Dilbert
Pils-Legende
23. Spieltag 2008 - 2009
Mahlzeit!
Es war mal wieder soweit: Dilbert-Derby. Während sonst meistens eine Gefühle vor diesem Spiel eher gespalten sind, war diesmal für mich schon lange klar: Gladbach muss gewinnen! Ich will einfach nicht nochmal absteigen.
Aber bevor die Abfahrt anstand hatte ich schon an den Vortagen ´nen Haufen Trubel: Kartenchaos. War die das überzählige Ticket für den Gladbachblock noch relativ zügig an Ichsachma losgeworden, so gestaltete sich die Aktion "wie finde ich von einen Tag auf den anderen einen HSV-Fan, der spontan mitkommt" doch relativ schwierig, nachdem Habicht mich am Freitag so um die Mittagszeit angedengelt hatte um mir zu erzählen, dass sein Chef ihn für Samstag zum Dienst beordert hatte.
Normalerweise sollten einem die Leute ja die Bude einrennen, wenn sie ´ne Fahrt nach Mönchengladbach für lau und ein Gästeblockticket zum Einkaufspreis bekommen können. Aaaber... Der eine musste auch arbeiten, der andere, den ich am Telefon mit den Worten "Herzlichen Glückwunsch, du hast eine Fahrt nach Mönchengadbach zum Fussball gewonnen!" begrüsste bekam ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken an den Termin bei Schwiegermutter. Daniel ging gar nicht erst ans Telefon... hmm... Der Volker war doch schon seit ´nem halben Jahr nicht mehr mit. Selbiger zeigte sich von der Idee auch mehr als begeistert, musste aber erstmal seine Frau fragen. So hiess es noch Panik schieben und Kriesenpläne austüfteln bis kurz vor 19.00 Uhr, ehe Volker anrief und zusagte. UFF!
Eigentlich wollte ich ja mal früh pennen gehen, aber dann gab es da noch die Dusche, das Kölle-Spiel bei 90elf, die Zweitligaübertragung auf´m DSF, die wegen eines Endlosspiels im Daviscup auch noch zwanzig Minuten nach hinten geschoben wurde, den Chat, die hibbelig machende Vorfreude... und so war es letztendlich schon wieder fast zwei Uhr Nachts, als ich die Guckerchen zu ´nem eher unruhigen Schlaf dichtmachen konnte.
Nicht ganz drei Stunden später: "Ja wir schwören, Stein und Bein, auf die Elf von Niederrhein...!!!" Guten Morgen, Handywecker. Und guten Morgen Nachtwache, du musst mich nicht mehr anrufen, ich bin schon hoch. Vergessen hab ich nur meine Ma anzurufen, aber die hatte ihren eigenen Wecker zum Glück gehört. Nachdem zwei Brötchen mit Hähnchenschnitzel zusammengeklatscht und zusammen mit diversen Biervorräten und Schals im Rucksack verstaut waren, gab´s noch einen mittleren Gewaltakt auf dem Klo (von Stadionscheisshäusern hab ich irgendwie die Schnauze voll), und dann latschte ich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und nasskaltem Wetter um kurz nach halb sechs zum Bahnhof. Da konnte ich unterwegs gleich meine Ma einsammeln, die ich dort auf dem Parkplatz traf.
So, wo sind die anderen? Voller kam etwa zwei Minuten nach uns, fehlte nur noch Günter. Der olle Zausel wird doch wohl nicht verschnarcht haben?
Nö. Lange Haare, Fluppe im Hals, das kann nur Günter sein.
Auf dem Bahnsteig trafen wir noch eine gemischte Zwei-Mann-Reisegruppe, und so hatte man auf der Fahrt nach Neumünster schonmal jemanden zum Quatschen.
Neumünster... irgendwie isset ja richtig klasse, wenn man schon dort innen ICE steigt. Da sitzt um die Uhrzeit nämlich kaum einer drin, und so bekamen wir bis Hannover ´nen schönen Tisch, während sich die, die in Hamburg einstiegen sonstwo hinquetschen mussten. So lass ich mir das Reisen doch gefallen, und ich schliesse nicht aus, dass ich bei meinen nächsten Gladbachbesuchen wieder diese Tour fahren werde. Was einem weniger gefiel war die Bande stockbesoffener Dortmund-Fans, die schon zu so früher Stunde ab Hamburg den ganzen Waggon mit ihrer Ballermannkackmucke, lautem Gegröhle und teilweise dummdreistem Gepöbel nervten, und sich auch nicht von den Beschwerden der anderen Reisenden irgendwie zur Vernunft bringen liessen. Während wir ja in Hannover (zur allgemeinen Erleichterung von meinen drei rauchenden Mitfahrern) von der Bande durch unseren Ausstieg befreit wurden, mussten die anderen die Typen teilweise noch bis zum Endbahnhof Stuttgart ertragen, wo der BVB ja sein Auswärtsspiel hatte. Zur Freude meiner Mutter bzw. ihres Magens hatte Voller seinen Zauberrucksack mit, aus dem er nicht nur ´ne Kanne Kaffee (dem Alkohol hat er ja abgeschworen) hervorzog, sondern auch ´ne komplette Frühstücksausstattung mit Brötchentüte, Salami, Käse, Leberwurst... und Messer. Mahlzeit!
In Hannover gingen meine Mitreisenden erstmal ordentlich de Lunge teeren, und anschliessend latschten Günter, Volker und euer Schreiberling los, um den Lidl-Markt zu suchen, den es irgendwo im Bahnhofsgebäude geben sollte. Nachdem wir fast durch das komplette Untergeschoss gedackelt waren, fanden wir den dann auch, inklusive Polizeischutz am Eingang. Wozu der gut ist konnten wir wenig später vor´m Bahnhof feststellen... da laberte uns nämlich ein Typ, dessen Geisteszustand jenseits von gut und böse war, und der auch nicht mehr einen Meter geradeaus latschen konnte, mit irgendwelchem unverständlichen Zeugs dicht, und ich glaube, nicht, dass der und diverse andere seltsame Gestalten in dem Laden wirklich bezahlen würden, so sie ihn denn betreten. Wo ich gerade beim Bezahlen bin: Ich wollte nur strullen, nicht das Bahnhofslo kaufen! Ein Euro für´s Pullern, die haben wirklich ein Rad ab! Zum Glück nicht eins vom ICE nach Duisburg.
