Artikel: Der deutsche Fußball und das verlorene Sieger-Gen

André

Admin
Die deutsche Nationalmannschaft vor Jahren gefürchtet wegen Ihrer mentalen Stärke, heute nur noch ein Häufchen Elend. Protokoll einer Mannschaft die gegen große Gegner nicht bestehen kann.

"Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnen die Deutschen", so sagt es eine alte Fußballweisheit. 2012 sieht das anders aus. Erneut reicht es nicht für die ganz großen, obwohl man mal wieder als Favorit gehandelt wurde. Eine goldene Fußball-Generation ohne Titel?

Pirlo sagte gar vor dem Spiel: "Die Deutschen haben Angst vor uns", und er sollte damit Recht behalten. Angst? Die komplette Qualifikation und die ersten 4 Spiele der EM ohne Punktverlust, und da sollen wir Angst haben?

21556
Deutschland-Schreck Balotelli (Foto: noncipossocredere.com)

Ja wir hatten Angst.

Obwohl Löw vor dem Spiel selbstbewusst betonte dass wir agieren statt reagieren wollen, sagte seine Aufstellung bereits vor Anpfiff genau das Gegenteil aus. Löw hatte Angst und statt auf das variable deutsche Offensiv-Spiel aus dem Griechenland-Spiel zu vertrauen rotierte er mit Gomez, Podolski und Kroos gestern die Verlierer in die Mannschaft, oder andersrum mit Reus, Klose und Schürrle setzte er die besten Spieler aus dem Griechenland-Spiel auf die Bank.

Kroos sollte eine Art Manndecker in der gegnerischen Hälfte bilden und Pirlo aus dem Spiel nehmen. Dafür opferte er den gegen Griechenland sehr kreativ und ständig für Unruhe sorgenden Marco Reus. Signal an die Mannschaft: Bisher haben wir immer unser Ding durchgezogen, heute richten wir uns nach dem Gegner. Fehlt gegen große Gegner das Vertrauen in das eigene Können?

Wie dem auch sei, die Taktik ging ziemlich in die Hose, und sehr schnell liefen wir einem Rückstand hinterher. Plötzlich standen mit Khedira, Kroos und Schweinsteiger 3 defensive Mittelfeldspieler auf dem Platz, die die starke italienische Defensive kaum ernsthaft in Gefahr bringen konnten.

Spielwitz, Kreativität, spielerische Klasse?

Es sah völlig anders aus. Die Mannschaft war so verunsichert, dass einfache 5 Meter Pässe nicht mehr beim Mitspieler ankamen. In der Halbzeit wollte Löw seine Fehler korrigieren, was blieb ihm auch anderes übrig, aber da war es natürlich bereits zu spät. Lothar Matthäus (Doku-Darsteller bei VOX) analysierte es ziemlich treffend: "Gegen Italien holst Du keine 2 Tore mehr auf!"

Es war auch nicht das erste mal dass Löw plötzlich seine Ausrichtung in einem wichtigen Spiel ändert und statt weiterhin auf seine Mannschaft zu vertrauen, sich plötzlich nach dem Gegner richtet. Böse Zungen behaupten sogar mit diesem Trainer würde Deutschland nie einen Titel gewinnen.

Aber liegt es wirklich nur an Löw?

Nein, und das muss man ganz klar sagen. Kapitän Philipp Lahm sagte, dass diese Generation endlich einen Titel verdient habe. Das wars aber auch schon. Titel kommen nicht angeflogen und über Lahms Leistung von gestern brauchen wir nicht diskutieren, das gilt übrigens auch für einige andere Führungsspieler.

Wenns drauf ankommt, lassen wir anderen den Vortritt und das ist schade, weil die nötige Qualität im Kader scheinbar vorhanden ist. Aber wir sind im entscheidenden Moment einfach nicht abgezockt genug. Die mentale Stärke vergangener Zeiten scheint völlig zu fehlen.

