Keule
Geile Oma aus deiner Nähe
In den letzten Tagen und Wochen habe ich mich aufgrund von einigen Ereignissen zunehmend mit dem unterklassigen Fußball in meinem Heimat-Bundesland befasst.
Ich glaube, dass der Fußball hier im Land in der Breite seit Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten nicht mehr so gut aufgestellt war und in eine interessante Zukunft blicken kann. Deshalb wollte ich der Community mal einen Einblick in das Geschehen bieten und ein paar Vereine zwischen Regionalliga und Verbandsliga ansprechen.
Übrigens wäre es mir sehr Recht, wenn sich das der ein oder andere zum Vorbild machen würde und auch mal von den verschollenen Größen und interessanten Projekten in seiner Region berichtet. Wie schlagen sich Vereine wie Stahl Riesa und Vorwärts Frankfurt/Oder? Wie sieht die Situation in Köln aus? Was ist aus Lübeck geworden? Ich denke für solche Wasserstandsmeldungen kann sich der ein oder andere sicher begeistern.
Schwerin
In unserer Landeshauptstadt tut sich einiges. Während Schwerin sportlich wohl bisher vor allem für das Damen-Volleyball Team bekannt war versucht man nun im kleinen an Erfolge anzuknüpfen wie etwa die Pokalfinal-Teilnahme der SG Dynamo Schwerin im Jahr 1990.
Um die Sponsoren aus der Region besser zu bündeln gründeten die 3 größten Vereine (SG Dynamo, FC Eintracht und Schweriner SC) 2009 den Förderverein FC Mecklenburg. Im September 2012 keimten dann die Pläne auf das Ganze auszuweiten und ganz neue Strukturen in der Stadt zu schaffen.
In Folge dessen fand Anfang letzten Jahres die Fusion des Fördervereins mit dem FC Eintracht, dem sportlich stärksten der Schweriner Fußballclubs, zum FC Mecklenburg Schwerin statt. Zudem eignete man sich mal direkt den Sportpark Lankow an, hat dort bereits einen neuen Kunstrasenplatz samt Flutlicht angelegt und plant nun auch noch neue Räumlichkeiten in der Anlage die vorerst vor allem für die starke Jugend vorgesehen ist. Die A-Jugend ist zur Zeit 3. der Verbandsliga und die B-Jugend sogar Tabellenführer. Stephan Gusche von Wehen Wiesbaden kommt zum Beispiel aus diesem Nachwuchs.
Wie so oft gehen solche Unternehmungen aber zu lasten einer gewissen Tradition. Das Stadion Paulshöhe will die Stadt verkaufen um so die Fördermittel für den Sportpark Lankow zusammen zu bekommen. Das Stadion gibt es bereits seit 1920 und war z.B. Austragungsort des Pokalfinals 1989. Sie ist die Heimat der SG Dynamo und soll nun für Wohnungen weichen. (Ich persönlich frage mich wozu man in einer Stadt die in den letzten 20 Jahren ein Drittel seiner Einwohner verloren hat überhaupt neuen Wohnraum braucht)
Man wird wohl hier zum Wohle des Erfolgs in den sauren Apfel beißen müssen um das Projekt FCM voran zu bringen. Dass sich dort was tut zeigt auch das Personal, mit Martin Pieckenhagen und Jens Dowe haben gerade erst 2 erfahrene Bundesligaspieler ihren Weg in den Vorstand gefunden. Übrigens ehrenamtlich.
Auch sportlich läuft es nicht schlecht: Ist man voriges Jahr noch beinahe aus der Verbandsliga abgestiegen steht man nun immerhin auf dem 4. Platz und kann ganz realistisch nächste Saison die Oberliga ansteuern. Mittelfristig ist die Regionalliga das Ziel, wobei Vorstand Brauer sogar sagt "Was in Neustrelitz möglich ist muss auch in Schwerin möglich sein" und da scheint ja sogar noch mehr als nur die Regionalliga greifbar zu sein.
Neustrelitz
Die TSG aus Neustrelitz hat wohl zuletzt für die größten Furore gesorgt. Der Verein aus der Residenzstadt, der in der DDR höchstens mal für 1, 2 Jahre das Näschen in die 2. Liga stecken durfte hat sich in den letzten Jahren immer weiter etabliert und spielt nun ganz groß auf.
