Winterloch:
Danke Franke:
Zum Andenken mit diesem Interview stieg er ein und wurde zur Legende.
12. Juli 2001
Herzlich Willkommen bei Dynamo Dresden, Herr Franke. Wie sind die Kontakte mit dem Verein eigentlich zustande gekommen?
Es war der Präsident selber, der mich angerufen hat und gefragt hat, ob ich an diesem Posten Interesse hätte. Dann hat es noch zwei Gespräche gegeben und ich wurde Trainer beim 1.FC Dynamo Dresden.
Sie weilten bereits in der alten Saison des öfteren zu Spielbeobachtungen im Stadion. Was waren Ihre Eindrücke?
Die Beobachtungen dienten vor allem dazu, mir die Spieler herauszusuchen, die ich für die neue Mannschaft gebrauchen kann. Das waren insgesamt zwölf Mann, von denen sieben jetzt im aktuellen Kader stehen. Lars Jungnickel und Silvio Schröter standen als Abgänge schon so gut wie fest, Klaus Dietrich, Benjamin Lense und Vladimir Manislavic haben sich entschieden, nach Magdeburg, Darmstadt bzw. Augsburg zu wechseln. Manislavic hätte ich gerne behalten, allerdings nur als Abwehrspieler. Er nahm aber die Gelegenheit war, in Augsburg weiter als Stürmer zu fungieren.
Wie ging dann die Zusammenstellung des Kaders weiter?
Als erstes sind vier Leute aus dem Nachwuchs und der Reserve, Robert Pietsch, Volker Oppitz, Gunnar Schubert und Ben Galliers dazugestoßen. Außerdem sind für mich die Neuen Steffen Heidrich, Denis Koslov, auch Csik die viel zitierten "Kracher".
War der Wechsel von Sven Köhler eine Ihrer Bedingungen?
Sven Köhlers Wechsel bedeutete, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, sowohl aus Personal- als auch aus finanziellen Gründen. Hier wird er sowohl Co-Trainer, als auch als Spieler sein - letzeres allerdings nur im Falle von Personalknappheit.
Entspricht die Mannschaft somit Ihren Vorstellungen?
Da die Kinowelt ihr Engagement bei Dynamo halbiert hat, war von vornherein klar, dass wir nur beschränkte Möglichkeiten haben werden. An Lars Heller hätte ich noch Interesse, allerdings muss das noch mit dem Präsidium geklärt werden.
Das 4-3-3-System bedeutet einen recht großen Bruch zum Spiel des Vorjahres ...
Sicher wurde das System komplett überarbeitet. Prinzipiell aber gilt: Wo der Ball ist, muss man das Spiel eng machen. Bei Ballbesitz muss möglichst das ganze Spielfeld genutzt werden. Deshalb spielen wir mit zwei Außenstürmern und einem Dreier-Mittelfeld zentral. Dahinter agiert eine Viererkette.
Im Vorfeld der Saison wurden viele Namen diskutiert. Was war zum Beispiel am Fall Matthias Maucksch dran?
Matthias Maucksch kenne ich ja noch aus früheren Zeiten. Allerdings hatte er zuletzt sehr, sehr lange nicht mehr gespielt, war auch verletzt. Bei einem 18-Mann-Kader kann man sich so ein Risiko nicht leisten. Außerdem haben wir mit Dirk Oberritter noch einen erfahrenen Abwehrspieler in der Hinterhand, der sich derzeit in der Reha befindet.
Und Matthias Großmann?
Auch ihn kenne ich schon eine ganze Weile. Er ist ein sehr engagierter Spieler. Nur denke ich, dass es für ihn in dieser Mannschaft nicht ganz zu einem Platz gereicht hätte.
Gunnar Klemm?
Ihm liegt die Zusage vor, als Führungsspieler der zweiten Mannschaft und bei Bedarf in der ersten Mannschaft spielen zu können. Eine Entscheidung steht aber noch aus - auch durch Matthias Müller, den Trainer der zweiten Mannschaft.
Apropos Führungsspieler - wer wird der neue Mannschaftskapitän der Saison 2001/2002?
