Artikel: Der deutsche Fußball und das verlorene Sieger-Gen

Wieso typisch deutsch? Was macht denn der Durschnittsitaliener oder Durchschnittsspanier anders? Wo sind denn die Spanier, die ihre sieben Sachen packen und die große Welt erobern?

Lassen die sich nicht immer von MAMA ihr leben lang bekochen?:D
 
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Detti04

The Count
Und was zeigt mir das? Wer mit unsicherer Anstellung und 24.000€ Jahresgehalt ins Ausland geht, braucht wohl deutlich mehr Mut als jemand der zu 100% nen Job hat, 500.000+ € Jahresgehalt hat und wenn es dort nicht klappt sicherlich ne andere Anstellung findet.
Es geht mir nicht ums Ausland, sondern um die Einstellung, mit Mitte 20 sein Leben so eingerichtet haben zu wollen, dass es fuer immer so bleibt. Um es mal ueberspitzt auszudruecken: Wer selber risikofrei lebt, sollte sich nicht ueber fehlende Risikobereitschaft anderer beklagen.
 
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Detti04

The Count
Sehr interessant formuliert.
Wobei ich bisher fuer *Angst* immer das Wort *Unvorhersehbarkeit* verwendet habe...was fuer mich nicht unbedingt deckungsgleich mit Angst ist.
Ich bestehe nicht auf dem Wort Angst, weil es das ohenhin nicht ganz trifft. Mit der Angst meine ich die Furcht vor unbekannten Situationen, oder noch allgemeiner: Vor Situationen, die man nicht unter Kontrolle hat. Es fehlt eben das Selbstvertrauen, dass man auch in solchen Situationen bestehen kann und dass einem nicht gleich der Himmel auf den Kopf faellt. Daher auch der klischeehaft typisch deutsche Regelungs-, Klassifizierungs- und Nummerierungswahn, denn sobald alle Eventualitaeten geregelt, klassifiziert und nummeriert sind, hat man sie ja wieder unter Kontrolle.
 

pauli09

2. Ewige Tabelle "1gg1"
Ich wuerde bezueglich Sieger-Gen oder besser Mut und Selbstbewusstsein sogar noch weiter gehen und da ein gesamtgesellschaftliches Problem sehen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich sowas schon mal geschrieben: Meiner Meinung nach ist die typische Grundeinstellung eines Deutschen - die Angst.
quatsch!
haste die 30er vergessen?
 

osito

Titelaspirant
Möchte zu dem ganzen hier auch noch etwas einbringen. Ob es hierher gehört soll jeder für sich selber entscheiden. Aber auch da sieht man das andere (vor allem südlaendische) Nationen rationaler gestrickt sind, als die deutsche Seele. Kenne in Stuttgart einen Italienischen Automechaniker bei dem ich auch mal mit Amerikanischen Freunden vor Ort war. Der erzählte den Amis das es folgendermaßen abläuft. Der Deutsche denkt zu allererst daran seine Steuern zu bezahlen, um ja nicht mit dem Gesetz in Schwierigkeit zu geraten. Dann kommen Versicherungen usw. hinzu, wenn dann noch etwas bleibt, kommt die Familie dran. Beim Italiener steht an erster Stelle die Familie, und wenn dann noch was bleibt, dürfen die anderen kommen. Auch das spiegelt unser Ansehen wieder. Überall für unsere konsequente Geradlinigkeit beachtet. Aber unsere Einstellung zum Leben, die wird belächelt. Wir sind Weltmeister im Fussball wenn er auf dem Reißbrett stattfindet. Aber im wirklichen Leben fällt es uns schwer über unseren Schatten zu springen, und einfach auch mal wieder wie früher ein paar Gestalten auf das Spielfeld zu schicken. Wir hatten auch welche, und haben sie immer noch. Aber sie sind halt nicht so geschniegelt und manipulierbar wie fast alle im J0gi-Team.
 

Fussballgott

Best one ever
Es geht mir nicht ums Ausland, sondern um die Einstellung, mit Mitte 20 sein Leben so eingerichtet haben zu wollen, dass es fuer immer so bleibt. Um es mal ueberspitzt auszudruecken: Wer selber risikofrei lebt, sollte sich nicht ueber fehlende Risikobereitschaft anderer beklagen.

Naja, ich würde nicht sagen, dass es ab da für immer so bleiben sollte. In meinen Augen geht es tatsächlich darum, möglichst früh auf eigenen Beinen zu stehen und sein Leben selbst im Griff zu haben. Da spielt Geld selbstverständlich eine Rolle.

Mich würde interessieren, welche andere Nationalitäten nicht so lebt. Sprich --> möglichst früh einen "Grundstock" haben, auf dem sich aufbauen lässt. Natürlich kann sich da etwas ändern, sollte es vielleicht sogar. Aber ein Risiko eingehen mit dem Wissen, dass man immer noch Rücklagen hat, falls es schief geht, ist wohl auch nichts verkehrtes.