Auf dem Bahnsteig gab´s erstmal wieder Verwirrung: Zug teilt sich in Hamm, aber in welchen Teil müssen wir denn nun? Mein grandioser Orientierungssinn lotste uns natürlich erstmal an das falsche Ende, aber letztendlich hockten wir dann doch in der Karre nach Duisburg. Nur ´nen Tisch bekamen wir diesmal nicht mehr ab. Dafür machte ich meine Ma per MP3-Player mit der Gladbach-Hymne "Die Elf von Niederrhein" bekannt, zwecks späterer Textscherheit. Und ich war ziemlich erstaunt, dass sich sich dann seelenruhig den restlichen Lärm auf dem Ding auch noch reingezogen hat, anstatt die Düdelmaschine panisch in die nächste Ecke zu schmeissen. Vielleicht sollte ich sie einfach mal nach Wacken mitnehmen... war´n Scherz, Ma.
Zwischendurch hing der ICE dann seinen Fahrplan teilweise beträchtlich hinterher, und man fing an sich zu fragen, ob wir den Anschluss inner MSV-Stadt noch bekomen würden. Eigentlich musste das so sein, schliesslich fuhr die Bimmelbahn Richtung Gladbach vom selben Gleis ab. Zu meiner Erleichterung (und der unserer rauchenden Belegschaft) holte die Kiste ihre Verspätung aber in einem grandiosen Endspurt eh auf. Kurios dabei ein Telefonat mit Aulataler. "Wir fahren gerade aus Dortmund raus, wo steckst du?" - "Wir fahren gerade in Dortmund rein." Irgendwie ist der uns im Intercity immer drei oder vier Minuten hinterhergegurkt. Weil die Kiste von Duisburg nach Mönchengladbach dann auch noch mit fünf Minuten Verspätung einrollerte, schaffte er es mit Ach und Krach dann doch noch uns auf dem Bahnsteig einzuholen. Moin!
Da der Regionalzug inner zweiten Klasse ziemlich überfüllt war, lümmelten wir uns kurzerhand in die erste, in der Aulataler uns dass ein wenig von seiner Reise nach Namibia erzählte und ansonsten natürlich über Fussball geschwafelt und das eine oder andere Bier getrunken wurde. Die Mission: "Verdammt ich muss pissen" wäre dann wegen eines defekten Zugklos und einer Megaschlange vor dem anderen fast wortwörtlich in die Hose gegangen, aber letztendlich schaffte ich es dann doch noch uns erst das vorletzte Schliessfach in Mönchengladbach zu sichern, und anschliessend rechtzeitg das Scheisshaus auf dem Bahnhofsvorplatz zu stürmen. UFF!
So, wo ist Schröder? Der sollte ca. fünf Minuten nach uns eintrudeln... Rumvibrier... SMS "Ich steh vorm Blumenladen" Jau, wir kommen! Ich versteh zwar nicht, warum er bei dem Wetter (erstaunlich gut) den ganzen Tag mit seiner Wollmütze auf der Birne herumlaufen musste, aber so fand man den wenigstens immer schnell wieder. Nach der Begrüssung setzte sich Aulataler erstmal in sein Hotel ab un sein Gepäck loszuwerden, während der Rest zu Kaisers zum Einkaufen ging. Nach dem Spiel hat man dazu ja meist nicht viel Zeit. Dabei passierte mir dasselbe Malheur wie nach dem Spiel gegen Cottbus, sprich: Es ging mal wieder eine Bierbuddel zu Bruch. Dabei hatte ich extra einen Pappkarton zum Transport genommen. Peinlich... na ja, Scherben brachten in dem Fall wohl Glück. Was nur schade um das schöne Diebels Pils.
Als Futterquelle diente, nachdem wir das Schliessfach bis zum Rand vollgepackt hatten, dann die Imbissbude vor´m Bahnhof. Nicht schlecht, aber trotzdem sollte Knappi da mal ´ne Filiale aufmachen. Ich fahr ja schliesslich noch einmal nach Gladbach diese Saison (Karte für Dortmund ist schon bestellt). Ausserdem... Schals fünf Euro... ja ja...
Da Ichsachma so gegen 14.00 Uhr am Stadion sein wollte, setzten wir uns in den nächstbesten Bus zum Stadion. In dem sass uns gegenüber ein Gladbach-"Fan", der weder an der Mannschaft noch am Trainer auch nur ein gutes Haar lassen wollte. Irgendwann platzte mir der Kragen, und ich bölkte ihm "Warum fährst du dann eigentlich noch hin, verdammt?!" entgegen. Viel fiel dem dazu nicht ein, ausser "Ich seh mir das halt gern an." Wenn du gern siehst, wie wir schlecht spielen und verlieren, dann zieh gefälligst deine grünen Klamotten aus.
Am Stadion angekommen erklärte ich Günter und Volker erstmal den Weg zum Gästeblock, und es wurde der Treffpunkt nach dem Spiel ausgemacht. Der Mast mit der Borussen-Raute anner Ecke Nordost schien uns da der geeignete Treffpunkt zu sein. Nach und nach trudelten auch Mats (Ichsachma) und Aulataler ein, wobei Aulataler mit der gar nicht so blöden Idee aufwartete, dass man für die Rückfahrt zum Bahnhof doch lieber ein Taxi nehmen könnte, damit wir uns das Buschaos ersparen, und in Ruhe die Rückfahrt angehen können. Das wurde dann später auch in die Tat umgesetzt. Neben uns standen ein paar HSVer, die irgendwie unbedingt noch ihren Bierkasten vor dem Spiel leersaufen wollten. Dummerweise hatten die aber teilweise schon sämtliche Lampen bis zur Sprechunfähigeit an, und deshalb war mir auch nicht sonderlich wohl, als die anfingen mit irgendwelchen Böllern herumzuhantieren. Einer von denen meinte sogar mich von der letzten Gladbach - HSV-Tour her zu kennen, ich konnte mich da aber ehrlich gesagt nicht gross daran erinnern.
