Besonders tragisch finde ich seine Bemerkung, dass er ohne den Radsport nicht leben kann.
Richtig.
Aber nicht, weil er ihn so lieben würde, sondern weil er sonst nichts kann.
Jan U.s sportliche Erfolge beruhten zu keiner Zeit auf der Liebe zu dieser Art der körperlichen Aktivität, sondern immer nur darauf, dass er zufällig mit biologischen Merkmalen bezüglich seiner Körpermasse und -verhältnisse gesegnet war, da ihn für diese Sportart prädestinierten, OHNE dass er sonderlich viel dafür tun musste.
Und dabei beließ er es immer auch: Beim nicht sonderlich viel tun.
Anstrengung und Kampf war nie wirklich sein Ding; was sich andere (über ihr eigentliches Talent und ihre Voraussetzungen hinaus) erarbeiten mussten, bekam er im Vorübergehen quasi geschenkt.
So gesehen hat er geradezu erbärmlich wenig von dem erreicht, was er hätte erreichen können, hätte er tatsächlich den WILLEN gehabt.
Ein mit mir befreundeter Journalist hatte einmal die Ehre und/oder das Vergnügen, für eine Tagesreportage Herrn Jan U. einen ganzen Tag begleiten zu dürfen und lernte ihn auf diese Weise doch etwas näher kennen.
Und sein Fazit war, dass er es mit einem netten, etwas unbedarften Mann zu tun hatte, der bis heute eigentlich nicht wirklich wusste, was mit ihm passierte und der nur eher ZUFÄLLIG Radrennfahrer geworden war, weil alle sagten, er MÜSSE das unbedingt.
Was er absolut nicht feststellen konnte, war dass Ulrich das, was er tat, in irgend einer Form wirklich gern machte.
Und diesen Eindruck hatte ich von dem Mann schon immer.
So gesehen bin ich mir sicher, dass er jede sich bietende Möglichkeit genutzt hat, diesen "Job", den er so gar nicht liebte, ein bisschen einfacher und mit weniger Anstrengung unauffällig durchzuziehen.
Die Veranstaltung gestern war einfach nur traurig und zeugte von einem erst schlecht und dann gar nicht mehr beratenen Mann, der mal wieder vor dem Trümmerhaufen eines Lebens steht, das selbst zu bestimmen und in die Hand zu nehmen er bislang nicht die Kraft hatte.