Noch vor 10 Jahren spielten die Neustrelitzer gerade einmal in der Landesliga, doch kontinuierlich arbeitete man sich immer weiter nach oben. 2007 und 2008 konnte man sogar den Landespokal gewinnen und durch die Regionalligareform stieg man 2012 mit dem 4. Platz auf. Ein Jahr später dann der Schock für mich und die Freude der Neustrelitzer: Die TSG gewinnt im Landespokalfinale gegen Hansa mit 3:0, die Regionalliga beendete man auf einem starken 8. Platz.
In dieser Saison heuerte zur großen Überraschung Thomas Brdaric als Trainer in Neustrelitz an. Nach anfänglichen Bedenken wusste das Team alle zu verblüffen und ist nun Herbstmeister mit 7 Punkten Vorsprung vor Jena und Magdeburg. Im DFB Pokal scheiterte man in der Verlängerung an Freiburg. Wie so oft kommt auch in NST mit dem Erfolg das Publikum. Hatte man schon in den 90ern mit z.B. 2.500 Zuschauern gegen Neubrandenburg aufhorchen lassen können, steht in dieser Saison ein Zuschauerschnitt von 1.000 Menschen (Zum Vergleich BFC Dynamo 800, Zwickau 1.400). Auswärts zum Berliner AK wurde das Team bereits von respektablem 650 Fans begleitet, auch wenn das definitiv noch nicht die Regel ist.
Nun formuliert man auch ganz offensiv das Ziel 3. Liga. Das einzige Problem ist das liebe Geld, während man nach Medienberichten in diesem Jahr mit einem Etat von 1 Million agiert braucht man nach eigenen Aussagen für die 3. Liga ca. das doppelte (damit wäre man auf dem Niveau von z.B. Burghausen). Das eigentliche Problem ist aber eher das Stadion. Das Parkstadion bietet nur 7.000 Zuschauern Platz, für die 3. Liga sind aber bekanntlich 10.000 Pflicht. Erstmal wird aber derzeit eine Flutlichtanlage gebaut. Die Planungen für eine Gegengerade sollen aber schon laufen, dafür wird es allerdings Hilfe von Stadt, Landkreis und Land brauchen.
Greifswald
Meine neue Heimat ist in der blöden Situation, dass der Traditionsverein Greifswalder SC, aus dessen Jugend z.B. die Kroos-Brüder stammen, 2003 insolvent war und daraufhin aufgelöst wurde. In der Folge dessen gründete sich der Greifswalder SV, der sportlich für einige Erfolge sorgte, so übernahm Ex-Hansa Trainer Andreas Zachhuber 2006 das Team und führte es aus der Verbandsliga in die Oberliga. Dort schaffte man sogar beinahe den Durchmarsch. In der Relegation zur Regionalliga scheiterte der GSV am FC Sachsen Leipzig durch ein 2:4 vor über 5.000 Zuschauern im Volksstadion in Greifswald.
Danach zerbrach der Verein beinahe. Sowohl Vorstand Jörg Seering als auch Leistungsträger Patrick Jahn (vorher Cottbus und Hansa) mussten beide aus familiären Gründen ihre Karriere beendeten, Andreas Zachhuber heuerte wieder in Rostock an (Und rettete Hansa damals mal wieder) und der Hauptsponsor sprang ab, so war die Fußballabteilung fast am Ende.
Die Abteilung strukturierte sich komplett um und spielt heute im Mittelfeld der Verbandsliga. Das Hauptaugenmerk ist aber auf den Nachwuchs gerichtet, insgesamt 13 Nachwuchsteams hat der 1.400 Mitglieder starke Verein und fast die gesamte 1. Mannschaft entstammt der eigenen Jugend.
Konkurrenz hat der GSV 2010 mit dem FC Pommern Greifswald bekommen. Wie angesprochen war der GSV damals sehr in Schieflage, daraufhin fanden Fusionsgespräche mit der HSG Uni Greifswald statt, die aber scheiterten (Meiner Meinung nach aus falschem Stolz der GSVler). Daraufhin gründeten Sponsoren beider Vereine gemeinsam mit der HSG den FC Pommern, der das Spielrecht der HSG in der Verbandsliga übernahm. 2012 schaffte man den Aufstieg in die Oberliga, in der man noch heute ist. Man will aber mehr! Zur Zeit stehen die Pommern auf dem 5. Platz (3 Punkte hinter dem 2.) und wenn der zur Zeit übermächtige BFC in dieser Saison aufsteigt kann man nächste Saison davon ausgehen, dass der FCP einer der Topfavoriten auf den Aufstieg sein wird.
