Dilbert
Pils-Legende
17. Spieltag 2009 - 2010
Mahzeit!
Kinners, wie die Zeit vergeht. Gerade noch in Wacken, und zack, ist wieder Weihnachten. Die halbe Dauerkarte hat schon wieder ihren Dienst getan (die zehnte inzwischen...), die ersten Trainer wurden entlassen, Kaiserslautern ist Herbstmeister inner zweiten Liga, und die Bayern-Krise ging so schnell wie sie gekommen ist. Meine Borussen schiessen inner Hinrunde schon fast mehr Tore als inner ganzen letzten Saison (okay, okay, ca. 1/8 davon hat Hannover gemacht), und der HSV scheint sein Tief vorerst überwunden zu haben. Zum Glück.
Aber: Vor dem Fussball stand der Job. Die Wetterverhältnise verleideten mir eine Anfahrt per Auto, und deshalb sass ich ziemlich hibbelig im Speisesaal rum und gab einer Dame Essenshilfe, die ansonsten mittags vielleicht ´ne halbe Kartoffel und ´n Dosenmörchen futtert, aber natürlich genau an diesem Tag ihren Teller völlg leerputzen sollte. "Sind sie satt?" - "Ja..." *raaas.... insBettschmeiss* "Schöne MIttagspause!" Und ab inne Umkleide.
Vorrausgesagt waren so ungefähr -5 Grad. Darauf muss man vorbereitet sein. Ich dachte, mit Thermo-Unterhemd, Stiefeln, zwei Paar Socken usw. wäre ich das. Wie sehr man sich doch irren kann..
Das Thermometer am Bahnhof zeigte -7 Grad. Ein Typ, der mir entgegen kam, bewunderte gleich mal meinen Mut mich bei der Dreckskälte auf den Weg nach Hamburg zu machen. Günni war auch schon da, als ich völlig aus der Puste acht Minuten vor der Abfahrt des Zuges angeschnauft kam. Er stand inner Schlange vor den beiden ersten Fahrkartenautomaten, und so dusselig wie sich die Leute davon anstellten schien es mit sehr fraglich, ob die es noch bis zur Abfahrt schaffen würden da zumindest ihr Reiseziel einzugeben. Zum Glück steht umme Ecke ein weiterer Automat, und weil da gerade nur einer vorstand und der auch ratzfatz fertig wurde, kamen Günni und ich doch noch zu unserem Schleswig-Holstein-Ticket. Viel länger hätrte das dann auch nicht dauern dürfen, denn wir waren inzwischen echt spät dran, und im Zug fuhr diesmal tatsächlich ein Schaffner mit.
Da wir zu zweit bleiben sollten, lümmelten wir uns zu einem älteren Pärchen in ein Abteil. Ich hatte Günter vor der Fahrt telefonisch gebeten mir doch bitte am Bahnhof ein Bier zu besorgen. Na ja, ein Bier für mich hatte der auch, allerdings Restbestände von seiner letzten Gewerkschaftsverantaltung in Frankfurt: ´ne Literbüchse Faxe. Na denn Prost!
Bis Elmshorn hatte ich dieses Monstrum dann tatsächlich geleert (die letzten Schlucke schmeckten wegen einer gewissen Schalheit allerdings ziemlich bäh), und dort stiegen wir um in die Bimmelbahn nach Pinneberg, wobei die Kiste aber dermassen überfüllt war, dass ich Günter irgendwo im Gedränge verlor. Ich sah ihn dann bis zur S-Bahn in Pinneberg auch nicht wieder, wo er seelenruhig mit einer Fluppe unter´m Schnurrbart angelatscht kam, nachdem ich die Abfahrtszeit durch Türblockade schon um ´me halbe Minute oder länger hinausgezögert hatte. In der Ruhe liegt die Kraft, aber man kann es auch damit übertreiben...
In Hamburg hatten wir nicht soviel Zeit wie gewohnt, schliesslich sind wir ja zwei Stunden später als normal losgefahren. Deshalb fiel das Bier bei Knappi dann auch ins Wasser, weil an dem Stand ein derartiges Gedränge herrschte (war ja nah am Grill schön warm), dass man sich nirgendwo durchboxen konnte. Also ab ins Stadion, vor dem die Schwarzmarkthändler wie ich hoffe mal wieder grossen Verlust gemacht haben. Wir kamen mehr oder weniger pünktlich zum Aufwärmprogramm der Mannschaften an. Als erstes wurde mir von Sudden-Death-Harald gleich ein Fanclub-Schal überreicht, den die Jungs zum 13. Geburtstag ihres Bestehens hatten anfertigen lassen. Günter bekam auch einen. Herzlichen Glückwunsch, und Danke (schnief...).
