Geschichte des Hamburger Sport Vereins:
1. Ursprung und Gründung: 1887-1919
Am 15. Februar 1887 schlossen sich 2 Sportclubs aus Hohenfelde und Wandsbek-Marienthal zum SC Germania "zu Hamburg" zusammen. Dieser SC ist der 1. von 3 ursprünglichen Vereinen, die sich später zum HSV zusammenschlossen und das Gründungsdatum des SC wurde dann auch als offizielles Gründungsdatum des HSV festgelegt. Zunächst wurde nur Leichtathletik betrieben, erst 1891 wurde Fußball auch in Hamburg durch die Engländer bekannt. Als Vereinsfarben wurden Schwarz und Blau bestimmt. 2 Jahre später wurden erste Wettbewerbsspiele ausgetragen. Die Premiere gelang dann auch: im 1. Spiel wurde 1893 Association aus Eilbek mit 17:0 besiegt.
Der 2. "Vorgänger" des HSV wurde am 1. Juni 1988 gegründet: Der Hamburger Fußball Club von 1888 (kurz HFC oder Hamburg 88). Gründungsmitglieder waren 12 Schüler des Wilhelm-Gymnasiums in Harvestehude. Sie trugen ihre Spiele auf der Moorweide aus, der Platz lag im Stadtteil Rotherbaum. Auch das 1. Spiel des HFC wurde 1893 gegen Association mit 1:0 gewonnen.
Im Oktober 1894 wurde dann der Hamburg-Altonaer Fußball-Bund (HAFB) gegründet, der in Hamburg die ersten Meisterschaften organisieren sollte. Übrigens die ersten (mit Ausnahme vopn Berlin) in Deutschland. Germania gewann die ersten beiden Titel überlegen und blieb dabei in allen Spielen unbesiegt. Ein 1. Auftritt auf Bundesdeutscher Ebene erfolgte nach der Hamburger Meisterschaft 1903/04. Zunächst schalteten die Germanen Hannover mit 11:0 aus, scheiterten dann aber an Britannia Berlin (1:3).
Am 15. April 1905 wurde dann auf Druck des DFB der Nordeutsche Fußball-Verband gegründet. Es folgte der Niedergang der Germania, die viele ihrer ausländischen Spieler verlor. Zum 25. Jubiläum 1912 drohte gar der Abstieg. Die Qualifikation für die neugegründete Norddeutsche Meisterschaft ging daneben, auch der HFC war in der 1. Saison 1913/14 nur 2.klassig. Allerdings stoppte der 1. Weltkrieg die Spiele auf überbezirklicher Ebene und es wurden wieder Hamburger Meisterschaften ausgespielt (15 Vereine). Der HFC 88 tauchte erst in der Spielzeit 1919/20 wieder auf, als "Kriegsgemeinschaft" mit dem SC Victoria, die 1919 Hamburger und dann auch Norddeutscher Meister wird.
Am 2. Juni 1919 wurde dann der Hamburger Sport-Verein e.V. gegründet. Ausführliche Bezeichnung: Hamburg 88 Germania Falke. Der "kleine" FC Falke 06 wurde von Schülern der Eppendorfer Oberrealschule gegründet. Der HFC88 steuerte die künftige Spielstätte bei, das Sportgelände Rotherbaum, wo die nächsten 2 Jahre die Spiele des HSV ausgetragen wurden.
2. Erste Erfolge und erster "Star": Die Höhenflüge mit Otto Fritz "Tull" Harder 1919-1933
Zunächst wurde dem neugegründeten HSV mit viel Skepzis begegnet und viel prophezeiten einen baldigen Zerfall des Zusammenschlusses. Aber es stellten sich bald erste Erfolge ein und der HSV wurde zur Nr. 1 im Norden:
1920 Meister in der Alsterstaffel
1921 Nordkreismeister und Norddeutscher Meister sowie die erstmalige Telnahme an der Deutschen Meisterschaft.
In diese Zeit fällt auch ein weiteres wichtiges Kapitel: Der Kauf des Villengrundstücks Ecke Rothenbaum-Chausse/Hallerstraße, welches für viele Jahre die Heimat des HSV werden sollte. Auch die Einweihung des Bahrenfelder Stadions am 30. Oktober 1921, der Ursprung des zukünftigen Volksparkstadions, war zu dieser Zeit.
