Es war einmal

J

Jonny

Guest
DRAMA IN MADRID
Gladbachs gestohlenes Wunder
Von Harry Walstra

Gern denken die seit Jahren erfolglosen Gladbacher an Europacup-Abende
zurueck. Nur ein Spiel wuerden sie lieber vergessen. Im Maerz 1976
schied die Borussia unter dubiosen Umstaenden bei Real Madrid aus. Der
Zorn richtete sich gegen das hollaendische Schiedsrichtergespann.

Herbert Wimmer moechte erst einmal etwas klarstellen. "Ich habe keine
Probleme mit Hollaendern", sagt er. Arie Haan, Niederlaender und
ehemaliger Bundesligatrainer beim VfB Stuttgart, habe ein paar Jahre in
Aachen-Brand gewohnt, "seither sind wir sehr gute Freunde". Wimmer, 60,
wohnt dort immer noch, nahe der hollaendischen Grenze. Auch wenn der
ehemalige deutsche Nationalspieler mit den Nachbarn keine guten
Erinnerungen verbindet. Der Grund ist ein Tag vor 29 Jahren, und ein
Mann namens Leonardus van der Kroft.

Damals, am 17. Maerz 1976, gastierte Wimmers Verein Borussia
Moenchengladbach im Viertelfinal-Rueckspiel des Landesmeister-Cups beim
spanischen Renommierclub Real Madrid. "Im Hinspiel in Duesseldorf hatten
wir nach einer 2:0-Fuehrung noch 2:2 gespielt, deshalb fuhren wir als
krasser Aussenseiter nach Madrid", erinnert sich Wimmer. Den Reiz des
Duells haetten vor allem die beiden Deutschen im Real-Trikot, Guenter
Netzer und Paul Breitner, ausgemacht. "Diese Spiele waren sehr
speziell", sagt Wimmer. Schiedsrichter ist Leonardus van der Kroft, ein
erfahrener Referee aus Holland, die Linienrichter sind dessen Landsleute
Gerrit Berrevoets und Ben Hoppenbrouwer.

Die Atmosphaere auf den Raengen des Estadio Santiago Bernabeu ist
explosiv, die Anhaenger Reals machen mit ihren Rufen das riesige Stadion
zu einem Hexenkessel. Auch auf dem Platz ist die Stimmung von Anfang an
gespannt. Die Folge: In den ersten 15 Minuten bekommen Berti Vogts,
Dietmar Danner und Uli Stielike die Gelbe Karte von Schiedsrichter van
der Kroft.

Folgenreiche Entscheidungen

Doch in der 28. Minute werden 120.000 fanatische Zuschauer im Bernabeu
ploetzlich totenstill. Mitten hinein in die Zuversicht der Madrilenen
hat der Gladbacher Stuermer Jupp Heynckes per Kopf zur Fuehrung der
Gaeste getroffen. Reals Anhaenger wissen: Mit diesem Resultat ist
Borussia, und nicht ihr koeniglicher Club fuers Halbfinale qualifiziert.
Auch zur Halbzeit steht es immer noch 0:1.

Als Schiedsrichter van der Kroft die zweiten 45 Minuten anpfeift, ahnt
noch niemand, dass dieses Duell der Traditionsvereine zu einem der
merkwuerdigsten Spiele in der Geschichte des Landesmeistercups werden
wird. Ein umstrittener Freistoss fuer Real (52.) macht den Anfang,
Santillana ist mit dem Kopf zur Stelle und erzielt das 1:1. Jetzt ist
Madrid wieder qualifiziert fuer das Halbfinale.

17 Minuten spaeter spielt Moenchengladbachs Hans Klinkhammer einen
langen Pass auf Henning Jensen, der die Gaeste wieder in Fuehrung
schiesst. 2:1 fuer den Bundesligisten, den krassen Aussenseiter! Der
Jubel der Gladbacher ist gross - und kurz. Linienrichter Hoppenbrouwer,
der eine sehr gute Sicht auf die Szene hatte, gibt das Tor, aber was
macht van der Kroft? Er entscheidet auf Abseits. Borussen-Trainer Udo
Lattek ist ausser sich vor Wut, gestikuliert wild und schuettelt den
Kopf. Aber noch sind 20 Minuten zu spielen.

