen Rausch. Das wäre dann allein ein Recht auf Rauch. Mit der Recht auf Rausch Kampagne muss man alle Rauschstoffe freigeben. Bin ich tendentiell sogar auch für, aber Tabak fällt da aber halt gar nicht mit rein.

Das Bevormundungs-Argument ist ein Allgemeinplatz, der immer passt, und nur ein Scheinargument ist. Jede Verordnung und jedes Gesetz ist eine Bevormundung des mündigen Bürgers und wäre dann demzufolge Abzulehnen. Zum Beispiel die Bevormundung von mündigen Bürgern im Straßenverkehr? Da werden doch tatsächlich vom Staat Regeln vorgegeben! Als könnte man sich als vernünftiger Bürger nicht entsprechend im Straßenverkehr verhalten! Regulierungswahn!! Als würden sich die Leute dann mit Absicht gegenseitig totfahren!

Darin enthalten ist der Denkfehler, dass es auf der einen Seite "den Staat" gibt und auf der anderen Seite "die Bürger". "Den Staat" als handelndes Subjekt gibt es gar nicht, "Die Bürger" sind "der Staat". Die Verordnungen und Gesetzte sind die Regeln, die sich die Gesellschaft gibt und als verbindlich festschreibt. Und da das nicht konfliktfrei ist, einen ziemlich großen Aufwand betreibt, damit das möglich ist ("demokratisches System" mit Wahlen, Grundrechten, Institutionen, Verfahren, Verwaltungen usw. usf.). Da wir auch wissen, dass es immer welche gibt, die diese Regeln nicht gut finden und es immer welche gibt, die durch die Regeln Nachteile haben, und deswegen dagegen verstoßen werden, war es notwendig, dass wir uns auch noch eine Exekutive und eine Judikative zulegen, um die Regelverstöße sanktionieren zu können.

Den Neuseeländischen Plan finde ich sehr gut. Das man eine Übergangslösung für die alten Süchtigen einbaut, finde ich sehr gut und vernünftig. Das ist eine sehr sinnvolle Regelung. Rauchen ist nun wirklich zu nix nütze und schadet allein der Gesundheit (und nein, ich bin kein militanter Nichtraucher, sondern habe früher gerne und viel geraucht).
 

Detti04

The Count
Rauchverbot: Neuseeland plant ewiges Tabakverbot für jüngere Jahrgänge

Die Folgen der Prohibition haben sich offenbar noch nicht bis nach Neuseeland herumgesprochen. Dort versucht man es jetzt mit Tabak statt Alkohol.
"Smokefree New Zealand" ist schon lange ein Ziel. So war NZ eines der ersten Laender, in welchen an Arbeitsplaetzen nicht mehr geraucht werden durfte. Es rauchen hier auch viel weniger Leute als in Deutschland. Vereinfacht kann man sagen: Wenn man hier einen Raucher sieht, dann ist der entweder aus einer sozialen schwachen Schicht oder Neueinwanderer aus Europa. Zum Vergleich:

Adult smokers (15+)11.6% (down from 18% in 2006/07)
- With higher smoking rates among men (12.2%) than women (11%)

Young adults 18-2412.9% (down from 25% in 2006/07)



In Deutschland raucht je nach Quelle ein zwei- bis fast dreimal so hoher Anteil der Bevoelkerung. Ich hab vor ein paar Jahren mal im Kiwi-Freundeskreis rumgefragt, und jeder hat gesagt, dass ein Raucher als Boyfriend bzw. Girlfriend vollkommen ausgeschlossen waere.

Wenn ich Deutschland besuche, dann faellt mir uebrigens jedesmal auf, wie es dort an oeffentlichen Plaetzen, z.B. Bahnhoefen, nach Rauch stinkt. Ekelhaft.
 

Detti04

The Count
Noch ein Vergleich: Eine Schachtel Zigaretten kostet in Deutschland 7 Euro (etwa 0,35 Euro/Zigarette), in NZ 35 NZD (d.h. knapp 1 Euro/Zigarette). Das Einkommensniveau hier ist aber niedriger als in Deutschland.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
In Schland ist das aber auch recht gut zurückgegangen, vor allem die jungen Menschen rauchen kaum noch. Aber immer noch viele, und einen No-Nikotin-Plan gibt es hier natürlich nicht. Leider.

Alle Informationen zum Rauchen, Raucherschutz, Politik und Wirtschaft, Zahlen und Fakten, seriös und schön aufgearbeit gibt es hier: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrol...fentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020.pdf

Deutschland hinkt aber - wie immer! - hinterher, was die Möglichkeiten zur Einschränkungen des Rauchens angeht. Nicht nur, was die Preisgestaltung angeht, auch hinsichtlich Werbeverbot u.ä.
 