Und jetzt kommt noch ein interessanter Punkt. Beim zappen bin ich gestern bei Waldis EM Club gelandet, was ja eigentlich verdammt harte Fußballkost ist, aber Fredi Bobic äußerte sich gerade und zog Bilanz was er von dieser EM mitnehmen würde:

Unangepasste Typen statt den netten Jungen von nebenan

Bobic sagte sinngemäß, dass seine Erkenntnis dieser EM sei, dass wir in Deutschland in der Jugend vielleicht nicht unangepasste oder scheinbar durchgeknallte Spieler aussortieren sollten. Man würde ja an Balotelli sehen, dass eine gesunde Mannschaft den ein oder anderen schrägen Vogel verkraften kann, und dass man dann richtig Qualität dazu gewinnen würde.

Mal ehrlich Schweini, Lahm, und Co. gehen als Deutschlands liebste Schwiegersöhne durch. Aber jemand der Sparta verteidigt hat, den stellt man sich irgendwie anders vor. Vielleicht so wie einige Italiener gestern als sie mit voller Inbrunst ihre Nationalhymne gesungen haben?

Da waren Typen zu sehen und Entschlossenheit zu spüren. Jogis Truppe kam da eher wie eine siebte Klasse beim Schulausflug ins nahegelegene Schokoladenmuseum rüber. Wie kleine Jungs die zum ersten mal was großes sehen.

Fazit

Pirlo hatte Recht, Deutschland hatte Angst! Löw hatte die falsche Taktik, und die Einzelspieler haben auch nicht das gebracht was man sich von ihnen erhoffen durfte. Außerdem fehlen echte Typen in der Mannschaft. Aber die hat man ja nach und nach bewusst aus dem deutschen Profifussball verdrängt. Aalglatte Typen hat man sich rangezüchtet, die schon mit 13 lernen wie man sich vor der Kamera bestens verkauft. Wer unangepasst ist, wird aussortiert, dabei sind genau dass die Typen die den Unterschied machen können.

Für die Zukunft kann es nur heißen:

Wir brauchen Mut, wir brauchen Eier, wir brauchen Typen und wir brauchen den Glauben an unsere eigene Stärke!
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Bobic sagte sinngemäß, dass seine Erkenntnis dieser EM sei, dass wir in Deutschland in der Jugend vielleicht nicht unangepasste oder scheinbar durchgeknallte Spieler aussortieren sollten. Man würde ja an Balotelli sehen, dass eine gesunde Mannschaft den ein oder anderen schrägen Vogel verkraften kann, und dass man dann richtig Qualität dazu gewinnen würde.

Das hat Scholl ja auch gesagt. Und ich sehe das auch so. Das gesamte Nachwuchssystem ist für aalglatte Karrieristen (in der Schule sagten wir: Streber ;)) aufgebaut. Nix gegen die, die braucht man auch, das Problem ist aber, das nur solche Spieler durch dieses Nachwuchssystem kommen, alle anderen aber durch das Raster fallen. Die haben aber auch spezielle Qualitäten, die man braucht. Die fehlen aber. Die deutsche Nachwuchsmaschinerie hat da einen Manko. (siehe auch http://www.soccer-fans.de/du-bist-f...a-bundesliga-profis-dies-geschafft-haben.html)
 

André

Admin
Ja ist für mich auch ein ganz großer Punkt. Aber teilweise sind es genau die Leute die sich über fehlende Typen beschweren, die auf der anderen Seite bei jeder Kleinigkeit Skandal schreiben.
Basler, Effe, Völler, Klinsmann egal das waren noch Typen. Die heutigen entscheiden sich doch nur durch Ihr Aussehen und Ihren Namen. Im Interview ist es doch völlig egal ob da Schweini oder Khedira sitzt. Die sagen eh alle das gleiche. Das ganze fehlt mir auch in der Bundesliga. Aber wehe es ist mal einer ein wenig anders, dann wird sich auch gleich medial drauf eingeschossen.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Daher stehe ich auf Balotelli. Der spielt Fußball, weil er Fußball liebt. Und der braucht kein Marketingsprech. Und er ist ein bisschen verrückt. Er sprengt zum Beispiel sein Klo in die Luft. Da sage ich doch: Haha, na und? Ist doch geil, hat Keith Moon auch immer gemacht! Rock and Roll! Lahm erinnert mich dagegen immer an einen Versicherungssachbearbeiter. Klar, die brauch man auch, aber das ist halt unsexy. Und mit 11 Versicherungssachbearbeitern gewinnste keinen Blumentopf. Außer gegen 11 Sparkassenbankkaufmännern. Aber die stellen Prandelli nicht auf und del Bosque auch nicht.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Ich mag das Gebashe auf das Verhalten und das Wesen von Spielern und Trainern nicht und das gilt für jede Richtung.

