Bedingungsloses Grundeinkommen ... zukunftsträchtig oder nicht durchführbar?

faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
Da gerade politische Themen hier recht aktuell sind, hier mal ein Thema, was immer mehr gefordert wird. Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE). Ich bin mir bei diesem Thema ehrlich gesagt völlig unsicher, daher bin ich durchausd gespannt, wie hier andere Meinungen, Ansichten und Gegenansichten vertreten werden.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist per Definition ...

... ein sozialpolitisches Finanztransfermodell, nach dem jeder Bürger unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage vom Staat eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche finanzielle Zuwendung erhält, für die keine Gegenleistung erbracht werden muss
Bedingungsloses Grundeinkommen ? Wikipedia

Es gibt dahingehend viel Befürworter, ja Bürgerinitiativen bis hin zu politischen Statements in den etablierten Parteien. Ein bedingungsloses Grundeinkommen hat dahingehend sicherlich etwas, dass jeder Mensch, unabhängig von allem, in der Lage wäre, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Det Staat und somit der BSteuerzahler hätte etwas davon, weil Sozialhilfen und ähnliche Transferleistungen (ALG, Kindergeld, Bafög etc.) nicht mehr gezahlt werden müssten und damit die Sozialkassen entlastet werden würden (so die Meinung vieler Befürworter des BGE). Laut mehrerer Studien soll sich das rechnen. Nun ist da aber auch die andere Seite, nämlich die menschlich bequemere. Bei einem Grundeinkommen, so denke ich mir, würden sicherlich Arbeitszeitmodelle, Arbeitszeiten, wenn nicht gar Stellen extrem umgebaut werden müssen. Ein bestimmter Teil der Bürger, würde

a) gar nicht mehr arbeiten gehen
b) weniger arbeiten gehen
c) genausoviel arbeiten gehen.

Ich schreibe wohlweislich keine Zahlen dahinter, da diese nur in Studien erhoben wurden, ergo aus Befragungen gewonnen wurden und für mich daher realistsische Zahlen, die auf Erfahrungswerten beruhen, schlicht nicht vorhanden sind. Meine Fragen hierzu.

1. Für welche der drei Varianten würdet Ihr Euch entscheiden, wenn es denn ein bedingungsloses Grundeinkommen geben würde und warum?
2. Wie hoch würdet Ihr ein Grundeinkommen definieren?
3. Würde sich aus Eurer Sicht so ein sozialpolitisches Finanzierungstransfermodell Sinn machen, sprich, wäre es durchsetzbar und/oder vereinbar mit kapitalistischen Zielen? Oder verträgt sich ein solches Modell schlicht nicht mit dem Wesen des Kapitalismus?
4. Ist es aus rein menschlichen Vorstellungen heraus (also systemunabhängig) sinnvoll eine Finanzierung ohne Gegenleistung durchzuführen?
5. Gab es in der Geschichte, egal in welchem System, jemals ein ähnliches Modell, wo ein Grundeinkommen, egal ob in finanzieller Art oder in Art von Sachleistungen oder anderem gestartet und erprobt wurde? Wenn ja, welche Erfahrungen haben sich ergeben? Wenn nein, woher nehmen die Befürworter die Garantie, also zumindest so halbwegs eine Garantie, dass dieses Modell zukunftsfähig wäre? Schliesslich würde bei Einführung dessen, die größten sozial- und wirtschaftspolitischen Reformen durchgeführt werden, die ohne weiteres nicht umkehrbar wären und zudem einen Haufen Geld verschlingen würden.
6. Wie würde sich ein Grundeinkommen auf Regionen (Ballungsgebiete/Städte/Dörfer) auswirken, sowohl wirtschaftlich, als auch strukturell (sprich Infrastruktur, Demographie etc.)? Wäre es demzufolge, wenn überhaupt, nur regional (deutschlandweit) sinnvoll oder müsste dies nicht, wenn dann, zumindest EU-weit angegriffen werden?

