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Jonny
Guest
MOENCHENGLADBACH Fans wollen ihr eigenes Haus
Nach acht Monaten im neuen Borussen-Stadion gibt es noch
keine neue Anlaufstelle fuer die Anhaenger. Das Fanprojekt
sorgt sich ums Thema Gewalt.
Moenchengladbach. "So ein Boellerwurf in der eigenen Kurve,
das waere am Boekelberg nicht moeglich gewesen", ist sich
Thomas Ludwig, Vorsitzender des Fanprojekts, sicher. Der
Boellerwurf eines Duelkeners, bei dem im Februar in der
Nordkurve des neuen Borussen-Stadions fuenf Menschen
verletzt wurden, ist nur ein Beispiel, mit dem Ludwig
dokumentieren will, dass "die Einflussmoeglichkeiten auf die
Borussen-Fans seit dem Umzug des Vereins in den Nordpark
sinken". Denn obwohl der Spielbetrieb nun schon acht Monate
an der Aachener Strasse laeuft, gibt es noch kein Domizil
fuer das Fanprojekt in der Naehe des Borussia-Parks. Der
gemeinnuetzige Verein sitzt stattdessen immer noch in der
Naehe des ehemaligen Fohlen-Areals: im Fanladen am Eickener
Markt. Und auch diese Anlaufstelle, die drei Tage waehrend
der Woche und an Spieltagen geoeffnet ist, wird bald
aufgegeben. Zum 30. Juni hat man gekuendigt. "Das hat keinen
Sinn mehr hier", sagt Ludwig. Eicken ist, was die Fanszene
angeht, tot. Der Laden produziere nur Kosten.
Eine neue Basis in Stadionnaehe muesse her, um die
Aufgaben, die man sich gesetzt habe, fortfuehren zu koennen.
Das Fanprojekt ist die Interessengemeinschaft der Anhaenger
gegenueber dem Fussballverein. Es ist Anlaufstelle fuer
sozial Schwaechere. Aber es wurde auch vor dem Hintergrund
gegruendet, Gewalt aus der Nordkurve herauszuhalten. "Wir
sind praeventiv und paedagogisch taetig", erlaeutert Ludwig,
"allein schon, weil wir die Leute zusammenbringen. Denn wenn
man sich untereinander kennt, ist die Bereitschaft zu Gewalt
niedrig."
Viele Leute, die vielleicht in ihrem eigenen sozialen
Umfeld keinen Anschluss haetten, faenden ihn beim Fussball.
Mit Unterstuetzung des Fanprojekts sei der Zusammenhalt in
der Szene stetig gewachsen auch auf dem "Umweg" durch die
Zweite Bundesliga. Aus 100 Mitgliedern bei der Gruendung des
Vereins 1988 sind 4000 geworden. "Damit steigt der
Anspruch", sagt der 35-jaehrige Vorsitzende. Und statt mit
6000 Plaetzen wie am Boekelberg ist man in der neuen
Nordkurve mit 14 649 Steh- plus 6676 Sitzplaetzen im
Oberrang konfrontiert.
"Wir duerfen den Kontakt nicht verlieren", betont Ludwig.
Ein Fanhaus irgendwo auf dem Brachland im Umfeld des neuen
Stadions ist der grosse Traum. Er schien auch schon sehr
nahe gerueckt zu sein. Denn der Verein fand Unterstuetzung
bei der staedtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG. Ein
Gebaeude aus ehemaliger militaerischer Nutzung wurde
ausgeguckt, das das Fanprojekt selbst ausbauen wuerde. Es
liegt am Rande der Flaeche, wo eigentlich ein weiterer
Stadion-Parkplatz geplant ist. Und eben dieser P 3 ist
gleichzeitig das Problem.
Der rund 2,8 Hektar grosse Parkplatz muss gebaut werden, um
die Erschliessung des zukuenftigen Fanhauses und die noetige
Infrastruktur zu gewaehrleisten. Aber das Ob, Wann und Wie
ist nicht klar. Investiert jemand? Und wenn ja, wer
investiert: Stadt, EWMG, die Parkplatzgesellschaft (PPG),
die die anderen Stadion-Parkflaechen betreibt.
