SZ 06.07.06
Mehrheit des Rates will den Stadionbau
Von Thilo Alexe
Sport. Dynamo Dresdens neue Heimat kann trotz Bedenken der Verwaltung noch ab diesem Jahr gebaut werden.
Fußball ist siehe das Halbfinale zwischen Deutschland und Italien ein hoch emotionaler Sport. Und auch Politik kann Schock-, Stress- und Freuden-Zustände auslösen, vor allem dann, wenn es um Fußball geht.
Jüngstes Beispiel ist das Stadion. Waren die Befürworter eines raschen Baus zum Wochenanfang noch geschockt, als sie die mit heftigen Risiken für die Stadt grundierte Vorlage von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) studierten, sind sie jetzt zuversichtlich, das 43-Millionen-Euro-Projekt doch noch vor der Sommerpause auf den Weg zu bringen.
Fünf Fraktionen, die über eine Mehrheit im Stadtrat verfügen, proklamieren die Allianz der Stadionbauer. SPD, Grüne, FDP sowie Links- und Bürgerfraktion haben einen Antrag eingebracht, über den der Rat am Freitag in einer Sondersitzung abstimmen soll. Kernpunkt: Das im Zuge einer Ausschreibung favorisierte Bauunternehmen HBM soll den Zuschlag für das Projekt an der Lennéstraße erhalten. Der Stadtrat beauftragt, falls der Antrag so durchkommt, den amtierenden Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) unverzüglich einen Erbbaurechtsvertrag mit dem Sportstättenbauer abzuschließen. Die Federführung soll der städtische Stadionreferent Ulrich Finger haben, in dessen Schublade bereits seit längerem ein detaillierter Vertragsentwurf lagert.
Wertschöpfung schaffen
Linksfraktions-Sprecher André Schollbach betont: Wir wollen, dass möglichst noch im Sommer die Bagger rollen können. Für die SPD hebt Dynamo-Mitglied Thomas Blümel hervor: Ohne Investitionen kann keine neue Wertschöpfung geschaffen werden. Und der grüne Finanzexperte Torsten Hans gibt zu Protokoll: Dresden geht mit diesem Stadion kein Risiko ein. Einerseits, so das Trio, habe sich die Finanzlage nach dem Verkauf der Wohnungsgesellschaft Woba entspannt. Andererseits zeichne sich zumindest indirekt Unterstützung vom Land ab. Der Freistaat habe angekündigt, an die Kommunen in den kommenden beiden Jahren Investitionspauschalen auszureichen. Dritter Punkt: Dynamo Dresden bezahle im Jahr einen siebenstelligen Euro-Betrag an Steuern, von dem die Stadt profitiere. Das alles seien Gründe, um die Bedenken von Kämmerer Vorjohann, der auf weitere Verhandlungen setzt, nicht zu teilen.
Die CDU sieht das jedoch anders. Sie will das Papier ihres Finanzbürgermeisters beschließen. Zudem soll das Projekt ohne städtische Bürgschaft auskommen. Vorjohann zufolge müssen 40 Millionen Euro so abgesichert werden.
Sollte nicht gebaut werden, drohen Dynamo allerdings Probleme mit der Lizenz. Geschäftsführer Volkmar Köster weilt derzeit im Urlaub, doch Blümel weiß, dass in Kürze ein Termin mit dem Fußballbund (DFB) ansteht. Dem Verein seien zahlreiche Ausnahmen gewährt worden allerdings nur für den Fall, dass ein neues Stadion errichtet wird. Dem Vernehmen nach verlangt der DFB unter anderem eine Rasenheizung, die Sanierung der Stahltribüne sowie neue Sitze was insgesamt Kosten von zunächst vier Millionen Euro verursacht. Stadtrat Hans: Wir wollen nicht in eine Ruine investieren.
Dynamo zahlt zurück
Für rund 43 Millionen Euro will HBM an der Lennéstraße bauen. Einmalig soll die Stadt rund vier Millionen Euro zuschießen, zudem sollen etwa zwei Millionen für Parkplätze investiert werden. Kosten für Dresden: 6,6 Millionen Euro.
Spielt Dynamo in Liga drei oder niedriger, muss die Stadt zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro pro Saison zuschießen, in der ersten Liga soll der Verein aber Geld zurückzahlen. Die Laufzeit des Vertrages beträgt vor aussichtlich 30 Jahre.