Ach Watzke. Hauptsache zurückbeißen:
Bundesliga, BVB: Watzke kontert Kritik von Mehmet Scholl an Edin Terzic
Ein guter Analytiker (sofern Scholl denn einer ist) muss ja nicht zwingend auch ein guter Trainer sein oder sehe ich das falsch?
Getroffene Hunde bellen halt, ne?! Find's ja gut, dass er sich vor Terzic stellt. Der ist bei uns sowieso die ärmste Sau von allen. Aber ist halt eine Frage des 'Wie'. Und wenn ich selber so viele Aktien an der Schieflage halte, wäre etwas mehr Demut angebracht.
Und um das nochmals zu verdeutlichen, was ich mit den Aktien genau meine und warum ich Terzic für den Augenblick noch völlig frei von Schuld spreche, mal der Versuch eines schonungslosen Blicks auf die mMn verfehlte Transferpolitik der letzten Jahre:
Transfers großer Namen aus der Post-Klopp-Ära, die sich als Millionengräber entpuppten:
- Schürrle: 30 Mio Ablöse, 8 Mio Gehalt bei 4 Jahren Laufzeit, - Leihe, + Abfindung: ca. 60-65 Mio
- Götze: 22 Mio Ablöse, 10 Mio Gehalt bei 4 Jahren Laufzeit, - Ausfall wegen Krankheit: ca. 55 Mio
- Rode: 12 Mio Ablöse, 5 Mio Gehalt bei 3 Jahren Laufzeit, - 4 Mio Ablöse, - Leihe: ca. 22 Mio
- Toprak: 12 Mio Ablöse, 6 Mio Gehalt bei 3 Jahren Laufzeit, - 5 Mio Ablöse, - Leihe: ca. 24 Mio
Bis hierhin haben wir also schon mal ganz grobe 165 Mio, die nachweislich in den Sand gesetzt wurden. Dazu kommen weitere bereits absehbare bzw. zumindest mögliche, aber noch laufende Transfers aus der selben Kategorie:
- Schulz: 25,5 Mio Ablöse, 6 Mio Gehalt bei bisher 1,5 Jahren Laufzeit: 34,5 Mio
- Brandt: 25 Mio Ablöse, 7 Mio Gehalt bei bisher 1,5 Jahren Laufzeit: 35,5 Mio
Darüber hinaus hatten wir in dieser Zeitspanne mit den Namen Alcacer, Philipp, Toljan, Wolf und Yarmolenko noch weitere Transfers gestandener Spieler, die sich hier nie nachhaltig durchsetzen konnten, aber gottlob mit deutlich geringerem Verlust wieder abgegeben oder verliehen wurden. Ich persönlich würde ja sogar noch hinter Can und Hummels ein Fragezeichen setzen, aber das führt jetzt zugegebenermaßen zu weit. Doch wie man es auch dreht und wendet - in Summe sind das 10, 11 Profis, die für feste Positionen im Kader vorgesehen waren, aber nicht (nachhaltig) funktioniert haben. Diesen gegenüber stehen mit viel gutem Willen 5 Mann, die sich behaupten konnten: Delaney, Guerreiro, Hazard, Hummels, Witsel.
Daraus lassen sich mMn zwei Dinge ableiten. Zum einen, dass man angesichts einer Trefferquote von 1:3 mit Fug und Recht behaupten darf, dass wir uns einfach nicht auf gestandene Spieler verstehen. Und zum anderen, dass die "Produktion" von Talenten für uns überlebenswichtig ist, um weiterhin schwarze Zahlen zu schreiben. Trotz Auba, Dembele, Gündogan, Micky, Pulisic usw. haben wir in diesen letzten 5 Jahren "lediglich" einen Transferüberschuss von grob 100 Mio erwirtschaftet. Und das vor Steuer, nicht dass hier jemand anfängt zu träumen. Wenn ich jetzt noch die Gehälter von den Fünfen dagegen halte, die es bei uns gepackt haben, zerrinnt unser Gewinn, für den wir uns bereitwillig feiern lassen, endgültig.