Etwas fraglich ist ob die Regionalliga ohne Fusion zu stemmen sein wird. Deshalb leierte der Bürgermeister Gespräche an, die zumindest in einer Zusammenarbeit im Jugendbereich mündeten und so eine Annäherung signalisieren. Der GSV biedert sich inzwischen fast schon an, der FCP ist eher zurückhaltend und das aus verständlichen Gründen.
Die Pommern haben sich klar zur Nummer 1 entwickelt. Wie gesagt spielen sie sowieso eine Liga höher, die Jugend kommt nach und nach auch in Fahrt, was vor allem im Vertrauen der Eltern zu sehen ist, denn dieses Jahr sind eben mal nicht 3 F-Junioren Teams beim GSV, sondern nur eines und dafür 2 bei Pommern. Und auch der Zuschauerzuspruch steigt. Gegen den BFC waren neulich stattliche 2.800 Zuschauer vor Ort (zugegeben gut 1.000 aus Berlin).
Torgelow
Der Torgelower SV Greif schien bis vor einem Jahren noch den selben Weg zu nehmen wie Neustrelitz. Fast schon abwechselnd holte man den Landespokal und 2012 stieg man als zweiter Vertreter aus MV durch den Sieg in der Relegation gegen Fortuna Chemnitz in die Regionalliga auf. Anders als Neustrelitz war der Verein aber nicht auf so finanziell soliden Strukturen aufgebaut und so bedeutete der Absprung des Hauptsponsors direkt mal die Insolvenz.
Der kleine Klub ganz aus dem Osten des Landes spielt also nun wieder in der Oberliga und da man auch nicht so eine gute Jugend hat wie im Vergleich der Greifswalder SV stehen in Torgelow heute mehr Polen als Deutsche Spieler auf dem Platz. Man hat dort wirklich alles falsch gemacht.
Aber Vorpommern haben Durchhaltevermögen und so rappelt man sich in Torgelow langsam wieder auf. Man steht zur Winterpause selbst für die eigenen Fans überraschend über dem Strich und sieht langsam wieder Licht am Ende des Tunnels. Über den Stand der Insolvenz ist wenig bekannt, scheint aber alles in geordneten Bahnen zu laufen, doch das Vertrauen vieler Fans ist sehr angeschlagen. Es wird wohl eine Zeit dauern bis man sich das Standing in der Gegend wieder zurück erarbeitet hat.
Wismar
Die TSG Wismar - Vorgänger des heutigen Clubs FC Anker Wismar - ist wohl ohne Zweifel einer der Traditionsreichsten Clubs aus MV. Die Wismarer sind auf Platz 13 der ewigen DDR Liga Tabelle. Ost-Größen wie Joachim Streich und Peter Sykora lernten hier das Kicken, genau wie spätere Gesamtdeutsche Spieler wie Carsten Jancker oder René Rydlewicz und mit Fritz Laband spielte sogar ein Weltmeister von 1954 in Wismar.
Aber diese goldenen Zeiten scheinen vorbei. Wismar hält sich zwar seit der Wende immer unter den Mecklenburgischen Top-Clubs, doch der ganz große Wurf wollte bisher nie gelingen. Seit der Gründung 1997 taumelt der FC Anker immer zwischen Oberliga und Verbandsliga hin und her, letzte Saison stieg man gerade nach 3 Jahren Oberliga mal wieder ab, befindet sich nun aber schon wieder auf dem 2. Platz der Verbandsliga. Ich habe bei Wismar irgendwie den Eindruck das ist ein ganz großer Dorfverein. Da fehlt die Idee, die Struktur für mehr. Das Potenzial scheint aber Grundsätzlich gegeben zu sein. Wenn dort mal ein ähnliches Konzept wie in Schwerin entstehen würde, könnte da auch was gehen, so reicht es aber nicht für mehr, auch wenn sie finanziell neben Waren/Müritz absoluter Krösus in der Verbandsliga sind.