Der Rasen sah wahrscheinlich vor dem Aufwärmprogramm nicht gerade toll aus, als die Mannschaften ihn dann vorerst wieder verliessen hat der Platzwart wahrscheinlich sein Kündigungsschreiben aufgesetzt. Zudem hatten es wieder angefangen zu schneien, die Vorraussetzungen für ein gutes Fussballspiel sehen wahrlich anders aus. Dass es eben doch geht, zeigten die Mannschaften.
Schiedsrichter war Florian Meyer, und weil der ja irgendwie immer das Glück hat sehr schwierige Partien leiten zu dürfen, war für Unterhaltung von der Seite her schonmal so gut wie gesorgt. Die arme Sau hatte auch an diesem Tag keinen leichten Job, und bei den HSV-Fans letztlich völlig die A...karte. Auch wenn er sie, betrachtete man später die höchst spärlichen Ausschnitte beim NDR, eigentlich nicht so recht verdient hatte.
Vor dem Spiel gab es eine schöne Choreo auffer Nord, während die Bremer diesmal jegliches besondere Dekomaterial zuhause gelassen haben. Wahrscheinlich war es denen sebst für Papierkugeln diesmal zu kalt.
Nach kurzem Holperstart kamen beide Teams recht gut mit den Platzverhältnissen zurecht, soweit es der Acker denn zuliess. Und zu unserer Freude machte der HSV, was er zu Saisonbeginn bis zur grossen Verletzungskatastrophe (immerhin war Petric endlich wieder dabei) am besten konnte: Ein frühes Tor. Knapp zehn Minuten waren vorbei, als wir jubeln durften. Joris hatte sich im Strafraumgewühl irgendwie Platz verschafft und köpfte nach einer von Jansen verlängerten Ecke dem blöden Wiese die Pille in die Maschen. Die Nord tobte... und auf dem Platz tobte anschliessend etwas das Chaos. Die Bremer reagierten mit wütenden Angriffen, weshalb wir (auch durch eigene Unzulänglichkeiten im Spiel nach vorn) gehörig unter Druck gerieten. Und auch der Schieri-Assi bekam einiges an Gemecker zu hören, nachdem er uns einen vielversprechenden Angriff nach dem anderen abgewunken hatte. Im Stadion sah mindestens die Hälfte davon so aus als wolle der uns verkohlen, aber später hab ich in einem Forum selbst von HSV-Fans gelesen (bei N3 wurde ja keine einzige dieser Szenen gezeigt), das der wohl fast komplett richtig lag. Wie die Perspektive manchmal täuschen kann...
So richtig Leben in die Bude kam dann nach etwa einer halben Stunde. Die Bremer hatten sich an unserer Defensive die Zähne ausgebissen und nebenbei auch einmal die Latte getroffen (als ob die Pumpe bei der Kälte nicht strapaziert genug wäre), als Marin durchstartete und von Boateng verfolgt wurde. Ich sag zu Günter "Der fällt gleich", und Platsch, da liegt er schon. Scheisse, Meyer pfeift...
Also ganz ehrlich: Ich kann den Ärger von Boateng über diesem Platzverweis bestens nachvollziehen. Marin brachte da eine richtige A...lochaktion. Anstatt den Angriff zuende zu spielen, legte er sich den Ball zu weit vor und suchte dann wirklich nur noch die Gelegenheit uns zu dezimieren. Boateng hat ihn bei dem Laufduell sicherlich leicht berührt, aber nee, der wollte nur die rote Karte provozieren, sonst nichts. Das sah man schon im Anstaz des Laufduells. Und er hatte mit dem Dreck dann auch noch Erfolg. Komischerweise wurde wurde kurz vor dem Spielende eine ähnliche Scheissaktion von Tesche gegen Wiese nicht "belohnt". Ich will nicht, das so etwas belohnt wird, aber ich frag mich dann wirklich, wo da das Mass angesetzt wird.