Auf dem Stadiongelände ging es erstmal in den Fanprojekt-Shop, wo neben einem Schal (seufz...) auch ein Halstuch für Mudderns Wuffi organisiert wurde. Ichsahma gab danach ´ne Runde Bier aus (Danke!), und damit und ´ner Brezel bewaffnet ging es zu unserem Sitzplatz, ziemlich weit oben in Block 15A. Unsere Hamburger Bande konnte allerdings das ganze Spiel über nicht im Gästeblock entdecken.
Schiedsrichter war diesmal Michael Kempter. Im Gegensatz zu einigen HSV-Fans konnte ich bei dem keine ganz schweren Fehler feststellen, auch wenn er sicherlich in der Zweikampfbewertung die Gladbacher etwas bevorteilte. Na ja, kein Wunder, dass die Meinungen da auseinandergehen. Die einen hatten einen wunderbaren Fussballnachmittag, die anderen ein höchst frustrierendes Erlebnis.
Die Stimmung im Stadion war von Beginn weg sehr erwartungsfroh. Ich weiss nicht warum, aber es lag für die Gladbacher einfach in der Luft: Heute geht was! Überhaupt hat sich die Stimmung um Trainer und Mannschaft durch die bessere Rückrunde zum Positiven verändert, trotz der unnötigen Pleite zuletzt in Berlin. Der Schuppen war mit über 50000 Leuten zudem ganz gut gefüllt, es war also ordentlich was los unter´m Blechdach.
Die Gladbacher begannen motiviert, aber ziemlich nervös, was viele ungenaue Abspiele in der ersten Viertelstunde als logische Konsequenz einbrachte. Die Hamburger versuchten in Hauptperson von Ivica Olic Steve Gohouri zum Hibbelkopp zu machen, was zu Beginn auch gut funktionierte. So wurde Steve das eine oder andere mal peinlich übertölpelt, wobei er seine Böcke aber in der Regel durch grossen Einsatz selbst wieder reparierte. Zum Glück, sonst hätte es schon nach wenigen Minuten 0:1 gestanden, und das Spiel wäre in eine komplett andere Richtung gelaufen. So nach und nach fingen sich die Borussen aber, während sich beim HSV eine gewisse Luschigkeit breitmachte. Was die ganze zweite Halbzeit in Berlin gar nicht klappte, funktionierte gegen Hamburg dann wunderbar: Chancenverwertung. Nach etwas mehr als 20 Minuten liess Marin die ganze rechte Hamburger Seite ziemlich dämlich aussehen, und hob eine gute Hereingabe vor´s Tor. Dort setzte sich Friend gegen den an diesem Tag höchst unglücklichen Joris durch, und es stand 1:0. Rob! Endlich mal wieder!
Na ja, wir waren fast noch nicht mit dem jubeln fertig, da schlug der HSV zurück. Ein komplett verunglückter Fernschuss vom ansonsten eher indisponierten Trochowski war auf dem Weg fünf Meter neben den rechten Pfosten, allerdings stand da Petric im Weg, und der hielt einfach mal geschickt den Fuss rein und zwiebelte die Pille so ins lange Eck zum 1:1. Sollte Schröder da am Ende mit seinem "3:3 wegen konfuser Abwehrreihen"-Tipp Recht behalten?
Als nächstes taten die Borussen etwas dafür. Das Spiel war inzwischen ausgeglichen, und der HSV verfiel wieder in leichte Frühjahrsmüdigkeit, zumal unsere Abwehrschwachstelle Gohouri verletzt ausgewechselt werden musste und der Ersatzmann Roul Brouwers Olic um einiges besser im Griff hatte als Steve. Für Gladbach war das quasi Glück im Unglück. Kurz vor der Halbzeitpause setzte Marin über links Baumjohann ein, der spielte durch zu Levels. Dessen Versuch einer Hereingabe konnte Joris zwar noch mit Mühe und Not vom Tor weghalten, aber irgendwie kam Tobi auf seinem Sturzflug über die Torauslinie noch mit dem Fuss an den Ball, und schlenzte den so höchst "Tor der Woche"-verdächtig aus fast unmöglichem Winkel ins lange Eck. Wobei man sich als Gladbacher erstmal verwundert die Augen rieb: Levels?! Kann doch nicht sein.
Fast hätte es vor der Halbzeit nochmal geklingelt, aber Brouwers köpfte nach einer Marin-Flanke über die Kiste. Egal, auch so konnte ich mich nach dem Pausenpfiff zufrieden auf den Weg zum Bierstand machen. Der war allerdings ein wenig stark bedrängt, weshalb ich den stürmischen Borussenauftakt zur Hälfte zwei mit dem Pfostentreffer von Daems leider verpasste. Vom HSV, der ja eigentlch Druck machen musste, kam in dieser Zeit komischweise gar nichts. Stattdessen bügelte Rost vorerst die Schnarchnasigkeit seiner Vorderleute aus. Allerdings funktionierte das nur bs zur 53. Minute. Dann gab Daems eine schöne Flanke in den Strafraum, wo der vorher für Gohouri ja in der ersten Halbzeit eingewechselte Brouwers wartete. Was kurz vor der Pause mit dem Kopf nicht funktionierte, klappte mit dem Fuss um einiges besser. 3:1, und so langsam sah man leichte Qualmwolken aus Rosts Ohren kommen. Der arme Kerl kochte wirklich vor Wut, und ich möchte nach diesem Spiel nicht mit dem in einer Kabine oder einem Mannschaftsbus hocken müssen.
Der HSV war danach scheintot. Ehrlich gesagt war das ziemlich erschreckend. Einzig Rost und Jansen wehrten sich noch gegen die drohende Pleite, der Rest schlich belämmert über den Platz und ergab sich in sein Schicksal. So fing sch Rost schliesslich noch eine gelbe Karte wegen Meckerns ein, als er seinen Frust nach einer Duell mit Friend am Schiedsrichter und am Gegenspieler lautstark ausliess. Da auch Friend das alles nicht unkommentiert lassen wollte, konnte Kempter die Karte gleich draussen lassen.