Oder ist das alles schlicht ein Phantasiegebilde, was niemals funktionieren könnte. Wenn dem so wäre, wäre ebenfalls eine Begründung nicht schlecht. Fragen über Fragen und ehrlich, ich habe auf all die Fragen, wenn überhaupt nur bruchstückhafte Vorstellungen, die aber weder untermauert wären, noch bis zu Ende gdacht wären. Daher finde ich einen solchen Thread zumindest mal anschiebenswert.

Auf eine interessante Diskussion freut sich ... ein Neugieriger. :)
 

Gaudloth

Bratze
Bei einem Grundeinkommen, so denke ich mir, würden sicherlich Arbeitszeitmodelle, Arbeitszeiten, wenn nicht gar Stellen extrem umgebaut werden müssen. Ein bestimmter Teil der Bürger, würde

a) gar nicht mehr arbeiten gehen
b) weniger arbeiten gehen
c) genausoviel arbeiten gehen.

Es gibt durchaus einige Soziologen, die der Meinung sind, dass ein gesicherter Lebenstandard dazu führt, dass Menschen mehr oder effektiver arbeiten würden. Und zwar zum Großteil.
Davon abgesehen haben wir ja ausreichend Arbeitslosenquote und sind außerdem so technologisiert, dass eigentlich garnichtmehr soviel gearbeitet werden müsste.

Ansonsten würd ich noch sagen: einfach mal ausprobieren. Soviel schlechter kanns eigentlich nicht werden.
 

kleinehexe

SF-Dschungelkönigin 2011 und PTL-Meister 2015/16
Ich würde definitiv weniger arbeiten. Wenns ich auc so ein gutes Auskommen habe, mache ich keinen Finger krumm.

Für mich ist das Quatsch. Einerseits werden die Sozialkassen dann entlastet, aber dafür gibt es dann eine andere Kasse die belastet wird, denn das dieses Grundeinkommen wird ja auch nicht vom Himmel fallen. Vermute ich mal.
Für mich stellt sich die Frage, wo das Geld überhaupt herkommen soll, sprich aus welchen Kassen das finanziert werden soll ????
 

Ichsachma

Loretta-Spezerl
Es gibt durchaus einige Soziologen, die der Meinung sind, dass ein gesicherter Lebenstandard dazu führt, dass Menschen mehr oder effektiver arbeiten würden. Und zwar zum Großteil.

Scheint für mich auch klar, denn Angst fressen Seele auf.

Ich habe mich noch nicht damit beschäftigt. Ich habe aber Bedenken, dass "sich das rechnen soll". Ich kann es mir einfach irgendwie nicht vorstellen - zumal:

Wenn die Bundesrepublik das als einziges Land der EU machen würde, dürfte das Anreiz für Zuwanderung größer sein, schätze ich. Kann man das auch stemmen oder hat man gerechnet mit dem Status Quo?

Mal schauen, vielleicht kann ich mir im Urlaub mal was anlesen.
 

André

Admin
Der große Vorteil: Die Leute würden wohl eher das machen, wo sie Spaß daran haben, und darin viel besser aufgehen, weil sie da eben viel produktiver wären als in einem 0815 Job, den man halt machen muss um die Familie zu ernähren.

Ich hatte da mal eine Studie gelesen in Hinblick auf Unternehmensgründungen. Viele Unternehmen werden gar nicht erst gegründet, viele gute Ideen verschwinden, weil einfach soziale Aspekte der potentiellen Gründer eine tatsächliche Gründung verhindern.

Allerdings bin ich auch skeptisch ob es finanzierbar wäre. Ich vermute eher nicht. Wir sprechen hier wohl auch nicht von 2.000 Euro, sondern eher von 400 - 600 Euro. Also um sich komplett auf die faule Haut zu legen, würde das wohl eh nicht ausreichen. ;-)
 

faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
Ansonsten würd ich noch sagen: einfach mal ausprobieren. Soviel schlechter kanns eigentlich nicht werden.