Balotelli ist ein bunter Vogel, der, seien wir mal ehrlich, in Deutschland zerrissen werden würde ähnlich wie der Kevin-Prince.
Lahm ist kein bunter Vogel, Schweinsteiger sicher auch nicht und viele andere in der Nationalmannschaft ebenso nicht aber das braucht man ihnen nicht vorwerfen. Sie sind halt so wie sie sind.

Es fehlen auch keine "Typen", darunter versteht man hier ja immer nur konservative Assos, sondern es fehlt das eine oder andere "gestande Mannsbild" wie z.B., Achtung: Augenthaler
Das ist mehr eine Frage der inneren Gelassenheit und innerer Überzeugung von seinem Können, denn ein "typenhaftes" Sprücheklopfen und Auftrumpfen.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Das ist ja auch gar kein Vorwurf an die Spieler, Lahm soll jetzt nicht einen auf Flippmaus machen, sondern das ist eine Kritik an der Mannschaftsmischung. Und die ist zu homogen. Es fehlen natürlich nicht nur Paradiesvögel, sondern, da gebe ich Dir recht, auch sowas wie ein Pirlo. Ein alter erfahrener Hase. Augenthaler ist nicht schlecht, ich werfe noch mal Jeremies in den Ring, so ein Beißer, der sich den Schneid nicht abkaufen lässt. Es fehlt auch ein arroganter "Ich bin sowieso der Beste, was wollt ihr denn" Typ. Uns n.v.a. mehr. Man braucht auch nicht alle Typen in der Mannschaft, aber eine Mischung, die positive Reibung (hat Scholl glaub ich gesagt) erzeugt. Und sich am Gegner reibt.
 

Detti04

The Count
Wieviel Titel hat die Nationalmannschaft eigentlich mit den unangepassten Effenberg und Basler gewonnen? Und falls im Fall Basler jetzt jemand mit der EM 96 kommt: Da hat er keine Minute gespielt und die entscheidenden Tore wurden vom ueberbraven Schwiegermutterliebling Bierhoff erzielt.

Ansonsten stimme ich Rupert zu: Man braeuchte mehr "gestandene Mannsbilder". Man muss ja nicht gleich Arschloch sein, um keinen Schiss zu haben und selbstbewusst aufzutreten. Ist halt bloed, dass gerade die Vorzeigespieler, Schweini und Kapitaen Lahm, im entscheidenden Moment anscheinend gerne woanders waeren. Ein paar solcher Spieler gibt es ja (Khedira, Neuer, Hummels), aber diese sind in der Hierarchie vermutlich (noch?) nicht so weit oben, denn oben stehen genau die Verstecker.

EDIT: Voeller "ein Typ"? Tante Kaethe? Also bei aller Liebe, aber auch das war doch Schwiegermamas Liebling, ebenso wie Klinsi.
 
Zuletzt bearbeitet:

André

Admin
Also gestandene Mannsbilder sind für mich durchaus auch "Typen." Bitte nicht falsch verstehen ich brauche niemanden mit komischen Haarfrisuren, oder Paradiesvögel, und auch Lahm und Schweini sollen sich bloß nicht ändern, weil es gar nicht zu ihnen passen würde.
Genau das meine ich ja mit Typen. Die müssen ja nichtmal ne große Fresse haben, aber einfach ihren Mann stehen. Bei Gladbach ist zum Beispiel Stranzl so ein Typ. Alles andere als ein Balotelli, aber ein echter Mann, der immer dahin geht wo es wehtut, der sich überhaupt nicht für wichtig nimmt, der aber den jungen Leuten Halt gibt und eine Richtung vorzeigt.
 