Zwei Minuten später war das Spiel dann endgültig gelaufen, auch wenn ich das bis zur 80. Minute selbst nicht wahrhaben wollte. Zu sehr hatten sich die Siege gegen Hannover und inner Hinrunde gegen Bremen ins Gedächtnis eingebrannt, als man sicher scheinende Vorsprünge fast verdaddelte. Nachdem Matmour im Laufduell mit Mathijsen (dem Seuchenvogel schlechthin) einen Tritt in die Hacke bekommen hatte, entschied Kempter auf Elfmeter. Marin schnappte sich die Kugel und verlud Rost. Der Rest vom Spiel war dann eher gemütliches Auslaufen als noch wirklich angestrengte Fussballarbeit. Sonderapplaus bekam allerdings Marin, der kurz nach dem 4:1 ausgewechselt wurde. Ich hoffe ja mal, dass auch die grössten Meyer-Hasser der Boulevardpresse allein nach der Gestik bei der Auswechslung und nach dem Schlusspfiff endlich mal ihre verlogene Berichterstattung über das angeblich ach wie gestörte Verhältnis zwischen Marin und Hännsken einstellen. Das sah eher nach stolzer Vater - fröhlicher Sohn als nach Verachtung aus.
Nachdem Muddern, Ichsachma und ich der Mannschaft den verdienten Apllaus gespendet hatten, hatte ich kurz Sorge, ob die anderen auch gut aus dem Gästeblock gekommen waren. Man liest und hört ja immer wieder von sinnlosen Polizeiaktionen ohne Rücksicht auf Fan und Fahrplan. Allerdings erwiesen sich die Befürchtungen als unbegründet, denn Günter, Volker und Schröder warteten samt Aulataler schon auf uns. Der hatte in der Zwischenzeit auch ein Grossraumtaxi organisiert, das musste man jetzt nur noch finden. Drüben, beim Finanzamt... ja, da standen etliche Taxen rum, aber welches davon nun unseres sein sollte, war beim besten Willen nicht festzustellen. Vorher verabschiedeten wir uns allerdings noch von Mats, der selbst mit dem Auto gekommen war, und nun der Wartezeit auf dem Parkplatz entgegensah. Ich hoffe, wir treffen uns bald mal wieder. Wenn wir zusammen Gladbach geguckt haben, haben die bisher nie verloren.
Nachdem wir vom Taxieinweiser in einen höchst unkomfortablen Kombi (mit einem Gladbach-Hasser als Fahrer und Günter und mir hinten auf den Notsitzen... immer auf die grossen Dicken) gepresst wurden, ging es erstmal zu Aulatalers Hotel, wo der nach einer scheinbar stundenlangen Fotoaktion (moderne Technik und ihre Tücken) seinen Frust über das Spiel an der Hotelbar ertränken konnte. Wir kurvten weiter zum Bahnhof und statteten dort teilweise dem Imbiss noch einen Besuch ab, nebenbei wurde auch das Schliessfach wieder geplündert. Irgendwann ist dann Schröder einfach verschwunden, aber das ist bei dem ja immer so. Man dreht sich einmal um, und zack - isser weg. Da er aber eh mit einem anderen Zug fahren musste (für ihn ging es ja nach Hessen) war das auch nicht weiter schlimm. Wir parkten uns erstmal auf dem Bahnsteig, von dem aus die Kiste nach Duisburg fuhr... sogar pünktlich.
Und ob ihr das nu glaubt oder nicht: Der Zug von Duisburg nach Hannover war pünktlich! Wirklich pünktlich! Kein Gerenne in Hannover, alles easy. Na ja, bis auf die Tatsache, dass die Zapfanlage nicht funktionierte und deshalb die Happy Hour ausfiel. Günter meinte während der Fahrt, das Gladbach-Stadion würde irgendwie billig wirken. Tja, Günter, die Bude war ja auch verhältnismässig billig, wenn man sieht was andere Vereine für ihr Stadion an Geld ausgeben. Genau deshalb hat die Hütte ja noch einen kleinen Hauch vom Bökelberg-Flair. Nicht perfekt, sondern zweckmässig muss es sein. Und wenn das dann eben Wellblechdach und Fertigteilbauweise heisst, dann ist das auch gut so. Der Borussia-Park gefällt mir viel besser als z.B. die High-Tech-Hütte auf Schalke. Solchen Plastikarenen fehlt mir irgendwie das Old-School-Flair.
Die Bierzapfe funktionierte im Zug nach Hamburg wieder, und weil auch dieser Zug pünktich war (was war denn da mit der Bahn los), hatten wir in Hamburg noch genug Zeit um entweder die eine oder andere Fluppe zu vernichten, oder einfach nur wat zu futtern zu besorgen (Rülps!).
Im Zug nach Neumünster war die Party dann in vollem Gange. Irgendwie hatten sich in paar potenzielle Wacken-Fahrer in unseren Wagon verirrt, und dröhnten die ganze Karre dann mit Metallica, Kreator und Co. aus dem Ghettoblaster dicht. Mir gefällt sowas ja, aber wenn man damit andere Fahrgäste belästigt, muss es dann doch nicht sein. Deshalb werden die, die nach Kiel weiterkurvten, nicht böse gewesen sein, als die mit uns in Neumünster aus dem Zug stiegen. An dieser Stelle möchte ich mich aber nochmal bei den beiden leicht frustrierten BVB-Fans aus Flensburg bzw. Dänemark danken, die mich mt ihrem Odense-Büchsenbier versorgten. Wahrscheinlich hatten sie auch einfach nur keine Lust, fast ´ne halbe Palette Dosenbier wieder mit nach Hause zu schleppen. Nach dem schlechten Spiel der Kloppisten in Stuttgart war ihnen eh kaum nach Party zumute.
Die Metalheinis interessierten sich allerdings nicht sonderlich für sowas und setzten ihre eigene Party im Bus nach Rendsburg fort. Meine Ma schaffte es noch den Busfahrer zu besabbeln, dass er sie auf dem Weg zum Busdepot noch schnell zuhause absetzt. Günter und Volker hingegen gingen noch auf einen Abschlusstrunk ins Charleston, während mich ich letztendlich doch ziemlich angeschossen und übermüdet nach Hause verkrümelte. Wie heisst es so schön. Einmal muss Schluss sein.
Fazit: Muddern muss jetzt immer zum Dilbert-Derby mit. Bei ihrem letzten Gladbachbesuch haben wir 3:0 gegen Hamburg gewonnen, diesmal 4:1. Hoffentlich gibt es nächste Saison wieder eins...