Nuja, einfach so mal ausprobieren dürfte nicht funktionieren. Denn das ganze wird ja bereits im Vorfeld jede Menge Veränderungen mit sich bringen. Da sind die ganze Leistungsträger, die umorganisiert werden müssen, inkl. der Mitarbeiter. Sind die noch notwenidg? Wenn nein, wohin mit denen? Zudem dürfte es, wenn man das macht, eben kein Versuch sein, sondern ein Zukunftsmodel, dass trotz Widrigkeiten durchgezogen werden müsste, natürlich nur solange es sich rechnet. Rechnen soll sich das laut diverser Studien eigentlich ganz einfach, durch die Steuereinnahmen, die ja jetzt zu einem nicht unerheblichen Teil in soziale Transferleistungen aller Art eingesetzt werden. Die Frage wäre, ob sich die Steuereinnahmen auch nach einer solchen Reform sprudeln und damit die Grundlage für ein solches Sytsem geben können.
 

kleinehexe

SF-Dschungelkönigin 2011 und PTL-Meister 2015/16
....

Allerdings bin ich auch skeptisch ob es finanzierbar wäre. Ich vermute eher nicht. Wir sprechen hier wohl auch nicht von 2.000 Euro, sondern eher von 400 - 600 Euro. Also um sich komplett auf die faule Haut zu legen, würde das wohl eh nicht ausreichen. ;-)

Na ja, wenn es sich im Rahmen von 400 - 600 € bewegt, wäre das höchstens eine Grundsicherung. Davon kann man ja nicht noch Miete zahlen.
Und wenn es so niedrig ist, stellt sich die Frage ob mehr oder weniger gearbeitet wird gar nicht. Wer kann schon von 400 € leben, wenn er Miete zahlen muss. Das ist ja fast nicht möglich.
Aus dem Wikipedia-Artikel: "In Deutschland wird je nach Modell eine Zahlung in Höhe des Sozialhilfesatzes oder des Arbeitslosengeldes II bis hin zu einer Zahlung von 1500 Euro pro Monat vorgeschlagen.[5] Ein BGE kann aber auch unterhalb des Existenzsicherungsniveaus liegen.[6] Bedarfsgeprüfte Leistungen können dann diese Leistung aufstocken, um das Existenzminimum zu gewährleisten."

Die 1500 €uro erscheinen mir da angemessen. Alles unter 1000 € ist für mich als Grundeinkommen aus dem ich alles bestreiten muss zu niedrig (und finds eine Sauerei dass es Berufssparten gibt in denem man tatsächlich für Vollzeit nicht viel mehr verdient).
 

BoardUser

Jede Saison ein Titel!
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Einfache Rechnung: Nehmen wir an, es gäbe tatsächlich 25% junge Leute, die kein eigenes Erwerbseinkommen erziielen können, weil sie noch minderjährig sind, und zwar ausgehend von der Überlegung: 20 Jahre lang vom Sozialstaat profitieren, dann 40 Jahre lang einzahlen, dann wieder 20 Jahre lang profitieren.

Bei 80 Millionen Einwohnern wären das also 20 Millionen Kinder.

Nehmen wir weiterhin an, jeder Erwerbsfähige bekäme 1000 Euro und die Minderjährigen (weil sie keine eigene Miete bestreiten müssen) 700 Euro

Macht also als Transferzahlungen im Jahr: 60 Millionen x 1000 Euro x 12 Monate + 20 Millionen x 700 Euro x 12 Monate = 888 Milliarden (Mindestrente inklusive).

Finde ich schon ein hartes Brett.

Klar, ab gewissen Hinzuverdiensten kann man anrechnen, muss man sogar.

Stellt sich noch die Frage, ob mit einem solchen Modell damit nicht die Löhne und Gehälter fallen und ob dies nicht förderrechtlich dann eine versteckte Suvention für Unternehmen ist, was dazu führt, dass man (noch) zeitiger anrechnen muss, was die Motivation zur Arbeit weiter verringern dürfte.