Ein Protest ohne Folgen

Acht Minuten vor dem Ende werden die Gladbacher endgueltig zu
Verschwoerungstheoretikern. Diesmal hat Verteidiger Hans-Juergen
Wittkamp das 2:1 erzielt und Referee van der Kroft das Tor anerkannt.
"Er lief sogar schon zur Mittellinie", erinnert sich Wimmer. Aber nun
hat Linienrichter Hoppenbrouwer etwas einzuwenden. Er schwenkt die Fahne
und teilt van der Kroft mit, dass der Torschuetze seiner Ansicht nach
ein Foul begangen habe. Und wieder zaehlt der Treffer nicht.

Puenktlich nach 90 Minuten erfolgt der Abpfiff, es steht 1:1 und nicht
Borussia Moenchengladbach hat das Halbfinale des Landesmeistercups
erreicht, sondern Real Madrid. Im Rund des Bernabeu-Stadions wird nicht
mehr getrauert, sondern gejubelt. Ganz im Gegensatz zu den Gladbacher
Verantwortlichen und Spielern. Auf dem Weg in die Kabine machen die
Profis ihrem Unmut Luft, Borussia-Manager Helmut Grashoff protestiert
offiziell bei der Uefa. Doch die Forderung nach einer Wiederholung des
Spiels wird umgehend abgelehnt, Moenchengladbach ist ausgeschieden.

"Waehrend des Spiels waren wir mindestens gleichwertig und eigentlich
haetten wir gewinnen muessen", sagt Wimmer. Dabei seien sogar neutrale
Zuschauer sicher gewesen, dass beide Tore regulaer gefallen waren.
"Schiedsrichter van der Kroft hat zweimal zu unserem Nachteil
entschieden. Nach dem Spiel haben wir zu ihm viele boese Worte gesagt,
aber er zeigte weder Gelbe noch Rote Karten. Wahrscheinlich wusste er,
dass er falsch entschieden hatte", vermutet Wimmer.

"Unter der Guertellinie"

Van der Kroft selbst hat fast 30 Jahre spaeter nur noch unvollstaendige
Erinnerungen. "Es handelte sich um zwei aberkannte Tore. Beim ersten hat
der Linienrichter gegen mich entschieden, was beim zweiten war, weiss
ich nicht mehr", sagt der heute 76-Jaehrige. Die persoenlichen Folgen
des Spiels sind allerdings noch deutlich im Gedaechtnis geblieben. "Ich
habe aus Deutschland viele Briefe bekommen. Einige Reaktionen waren
schon unter die Guertellinie", erklaert er.

In den Scheiben habe teilweise gestanden, "dass es schade waere, dass
ich im Krieg nicht vergast worden bin". Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor
insinuiert, van der Kroft habe seit dem Zweiten Weltkrieg einen grossen
Hass auf die Deutschen. Lattek spekulierte oeffentlich, der Pfeifenmann
habe vielleicht auf seine Weise Rache nehmen wollen fuer die
1:2-Niederlage der "Oranjes" gegen das DFB-Team im WM-Finale 1974. Er
habe nichts gegen Deutschland, beteuert van der Kroft auch heute noch.
Im Gegenteil: "Ich habe ja 15 Jahre lang in der Internationalen
Schiedsrichterkommission wunderbar mit deutschen Kollegen
zusammengearbeitet."

Leonardus van der Kroft sagt heute, dass fuer ihn "alles geklaert" sei
und er "keinen Groll" mehr hege. Dabei hat er auch beruflich unter dem
Spiel gelitten. Der Hollaender, der ein paar Monate spaeter eigentlich
beim Olympischen Fussballturnier 1976 in Montreal pfeifen sollte, musste
aufgrund seiner Leistung in Madrid zuhause bleiben. Im selben Jahr
beendete er seine aktive Karriere. So hat auch van der Kroft irgendwie
verloren, damals, im Maerz 1976.

