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André
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München - Die Bayern-Profis hatten sich auf einen lockeren Trainingsauftakt eingestellt.
Doch als sie am Samstagmittag nach zwei Stunden völlig durchnässt in die Kabine schlichen, hatte Felix Magath ihnen einen kleinen Vorgeschmack auf das gegeben, was sie in den nächsten Wochen erwartet.
Der Meistertrainer hatte seine Spieler zwar nicht gerade über den Platz gejagt, aber er seine Worte und seine Körpersprache verdeutlichten das, was er später auf der Pressekonferenz so formulierte:
"Wir haben nur fünf Wochen Vorbereitungszeit. Deshalb müssen wir konzentrierter und intensiver arbeiten."
Ballack ins Ausland?
Michael Ballack hat noch weniger Zeit. Er steigt wie die anderen Nationalspieler wegen des Confed Cups erst am 20. Juli ins Training ein. Doch auch in Abwesenheit war Ballack ein heißes Thema an der Säbener Straße.
Sein Vertrag läuft 2006 aus und der Nationalmannschafts-Kapitän liebäugelt mit einem Wechsel ins Ausland nach der WM.
"Es gibt kaum jemand von den Spielern, die im Ausland waren, die einem von diesem Schritt abraten. Das wäre auch für mich sehr interessant", sagte der 28-Jährige in einem Interview in der Sonntagsausgabe der "FAZ".
Bayern wollen schnelle Entscheidung
Wann Ballack seine Entscheidung für einen großen Klub im Ausland oder eine Vertragsverlängerung in München treffen wird, steht noch nicht fest. "Ich sehe dem nächsten Jahr entspannt entgegen", meinte Ballack, der in den vergangenen Wochen bereits mit Spaniens Rekordmeister Real Madrid in Verbindung gebracht worden war.
Bisher habe er in seiner Laufbahn stets mit seinen Entscheidungen richtig gelegen. "Die schwierigen Entscheidungen in meiner Karriere habe ich schon hinter mir. Die trifft man früher. Ich spiele jetzt bei einem Topverein in Europa - und habe noch immer die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen", ergänzte Ballack.
Die Bayern-Verantwortlichen pochen auf eine schnelle Entscheidung ihres Mittelfeldstars. "Es ist natürlich für beide Seiten besser, wenn er früh für klare Verhältnisse sorgt. Nur so kann er die beste Leistung abrufen", sagte Magath.
Bayern jagen "Prinz Poldi"
Es scheint gut möglich, dass Ballack nach der Saison geht und ein anderer Nationalspieler kommt. Manager Uli Hoeneß hat erneut das Interesse an Lukas Podolski vom 1. FC Köln bekräftigt.
"Wenn die Zeit reif ist, wird Podolski für den FC Bayern spielen. Für Köln wird es schwer, ihn zu halten", sagte Hoeneß und kündigte eine Kontaktaufnahme mit den Rheinländern im Frühjahr 2006 an.
"Prinz Poldi" könnte dann mit seinem Nationalmannschafts-Kumpel Bastian Schweinsteiger zusammen spielen. Für Schweinsteiger hat sich die Situation bei den Bayern im Vergleich zum Vorjahr komplett geändert.
Magath: "Schweinsteiger und Deisler müssen sich neu beweisen"
Nach der EM 2004 musste sich "Schweini" bei den Bayern-Amateuren durchbeißen. Doch nach einer starken Rückrunde und den überzeugenden Auftritten beim Confed Cup sind seine Aktien an der Säbener Straße ähnlich wie die von Sebastian Deisler deutlich gestiegen.
Doch Magath stellte klar, dass sich Schweinsteiger und Deisler sich darauf nicht ausruhen dürfen. "Beim FC Bayern müssen sie sich neu beweisen. Wir freuen uns natürlich über die tollen Auftritte beim Confed Cup. Aber beide wissen, dass sie in ihrer Entwicklung nicht fertig sind und noch viel lernen müssen."
Magath wird die beiden Überflieger schnell wieder auf den Boden zurückholen - spätestens wenn er sie zu seinen gefürchteten Konditions-Einheiten bittet.
Karimi zurückhaltend
Daran wird sich auch Ali Karimi erst gewöhnen müssen. Der Iraner machte beim ersten Training einen ordentlichen Eindruck und durfte beim 11:0-Testspielsieg gegen den Münchner Kreisligisten SV 1880 München sogar eine Halbzeit lang den Spielmacher geben.
Dennoch war Karimi die Unsicherheit an seinem ersten Tag anzumerken. Er stand etwas hilflos auf dem Trainingsplatz und taute erst mit Hilfe von Mehmet Scholl am Ende der Einheit auf. Dementsprechend zurückhaltend äußerte er sich auch auf der Pressekonferenz.
"Ich bedanke mich bei der Mannschaft, dass sie mich gut aufgenommen hat. Es ist mir eine Ehre, bei einem so großen Verein spielen zu dürfen."
Jan Große-Geldermann, Sport1.de