Gruss
Dilbert
Mahlzeit!
Es war mal wieder soweit: Dilbert-Derby. Während sonst meistens eine Gefühle vor diesem Spiel eher gespalten sind, war diesmal für mich schon lange klar: Gladbach muss gewinnen! Ich will einfach nicht nochmal absteigen.
Aber bevor die Abfahrt anstand hatte ich schon an den Vortagen ´nen Haufen Trubel: Kartenchaos. War die das überzählige Ticket für den Gladbachblock noch relativ zügig an Ichsachma losgeworden, so gestaltete sich die Aktion "wie finde ich von einen Tag auf den anderen einen HSV-Fan, der spontan mitkommt" doch relativ schwierig, nachdem Habicht mich am Freitag so um die Mittagszeit angedengelt hatte um mir zu erzählen, dass sein Chef ihn für Samstag zum Dienst beordert hatte.
Normalerweise sollten einem die Leute ja die Bude einrennen, wenn sie ´ne Fahrt nach Mönchengladbach für lau und ein Gästeblockticket zum Einkaufspreis bekommen können. Aaaber... Der eine musste auch arbeiten, der andere, den ich am Telefon mit den Worten "Herzlichen Glückwunsch, du hast eine Fahrt nach Mönchengadbach zum Fussball gewonnen!" begrüsste bekam ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken an den Termin bei Schwiegermutter. Daniel ging gar nicht erst ans Telefon... hmm... Der Volker war doch schon seit ´nem halben Jahr nicht mehr mit. Selbiger zeigte sich von der Idee auch mehr als begeistert, musste aber erstmal seine Frau fragen. So hiess es noch Panik schieben und Kriesenpläne austüfteln bis kurz vor 19.00 Uhr, ehe Volker anrief und zusagte. UFF!
Eigentlich wollte ich ja mal früh pennen gehen, aber dann gab es da noch die Dusche, das Kölle-Spiel bei 90elf, die Zweitligaübertragung auf´m DSF, die wegen eines Endlosspiels im Daviscup auch noch zwanzig Minuten nach hinten geschoben wurde, den Chat, die hibbelig machende Vorfreude... und so war es letztendlich schon wieder fast zwei Uhr Nachts, als ich die Guckerchen zu ´nem eher unruhigen Schlaf dichtmachen konnte.
Nicht ganz drei Stunden später: "Ja wir schwören, Stein und Bein, auf die Elf von Niederrhein...!!!" Guten Morgen, Handywecker. Und guten Morgen Nachtwache, du musst mich nicht mehr anrufen, ich bin schon hoch. Vergessen hab ich nur meine Ma anzurufen, aber die hatte ihren eigenen Wecker zum Glück gehört. Nachdem zwei Brötchen mit Hähnchenschnitzel zusammengeklatscht und zusammen mit diversen Biervorräten und Schals im Rucksack verstaut waren, gab´s noch einen mittleren Gewaltakt auf dem Klo (von Stadionscheisshäusern hab ich irgendwie die Schnauze voll), und dann latschte ich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und nasskaltem Wetter um kurz nach halb sechs zum Bahnhof. Da konnte ich unterwegs gleich meine Ma einsammeln, die ich dort auf dem Parkplatz traf.
So, wo sind die anderen? Voller kam etwa zwei Minuten nach uns, fehlte nur noch Günter. Der olle Zausel wird doch wohl nicht verschnarcht haben?
Nö. Lange Haare, Fluppe im Hals, das kann nur Günter sein.
Auf dem Bahnsteig trafen wir noch eine gemischte Zwei-Mann-Reisegruppe, und so hatte man auf der Fahrt nach Neumünster schonmal jemanden zum Quatschen.
Neumünster... irgendwie isset ja richtig klasse, wenn man schon dort innen ICE steigt. Da sitzt um die Uhrzeit nämlich kaum einer drin, und so bekamen wir bis Hannover ´nen schönen Tisch, während sich die, die in Hamburg einstiegen sonstwo hinquetschen mussten. So lass ich mir das Reisen doch gefallen, und ich schliesse nicht aus, dass ich bei meinen nächsten Gladbachbesuchen wieder diese Tour fahren werde. Was einem weniger gefiel war die Bande stockbesoffener Dortmund-Fans, die schon zu so früher Stunde ab Hamburg den ganzen Waggon mit ihrer Ballermannkackmucke, lautem Gegröhle und teilweise dummdreistem Gepöbel nervten, und sich auch nicht von den Beschwerden der anderen Reisenden irgendwie zur Vernunft bringen liessen. Während wir ja in Hannover (zur allgemeinen Erleichterung von meinen drei rauchenden Mitfahrern) von der Bande durch unseren Ausstieg befreit wurden, mussten die anderen die Typen teilweise noch bis zum Endbahnhof Stuttgart ertragen, wo der BVB ja sein Auswärtsspiel hatte. Zur Freude meiner Mutter bzw. ihres Magens hatte Voller seinen Zauberrucksack mit, aus dem er nicht nur ´ne Kanne Kaffee (dem Alkohol hat er ja abgeschworen) hervorzog, sondern auch ´ne komplette Frühstücksausstattung mit Brötchentüte, Salami, Käse, Leberwurst... und Messer. Mahlzeit!
In Hannover gingen meine Mitreisenden erstmal ordentlich de Lunge teeren, und anschliessend latschten Günter, Volker und euer Schreiberling los, um den Lidl-Markt zu suchen, den es irgendwo im Bahnhofsgebäude geben sollte. Nachdem wir fast durch das komplette Untergeschoss gedackelt waren, fanden wir den dann auch, inklusive Polizeischutz am Eingang. Wozu der gut ist konnten wir wenig später vor´m Bahnhof feststellen... da laberte uns nämlich ein Typ, dessen Geisteszustand jenseits von gut und böse war, und der auch nicht mehr einen Meter geradeaus latschen konnte, mit irgendwelchem unverständlichen Zeugs dicht, und ich glaube, nicht, dass der und diverse andere seltsame Gestalten in dem Laden wirklich bezahlen würden, so sie ihn denn betreten. Wo ich gerade beim Bezahlen bin: Ich wollte nur strullen, nicht das Bahnhofslo kaufen! Ein Euro für´s Pullern, die haben wirklich ein Rad ab! Zum Glück nicht eins vom ICE nach Duisburg.
