Stadtarchiv sucht nach historischen Dokumenten / Schau über Karlsruher Sportgeschichte
DIE SPORTLICHEN TAGE DES KFV SIND LÄNGST VORBEI: Auf dem ehemaligen Vereinsgelände an der Hertzstraße möchte der Mieter- und Bauverein ein Seniorenheim bauen. Die Mitarbeiter des Stadtarchivs suchen nun Dokumente aus der frühen Geschichte des Traditionsvereins.
Wurden sie gestohlen? Gar vernichtet? Oder liegen die geschichtlichen Zeugnisse des KarIsruher Fußball Vereins (KFV) einfach nur - mit einer dicken Staubschicht überzogen - auf irgendeinem Speicher? "Wir wissen es nicht", sagt der Leiter des Stadtarchivs, Ernst Otto Bräunche. Zahlreiche Unterlagen, des Vereins, Bilder und Pokale sind seit der Insolvenz des Vereins im Jahr 2004 wie vom Erdboden verschluckt. "Optimal wäre es natürlich, wenn jemand diese Dinge mit zu sich nach Hause genommen hätte und sie uns zur Verfügung stellen könnte", sagt Bräunche. Der Chef des Stadtarchivs und seine Kollegen sind momentan nämlich dabei, Material über die rund 220 KarIsruher Sportvereine in einem Archiv zusammenzustellen.
Die Geschichte dieser Vereine ist aber schon einmal vorab in der Ausstellung "Sport in KarIsruhe - von den Anfängen bis heute" im Prinz-Max-Palais zu sehen. Die Schau ist von Freitag, 2. Juni bis 3. September geöffnet. Dabei werden neben dem Fußball unter anderem Sportarten wie Handball, Turnen, Schwimmen oder Ringtennis vorgestellt. Probleme, ausreichend Material über den KFV in die Ausstellung zu packen, gab es laut ProjektIeiterin Carola von Roth keine: "In der Schau können wir ohnehin nur einen kleinen Teil der Vereinsgeschichte präsentieren, da war es nicht so schlimm, dass wir aus der Zeit vor 1940 praktisch kein Material zur Verfügung hatten."
Die Infos holten sich die Mitarbeiter des Stadtarchivs aus vorliegenden Festschriften. "Außerderm haben uns einige Privatpersonen etwas zukommen lassen", sagt von Roth. Die Familie des ehemaligen Nationalspielers und KFV-Kickers Julius Hirsch etwa stellte dem Stadtarchiv zahlreiche Bilder und Zeitungsausschnitte zur Verfügung. "Außerdem einen Bierzipfel, den sich Julius Hirsch nach den Spielen immer an sein Bierglas hängte", verriet von Roth. Bränche und von Roth hoffen nun auf die Mithilfe der KarIsruher. Wer historisches Material zu Hause hat, das er dem Stadtarchiv gerne zur Verfügung stellen möchte, erreicht ProjektIeiterin Carola von Roth unter der Telefonnummer 133-42 32.
Der KFV wurde im Jahr 1891 gegründet. Vor zwei Jahren stellte der Verein aus finanziellen Gründen den Spielbetrieb ein. Besonders zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts konnte der KarIsruher Traditionsverein große Erfolge verbuchen: 1910 wurde der KFV deutscher Meister, 1905 und 1912 Vizemeister. Außerdern holte der Verein mehrmals den Titel des süddeutschen Meisters. Zu den bekannten Spielern zählte beispielsweise Gottfried Fuchs, der bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm beim Spiel gegen Russland zehn Tore schoss.