Detti04

The Count
Und der braucht kein Marketingsprech. Und er ist ein bisschen verrückt. Er sprengt zum Beispiel sein Klo in die Luft. Da sage ich doch: Haha, na und? Ist doch geil, hat Keith Moon auch immer gemacht! Rock and Roll!
In dem Fall wird Brasilien bei der naechsten WM nicht zu stoppen sein, denn Breno zuendet gleich sein Haus an.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Der war aber zumindest so emotional und hat ein Loch in ne Gatorade Flasche getreten, würde sich heute niemand mehr trauen, oder denen fehlt heute etwas der Ehrgeiz.

Als er das machte, war sein Stern in der Nationalmannschaft aber schon arg gesunken, wenn nicht untergegangen.
1990 war das ein ganz braver Bursche, der halt das Spiel seines Lebens gegen die Niederlande machte.
 

André

Admin
Als er das machte, war sein Stern in der Nationalmannschaft aber schon arg gesunken, wenn nicht untergegangen.
1990 war das ein ganz braver Bursche, der halt das Spiel seines Lebens gegen die Niederlande machte.
Ok, damals war ich ja noch ziemlich jung. :D Aber als ich das oben schrieb hab ich tatsächlich an die Szene gedacht. Da hat man aber gemerkt, dem macht das was aus, der ist mit Haut und Haaren dabei. Heute fehlt mir das oft, auch in der Bundesliga. Da wird eine Minute nach Abpfiff gegrinst, und 5 Minuten nach Abpfiff hat man schon wieder den 400 Euro teuren Beats by Dr. Dre Kopföhrer aufsitzen.
 

Rupert

Friends call me Loretta
Ach komm. Von mir aus können die den ganzen Tag Musik hören. Tut Balotelli ja auch und der hatte wirklich fette Kopfhörer auf beim Aufwärmen :)

Ich brauch keine "Typen".
Es braucht exzellente Fußballer, die das Kreuz haben, rauszulaufen und zu wissen "Heute geben wir Vollgas, egal was kommt." Da sind die Burschen noch ein Stück von entfernt.
V.a. braucht's aber auch einen Trainer, der genau auch das vermittelt und der der Ausgefuchsteste von allen ist.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Es braucht exzellente Fußballer, die das Kreuz haben, rauszulaufen und zu wissen "Heute geben wir Vollgas, egal was kommt." Da sind die Burschen noch ein Stück von entfernt.
V.a. braucht's aber auch einen Trainer, der genau auch das vermittelt und der der Ausgefuchsteste von allen ist.

Das sind Typen!
 

Ichsachma

Loretta-Spezerl
Der Ruf nach "Arschlöchern" kommt doch auch in der Liga immer dann auf, wenn's nicht läuft. Erstaunlicherweise rufen das oftmals diejenigen, die selbst mal in dieser Gewichtsklasse unterwegs waren. Ich schließe mich da den meisten Vorrednern an. Akzeptanz und Führungsqualität hat nichts mit losen Sprüchen und harter Gangart zu tun.

Herr Pirlo hat höchst subtil jüngst durch einen Elfer und ein Statement über Angst mehr Führungsqualität bewiesen als es jedes denkbare Großmaul und so ziemlich jeder germanische Quergrätscher der Vergangenheit bewiesen hätte.

Auf den aktuellen Kader übertragen heißt das: wenn Schweini fit ist und mental wieder "voll da", dann könnte er der Leader sein, sinniger Weise gepaart mit seinem Nebenmann Khedira und noch mit Neuer. Dass Schweini bisher oft bei wichtigen Spielen abgetaucht ist, finde ich noch nicht bedenklich. Man denke an Loddamaddäus, der auch erst 90 zu voller Blüte reifte, im Alter von 29. Schweini wird 2014 bei der WM auch 29 sein.

Wisst ihr aber, worin ich das Problem sehe?

