huelin
Quite clear, no doubt, somehow
Weitere vier Jahre sind ins Land gezogen, ich wohne inzwischen wieder in meiner westfälischen Heimat, nämlich in Münster, auf einer netten Studentenetage. Größeres Zimmer, größerer Fernseher, diesmal sogar in Farbe... und trotzdem größere Anzahl an Spielen außer Haus, denn inzwischen hatte ich eine Stammkneipe im Viertel, und das nächtliche Leutetreffen und Gerstensafttanken war mir zur lieb gewonnenen Gewohnheit geworden... 
Die WM 1978 war von Anfang an von Diskussionen über die Vergabe in eine ziemlich brutale Militärdiktatur geprägt. Aber genau wie heute war das der Fifa natürlich völlig egal – und was ich nicht mehr wusste, aber gerade bei Wiki gelesen habe: Argentinien bekam den Zuschlag für die WM bereits auf dem FIFA-Kongress in London am 6. Juli 1966! Parallelen zur frühen Vergabe an Katar drängen sich da fast schon auf...
Gefreut hab ich mich damals trotzdem auf die WM... denn man will sich halt am Ende den Spaß nicht verderben lassen. Und es wurde vom Fußballerischen her keine schlechte WM, auch wenn der Glanz der drei vorangehenden Turniere nicht ganz erreicht wurde. Glück hatte man mit dem Wetter, denn im argentinischen Winter regnet es nicht selten, während der WM herrschte jedoch meist kühles, aber sonniges Wetter, also ideale Fußballbedingungen.
Damals bestritt noch der Titelverteidiger (der auch keine Quali spielen musste) das Eröffnungsspiel, und gegen Polen gab es ein dröges 0:0 – übrigens zum vierten Mal hintereinander, so dass ich tatsächlich im Alter von 23 Jahren noch nie ein Tor in einem WM-Eröffnungsspiel gesehen hatte...
Es folgte ein 6:0 gegen Mexiko, mit 2 Müller-Toren – aber nicht Gerd, sondern Dieter und Hansi trafen, und schließlich ein weiteres 0:0 gegen Tunesien. Trotz des Schützenfestes gegen Mexiko keine berauschende Vorstellung der Mannschaft, bei der von den 74er-Weltmeistern nur noch Maier, Vogts und zeitweise Bonhof dabei waren – neben dem bereits 63jährigen Helmut Schön.
Überraschend spielten die Italiener mit einer jungen Mannschaft in der Vorrunde stark auf, einschließlich Sieg gegen die Gastgeber. Holland ohne Johann Cruyff dagegen hatte mehr Mühe und verlor am letzten Spieltag sogar gegen Schottland, kam aber wegen der Tordifferenz trotzdem weiter. Auch Brasilien mühte sich mit zwei Remis und einem 1:0-Sieg, so dass es schwierig wurde, einen Favoriten zu benennen. Beim 1:1 gegen Schweden pfiff der Schiri allerdings das Spiel mitten während eines Schusses der Brasilianer ab, der dann ins Tor ging. Da ich das Spiel in einer der ersten Latino-Kneipen sah, die damals in Münster aufgemacht wurden, kann man sich lebhaft die Aufregung vorstellen, die danach herrschte.
Wieder gab es eine Zwischenrunde, nur diesmal hatte man nicht so viel Glück wie 1974, als die letzten Gruppenspiele der Zwischenrunde ja praktisch die Halbfinals waren. Ganz im Gegenteil: nachdem Argentinien und Brasilien 0:0 gespielt hatten, mussten die Gauchos im letzten Spiel (das im Gegensatz zur anderen Gruppe nicht parallel zum anderen letzten Gruppenspiel lief!) mit vier Toren Vorsprung gegen Peru gewinnen, um ins Finale zu kommen. Ein schwächelnder (und nach Meinung vieler bestochener) peruanischer Torwart ermöglichte ihnen aber einen ungefährdeten 6:0-Sieg – was die Brasilianer nun endgültig auf die Palme brachte!
In unserer Gruppe spielte Schöns Truppe gegen die beiden Mitfavoriten nur unentschieden, und so mussten wir vor den letzten Spielen auf ein Unentschieden zwischen Holland und Italien und einen hohen Sieg gegen Österreich hoffen, das 1:5 gegen die Elftal verloren hatte. Daraus wurde bekanntermaßen nichts... ja, es reichte nicht einmal mehr zum Ananasfinale – aber über das Spiel brauch ich wohl auch kaum was zu erzählen. Zumal ich davon auch nicht wirklich alles mitbekam – was nicht nur an meiner viel zu vollen Stammkneipe, sondern auch an meinem viel zu vollen Kopp lag.
Holland hatte gleichzeitig Italien in einem der besten Spiele der WM mit 2:1 geschlagen, Und im Finale siegte schließlich Argentinien, vor allem dank eines groß aufspielenden Mario Kempes, mit 3:1 nach Verlängerung gegen Oranje. Ein flaues Gefühl blieb zwar trotzdem, wegen der feiernden Militärs auf den Tribünen und auch wegen des Peru-Spiels, aber am Spiel der Mannschaft selbst konnte man sich schon erfreuen, und der Finalsieg war auf jeden Fall verdient.
Bei drei von vier WMs, die ich bis dahin gesehen hatte, wurde also der Gastgeber am Ende Weltmeister. Bis dies erneut geschah, musste ich danach jedoch ganze 20 Jahre warten – und es geschah bis heute auch nur noch dieses eine Mal. Aber morgen geht’s erst mal weiter mit España '82 und meinem zweiten WM-Spiel im Stadion, das – soviel kann ich schon verraten – auch diesmal wieder mit 4:1 ausging.