Weiterhin stellt sich die Frage, ob gewisse Arbeiten dann überhaupt noch freiwillig gemacht werden.

In der Summe kann ich mir das nicht vorstellen.

Was ich mir vorstellen könnte, ist ein Modell, bei welchem es einen Mindest-Sozialhilfe-Satz gibt, der sich nicht nach einem Misch-Warenkorb (so wie heute bspw. bei der Inflationsberechnung genommen wird) richtet, sondern nach einem Alltagswarenkorb, der tatsächliche Lebenshaltungskosten abbildet, gekoppelt mit einem Mindestlohn (netto) für (Vollzeit)Erwerbsarbeit, der dann soundsoviel Prozent höher liegt als der Sozialhilfe-Satz (wobei dann wieder die Frage ist, welcher?, gibt ja ortsbezogen 'zig verschiedene Sätze, siehe weiter unten), meinetwegen 25%, wobei dann natürlich auch noch mehr gezahlt werden kann, wenn AG und AN dies vereinbaren oder die Tarifpartner. Bei Teilzeitarbeitsplätzen kann man das entsprechend dem Verhältnis der Arbeitsstunden zum Vollzeitmodell entsprechend runterrechnen und nur teilweise anrechnen: ansonsten natürlich voll.

Das sichert zum einen die Unterschicht (aber auch die Lustlosen bzw. mit wenig zufriedenen) komplett ab, schafft dennoch aber Anreize, doch arbeiten zu gehen. Allerdings müsste a) der jeweilige Satz sowohl jährlich angepasst werden als auch b) regional, ggf. sogar auf Landkreis- oder Stadtbezirks-Ebene von vornherein unterschiedlich sein und ständig neu erhoben bzw. geprüft werden.

Was das dem Staat kostet, kann ich dann natürlich nicht mehr ausrechnen. Keinesfalls verachten sollte man allerdings zum einen die Einsparungen in der öffentlichen Verwaltung, die sich ergeben, weil es eben keine (gefühlt) 40 Fördertöpfe mehr gibt und zum anderen die zusätzlichen Ausgaben für die Massenverwaltung des Grundeinkommens bzw. die Überprüfung der Höhe der Angemessenheit. Auch nicht zu verachten ist die Teuerung in den Personalkosten in der Wirtschaft und Verwaltung, die sicdh zwangsläufig irgendwie auf die Preise, Mieten, Zinsen, sprich alle möglichen Vergütungen, auswirkt.
 
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BoardUser

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Plastisch:

Familie mit 2 Kindern

Bedingungsloses Grundeinkommen: 2 x 1000 + 2 mal 700 Euro = 3400 Euro

Papa arbeitet zum Mindestlohn
Bedingungsloses Grundeinkommen: 1 x 1000 + 2 mal 700 Euro = 2400 Euro + Einkommen Papa 1250 Euro = 3650 Euro

beide Eltern arbeiten zum Mindestlohn:
Bedingungsloses Grundeinkommen: 0 x 1000 + 2 mal 700 Euro = 1400 Euro + Einkommen Papa und Mama 2 x 1250 Euro = 2500 Euro Summe 3900 Euro

Nur Papa arbeitet halbtags, also genau 20 Stunden zum (anteiligen) Mindestlohn
Bedingungsloses Grundeinkommen: 1,5 x 1000 + 2 mal 700 Euro = 2900 Euro + Einkommen Papa 0,5 x 1250 Euro = 3525 Euro

uswusf.
 

André

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Das Grundeinkommen soll ja nur eine Grundstütze sein und nicht dazu führen dass nun keiner mehr arbeiten gehen will. Ich hatte mal vor ca. 2 Jahren gelesen dass 800 Euro schon nicht finanzierbar seien. Deshalb halte ich jetzt einfach mal 400 - 600 Euro pro Person für evtl. realistisch.