Stralsund
Immerhin die größte Stadt Vorpommerns (Noch, Greifswald holt stetig auf) und eine nicht zu wiederlegende Fußball-Tradition mit der ASG Vorwärts Stralsund auf Rang 5 der ewigen DDR Liga Tabelle und doch nichts als heiße Luft. Man hat in Stralsund nicht mal das Gefühl, dass da größere Erfolge in Sicht wären. Immerhin die Fanszene ist für die Verbandsliga sehr ordentlich. Ach ja, die Tabellensituation. Im Grunde ist Stralsund Wismar in eine Liga tiefer, immer mal wieder geht es runter in die Landesliga, meist jedoch tummelt man sich in der unteren Hälfte der Verbandsliga.
Neubrandenburg
Der 1. FC Neubrandenburg 04 ist wohl der Verein-gewordene Spruch "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen." Nach dem Aufstieg in die Verbandsliga 2006 standen in den nächsten 5 Jahren folgende Positionen zu Buche: 8, 4, 4, 2, 1. Und somit ging es dann nach stetigen Schritten vorwärts 2011 in die Oberliga in der man seitdem immer so um Platz 10 herum spielt. Insgesamt gilt hier aber wohl ähnliches wie in Wismar: Da ginge mehr, so aber nicht. Allein wenn ich mir die Außendarstellung vom FCN04 durch z.B. die Website angucke merkt man sofort was für Amateure da im Vorstand sitzen.
Problem für NB ist aber zur Zeit natürlich die´große Konkurrenz durch den verhassten Nachbarn aus Neustrelitz. Sponsoren gehen halt lieber in die Regionalliga als in die Oberliga und so hat man es schwer in der ehemaligen Bezirksstadt mehr zu reißen als das Mittelfeld der AOL. Doch wie gesagt, bisher hat man sich da seit der Gründung immer stetig gesteigert, warum also nicht jetzt auch? Und die Jugend passt ja auch, sind immer wieder Jahrgänge die es in die Regionalliga schaffen und zumindest weit oben in der Verbandsliga steht man im Juniorenbereich immer. Darauf muss aufgebaut werden, dann kann man vielleicht in ein paar Jahren zu Neustrelitz aufschließen und dann bin ich gespannt auf ein fantastisch gefülltes Jahnstadion.
_____
So, das soll's erstmal gewesen sein. Ich weiß nicht genug über z.B. Malchow, Schönberg oder Waren/Müritz um mir da ein großes Urteil erlauben zu können. Ich denke es ist aber auch so schon lang genug...
Ich glaube, dass der Fußball hier im Land in der Breite seit Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten nicht mehr so gut aufgestellt war und in eine interessante Zukunft blicken kann. Deshalb wollte ich der Community mal einen Einblick in das Geschehen bieten und ein paar Vereine zwischen Regionalliga und Verbandsliga ansprechen.
Übrigens wäre es mir sehr Recht, wenn sich das der ein oder andere zum Vorbild machen würde und auch mal von den verschollenen Größen und interessanten Projekten in seiner Region berichtet. Wie schlagen sich Vereine wie Stahl Riesa und Vorwärts Frankfurt/Oder? Wie sieht die Situation in Köln aus? Was ist aus Lübeck geworden? Ich denke für solche Wasserstandsmeldungen kann sich der ein oder andere sicher begeistern.
Schwerin
In unserer Landeshauptstadt tut sich einiges. Während Schwerin sportlich wohl bisher vor allem für das Damen-Volleyball Team bekannt war versucht man nun im kleinen an Erfolge anzuknüpfen wie etwa die Pokalfinal-Teilnahme der SG Dynamo Schwerin im Jahr 1990.
Um die Sponsoren aus der Region besser zu bündeln gründeten die 3 größten Vereine (SG Dynamo, FC Eintracht und Schweriner SC) 2009 den Förderverein FC Mecklenburg. Im September 2012 keimten dann die Pläne auf das Ganze auszuweiten und ganz neue Strukturen in der Stadt zu schaffen.
In Folge dessen fand Anfang letzten Jahres die Fusion des Fördervereins mit dem FC Eintracht, dem sportlich stärksten der Schweriner Fußballclubs, zum FC Mecklenburg Schwerin statt. Zudem eignete man sich mal direkt den Sportpark Lankow an, hat dort bereits einen neuen Kunstrasenplatz samt Flutlicht angelegt und plant nun auch noch neue Räumlichkeiten in der Anlage die vorerst vor allem für die starke Jugend vorgesehen ist. Die A-Jugend ist zur Zeit 3. der Verbandsliga und die B-Jugend sogar Tabellenführer. Stephan Gusche von Wehen Wiesbaden kommt zum Beispiel aus diesem Nachwuchs.
