Klinsmann tritt als Bundestrainer zurück =
Absage im persönlichen Gespräch mit Zwanziger / Zukunft ungewiss
von Thomas Niklaus und Jürgen Zelustek
München (sid) Die Frage der Nation ist offenbar entschieden:
Jürgen Klinsmann wird als Bundestrainer zurücktreten. Das berichten
die Bild-Zeitung und die Süddeutsche Zeitung übereinstimmend in
ihren Mittwoch-Ausgaben.
Nur drei Tage nach dem Erreichen des dritten Platzes bei der
WM im eigenen Land teilte Klinsmann demnach DFB-Präsident Theo
Zwanziger und Teammanager Oliver Bierhoff seinen Entschluss bei
einem Treffen in Stuttgart mit. Über geanue Gründe für den Abschied
wurde zunächst nichts bekannt. Als neuer Bundestrainer ist
Klinsmanns bisheriger Assistent Joachim Löw im Gespräch.
Zuletzt waren in DFB-Kreisen und in der Mannschaft die Zweifel
an einem Verbleib Klinsmanns gewachsen. Anlass für solche
Spekulationen hatte dessen Berater Roland Eitel gegeben, der laut
SZ in Interviews hervorhob, dass Klinsmann die Probleme und
Querelen vor der Weltmeisterschaft nicht vergessen habe.
Solche Schwierigkeiten könnten bei schlechten Spielen in der
anstehenden Qualifikation zur Europameisterschaft jederzeit wieder
auftreten, sagte Eitel. Als entscheidender Faktor gilt aber
Klinsmanns Privatleben. Dieser hatte es stehts ausgeschlossen, von
Kalifornien nach Deutschland zu ziehen. Klinsmann hatte den
Bundestrainer-Posten am 26. Juli 2004 nach dem Vorrunden-Aus bei
der EM in Portugal von Rudi Völler übernommen. Angeblich soll ihm
auch ein Angebot des US-Verbandes vorliegen.
Klinsmann hatte zuletzt beteuert, "zwischen Herz und Verstand"
entscheiden zu müssen. "Beides muss im Einklang stehen", verriet
Klinsmann, wurde aber nicht konkret. "Ich will mich erst einmal
zurückziehen. Mehr möchte ich im Moment nicht sagen", erklärte er
noch am Dienstag in einem Bild-Interview.
Inzwischen hatte sich aber sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel
in die Diskussion eingeschaltet und betont, dass es der Respekt
gebieten würde, Klinsmann die nötige Zeit zum Überlegen zu geben.
"Er gehört zu den Menschen, glaube ich, die ihre Entscheidungen
sehr ruhig und überlegt treffen. Deshalb finde ich, wir können
Jürgen Klinsmann am besten so danken, dass wir ihm die Zeit geben,
seine Entscheidungen so zu treffen, wie er sie treffen möchte",
sagte die Kanzlerin im RTL-Gespräch.
Nach vorne wollte Klinsmann, der für seine Arbeit sogar das
Bundesverdienstkreuz erhalten soll, derzeit nicht blicken, dafür
schaut er umso lieber noch einmal auf die vergangenen Wochen
zurück. "Wir haben ein neues Deutschland erlebt. Das waren
Emotionen pur", erklärte der DFB-Chefcoach, der die WM gerne noch
einmal aus einem anderen Blickwinkel erleben würde: "Als Fan auf
der Tribüne. Das müsste toll sein."
Auch wenn der Traum vom Weltmeister-Titel nicht in Erfüllung
gegangen war, zeigte sich Klinsmann stolz: "Was Jogi Löw, Oliver
Bierhoff und Andreas Köpke im Team geplant haben - all das ist
aufgegangen. Wir haben einfach auch Klassespieler." Das
Halbfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister Italien sei zwar ein
Schock gewesen, aber "bestimmt keine Schande".