Es würde aber zumindest insofern helfen, dass man ein wenig Spielraum hat. Wer sich für Autos interessiert, könnte Autoschlosser werden, auch wenn man in dem Job nicht so viel verdient. Bisher gehen viele Autoschlosser ja z.B. in Fabriken auf Schichten arbeiten weil es da mehr Kohle gibt. Somit hätten die Jungs jetzt 400 Euro Spielraum und könnten sagen, ich "scheiße auf die Schicht", mache das was mit Spaß macht und habe am Ende dann trotzdem ungefähr die gleiche Kohle, wie vorher ohne Grundsicherung in der Fabrik.
 

BoardUser

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Das Grundeinkommen soll ja nur eine Grundstütze sein und nicht dazu führen dass nun keiner mehr arbeiten gehen will.

Nu. Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet dem Begriff nach allerdings: Einkommen, dass man ohne Bedingungen, also (auch) ohne Bewerbungsdruck und Arbeiten-müssen-Druck erhält. Dem Begriff nach muss danach das "Wollen" gefördert werden, das geht aber wiederum dem Begriff nach nur über die "Gier".
 

BoardUser

Jede Saison ein Titel!
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Ob das so klappen kann, kann ich natürlich nicht ausrechnen.

Der aus meiner Sicht größere Widerstand liegt allerdings im Mindestlohn. Den kriegste mit den von mir avisierten Aufschlägen ganz sicher nicht hin. Also nicht unbedingt finanziell nicht, sondern wirtschaftlich bzw. politisch.
 

Schröder

Problembär
Ich war mal bei einer Veranstaltung dieser Initiative BGE, da geht´s mitnichten um 400-600 €, sondern um 1.000-1.200 im Monat und zwar für JEDEN! Also inklusive (Klein-)Kinder, Eine Familie mit 2 Eltern + 3 Kindern hätte dann per se schon mal 5.000,- minimum zur Verfügung. Das ganze Einkommensunabhängig, d. h. es bekommt der Arbeitslose genauso wie der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank zusätzlich zum Gehalt.

Die Idee ist, dass dann ja nicht mehr so hohe Löhne gezahlt werden müssten. Aus meiner Sicht wäre das Gegenteil der Fall. Das Gehaltsgefüge würde dann komplett umgekrempelt, da keiner mehr arbeiten gehen müsste (es sind keine Sanktionen für Arbeitsunwillige vorgesehen, da ja bedingungslos), würde auch keiner mehr die sogenannte Drecksarbeit zu heutigen Löhnen übernehmen (gut, die sind eh viel zu niedrig). Ein Putzfrau für öffentliche Toiletten z. B. wäre wohl nicht mehr für unter 20-30 € / Stunde zu haben statt jetzt für 4-5 €. Bei Krankenschwestern, Pflegekräften, Müllabfuhr etc. sähe es wohl ähnlich aus. Die Ausgaben für die Krankenkassen und (öffentlichen) Versorgungsunternehmen würden zusätzlich explodieren. Auch jemand der 8 Stunden täglich Teer auf die Autobahn schaufelt wird wohl einen guten Unterschied im Einkommen haben wollen zu einem, der zu Hause auf der faulen Haut liegt. Sonst stellt er die Schaufel in die Ecke.

Für mich klingt das ja interessant, ist aber in keinster Weise zu refinanzieren (soll über Steuern passieren). Bei 80 Mio Deutschen wären das ca. 80 Mrd € an Kosten, jeden Monat.
 
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pauli09

2. Ewige Tabelle "1gg1"
...
Für mich klingt das ja interessant, ist aber in keinster Weise zu refinanzieren (soll über Steuern passieren). Bei 80 Mio Deutschen wären das ca. 80 Mrd € an Kosten, jeden Monat.
hast die zahlen zu den gegenwärtigen transferleistungen?
also z.b. alg I, alg II, grundsicherung, kindergeld, aufstocker zu niedriglohn, abm-maßnahmen usw., usw.
 