"Wir werden dem Fanprojekt auf jeden Fall helfen, es
uebernimmt eine wichtige und gute, eine soziale Aufgabe",
sagt Reinhold Pillich, Geschaeftsleiter fuer Planen und
Bauen bei der EWMG, "wir sind dafuer kontinuierlich im
Gespraech, aber nicht Herr des Verfahrens." Der
Flaechennutzungsplan des betroffenen Gebiets muss fuer die
Parkplatzplaene geaendert werden. Der Zeitplan sieht bzw.
sah bisher folgendermassen aus: Die oeffentliche Auslegung
des Flaechennutzungsplans ist bereits im Januar und Februar
geschehen. Es soll, so heisst es von Seiten der Stadt, keine
Einsprueche von Buergern gegeben haben.
Das ganze Projekt kann ohne Bebauungsplan laufen. Damit
kann der Flaechennutzungsplan auf die Tagesordnung der
naechsten Stadtratssitzung am 27. April. Danach muss
allerdings die Bezirksregierung noch ihr Okay geben. Dafuer
hat sie bis zu drei Monate Zeit.
Nun hoffen alle Beteiligten, dass man sich diese Zeit in
Duesseldorf nicht nimmt. Im bestmoeglichen Fall koennte dann
zur Saison 2005/2006 der Traum vom Fanhaus wahr werden.
"Sobald klar ist, dass es keine Widerstaende gibt, koennen
wir sofort in die Investitionsphase einsteigen", sagt Lothar
Backes, Chef der Parkplatzgesellschaft (PPG) ueber den P 3.
"Sonst muessen wir Alternativen suchen, die waeren aber
nicht so leicht machbar wie diese jetzt", ergaenzt Pillich.
Parallel werde ueber "einen anderen Platz fuer eine
Zwischennutzung" nachgedacht. Mit voruebergehenden Loesungen
spielt auch das Fanprojekt gedanklich: zum Beispiel mit
einem Zelt vor dem Stadion auf Hoehe der Nordkurve.
01.04.05 Von Claudia Kook Moenchengladbach
Nach acht Monaten im neuen Borussen-Stadion gibt es noch
keine neue Anlaufstelle fuer die Anhaenger. Das Fanprojekt
sorgt sich ums Thema Gewalt.
Moenchengladbach. "So ein Boellerwurf in der eigenen Kurve,
das waere am Boekelberg nicht moeglich gewesen", ist sich
Thomas Ludwig, Vorsitzender des Fanprojekts, sicher. Der
Boellerwurf eines Duelkeners, bei dem im Februar in der
Nordkurve des neuen Borussen-Stadions fuenf Menschen
verletzt wurden, ist nur ein Beispiel, mit dem Ludwig
dokumentieren will, dass "die Einflussmoeglichkeiten auf die
Borussen-Fans seit dem Umzug des Vereins in den Nordpark
sinken". Denn obwohl der Spielbetrieb nun schon acht Monate
an der Aachener Strasse laeuft, gibt es noch kein Domizil
fuer das Fanprojekt in der Naehe des Borussia-Parks. Der
gemeinnuetzige Verein sitzt stattdessen immer noch in der
Naehe des ehemaligen Fohlen-Areals: im Fanladen am Eickener
Markt. Und auch diese Anlaufstelle, die drei Tage waehrend
der Woche und an Spieltagen geoeffnet ist, wird bald
aufgegeben. Zum 30. Juni hat man gekuendigt. "Das hat keinen
Sinn mehr hier", sagt Ludwig. Eicken ist, was die Fanszene
angeht, tot. Der Laden produziere nur Kosten.
Eine neue Basis in Stadionnaehe muesse her, um die
Aufgaben, die man sich gesetzt habe, fortfuehren zu koennen.
Das Fanprojekt ist die Interessengemeinschaft der Anhaenger
gegenueber dem Fussballverein. Es ist Anlaufstelle fuer
sozial Schwaechere. Aber es wurde auch vor dem Hintergrund
gegruendet, Gewalt aus der Nordkurve herauszuhalten. "Wir
sind praeventiv und paedagogisch taetig", erlaeutert Ludwig,
"allein schon, weil wir die Leute zusammenbringen. Denn wenn
man sich untereinander kennt, ist die Bereitschaft zu Gewalt
niedrig."