Die passende Antwort auf Marins Einlage gab dann ein anderer Ex-Gladbacher. Nach Zuckerpass von Elia startete Jansen durch und liess den herausstürmenden Wiese ins Leere rutschen. während der Ball gemächlich ins Tor hoppelte. 2:0, so langsam fing das wirklich an trotz der Scheisskälte Spass zu machen. Nur musste man danach ja noch fast eine Stunde in Unterzahl gegen die Typen mit den Müllmannoutfits (grottenhässliches Orange, welches zusammen mit den grünen Schuhen bei Pizzarro eine höchst augenfeindliche und absolut geschmacklose Kombination ergab) aushalten, die ja bekanntlich nicht die unfähigste Offensivabteilung der Liga haben, während unsere Abwehr in den letzten Wochen oftmals doch grössere Schwächen offenbarte. Und eine der grössten musste Bruno gleich nach dem 2:0 gezwungernermassen einwechseln, da ihm durch den Platzverweis für Boateng jetzt ja ein Innenverteidiger fehlte. Hallo David (Rozhenal). Die Bremer kamen vor der Pause trotzdem nur noch zu einer Torchance, während beim HSV Joris diesmal an Wiese scheiterte, bei dem ich keine Ahnung hab wie der Solariumjunkie diesen Ball noch rausfischen konnte. Wir hatten eigentlich schon das 3:0 bejubelt.
Pause: Werder hatte optisch mehr vom Spiel, der HSV aber die Tore gemacht und dazu noch ein oder zwei sehr gute Chancen. Hätte auch 3:1 stehen können. Inner Halbzeit gab es dann ein Torwandschiessen, welches von Holsten gesponsert wurde. Neben dem Tor wurden dabei wirklich prima dekorierte Weihnachtsbäume aufgebaut... Statt Kugeln und ´ner Spitze gab es güldene Halbliterdosen. Und als die hübsche Tante vonner Brauerei dann auch noch ihren Weihnachtswunsch an die Fans äusserte, war die Stimmung über die Pause gerettet. "Trinkt kein Bremer Bier."
Wobei, wird in Bremen Bier gebraut? Ich dachte, die haben nur Becks....
Zweite Halbzeit: Unsere Jungs waren jetzt für meinen Geschmack etwas zu passiv. Eindeutige Ausnahme: Mladen Petric. Der rannte da rum als hätte man unseren Ivica aus München reimportiert (mir tut der Anblick von Olic im Bayern-Trikot ja immer noch weh, vorallem weil die nur noch gewinnen seit der wieder fit ist) und ein anderes Trikot angezogen. Und wenn der olle Wiese nicht immer im Weg gewesen wäre, hätte Mladen da auch seine Comeback-Hütte gemacht.
Das Spiel wurde immer nickeliger, deshalb war Meyer dabei fleissig gelbe Karten zu verteilen. Zu doof, dass Günter mein Wettangebot vom Anpfiff nicht angenommen hat. ("Um was wollen wir wetten, dass Jarolim heute ´ne gelbe Karte bekommt?"). Jansen rutschte irgendwie schlecht in einen Ball hinein und verpasste wie schon seine Kollegen zuvor das erlösende 3:0. Statt den Sack zuzumachen, ging den Jungs inner letzten viertel Stunde mehr und mehr die Puste aus, was angesichts der Unterzahl auch nicht verwunderlich ist. Zudem verletzte sich Jansen, der neben Petric und Elia noch am meisten für Betrieb gesorgt hatte, und zeigte mehrmals an, dass er ausgewechselt werden möchte. Gesehen hat das aber offensichtlich keiner, denn weder rief Bruno einen Ersatzmann zu sich, noch peilten seine Kollegen auf dem Feld, dass man einen, der kaum noch laufen kann, vielleicht am besten nicht anspielen soll. Stattdessen bekam der mit lieben Grüssen einen Ball nach den anderen inne Füsse gekickt, und obwohl er sich bis gar nichts mehr ging durchbiss und sogar noch eine ganz gute Torszene einleitete: Das war wirklich dämlich, meine Herren. Es kam wie es kommen musste: Nach einem Zweikampf ging Jansen inner Nachspielzeit zu Boden und stand erstmal nicht mehr auf, bis er von zwei Betreuer gestützt vom Platz geschleppt wurde und mit dem verletzten Bein überhaupt nicht mehr auftreten konnte. Angeblich soll er ja zur Rückrundenvorbereitung wieder fit sein, aber ich behaupte einfach mal, dass man sich einen grossen Teil der Schwere der Verletzung hätte sparen können.
In einem unserer nur noch seltenen Angriffe während der zugegebenermassen heftigen Bremer Schlussoffensive war plötzlich der eingewechselte Tesche völlig frei vor Wiese. Er legte den Ball am Bremer Schmierhaar vorbei... aber anstatt dann das Ding einfach nur ins leere Tor zu schiessen und uns ENDLICH zu erlösen, wählte Tesche zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den Weg über Wiese hinweg und dann per Bauchplatscher auf den Rasen. Ich glaube, ausser mir haben da auffer Nord wirklich alle Elfmeter gefordert (den man auch fast hätte geben können... wäre schliesslich genauso lächerlich gewesen wir die rote Karte für Boateng), ich hätte den ehemaligen Bielefelder hingegen für soviel Blödheit am liebsten noch auf dem Platz erwürgt. So ´nen Scheiss hat dir der Micha Frontzeck bestimmt nicht beigebracht, Robert!