Der Kapitän wird etwa eine Woche vorm Punktspielstart von der Mannschaft gewählt. Wir arbeiten dann sechs Wochen zusammen und kennen uns gut genug. Jeder Spieler stimmt anonym in einer Reihenfolge für drei Namen - dann wird ausgezählt und der Kapitän, der stellvertretende Kapitän und weitere drei Spieler für den Mannschaftsrat werden ermittelt.
Die Spieler betonten bereits nach kurzer Trainingszeit, dass das Klima in der Mannschaft sehr gut sei. Dies war in den letzten Jahren nicht immer so.
Bei meinen bisherigen Mannschaften herrschte immer ein gutes Klima. Wenn man scharf trainiert, geht es auch mal zur Sache, aber dann gehen wir auch wieder locker miteinander um. Wie gut ein Kollektiv wirklich ist, stellt sich aber erst im Falle des Misserfolges heraus.
Was ist mit dieser Mannschaft drin?
Wir wollen ganz klar in der Spitze mitspielen. Alles weitere wird man sehen. Ich kenne diese Oberliga nicht so genau, um alle Gegner beurteilen zu können, aber ich zähle insbesondere den VfB Leipzig, Jena, auch Sachsen Leipzig zu den Favoriten. Absteiger aus der Regionalliga muss man immer als besonders stark einschätzen.
Laut einer Internet-Umfrage nahmen über 80 Prozent der Fans Ihre Verpflichtung sehr positiv auf. Was erwarten Sie im Gegenzug von den Dynamo-Fans?
Ich wünsche mir, auch für meine Mannschaft, dass die Fans uns auch weiterhin so phänomenal unterstützen - immer fair und unsere Leistung anerkennend. Es ist klar, dass auch kritisiert werden muss, aber ich hoffe, wir können mit guten Leistungen überzeugen. Dann werden es vielleicht auch wieder einige Leute mehr.
Worin unterscheidet sich die Arbeit bei Dynamo Dresden von der beim Chemnitzer FC?
In beiden Vereinen wird unter Profibedingungen gearbeitet. Man kann so oft trainieren wie nötig und zu jeder beliebigen Zeit. Dieses Privilleg besitzen höchstens 50 Prozent der Oberligisten. Es gibt sicherlich auch Möglichkeiten, mit echten Amateuren zu arbeiten, die erst Abends nach der Arbeit trainieren können, aber ich bin froh, hier sehr gute Bedingungen vorzufinden. Ansonsten besteht ein ordentliches Verhältnis zwischen Trainer, Aufsichtsrat und Präsidium. Wir haben anfangs sehr oft miteinander gesprochen. Ich war sogar Teilnehmer einiger Präsidiumssitzungen und auch jetzt sind wir jederzeit füreinander erreichbar.
Was halten Sie von der oft geforderten Einbindung ehemaliger Dynamo-Stars in die Vereinsarbeit?
In jedem Gremium sind Fußballfachleute ein unverzichtbarer Bestandteil. Ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn ehemalige Größen mit eingebunden werden könnten.
Wie schätzen Sie die Bedingungen im unmittelbaren Umfeld ein?
Man sieht natürlich auf den ersten Blick, dass sich in diesem Stadion seit vielen Jahren überhaupt nichts bewegt hat. Wenn man zum Beispiel die beiden Hartplätze betrachtet: Ich halte es für untragbar, dass die Kinder unter solchen Umständen trainieren müssen. Da muss sich unbedingt schnellstens etwas ändern. Ein Kunstrasenplatz muss gebaut werden.
Konnten Sie sich bereits ein Bild von den Kräfteverhältnissen im Dresdner Fußball machen und wie sieht eine mögliche Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen aus?
Ich strebe ordentliche Beziehungen zum DSC und zum FV Nord an. Gerade beim FV Dresden-Nord sind wir da schon in Vorleistung gegangen, indem wir es Robert Böhme, der sich noch in der Ausbildung befindet, ermöglichen, weiterhin im Jägerpark zu spielen.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für die Fans genommen haben.