Führungsqualität, Mut, Stil etc. erringt man durch Erweiterung seines Horizonts. Nicht umsonst waren Lodda, Ichsachma-Andy Brehme und Klinsmann neben Völler die tragenden Säulen auf dem Weg zum Titel. Nicht umsonst hatten die vorher die Heimat verlassen und in Italien ihren Weg genommen.

Bitte das jetzt nicht als Angriff auf den Südstern sehen: aber dort können die Jungs, die da schon ewig spielen, ihren Horizont nicht mehr erweitern. Die dortige Herausforderung ist nämlich im Wesentlichen auf zwei Dinge beschränkt: entweder die Bundesliga beherrschen oder traumatisiert sein vom Vizen.

An Khedira konnte man wunderbar erkennen, was so ein Wechsel ins Ausland bringt. Wenn Schweinsteiger es nicht macht, liegt die Hoffnung auf Götze und Reus. Da wird's dann aber bis 2014 auch nichts mehr.

p.s.: Hummels wäre auch ein Kandidat
 
Zuletzt bearbeitet:

Rupert

Friends call me Loretta
Ha, meine Rede :D
Ich hab' das schadenfrohe Gesülze etlicher, auch hier aus dem Forum, immer in den Ohren, wenn mal ein Spieler nach Spanien oder England geht. Da heisst's dann: Der wird schon sehen, was der davon hat. Der braucht nicht meinen wieder ankriechen zu brauchen, wenn er's nicht schafft. Etc. pp.
 

pauli09

2. Ewige Tabelle "1gg1"
völlich falsche diskussion!
unsere spieler sind technisch (endlich!) und kämpferisch voll in ordnung.
spielerisch sind wir auf einer höhe mit den besten mannschaften.
wenn der trainer allerdings den hüftsteifen und lauffaulen gomez, den leistungsgeschwächten schweini aufstellt, muss man auch mal gegen eine klassemannschaft wie italien verlieren.
 

Detti04

The Count
Der Ruf nach "Arschlöchern" kommt doch auch in der Liga immer dann auf, wenn's nicht läuft. Erstaunlicherweise rufen das oftmals diejenigen, die selbst mal in dieser Gewichtsklasse unterwegs waren. Ich schließe mich da den meisten Vorrednern an. Akzeptanz und Führungsqualität hat nichts mit losen Sprüchen und harter Gangart zu tun.

Herr Pirlo hat höchst subtil jüngst durch einen Elfer und ein Statement über Angst mehr Führungsqualität bewiesen als es jedes denkbare Großmaul und so ziemlich jeder germanische Quergrätscher der Vergangenheit bewiesen hätte.

Auf den aktuellen Kader übertragen heißt das: wenn Schweini fit ist und mental wieder "voll da", dann könnte er der Leader sein, sinniger Weise gepaart mit seinem Nebenmann Khedira und noch mit Neuer. Dass Schweini bisher oft bei wichtigen Spielen abgetaucht ist, finde ich noch nicht bedenklich. Man denke an Loddamaddäus, der auch erst 90 zu voller Blüte reifte, im Alter von 29. Schweini wird 2014 bei der WM auch 29 sein.

Wisst ihr aber, worin ich das Problem sehe?

Führungsqualität, Mut, Stil etc. erringt man durch Erweiterung seines Horizonts. Nicht umsonst waren Lodda, Ichsachma-Andy Brehme und Klinsmann neben Völler die tragenden Säulen auf dem Weg zum Titel. Nicht umsonst hatten die vorher die Heimat verlassen und in Italien ihren Weg genommen.

Bitte das jetzt nicht als Angriff auf den Südstern sehen: aber dort können die Jungs, die da schon ewig spielen, ihren Horizont nicht mehr erweitern. Die dortige Herausforderung ist nämlich im Wesentlichen auf zwei Dinge beschränkt: entweder die Bundesliga beherrschen oder traumatisiert sein vom Vizen.

An Khedira konnte man wunderbar erkennen, was so ein Wechsel ins Ausland bringt. Wenn Schweinsteiger es nicht macht, liegt die Hoffnung auf Götze und Reus. Da wird's dann aber bis 2014 auch nichts mehr.

p.s.: Hummels wäre auch ein Kandidat
In allem absolute Zustimmung. Zustimmung bezugelich Grossmaeulern, Zustimmung bezueglich Pirlo und dessen Loeffelei, Zustimmung bezueglich der Persoenlichkeitsentwicklung in der Fremde. Zustimmung ueberall eben.
 