Die letzten Minuten inklusive der aus meiner Sicht überzogenen Nachspielzeit von drei Minuten (die dann von Meyer auch noch künstlich verlängert wurde) waren ein einziges Duell Rost gegen den Rest der Welt. Unsere Feldspieler waren stehend KO, und kloppten die Pille einfach nur noch planlos inne Botanik, wenn sie die denn mal hatten. Die Bremer brachten das Kusntstück fertig innerhalb der letzten zehn Minuten zweimal die Latte zu treffen und dann doch noch (in der gefühlten fünften Minute der Nachspielzeit, auch wenn es laut Kicker die dritte war) das nicht unverdiente 2:1 durch Naldo zu schiessen. Nachdem unsere Experten den Anstoss nach hinten laufen liessen, anstatt ihn nach vorn zu bolzen, und beinahe den Ball bei dem Gekasper noch verloren hatten (ich war mal wieder kurz davor mir entsetzt an die Rübe zu fassen) pfiff Meyer dieses geradezu widerlich spannende Fussballspiel endlich ab. Viel länger hätte man das alles auch nicht mehr ausgehalten.
Nachdem die abgekämpfte Mannschaft mit gebührendem Applaus in die Winterpause entlassen war wurde es auch Zeit sich selbst zu verkrümeln, was Günter und ich auch taten, soweit es der Stau auffer Treppe denn zuliess. Im Schneetreiben latschte ich zuerst zu Knappi, der sich gerade über ein angebranntes Würstchen in seiner neuen "Zweigstelle" ärgerte (aller Anfang ist schwer, und zumindest hat er die Einstellung sowas dann nicht seinen Kunden anzudrehen), um ein paar Bier zu holen und ihm ein frohes Fest zu wünschen. Als Zugabe bekam ich von ihm noch zwei kleine Wodka-Erdbeerschnaps mit auf den Weg. Wieder einmal Danke für die allzeit gute Bewirtung, Stefan!
Auf schliddrigem Geläuf ging es dann zur S-bahn Stellingen. Dort standen wir eine Weile vor einer Polizeisperre wegen des überfüllten Bahnsteigs herum, und als wir schliesslich oben waren, wurde uns bei Schnee und eisigem Wind vom Lautsprecher im Minutentakt vorgeplärrt, dass es wegen der Witterungsverhältnisse im gesamten Linienbereich zu Verspätungen und Zugausfällen komme. Jaaaa... wer kann auch schon damit rechnen, dass es im Winter kalt ist und schneit...
So ungefähr zehn Minuten mussten wir auf die S-Bahn zum Hauptbahnhof warten, und dann landeten wir auch noch inner Rotlicht-Linie, die den kompletten Kiezbereich abkurvt. Ich hatte das Glück der letzte zu sein, der noch in die Karre reinpasste, und ich musste mich schon irgendwo zwischen Türhaltestange und Trennwand einquetschen, um überhaupt irgendwie mitzukommen. Am Hauptbahnhof angekommen hatten wir bis zur geplanten Abfahrt unseres Zuges noch genau eine Minute Zeit, und da konnte man dann sehen, dass auch moppelige Typen wie ich und Kettenraucher mittleren Alters wie Günter noch ganz gut Treppen rennen können, wenn es denn sein muss.
Dass wir uns die ganze Rennerei hätten sparen können weil die Möhre mit acht Minuten Verspätung losfuhr, wussten wir natürlich nicht.
Im Zug gab es nur noch Stehplätze. Zum Aufwärmen wurden dann erstmal die Kurzen Erdbeerwodkas auf den Sieg geleert... und weil ich ja sonst seit Ewigkeiten keinen Wodka mehr getrunken hab, zoschte der Kram auch trotz der mickrigen Menge ganz schön inner Rübe. Die weitere Rückfahrt verlief sehr gesittet, weshalb ich euch nicht mehr mit Details langweilen möchte.
So, und nu: Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2010! Besonders an:
- Meine Leute vonner Raute Rendsburg
- Unsere Freunde vom Fanclub 38/50 Schorbach
- Unsere Freunde vom Fanclub Sudden Death
- Den ollen Südschweden Martin
- Stefan Knappert und seine Tresenmannschaft
- Borni und die Bande aus dem legendären Manchester-Bus
- und alle, die ich hier vergessen habe
Die Rauten im Herzen: Dilbert
Mahzeit!