Wie so oft gehen solche Unternehmungen aber zu lasten einer gewissen Tradition. Das Stadion Paulshöhe will die Stadt verkaufen um so die Fördermittel für den Sportpark Lankow zusammen zu bekommen. Das Stadion gibt es bereits seit 1920 und war z.B. Austragungsort des Pokalfinals 1989. Sie ist die Heimat der SG Dynamo und soll nun für Wohnungen weichen. (Ich persönlich frage mich wozu man in einer Stadt die in den letzten 20 Jahren ein Drittel seiner Einwohner verloren hat überhaupt neuen Wohnraum braucht)
Man wird wohl hier zum Wohle des Erfolgs in den sauren Apfel beißen müssen um das Projekt FCM voran zu bringen. Dass sich dort was tut zeigt auch das Personal, mit Martin Pieckenhagen und Jens Dowe haben gerade erst 2 erfahrene Bundesligaspieler ihren Weg in den Vorstand gefunden. Übrigens ehrenamtlich.
Auch sportlich läuft es nicht schlecht: Ist man voriges Jahr noch beinahe aus der Verbandsliga abgestiegen steht man nun immerhin auf dem 4. Platz und kann ganz realistisch nächste Saison die Oberliga ansteuern. Mittelfristig ist die Regionalliga das Ziel, wobei Vorstand Brauer sogar sagt "Was in Neustrelitz möglich ist muss auch in Schwerin möglich sein" und da scheint ja sogar noch mehr als nur die Regionalliga greifbar zu sein.
Neustrelitz
Die TSG aus Neustrelitz hat wohl zuletzt für die größten Furore gesorgt. Der Verein aus der Residenzstadt, der in der DDR höchstens mal für 1, 2 Jahre das Näschen in die 2. Liga stecken durfte hat sich in den letzten Jahren immer weiter etabliert und spielt nun ganz groß auf.
Noch vor 10 Jahren spielten die Neustrelitzer gerade einmal in der Landesliga, doch kontinuierlich arbeitete man sich immer weiter nach oben. 2007 und 2008 konnte man sogar den Landespokal gewinnen und durch die Regionalligareform stieg man 2012 mit dem 4. Platz auf. Ein Jahr später dann der Schock für mich und die Freude der Neustrelitzer: Die TSG gewinnt im Landespokalfinale gegen Hansa mit 3:0, die Regionalliga beendete man auf einem starken 8. Platz.
In dieser Saison heuerte zur großen Überraschung Thomas Brdaric als Trainer in Neustrelitz an. Nach anfänglichen Bedenken wusste das Team alle zu verblüffen und ist nun Herbstmeister mit 7 Punkten Vorsprung vor Jena und Magdeburg. Im DFB Pokal scheiterte man in der Verlängerung an Freiburg. Wie so oft kommt auch in NST mit dem Erfolg das Publikum. Hatte man schon in den 90ern mit z.B. 2.500 Zuschauern gegen Neubrandenburg aufhorchen lassen können, steht in dieser Saison ein Zuschauerschnitt von 1.000 Menschen (Zum Vergleich BFC Dynamo 800, Zwickau 1.400). Auswärts zum Berliner AK wurde das Team bereits von respektablem 650 Fans begleitet, auch wenn das definitiv noch nicht die Regel ist.
Nun formuliert man auch ganz offensiv das Ziel 3. Liga. Das einzige Problem ist das liebe Geld, während man nach Medienberichten in diesem Jahr mit einem Etat von 1 Million agiert braucht man nach eigenen Aussagen für die 3. Liga ca. das doppelte (damit wäre man auf dem Niveau von z.B. Burghausen). Das eigentliche Problem ist aber eher das Stadion. Das Parkstadion bietet nur 7.000 Zuschauern Platz, für die 3. Liga sind aber bekanntlich 10.000 Pflicht. Erstmal wird aber derzeit eine Flutlichtanlage gebaut. Die Planungen für eine Gegengerade sollen aber schon laufen, dafür wird es allerdings Hilfe von Stadt, Landkreis und Land brauchen.