Der 1. große Auftritt des HSV auf nationaler Ebene endete dann 1922 auch gleich mit einem sportpolitschen Possenspiel. Damals wurde die Deutsche Meisterschaft noch unter den Meistern der jeweiligen Einzelverbände im K.O.-System ausgetragen. Der HSV erreichte 1922 dieses Endspiel, Gegner waren der 1. FC Nürnberg.
Das 1. "End"spiel wurde am 18. Juni 1922 im Berliner Grunewald-Stadion ausgetragen. 2:2 stand es nach 196 !!! Minuten, als der Schiedsrichter die Begegnung wegen Dunkelheit abbrechen musste.
Das 2. Endspiel wurde in Leipzig gespielt, und auch hier konnte sich keine Mannschaft in der regulären Spielzeit durchsetzen. Auswechseln war damals noch nicht erlaubt, so dass einige Spieler wg. Erschöpfung oder Verletzungen aufgeben mussten. Als die Franken dann nur noch 7 Spieler auf dem Platz hatten, beendete Schiedsrichter Dr. Peco Bauwens (späterer DFB-Präsident) die Partie und erklärte den HSV zum Sieger. Damit waren die Nürnberger nun aber gar nicht einverstanden, das "3. Endspiel" wurde deswegen am "grünen Tisch" ausgetragen. Nürnberg sollte eine weitere Chance erhalten, was die Hamburger nun aber ihrerseits ablehnten, weil viele Spieler im Urlaub waren bzw. einige den Verein verlassen hatten.
Als der Süddeutsche Fußball-Verband dann mit einer Abspaltung vom DFB drohte, kam es zu einem wenig salomonischen Urteil: Der DFB erkannte zwar dem HSV den Meitertitel zu, allerdings unter dem Vorbehalt, das dieser auf die Meisterschaft verzichten müsste. So gab es am Ende dann keinen Meister.
1923 wurde das dann nachgeholt: Der HSV bezwang im Endspiel am 10. Juni das Sensationsteam Union Oberschöneweide in Berlin klar mit 3:0. Bemerkenswert: 65.000 Zuschauer im Stadion.
Leider konnte der HSV diese Erfolge zunächst nicht wiederholen. 1924 "revanchierten" sich die Nürnberger und siegten im Endspiel mit 2:0.
Erst 1928 wurde der Titel wieder an die Alster geholt. "Zuhause" im Bahrenfelder Stadion wurde Hertha BSC mit 5:2 besiegt.
Die nächsten 2 Jahre konnte der HSV zwar noch jeweils die Norddeutsche Meisterschaft gewinnen, auf nationaler Bühne spielte er aber erstmal keine große Rolle mehr.
Garant für diese Erfolge war der 1. Stürmerstar des HSV: Otto Fritz, genannt "Tull" Harder, spielte bis 1931 beim HSV und war 1. Nationalspieler der Hanseaten. In 15 Einsätzen für den DFB machte er stolze 14 Tore.
Der HSV im "3. Reich" 1933-1945
Nach den Umstrukturierungen im Spielbetrieb konnte der HSV zunächste keine Akzente mehr setzen. Der Eimsbütteler SV verdrängte sie von der Spitze und wurde 1934 Meister des Gaues Nordmark, wie der Zusammenschluss nun hieß. Erst 1937 kam der HSV zurück mit Regisseur Noack und Torwart Warning als Stützen des Teams. Zum 50. Jubiläum konnte dann auch erstmals wieder die Gaumeisterschaft gewonnen werden. Bei der deutschen Meisterschaft war dann im HF Endstation: 2:3 gegen den alten Rivalen Nürnberg. Dasselbe Ergebnis bedeutete auch 1939 gegen Hannover im HF das Aus. Erstmals in dieser Zeit am Ball: "Vadder" Erwin Seeler.