Die WM 1978 war von Anfang an von Diskussionen über die Vergabe in eine ziemlich brutale Militärdiktatur geprägt. Aber genau wie heute war das der Fifa natürlich völlig egal – und was ich nicht mehr wusste, aber gerade bei Wiki gelesen habe: Argentinien bekam den Zuschlag für die WM bereits auf dem FIFA-Kongress in London am 6. Juli 1966! Parallelen zur frühen Vergabe an Katar drängen sich da fast schon auf...
Gefreut hab ich mich damals trotzdem auf die WM... denn man will sich halt am Ende den Spaß nicht verderben lassen. Und es wurde vom Fußballerischen her keine schlechte WM, auch wenn der Glanz der drei vorangehenden Turniere nicht ganz erreicht wurde. Glück hatte man mit dem Wetter, denn im argentinischen Winter regnet es nicht selten, während der WM herrschte jedoch meist kühles, aber sonniges Wetter, also ideale Fußballbedingungen.
Damals bestritt noch der Titelverteidiger (der auch keine Quali spielen musste) das Eröffnungsspiel, und gegen Polen gab es ein dröges 0:0 – übrigens zum vierten Mal hintereinander, so dass ich tatsächlich im Alter von 23 Jahren noch nie ein Tor in einem WM-Eröffnungsspiel gesehen hatte...

Überraschend spielten die Italiener mit einer jungen Mannschaft in der Vorrunde stark auf, einschließlich Sieg gegen die Gastgeber. Holland ohne Johann Cruyff dagegen hatte mehr Mühe und verlor am letzten Spieltag sogar gegen Schottland, kam aber wegen der Tordifferenz trotzdem weiter. Auch Brasilien mühte sich mit zwei Remis und einem 1:0-Sieg, so dass es schwierig wurde, einen Favoriten zu benennen. Beim 1:1 gegen Schweden pfiff der Schiri allerdings das Spiel mitten während eines Schusses der Brasilianer ab, der dann ins Tor ging. Da ich das Spiel in einer der ersten Latino-Kneipen sah, die damals in Münster aufgemacht wurden, kann man sich lebhaft die Aufregung vorstellen, die danach herrschte.
Wieder gab es eine Zwischenrunde, nur diesmal hatte man nicht so viel Glück wie 1974, als die letzten Gruppenspiele der Zwischenrunde ja praktisch die Halbfinals waren. Ganz im Gegenteil: nachdem Argentinien und Brasilien 0:0 gespielt hatten, mussten die Gauchos im letzten Spiel (das im Gegensatz zur anderen Gruppe nicht parallel zum anderen letzten Gruppenspiel lief!) mit vier Toren Vorsprung gegen Peru gewinnen, um ins Finale zu kommen. Ein schwächelnder (und nach Meinung vieler bestochener) peruanischer Torwart ermöglichte ihnen aber einen ungefährdeten 6:0-Sieg – was die Brasilianer nun endgültig auf die Palme brachte!
In unserer Gruppe spielte Schöns Truppe gegen die beiden Mitfavoriten nur unentschieden, und so mussten wir vor den letzten Spielen auf ein Unentschieden zwischen Holland und Italien und einen hohen Sieg gegen Österreich hoffen, das 1:5 gegen die Elftal verloren hatte. Daraus wurde bekanntermaßen nichts... ja, es reichte nicht einmal mehr zum Ananasfinale – aber über das Spiel brauch ich wohl auch kaum was zu erzählen. Zumal ich davon auch nicht wirklich alles mitbekam – was nicht nur an meiner viel zu vollen Stammkneipe, sondern auch an meinem viel zu vollen Kopp lag.

Holland hatte gleichzeitig Italien in einem der besten Spiele der WM mit 2:1 geschlagen, Und im Finale siegte schließlich Argentinien, vor allem dank eines groß aufspielenden Mario Kempes, mit 3:1 nach Verlängerung gegen Oranje. Ein flaues Gefühl blieb zwar trotzdem, wegen der feiernden Militärs auf den Tribünen und auch wegen des Peru-Spiels, aber am Spiel der Mannschaft selbst konnte man sich schon erfreuen, und der Finalsieg war auf jeden Fall verdient.
Bei drei von vier WMs, die ich bis dahin gesehen hatte, wurde also der Gastgeber am Ende Weltmeister. Bis dies erneut geschah, musste ich danach jedoch ganze 20 Jahre warten – und es geschah bis heute auch nur noch dieses eine Mal. Aber morgen geht’s erst mal weiter mit España '82 und meinem zweiten WM-Spiel im Stadion, das – soviel kann ich schon verraten – auch diesmal wieder mit 4:1 ausging.
