Okay, es wird Zeit auf die beiden vergangenen Spiele zu blicken, die wiedermal mehr als erfreulich waren.
Vor einer Woche gastierte in der schönsten Stadt der Welt, der VfL Osnabrück. 4. gegen 6., natürlich heiß erwartetes Topspiel. Bei fast arktischen Temperaturen (-13°) fanden sich 8.500 zahlende Zuschauer im Ostseestadion ein, darunter ca. 400 aus dem Land der Schafliebhaber.
Ich machte mich dabei zum ersten mal von Greifswald aus auf den Weg, was in einigen Hindernissen endete. Zunächst kam der online gefundene Linienbus auch 15 Minuten nach Fahrplan nicht, was mich dazu veranlasste 5 km bis in die Stadt zu laufen, aber gut, ich hab ja Zeit, also angekommen erstmal bei 'ner bekannten blauen Tankstellen-Kette gefrühstückt und in aller Ruhe unser aller Lieblingszeitung gelesen. Dann ging auch schon zum Bahnhof, wo mir dann am Fahrplan auffiel: Oh scheiße, das wird eng. Noch enger wurde es dann beim Umstieg in Stralsund, denn zum ersten mal habe ich es dort erlebt, dass es keinen flotten Anschlusszug nach HRO gibt. Also für völlig überteuertes Geld mit dem ICE nach Rostock weiter, der fuhr aber erst zu Spielbeginn los. Also parallel dauerhaft Facebook neu geladen um die wichtigen Ereignisse zu erfahren. Das sollte nicht lange auf sich warten lassen: Nach 2 Minuten 11-Meter für Osnabrück nach Foul von Fardi (berechtigt). Kurz vor Rostock dann die nächsten Schock-Meldungen: Wieder 11-Meter für Osnabrück, doch der wurde immerhin von Hahnel pariert. Beim Aussteigen dann aber das erste Hochgefühl. Ausgleich für Hansa durch Julian Jakobs. Im Taxi, das ich ja nun benötigte um überhaupt noch was vom Spiel zu sehen, angekommen dann der Rückschlag, Rot für Pekovic. Der Montenegriner hatte dem Assistenten den Vogel gezeigt. Für mich eine überharte Entscheidung, gerade wo das Spiel schon so unruhig war. Beim Kauf der Karte - dieses mal für die Nord-Tribüne, zur Süd zu kommen hätte nur noch länger gedauert - dann der nächste Schock als Stadionsprecher Strupi die 2. Rote Karte für Hansa, genauer für Schünemann (eine der lächerlichsten Roten seit langem), bekannt gab.
Bis dato also: Insgesamt 80€ für das Spiel ausgegeben, die erste Halbzeit verpasst, 2 Elfmeter gegen Hansa und 2 Mann weniger. Und trotzdem sollte es einer der schönsten Fußballnachmittage der letzten Jahre werden, nicht nur dank des heute kostenlosen Glühweins.
Zu Beginn der 2. Halbzeit spielte Hansa im Grunde weiter wie zuvor, trotz 2 Mann weniger versuchten die Jungs in Weiß-Blau immer wieder Nadelstiche zu setzen, einer davon Ende damit, dass Osnabrücks Pisot vor der Süd liegen bleibt und das Spiel für ca. 15 Minuten unterbrochen wurde. Was war passiert? Pisot wurde von seinem eigenen Mann umgerannt, 2 Sekunden später rennt er plötzlich wie von der Tarantel gebissen los und stirbt direkt vor der Süd-Tribüne Tausend Tode. Daraufhin flogen 2-3 Feuerzeuge und einige Papierkugeln von der Choreo in die Richtung des Osnabrückers. Der völlig überforderte FIFA(!)-Schiedsrichter Stieler unterbrach also das Spiel in der Annahme Pisot wurde von einem Gegenstand verletzt. Pieckenhagen, heute als Experte für den NDR dabei, ließ sich aber von der sofortigen Medienhetze von "schweren Ausschreitungen" nicht verrückt machen. Er analysierte richtig, dass das zwar eine Unsitte sei mit dem Gewerfe, aber dass man da auch nicht mehr draus machen sollte als es ist, so'n Feuerzeug zwickt mal, aber es ist kein Grund für eine Spielunterbrechung. Er selbst habe in seiner aktiven Zeit auch so einiges in seinem Strafraum gefunden und nie so einen Aufstand gemacht.