Du bist Nichtraucher, oder? Beim Tabakrauchen gibt es keinen Rausch. Das wäre dann allein ein Recht auf Rauch. Mit der Recht auf Rausch Kampagne muss man alle Rauschstoffe freigeben. Bin ich tendentiell sogar auch für, aber Tabak fällt da aber halt gar nicht mit rein.

Das Bevormundungs-Argument ist ein Allgemeinplatz, der immer passt, und nur ein Scheinargument ist. Jede Verordnung und jedes Gesetz ist eine Bevormundung des mündigen Bürgers und wäre dann demzufolge Abzulehnen. Zum Beispiel die Bevormundung von mündigen Bürgern im Straßenverkehr? Da werden doch tatsächlich vom Staat Regeln vorgegeben! Als könnte man sich als vernünftiger Bürger nicht entsprechend im Straßenverkehr verhalten! Regulierungswahn!! Als würden sich die Leute dann mit Absicht gegenseitig totfahren!

Darin enthalten ist der Denkfehler, dass es auf der einen Seite "den Staat" gibt und auf der anderen Seite "die Bürger". "Den Staat" als handelndes Subjekt gibt es gar nicht, "Die Bürger" sind "der Staat". Die Verordnungen und Gesetzte sind die Regeln, die sich die Gesellschaft gibt und als verbindlich festschreibt. Und da das nicht konfliktfrei ist, einen ziemlich großen Aufwand betreibt, damit das möglich ist ("demokratisches System" mit Wahlen, Grundrechten, Institutionen, Verfahren, Verwaltungen usw. usf.). Da wir auch wissen, dass es immer welche gibt, die diese Regeln nicht gut finden und es immer welche gibt, die durch die Regeln Nachteile haben, und deswegen dagegen verstoßen werden, war es notwendig, dass wir uns auch noch eine Exekutive und eine Judikative zulegen, um die Regelverstöße sanktionieren zu können.

Den Neuseeländischen Plan finde ich sehr gut. Das man eine Übergangslösung für die alten Süchtigen einbaut, finde ich sehr gut und vernünftig. Das ist eine sehr sinnvolle Regelung. Rauchen ist nun wirklich zu nix nütze und schadet allein der Gesundheit (und nein, ich bin kein militanter Nichtraucher, sondern habe früher gerne und viel geraucht).
Das stimmt jetzt nur so halb. Nikotin ist keine bewusstseinsverändernde Droge, das ist so weit richtig. Aber es dockt an den Neurotransmittern im Gehirn an und verursacht die Ausschüttung von Glückshormonen, was sehr wohl einen "Kick" beim Raucher hervorruft. Eigentlich muss für einen Rausch noch nicht einmal Mittelchen konsumieren. Siehe Spielsucht. Ich glaube, das nennt sich dann trockener Rausch. Kann aber auch sein, dass ich mir das falsch gemerkt habe. Aber egal, meinetwegen können wir uns auch gerne auf das Wort "Sucht" oder auch "Laster" verständigen. Das macht meinen Satz vielleicht tatsächlich eindeutiger.

Nein, das ist kein Allgemeinplatz, weil ich meinen Gedanken ganz klar mit einem "... bei denen das Individuum andere nicht einschränkt oder gefährdet." eingegrenzt und ihm ein klares Ziel gegeben habe. Es geht überhaupt nicht um die Aufhebung von Gesetzen allgemein, sondern um unnötige Maßregelungen im Bereich der Eigenverantwortung, den man gefahrlos dem Individuum überlassen kann. Solange mich der Raucher nicht zum Passivrauchen "zwingt", geht mich sein Laster nichts an. Das ist wie mit der Gurtpflicht. Kinder und andere Unmündige anzuschnallen ist Pflicht, aber wenn ein Erwachsener im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte meint, den Firlefanz brauche es für ihn nicht, dann sollte er auch seines Glückes Schmied sein dürfen.

Kein Denkfehler, ich habe doch mit meinem Passus "... in die die Allgemeinheit nicht einzugreifen hat" deutlich gemacht, dass mir das bewusst ist. Denn wer sonst ist denn die Allgemeinheit, wenn nicht die Bürger? Aber schön, wenn ich meinen Gedanken nicht deutlich genug gemacht habe, dann lass es mich als Frage formulieren? Auf welcher Basis sollten WIR uns in die Privatleben einzelner einmischen, wenn uns diese damit gar nicht behelligen? Mir ist natürlich bewusst, dass es an den Schnittstellen mit dem öffentlichen Bereich immer schwierige Grenzfälle geben wird, aber Rauchen im privaten Bereich fällt da sicherlich nicht darunter. Und das gilt für so vieles, wo wir glauben oder glaubten bei reinen Privatangelegenheiten anderer Menschen mitreden zu dürfen. Das reicht von kleinen Dingen wie der Farbe deines Daches, das dir deine Gemeinde im Bebauungsplan vorgeben kann, bis zu ganz großen Themen wie der Sterbehilfe, deren Neuordnung wir einer erfolgreichen Klage zu verdanken haben und nicht etwa der Vernunft des Gesetzgebers.