Im Moment haben wir noch Glück, weil die Marke BVB trotz immenser Corona-Verluste und abgeschmolzenem Festgeldkonto weiterhin wächst. Aber dieser Umstand knüpft sich unmittelbar an die permanente CL-Zugehörigkeit und ich möchte nicht wissen, wie das aussieht, sollte diese mal für 2, 3 Jahre ausbleiben. Nicht nur in finnzieller Hinsicht, sondern vor allem auch im Hinblick auf die für uns so wichtigen Talente. Die ziehen wir nämlich in erster Linie aufgrund unseres Rufs als 2. Leuchtturm. Und deshalb könnte ich wirklich kotzen, wenn ich sehe, wie wir diesen Vorsprung völlig kampflos an Leipzig abtreten, die uns mit unserem eigenen Erfolgsmodell schlagen. Noch können wir einen Haaland an Land ziehen, ja. Aber wie sieht das in drei, vier oder fünf Jahren aus, wenn wir diesen Kurs beibehalten? Mukiele, N'kunku, Olmo oder auch Thuram waren alles Namen, die vor ihren BuLi-Transfers auch bei uns gehandelt wurden, aber die wir zugunsten erfahrenerer Spieler sausen ließen. Und wofür? Stehen wir in irgendeiner Art und Weise besser da als früher? Sind wir der Meisterschaft oder wenigstens dem Pokal näher? Kommen wir in der CL weiter?
Zudem findet man in unserem Kader auch in meinen Augen absolut vermeidbare Anfängerfehler, was die Besetzungsdichte der einzelnen Positionen angeht. Hinter dem Entschluss, zugunsten Moukokos keinen 2. Stürmer zu holen, stehe ich voll und ganz. Aber warum stehen sich bei uns im DM/ZM so viele Spieler gegenseitig auf den Füßen, während wir die beiden Flügel nur mit Hazard und Sancho besetzen? Warum haben wir nur 3 gelernte IVs im Kader? Wieso fristen die AVs bei uns seit Jahren ein Schattendasein mit immer neuer Flickschusterei, anstatt da endlich mal mit einem echten Plan dranzugehen? Wieso steht bei uns im Tor seit Jahren ein gehobener Durschnittskeeper, der bei allem Respekt sicherlich nicht der 12.-beste Torwart Europas ist, obwohl wir laut UEFA Club Ranking auf Rang 12 stehen?
Ich weiß schon, jetzt wird's persönlich und im Kern Mimimi, aber... Wir waren mal der heiße Scheiß, weil wir mit Nobodys den Somebodys das Leben zur Hölle gemacht haben. Und dafür wurden wir entweder geliebt oder gehasst, dazwischen gab es nichts. Und beides - Anerkennung und Ablehnung - hatten wir uns redlich verdient. Egal, wen sie bei uns rausgekauft haben, wir sind immer wieder auf die Füße gefallen. Wir wurden nicht mehr Meister, ja. Aber da würde ich auch nach neun Jahren ohne Schale immer noch mit Freuden drauf pfeifen, wenn ich dafür mal wieder das Gefühl hätte, es brennen zu sehen. Auf dem Rasen sowieso, aber auch in der Mannschaft. Weil wir ein hungriges, junges Team haben, das sich beweisen will. So wie früher, als niemand unseren Weg zurück nach oben ernstlich stoppen konnte, weil wir immer neue Juwele ausgegraben haben.
Und heute? Wenn Fabsi oder Ichsachma wieder mal gegen den BVB rumpoltern, glimmt deswegen tief in mir drin immer noch ein Funken Freude auf, weil das noch von diesen alten Tagen zehrt. Aber das wird mit jeder Transferphase mehr und mehr von Resignation überlagert. Ich schiele immer öfter neidisch zu Red Bull, manchmal auch Gladbach oder jetzt Stuttgart, während mir der BVB parallel dazu immer biederer vorkommt, auf seinem Weg zur deutschen Kopie von Arsenal London: Mit viel Kohle vermeintliche Stars aus dem B-Ware-Regal der Megaklubs zusammenkaufen und damit dann doch auf der Stelle treten.