Bedingungsloses Grundeinkommen ... zukunftsträchtig oder nicht durchführbar?

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Frage ist halt, wer von dem Lohn für 28 Stunden Arbeit leben können soll. Das dürfte nämlich ohne Lohnausgleich sein und in 1. Linie wohl die betreffen, die eh am unteren Ende verdienen. Facharbeiter gibt´s nämlich sowieso schon zuwenig.

Anfallende Arbeit auf alle gleich verteilen ist dann auch ein schöner Wunschtraum. Nicht jeder kann (und vor allem will) jeden Job machen. Offene Stellen gibt´s nämlich auch jetzt schon.

IG Metall-Mitglieder verdienen nicht am unteren Ende.

Wie man das dann im kleinen regelt, kann man ja sehen - ist beim Grundeinkommen ja auch noch nicht geklärt. Es ist aber auf jeden Fall sinnvoller, die vorhandene Arbeit erst einmal auf alle zu verteilen, als die einen arbeiten zu lassen und die anderen nicht, dafür aber zu bezahlen. Zu tun gibt es ja nun wirklich genug und wer will schon 38 oder 40 Stunden die Woche arbeiten, wenn es nicht sein muss.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Man könnte ja fürs Erste damit anfangen, jemanden nicht für völlig irre zu halten, der seinem AG vorschlägt 60, 70 oder 80% zu arbeiten. So wie das in der Schweiz ne völlig normale Sache ist, für Eltern oder Leute die sich weiterbilden oder denen 4 Arbeitstage aus anderen Gründen reichen.
Hier sind viele Arbeitsstellen extra auf solche Zeiten ausgeschrieben, in D eher ungewöhnlich.
 

Schröder

Problembär
IG Metall-Mitglieder verdienen nicht am unteren Ende.

Wie man das dann im kleinen regelt, kann man ja sehen - ist beim Grundeinkommen ja auch noch nicht geklärt. Es ist aber auf jeden Fall sinnvoller, die vorhandene Arbeit erst einmal auf alle zu verteilen, als die einen arbeiten zu lassen und die anderen nicht, dafür aber zu bezahlen. Zu tun gibt es ja nun wirklich genug und wer will schon 38 oder 40 Stunden die Woche arbeiten, wenn es nicht sein muss.
Du hast aber schon gelesen, dass es bei der IG Metall nicht darum geht, mehr Stellen zu schaffen, sondern um eine zeitweise Verkürzung der Arbeitszeit mit der Möglichkeit, später wieder voll arbeiten zu können?

Möchte mal wissen, wie das die Arbeitgeber regeln sollen, wenn jeder mal immer soviel arbeitet, wie er gerade Bock drauf hat und wie er Geld braucht. Am besten morgens noch schnell durchrufen, ob man denn gedenkt, heute zur Arbeit zu erscheinen (oder eben auch nicht).

Ergebnis wird sein, dass wieder Zeitarbeiter eingestellt werden, die man dann jedenfalls wieder los wird, wenn AN einfällt, nun doch wieder Vollzeit arbeiten zu wollen. Weil das Auto kaputt gegangen ist und er nun mehr Geld für ein Neues braucht z. B..

Aber gegen Zeitarbeit ist dann auch plötzlich wieder jeder und schimpft auf die AG rum.
 
Zuletzt bearbeitet:

Schröder

Problembär
Man könnte ja fürs Erste damit anfangen, jemanden nicht für völlig irre zu halten, der seinem AG vorschlägt 60, 70 oder 80% zu arbeiten. So wie das in der Schweiz ne völlig normale Sache ist, für Eltern oder Leute die sich weiterbilden oder denen 4 Arbeitstage aus anderen Gründen reichen.
Hier sind viele Arbeitsstellen extra auf solche Zeiten ausgeschrieben, in D eher ungewöhnlich.

Hab ich gemacht wegen Junior und mich hat keiner für völlig irre gehalten. Von 40 auf 30 runter, ohne Probleme. Und Stellen auf diese Zeiten auszuschreiben ist zumindest für den AG planbar, da kann dann aber nicht der AN irgendwann kommen und ein Recht auf Vollzeit haben.
 