Auf dem Bahnsteig gab´s erstmal wieder Verwirrung: Zug teilt sich in Hamm, aber in welchen Teil müssen wir denn nun? Mein grandioser Orientierungssinn lotste uns natürlich erstmal an das falsche Ende, aber letztendlich hockten wir dann doch in der Karre nach Duisburg. Nur ´nen Tisch bekamen wir diesmal nicht mehr ab. Dafür machte ich meine Ma per MP3-Player mit der Gladbach-Hymne "Die Elf von Niederrhein" bekannt, zwecks späterer Textscherheit. Und ich war ziemlich erstaunt, dass sich sich dann seelenruhig den restlichen Lärm auf dem Ding auch noch reingezogen hat, anstatt die Düdelmaschine panisch in die nächste Ecke zu schmeissen. Vielleicht sollte ich sie einfach mal nach Wacken mitnehmen... war´n Scherz, Ma.
Zwischendurch hing der ICE dann seinen Fahrplan teilweise beträchtlich hinterher, und man fing an sich zu fragen, ob wir den Anschluss inner MSV-Stadt noch bekomen würden. Eigentlich musste das so sein, schliesslich fuhr die Bimmelbahn Richtung Gladbach vom selben Gleis ab. Zu meiner Erleichterung (und der unserer rauchenden Belegschaft) holte die Kiste ihre Verspätung aber in einem grandiosen Endspurt eh auf. Kurios dabei ein Telefonat mit Aulataler. "Wir fahren gerade aus Dortmund raus, wo steckst du?" - "Wir fahren gerade in Dortmund rein." Irgendwie ist der uns im Intercity immer drei oder vier Minuten hinterhergegurkt. Weil die Kiste von Duisburg nach Mönchengladbach dann auch noch mit fünf Minuten Verspätung einrollerte, schaffte er es mit Ach und Krach dann doch noch uns auf dem Bahnsteig einzuholen. Moin!
Da der Regionalzug inner zweiten Klasse ziemlich überfüllt war, lümmelten wir uns kurzerhand in die erste, in der Aulataler uns dass ein wenig von seiner Reise nach Namibia erzählte und ansonsten natürlich über Fussball geschwafelt und das eine oder andere Bier getrunken wurde. Die Mission: "Verdammt ich muss pissen" wäre dann wegen eines defekten Zugklos und einer Megaschlange vor dem anderen fast wortwörtlich in die Hose gegangen, aber letztendlich schaffte ich es dann doch noch uns erst das vorletzte Schliessfach in Mönchengladbach zu sichern, und anschliessend rechtzeitg das Scheisshaus auf dem Bahnhofsvorplatz zu stürmen. UFF!
So, wo ist Schröder? Der sollte ca. fünf Minuten nach uns eintrudeln... Rumvibrier... SMS "Ich steh vorm Blumenladen" Jau, wir kommen! Ich versteh zwar nicht, warum er bei dem Wetter (erstaunlich gut) den ganzen Tag mit seiner Wollmütze auf der Birne herumlaufen musste, aber so fand man den wenigstens immer schnell wieder. Nach der Begrüssung setzte sich Aulataler erstmal in sein Hotel ab un sein Gepäck loszuwerden, während der Rest zu Kaisers zum Einkaufen ging. Nach dem Spiel hat man dazu ja meist nicht viel Zeit. Dabei passierte mir dasselbe Malheur wie nach dem Spiel gegen Cottbus, sprich: Es ging mal wieder eine Bierbuddel zu Bruch. Dabei hatte ich extra einen Pappkarton zum Transport genommen. Peinlich... na ja, Scherben brachten in dem Fall wohl Glück. Was nur schade um das schöne Diebels Pils.
Als Futterquelle diente, nachdem wir das Schliessfach bis zum Rand vollgepackt hatten, dann die Imbissbude vor´m Bahnhof. Nicht schlecht, aber trotzdem sollte Knappi da mal ´ne Filiale aufmachen. Ich fahr ja schliesslich noch einmal nach Gladbach diese Saison (Karte für Dortmund ist schon bestellt). Ausserdem... Schals fünf Euro... ja ja...
Da Ichsachma so gegen 14.00 Uhr am Stadion sein wollte, setzten wir uns in den nächstbesten Bus zum Stadion. In dem sass uns gegenüber ein Gladbach-"Fan", der weder an der Mannschaft noch am Trainer auch nur ein gutes Haar lassen wollte. Irgendwann platzte mir der Kragen, und ich bölkte ihm "Warum fährst du dann eigentlich noch hin, verdammt?!" entgegen. Viel fiel dem dazu nicht ein, ausser "Ich seh mir das halt gern an." Wenn du gern siehst, wie wir schlecht spielen und verlieren, dann zieh gefälligst deine grünen Klamotten aus.
Am Stadion angekommen erklärte ich Günter und Volker erstmal den Weg zum Gästeblock, und es wurde der Treffpunkt nach dem Spiel ausgemacht. Der Mast mit der Borussen-Raute anner Ecke Nordost schien uns da der geeignete Treffpunkt zu sein. Nach und nach trudelten auch Mats (Ichsachma) und Aulataler ein, wobei Aulataler mit der gar nicht so blöden Idee aufwartete, dass man für die Rückfahrt zum Bahnhof doch lieber ein Taxi nehmen könnte, damit wir uns das Buschaos ersparen, und in Ruhe die Rückfahrt angehen können. Das wurde dann später auch in die Tat umgesetzt. Neben uns standen ein paar HSVer, die irgendwie unbedingt noch ihren Bierkasten vor dem Spiel leersaufen wollten. Dummerweise hatten die aber teilweise schon sämtliche Lampen bis zur Sprechunfähigeit an, und deshalb war mir auch nicht sonderlich wohl, als die anfingen mit irgendwelchen Böllern herumzuhantieren. Einer von denen meinte sogar mich von der letzten Gladbach - HSV-Tour her zu kennen, ich konnte mich da aber ehrlich gesagt nicht gross daran erinnern.