Den Neuseeländischen Plan lehne ich daher konsequent ab, obwohl ich mein Leben lang Nichtraucher war und das Rauchverbot an öffentlichen Orten nach wie vor unterstütze.
 

Detti04

The Count
Das ist aber ein ziemlich seltsamer Beitrag, Noir.

1) "Anschnallen oder nicht" ist keine Privatsache. Ein Gesetz ist kein Serviervorschlag, sondern bindend. Es spielt keine Rolle, ob dem Einzelnen ein bestimmes Gesetz nun gefaellt oder nicht, denn er bleibt unabhaengig von seiner Meinung diesem Gesetz unterworfen.

2) Ein Zigarettenverbot waere in keiner Weise anders als - mal sagen - ein Heroinverbot. Wenn Dir Ersteres ein zu starker Eingriff in die persoenliche Freiheit ist, bist Du dann auch fuer die unkontrollierte Freigabe von Heroin? Heroin an der Supermarktkasse? Ob sich ein Junkie einen Schuss setzt oder nicht, dass ist doch schliesslich Privatvergnuegen, und da hat der Staat Deiner Meinung nach ja nichts vorzuschreiben.

3) Tabakkonsum kann man eben nicht "gefahrlos dem Individuum" ueberlassen, weil er letzlich zu einer Sucht fuehrt, die in sehr vielen Faellen toedlich endet. Ein Suchtiger kann sein Suchtverhalten eben genau nicht kontrollieren, und in diesem Fall ist die Sucht ja noch dazu potentiell lebensgefaehrlich.

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Zum Abschluss eine Schaetzfrage: Sind in den letzten 12 Monaten in Deutschland mehr Menschen an Corona als am Rauchen gestorben?
 

Rupert

Friends call me Loretta
Wenn man die Nikotintoten dann los ist, kann man sich um die Gefahren von Alkohol, Fleisch und Zucker kümmern.
Und um die Ausübenden der sog. Extremsportarten - Adrenalienjunkies, sach ich nur.

Damit hätten wir jetzt auch wieder die Brücke zu Neuseeland und den ganzen Kletterern, Kajakfahrern, Surfern, etc. da.
 

Detti04

The Count
Heroinverbot ist ne gute Sache, hat den Handel und Konsum völlig zum Erliegen gebracht.
Um gleich auch obige Schaetzfrage zu beantworten:

Drogentote pro Jahr in Deutschland: etwa 1300
Nikotintote pro Jahr in Deutschland: etwa 120.000

Jepp, ein Faktor 100.

EDIT: Not-so-fun fact: Es sterben jaehrlich in Deutschland etwa 3.000 Menschen an Passivrauchen.
 
Das ist aber ein ziemlich seltsamer Beitrag, Noir.

1) "Anschnallen oder nicht" ist keine Privatsache. Ein Gesetz ist kein Serviervorschlag, sondern bindend. Es spielt keine Rolle, ob dem Einzelnen ein bestimmes Gesetz nun gefaellt oder nicht, denn er bleibt unabhaengig von seiner Meinung diesem Gesetz unterworfen.

2) Ein Zigarettenverbot waere in keiner Weise anders als - mal sagen - ein Heroinverbot. Wenn Dir Ersteres ein zu starker Eingriff in die persoenliche Freiheit ist, bist Du dann auch fuer die unkontrollierte Freigabe von Heroin? Heroin an der Supermarktkasse? Ob sich ein Junkie einen Schuss setzt oder nicht, dass ist doch schliesslich Privatvergnuegen, und da hat der Staat Deiner Meinung nach ja nichts vorzuschreiben.

3) Tabakkonsum kann man eben nicht "gefahrlos dem Individuum" ueberlassen, weil er letzlich zu einer Sucht fuehrt, die in sehr vielen Faellen toedlich endet. Ein Suchtiger kann sein Suchtverhalten eben genau nicht kontrollieren, und in diesem Fall ist die Sucht ja noch dazu potentiell lebensgefaehrlich.

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Zum Abschluss eine Schaetzfrage: Sind in den letzten 12 Monaten in Deutschland mehr Menschen an Corona als am Rauchen gestorben?
1. Ja, natürlich ist ein Gesetz bindend. Aber deswegen darf man doch die Sinnhaftigkeit in Frage stellen, oder?