BoardUser

Jede Saison ein Titel!
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Auf jeden Fall keine 80 Mrd. je Monat. Der Bundeshaushalt im Jahr gesamt beträgt "nur" knapp über 300 Mrd. Euro, der Etat für Sozialleistungen beträgt "nur" knapp die Hälfte.

Sozialversicherung bleibt aussen vor, weil im Moment die Grundsicherung auch nur aus der Steuer kommt.

Falls man die dennoch reinrechnen wollte, und spasseshalber sämtliche Einnahmen der aller Sozialversicherungen ansetzt, die mal grob geschätzt, um die 550 Milliarden Euro betragen dürfen, käme man insgesmat auf 700 Milliarden Euro, die man zur Verfügung hat.

Reicht also nicht.
 

Schröder

Problembär
hast die zahlen zu den gegenwärtigen transferleistungen?
also z.b. alg I, alg II, grundsicherung, kindergeld, aufstocker zu niedriglohn, abm-maßnahmen usw., usw.
ABM teilweise und die ganzen 1-Euro-Jobber kannste nicht mit reinrechnen. Öffentliche Parkanlagen, Spielplätze usw. Müssen ja weiter gepflegt werden, und wenn das die Jungs aus den staatlichen Maßnahmen nicht mehr machen, musst du dafür regulär bezahlte Kräfte finden, was die Kosten von 80 Mrd. im Monat nochmal erhöht.

Wie gesagt, das Grundeinkommen ist bedingungslos für alle. Selbst wenn sich jemand weigert zu arbeiten oder Fortbildungsmaßnahmen ablehnt, wird nicht um 1 Cent gekürzt.

Kannst dir ja ausrechnen: Wenn jeder Deutsche im Monat 1.000 bekommt (Netto, also komplett Steuer- und sozialversicherungsfrei) muss auch jeder Deutsche im Schnitt 1.000,- Steuern vom Rest seines Verdienstes zahlen, um das zu refinanzieren. Dazu muss vom Restlohn noch komplett die Kranken- und Rentenversicherung bezahlt werden (ALV fällt ja weg). Der Steuersatz und die Beiträge zur SV würden also erheblich steigen, und wer geht dann noch arbeiten, wenn der Lohn nicht nochmal mehr steigt? Arbeit würde unbezahlbar (auch die für die öffentliche Hand und die Sozialen Einrichtungen) und der Lohn würde keinesfalls sinken, wie von der IG BGE erhofft. Weil wer nicht arbeiten muss lässt sich jeden Handschlag natürlich doppelt gut bezahlen, als wäre er zur Arbeit gezwungen.
 
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faceman

Europapokal-Tippspielsieger 2015
ABM teilweise und die ganzen 1-Euro-Jobber kannste nicht mit reinrechnen. Öffentliche Parkanlagen, Spielplätze usw. Müssen ja weiter gepflegt werden, und wenn das die Jungs aus den staatlichen Maßnahmen nicht mehr machen, musst du dafür regulär bezahlte Kräfte finden, was die Kosten von 80 Mrd. im Monat nochmal erhöht.

Nö, damit würde der zweite Arbeitsmarkt nur reduziert werden und diese Arbeiten würden wieder in den ersten fleissen. Das würde das Grundeinkommen nicht belasten.
 

Schröder

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Das Grundeinkommen selbst nicht, aber die öffentlichen Haushalte, weil diese statt von den ABM- und 1-Euro-Kräften ihre Arbeiten dann vom 1. Arbeitsmarkt durchführen lassen müssten - als Folge des Grundeinkommens. Um die Belastung der öffentlichen Haushalte geht´s doch, warum das Ganze nicht finanzierbar ist.
 
