Hallo.
Das mit der anderen Auslegung in England ist eine Mär, die sich immer noch hält. Es ist eher so, dass es weniger Jammerbienchen gibt und die Fans solches wehleidiges Verhalten auch weniger akzeptieren als in der BL und somit weniger eingegriffen werden muss. Die grundsätzliche Auslegung ist die gleiche, wenn man sich den Regeltext der FA und Schulungsmaterial anschaut.
Nicht jeder Kontakt ist regelwidrig, angelegter Arm gegen angelegten Arm ist regelkonform, die meisten Spieler haben aber eben den Arm NICHT angelegt und dadurch sind theoretisch über 80 Prozent der Zweikämpfe regelwidrig. Nur leider wird es zu wenig gepfiffen.
Daneben muss in der Situation nicht nur die Möglichkeit des Spielens des Balls durch den Stürmer berücksichtigt werden sondern auch die Intention des Verteidigers - auf den Ball oder gegen den Spieler. Und da war gestern eher der Versuch, den Stürmer im Bewegungsablauf zu stören das Ziel als den Ball zu spielen. Und somit ein mit direktem Freistoß zu ahndendes Vergehen, da im Strafraum geschehen, Strafstoß.
Die großzügige Spielleitung in England ist keineswegs eine Mär.
Schaue regelmäßig Spiele der Premier League, da werden vergleichweise viel härtere Zweikämpfe größtenteils laufen gelassen und für solch einen Faller wie den von Coman zuckt ein Schiri noch nicht einmal mit der Wimper.
Extrem auffällig wird der krasse Auslegungsunterschied in den internationalen Partien unter britischer Spielleitung oder auch mit Beteiligung britischer Teams, in denen auch die Schiedsrichter anderer Nationen (insbesondere auch die deutschen Schiris plötzlich viel mehr laufen lassen als in ihrem Heimatland.
Dann sind die Reusses oder Lewandowskis immer so herrlich irritiert, dass sie die aus der Liga gewohnten Pfiffe für ihre permanenten Faller so gut wie nie bekommen.
Das Regelwerk ist für alle gleich, aber die Auslegung eben ganz und gar nicht.
Hauptproblem ist und bleiben für mich die vielen schwammigen Definitionen darin, denn damit kann man fast jeden Zweikampf (und auch jedes Handspiel) in die eine wie in die andere Richtung auslegen.
Im Falle von Gebre Selassie gegen Coman musste der Schiedsrichter sich entscheiden, ob er ein "rücksichtsloses Stossen oder Rempeln" erkennen konnte. "Rücksichtslos" ist eines der vielen Adjektive in diesem Regelwerk, die nur subjektiv beurteilt werden können.
Da aber mMn die meisten Stürmer eher zur freiwilligen Fallsucht neigen und das für mich Täuschungsversuche darstellen, gehen mir diese vielen zweifelhaften Elfmeter-Entscheidungen auf die Nerven.
Mir kann niemand erzählen, dass Coman in besagter Szene hinfallen musste und dass er diesen "Rempler" nicht bewusst zum Schinden eines Elfers genutzt hat.
Auch das von einigen vorgetragene Argument, Gebre Selassie habe sich einfach zu dumm angestellt, weil er ja seine Hände hätte weglassen können, und alleien daher sei der Elfmeter berechtigt gewesen, ist für mich nicht (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagkräftig genug.
Denn aus meiner Sicht ist es deutlich gerechter, wenn Betrug bestraft wird, und nicht Dummheit.