Auf dem Stadiongelände ging es erstmal in den Fanprojekt-Shop, wo neben einem Schal (seufz...) auch ein Halstuch für Mudderns Wuffi organisiert wurde. Ichsahma gab danach ´ne Runde Bier aus (Danke!), und damit und ´ner Brezel bewaffnet ging es zu unserem Sitzplatz, ziemlich weit oben in Block 15A. Unsere Hamburger Bande konnte allerdings das ganze Spiel über nicht im Gästeblock entdecken.
Schiedsrichter war diesmal Michael Kempter. Im Gegensatz zu einigen HSV-Fans konnte ich bei dem keine ganz schweren Fehler feststellen, auch wenn er sicherlich in der Zweikampfbewertung die Gladbacher etwas bevorteilte. Na ja, kein Wunder, dass die Meinungen da auseinandergehen. Die einen hatten einen wunderbaren Fussballnachmittag, die anderen ein höchst frustrierendes Erlebnis.
Die Stimmung im Stadion war von Beginn weg sehr erwartungsfroh. Ich weiss nicht warum, aber es lag für die Gladbacher einfach in der Luft: Heute geht was! Überhaupt hat sich die Stimmung um Trainer und Mannschaft durch die bessere Rückrunde zum Positiven verändert, trotz der unnötigen Pleite zuletzt in Berlin. Der Schuppen war mit über 50000 Leuten zudem ganz gut gefüllt, es war also ordentlich was los unter´m Blechdach.
Die Gladbacher begannen motiviert, aber ziemlich nervös, was viele ungenaue Abspiele in der ersten Viertelstunde als logische Konsequenz einbrachte. Die Hamburger versuchten in Hauptperson von Ivica Olic Steve Gohouri zum Hibbelkopp zu machen, was zu Beginn auch gut funktionierte. So wurde Steve das eine oder andere mal peinlich übertölpelt, wobei er seine Böcke aber in der Regel durch grossen Einsatz selbst wieder reparierte. Zum Glück, sonst hätte es schon nach wenigen Minuten 0:1 gestanden, und das Spiel wäre in eine komplett andere Richtung gelaufen. So nach und nach fingen sich die Borussen aber, während sich beim HSV eine gewisse Luschigkeit breitmachte. Was die ganze zweite Halbzeit in Berlin gar nicht klappte, funktionierte gegen Hamburg dann wunderbar: Chancenverwertung. Nach etwas mehr als 20 Minuten liess Marin die ganze rechte Hamburger Seite ziemlich dämlich aussehen, und hob eine gute Hereingabe vor´s Tor. Dort setzte sich Friend gegen den an diesem Tag höchst unglücklichen Joris durch, und es stand 1:0. Rob! Endlich mal wieder!
Na ja, wir waren fast noch nicht mit dem jubeln fertig, da schlug der HSV zurück. Ein komplett verunglückter Fernschuss vom ansonsten eher indisponierten Trochowski war auf dem Weg fünf Meter neben den rechten Pfosten, allerdings stand da Petric im Weg, und der hielt einfach mal geschickt den Fuss rein und zwiebelte die Pille so ins lange Eck zum 1:1. Sollte Schröder da am Ende mit seinem "3:3 wegen konfuser Abwehrreihen"-Tipp Recht behalten?
Als nächstes taten die Borussen etwas dafür. Das Spiel war inzwischen ausgeglichen, und der HSV verfiel wieder in leichte Frühjahrsmüdigkeit, zumal unsere Abwehrschwachstelle Gohouri verletzt ausgewechselt werden musste und der Ersatzmann Roul Brouwers Olic um einiges besser im Griff hatte als Steve. Für Gladbach war das quasi Glück im Unglück. Kurz vor der Halbzeitpause setzte Marin über links Baumjohann ein, der spielte durch zu Levels. Dessen Versuch einer Hereingabe konnte Joris zwar noch mit Mühe und Not vom Tor weghalten, aber irgendwie kam Tobi auf seinem Sturzflug über die Torauslinie noch mit dem Fuss an den Ball, und schlenzte den so höchst "Tor der Woche"-verdächtig aus fast unmöglichem Winkel ins lange Eck. Wobei man sich als Gladbacher erstmal verwundert die Augen rieb: Levels?! Kann doch nicht sein.
Fast hätte es vor der Halbzeit nochmal geklingelt, aber Brouwers köpfte nach einer Marin-Flanke über die Kiste. Egal, auch so konnte ich mich nach dem Pausenpfiff zufrieden auf den Weg zum Bierstand machen. Der war allerdings ein wenig stark bedrängt, weshalb ich den stürmischen Borussenauftakt zur Hälfte zwei mit dem Pfostentreffer von Daems leider verpasste. Vom HSV, der ja eigentlch Druck machen musste, kam in dieser Zeit komischweise gar nichts. Stattdessen bügelte Rost vorerst die Schnarchnasigkeit seiner Vorderleute aus. Allerdings funktionierte das nur bs zur 53. Minute. Dann gab Daems eine schöne Flanke in den Strafraum, wo der vorher für Gohouri ja in der ersten Halbzeit eingewechselte Brouwers wartete. Was kurz vor der Pause mit dem Kopf nicht funktionierte, klappte mit dem Fuss um einiges besser. 3:1, und so langsam sah man leichte Qualmwolken aus Rosts Ohren kommen. Der arme Kerl kochte wirklich vor Wut, und ich möchte nach diesem Spiel nicht mit dem in einer Kabine oder einem Mannschaftsbus hocken müssen.
Der HSV war danach scheintot. Ehrlich gesagt war das ziemlich erschreckend. Einzig Rost und Jansen wehrten sich noch gegen die drohende Pleite, der Rest schlich belämmert über den Platz und ergab sich in sein Schicksal. So fing sch Rost schliesslich noch eine gelbe Karte wegen Meckerns ein, als er seinen Frust nach einer Duell mit Friend am Schiedsrichter und am Gegenspieler lautstark ausliess. Da auch Friend das alles nicht unkommentiert lassen wollte, konnte Kempter die Karte gleich draussen lassen.