Und nochmal: Wenn ich ein Gehalt habe, das dem eines Fußballprofis entspricht, ist eine "unsichere Anstellung" wohl etwas deutlich anderes als eine "unsichere Anstellung" mit einem Gehalt von +-24.000€ im Jahr.

Gruß FG
 
Hab heute beim gemütlichen späten Frühstück die örtliche Tageszeitung und in dieser den Kommentar (natürlich zum Thema Fussball) gelesen, mich dabei an diesen thread erinnert und vor Lachen fast weggeschmissen. Anbei ein Auszug:

"... weil man hinterher natürlich ganz genau weiß, warum es wie ausgegangen ist. Die 1:2 Halbfinalniederlage der deutschen Mannschaft gegen Italien wird ab sofort mit grundsätzlichen Auslegungen überfrachtet werden, und es gehört wenig Fantasie dazu, sich auszumalen, wie die Urteile lauten dürften.

..., wird man jetzt die sogenannten Typen vermissen, die Querulanten und Egomanen, die Spiele angeblich im Alleingang entscheiden können. So wie der Italiener Mario Balotelli, der gegen England die Bälle noch serienweise in Richtung Tribünendach gedroschen hatte, ..." ;)

Mit am Lustigsten finde ich ja die Kausalkette "nicht Mitsingen bei Hymmne => zu wenig Identifikation und Engagement => verlorenes Spiel".

Oder auch - wie in einem anderen thread geäußert - : "als der muskulöse Balotelli mit nackten Oberkörper posierte, bekamen die deutschen Spieler Angst". Also falls eine solche alberne Machopose, die eher zum Habitus pubertierender 15-jähriger gehört, irgendeinem erwachsenen Menschen - und hier insbesondere unseren Nationalspielern - Angst einflößen sollte, dann hätten wir wirklich ein Problem.

zitatequelle: Nürnberger Nachrichten vom 30.06.2012, Hans Böller, Kommentar auf Seite 2
 
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@gablonz:örtliches Käseblättchen eben. :) Zu wenig Differenzierung, schliesslich ist an allem ein wahrer Kern dran, man muss ja nicht gleich alles ins Lächerliche ziehen.

Dass das mit der Hymne so 1:1 Quatsch ist, ist ja klar. An diesem Kausalzusammenhang haben sich auch nur die Depperten aufgehangen.

Bei den Käseblättern ist es ja auch oft so, dass der Schreiber, der normal über die Laubenkolonnie schreibt, dann alles zwei Jahre über die EM/ WM schreiben muss.
 
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@gablons:örtliches Käseblättchen eben. :) Zu wenig Differenzierung, schliesslich ist an allem ein wahrer Kern dran, man muss ja nicht gleich alles ins Lächerliche ziehen.

Dass das mit der Hymne so 1:1 Quatsch ist, ist ja klar. An diesem Kausalzusammenhang haben sich auch nur die Depperten aufgehangen.

Bei den Käseblättern ist es ja auch oft so, dass der Schreiber, der normal über die Laubenkolonnie schreibt, dann alles zwei Jahre über die EM/ WM schreiben muss.

Zusammen mit ihren Regionalausgaben und der Nürnberger Zeitung erzielen die NN eine verkaufte Auflage von 272.729 Exemplaren und zählen damit zu den größten Regionalzeitungen Deutschlands. (Wikipedia) :floet:

Der "Schreiber" ist dort Ressortleiter Sport und schreibt eigentlich eher weniger über Laubenkolonien und hat im übrigen mit seinem flapsigen Kommentar ja durchaus Recht, wie gerade auch dieser thread ja schön vor Augen führt.
 
Schön, aber ich kann aus den Auszügen auch nur Platidüden ( in die andere Richtung ) erkennen. Wo wird es denn mal konkret diskussioswürdig? Womit hat er denn konkret Recht?
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Das sind die üblichen Fußballphrasen, die überall gedroschen werden. Ich finde da auch nix Bemerkenswertes dran. :weißnich:

In der taz war ein schönes großes Foto von Balotellis Pose, Postergroß! Das hänge ich mir heute noch auf.
 
Schön, aber ich kann aus den Auszügen auch nur Platidüden ( in die andere Richtung ) erkennen. Wo wird es denn mal konkret diskussioswürdig? Womit hat er denn konkret Recht?

Wie bei der Zitatequelle steht. Das war ein "Kommentar" auf Seite 2, kein Sportartikel. Da wird halt ein wenig augenzwinkernd das (erwartete) Verhalten der Millionen deutscher Bundestrainer kommentiert. Und ziemlich genau das, was er dort schreibt, findet sich ja u.a. auch hier im Forum wieder. Insofern hat er da eindeutig Recht.

Im auf das Zitat folgenden Teil geht der Tenor seiner Aussagen dann u.a. auch noch in die Richtung, dass die deutsche Nationalmannschaft in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung gemacht hat und nach den verkorksten EMs 2000 und 2004 mittlerweile wieder regelmäßig zu den besten Mannschaften Europas gezählt wird und sich in der Favoritenrolle befindet. Auch das ja nicht ganz unwahr. Wäre mir jetzt aber zu mühsam, den ganzen Kommentar abzutippen.
 