Real Madrid - Borussia M'gladbach 1:1 (0:1)
(Hinspiel 2:2, Madrid ereichte das Halbfinale)
0:1 Heynckes (28.)
1:1 Santillana (52.)
Real Madrid: Miguel Angel - Benito, Pirri, Sol, Camacho - Breitner (15.
Vitoria), Velazquez, Netzer, Amancio (77. del Bosque) - Santillia, Martinez
M'gladbach: Kleff - Vogts, Klinkhammer, Wittkamp, Stielike - Bonhof,
Danner (76. Hannes), Wimmer, Simonson - Jensen, Heynckes. Trainer: Lattek
Schiedsrichter: van der Kroft
Zuschauer: 120.000
Besondere Vorkommnisse: van der Kroft annulliert Treffer von Jensen
(M'gladbach, 67.), Linienrichter Hoppenbrouwer verweigert Tor von
Wittkamp (M'gladbach, 82.) die Anerkennung
---
Ich kann mich leider nicht mehr persönlich daran erinnern, da war ich doch noch etwas jung aber selbst mein Vater geht Heute noch in die Luft ("Der dreckige Käskopp", "schwarze Sau" usw.) wenn ich ihn auf das Thema anspreche und das als HSV-Anhänger.
Mein Liebling Klausi weiß bestimmt noch etwas vom Spiel er ist ja schließlich um Jahre älter :floet: , oder konnte man damals in Frankreich noch kein deutsches TV empfangen ? :ätsch:
:undweg:
 
S

Saarborusse

Guest
Klar kann ich mich noch an das Spiel genau erinnern, so ein Spiel vergisst man sein Leben nicht. Ich weiß schon, warum ich die Kässköppe noch nie leiden konnte. :hammer2: :motz:

PS. Das Du Dich nicht mehr an das Spiel erinnern kannst, das hat nichts mit Deinem Alter zutun...... :auslach: :huhu:
 
A

André

Guest
Hat keiner ne Dvd oder sonst was von dem Spiel?

Würde ich mir gerne mal angucken! :spitze1:

Welche Spiele soll ich mir noch besorgen? :grübel:

Schreibt mal bitte Eure Favoriten alle Gladbachspiele auf! :prost:
 
S

Saarborusse

Guest
Da gibt es einige, das 12:0 gegen die falsche Borussia oder das 5:1 gegen Real Madrid. Das legendäre DFB Pokalendspiel gegen K*** oder der einzige Auswärtssieg in München. Da kommt man richtig ins schwärmen, ich könnte da noch mehr aufzählen, aber ich denke das reicht erstmal. :zwinker:
 
H

houtbay

Guest
... auch wenn es eine Niederlage war, aber ich wünsch' mir die Geburt meiner Liebe zur Borussia, und Otto Kleffs bestes Spiel ever!!!
db_db_henneseverton11.jpg


Everton - Borussia ... Das Elfmeterdrama *schluchz* :hammer2:
 
A

André

Guest
Geil, im Borussenforum war letztens jemand der hat fast alle alten Spiele auf dvd!

Werde mir mal paar bei dem bestellen! :)

Bei Interesse, ich hab die email addy von ihm! :zwinker:
 
H

houtbay

Guest
Original von André
Geil, im Borussenforum war letztens jemand der hat fast alle alten Spiele auf dvd!

Werde mir mal paar bei dem bestellen! :)

Bei Interesse, ich hab die email addy von ihm! :zwinker:


...
083.gif
... Interesse! :zwinker:
 
D

drunkenbruno

Guest
Borussia vs Werder Bremen 5:4 n.V. mit Tränengas.....SPielunterbrechung, 1:3 Rückstand, Nichtanerkanntes Hannes-tor 2 Minuten vor Schluß, Einwechslung Criens, der dann kurz vor Schluß das 4:4 schießt....

Auch das erste LIVE Bundesligaspeil gegen den FCBäääähhhh, 3:2 oder 4:2....war auch fein... Da brannte sogar die Nordkurve...was ein geiles spiel....
 
S

saubacher

Guest
der holländer ist nicht freiwillig zurückgetretten sondern wurde damals suspendiert
aber daran kann er sich warscheinlich auch nicht mehr erinnern :hammer2:
 
Oben