Detti04

The Count
Ich wuerde bezueglich Sieger-Gen oder besser Mut und Selbstbewusstsein sogar noch weiter gehen und da ein gesamtgesellschaftliches Problem sehen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich sowas schon mal geschrieben: Meiner Meinung nach ist die typische Grundeinstellung eines Deutschen - die Angst.

Ein typisch deutscher Lebensverlauf (und auch Lebenswunsch) sieht doch so aus: Mit spaetestens Mitte 20 hat man ausgelernt bzw. -studiert und hat einen Job, welchen man bis zur Rente weiterbetreiben moechte. Dazu ist man verheiratet und hat ein Haus, in welchem man fuer den Rest des Lebens wohnen will; gegen alles dann noch verbleibende Risiko schliesst man Versicherungen ab. Wenn das also ein typisch deutscher Lebensplan ist, weshalb soll dann ausgerechnet ein Fussballer den Mut aufbringen, fuer eine unsichere Anstellung ins Ausland zu gehen? Verlangt man da von einem deutschen Fussballer nicht etwas sehr Undeutsches?
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Bestes Beispiel dafür ist ja Khedira. Da hat das Gros der Fußballfans wohl gedacht bzw. gesacht, der wird bei Real auf der Bank versauern. Und nun war er mit der beste Mann im deutschen Team und kaum wiederzuerkennen. Ich sach das auch schon immer: Ab ins Ausland zu einem großen Verein, sonst ist die Karriere nicht "vollkommen". Und besonders mutig brauch man da doch gar nicht zu sein. Scon gar nicht als Fußballer.
Ich halte es auch nicht für typisch deutsch, in Germany zu bleiben, sondern ganz im Gegenteil, viele nutzen doch die Möglichkeiten, mal ins Ausland zu gehen und dort ein Praktikum zu machen, zu studieren oder sonst was in der Art. Ist aber natürlich Herkunfts-/Schichtenabhängig.
 

HoratioTroche

Zuwanderer
Lahm ist kein bunter Vogel, Schweinsteiger sicher auch nicht und viele andere in der Nationalmannschaft ebenso nicht aber das braucht man ihnen nicht vorwerfen. Sie sind halt so wie sie sind.
Ihnen nicht, aber denen, die nur so Typen aufstellen.
Es fehlen auch keine "Typen", darunter versteht man hier ja immer nur konservative Assos, sondern es fehlt das eine oder andere "gestande Mannsbild" wie z.B., Achtung: Augenthaler
Das ist mehr eine Frage der inneren Gelassenheit und innerer Überzeugung von seinem Können, denn ein "typenhaftes" Sprücheklopfen und Auftrumpfen.
Und genau solche hatteste in jeder Welt- und Europameisterelf. Eher nicht die Stars, aber die, die den Laden zusammenhielten.Leute, die wissen dass das Leben hinterm Sportplatz weitergeht. Denen geht dann auch kein Arsch auf Grundeis.
 

osito

Titelaspirant
Das Siegergen haben wir schon vor sehr länger Zeit verloren. hinzu kommt das sich die heutige Generation vor Teams wie Spanien und Italien ins Hemd macht. Das fängt bei Fans an und zieht sich durch alle Instanzen beim DFB. Früher ging man raus und sagte sich, die hauen wir weg, unabhängig vom Gegner. Heute bekommt man doch schon Kopfschmerzen wenn man gegen Kroatien spielen muss. Der Respekt der Gegner, uns gegenüber ist auch nicht mehr so groß. Richtige Dreckfresser gibt es auch nicht mehr. Da wird mehr Wert auf Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber gesetzt. Unangenehme Typen werden aussortiert oder gar nicht erst eingeladen. So kommt eins zum anderen und man braucht sich nicht wundern wenn man zwar oben mit spielt, aber an der Spitze nicht mehr ernst genommen wird. Aber selbst das erkennen die Herren ja nicht. Hauptsache die Partie geht weiter.
 