Zwei Minuten später war das Spiel dann endgültig gelaufen, auch wenn ich das bis zur 80. Minute selbst nicht wahrhaben wollte. Zu sehr hatten sich die Siege gegen Hannover und inner Hinrunde gegen Bremen ins Gedächtnis eingebrannt, als man sicher scheinende Vorsprünge fast verdaddelte. Nachdem Matmour im Laufduell mit Mathijsen (dem Seuchenvogel schlechthin) einen Tritt in die Hacke bekommen hatte, entschied Kempter auf Elfmeter. Marin schnappte sich die Kugel und verlud Rost. Der Rest vom Spiel war dann eher gemütliches Auslaufen als noch wirklich angestrengte Fussballarbeit. Sonderapplaus bekam allerdings Marin, der kurz nach dem 4:1 ausgewechselt wurde. Ich hoffe ja mal, dass auch die grössten Meyer-Hasser der Boulevardpresse allein nach der Gestik bei der Auswechslung und nach dem Schlusspfiff endlich mal ihre verlogene Berichterstattung über das angeblich ach wie gestörte Verhältnis zwischen Marin und Hännsken einstellen. Das sah eher nach stolzer Vater - fröhlicher Sohn als nach Verachtung aus.
Nachdem Muddern, Ichsachma und ich der Mannschaft den verdienten Apllaus gespendet hatten, hatte ich kurz Sorge, ob die anderen auch gut aus dem Gästeblock gekommen waren. Man liest und hört ja immer wieder von sinnlosen Polizeiaktionen ohne Rücksicht auf Fan und Fahrplan. Allerdings erwiesen sich die Befürchtungen als unbegründet, denn Günter, Volker und Schröder warteten samt Aulataler schon auf uns. Der hatte in der Zwischenzeit auch ein Grossraumtaxi organisiert, das musste man jetzt nur noch finden. Drüben, beim Finanzamt... ja, da standen etliche Taxen rum, aber welches davon nun unseres sein sollte, war beim besten Willen nicht festzustellen. Vorher verabschiedeten wir uns allerdings noch von Mats, der selbst mit dem Auto gekommen war, und nun der Wartezeit auf dem Parkplatz entgegensah. Ich hoffe, wir treffen uns bald mal wieder. Wenn wir zusammen Gladbach geguckt haben, haben die bisher nie verloren.
Nachdem wir vom Taxieinweiser in einen höchst unkomfortablen Kombi (mit einem Gladbach-Hasser als Fahrer und Günter und mir hinten auf den Notsitzen... immer auf die grossen Dicken) gepresst wurden, ging es erstmal zu Aulatalers Hotel, wo der nach einer scheinbar stundenlangen Fotoaktion (moderne Technik und ihre Tücken) seinen Frust über das Spiel an der Hotelbar ertränken konnte. Wir kurvten weiter zum Bahnhof und statteten dort teilweise dem Imbiss noch einen Besuch ab, nebenbei wurde auch das Schliessfach wieder geplündert. Irgendwann ist dann Schröder einfach verschwunden, aber das ist bei dem ja immer so. Man dreht sich einmal um, und zack - isser weg. Da er aber eh mit einem anderen Zug fahren musste (für ihn ging es ja nach Hessen) war das auch nicht weiter schlimm. Wir parkten uns erstmal auf dem Bahnsteig, von dem aus die Kiste nach Duisburg fuhr... sogar pünktlich.
Und ob ihr das nu glaubt oder nicht: Der Zug von Duisburg nach Hannover war pünktlich! Wirklich pünktlich! Kein Gerenne in Hannover, alles easy. Na ja, bis auf die Tatsache, dass die Zapfanlage nicht funktionierte und deshalb die Happy Hour ausfiel. Günter meinte während der Fahrt, das Gladbach-Stadion würde irgendwie billig wirken. Tja, Günter, die Bude war ja auch verhältnismässig billig, wenn man sieht was andere Vereine für ihr Stadion an Geld ausgeben. Genau deshalb hat die Hütte ja noch einen kleinen Hauch vom Bökelberg-Flair. Nicht perfekt, sondern zweckmässig muss es sein. Und wenn das dann eben Wellblechdach und Fertigteilbauweise heisst, dann ist das auch gut so. Der Borussia-Park gefällt mir viel besser als z.B. die High-Tech-Hütte auf Schalke. Solchen Plastikarenen fehlt mir irgendwie das Old-School-Flair.
Die Bierzapfe funktionierte im Zug nach Hamburg wieder, und weil auch dieser Zug pünktich war (was war denn da mit der Bahn los), hatten wir in Hamburg noch genug Zeit um entweder die eine oder andere Fluppe zu vernichten, oder einfach nur wat zu futtern zu besorgen (Rülps!).
Im Zug nach Neumünster war die Party dann in vollem Gange. Irgendwie hatten sich in paar potenzielle Wacken-Fahrer in unseren Wagon verirrt, und dröhnten die ganze Karre dann mit Metallica, Kreator und Co. aus dem Ghettoblaster dicht. Mir gefällt sowas ja, aber wenn man damit andere Fahrgäste belästigt, muss es dann doch nicht sein. Deshalb werden die, die nach Kiel weiterkurvten, nicht böse gewesen sein, als die mit uns in Neumünster aus dem Zug stiegen. An dieser Stelle möchte ich mich aber nochmal bei den beiden leicht frustrierten BVB-Fans aus Flensburg bzw. Dänemark danken, die mich mt ihrem Odense-Büchsenbier versorgten. Wahrscheinlich hatten sie auch einfach nur keine Lust, fast ´ne halbe Palette Dosenbier wieder mit nach Hause zu schleppen. Nach dem schlechten Spiel der Kloppisten in Stuttgart war ihnen eh kaum nach Party zumute.
Die Metalheinis interessierten sich allerdings nicht sonderlich für sowas und setzten ihre eigene Party im Bus nach Rendsburg fort. Meine Ma schaffte es noch den Busfahrer zu besabbeln, dass er sie auf dem Weg zum Busdepot noch schnell zuhause absetzt. Günter und Volker hingegen gingen noch auf einen Abschlusstrunk ins Charleston, während mich ich letztendlich doch ziemlich angeschossen und übermüdet nach Hause verkrümelte. Wie heisst es so schön. Einmal muss Schluss sein.
Fazit: Muddern muss jetzt immer zum Dilbert-Derby mit. Bei ihrem letzten Gladbachbesuch haben wir 3:0 gegen Hamburg gewonnen, diesmal 4:1. Hoffentlich gibt es nächste Saison wieder eins...
Gruss
Dilbert