Zuletzt bearbeitet:

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Du hast aber schon gelesen, dass es bei der IG Metall nicht darum geht, mehr Stellen zu schaffen, sondern um eine zeitweise Verkürzung der Arbeitszeit mit der Möglichkeit, später wieder voll arbeiten zu können?

Das ist natürlich erst mal als Akzeptanzstrategie auch sinnvoll. Da viele nicht wieder auf VZ hochfahren werden, werden also automatisch Stellen geschaffen. Deine restlichen Fragen werden im Artikel benatwortet.

Mein Argument ist btw. auch anders als der IG Metall Vorschlag, sollte auch illustrieren, das schon ähnliche Überlegungen sogar bei den Gewerkschaften angekommen sind. Und das will schon was heißen, waren die bisher doch sehr auf VZ fixiert.

Auf der einen Seite ein Bürgergeld zu zahlen als Entschädigung dafür, das jemand nicht arbeiten darf und auf der anderen Seite Leute arbeiten lassen, die gerne was davon abgeben würden, ist jedenfalls bei genauer Betrachtung ein ziemlich seltsamer Vorschlag. Sinnvoller wäre es, die Arbeit auf alle zu verteilen.
 

Schröder

Problembär
Was heißt schon "nicht arbeiten darf"? Meistens liegt es ja doch an der mangelnden passenden Ausbildung oder dem mangelnden Willen, auch auf unbeliebte Jobs unmzuschulen, und dann bringt es auch nix, wenn ein anderer "seine" Arbeit gerne teilen würde. In einigen Bereichen könntest du die 60-Stunden arbeiten ohne jemandem den Job wegzunehmen.

Im übrigen sind die Gewerkschaften immer noch an Vollzeit" interessiert. Nur würden sie die "Vollzeit" gerne auf immer niedrigere Stundenzahlen runterbrechen: Erst sollte der Sa. frei sein, dann die 40 Stunden-Woche, dann 37,5 und inzwischen ist schon 35 "Vollzeit", zumindest bei der IG Metall.
 
Zuletzt bearbeitet:

Rupert

Friends call me Loretta
Warum eigentlich 40? Vollzeit wäre ja sowas um die 70, und da sind 6-8 Stunden Schlaf mit drinne!!! Sa. und So. sind dann auch immer noch frei.
Für die Kinder hammas ja auch geregelt: Mit ungefähr 5 Vorschule, mit 21 dann Bachelor, so um die 70 dann innen Ruhestand aber: Vorsorgen nicht vergessen und auch a bissl Kind bleiben, ok?
Ich hoffe, das läuft auch, denn es geht um MEINE Scheißrente :D
 
Zuletzt bearbeitet:

HoratioTroche

Zuwanderer
Möchte mal wissen, wie das die Arbeitgeber regeln sollen, wenn jeder mal immer soviel arbeitet, wie er gerade Bock drauf hat und wie er Geld braucht. Am besten morgens noch schnell durchrufen, ob man denn gedenkt, heute zur Arbeit zu erscheinen (oder eben auch nicht).
Davon redet eigentlich keiner (also ausser dir jetzt).
Hat doch bei dir auch geklappt ("ohne Probleme"), und bei mir auch.

Ich konnte auch mal nach nem ganzen Monat frei fragen (ohne Gehalt). Und demnächst ist der eine Kollege 2 und dann der andere 3 Monate woanders.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Vermutlich wegen des Geldes???????
Schon klar, nur kommt es drauf an, ob sie nicht anders können weil sie unterbezahlt sind, dann ist das Gehalt das Problem, oder ob sie es so wollen weil sie eben viel verdienen wollen. Oder weil sie sich für so wichtig und unentbehrlich halten.

Wir reden natürlich immer nur von Angestellten. 2x38h und es reicht gerade so darf eben nicht sein.
 

KGBRUS

Gucken wat der Ball macht
Schon klar, nur kommt es drauf an, ob sie nicht anders können weil sie unterbezahlt sind, dann ist das Gehalt das Problem, oder ob sie es so wollen weil sie eben viel verdienen wollen. Oder weil sie sich für so wichtig und unentbehrlich halten.