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Holgy

Kommischer Foggel
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Alles schön und gut, aber das größte Problem bei einer Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens ist, das man noch gleichzeitig arbeiten kann. Das wird zu einer allgemeinen Lohnsenkung führen, so dass das bedingungslose Grundeinkommen nichts anderes ist als eine staatliche Lohnsubvention.

Daher ist das bedingungslose Grundeinkommen tatsächlich nur eine Option, die etwas verbessert, wenn man davon bescheiden aber gut leben kann, so dass eine Exitstrategie (raus aus der Lohnarbeit) tatsächlich realistisch ist. 1000 Euro müssten es da schon sein.
 

Schröder

Problembär
Alles schön und gut, aber das größte Problem bei einer Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens ist, das man noch gleichzeitig arbeiten kann. Das wird zu einer allgemeinen Lohnsenkung führen, so dass das bedingungslose Grundeinkommen nichts anderes ist als eine staatliche Lohnsubvention.

Das hoffen die auch, aber wie kommst du darauf? :suspekt: Wenn ich nicht mehr arbeiten muss, bestimme ICH, für welchen Lohn ich arbeiten gehe. Da kannste die Gewerkschaften abschaffen. Wenn der Arbeitgeber mir zu wenig bietet, bleib ich eben zu Hause, passieren kann mir ja nix. 1.000,- netto und sämtliche Leistungen der Krankenkasse frei...

Außerdem, wenn du das Lohnniveau senkst, mit welchen Steuereinnahmen willst du das denn finanzieren?

Um das zu finanzieren, muss erstmal die Steuer erhöht werden, sagen wir unterer durchschnittlicher Steuersatz dann 30 % ab jedem € Zuverdienst. Dazu muss ich ja auch noch für die Nicht-Arbeiter die Leistungen in die SV einzahlen, die sicherlich in ähnlicher Größenordnung steigen werden (warum hab ich oben schon ausgeführt) Also haste minimum Lohnabzüge von 50%. Wenn da jetzt für dich nochmal 1.000,- bei rausspringen sollen, bist du schon bei 2.000,- € Brutto für deinen Zusatzverdienst.
 
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Holgy

Kommischer Foggel
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Das hoffen die auch, aber wie kommst du darauf? :suspekt: Wenn ich nicht mehr arbeiten muss, bestimme ICH, für welchen Lohn ich arbeiten gehe.

Eben, es kommt a) darauf an, wie hoch das Grundeinkommen ist und b) wie viel ich darüberhinaus noch brauche.

Dein Fall geht nur, wenn das Grundeinkommen entsprechend hoch ist. Das schrieb ich ja auch:

Daher ist das bedingungslose Grundeinkommen tatsächlich nur eine Option, die etwas verbessert, wenn man davon bescheiden aber gut leben kann, so dass eine Exitstrategie (raus aus der Lohnarbeit) tatsächlich realistisch ist. 1000 Euro müssten es da schon sein.

Bei 400 Euro Grundeinkommen funzt Dein Fall schon nicht mehr. Da brauch ich dann noch Arbeit (und alle anderen auch). Da nehm ich dann auch eine Stelle für 800 Euro an, die ich ohne Grundeinkommen nicht genommen hätte (bzw. die mir keiner für so wenig Geld angeboten hätte), denn ich kriege ja noch 400 Euro vom Staat dazu. Klar kannst Du sagen: Das mach ich nicht, fragt sich nur, ob du überhaupt was besseres angeboten bekommst, denn es finden sich wahrscheinlich genug, die das machen. (So ist es ja jetzt auch schon, manche müssen eben Billigjobs annehmen, weil sie sonst nix kriegen.)

Was passiert, wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt wird, hängt also allein von dessen Höhe ab.