Holgy

Kommischer Foggel
Moderator
Und Lœw (?) sagt dann noch: Titel kann man nicht herbei reden. Aber ich habe den Eindruck, das Reden vom Titel ist bei den D ausgepraegter als die Leistung auf dem Platz..

-- Sent from my Palm Pre using Forums
 
Die Konkurrenz vernebelt uns ja auch die Sinne in dem sie immer die deutsche Mannschaft als quasi "unschlagbar" tituliert, wir glauben es, Löw meinte jetzt noch einen ganz besonderen Schachzug mit Kroos tätigen zu müssen, weil eh nix schief gehen kann, und dann besiegen sie uns hinterrücks.
 

GaviaoDaFiel

Tussi Wagon
Ich wuerde bezueglich Sieger-Gen oder besser Mut und Selbstbewusstsein sogar noch weiter gehen und da ein gesamtgesellschaftliches Problem sehen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich sowas schon mal geschrieben: Meiner Meinung nach ist die typische Grundeinstellung eines Deutschen - die Angst.

Ein typisch deutscher Lebensverlauf (und auch Lebenswunsch) sieht doch so aus: Mit spaetestens Mitte 20 hat man ausgelernt bzw. -studiert und hat einen Job, welchen man bis zur Rente weiterbetreiben moechte. Dazu ist man verheiratet und hat ein Haus, in welchem man fuer den Rest des Lebens wohnen will; gegen alles dann noch verbleibende Risiko schliesst man Versicherungen ab. Wenn das also ein typisch deutscher Lebensplan ist, weshalb soll dann ausgerechnet ein Fussballer den Mut aufbringen, fuer eine unsichere Anstellung ins Ausland zu gehen? Verlangt man da von einem deutschen Fussballer nicht etwas sehr Undeutsches?

Sehr interessant formuliert.
Wobei ich bisher fuer *Angst* immer das Wort *Unvorhersehbarkeit* verwendet habe...was fuer mich nicht unbedingt deckungsgleich mit Angst ist.
 
wenn der trainer allerdings den hüftsteifen und lauffaulen gomez, den leistungsgeschwächten schweini aufstellt, muss man auch mal gegen eine klassemannschaft wie italien verlieren.

Schweinsteiger ist diskutabel. Gomez oder Klose? Das nimmt sich nicht sehr viel. Vielleicht hätte man mal wie andere Nationen auch (Italien/ Spanien) eine echte Sturmalternative mitnehmen sollen.
 

Fussballgott

Best one ever
Wenn das also ein typisch deutscher Lebensplan ist, weshalb soll dann ausgerechnet ein Fussballer den Mut aufbringen, fuer eine unsichere Anstellung ins Ausland zu gehen? Verlangt man da von einem deutschen Fussballer nicht etwas sehr Undeutsches?

Vielleicht weil der "Durchschnittsdeutsche" nicht 500.000+ € Jahresgehalt hat? Wenn ich das Gehalt eines durchschnittlichen Fussballers hätte, würde ich sicherlich anders leben, als mit dem Gehalt was ich eben bekomme.

Gehe ich ins Ausland, habe ich keinen sicheren Job mit diesem Gehalt. Ein Fussballer schon. Und wenn es dort nicht klappt. Na gut. Dann hat er da ein Jahr gutes Geld verdient und geht halt wieder zurück nach Deutschland. Dann bekommt er vielleicht nicht mehr dasselbe Gehalt. Aber zum Leben wird es sicher reichen. Wenn dieser Fußballer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, hat er in dieser Zeit auch schon für sein Leben nach dem Sport vorgesorgt.

Und was zeigt mir das? Wer mit unsicherer Anstellung und 24.000€ Jahresgehalt ins Ausland geht, braucht wohl deutlich mehr Mut als jemand der zu 100% nen Job hat, 500.000+ € Jahresgehalt hat und wenn es dort nicht klappt sicherlich ne andere Anstellung findet.

Gruß FG
 
Oben