Greifswald
Meine neue Heimat ist in der blöden Situation, dass der Traditionsverein Greifswalder SC, aus dessen Jugend z.B. die Kroos-Brüder stammen, 2003 insolvent war und daraufhin aufgelöst wurde. In der Folge dessen gründete sich der Greifswalder SV, der sportlich für einige Erfolge sorgte, so übernahm Ex-Hansa Trainer Andreas Zachhuber 2006 das Team und führte es aus der Verbandsliga in die Oberliga. Dort schaffte man sogar beinahe den Durchmarsch. In der Relegation zur Regionalliga scheiterte der GSV am FC Sachsen Leipzig durch ein 2:4 vor über 5.000 Zuschauern im Volksstadion in Greifswald.
Danach zerbrach der Verein beinahe. Sowohl Vorstand Jörg Seering als auch Leistungsträger Patrick Jahn (vorher Cottbus und Hansa) mussten beide aus familiären Gründen ihre Karriere beendeten, Andreas Zachhuber heuerte wieder in Rostock an (Und rettete Hansa damals mal wieder) und der Hauptsponsor sprang ab, so war die Fußballabteilung fast am Ende.
Die Abteilung strukturierte sich komplett um und spielt heute im Mittelfeld der Verbandsliga. Das Hauptaugenmerk ist aber auf den Nachwuchs gerichtet, insgesamt 13 Nachwuchsteams hat der 1.400 Mitglieder starke Verein und fast die gesamte 1. Mannschaft entstammt der eigenen Jugend.
Konkurrenz hat der GSV 2010 mit dem FC Pommern Greifswald bekommen. Wie angesprochen war der GSV damals sehr in Schieflage, daraufhin fanden Fusionsgespräche mit der HSG Uni Greifswald statt, die aber scheiterten (Meiner Meinung nach aus falschem Stolz der GSVler). Daraufhin gründeten Sponsoren beider Vereine gemeinsam mit der HSG den FC Pommern, der das Spielrecht der HSG in der Verbandsliga übernahm. 2012 schaffte man den Aufstieg in die Oberliga, in der man noch heute ist. Man will aber mehr! Zur Zeit stehen die Pommern auf dem 5. Platz (3 Punkte hinter dem 2.) und wenn der zur Zeit übermächtige BFC in dieser Saison aufsteigt kann man nächste Saison davon ausgehen, dass der FCP einer der Topfavoriten auf den Aufstieg sein wird.
Etwas fraglich ist ob die Regionalliga ohne Fusion zu stemmen sein wird. Deshalb leierte der Bürgermeister Gespräche an, die zumindest in einer Zusammenarbeit im Jugendbereich mündeten und so eine Annäherung signalisieren. Der GSV biedert sich inzwischen fast schon an, der FCP ist eher zurückhaltend und das aus verständlichen Gründen.
Die Pommern haben sich klar zur Nummer 1 entwickelt. Wie gesagt spielen sie sowieso eine Liga höher, die Jugend kommt nach und nach auch in Fahrt, was vor allem im Vertrauen der Eltern zu sehen ist, denn dieses Jahr sind eben mal nicht 3 F-Junioren Teams beim GSV, sondern nur eines und dafür 2 bei Pommern. Und auch der Zuschauerzuspruch steigt. Gegen den BFC waren neulich stattliche 2.800 Zuschauer vor Ort (zugegeben gut 1.000 aus Berlin).
Torgelow
Der Torgelower SV Greif schien bis vor einem Jahren noch den selben Weg zu nehmen wie Neustrelitz. Fast schon abwechselnd holte man den Landespokal und 2012 stieg man als zweiter Vertreter aus MV durch den Sieg in der Relegation gegen Fortuna Chemnitz in die Regionalliga auf. Anders als Neustrelitz war der Verein aber nicht auf so finanziell soliden Strukturen aufgebaut und so bedeutete der Absprung des Hauptsponsors direkt mal die Insolvenz.
Der kleine Klub ganz aus dem Osten des Landes spielt also nun wieder in der Oberliga und da man auch nicht so eine gute Jugend hat wie im Vergleich der Greifswalder SV stehen in Torgelow heute mehr Polen als Deutsche Spieler auf dem Platz. Man hat dort wirklich alles falsch gemacht.