Das muss ich auch haben, habe auch schon fast alle Zeitungen aufgekauft, aber nix verwertbares. TAZ von heute? Balotelli von vorne mit Trikot zu Füßen? Oder von hinten mit den Rehabändern ? Farbe?

Der Typ ist der Hammer: Seine Mutter war beim Spiel und er hat zwei Tore gemacht. Sein Vater kommt jetzt auch mit Mutter zum Finale und Balotelli:" Jetzt schiesse ich vier Tore". Rechnen kann er!
 
Im auf das Zitat folgenden Teil geht der Tenor seiner Aussagen dann u.a. auch noch in die Richtung, dass die deutsche Nationalmannschaft in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung gemacht hat und nach den verkorksten EMs 2000 und 2004 mittlerweile wieder regelmäßig zu den besten Mannschaften Europas gezählt wird und sich in der Favoritenrolle befindet. Auch das ja nicht ganz unwahr. Wäre mir jetzt aber zu mühsam, den ganzen Kommentar abzutippen.

Also status-quo. Weiter so. Die Italiener waren vor zwei Jahren bei der WM aber sowas von am Boden, mehr am Boden ging nicht mehr, hinter Neuseeland ausgeschieden und Prandelli hat innerhalb von zwei !!! Jahren eine neue erfolgreiche Mannschaft aus dem Boden gestampft, die vielleicht morgen den Titel holt. Sollen wir 100 Jahre dafür benötigen?
So leicht wie dieses Jahr wird es nie wieder für uns den Titel zu holen, schon gar nicht 2014. Das ist vorbei. Am Ende werden wir uns für 100 Jahre Aufbauarbeit für den deutschen Fußball nix kaufen können.
Wir sind kein Fuballentwicklungsland, wo man jeden kleinen Schritt feiert, wir sind und waren eine der größten , vielleicht die größte, Fußballnation der Welt.
 
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Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Du sagst es (wie der NN-Kommentator ja auch). Die üblichen, erwartbaren Phrasen halt.

Die kommen doch immer, das ist nun wirklich nicht erwähnenswert. das zu erwähnen ist ja gleichfalls fast schon eine erwartbare Phrase...

Zum anderen: Aber wo ist da die Entwicklung? Da hat sich mmn seit 2006 nicht viel getan. Seit dem loben und lieben alle Welt das deutsche Spiel und tatsächlich, die DNM hat sich so auf Platz 3 (plusminus 1) festgebissen. Entwicklung sieht anders aus...
 
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Zum anderen: Aber wo ist da die Entwicklung? Da hat sich mmn seit 2006 nicht viel getan. Seit dem loben und lieben alle Welt das deutsche Spiel und tatsächlich, die DNM hat sich so auf Platz 3 (plusminus 1) festgebissen. Entwicklung sieht anders aus...

So ist es. Spielerisch war es ein klarer Rückschritt zu 2010. Taktisch noch ein Schritt zurück, nachdem man 2008 und 2010 schon keine Einfälle gegen Spanien hatte, hat man sich gegen Italien taktisch noch ins Bein geschossen.
 
"sind": sehe ich auch so. "waren": das wechselte gelegentlich, stimmte aber schon sehr oft.

Was willst du denn jetzt noch entwickeln ? Das " Spielermaterial" ist schon nahezu optimal. Wir haben Spieler von REAL, die taktisch bestens geschult sind, wir haben Spieler von Bayern, die innerhalb von 3 Jahren zweimal im CL-Finale standen etc, und wir verlieren nur deswegen gegen eine italienische Mannschaft , weil deren Trainer alles richtig macht und unser so gut wie alles falsch. Soll man diesen Fehler, der auf der Hand liegt, jetzt wieder zwei Jahre aufarbeiten?
 
Die kommen doch immer, das ist nun wirklich nicht erwähnenswert. das zu erwähnen ist ja gleichfalls fast schon eine erwartbare Phrase...

Passte aber irgendwie so hervorragend zu der fast wortgleichen Phrasendrescherei in obigem Artikel des Board-Betreibers und den nachfolgenden in die selbe Phrasenkerbe hauenden Kommentaren.:isklar:
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Magath schreibt in seiner Kolumne, dass Löw die Mannschaft natürlich spielerisch weitergebracht hat, das kämpferische, das körperbetonte Spiel allerdings vernachlässigt hat. Und die hier (im Thread und Artikel) gebrauchten Metahpern und Beschreibungen meinen ja genau das.

Zitat Magath:
Bei Spielen von zwei nahezu gleichwertigen Mannschaften gewinnt eben immer jene, die mehr Einsatz zeigt, die aggressiver in die Zweikämpfe geht, nicht die, die den schöneren Fußball zelebriert. Die Italiener haben uns vorgemacht, wie man in einem EM-Halbfinale aufzutreten hat: zielstrebig, gierig und körperbetont - und nicht nahezu körperlos wie unsere Elf.
Quelle: Magath-Kolumne zur Fußball-EM - "Das Halbfinale war schon vor dem Anpfiff entschieden" - Fußball - Sport - Hamburger Abendblatt
 
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