Klinsmann und seinen Spielern wird deshalb auch eine
Riesenehre zuteil: Nach den starken WM-Auftritten wird es für die
DFB-Auswahl nun die höchste sportliche Auszeichnung geben, die
Deutschland zu vergeben hat. Bundespräsident Horst Köhler wird den
23 Nationalspielern und dem Trainerstab am 14. August in seinem
Berliner Amtssitz Schloss Bellevue das "Silberne Lorbeerblatt"
verleihen.
Der bewegendste Augenblick der WM war für Klinsmann "die Szene
kurz vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien, als Oliver Kahn
seinem Kollegen Jens Lehmann die Hand drückte und Glück wünschte.
Ich hatte es im Stadion gar nicht erst mitbekommen, sah es dann auf
dem TV-Bild. Jogi Löw und ich haben uns angeschaut: Das ist ja wie
im Märchen." Diese Szene habe genau für den Geist dieser Mannschaft
gestanden.
Als eine Schlüsselszene im Turnier bezeichnete der
Bundestrainer das 1:0 gegen Polen in der Nachspielzeit durch Oliver
Neuville. Da seien alle außer Rand und Band gewesen: "In dem Moment
sind wir alle eins geworden", meinte Klinsmann für den die ersten
20 Minuten im Achtelfinale gegen Schweden (2:0) "das Beste unserer
WM" waren: "Wir waren auf der Bank selbst baff, wie die Jungs die
Schweden überrollt haben. Ein Lehrstück. Das werde ich mir noch oft
zu Hause anschauen."
Auch im Rückblick verdeutlichte Klinsmann noch einmal seine
Einschätzung, dass ein Aus im Viertelfinale nicht hätte passieren
dürfen. "Dann hätte man in einem halben Jahr gesagt: Die Stimmung
bei der WM war ganz schön, aber sportlich war s eine Enttäuschung."
Ob er bei einem Viertelfinal-Aus zurückgetreten wäre? "Ich habe
während des Turniers nie an Rücktritt gedacht."
sid tn rd mj
Absage im persönlichen Gespräch mit Zwanziger / Zukunft ungewiss
von Thomas Niklaus und Jürgen Zelustek
München (sid) Die Frage der Nation ist offenbar entschieden:
Jürgen Klinsmann wird als Bundestrainer zurücktreten. Das berichten
die Bild-Zeitung und die Süddeutsche Zeitung übereinstimmend in
ihren Mittwoch-Ausgaben.
Nur drei Tage nach dem Erreichen des dritten Platzes bei der
WM im eigenen Land teilte Klinsmann demnach DFB-Präsident Theo
Zwanziger und Teammanager Oliver Bierhoff seinen Entschluss bei
einem Treffen in Stuttgart mit. Über geanue Gründe für den Abschied
wurde zunächst nichts bekannt. Als neuer Bundestrainer ist
Klinsmanns bisheriger Assistent Joachim Löw im Gespräch.
Zuletzt waren in DFB-Kreisen und in der Mannschaft die Zweifel
an einem Verbleib Klinsmanns gewachsen. Anlass für solche
Spekulationen hatte dessen Berater Roland Eitel gegeben, der laut
SZ in Interviews hervorhob, dass Klinsmann die Probleme und
Querelen vor der Weltmeisterschaft nicht vergessen habe.
Solche Schwierigkeiten könnten bei schlechten Spielen in der
anstehenden Qualifikation zur Europameisterschaft jederzeit wieder
auftreten, sagte Eitel. Als entscheidender Faktor gilt aber
Klinsmanns Privatleben. Dieser hatte es stehts ausgeschlossen, von
Kalifornien nach Deutschland zu ziehen. Klinsmann hatte den
Bundestrainer-Posten am 26. Juli 2004 nach dem Vorrunden-Aus bei
der EM in Portugal von Rudi Völler übernommen. Angeblich soll ihm
auch ein Angebot des US-Verbandes vorliegen.