Aber Vorpommern haben Durchhaltevermögen und so rappelt man sich in Torgelow langsam wieder auf. Man steht zur Winterpause selbst für die eigenen Fans überraschend über dem Strich und sieht langsam wieder Licht am Ende des Tunnels. Über den Stand der Insolvenz ist wenig bekannt, scheint aber alles in geordneten Bahnen zu laufen, doch das Vertrauen vieler Fans ist sehr angeschlagen. Es wird wohl eine Zeit dauern bis man sich das Standing in der Gegend wieder zurück erarbeitet hat.
Wismar
Die TSG Wismar - Vorgänger des heutigen Clubs FC Anker Wismar - ist wohl ohne Zweifel einer der Traditionsreichsten Clubs aus MV. Die Wismarer sind auf Platz 13 der ewigen DDR Liga Tabelle. Ost-Größen wie Joachim Streich und Peter Sykora lernten hier das Kicken, genau wie spätere Gesamtdeutsche Spieler wie Carsten Jancker oder René Rydlewicz und mit Fritz Laband spielte sogar ein Weltmeister von 1954 in Wismar.
Aber diese goldenen Zeiten scheinen vorbei. Wismar hält sich zwar seit der Wende immer unter den Mecklenburgischen Top-Clubs, doch der ganz große Wurf wollte bisher nie gelingen. Seit der Gründung 1997 taumelt der FC Anker immer zwischen Oberliga und Verbandsliga hin und her, letzte Saison stieg man gerade nach 3 Jahren Oberliga mal wieder ab, befindet sich nun aber schon wieder auf dem 2. Platz der Verbandsliga. Ich habe bei Wismar irgendwie den Eindruck das ist ein ganz großer Dorfverein. Da fehlt die Idee, die Struktur für mehr. Das Potenzial scheint aber Grundsätzlich gegeben zu sein. Wenn dort mal ein ähnliches Konzept wie in Schwerin entstehen würde, könnte da auch was gehen, so reicht es aber nicht für mehr, auch wenn sie finanziell neben Waren/Müritz absoluter Krösus in der Verbandsliga sind.
Stralsund
Immerhin die größte Stadt Vorpommerns (Noch, Greifswald holt stetig auf) und eine nicht zu wiederlegende Fußball-Tradition mit der ASG Vorwärts Stralsund auf Rang 5 der ewigen DDR Liga Tabelle und doch nichts als heiße Luft. Man hat in Stralsund nicht mal das Gefühl, dass da größere Erfolge in Sicht wären. Immerhin die Fanszene ist für die Verbandsliga sehr ordentlich. Ach ja, die Tabellensituation. Im Grunde ist Stralsund Wismar in eine Liga tiefer, immer mal wieder geht es runter in die Landesliga, meist jedoch tummelt man sich in der unteren Hälfte der Verbandsliga.
Neubrandenburg
Der 1. FC Neubrandenburg 04 ist wohl der Verein-gewordene Spruch "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen." Nach dem Aufstieg in die Verbandsliga 2006 standen in den nächsten 5 Jahren folgende Positionen zu Buche: 8, 4, 4, 2, 1. Und somit ging es dann nach stetigen Schritten vorwärts 2011 in die Oberliga in der man seitdem immer so um Platz 10 herum spielt. Insgesamt gilt hier aber wohl ähnliches wie in Wismar: Da ginge mehr, so aber nicht. Allein wenn ich mir die Außendarstellung vom FCN04 durch z.B. die Website angucke merkt man sofort was für Amateure da im Vorstand sitzen.
Problem für NB ist aber zur Zeit natürlich die´große Konkurrenz durch den verhassten Nachbarn aus Neustrelitz. Sponsoren gehen halt lieber in die Regionalliga als in die Oberliga und so hat man es schwer in der ehemaligen Bezirksstadt mehr zu reißen als das Mittelfeld der AOL. Doch wie gesagt, bisher hat man sich da seit der Gründung immer stetig gesteigert, warum also nicht jetzt auch? Und die Jugend passt ja auch, sind immer wieder Jahrgänge die es in die Regionalliga schaffen und zumindest weit oben in der Verbandsliga steht man im Juniorenbereich immer. Darauf muss aufgebaut werden, dann kann man vielleicht in ein paar Jahren zu Neustrelitz aufschließen und dann bin ich gespannt auf ein fantastisch gefülltes Jahnstadion.
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So, das soll's erstmal gewesen sein. Ich weiß nicht genug über z.B. Malchow, Schönberg oder Waren/Müritz um mir da ein großes Urteil erlauben zu können. Ich denke es ist aber auch so schon lang genug...