Kinners, wie die Zeit vergeht. Gerade noch in Wacken, und zack, ist wieder Weihnachten. Die halbe Dauerkarte hat schon wieder ihren Dienst getan (die zehnte inzwischen...), die ersten Trainer wurden entlassen, Kaiserslautern ist Herbstmeister inner zweiten Liga, und die Bayern-Krise ging so schnell wie sie gekommen ist. Meine Borussen schiessen inner Hinrunde schon fast mehr Tore als inner ganzen letzten Saison (okay, okay, ca. 1/8 davon hat Hannover gemacht), und der HSV scheint sein Tief vorerst überwunden zu haben. Zum Glück.
Aber: Vor dem Fussball stand der Job. Die Wetterverhältnise verleideten mir eine Anfahrt per Auto, und deshalb sass ich ziemlich hibbelig im Speisesaal rum und gab einer Dame Essenshilfe, die ansonsten mittags vielleicht ´ne halbe Kartoffel und ´n Dosenmörchen futtert, aber natürlich genau an diesem Tag ihren Teller völlg leerputzen sollte. "Sind sie satt?" - "Ja..." *raaas.... insBettschmeiss* "Schöne MIttagspause!" Und ab inne Umkleide.
Vorrausgesagt waren so ungefähr -5 Grad. Darauf muss man vorbereitet sein. Ich dachte, mit Thermo-Unterhemd, Stiefeln, zwei Paar Socken usw. wäre ich das. Wie sehr man sich doch irren kann..
Das Thermometer am Bahnhof zeigte -7 Grad. Ein Typ, der mir entgegen kam, bewunderte gleich mal meinen Mut mich bei der Dreckskälte auf den Weg nach Hamburg zu machen. Günni war auch schon da, als ich völlig aus der Puste acht Minuten vor der Abfahrt des Zuges angeschnauft kam. Er stand inner Schlange vor den beiden ersten Fahrkartenautomaten, und so dusselig wie sich die Leute davon anstellten schien es mit sehr fraglich, ob die es noch bis zur Abfahrt schaffen würden da zumindest ihr Reiseziel einzugeben. Zum Glück steht umme Ecke ein weiterer Automat, und weil da gerade nur einer vorstand und der auch ratzfatz fertig wurde, kamen Günni und ich doch noch zu unserem Schleswig-Holstein-Ticket. Viel länger hätrte das dann auch nicht dauern dürfen, denn wir waren inzwischen echt spät dran, und im Zug fuhr diesmal tatsächlich ein Schaffner mit.
Da wir zu zweit bleiben sollten, lümmelten wir uns zu einem älteren Pärchen in ein Abteil. Ich hatte Günter vor der Fahrt telefonisch gebeten mir doch bitte am Bahnhof ein Bier zu besorgen. Na ja, ein Bier für mich hatte der auch, allerdings Restbestände von seiner letzten Gewerkschaftsverantaltung in Frankfurt: ´ne Literbüchse Faxe. Na denn Prost!
Bis Elmshorn hatte ich dieses Monstrum dann tatsächlich geleert (die letzten Schlucke schmeckten wegen einer gewissen Schalheit allerdings ziemlich bäh), und dort stiegen wir um in die Bimmelbahn nach Pinneberg, wobei die Kiste aber dermassen überfüllt war, dass ich Günter irgendwo im Gedränge verlor. Ich sah ihn dann bis zur S-Bahn in Pinneberg auch nicht wieder, wo er seelenruhig mit einer Fluppe unter´m Schnurrbart angelatscht kam, nachdem ich die Abfahrtszeit durch Türblockade schon um ´me halbe Minute oder länger hinausgezögert hatte. In der Ruhe liegt die Kraft, aber man kann es auch damit übertreiben...
In Hamburg hatten wir nicht soviel Zeit wie gewohnt, schliesslich sind wir ja zwei Stunden später als normal losgefahren. Deshalb fiel das Bier bei Knappi dann auch ins Wasser, weil an dem Stand ein derartiges Gedränge herrschte (war ja nah am Grill schön warm), dass man sich nirgendwo durchboxen konnte. Also ab ins Stadion, vor dem die Schwarzmarkthändler wie ich hoffe mal wieder grossen Verlust gemacht haben. Wir kamen mehr oder weniger pünktlich zum Aufwärmprogramm der Mannschaften an. Als erstes wurde mir von Sudden-Death-Harald gleich ein Fanclub-Schal überreicht, den die Jungs zum 13. Geburtstag ihres Bestehens hatten anfertigen lassen. Günter bekam auch einen. Herzlichen Glückwunsch, und Danke (schnief...).