Danach begann das Spiel für mich erst richtig, mit Wiederanpfiff war das trotz der geringsten Zuschauerzahl der Saison die emotionalste Atmosphäre die ich seit Ewigkeiten erlebt habe, und das obwohl ich bei Rentnern und Familien auf der Nord war. Jeder rausgeschlagene Ball wurde bejubelt, jeder Ballbesitz von Osnabrück mit einem dröhnenden Pfeifkonzert empfangen, jeder Vorstoß wie ein Tor gefeiert. Dies übertrug sich zu 100% auf unsere Spieler. Allein die Laufleistung eines David Blacha, der nur unter Schmerzmittel überhaupt auflaufen konnte, und dann Kilometer abspulte wie sonst vielleicht Großkreuz in Dortmund, oder auch das rigorose Klären von Steven Ruprecht, der mehr als ein mal das Tor verhindert hat, oder auch Hahnel, der zu Beginn des Spiels noch Mitschuld am Elfer hatte und nun eines der besten Spiele seiner Karriere machte. Das war schlicht beidruckender Fußball. Etwas durcheinander war ich als Bergmann 10 Minuten vor dem Ende mit Ioannidis sogar noch einen Stürmer einwechselte, es zeigte sich aber schnell was damit bezweck wurde, rein technisch könnte der Grieche auch 1. Liga spielen und so konnte er immer wieder ewig den Ball behalten. Taktisch super Wechsel. 5 Minuten vor Schluss dann die größte Chance für Osnabrück: Testroet köpft aus 10 Metern, doch Hahnel kann den Ball noch an die Latte lenken und Weidlich kommt einen halben Fuß vor Grimaldi an den Ball und schlägt diesen weg. So hab ich selten gejubelt. Lange war aber nicht mehr Schiedsrichter Stieler im Mittelpunkt, aber einen hatte er noch: In der Nachspielzeit geht Testroet zum Kopfball hoch, Hahnel springt dazwischen und faustet den Ball weg, beide rasseln zusammen, Gelb-Rot Testroet.
Danach ist das Spiel zu Ende und im Stadion erschallt "Oh wie ist das schön". Der Jubel wurde nochmal intensiviert als die Niederlage von RB bekannt gegeben wurde. Trotz 2 Spielern weniger einen Punkt auf Red Bull gut gemacht, wie geil ist das denn? Anschließend ging es Ereignislos im Auto eines Freundes in die alte Heimat, doch auf dem Weg durfte man noch lauschen wie sich der HSV in unsere Liga arbeitet.
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Am vergangenen Samstag stand dann das Auswärtsspiel in Unterhaching an. Es gibt normalerweise sinnvollere Reiseziele für einen Hansa-Fan. Die letzten 4 Spiele dort verloren, kein schönes Stadion, keine Heimfans und zu allem Überfluss liegt das ja auch noch in Bayern. So habe ich mir die Tour gespart, werde lieber nächsten Monat mit nach Dortmund fahren. Einige Rostocker sind da aber bekanntlich konsequenter als ich und so waren knapp 1.000 der 2.700 Zuschauer im Sportpark Unterhaching aus dem Nordosten der Republik.
Das Spiel begann wie gewohnt. Hansa kämpft weiter um den Rekord für den frühsten Elfmeter der Saison (also gegen sich), Weidlich schenkte den Bobfahrern dieses mal schon nach ca. 80 Sekunden den ersten 11er der Partie. Inzwischen der 11 gegen Hansa in dieser Saison, absoluter Spitzenwert. Bekommen haben wir übrigens noch keinen.
Hansa war insgesamt an diesem Tag technisch eher schwach nach allem was man so beurteilen kann, denn der NDR hat die Übertragung aufgrund des Olympia-Bums abgesagt. Dennoch konnte Hansa gegen die junge Mannschaft der Rand-Münchener kämpferisch überzeugen und schon nach 22 Minuten konnte Grupe, der überhaupt nur wegen der beiden Roten Karten für unser zentrales Stamm-Mittelfeld von Beginn an spielte, mit einem Doppelpack das Spiel drehen. Im weiteren Verlauf war es eher ruhig, bis der Hachinger Stürmer für einen Ellenbogencheck an Weidlich vom Platz gestellt wurde. Hansa konnte die Überzahl aber erst zum Spielende nutzen. Der nach 9 Monaten zurück gekehrte Ken Leemanns spielte einen Traumpass in den Lauf des ebenfalls eingewechselten Ioannidis der auch endlich wieder traf und nun mit 5 Treffern wieder erfolgreichster Stürmer ist.
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Kommendes Wochenende kommt es nun zum Spiel FCH gegen FCH. Vierter gegen Erster. Der Aufstieg wird der Mannschaft aus der Ostalb wohl kaum noch zu nehmen sein, aber Darmstadt hat gerade erst gezeigt, dass es nicht unmöglich ist gegen Heidenheim zu punkten. Schon des Hinspiel war verdammt eng, damals entschied ein - wie könnte es anders sein - Elfmeter das Spiel, der schon hart an Lächerlichkeit grenzte. In der aktuellen Form (10 der letzten 11 Spiele ungeschlagen) sollte auch Heidenheim zu schlagen sein. Bei den momentanen Temperaturen und ohne TV-Übertragung sollten 10.000 Zuschauer absolut erwartbar sein. Die Statistik spricht übrigens mit 3 Siegen bei 2 Niederlagen für den einzig wahren FCH.