Viele Leute, die vielleicht in ihrem eigenen sozialen
Umfeld keinen Anschluss haetten, faenden ihn beim Fussball.
Mit Unterstuetzung des Fanprojekts sei der Zusammenhalt in
der Szene stetig gewachsen auch auf dem "Umweg" durch die
Zweite Bundesliga. Aus 100 Mitgliedern bei der Gruendung des
Vereins 1988 sind 4000 geworden. "Damit steigt der
Anspruch", sagt der 35-jaehrige Vorsitzende. Und statt mit
6000 Plaetzen wie am Boekelberg ist man in der neuen
Nordkurve mit 14 649 Steh- plus 6676 Sitzplaetzen im
Oberrang konfrontiert.
"Wir duerfen den Kontakt nicht verlieren", betont Ludwig.
Ein Fanhaus irgendwo auf dem Brachland im Umfeld des neuen
Stadions ist der grosse Traum. Er schien auch schon sehr
nahe gerueckt zu sein. Denn der Verein fand Unterstuetzung
bei der staedtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG. Ein
Gebaeude aus ehemaliger militaerischer Nutzung wurde
ausgeguckt, das das Fanprojekt selbst ausbauen wuerde. Es
liegt am Rande der Flaeche, wo eigentlich ein weiterer
Stadion-Parkplatz geplant ist. Und eben dieser P 3 ist
gleichzeitig das Problem.
Der rund 2,8 Hektar grosse Parkplatz muss gebaut werden, um
die Erschliessung des zukuenftigen Fanhauses und die noetige
Infrastruktur zu gewaehrleisten. Aber das Ob, Wann und Wie
ist nicht klar. Investiert jemand? Und wenn ja, wer
investiert: Stadt, EWMG, die Parkplatzgesellschaft (PPG),
die die anderen Stadion-Parkflaechen betreibt.
"Wir werden dem Fanprojekt auf jeden Fall helfen, es
uebernimmt eine wichtige und gute, eine soziale Aufgabe",
sagt Reinhold Pillich, Geschaeftsleiter fuer Planen und
Bauen bei der EWMG, "wir sind dafuer kontinuierlich im
Gespraech, aber nicht Herr des Verfahrens." Der
Flaechennutzungsplan des betroffenen Gebiets muss fuer die
Parkplatzplaene geaendert werden. Der Zeitplan sieht bzw.
sah bisher folgendermassen aus: Die oeffentliche Auslegung
des Flaechennutzungsplans ist bereits im Januar und Februar
geschehen. Es soll, so heisst es von Seiten der Stadt, keine
Einsprueche von Buergern gegeben haben.
Das ganze Projekt kann ohne Bebauungsplan laufen. Damit
kann der Flaechennutzungsplan auf die Tagesordnung der
naechsten Stadtratssitzung am 27. April. Danach muss
allerdings die Bezirksregierung noch ihr Okay geben. Dafuer
hat sie bis zu drei Monate Zeit.
Nun hoffen alle Beteiligten, dass man sich diese Zeit in
Duesseldorf nicht nimmt. Im bestmoeglichen Fall koennte dann
zur Saison 2005/2006 der Traum vom Fanhaus wahr werden.
"Sobald klar ist, dass es keine Widerstaende gibt, koennen
wir sofort in die Investitionsphase einsteigen", sagt Lothar
Backes, Chef der Parkplatzgesellschaft (PPG) ueber den P 3.
"Sonst muessen wir Alternativen suchen, die waeren aber
nicht so leicht machbar wie diese jetzt", ergaenzt Pillich.
Parallel werde ueber "einen anderen Platz fuer eine
Zwischennutzung" nachgedacht. Mit voruebergehenden Loesungen
spielt auch das Fanprojekt gedanklich: zum Beispiel mit
einem Zelt vor dem Stadion auf Hoehe der Nordkurve.
01.04.05 Von Claudia Kook Moenchengladbach