Der Rasen sah wahrscheinlich vor dem Aufwärmprogramm nicht gerade toll aus, als die Mannschaften ihn dann vorerst wieder verliessen hat der Platzwart wahrscheinlich sein Kündigungsschreiben aufgesetzt. Zudem hatten es wieder angefangen zu schneien, die Vorraussetzungen für ein gutes Fussballspiel sehen wahrlich anders aus. Dass es eben doch geht, zeigten die Mannschaften.
Schiedsrichter war Florian Meyer, und weil der ja irgendwie immer das Glück hat sehr schwierige Partien leiten zu dürfen, war für Unterhaltung von der Seite her schonmal so gut wie gesorgt. Die arme Sau hatte auch an diesem Tag keinen leichten Job, und bei den HSV-Fans letztlich völlig die A...karte. Auch wenn er sie, betrachtete man später die höchst spärlichen Ausschnitte beim NDR, eigentlich nicht so recht verdient hatte.
Vor dem Spiel gab es eine schöne Choreo auffer Nord, während die Bremer diesmal jegliches besondere Dekomaterial zuhause gelassen haben. Wahrscheinlich war es denen sebst für Papierkugeln diesmal zu kalt.
Nach kurzem Holperstart kamen beide Teams recht gut mit den Platzverhältnissen zurecht, soweit es der Acker denn zuliess. Und zu unserer Freude machte der HSV, was er zu Saisonbeginn bis zur grossen Verletzungskatastrophe (immerhin war Petric endlich wieder dabei) am besten konnte: Ein frühes Tor. Knapp zehn Minuten waren vorbei, als wir jubeln durften. Joris hatte sich im Strafraumgewühl irgendwie Platz verschafft und köpfte nach einer von Jansen verlängerten Ecke dem blöden Wiese die Pille in die Maschen. Die Nord tobte... und auf dem Platz tobte anschliessend etwas das Chaos. Die Bremer reagierten mit wütenden Angriffen, weshalb wir (auch durch eigene Unzulänglichkeiten im Spiel nach vorn) gehörig unter Druck gerieten. Und auch der Schieri-Assi bekam einiges an Gemecker zu hören, nachdem er uns einen vielversprechenden Angriff nach dem anderen abgewunken hatte. Im Stadion sah mindestens die Hälfte davon so aus als wolle der uns verkohlen, aber später hab ich in einem Forum selbst von HSV-Fans gelesen (bei N3 wurde ja keine einzige dieser Szenen gezeigt), das der wohl fast komplett richtig lag. Wie die Perspektive manchmal täuschen kann...
So richtig Leben in die Bude kam dann nach etwa einer halben Stunde. Die Bremer hatten sich an unserer Defensive die Zähne ausgebissen und nebenbei auch einmal die Latte getroffen (als ob die Pumpe bei der Kälte nicht strapaziert genug wäre), als Marin durchstartete und von Boateng verfolgt wurde. Ich sag zu Günter "Der fällt gleich", und Platsch, da liegt er schon. Scheisse, Meyer pfeift...
Also ganz ehrlich: Ich kann den Ärger von Boateng über diesem Platzverweis bestens nachvollziehen. Marin brachte da eine richtige A...lochaktion. Anstatt den Angriff zuende zu spielen, legte er sich den Ball zu weit vor und suchte dann wirklich nur noch die Gelegenheit uns zu dezimieren. Boateng hat ihn bei dem Laufduell sicherlich leicht berührt, aber nee, der wollte nur die rote Karte provozieren, sonst nichts. Das sah man schon im Anstaz des Laufduells. Und er hatte mit dem Dreck dann auch noch Erfolg. Komischerweise wurde wurde kurz vor dem Spielende eine ähnliche Scheissaktion von Tesche gegen Wiese nicht "belohnt". Ich will nicht, das so etwas belohnt wird, aber ich frag mich dann wirklich, wo da das Mass angesetzt wird.