Es ist ja letztendlich so, man richtet sich auf das ein was rein kommt. Sprich Gutverdiener geben Ihr Geld ja auch aus.
Ich habe ein paar Bekannte bei denen ist das so. Er verdient gut sie geht aber trotzdem Arbeiten und dann fährt man halt 3 mal in Urlaub oder kauft sich alle paar Jahre ein neues Auto, oder was auch immer.
Auf das wollen die auch nicht verzichten

2x38h und es reicht gerade so darf eben nicht sein.
Da bin ich vollkommen bei dir
 

Schröder

Problembär
Davon redet eigentlich keiner (also ausser dir jetzt).
Hat doch bei dir auch geklappt ("ohne Probleme"), und bei mir auch.

Ich konnte auch mal nach nem ganzen Monat frei fragen (ohne Gehalt). Und demnächst ist der eine Kollege 2 und dann der andere 3 Monate woanders.
Dann verdienst du aber auch entsprechend. Ich kenne Leute, die nach ihrem Vollzeitjob noch Pizza ausfahren, um über die Runden zu kommen. Wenn die ihren Vollzeitjob noch "teilen" sollen, haben 2 Arbeiter zuwenig zum Leben.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Das zeigt ja nur, das die Marktschaft nicht mehr funktioniert. Daher ja auch die Idee des bedingslosen Grundeinkommens. Diese Idee gekoppelt mit der Idee die notwendige Arbeit auf alle zu verteilen ist die sinnvollste. Dass alle davon auch leben können ist selbstredend mitgemeint.

Man muss sich langsam von dem Gedanken verabschieden, dass sich die menschliche Gesellschaft noch nach dem markwirtschaftlichen Modell organisieren lässt.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Dann verdienst du aber auch entsprechend. Ich kenne Leute, die nach ihrem Vollzeitjob noch Pizza ausfahren, um über die Runden zu kommen. Wenn die ihren Vollzeitjob noch "teilen" sollen, haben 2 Arbeiter zuwenig zum Leben.
Ich gebe mein Geld sinnvoll aus. Und ich hab auch schon mal mehr verdient als jetzt (logisch, ich arbeite ja weniger).
Und zum 2. und 3. Satz: Siehe #192
 

Schröder

Problembär
Es ist auch bei hochbezahlten Jobs nicht so ganz einfach. Da wir hier im Fußball-Forum sind:
"Wer spielt denn heute, der Möller oder der Völler?" -
"Der Völler hat letzte Woche gespielt, also spielt heute der Möller." ;)
 

Schröder

Problembär
Schon. Aber Hochbezahlte sind gar nicht betroffen vom Grundeinkommen.
Richtig, aber es würde ja ein Schneeball-Effekt eintreten.

Wenn sich jeweils 2 Hochbezahlte einen Job teilen, würde ja wieder der Job eines Hochbezahlten frei werden und durch 2 "im Moment noch nicht so hochbezahlte" besetzt werden, deren momentane Stellen dann wieder frei würden und durch insgesamt 4 aus der Stufe "noch eins drunter" besetzt würden usw. bis dann am Ende auch die im untersten Lohnbereich eins hoch rutschen und ihre Stellen für im Moment Arbeitslose frei machen.

Geht man von 5 Gehalts-Ebenen aus, würden "da unten" 16 Stellen (oder eben 32 Halbtags-Stellen) frei werden, weil sich alle drüber jeweils 1 Job teilen.

So ungefähr ist ja Holgys Denkmodell. Ich hab bloß Bedenken, dass wir nicht genügend Fachkräfte haben, die wirklich den Job eines im Moment vor ihnen Stehenden übernehmen können.
 
Zuletzt bearbeitet:

Schröder

Problembär
Zunächst mal die Voraussetzungen schaffen, dass auch für alle neu zu besetzenden Stellen genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht.
Dann bei der Bezahlung auch sicherstellen, dass der/die Alleinverdienende trotz Stundenreduzierung seine 4-köpfige Familie ernähren kann und vielleicht noch die Kohle für den jährlichen Familienurlaub übrig hat.
Und wenn das geschafft ist, kann man mal über Job-Sharing nachdenken.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Von einem guten Teil dieser neu zu besetzenden Stellen ist ja heute noch nicht einmal bekannt, wie sie sein werden, wenn man den Horizont etwas weiter fasst, meinetwegen so 15-20 Jahre in die Zukunft. Das ist ja auch mit ein Grund, dass es zukünftig wohl immer entscheidender wird, sich neue Qualifikationen in der eigentlichen Berufszeit zu holen und zwar nicht über 1 Woche Schulung oder Training im Jahr.