2. & 3. Da machst du jetzt ein Riesenthema auf. Das möchte ich jetzt eigentlich nicht komplett bis ins letzte Detail durchkauen. Es sollte schließlich nur ums Rauchen gehen. Aber ein paar allgemeine Gedanken: Die Erfahrung zeigt, dass der bisherige rigorose Verbotsweg wenig bringt. Immense Kosten in Strafverfolgung und -vollzug, Kriminalisierung von stinknormalen Durchschnittsbürgern, Beschaffungskriminalität, organisierte Banden, die sich daran dumm und dämlich verdienen usw. Das ist verdammt viel, was wir da in Kauf nehmen für dennoch rund 360.000 Drogendelikte und 1.000-2.000 Suchttote im Jahr (lt. Statistika). Dazu kommen etliche HIV- und Hepatitis-Infektionen durch den Gebrauch bereits benutzter Kanülen. Außerdem weiß man seit der Prohibition, dass ein Komplettverbot sogar das Gegenteil bewirkt, denn damals haben sogar Leute angefangen zu trinken, die vorher mit Alkohol nichts am Hut hatten.
Auf der anderen Seite stehen jährlich 74.000 Alkoholtote im Bundesgebiet, bei denen es wir als Gesellschaft offenbar völlig okay finden, dass die genauso durch eine Drogensucht ums Leben kommen. Weil es da halt die Volksdroge ist, die hier im täglichen Leben fest verankert ist und kulturell überhöht wird. Was darüber hinaus ebenso zur Wahrheit gehört: Obwohl Alkohol frei zugänglich ist, hat die absolute Mehrheit hierzulande kein Suchtproblem.
Führt man all das zusammen, sehe ich als einzig sinnvolle Option einen anderen Umgang damit. Ich hätte gerne eine allgemeine Akzeptanz in der Bevölkerung, dass Sucht nun mal zum Menschen gehört und das Potential dazu in jedem von uns schlummert, aber bei weitem nicht jeden trifft. Als Folge daraus möchte ich Süchtige gerne als das behandeln, was sie sind: als Kranke. Nicht als Kriminelle. Ich hätte gerne, dass man weiche Drogen frei gibt, um der organisierten Kriminalität an der Stelle das Wasser abzugraben, und das mit einer Qualitätssicherung in der Herstellung, damit sich der Konsument nicht irgendwelchen gestreckten Mist in den Körper ziehen muss. Und oben drauf eine ordentliche Steuer, die direkt an die Krankenkassen abgeführt wird, damit letzten Endes die Konsumenten selbst für die Suchtbehandlungen aufkommen. (Diese Steuer würde ich generell auf alles erheben, was die Gesundheit schädigt. Also neben den Drogen auch stark fett- und/oder zuckerhaltige Lebensmittel.) Ich sähe es gerne, dass es endlich ein Ende hat, dass man einen Eintrag ins Führungszeugnis riskiert, wenn man bspw. Joints raucht, während es umgekehrt als völlig normal angesehen wird, dass die Bars, Klubs und Diskos dieser Republik Flatrate-Saufen-Angebote machen. Und ich hätte gerne eine Verlagerung des Fokus der Strafverfolgung weg vom kleinen Konsumenten hin zu den Herstellern und Anbietern von diesem Dreck.
Um aber auch auf deine Frage nach dem Heroin zu antworten: Ich hab dazu keine Pauschalrezept, das ist verteufelt schwer. An der Supermarktkasse hat das Zeug natürlich nichts verloren. Ich würde es aber dennoch in geringen Mengen unter pharmazeutischen Standards produzieren lassen, um der illegalen Herstellung etwas entgegenzusetzen. In den Handel käme mir der Mist nicht, aber ich will wieder den Süchtigen helfen und könnte mir daher vorstellen, es in Fixerstuben an die echten Härtefälle zum Selbstkostenpreis abzugeben. Dort könnte man sich dann seinen Schuss unter ärztlicher Aufsicht setzen. Gerne anonym, aber eben mit sauberem Besteck UND sauberem Stoff.
Ich bin ehrlich, ich glaube nicht, dass man als Gesellschaft viel bewirken kann, wenn jemand erst mal so weit unten ist. Natürlich würde ich weiterhin Ausstiegsangebote unterbreiten, aber da braucht man sich keinen Illusionen hinzugeben - hätten die größeren Erfolg, wüssten wir das längst. Aber dieses kleine Bisschen Fürsorge und Würde könnte man diesen armen Schweinen angedeihen lassen, dass sie sich nicht irgendwelchen mit Rattengift gestreckten Sch**ß auf dem versifften Bahnhofsklo in die Venen drücken müssen. All das gilt natürlich generell für harte Drogen. Nicht nur für Heroin.
 
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