Die passende Antwort auf Marins Einlage gab dann ein anderer Ex-Gladbacher. Nach Zuckerpass von Elia startete Jansen durch und liess den herausstürmenden Wiese ins Leere rutschen. während der Ball gemächlich ins Tor hoppelte. 2:0, so langsam fing das wirklich an trotz der Scheisskälte Spass zu machen. Nur musste man danach ja noch fast eine Stunde in Unterzahl gegen die Typen mit den Müllmannoutfits (grottenhässliches Orange, welches zusammen mit den grünen Schuhen bei Pizzarro eine höchst augenfeindliche und absolut geschmacklose Kombination ergab) aushalten, die ja bekanntlich nicht die unfähigste Offensivabteilung der Liga haben, während unsere Abwehr in den letzten Wochen oftmals doch grössere Schwächen offenbarte. Und eine der grössten musste Bruno gleich nach dem 2:0 gezwungernermassen einwechseln, da ihm durch den Platzverweis für Boateng jetzt ja ein Innenverteidiger fehlte. Hallo David (Rozhenal). Die Bremer kamen vor der Pause trotzdem nur noch zu einer Torchance, während beim HSV Joris diesmal an Wiese scheiterte, bei dem ich keine Ahnung hab wie der Solariumjunkie diesen Ball noch rausfischen konnte. Wir hatten eigentlich schon das 3:0 bejubelt.
Pause: Werder hatte optisch mehr vom Spiel, der HSV aber die Tore gemacht und dazu noch ein oder zwei sehr gute Chancen. Hätte auch 3:1 stehen können. Inner Halbzeit gab es dann ein Torwandschiessen, welches von Holsten gesponsert wurde. Neben dem Tor wurden dabei wirklich prima dekorierte Weihnachtsbäume aufgebaut... Statt Kugeln und ´ner Spitze gab es güldene Halbliterdosen. Und als die hübsche Tante vonner Brauerei dann auch noch ihren Weihnachtswunsch an die Fans äusserte, war die Stimmung über die Pause gerettet. "Trinkt kein Bremer Bier."
Wobei, wird in Bremen Bier gebraut? Ich dachte, die haben nur Becks....
Zweite Halbzeit: Unsere Jungs waren jetzt für meinen Geschmack etwas zu passiv. Eindeutige Ausnahme: Mladen Petric. Der rannte da rum als hätte man unseren Ivica aus München reimportiert (mir tut der Anblick von Olic im Bayern-Trikot ja immer noch weh, vorallem weil die nur noch gewinnen seit der wieder fit ist) und ein anderes Trikot angezogen. Und wenn der olle Wiese nicht immer im Weg gewesen wäre, hätte Mladen da auch seine Comeback-Hütte gemacht.
Das Spiel wurde immer nickeliger, deshalb war Meyer dabei fleissig gelbe Karten zu verteilen. Zu doof, dass Günter mein Wettangebot vom Anpfiff nicht angenommen hat. ("Um was wollen wir wetten, dass Jarolim heute ´ne gelbe Karte bekommt?"). Jansen rutschte irgendwie schlecht in einen Ball hinein und verpasste wie schon seine Kollegen zuvor das erlösende 3:0. Statt den Sack zuzumachen, ging den Jungs inner letzten viertel Stunde mehr und mehr die Puste aus, was angesichts der Unterzahl auch nicht verwunderlich ist. Zudem verletzte sich Jansen, der neben Petric und Elia noch am meisten für Betrieb gesorgt hatte, und zeigte mehrmals an, dass er ausgewechselt werden möchte. Gesehen hat das aber offensichtlich keiner, denn weder rief Bruno einen Ersatzmann zu sich, noch peilten seine Kollegen auf dem Feld, dass man einen, der kaum noch laufen kann, vielleicht am besten nicht anspielen soll. Stattdessen bekam der mit lieben Grüssen einen Ball nach den anderen inne Füsse gekickt, und obwohl er sich bis gar nichts mehr ging durchbiss und sogar noch eine ganz gute Torszene einleitete: Das war wirklich dämlich, meine Herren. Es kam wie es kommen musste: Nach einem Zweikampf ging Jansen inner Nachspielzeit zu Boden und stand erstmal nicht mehr auf, bis er von zwei Betreuer gestützt vom Platz geschleppt wurde und mit dem verletzten Bein überhaupt nicht mehr auftreten konnte. Angeblich soll er ja zur Rückrundenvorbereitung wieder fit sein, aber ich behaupte einfach mal, dass man sich einen grossen Teil der Schwere der Verletzung hätte sparen können.
In einem unserer nur noch seltenen Angriffe während der zugegebenermassen heftigen Bremer Schlussoffensive war plötzlich der eingewechselte Tesche völlig frei vor Wiese. Er legte den Ball am Bremer Schmierhaar vorbei... aber anstatt dann das Ding einfach nur ins leere Tor zu schiessen und uns ENDLICH zu erlösen, wählte Tesche zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den Weg über Wiese hinweg und dann per Bauchplatscher auf den Rasen. Ich glaube, ausser mir haben da auffer Nord wirklich alle Elfmeter gefordert (den man auch fast hätte geben können... wäre schliesslich genauso lächerlich gewesen wir die rote Karte für Boateng), ich hätte den ehemaligen Bielefelder hingegen für soviel Blödheit am liebsten noch auf dem Platz erwürgt. So ´nen Scheiss hat dir der Micha Frontzeck bestimmt nicht beigebracht, Robert!