Ich sehe da jetzt auch kein Job-Sharing, es ist eine Reduzierung der Arbeitsstunden für den Einzelnen, dieser Job-Sharing-Ansatz entstand ja erst in den letzten Postings zwischen Dir und Holgy.
 

Schröder

Problembär
Von einem guten Teil dieser neu zu besetzenden Stellen ist ja heute noch nicht einmal bekannt, wie sie sein werden, wenn man den Horizont etwas weiter fasst, meinetwegen so 15-20 Jahre in die Zukunft. Das ist ja auch mit ein Grund, dass es zukünftig wohl immer entscheidender wird, sich neue Qualifikationen in der eigentlichen Berufszeit zu holen und zwar nicht über 1 Woche Schulung oder Training im Jahr.

Ich sehe da jetzt auch kein Job-Sharing, es ist eine Reduzierung der Arbeitsstunden für den Einzelnen, dieser Job-Sharing-Ansatz entstand ja erst in den letzten Postings zwischen Dir und Holgy.
Falsch, dieses Job-Sharing war der Ausgangspunkt der Diskussion, von Holgy angestoßen mit seinem verlinkten Artikel der IG-Metall. Im Prinzip geht´s hier um nichts anderes, als ob das so durchgeführt werden kann.
 

Schröder

Problembär
Nein, weil auf der Ebene passiert das so nicht.
Die wollen nicht massenhaft ihre Jobs teilen, deswegen sind sie ja Hochbezahlte.
Aber auf der Ebene müsste man eben anfangen, ob die das nun wollen oder nicht. Es kann doch nicht sein, dass Niedrigverdiener in Teilzeit gehen müssen, um neue Jobs zu schaffen und die Besserverdienenden bleiben an ihrem Sessel kleben.

Ich glaube, es geht Holgy um eine generelle Regelung, und da spielt Freiwilligkeit dann eben keine Rolle mehr.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Aber auf der Ebene müsste man eben anfangen, ob die das nun wollen oder nicht. Es kann doch nicht sein, dass Niedrigverdiener in Teilzeit gehen müssen, um neue Jobs zu schaffen und die Besserverdienenden bleiben an ihrem Sessel kleben.

Ich glaube, es geht Holgy um eine generelle Regelung, und da spielt Freiwilligkeit dann eben keine Rolle mehr.
Nö, weder Holgy noch die IG noch der Artikel reden von allen und schon gar nicht von ganz oben ("ob die das wollen oder nicht")
Es redet auch niemand davon, dass "Niedrigverdiener in Teilzeit gehen müssen".

Es geht darum, dass Leute, die weniger arbeiten wollen (und sich nicht von der Gewerkschaft vertreten fühlen, weil die bisher immer nur mehr Lohn bei Vollzeit forderte) das auch können und dürfen sollen, und dann bei meinetwegen 70 oder 80% trotzdem ihr Auskommen haben.

Topverdiener, Workaholics, Führungskader aber auch genügend andere normale Arbeitnehmer wirst du weder freiwillig noch mit Zwang dazu bringen, weniger zu arbeiten wenn sie das nicht wollen. Die suchen sich dann nen Zweitjob, machen sich selbständig oder arbeiten schwarz.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Das Thema ist zwar durchaus wichtig, weil die Zukunft von Arbeit und Gesellschaft es meiner Meinung nach erfordert, dass gerade bei Paaren und Eltern es möglich sein muss, dass beide gleichermassen einem (hoch-)qualifizierten Beruf nachgehen. Ich kenne sooo viele Mütter, die nach Studium und kurzer Berufszeit (wenn überhaupt) seither Mami sind. Das ist erstens rausgeschmissenes Geld, zweitens fatal falls der Lebensentwurf irgendwie irgendwann nicht mehr so auf die Realität passt, und drittens in Zeiten von Gleichberechtigung nicht mehr zeitgemäss.

Aber erstmal ist es höchste Zeit, von zu niedrig bezahlten Jobs wegzukommen. Dazu gehört auch die Einsicht, dass Dienstleistungen eben was kosten, wenn es jemanden geben soll der sie erbringt. Dann bräuchten viele auch keinen Zweitjob mehr.
 
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