André
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Premiere greift durch die Hintertür an
Durch einen geschickten Schachzug könnte der Pay-TV-Sender Premiere auch in der kommenden Saison Live-Spiele übertragen. Das dürfte nicht nur TV-Rechte-Inhaber Arena auf die Barrikaden bringen, sondern auch die DFL, die heute eine bislang geheime Beteiligung an Arena einräumte.
Hamburg - Im Kampf um die Bundesliga-Rechte hat Premiere gegen Arena den kürzeren gezogen, doch Senderchef Georg Kofler hatte stets seine Zuversicht betont, den Abokunden auch in der Saison 2006/2007 Bundesliga-Spiele bieten zu können. Diese oft belächelte Vision könnte nach der aktuellen Entwicklung wahr werden. Denn Premiere und die Deutsche Telekom streben nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" eine umfassende Kooperation bei der Fernsehübertragung der Bundesliga an. Die Zeitung beruft sich dabei auf mit dem Vorgang vertraute Kreise.
Premiere werde das geplante Bundesliga-Live-Angebot des Bonner Konzerns im Internet produzieren. Im Gegenzug könne der Bezahlsender das Fußball-Programm der Telekom seinen Pay-TV-Kunden zugänglich machen, meldet die Zeitung. Auf diesem Umweg könnte Premiere, das bei der Vergabe der Übertragungsrechte für die kommenden drei Spielzeiten leer ausgegangen war, doch noch zum Zuge kommen. Die Telekom hat nur die Rechte für die Übertragung im Internet. Ein Telekom-Sprecher wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen.
In mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen hieß es jedoch, die Deutsche Fußball Liga (DFL) habe große Bedenken gegen ein solches Modell geäußert, das Premiere erlauben würde, die Fußball-Bundesliga unter eigenem Namen anzubieten. "Bislang sieht es so aus, als ob Premiere beim Fußball keine direkte Kundenbeziehung haben darf", hieß es in den Kreisen.
Die Bedenken der DFL erscheinen im Hinblick auf ein heute bekannt gewordenen Vertragsdetail zwischen dem Dachverband der Profiligen und TV-Rechteinhaber Arena nicht ganz uneigennützig. Denn die Liga hat eine bislang geheim gehaltene Option, sich mit zehn Prozent am neu gegründeten Bundesligasender Arena zu beteiligen. Dies geht aus einem vertraulichen Anleihe-Emissionsprospekt des Arena-Eigentümers Unity Media hervor, welcher der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vorliegt. "Die DFL besitzt eine einseitige Option, für einen Einstieg", sagte DFL-Kommunikationsdirektor Tom Bender und ergänzt: "Das ist eine langfristige Option".
In dem Emissionsprospekt heißt es, Arena habe mit der DFL eine fixe und eine variable Preiskomponente für die Bundesliga-Rechte vereinbart. "Wir haben zugesagt, der DFL kostenlos einen Anteil von 10 Prozent an Arena zu überlassen, wenn die variable Komponente nicht den zugrundeliegenden Erwartungen entspricht", schreibt der Kabelnetzbetreiber Unity in dem Dokument. Dem Prospekt zufolge erwägt Arena zudem, "ein oder zwei Spiele pro Woche allen Kabelfernsehhaushalten kostenlos anzubieten."
Arena hatte im Dezember 2005 überraschend für rund 240 Millionen pro Saison den Zuschlag für die Bundesliga-Bezahlfernsehrechte für die nächsten drei Spielzeiten erhalten und wird im Sommer den Pay-TV-Sender Premiere ablösen. Der bisherige Rechteinhaber gab zwar ein höheres Gebot ab, hatte allerdings gefordert, die Übertragungen der Spiele im Free-TV zu einem späteren Zeitpunkt auszustrahlen. Die DFL war zu diesem Zugeständnis allerdings nicht bereit und berief sich auf die Bedürfnisse der Fußballfans.