Die letzten Minuten inklusive der aus meiner Sicht überzogenen Nachspielzeit von drei Minuten (die dann von Meyer auch noch künstlich verlängert wurde) waren ein einziges Duell Rost gegen den Rest der Welt. Unsere Feldspieler waren stehend KO, und kloppten die Pille einfach nur noch planlos inne Botanik, wenn sie die denn mal hatten. Die Bremer brachten das Kusntstück fertig innerhalb der letzten zehn Minuten zweimal die Latte zu treffen und dann doch noch (in der gefühlten fünften Minute der Nachspielzeit, auch wenn es laut Kicker die dritte war) das nicht unverdiente 2:1 durch Naldo zu schiessen. Nachdem unsere Experten den Anstoss nach hinten laufen liessen, anstatt ihn nach vorn zu bolzen, und beinahe den Ball bei dem Gekasper noch verloren hatten (ich war mal wieder kurz davor mir entsetzt an die Rübe zu fassen) pfiff Meyer dieses geradezu widerlich spannende Fussballspiel endlich ab. Viel länger hätte man das alles auch nicht mehr ausgehalten.
Nachdem die abgekämpfte Mannschaft mit gebührendem Applaus in die Winterpause entlassen war wurde es auch Zeit sich selbst zu verkrümeln, was Günter und ich auch taten, soweit es der Stau auffer Treppe denn zuliess. Im Schneetreiben latschte ich zuerst zu Knappi, der sich gerade über ein angebranntes Würstchen in seiner neuen "Zweigstelle" ärgerte (aller Anfang ist schwer, und zumindest hat er die Einstellung sowas dann nicht seinen Kunden anzudrehen), um ein paar Bier zu holen und ihm ein frohes Fest zu wünschen. Als Zugabe bekam ich von ihm noch zwei kleine Wodka-Erdbeerschnaps mit auf den Weg. Wieder einmal Danke für die allzeit gute Bewirtung, Stefan!
Auf schliddrigem Geläuf ging es dann zur S-bahn Stellingen. Dort standen wir eine Weile vor einer Polizeisperre wegen des überfüllten Bahnsteigs herum, und als wir schliesslich oben waren, wurde uns bei Schnee und eisigem Wind vom Lautsprecher im Minutentakt vorgeplärrt, dass es wegen der Witterungsverhältnisse im gesamten Linienbereich zu Verspätungen und Zugausfällen komme. Jaaaa... wer kann auch schon damit rechnen, dass es im Winter kalt ist und schneit...
So ungefähr zehn Minuten mussten wir auf die S-Bahn zum Hauptbahnhof warten, und dann landeten wir auch noch inner Rotlicht-Linie, die den kompletten Kiezbereich abkurvt. Ich hatte das Glück der letzte zu sein, der noch in die Karre reinpasste, und ich musste mich schon irgendwo zwischen Türhaltestange und Trennwand einquetschen, um überhaupt irgendwie mitzukommen. Am Hauptbahnhof angekommen hatten wir bis zur geplanten Abfahrt unseres Zuges noch genau eine Minute Zeit, und da konnte man dann sehen, dass auch moppelige Typen wie ich und Kettenraucher mittleren Alters wie Günter noch ganz gut Treppen rennen können, wenn es denn sein muss.
Dass wir uns die ganze Rennerei hätten sparen können weil die Möhre mit acht Minuten Verspätung losfuhr, wussten wir natürlich nicht.
Im Zug gab es nur noch Stehplätze. Zum Aufwärmen wurden dann erstmal die Kurzen Erdbeerwodkas auf den Sieg geleert... und weil ich ja sonst seit Ewigkeiten keinen Wodka mehr getrunken hab, zoschte der Kram auch trotz der mickrigen Menge ganz schön inner Rübe. Die weitere Rückfahrt verlief sehr gesittet, weshalb ich euch nicht mehr mit Details langweilen möchte.
So, und nu: Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2010! Besonders an:
- Meine Leute vonner Raute Rendsburg
- Unsere Freunde vom Fanclub 38/50 Schorbach
- Unsere Freunde vom Fanclub Sudden Death
- Den ollen Südschweden Martin
- Stefan Knappert und seine Tresenmannschaft
- Borni und die Bande aus dem legendären Manchester-Bus
- und alle, die ich hier vergessen habe
Die Rauten im Herzen: Dilbert