Aber selbst bei 1000 Euro wird es wohl zu einem Lohnrückgang kommen, weil kaum einer davon leben wollen wird. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, ob das überhaupt schlimm ist. Für den, der arbeitet, macht es ja keinen unterschied, ob er nun 2000 Euro netto von seinem Arbeitgeber kriegt oder ob er 1000 Euro netto von seinem Arbeitgeber und dazu noch 1000 Euro vom Staat bekommt. Er hat so oder so seine 2000. Dafür sind die Lohnkosten aber für die Arbeitgeber gesenkt, der nur noch 1000 zahlt (plus üblichen Arbeitgeberanteil, der aber auch geringer ist, als wenn er 2000 zahlt). Win-Win-Situation?
 

Schröder

Problembär
Wie gesagt, ich war auf ´ner Veranstaltung dieser Initiative, Es geht um 1.000,- bis 1.200,- €.
Und deine Rechnung unten geht nicht auf, denn er arbeitet einmal für 1.000 und einmal für 2.000 €, damit haste den Stundenlohn bei gleicher Arbeit mal eben halbiert...Die 1.000 € vom Staat bekommt er dann ja sowieso. Lohn ist ja kein Ersatz für die Aufwendungen, die man zum Leben braucht, sondern eine Entschädigung für die Arbeit. Und wenn die gleich bliebt, bleibt auch der Lohn gleich. Oder glaubst du im Ernst das plötzlich die ganze Belegschaft auf 1.000,- Lohn im Monat verzichtet oder etwa die Tarifverträge dahingehend geändert werden, weil jetzt der Staat das übernimmt?

Da müsste man die Gewerkschaftsbosse und Betriebsräte ja vierteilen.

Nix gibt´s. Was ich (oder jede andere auch) vom Staat bekomme, ist m/seine Sache und geht m/seinen Chef nix an. Der Lohn würde jedenfalls nicht gesenkt, um keinen Cent.

Die einzige Folge wäre höchstens, das viele nur nach Halbtags oder ähnlich arbeiten würden.
 
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Holgy

Kommischer Foggel
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Wie gesagt, ich war auf ´ner Veranstaltung dieser Initiative,

Wie gesagt, es gibt nicht nur diese eine Initiative, sondern diverse Modelle von verschiedensten Akteuren mit unterschiedlichsten Betragshöhen.

Klar, Du hast einerseits recht, andererseits ist das aber völliges Wunschdenken, denn ansonsten dürfte es überhaupt keine schlecht bezahlte Arbeit geben, denn jeder könnte einfach sagen: Nö, für so wenig Geld arbeite ich nicht.

Denn andererseits: Auf einen Teil meines Lohns zu verzichten, fällt natürlich nicht schwer, wenn ich anderseits gar nicht verliere, sondern es nur von woanders herbekomme.

Es wird ja auch nicht so sein, dass die Arbeitgeber sofort den Lohn um genau diese Summe kürzen (das war nur ein fiktives Beispiel), sondern diese Entwicklung langfristig wirken wird. Bei Neueinstellungen wird es natürlich so sein, dass weniger gezahlt werden brauch, weil die Arbeitssuchenden noch eine andere sichere Einnahmequelle haben und daher mit weniger zufrieden sind. (Es kommt natürlich - wie immer - auch auf einige Kontextfaktoren an: Nachfrage und Angebot an Arbeit, Qualifizierung, usw. usf. Aber gerade die unteren Lohngruppen, die am einfachsten zu ersetzen sind, werden davon am meisten betroffen sein, besonders, wenn das Grundeinkommen eher klein ist.)

-°-^-°-​


Jeder einen Tausi im Monat:

80.399.300 x 1000 = 80.399.000.000 -> Sind 80,4 Milliarden Euro pro Monat, oder? mal 12 = 964, 8 Mrd im Jahr.
Staats-Einnahmen 2013: 310 Mrd.*

Geht also gar nicht. Oder hab ich mich verechnet?

* http://www.bundesfinanzministerium....gshaushalt2013.pdf?__blob=publicationFile&v=2


-°-^-°-​

Und es bleibt außerdem noch eine praktische Frage: Wer ist denn berechtigt, dass bedingungslose Grundeinkommen zu beziehen?
 
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