Der Krieg veränderte dann alles, der Kader änderte sich ständig, eine systematische Aufbauarbeit war somit nicht möglich. Trotzdem konnte der HSV die weiteren Gaumeisterschaften bis 1941 gewinnen, 1940 erreichten sie nochmal das HF der "groß"deutschen Meisterschaft (1:4 gegen Admira Wien).
Erstaunlicherweise wurde selbst 1945 in den Kriegswirren nochmal eine "Mini-Meisterschaft" in HH ausgetragen, die der HSV dann auch gewann.
Neubeginn: 1945-1954
Das Bahrenfelder Stadion war von Bomben und Granaten verschont geblieben, einige Spieler des HSV leider nicht: 7 Spieler kehrten nicht zurück, das wohl größte Talent Rudi Noack starb in russischer Kriegsgefangenschaft. Trotzdem rollte schon 2 Monate nach Kriegsende wieder der Ball. Und das sehr erfolgreich: die neu eingeführte "Zonenmeisterschaft" konnte der HSV gleich 2 mal gewinnen. 1947 1:0 gegen Borussia Dortmund, 1948 dann gegen Erzrivale St. Pauli mit 6:1. Auch in der Oberliga Nord setzte der HSV die Glanzlichter. Die ersten 6 Titel bis 1953 gingen alle an den HSV. Damals begann auch die Aera der Dörfels in Hamburg.
1954 wurde dann zum Seuchenjahr für die Hamburger: Nur Platz 11 mit Punktabzug wg. einer "Unregelmäßigkeit" bei einem Spielertransfer. Es sollte jedoch eine Ausnahme bleiben.
Mit "Uns Uwe" nach oben: 1954-1963
Nach der gewonnenen WM 1954 konnte der HSV wieder dominieren in der Oberliga Nord. Alle Meisterschaften bis zur Gründung der Bundesliga gingen an die "Rothosen".
Vor allem 1 Spieler stieg dabei zu einem Star auf, der später zur Legende des HSV werden sollte: Uwe Seeler. Mit seinem Sturmpartner Klaus Stürmer (wie passend) war er das Schreckgespenst jeder Abwehr im Nordeutschen Raum. Ab 1959 bildeten sie zusammen mit Gert "Charly" Dörfel den neuen Traumsturm des HSV. Erfolge bei den deutschen Meisterschaften blieben den Hanseaten aber zunächst noch versagt. 1957 verlor man das Endspiel gegen Dortmund mit 1:4, 1958 dann gegen den anderen großen Verein aus dem Westen Schalke 04 mit 0:3.
1960 dann der nächste große Triumph: Gegen den 1. FC Köln gewann man im Frankfurter Waldstadion mit 3:2 und konnte somit erstmals nach 32 Jahren den deutschen Titel wieder an die Elbe holen. 2 Tore durch Uwe Seeler und 1 Treffer durch Gert Dörfel ließen den Hamburger Anhang jubeln. Und heute kaum noch vorstellbar: Alle 11 Spieler des Siegerteams kamen auch aus Hamburg.
Damit stand der HSV auch vor einem weiteren Novum der Vereinsgeschichte: Die 1. Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb stand an.
Die Hamburger schlugen sich durchaus achtbar, bezwangen die Young Boys aus Bern und den FC Burnley (England), bevor sie dann unglücklich am großen FC Barcelona scheiterten. Nach einem 0:1 im Camp Nou und einem 2:1 Sieg im Rückspiel musste ein 3. Spiel entscheiden (Auswärtstoreregel gabs da noch nicht), welches in Brüssel mit 0:1 verloren ging. Schade, trotzdem waren diese Auftritte ein 1. Achtungszeichen des HSV auf dem europäischen Kontinent.
Leider kosteten diese Spiele sehr viel Kraft, so dass die Endrunde der Meisterschaft für die Hamburger sehr schnell beendet war. Nach dieser Saison verlies Klaus Stürmer den HSV und interne Querelen verhinderten weitere Erfolge bei den deutschen Meisterschaften.
Immerhin: am 14. August 1963, kurz vor Start der neugegründeten Bundesliga, gewann der HSV erstmals den DFB-Pokal durch ein 3:0 gegen Borussia Dortmund im Frankfurter Waldstadion! 3facher Torschütze: Uwe Seeler.
Teil 2 folgt morgen....