Klinsmann hatte zuletzt beteuert, "zwischen Herz und Verstand"
entscheiden zu müssen. "Beides muss im Einklang stehen", verriet
Klinsmann, wurde aber nicht konkret. "Ich will mich erst einmal
zurückziehen. Mehr möchte ich im Moment nicht sagen", erklärte er
noch am Dienstag in einem Bild-Interview.
Inzwischen hatte sich aber sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel
in die Diskussion eingeschaltet und betont, dass es der Respekt
gebieten würde, Klinsmann die nötige Zeit zum Überlegen zu geben.
"Er gehört zu den Menschen, glaube ich, die ihre Entscheidungen
sehr ruhig und überlegt treffen. Deshalb finde ich, wir können
Jürgen Klinsmann am besten so danken, dass wir ihm die Zeit geben,
seine Entscheidungen so zu treffen, wie er sie treffen möchte",
sagte die Kanzlerin im RTL-Gespräch.
Nach vorne wollte Klinsmann, der für seine Arbeit sogar das
Bundesverdienstkreuz erhalten soll, derzeit nicht blicken, dafür
schaut er umso lieber noch einmal auf die vergangenen Wochen
zurück. "Wir haben ein neues Deutschland erlebt. Das waren
Emotionen pur", erklärte der DFB-Chefcoach, der die WM gerne noch
einmal aus einem anderen Blickwinkel erleben würde: "Als Fan auf
der Tribüne. Das müsste toll sein."
Auch wenn der Traum vom Weltmeister-Titel nicht in Erfüllung
gegangen war, zeigte sich Klinsmann stolz: "Was Jogi Löw, Oliver
Bierhoff und Andreas Köpke im Team geplant haben - all das ist
aufgegangen. Wir haben einfach auch Klassespieler." Das
Halbfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister Italien sei zwar ein
Schock gewesen, aber "bestimmt keine Schande".
Klinsmann und seinen Spielern wird deshalb auch eine
Riesenehre zuteil: Nach den starken WM-Auftritten wird es für die
DFB-Auswahl nun die höchste sportliche Auszeichnung geben, die
Deutschland zu vergeben hat. Bundespräsident Horst Köhler wird den
23 Nationalspielern und dem Trainerstab am 14. August in seinem
Berliner Amtssitz Schloss Bellevue das "Silberne Lorbeerblatt"
verleihen.
Der bewegendste Augenblick der WM war für Klinsmann "die Szene
kurz vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien, als Oliver Kahn
seinem Kollegen Jens Lehmann die Hand drückte und Glück wünschte.
Ich hatte es im Stadion gar nicht erst mitbekommen, sah es dann auf
dem TV-Bild. Jogi Löw und ich haben uns angeschaut: Das ist ja wie
im Märchen." Diese Szene habe genau für den Geist dieser Mannschaft
gestanden.
Als eine Schlüsselszene im Turnier bezeichnete der
Bundestrainer das 1:0 gegen Polen in der Nachspielzeit durch Oliver
Neuville. Da seien alle außer Rand und Band gewesen: "In dem Moment
sind wir alle eins geworden", meinte Klinsmann für den die ersten
20 Minuten im Achtelfinale gegen Schweden (2:0) "das Beste unserer
WM" waren: "Wir waren auf der Bank selbst baff, wie die Jungs die
Schweden überrollt haben. Ein Lehrstück. Das werde ich mir noch oft
zu Hause anschauen."
Auch im Rückblick verdeutlichte Klinsmann noch einmal seine
Einschätzung, dass ein Aus im Viertelfinale nicht hätte passieren
dürfen. "Dann hätte man in einem halben Jahr gesagt: Die Stimmung
bei der WM war ganz schön, aber sportlich war s eine Enttäuschung."
Ob er bei einem Viertelfinal-Aus zurückgetreten wäre? "Ich habe
während des Turniers nie an Rücktritt gedacht."
sid tn rd mj